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Garzweiler 2000
BUND klagt gegen Tagebau
Garzweiler
Verwaltungsgericht
bap Erftkreis. Das Landesoberbergamt hat den Widerspruch des Bundes für Umwelt und
Naturschutz (BUND) gegen die Zulassung des Rahmenbetriebsplanes für den Tagebau
Garzweiler zurückgewiesen.
Dies teilte der Umweltverband gestern mit. Das Landesoberbergamt habe drei Jahre für die
Bearbeitung des Widerspruches gebraucht.
"Offenbar kann die Industrie
jederzeit mit zügigen Genehmigungen rechnen, während der Behördenreifer bei der
Bescheidung von Widersprüchen der Projektgegner merklich nachlässt", kritisierte
BUND-Sprecher Dirk Jansen.
Das Landesoberbergamt habe in einer 180 umfassenden Stellungnahme die Zurückweisung des
Widerspruches begründet.
Der BUND hatte in seinem Widerspruch bemängelt, dass bei der Zulassung des
Rahmenbetriebsplanes für den Tagebau Garzweiler die Schutzinteressen der 7600 möglichen
Umsiedler und der Klima-, Gewässer-, und Landschaftsschutz nicht ausreichend
berücksichtigt worden seien.
Nachdem das Landesoberbergamt den Widerspruch zurückgewiesen hat, hat der BUND nun Klage
vor dem Verwaltungsgericht Aachen eingereicht, um diesen Bescheid anzufechten.
Das ist erst der Anfang der
Auseinandersetzung vor Gericht. Jansen: "Ich gehe davon aus, dass sich das Verfahren
über mehrere Instanzen erstrecken wird."
Quelle: Kölnische Rundschau 22/12/00
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Erste seperate
Barbarafeier der Bezirksgruppe Garzweiler - Bergingenieure mit Ehrenhäckeln ausgezeichnet
Erste Schicht vor 35 Jahren
Von Oliver Tripp
Frimmersdorf. "Die Bergleute haben eine engen Bezug zur Tradition, die Barbarafeier
gehört dazu", stellte Landrat Werner Stump während der Barbarafeier am Samstagabend
in der Ausbildungsstätte Frimmersdorf fest.
Die Bezirksgruppe Garzweiler im Bezirksverein Rheinische Braunkohle des Rings Deutscher
Bergbauingenieure e.V. hatte zur Feier eingeladen. Gekommen waren rund 250 Gäste unter
ihnen Bergleute, die mit Ehrenhäckeln zur Erinnerung an die erste vor 35 Jahren gefahrene
Schicht ausgezeichnet werden sollten.
"Es ist die 46. Feier, aber die erste hier in Garzweiler", sagte
Bezirksgruppenobmann Ulrich Schramm zur Begrüßung. 45 Jahre lang feierten die
Bergingenieure des Reviers gemeinsam. Dieses Jahr entschloss sich der Vorstand von RWE und
Rheinbraun jedoch lediglich zu einem repräsentativen "Barbaraempfang" im
Schloss Paffendorf.
Die Barbarafeier der Bergingenieure wird zukünftig jede Bezirksgruppe separat feiern. So
begingenam Samstagabend zeitgleich auch die Bergbauingenieure in Inden ihr Fest zu Ehren
der Schutzpatronin.
Die neue Regelung trifft nicht nur auf Zustimmung. "Die Barbarafeier war für uns
reserviert und diente vor allem dazu, unsere Kollegen zu treffen und zwar
bezirksübergreifend", sagte Willi Havemann.v Es sei ein wertvolles Treffen für die
Bergleute gewesen, zumal es in Gesprächen auch inhaltlich zur Sache gegangen sei.
Beschwerden über die separate Handhabung der Feiern würden sicher noch an den Vorstand
herangetragen werden, meinte ein anderer Gast.
Einen Bruch mit den Traditionen sah Ulrich Schramm aber nicht, es gebe die Barbarafeier ja
weiterhin, wenn auch auf lokaler Ebene. Zum Ausgleich für den "Barbaraempfang"
im Schloss am Feiertag der Schutzpatronin habe es zusätzlich Barbaramessen gegeben.
"Ich würde gerne einen Bergmannsabend einführen, also ein Treffen für die
Bergleute des ganzen Reviers. Aber das ist meine ganz persönliche Vorstellung",
sagte der Bezirksgruppenobmann.
Neben der Rede von Tagebaudirektor Helmut Beißner, dem Berggeist und dem Chor der
Bergleute rundete die Häckelverleihung die Feier der Bezirksgruppe ab. Gunter Schlosser,
Alfred Schlangen und Heinz Robertz wurden von Schramm ausgezeichnet. Die Jubilare Martin
Schiffer, Paul Aretz und Peter Weihrauch waren nicht zur Ehrung gekommen.
Quelle: Kölnische Rundschau 11/12/`00
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Kritik an Bergamt
Naturschützer klagen gegen Garzweiler II
Aachen/Düsseldorf (an-o/dpa). Der NRW-Landesverband des Bundes für Umwelt und
Naturschutz (BUND) hat am Dienstag eine Klage gegen den Rahmenbetriebsplan Garzweiler II
angekündigt.
Der BUND werde am Freitag die landesweit erste Verbandsklage beim Verwaltungsgericht
Aachen einreichen, erklärte BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen am Dienstag in Düsseldorf.
Das Landesoberbergamt habe den Widerspruch des BUND zwei Jahre nach Eingabe noch nicht
beschieden, kritisierte Jansen. Obwohl damit die rechtskräftige Zulassung für Garzweiler
fehle, beginne man bereits mit den Vorbereitungen für die Umsiedlung. Aus diesem Grund
wolle der BUND nicht mehr länger auf den Bescheid warten.
Quelle: Aachener Nachrichten 28.11.2000
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Nach der Auskohlung des Braunkohletagebaus Garzweiler I Iaufen die Keller im Dorf
Kleinenbroich mit Grundwasser voll. Die Bewohner machen die Stadt verantwortlich, die das
Problem vernachlässigt habe. Heute demonstrieren sie vor dem Landtag
von PASCAL BEUCKER
Schwarze Tücher an den Türen der roten Einfamilienhäuser sind die ersten Anzeichen:
Im Dorfer Feldweg in Kleinenbroich braut sich etwas zusammen. Im Wohnzimmer von Gisela
Holzapfel organisieren sechs Frauen den Aufstand. Demonstrationserfahrungen? Die Frauen
vom "Grundwasser-Demo-Team" schütteln ihre Köpfe. Es wird also eine Premiere
sein: Heute ziehen sie zusammen mit über tausend weiteren Frauen und Männern aus dem
10.330-Einwohner-Ort ins benachbarte Düsseldorf, um vor dem Landtag für die Rettung
ihrer Häuser zu demonstrieren.
Hier, im Einzugsbereich des Rheinischen Braunkohletagebaus Garzweiler I, wurde die
Grundwasseroberfläche seit Ende der 50er-Jahre durch Sumpfungen künstlich abgesenkt - um
bis zu zehn Meter. Inzwischen ist der Tagebau weitergezogen. Nun steht die Renaturierung
an. Das Grundwasser steigt allmählich wieder auf seinen natürlichen Stand. Doch darauf
sind viele der erst in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren gebauten Häuser in dem
Korschenbroicher Stadtteil nicht vorbereitet. Spätestens 2005 wird es ungemütlich.
"Wir werden 1,79 Meter Wasser im Keller haben", sagt Yvonne Rösch. Sie
befürchtet, dass ihr Haus schon im kommenden Frühjahr aufgrund der aufsteigenden
Feuchtigkeit von toxischen Schimmelpilzen befallen werden könnte. Gegen die ist ihre
sechsjährige Tochter allergisch. "Dann werden wir ausziehen müssen", sagt die
38-Jährige.
In den letzten Wochen haben Yvonne Rösch, Gisela Holzapfel und ihre Mitstreiterinnen
Marita Brunsbach, Carmen Büttner, Julia Eichin und Anja Kaiser Tausende Flugblätter
verteilt. Und sie haben zahlreiche Transparente und Plakate gemalt: "Unsere Stadt
ertrinkt", "15 Jahre geträumt", "Das Wasser darf nicht weiter
steigen" und "Wir fordern: trockene Keller jetzt und später".
Die Resonanz aus der Bevölkerung sei groß, berichtet Julia Eichin. Sogar
Korschenbroichs berühmtester Einwohner, Berti Vogts, habe sich mit ihnen solidarisch
erklärt. Eichin zog vor zehn Jahren zusammen mit ihrem Mann Thomas - damals noch
Fußballbundesliga-Spieler im benachbarten Mönchengladbach - in den Dorfer Feldweg. Das
hätten sie nie getan, wenn sie das Problem gekannt hätten. "Wir werden hier im
Prinzip enteignet." Was sei das sonst, wenn ihr Haus unbewohnbar und wertlos werde?
Verantwortlich macht sie die Stadt und den Kreis Neuss, zu dem Korschenbroich gehört.
"Unsere Kommunalpolitiker haben fünfzehn Jahre gepennt, jetzt sollen wir
zahlen", empört sich die zweifache Mutter.
Bereits 1985 warnte der Technische Beauftragte der Stadt in einem Schreiben an den
damaligen Bürgermeister: Sollte Rheinbraun jemals seine Sümpfungsmaßnahmen beenden,
dann könnten wohl alle nach dem Krieg gebauten Keller zu Schwimmbecken umfunktioniert
werden. Auch in einem von der Stadt 1986 in Auftrag gegebenen Gutachten wird auf die
Gefahr hingewiesen. Doch die Stadtoberen Korschenbroichs sahen keinen Handlungsbedarf. Es
gab weder Schutzmaßnahmen noch Hinweise in den Bebauungsplänen. Weiterhin wurden
unverdrossen Baugenehmigungen ohne entsprechende Auflagen erteilt. Es sei nicht Aufgabe
der Bauaufsicht, die Frage zu beantworten, wie sich das Grundwasser entwickeln werde, sagt
Kreisdirektor Hans-Jürgen Petrauschke. Auch der Korschenbroicher CDU-Fraktionschef
Friedel Hertel hält die christdemokratisch regierte Stadt nicht für verantwortlich:
"Aus unserer Sicht sind Bauträger, Architekten und in erster Linie das Land als
Genehmigungsbehörde des Tagesbaus heranzuziehen."
Gisela Holzapfel hält das für einen plumpe Ausrede: "Die wollen nur von ihrem
Versagen ablenken und sich vor den Konsequenzen drücken." Durch den geplanten
Braunkohletageabbau Garzweiler II verschärft sich das Grundwasserproblem noch. Weitere
Einleitungs- und Versickerungsmaßnahmen werden nötig sein. "Dann bleibt uns noch
weniger Zeit", befürchtet Hubert von Grabczweski, Bürgervertreter in der
städtischen Grundwasserkommission. "Das wäre der Ruin für etwa 3.000 Häuser im
Korschenbroicher Stadtgebiet."
Die Betroffenen hoffen nun auf die Hilfe der Landesregierung, insbesondere von
Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne). Von ihr erwarten sie finanzielle Unterstützung
für Sicherungsmaßnahmen und die Einrichtung eines Grundwassermanagements, das den
Wasserstand auf einem ungefährlichen Niveau stabilisieren kann. "Wir sind doch
gefangen", klagt Carmen Büttner. "Versuchen Sie mal, hier ein Haus zu
verkaufen!" Bei ihr steht das Wasser nur noch 75 Zentimeter unter dem Keller.
Quelle: taz Nr. 6309 vom 29.11.2000, Seite 9, 154 Zeilen TAZ-Bericht PASCAL BEUCKER
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Fauna-Flora-Habitat-Richtline
BUND klagt nun gegen Garzweiler II
Neue Runde im Streit um den geplanten Aufschluss des Tagebaus Garzweiler II. Der Bund für
Umwelt und Naturschutz in Nordrhein-Westfalen (BUND), will den Ende 1997 genehmigten
Rahmenbetriebsplan für den Tagebau beim Verwaltungsgericht Aachen anfechten. Der BUND
wird am Freitag die landesweit erste Verbandsklage einreichen. Bis vergangenen April
konnten nur Betroffene vor Gericht ziehen. Die Naturschützer berufen sich auf Verstöße
gegen die Fauna-Flora-Habitat-Richtline (FFH) der Europäischen Union. Sie sehen die dort
verbrieften Rechte Betroffener sowie Umweltschutzbestimmungen verletzt. Erklärtes Ziel
ist es, den Tagebau, der im Jahre 2006 aufgeschlossen werden soll, zu verhindern. Den
Rheinbraun-Kohlebaggern müssten zwölf Ortschaften mit 7600 Einwohnern weichen. Gleich
nach der Genehmigung des Rahmenbetriebsplans hatten der BUND und 2000 Betroffene im Januar
1998 Widerspruch eingelegt. Auf Antwort wartet der BUND allerdings bis heute.
Günter Korte, Sprecher des Landesoberbergamtes in Dortmund erklärte gestern, dass die
letzten Bescheide in zwei bis drei Wochen zugestellt werden. Freuen werden sich die
Naturschützer darüber voraussichtlich nicht. Korte deutete nämlich an, dass die
Widersprüche gegen den Betriebsplan wohl zurückgewiesen werden. Ob der BUND dann
allerdings mit einer Verbandsklage durchkommt, ist fraglich. Noch im April hatten SPD und
Grüne in Düsseldorf am Landschaftsgesetz herumgefeilt und die Verbandsklage für
Naturschutzorganisationen auf Wunsch von Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD)
eingeschränkt - jedenfalls soweit es laufende Verfahren betrifft. Doch dem BUND stehen
auch noch andere Wege zum Gericht offen. Die Naturschutzorganisation ist nämlich selbst
betroffen, denn sie besitzt im Tagebaugebiet Grundstücke.
Ein Sprecher des Bergbau-Unternehmens Rheinbraun sieht dem Gerichtsstreit gelassen dennoch
entgegen. "Wir sehen keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Genehmigungsgrundlage in
Zweifel gezogen werden könnte." Ein Ziel wird der BUND aber voraussichtlich
erreichen. Solange über Klagen - auch die Stadt Erkelenz will vor Gericht ziehen - nicht
entschieden ist "kann der Rahmenbetriebsplan nicht in Kraft treten", heißt es
beim Oberbergamt.
QUELLE. Kölner Stadt Anzeiger 29/11/00
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"Keine Anwälte von
Großunternehmen"
Als Chef der Kölner Bezirksregierung ist der Regierungspräsident (RP) an vielen
Entscheidungen beteiligt, die den Erftkreis betreffen. Beim RP ist die Geschäftsstelle
des Braunkohlenausschusses ansässig, die Behörde ist für das regionale Abfallkonzept
zuständig und überwacht als obere Kommunalaufsicht Personalentscheidungen. Der
"Kölner Stadt-Anzeiger" sprach mit Jürgen Roters über diese Themen.
Herr Roters, Sie sind jetzt ein Jahr im Amt und waren schon mehrmals im Erftkreis. Wie
gefällt es Ihnen dort?
Roters: Gut. Der Erftkreis ist vielfältig, er war einer der ersten Kreise, die ich
besucht habe. Dabei habe ich lange Gespräche mit dem Landrat geführt. Ich war bei einer
Veranstaltung zum 25-jährigen Bestehen des Kreises. In Brühl bin ich schon häufiger
gewesen. Mir gefällt der ländliche, eigenständige Charakter so nahe an der Großstadt.
Ihr Vorgänger im Amt galt als ein Verfechter der Braunkohle. Gilt das auch für Sie?
Roters: Ich kann nicht beurteilen, ob mein Vorgänger ein Verfechter der Braunkohle war.
Er hat dazu beigetragen, die Ziele der Landesregierung umzusetzen. Ich verstehe mich in
besonderer Weise als jemand, der eine Verwaltung leitet. Da geht es nicht in erster Linie
darum, politische Äußerungen zu einem Thema zu machen, sondern das, was gesetzlich
festgelegt ist, fachlich ordentlich umzusetzen und nach Recht und Gesetz zu verfahren. Da
muss man nicht immer irgendwie eine Fahne vor sich hertragen.
Die Gegner des Tagebaus Garzweiler II fordern eine Überprüfung der Grundannahmen, die
zur Genehmigung des Tagebaus geführt haben. Wird das geschehen?
Roters: Wir müssen unterscheiden zwischen einer energiewirtschaftlichen und einer
energiepolitischen Seite. Auf der energiewirtschaftlichen Seite stehen die Entscheidungen
des Unternehmens. RWE Rheinbraun hat den Braunkohlenplan und den Rahmenbetriebsplan als
Grundlage - beide sind genehmigt. Das Unternehmen hat dargestellt, dass sich der
Kohleabbau rechnet. Die andere Seite ist die energiepolitische Einschätzung. Da gilt,
auch gerade vor dem Hintergrund der Energiepreise, nach wie vor die Grundaussage der
Landesregierung, dass die Braunkohle ein wichtiger heimischer Energieträger ist, der zur
Versorgungssicherheit beträgt. Dies ist eine politische Entscheidung, die im Konsens der
großen Parteien getroffen wurde. RWE hat Kapazitäten stillgelegt, aber keine
Braunkohlekraftwerke. Daraus kann man schließen, dass Rheinbraun weiter an der
Verstromung mit Kohle festhält.
Dennoch sieht die Genehmigung ja eine Überprüfung der Grundannahmen vor.
Roters: Die Grundannahmen werden auch immer wieder überprüft. Zum Beispiel, wenn die
Umsiedlung konkret wird. Bevor die Pläne umgesetzt werden, muss man sich noch einmal
vergewissern. Deshalb muss man aber nicht jeden zweiten Tag sagen: Dieser Standort ist
noch da.
Befürchten sie nicht, dass ein Gericht den Tagebau noch stoppen könnte, so wie im
sächsischen Heuersdorf?
Roters: Das kann man nicht vergleichen. Das Verfassungsgericht Sachsen hat festgestellt,
dass energiewirtschaftliche Sachfragen zwar angesprochen, nach Auffassung des Gerichts
aber nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit diskutiert wurden. Dem tragen wir dadurch
Rechnung, dass wir dem Braunkohlenausschuss dringend empfohlen haben, sich mit diesen
energiewirtschaftlichen Fragen im Umsiedlungsverfahren zu befassen. Als letzten
Verfahrensschritt gibt es im Rahmen der Genehmigung durch die Landesregierung nochmal die
Überprüfung der energiewirtschaftlichen Notwendigkeiten.
Wie bewerten Sie die Absicht der Stadt Erkelenz, gegen den Braunkohlenplan für Garzweiler
II zu klagen?
Roters: Wir haben viel Zeit darauf verwendet, die Sache rechtssicher zu machen. Zwei
Klagen sind bereits abgewiesen worden. Aber wir haben ja nicht nur die Verantwortung für
ein ordnungsgemäßes Verfahren, sondern auch dafür, dass mit den Grundrechten der
Menschen, die dort umgesiedelt werden sollen, richtig umgegangen wird. Wir sind nicht
Vollzugsinstrument eines Unternehmens, wir sehen es als zwingend notwendig an, kritisch
abzuwägen. Behörden in der staatlichen Mittelinstanz sind nun einmal dazu da,
Großprojekte zu beurteilen und darüber zu entscheiden. Deshalb sind wir aber noch keine
Anwälte von Großunternehmen. Man kann es nicht allen recht machen im magischen Dreieck
von Energie, Umwelt und Sozialem. In der Öffentlichkeit allerdings ist ein schiefes Bild
entstanden. Die Verhandlungen mit großen Unternehmen sind längst nicht so harmonisch,
wie manch' einer denkt. Da knallt es auch schon mal.
Vor einigen Wochen gab es eine Überraschung im Zusammenhang mit der Abfallentsorgung im
Erftkreis. Zuerst waren sie mit Landrat Stump für eine europaweite Ausschreibung der
Entsorgung, dann haben sie kurzfristig entschieden, dass nicht ausgeschrieben werden muss.
Wie kam es dazu?
Roters: Zunächst war die Verteilung zwischen dem Hausmüll und dem Gewerbemüll nicht
klar. Das ging aus den Unterlagen nicht hervor. Grundsätzlich gilt, dass Hausmüll
ausgeschrieben werden muss, Gewerbemüll aber nicht. Deshalb konnten wir dem bestehenden
Vertrag zwischen dem Kreis und der Firma Trienekens über die Verbrennung von Gewerbemüll
doch zustimmen. Das stellte sich aber erst relativ kurzfristig heraus.
Die Entsorgung von Hausmüll muss also europaweit ausgeschrieben werden?
Roters: Ja. Aber der Abfallentsorgungsplan sieht die Zuordnung bestimmter Regionen zu
bestimmten Anlagen vor. Es kann sich also für den Erftkreis ein portugiesischer
Unternehmer bewerben, er muss den Abfall aber zur Verbrennung nach Köln oder Weisweiler
bringen. Die Entsorgung muss regional stattfinden, um zu verhindern, dass es zu
Mülltourismus kommt.
Widerspricht das nicht dem gewünschten Wettbewerb in der EU?
Roters: Die Entsorgung soll natürlich so kostengünstig wie möglich sein, da hilft
Wettbewerb. Auf der anderen Seite darf sie aber nicht zu ökologischen Belastungen und
damit zu Folgekosten führen. Es kann nicht sein, dass Müll aus Finnland in Sizilien
verbrannt wird. Das sagt auch die entsprechende EU-Richtlinie zum Abfall.
Der Abfallentsorgungsplan ist also mit EU-Recht vereinbar?
Roters: Ja, das ist geprüft worden, und wir möchten auch daran festhalten. Das ist auf
diesem Sektor anders als bei der Ausschreibung des Personennahverkehrs.
Wie stark wird der europäische Wettbewerb die Zukunft des öffentlichen
Personennahverkehrs bestimmen?
Roters:Aufträge müssen zunehmend ausgeschrieben werden. Wir sind dabei, mit den
kommunalen Aufgabenträgern ein Konzept für die Linienführung für Busse und Bahnen zu
erarbeiten. Die Linien sollen bis 2005 neu geordnet werden. Dann können Linienbündel
ausgeschrieben werden. Damit wollen wir verhindern, dass sich private Unternehmen die
Rosinen, also die lukrativen Strecken, herauspicken und die öffentliche Seite unrentable
Strecken, etwa bei Bussen, bedienen muss.
Sie haben Landrat Werner Stump gebeten, die Qualifikation des in Hürth gewählten
Dezernenten Gerd Fabian zu überprüfen. Auch eine andere Personalentscheidung, die
Besetzung der Geschäftsführung bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Erft mit
Anne Schmitt-Sausen, ist umstritten. Haben Sie den Eindruck, im Erftkreis wird
geklüngelt?
Roters: Ich bin immer dagegen, derart pauschale Urteile zu fällen. Man muss sich das ganz
genau anschauen und prüfen, wie die rechtlichen Voraussetzungen sind. Die Gemeindeordnung
sieht eben vor, dass Beigeordnete bestimmte Anforderungen erfüllen, Erfahrung in der
Kommunalverwaltung oder Verwaltung insgesamt vorweisen können. Wir sind der Auffassung,
dass der vorgesehene Beigeordnete diese Qualifikation nicht erworben hat - soweit wir es
bislang beurteilen können. Die Vorschriften der öffentlichen Ausschreibung gelten aber
nicht für Geschäftsführer von kommunalen Unternehmen. Es ist eine Aufgabe der
kommunalen Selbstverwaltung darauf zu achten, dass dort qualifiziertes Personal vorhanden
ist. Darüber muss auch die Öffentlichkeit wachen, auch die Zeitungen.
Wer entscheidet im Fall Fabian?
Roters: Der Landrat.
Und wenn Ihnen die Entscheidung als obere Kommunalaufsicht nicht behagt?
Roters: Dann werden wir darüber reden müssen.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 21/11/00
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Gestern Abend
beschlossen Mitarbeit der Stadt bei der Umsiedlung
ERKELENZ (RP). Der Hauptausschuss hat`s in der
vergangenen Woche empfohlen (s. RP vom 19. Oktober),
der Rat hat`s gestern Abend gegen die acht Stimmen von
Grünen, UWG und Bürgerpartei beschlossen: Die Stadt
wird an der vom Braunkohlenausschuss eingeleiteten
Umsiedlung von Borschemich, Immerath, Pesch und
Lützerath mitarbeiten - "um hier zu helfen und um
Fehlentwicklungen zu vermeiden", wie es im Beschluss
hieß.
Und: "Selbstverständlich werden wir jede realistische Chance
suchen und nutzen, das Projekt zu verhindern." Gleichzeitig
wird die Landesregierung zur Überprüfung der
energiewirtschaftlichen Grundannahmen des
Braunkohlentagebaus aufgefordert sowie zur unverzüglichen
Veröffentlichung des neuen Zlonicki-Gutachtens zur
Sozialverträglichkeit. In einer turbulenten Sitzung mit
teilweise chaotischem Abstimmungsverfahren forderten vor
allem die Grünen vehement, die Mitarbeit zu verweigern und
zunächst eine Bürgerbefragung durchzuführen. Über
Einzelheiten berichten wir morgen.
Rheinische Post 24.10.2000 Von FOLKMAR PIETSCH
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Fraktionschef: Hachen nicht das
Rederecht entzogen
Erkelenz. Der Erkelenz CDU-Fraktionsvorsitzende Heinz Küppers hält die
Aufregung um die Ankündigung von Gerd Hachen, sich erst einmal aus der Politik
zurückzuziehen und sich mehr auf den Widerstand gegen den Braunkohletagebau
Garzweiler II zu konzentrieren, für «völlig überzogen».
Hachen hatte nicht mehr für den Vorsitz des CDU-Ortsverbandes Erkelenz
kandidiert und damit auch sein Amt als stellvertretenden
CDU-Stadtverbandsvorsitzender aufgegeben. «Ich habe mich nach der
Versammlung mit Hachen sehr ausführlich unterhalten. Sein Entschluss stand
schon seit Anfang September fest. Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm», betonte
Küppers, der sich gegenüber unserer Zeitung auch zu dem Vorwurf äußerte, er
habe Hachen als Sprecher der Vereinten Initiativen im Hauptausschuss das Wort
entziehen wollen.
«Die Geschäftsordnung erlaubt nicht, dass man eine verfasste Meinung vorliest.
Und Hachen hat ein Papier vorgelesen», erklärte Küppers seine Vorgehensweise.
Den Entschluss von Hachen wollte Küppers nicht kommentieren, führte aber aus,
dass Hachen als Privatmensch sehr angenehm und als Christdemokrat sehr
engagiert sei.
«Als Sprecher der Bürgerinitiativen gegen den Tagebau Garzweiler II habe es
natürlich Differenzen in der Sache gegeben. Aber der Entschluss, im
Hauptausschuss für eine Beteiligung der Stadt an der Umsiedlungsplanung zu
stimmen, ist auf einer breiten Parteibasis entstanden. Mehr Demokratie kann man
nicht garantieren», so Küppers.
Erkelenzer Zeitung 22.10.2000 Thomas Wenkert, 22.10.2000
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Vorsitzender scheitert am
Interessenkonflikt
Erkelenz. Gerd Hachen ist nicht mehr Vorsitzender des CDU-Ortsverbands
Erkelenz. Einen «gravierender Meinungsunterschied» zur Führungsspitze der
Partei gab er neben familiären und privaten Problemen als Grund für seine
Entscheidung an.
Deshalb kandidierte Hachen nicht mehr für den Vorsitz auf der
Mitgliederversammlung am Donnerstag in der Oerather Mühle.
Es ist die Haltung der Partei zum Umsiedlungsplan Garzweiler II, mit der Hachen
sich nicht einverstanden erklären kann. Die CDU setzt sich dafür ein, dass die
Stadt an der Planung der Umsiedlung mitarbeite, wenn diese sich nicht verhindern
lässt. Hachen, auch Sprecher der Vereinten Initiativen gegen den
Braunkohletagebau, lehnt jede Beteiligung der Stadt an der Umsiedlung ab.
Als Vorsitzender des Ortsverbands Erkelenz war Hachen zugleich einer von drei
stellvertretenden Vorsitzenden des Stadtverbands. Dieses Amt könne er bei einer
solchen Meinungsverscheidenheit mit der Partei in einer derart gravierenden Frage
nicht ausüben. "Die Glaubwürdigkeit lässt ein Weitermachen nicht zu", sagte
Hachen . Deswegen habe er den Entschluss gefasst, als Vorsitzender des
Ortsverbandes nicht mehr zu kandidieren.
Hachen bleibt aber weiterhin CDU-Mitglied und wurde als einer der
stellvertretenden Vorsitzenden der Ortsgruppe wiedergewählt. Sein Nachfolger
wurde Werner Engels.
Neben Hachen wurden Karin Mainker und Harald Schlösser als stellvertretende
Vorsitzende gewählt. Rolf Evertz ist neuer Schriftführer. Von der Frauen-Union
wurde Marlene Frings in den Vorstand entsendet, von der Senioren-Union Peter
Steigels, und von der Jungen Union Verena Fitz.
Martin Schaaf und Wilfried Ciupa wurden für 25 Jahre in der Partei geehrt. Gerhard
Hamacher erhielt eine Ehrung für 40-jährige Mitgliedschaft, Maria Hages für 45
Jahre. 50 Jahre in der CDU ist Josef Fedler. Er wurde für dieses halbe Jahrhundert
in der Partei besonders geehrt.
Die vergangene Amtszeit sei vor allem von einem «Wahlmarathon» geprägt
gewesen, erklärte Hachen in seinem letzten Bericht als Vorsitzender. Die
Kommunalwahl habe einen Großteil der Arbeit beansprucht. Dabei hätten alle
Kandidaten ihr Mandat geholt, alle Wahlkreise seien gewonnen worden. Dieses
Ergebnis, auf das die CDU stolz sein könne, wurde durch den Verlust des
Bürgermeisteramts getrübt, führte der bisherige Vorsitzende aus.
Erkelenzer Zeitung 20.10.2000 20.10.2000
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Hachen zieht sich bei der CDU
in zweite Reihe zurück
Erkelenz. Gerd Hachen ist nicht mehr Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes. Er
lehnte eine erneute Kandidatur ab, weil er nicht «als ständiges Problem in der
Außendarstellung der CDU» auftreten will.
Mit seiner «Dreifachfunktion» als Ortsverbandsvorsitzender, stellvertretender
Stadtverbandsvorsitzender und Sprecher der Bürgerinitiativen gegen Garzweiler II
ist Hachen gescheitert. «Ich möchte damit zeigen, dass ich mich nicht verbiegen
lasse», erklärte er gegenüber unserer Zeitung.
Sein Entschluss stand schon seit mehreren Wochen fest. Gefestigt wurde dieser
von der Haltung der CDU in der Frage Garzweiler II. «Es war für ihn eine
schwierige Position», meinte die CDU-Fraktionsgeschäftsführerin Anne Dulies.
Hachen wollte nicht, dass sich die Stadt an der Umsiedlungsplanung der Orte
Borschemich, Immerath, Pesch und Lützerath beteiligt, seine Partei sah dies aber
anders.
Es war wohl der CDU-Fraktionsvorsitzende Heinz Küppers, der das Fass zum
Überlaufen brachte. Küppers wollte Hachen als Sprecher der Initiativen im
Hauptausschuss das Wort entziehen. «Das war ein Eklat», so Anne Dulies.
Hachen wollte sich dazu nicht äußern: «Diesen Punkt werde ich mit Heinz
Küppers bereden. Aber das war für mich nicht nachvollziehbar und für das Amt
eines Politikers nicht tragbar.» Hachen zieht sich in die zweite Reihe der CDU
zurück, wird aber bei den Tagebaugegnern in der ersten Reihe stehen.
Erkelenzer Zeitung 20.10.2000 Thomas Wenkert, 20.10.2000
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Empfehlung
zur Teilnahme am Umsiedlungsverfahren
Ungewissheit macht schwer zu schaffen
Holzweiler (an-o/en). Im Bezirksausschuss Holzweiler / Immerath /
Borschemich stand die Beschlussempfehlung des Hauptausschusses die
Stadt bei der Umsiedlungsplanung der Ortschaften Borschemich, Immerath,
Lützerath und Pesch mit einzubeziehen, in der Diskussion.
Trotz ungebrochenen Widerstandes gegen Garzweiler II sprach sich Willi
Goertz, Holzweiler, am Donnerstag Abend in der alten Schule für die
Entscheidung des Hauptausschusses aus. Ratsherr Rainer Merkens
ergänzte, der Umsiedlungsplan werde von der Bezirksregierung gemacht.
Beim Mitwirken der Stadt können somit Anregungen und Interessen der
betroffenen Bürger in die Planung eingebracht werden.
"Größtmögliche Hilfe"
Dazu meinte Günter Plugge, Holzweiler, auf diesem Weg könne die Stadt bei
einer möglichen Umsiedlung die Bürger begleiten, die preisgünstigsten
Umsiedlungsstandorte ermitteln und Planungsanschlüsse vorbereiten. Den
Beschluss des Hauptausschusses, der noch den Rat passieren muss,
begründete Rainer Merkens so: "Wir können die Bürger in dieser Situation
nicht im Stich lassen und ihnen auf diesem Weg die größtmögliche Hilfe
zukommen lassen."
Matthias Jünnemann, Immerath, verlangte eine bessere Information der
Bürger über den jeweiligen Stand der Dinge. Die Ungewissheit mache den
Bürgern in den betroffenen Orten schwer zu schaffen. Dem stimmte auch
Gisela Berger, Immerath, zu.
Bei einer Begehung hatte die Verwaltung im nicht kanalisierte Borschemich
festgestellt, dass Abwässer in den Regenkanal geleitet wurden, die ihn
somit zum Schmutzwasserkanal machten. Daraufhin wurden die Bürger
schriftlich darauf hingewiesen, dass Abwässer nur über hauseigene
Kleinkläranlagen abgeführt werden dürfen. Dieses Schreiben sorgte für
große Aufregung. Jetzt, wo die Umsiedlungsphase eingeleitet wurde, wollen
die Bürger eine klare Antwort, ob es noch Sinn macht, Kläranlagen zu
bauen. Zum Teil verfügen die Häuser über solche Anlagen.
Aacherner Nachrichten: Nachrichten aus Erkelenz 20.10.2000
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Porada:
Grundannahmen von 1995 gelten nach wie vor Überprüfung gefordert
Referenten: Garzweiler II nötig - Unmut
bei Zuhörern
ERKELENZ (RP). Die Genehmigung von Abbau-Teilplänen
für die Umsiedlung "muss mit dem energiewirtschaftlichen
und energiepolitischen Erfordernis des
Braunkohlenbergbaus in Einklang stehen": Das steht in der
Genehmigung des Braunkohlenplans Garzweiler II durch
die Landesregierung von März 1995. Da seitdem mehr als
fünf Jahre vergangen sind und durch die Liberalisierung
des Strommarktes und damit verbundener Ankündigung
von Kraftwerks-Stilllegungen durch das RWE eine neue
Situation entstanden ist, wird die Stadt Erkelenz nach
Beschluss des Hauptausschusses, wie die RP gestern
berichtete, vom Land eine Überprüfung der
energiewirtschaftlichen Grundannahmen fordern.
Für die Referenten im Hauptausschuss - Ministerialrat
Klaus-Willi Schumacher vom NRW-Wirtschaftsministerium,
Dieter Porada von der Bezirksregierung Köln und
Rheinbraun-Tagebaudirektor Matthias Hartung - gab es keine
Zweifel an der energierwirtschaftlichen Notwendigkeit von
Garzweiler II: Womit sie teilweise lautstarken Unmut bei den
zahlreichen Zuhörern hervorriefen.
Braunkohleanteil steigt bis 2020
Unter Hinweis auf das jüngste Prognos-Gutachten ging
Schumacher mit einem Zahlen-Wust auf die Entwicklung auf
dem Strommarkt ein und kam zu dem Schluss, dass der
Braunkohle-Anteil an der Stromerzeugung (vor allem wegen
des Kernenergie-Ausstiegs) von 25,7 Prozent (1997) zwar bis
2010 auf 24,5 Prozent sinken, bis 2020 aber auf 27,5 Prozent
steigen werde.
Den Einwurf von Gerd Hachen (Vereinte Initiativen gegen
Garzweiler II), bis zum Ausstieg in 32 Jahren gebe es also
genug Strom aus Kernkraftwerken - "darüber soll die
Landesregierung nachdenken, bevor tausende Menschen
ihrer Heimat beraubt werden" - ließ Schumacher nicht gelten.
Im Jahr 2020 sei die Kernkraft nur noch zu neun Prozent an
der Stromerzeugung beteiligt; heute seien es 31 Prozent.
Zu den jüngsten RWE-Mitteilungen über
Kraftwerksstilllegungen betonte Schumacher, dass es sich um
alte, nicht ausgelastete Steinkohleund Gaskraftwerke
handele. Die Braunkohlekraftwerke seien dagegen nach wie
vor energiepolitisch notwendig und würden vom RWE mit
Blick auf CO 2 -Ausstoß und Wirkungsgrad modernisiert
(BoA-Kraftwerk in Niederaußem im Bau, in Neurath in
Planung, Gesamtkosten 5,2 Milliarden Mark).
Sein Fazit: "Die Grundannahmen von 1995 gelten nach wie
vor." Das unterstrich auch Matthias Hartung, der hinzufügte,
dass Rheinbraun mit Braunkohlestrom langfristig am Markt
wettbewerbsfähig bleibe. Wegen des Preisverfalls am
Strommarkt müsse man allerdings "Überkapazitäten"
abbauen: erwähnte Kraftwerks-Stilllegungen und
Arbeitsplatzabbau.
Argument Arbeitsplätze
Zu den Kraftwerks-Stilllegungen meinte CDU-Ratsherr Rainer
Merkens: "Wenn die modernisiert und ausgelastet würden,
bräuchten hier die Menschen nicht Haus und Hof verlieren."
Und Willi Jansen (SPD) kritisierte: "Früher wurde der Erhalt
der Arbeitsplätze als Argument für Garzweiler II vorgebracht -
jetzt werden tausende gestrichen.
" Hartung: "Der Abbau ist zur Kostensenkung nötig, um
wettbewerbsfähig zu bleiben; doch wir sichern 11 000
Arbeitsplätze." Zur energiepolitischen Notwendigkeit von
Garzweiler II erklärte Dieter Porada schließlich, vor dem
Beschluss im Braunkohlenausschuss zur Umsiedlung von
Borschemich, Immerath, Pesch und Lützerath habe man sich
intensiv mit den Grundannahmen von 1995 beschäftigt: "Die
gelten nach wie vor, werden uns während des ganzen
Verfahrens begleiten und vor der Genehmigung der
Umsiedlungsplanung noch einmal überprüft.
Rheinische Post 20.10.00 von Volkmar Pietsch
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Mehrheit der Bürger will
weiter Garzweiler II bekämpfen
Erkelenz. Die Entscheidung ist gefallen: Erkelenz wird sich an der
Umsiedlungsplanung der Kölner Bezirksregierung für 1800 Bürger beteiligen. Wie
die betroffenen Menschen in Immerath, Pesch, Lützerath und Borschemich diese
Entscheidung beurteilen, hat die Erkelenzer Volkszeitung erfragt.
«Die sollen uns sagen, ob Garzweiler II kommt oder nicht. Die Ungewissheit ist
das Schlimmste», meinte Elisabeth Höfels (Immerath). Wie fast alle betroffenen
Bürger ist sie gegen den Braunkohletagebau Garzweiler II. Cäcilia Portz
(Immerath) kommt sich vor «wie im Krieg». «Ich möchte mein Haus nicht
hergeben. Wir haben hier unser Leben aufgebaut.»
Gegen den allgemeinen Trend in Immerath äußerte sich Sabine Odenthal: «Ich bin
ganz ehrlich, meinetwegen kann Rheinbraun kommen. Außerdem dauert das noch
Jahre, bis Immerath weggebaggert wird.» Ganz andere Sorgen plagen
Geschäftsleute wie Heidi Terhardt, die eine Bäckerei in Immerath besitzt. «Für
meinen Mann und mich ist eine Umsiedlung nicht so schlimm. Aber unser Sohn
soll mal das Geschäft übernehmen. Bei einer Umsiedlung würden wir unsere
Kundschaft verlieren.»
Auf Kritik stößt die Entscheidung des Hauptausschusses in Borschemich. Nach
Meinung von Willi Welters lacht sich Rheinbraun nun «ins Fäustchen». «Unsere
Politiker hatten es ziemlich eilig. Die hätten Rheinbraun zappeln lassen sollen. Ich
finde die Entscheidung nicht gut», sagte Welters. Und auch Ria Pantaleon will
nicht umsiedeln. «Diese Entscheidung ist für uns schrecklich. Ich verliere mein
Eigentum.» Heinrich Goebels betonte, dass die Leute aus Borschemich nicht
wegziehen möchten. «Wir wollen den Tagebau verhindert sehen und nicht, dass
die Umsiedlung geplant wird. Darauf soll die Stadt hinarbeiten.»
In den kleinen Ortschaften Pesch und Lützerath glaubt kaum einer, dass es zu
einer gemeinsamen Umsiedlung mit Immerath und Borschemich kommen wird.
Franz-Josef Behren (Lützerath): «Ich will natürlich hier bleiben. Die Menschen sind
das Hin und Her satt. Die Orte sterben aus.
Die Menschen wollen Klarheit.» Zuspruch für die Stadt gibt es von Angelika Geuer
(Pesch): «Ich finde die Entscheidung richtig. Dadurch unterstützt man die
Menschen und viele Fragen können beantwortet werden.» Johannes Dünschede
aus Pesch beantwortete die Frage nach seiner Stimmung so: «Ich fühle mich im
Stich gelassen. Man hat die Dörfer verkauft.»
Erkelenzer Zeitung 19.10.2000 Thomas Wenkert
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Hauptausschuss
empfahl gestern Abend: Mitarbeit bei der Umsiedlung
ERKELENZ (RP). Die Stadt wird sich nicht aus der
Beteiligung an dem vom Braunkohlenausschuss im
vergangenen Monat beschlossenen Umsiedlungsverfahren
für Borschemich, Immerath, Pesch und Lützerath
ausklinken. Bei zwei Gegenstimmen (Grüne und UWG)
empfahl der Hauptausschuss gestern am späten Abend auf
Antrag der CDU-Fraktion dem Rat, die Mitarbeit an der
Umsiedlung zu beschließen. Eine ebenfalls von der CDU
beantragte Resolution, mit welcher der Rat die
Landesregierung zur Überprüfung der energiepolitischen
Grundannahmen auffordern soll, fand einhellige
Zustimmung.
Alle Redner bekräftigten - nachdem Ministerialrat Klaus-Willi
Schumacher vom Wirtschaftsministerium und
Rheinbraun-Tagebaudirektor Matthias Hartung die
energiewirtschaftliche Notwendigkeit unterstrichen hatten,
die allerdings mehrfach in Zweifel gezogen wurde - ihre
Ablehnung von Garzweiler II. Zur Umsiedlung wurde jedoch
immer wieder betont, dass die nicht die Stadt zu
verantworten habe, sondern die Landesregierung mit ihrer
Genehmigung des Tagebaus sowie der
Braunkohlenausschuss mit seinem Beschluss zur Einleitung
der Umsiedlung (die RP berichtete am 27. September).
Debatte fängt erst an
Deshalb erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Heinz Küppers,
dass die Stadt am Verfahren teilhaben müsse: "Wir müssen
uns dem Problem stellen und dabei die Sorgen der Menschen
ernst nehmen." Die Entscheidung über Garzweiler II sei
gefallen, jetzt gehe es darum, die betroffenen Bürger zu
begleiten. Allerdings müsse in diesem Zusammenhang die
energiepolitische Notwendigkeit des Tagebaus überprüft
werden, denn die sei Voraussetzung für die Umsiedlung.
Küppers: "Die Debatte ist nicht zu Ende, sie fängt erst an."
Hachen-Appell: ablehnen
Ähnlich sah dies SPD-Fraktionsvorsitzender Gerd Walter:
"Durch ein Ausklinken haben wir keine Möglichkeit der
Mitwirkung mehr, und die müssen wir aus Verantwortung
gegenüber den Betroffenen behalten." Dagegen vertrat
Hans-Josef Dederichs von den Grünen den Standpunkt, dass
die meisten Menschen in ihren Dörfern bleiben wollen,
"deshalb dürfen wir keine Umsiedlungsplanung betreiben".
Leidenschaftlich appellierte Gerd Hachen von den Vereinten
Initiativen gegen Garzweiler II an den Ausschuss, die
Mitarbeit abzulehnen, "denn sie dient nicht den Bürgern".
Über Einzelheiten berichten wir noch.
Rheinische Post 18.10.00 Von FOLKMAR PIETSCH
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Stadt Erkelenz soll bei Umsiedlungsplanung mitmachen
Erkelenz. Nach den harten Diskussionen der vergangenen Wochen hat sich am
Mittwochabend der Erkelenzer Hauptausschuss dafür ausgesprochen, dass die
Stadt bei der Umsiedlungsplanung mitmachen soll.
Das sei man den betroffenen Menschen schuldig, so der Tenor der großen
Fraktionen von SPD und CDU. Auch die FDP votierte für eine Beteiligung, während
die Grünen, die Bürgerpartei und die Unabhängige Wählergemeinschaft gegen
eine Teilnahme der Stadt stimmten.
Diese Beschlussempfehlung muss jetzt nur noch den Rat passieren. Danach wird
sich die Stadt an den Umsiedlungsplanungen für die Orte Pesch, Immerath,
Borschemich und Lützerath beteiligen, obwohl sie weiter gegen den
Braunkohlentagebau Garzweiler II kämpfen will. Damit übt Erkelenz den Spagat.
«Wir müssen uns den Problemen stellen. Wir sehen den Konflikt in den
betroffenen Orten zum einen für die Bewohner, die um jeden Preis ihre Heimat
nicht aufgeben wollen, zum anderen für diejenigen, welche ihre Zukunft heute
verlässlich planen wollen», erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende Heinz Küppers.
Eine Teilnahme an der Umsiedlungsplanung, die federführend von der
Bezirksregierung organisiert wird, so erklärten SPD und CDU, heiße nicht, dass
die Stadt Erkelenz den Braunkohlentagebau Garzweiler II akzeptiere. Erkelenz
werde alle juristischen Möglichkeiten zur Verhinderung des 48 Quadratkilometer
großen Projektes nutzen. «Wir können mit einer Verweigerung den Tagebau nicht
verhindern», erklärte auch der stellvertretende CDU-Bürgermeister Theo Clemens.
Vor dem Beschluss hatte der Hauptausschuss einen Antrag von Grünen,
Bürgerpartei und UWG abgelehnt, die Beteiligung an der Umsiedlung erst im Rat
zu entscheiden. Fast drei Stunden diskutierten die Politiker mit Vertretern der
Landes- und Bezirksregierung sowie von Rheinbraun über den
Braunkohlentagebau.
Die Behörden- und Unternehmenssprecher machten noch einmal deutlich, dass
Garzweiler II kommen werde. Der Tagebau sei sowohl energiepolitisch notwendig
als auch für das Unternehmen Rheinbraun wirtschaftlich tragbar. Die Grünen
hatten am Mittwochabend zusammen mit der Bürgerpartei und der UWG die Rolle
von Don Quichotte eingenommen, der gegen Windmühlen ankämpfte. Hans-Josef
Dederichs von den Grünen machte deutlich, dass sich seine Fraktion gegen eine
Beteiligung ausspreche, weil viele Menschen bis zum Schluss gegen die
drohenden Bagger kämpfen wollen. «Diesen Menschen wollen wir weiter bei ihrem
Widerstand helfen», betonte Dederichs.
Auf die Erklärungen von Landes- und Bezirksregierung sowie von Rheinbraun
antwortete Dederichs. «Die Welt kann sich dramatisch ändern, aber
Nordrhein-Westfalen wird untergehen, wenn wir nicht unsere Hütten räumen.»
Damit sprach der Grünen-Ratsherr dem Tagebau Garzweiler II die
energiewirtschaftliche Notwendigkeit ab.
Erkelenzer Zeitung lokales 18.10.00 Thomas Wenkert
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Mehrheit stimmt am Dienstag Abend
im Rat dafür
Umsiedlung: Stadt will mit entscheiden
Erkelenz (an-o). Die Stadt Erkelenz wird sich am
Verfahren "Umsiedlung" im Zuge des Tagebaus Garzweiler II beteiligen. Dies
beschloss der Rat am Dienstag Abend mit den Stimmen von CDU, FDP und SPD. Die Grünen, UWG
und Bürgerpartei stimmten dagegen.
Dieser Beschluss ändert freilich nichts an der
Übereinstimmung aller im Rat vertretenen Parteien, den Tagebau Garzweiler II verhindern
zu wollen. Das wurde durch einen zusätzlichen Beschluss, in dem es unter anderem
heißt:"Selbstverständlich werden wir jede realistische Chance suchen und nutzen,
das Projekt zu verhindern", verdeutlicht.
"Bürger brauchen Klarheit"
Die Grünen begründeten sowohl durch Christel
Honold-Ziegahn als auch durch Hans-Josef Dederichs, dass sie sich dafür einsetzen, die
Bürger zu befragen, ob man sich an dem Verfahren beteiligen solle oder nicht. "Die
Bürger brauchen Klarheit. Die hat aber nur Rheinbraun", sagte Honold-Ziegahn. Und
weiter: "Wenn Rheinbraun sagt, Garzweiler II kommt nicht, dann stehen die Bürger,
die schon umgesiedelt wurden, im Regen." Wenn Garzeweiler II nicht komme, das sei
durch die Befragung von Fachleuten im Hauptausschuss vorige Woche eindeutig bestätigt
worden, "gehen nirgendwo die Lichter aus".
Sowohl Theo Clemens (CDU), als auch Gerhard Walter (SPD)
betonten, dass eine Beteiligung an dem eingeleiteten Verfahren "zum Wohle der
Menschen in den betroffenen Gebieten" sei.
Auf Antrag von Werner Engels (CDU) wurde die Verwaltung
beauftragt, zu prüfen, welche planungsrechtlichen Möglichkeiten die Stadt selbst oder
Dritte haben, das weitere Verfahren an sich zu ziehen. Dieser Antrag wurde bei fünf
Enthaltungen einstimmig angenommen. Bürgermeister Erwin Mathissen, der in dieser Phase
des Abstimmungsverfahrens ein wenig die Übersicht verlor, betonte: "Die Verwaltung
prüft alles".
Norbert F. Schuldei
Quelle: Aachener Nachrichten Lokales 24.10.2000
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Im Hauptausschuss ging es um Garzweiler
II
"Diskussion hat nicht viel
gebracht"
Erkelenz (an-o/bast). Fast zweieinhalb Stunden hörten sich
die Mitglieder des Hauptausschusses die Informationen über die "Notwendigkeit"
des Tagebaues Garzweiler II an und fragten nach. Zum Schluss stellte Ratsmitglied Schang
Jansen fest: "Die Diskussion hat nicht viel gebracht."
Bürgermeister Erwin Mathissen hatte zur Sitzung als
Vertreter des Wirtschaftsministeriums Regierungsrat Klaus-Willi Schumacher, von der
Bezirksregierung Köln Dr. Dieter Porada, von der Firma Rheinbraun Matthias Hartung und
Dr. Christian Lögters und als Vertreter der Vereinigten Initiativen Dr. Gerd Hachen
eingeladen.
Der Vertreter des Wirtschaftsministeriums erläuterte
ausführlich das Prognos-Gutachten und die Vorhaben von RWE und verkündete schließlich
für sein Ministerium: "Wir brauchen die Braunkohle. Ihr Anteil wird steigen. Das
Ministerium sieht keine Veranlassung zur Änderung der Annahme, dass die
Braunkohlengewinnung und die bisherigen Grundannahmen fortbestehen." Er gab
allerdings später auf den Hinweis, Prognos habe sich auch in der Studie mit Alternativen,
zum Beispiel dem Verzicht auf Garzweiler II beschäftigt, zu: "Wenn es andere
Energieträger gibt, kann man auf Garzweiler II verzichten."
Dr. Hachen zeigte dem gegenüber auf, dass nach Ansicht der
Initiativen gegen Rheinbraun Garzweiler II nie notwendig war und heute noch weniger
notwendig ist. Auf seine Frage an Dr.Porada, was wohl passiert, wenn Rheinbraun in einem
Jahr sagt: "Das war's!", meinte der Vertreter der Bezirksregierung lakonisch:
"Das würde Umplanung bedeuten, ließe sich aber machen."
Der stellvertretende Bürgermeister Theo Clemens, Mitglied
im Braunkohlenausschuss, beklagte, dass während der Klausurtagung im September keine
Alternativen vorlagen und erklärte: "Wir wollen objektive und nicht einseitige
Überprüfung. Uns Ratsherren ist der Schwarze Peter zugeschoben worden. Wir möchten die
Diskussion wieder dahin bringen, wo sie angefangen hat, nämlich zur
Landesregierung."
Beifall und Buh-Rufe
Seine und auch die Ausführungen von Dr. Hachen wurden von
den Zuschauern - der Saal im Alten Rathaus war brechend voll - immer wieder beklatscht,
während es bei den Informationen besonders vom Vertreter des Wirtschaftsministeriums
lautstarke emotionale Ablehnungsbekundungen gab.
Der eigentliche Anlass, Informationen zu erhalten, um über
einen Beschlussvorschlag abzustimmen, ob sich die Stadt beim Umsiedlungsverfahren
einbringen solle, wurde bereits zu Anfang der Sitzung durch die Erklärung des
Bürgermeisters fraglich. Mathissen sagte nämlich, dass es sich um eine politische
Entscheidung handelt, die in den Rat gehört.
Quelle: Aachener Nachrichten 19.10.2000
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Entscheidung an den Rat verwiesen
Erkelenz plant für Umsiedler
fun Erkelenz. Die Stadt Erkelenz bleibt bei der Ablehnung des Tagebaus Garzweiler II, wird
aber dennoch ihre Bürger im Umsiedlungsverfahren begleiten.
Eine solche Empfehlung jedenfalls haben am Mittwoch die Mitglieder des Hauptausschusses
dem Erkelenzer Stadtrat gegeben, der nun am Dienstag, 24. Oktober, einen entsprechenden
Beschluss fassen soll. Die Sitzung des Stadtrates beginnt um 18 Uhr.
Nach einer dreistündigen Debatte, in der auch Vertreter des nordrhein-westfälischen
Wirtschaftsministeriums, der Kölner Bezirksregierung und der RWE Rheinbraun AG zu Wort
kamen, wurde die Entscheidung ihrer Bedeutung wegen an den Stadtrat verwiesen.
Der soll nun eine Resolution verabschieden, in der noch einmal das Nein zum
Braunkohletagebau Garzweiler II bekräftigt wird, andererseits aber das nötige
Planungsverfahren zu Umsiedlung der Menschen einleiten.
"Die Stadt hat keine Wahl", erklärte Christian Fabry, Leiter des Haupt- und
Personalamtes bei der Erkelenzer Stadtverwaltung gegenüber der Kölnischen Rundschau.
"Wenn wir uns verweigern, übernimmt die Bezirksregierung das Verfahren. Da ist es
schon besser, wenn wir unsere Bürger begleiten."
Der Resolution gegen Garz~weiler II stimmten im Hauptausschuss am Mittwoch Politiker aller
Fraktionen zu. Den Beitrag zur Umsiedlung wollen nur Sozial- und Christdemokraten leisten,
Bündnis 90/Die Grünen und die Bürgerpartei lehnten dies ab.
Quelle: Kölnische Rundschau 20/10/00
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CDU: Stadt soll bei Umsiedlung mitmachen
"Bürger jetzt nicht im Stich lassen"
Erkelenz (an-o/wip). Auch wenn die Erkelenzer CDU weiterhin
"ohne wenn und aber" gegen Garzweiler II ist, will sie sich bei der heute im
Alten Rathaus stattfindenden Sitzung des Hauptausschusses (Beginn: 18 Uhr) dafür
einsetzen, dass die Stadt beim Umsiedlungsverfahren mit macht.
Für die Christdemokraten, die sich am Montag Abend in
einer gemeinsamen Sitzung des Stadtratsfraktion und des erweiterten
Stadtverbandsvorstandes mit der Thematik beschäftigten, geht es im Moment nicht darum,
noch einmal das generelle Nein gegen das sozialpolitisch und energiewirtschaftlich
fragwürdige RWE-Projekt an die große Glocke zu hängen. "Wir dürfen die Bürger in
Lützerath, Borschemich, Immerath und Pesch nicht im Stich lassen", lautet vielmehr
das Gebot der Stunde, wie Fraktionsvorsitzender Heinz Küppers gestern gegenüber der
Presse betonte.
Dem Konflikt in den Betroffenen Orten zwischen denjenigen,
die die Heimat auf keinen Fall verlassen wollen, und denen, die sich irgendwo anders ein
neues Leben aufbauen möchten, dürfe man nicht ausweichen. Insofern seien beispielsweise
die Grünen auf dem Holzweg, die angekündigt hätten, gegen eine Beteiligung an den
Umsiedlungsmaßnahmen zu votieren.
"Wir sollten uns hier auch nicht so wichtig nehmen.
Die Entscheidungen werden bekanntlich nicht in Erkelenz gefällt", sagte Küppers
auch mit Blick auf die vielen fruchtlosen Versuche aus der Vergangenheit, das
"Wahnsinnsprojekt Garzweiler II" zu kippen.
Quelle: Aachener Nachrichten 17.10.2000
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Zur Sitzung des Hauptausschusses Erkelenz
Bürgermeister lädt mehrere Fachleute ein
Erkelenz (an-o.) Die RWE hat kürzlich angekündigt,
Kraftwerke zur Stromerzeugung still zu legen, um Kapazitäten in der Stromproduktion
abzubauen. Dies wirft erneut die Frage nach der Notwendigkeit für einen weiteren
Aufschluss des geplanten Tagebaues Garzweiler II auf.
"Um im weiteren Verfahren den politisch
Verantwortlichen der Stadt Erkelenz die derzeitige Situation aus Sicht der
Verfahrensbeteiligten darzulegen", so der Erkelenzer Bürgermeister Erwin Mathissen
(SPD), "habe ich einen Vertreter der Landesregierung, der Bezirksplanungsbehörde und
des bergbautreibenden Rheinbraun AG zur Sitzung des Hauptausschusses am kommenden
Mittwoch, 18. Oktober, eingeladen".
Die Vertreter sollen nochmals Stellungnahmen zur
energiepolitischen Notwendigkeit und zur jüngsten Berichterstattung abgeben.
Unmittelbare Information
"Ich bin der Meinung, dass die Bürger, Rat und
Verwaltung ein Recht auf eine unmittelbare und sachlich fundierte Information haben.
Meines Erachtens wird dies durch die von mir veranlasste Einladung gewährleistet",
glaubt der Erkelenzer Bürgermeister.
Quelle: Aachener Nachrichten 15.10.2000
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Stadt führt seit
Jahren einen harten Kampf gegen Garzweiler II
Umsiedlung: Haltung der Stadt unklar
Erkelenz (an-o). Erkelenz wird bei der Umsiedlung von vier
Ortschaften im Zuge des geplanten Tagebaus Garzweiler II möglicherweise die Mitarbeit
verweigern. Diese Überlegung sei eine Konsequenz aus dem Kampf gegen den Tagebau, sagte
der Beigeordnete Hans-Heiner Gotzen.
Dagegen sprechen die Interessen der Bürger, die sich
bereits jetzt für eine Umsiedlung entschlossen hätten. Am Mittwoch werde der
Hauptausschuss entscheiden, ob die Stadt bei dem Umsiedlungsverfahren mitwirkt.
Ein harter Kampf
Zwei Vertreter aus der Staatskanzlei sollen bei der Sitzung
eine Erklärung zur energiewirtschaftlichen Notwendigkeit des Tagesbaus abgeben.
Angesichts der geplanten Stilllegung von Kraftwerken beim Essener Stromkonzern RWE
"kann hier keiner mehr verstehen, was das alles soll", sagte Gotzen.
Erkelenz führt seit Jahren einen harten Kampf gegen
Garzweiler II. Ein Drittel des Stadtgebietes soll abgebaggert werden, davon wären 5000
Menschen betroffen.
Der Braunkohlenausschuss hatte Ende September die ersten
Weichen für die Umsiedlung der Ortschaften Lützerath, Borschemich, Immerath und Pesch
mit über 1800 Menschen gestellt.
Zehn Prozent abgewandert
Die Mitwirkung der betroffenen Kommunen an der Umsiedlung
sei nicht gesetzlich geregelt, sagte Gotzen. "Wir dürfen aber auch nicht die Leute
im Regen stehen lassen, die sich für eine Umsiedlung entschlossen haben", erklärte
Gotzen den Zwiespalt.
In den vergangenen fünf Jahren seien bereits zehn Prozent
der Bevölkerung wegen des drohenden Tagebaus aus den betroffenen vier Ortschaften
abgewandert. Falls die Stadt nicht mitarbeite, könnte sie noch mehr Bürger durch die
Ausweisung von Umsiedlungsstandorten außerhalb ihrer Stadt verlieren.
Quelle: Aachener Nachrichten 12.10.2000
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Garzweiler II
Erkelenz will weiter kämpfen
Von Norbert Kurth
Erftkreis/Erkelenz - Der Widerstand gegen den Tagebau Garzweiler II ist in der Stadt
Erkelenz ungebrochen. Mit der Einleitung zur Planung der Umsiedlung für die Stadtteile
Lützerath, Borschemich, Pesch und Immerath steht die Stadt jetzt vor der Frage, wie sie
sich verhalten soll. "Es gibt nur zwei Möglichkeiten", sagte der Beigeordnete
Hans-Heiner Gotzen gestern: "Entweder wir arbeiten aktiv mit oder wir verweigern
uns". Die Entscheidung darüber allerdings bleibe den Kommunalpolitikern vorbehalten.
In der nächsten Sitzung des Hauptausschusses wird aber schon eine Entscheidung erwartet.
Sich der aktiven Mitarbeit bei der Umsiedlung zu verweigern, sei die Konsequenz aus dem
bisherigen Kampf gegen den Tagebau. Und diese Schlacht sei noch lange nicht geschlagen, so
Gotzen. Erkelenz hat Widerspruch gegen den Braunkohlenplan eingelegt. Sobald darüber
entschieden ist - die Stadt geht nicht davon aus, dass sie obsiegt - soll Klage gegen den
Plan erhoben werden. Darüber hinaus bereiten die Juristen im Rathaus eine Klage gegen die
wasserrechtliche Sümpfungsgenehmigung vor - auf Beschluss des Rates.
5000 Menschen betroffen
Zur Sitzung des Hauptausschusses sind Vertreter der Landesregierung wie auch der Firma
Rheinbraun eingeladen. Regierung und Bergbauunternehmen sollen sich zur Notwendigkeit des
weiteren Braunkohlenabbaus erklären. Es sei nicht zu verstehen, so Gotzen, dass RWE
Strom-Überschüsse habe und Kraftwerke stilllege, gleichzeitig aber am Aufschluss des
Tagebaus Garzweiler festhalte. Gotzen begrüßte den Vorstoß der NRW-Grünen, die eine
Überprüfung der energiepolitischen Voraussetzungen für Garzweiler II fordern.
Schließlich habe Rheinbraun vor, gut ein Drittel der Stadt abzubaggern und rund 5000
Menschen umzusiedeln.
Dennoch befindet sich die Stadt in einem Dilemma. Einerseits gilt: "Wir sind gegen
den Tagebau." Andererseits gebe es viele Bürger, die bereits jetzt wissen wollten,
wohin sie gegebenenfalls umsiedeln müssen. "Wenn wir das den Leuten nicht bald sagen
können, werden wir durch den Tagebau Bürger verlieren, weil sie außerhalb der Stadt
siedeln werden." Bislang jedenfalls hat sich die Stadt verweigert. Man habe definitiv
noch keinen Standort für eine Umsiedlung, sagte Gotzen.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 13/10/00
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Garzweiler II - Grüne
fordern eine neue Überprüfung
Grund: Änderungen auf Energiemarkt
Von Heinz Tutt
Düsseldorf - Die Fraktion der Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag hat die
Düsseldorfer Staatskanzlei aufgefordert, den Braunkohle-Tagebau Garzweiler II erneut auf
den Prüfstand zu stellen.
Wie der parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Johannes Remmel, am Mittwoch dem
"Kölner Stadt-Anzeiger" sagte, sei eine Überprüfung der
energiewirtschaftlichen Grundannahmen erforderlich. Remmel forderte eine ergebnisoffene
Prüfung. "Das heißt ja nicht, dass rechtlich Garzweiler II in Frage gestellt wird.
Man kann das Prüfergebnis ja nicht vorweg nehmen." Für ihn sei politisch allerdings
klar, dass angesichts der Entwicklungen auf dem Energiemarkt der Aufschluss von Garzweiler
II überflüssig sei. "Man kann nicht mehr leugnen, dass grundsätzliche
Veränderungen auf dem Energiemarkt eingetreten sind. Daran kommt auch Ministerpräsident
Wolfgang Clement nicht vorbei."
In den erbitterten Garzweiler-Debatten vor drei Jahren im Landtag sei stets von allen
Fraktionen im Landtag betont worden, dass der Tagebau Garzweiler erneut geprüft werden
müsse, wenn sich die energiewirtschaftlichen Bedingungen änderten. "Dies war auch
die Grundlage des Braunkohleplans", sagte Remmel. Nach Recht und Gesetz seien nun die
Staatskanzlei und Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold (SPD) dazu verpflichtet, diese
Überprüfungen vorzunehmen. Diese könnten von einem unabhängigen Institut in gut einem
halben Jahr abgeschlossen werden, da die Grunddaten ja vorhanden seien.
Minister Schwanhold sieht derzeit jedoch keinen Bedarf, eine Überprüfung der
energiewirtschaftlichen Grundannahmen beim Projekt Garzweiler II vorzunehmen. "Ich
halte die Diskussion für überflüssig. Wir halten an Garzweiler fest", erklärte er
gestern. Die derzeitige Energiediskussion zeige zudem augenfällig, dass auf heimische
Energiequellen nicht verzichtet werden könne.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 12.10.2000
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Windräder
zwischen Holzweiler und Katzem
Billigstrom bleibt eine Seifenblase
Holzweiler (an-o). Das Landschaftsbild zwischen Holzweiler, Katzem und Keyenberg wird sich
in Kürze verändern. Insgesamt neun Windräder werden zur Zeit auf den ausgewiesenen
Gebieten vom Umweltkontor errichtet.
Die Investitionen belaufen sich auf rund 24 Millionen Mark. Wenn die Windräder - zwischen
Holzweiler und Keyenberg drei und in Richtung Hauerhof sechs - aufgestellt sind, ragen sie
70 Meter in den Himmel.
16 Millionen Kilowatt
Die Rotoren haben einen Durchmesser von nahezu 60 Metern. Die Räder werden zusammen
jährlich an die 16 Millionen Kilowatt Strom liefern. Mit Hilfe eines schweren
70-Tonnen-Kranes werden zur Zeit Unterbauten millimetergenau in die gegossenen Fundamente
eingesetzt.
Nun mag sich mancher fragen, ob sich solche Investitionen überhaupt lohnen, wo gerade
augenblicklich Stromkonzerne wie RWE und E.on wegen Überkapazitäten Kraftwerke dicht
machen. Die Stromerzeuger durch Windkraft brauchen da keine Sorge zu haben. Nach dem
Gesetz über erneuerbare Energien und dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz sind nämlich die
Energieversorgungsunternehmen (EVU) verpflichtet, solchen Strom zum Preis von 17 Pfennig
je Kilowattstunde abzunehmen. So werden auch die WLK als örtliches EVU nach
Fertigstellung Strom aus Holzweiler erhalten.
1,08 Pfennig Erhöhung
Die ersten Auswirkungen haben die Kunden der Westdeutschen Licht- und Kraftwerke ja schon
zu spüren bekommen. Sie fanden kürzlich einen Brief im Postkasten, in dem zum 1. Januar
2001 die Erhöhung der Strompreise um 1,08 Pfennig mitgeteilt wird. Dabei bleibt offen, ob
es bei diesen Zahlen bleiben kann, wenn erst einmal die tatsächlich vorzunehmenden
Einspeisungsgrößen ermittelt worden sind.
Zwar wurde mal vollmundig versichert, dass nach der Liberalisierung des Marktes der Strom
billiger werde, doch das dürfte wohl eine Seifenblase gewesen sein.
Quelle: Aachener Nachrichten 11.10.2000
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Der Garzweilerstreit
Die von RWE und Eon angekündigte Verminderung ihrer Stromerzeugungskapazitäten hat die
Debatte um den umstrittenen Braunkohletagebau Garzweiler II erneut entfacht.
Edgar Moron (SPD), Fraktionschef im Düsseldorfer Landtag: "Es war goldrichtig, auf
die heimische Braunkohle zu setzen und den Aufschluss des neuen Tagebaus Garzweiler II aus
energiepolitischen Gründen auch politisch durch zu setzen. Die heimische Braunkohle ist
für die Energiegewinnung absolut konkurrenzfähig." Wie wertvoll diese
Energiereserve sei, habe zuletzt die Preispolitik der OPEC und der Ölkonzerne deutlich
gemacht, so Moron. Der ans Öl gekoppelte Gaspreis sei offenbar entscheidend dafür, dass
RWE jetzt neben Atommeilern auch Gaskraftwerke vom Netz nehme.
Britta Haßelmann und Frithjof Schmidt (Grüne), beide Sprecher des NRW-Landesvorstandes,
forderten eine Überprüfung der energiewirtschaftlichen Grundlagen der Genehmigung von
Garzweiler II und gegebenenfalls deren Rücknahme. Der Aufschluss von Garzweiler II sei
angesichts der Konkurrenz auf dem Energiemarkt "unternehmerischer Selbstmord",
die RWE halte lediglich "zur öffentlichen Gesichtswahrung stur an dem
Wahnsinnsprojekt fest".
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 11.10.2000
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"Bürgerinitiative
gegen Braunkohletagebaue"
Bagger sind nicht unantastbar
Borschemich (athe/an-o). In "einer prekären Situation" fühlte sich die
stellvertretende Bürgermeisterin von Erkelenz, Christel Honold-Ziegahn, während des
"Ost-West-Bürgermeister-Frühschoppens" unter dem Motto "Verplant und
bedroht - Dörfer am Rande der Tagebaue".
Denn auf dem Podium in der Mehrzweckhalle musste sie als Politikerin von Bündnis 90/Die
Grünen den hauptamtlichen Bürgermeister ebenso vertreten wie den ersten Stellvertreter,
die beide in Urlaub sind, und die Stellungnahme der Verwaltung vortragen. Honold-Ziegahn
betonte, dass der Rat nach wie vor gegen den Tagebau sei. Sie erinnerte an die
entsprechenden Aktivitäten der Stadt, die 1995 mit der Verfassungsbeschwerde und der
Petition an das Europäische Parlament begannen. Weiter an den Widerspruch beim
Landesbergbauamt, auf den es bis heute keine Antwort gibt.
"Mit den Leuten reden"
Nach Auffassung der Verwaltung sei es jedoch nach dem Beschluss zur Umsiedlung auch
"ein Gebot der Zweckmäßigkeit, zu Gesprächen mit der Bezirksregierung bereit zu
sein". Schließlich müssten auch "umsiedlungsbereite Bürger" Antworten
erhalten. Als ihre persönliche Meinung äußerte Honold-Ziegahn, dass die Stadt "mit
den Vereinten Initiativen zusammenarbeiten und mit den Leuten reden soll". Es müsse
versucht werden, alle unter einen Hut zu bekommen und einen Weg zu finden, der für alle
Bürger akzeptabel sei.
Diskussionsleiter Hans Stenzel begrüßte als weitere Diskussionspartner den
Bürgermeister von Heuersdorf, Horst Bruchmann, sowie den stellvertretenden Ortsvorsteher
von Horno, Klaus Richter. "Das Unternehmen will Gewinne machen und beruft sich auf
das weit überholte Bergrecht des Dritten Reiches", sagte Stenzel und er betonte,
dass nun die Bürger gefordert seien. Viel Beifall gab es für Horst Bruchmann, der per
Gerichtsbeschluss ebenso wieder in sein Amt eingesetzt wurde, wie das Gefüge der zuvor
aufgelösten Gemeinde.
Aufgrund der Klagen der Bürgerinitiative wurde das Gesetz, dass den Ort zum Abbaggern
freigab, für nichtig erklärt. Auch Klaus Richter aus Horno machte den Tagebaugegnern
Mut. Dort hatte die Klage eines Naturschutzverbandes Erfolg, die Bagger standen still.
Inzwischen werde jedoch demonstrativ weiter gebaggert, berichtete er.
Wie ein roter Faden zog sich durch die Diskussionsbeiträge, dass die energiepolitische
Notwendigkeit nicht mehr gegeben sei und dass von den Unternehmen bewusst versucht werde,
die Bevölkerung auseinander zu dividieren.
Quelle: Aachener Nachrichten 2.10.2000
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Beistand
aus den neuen Bundesländern für die juristische Auseinandersetzung
Noch kämpft Borschemich gegen die Umsiedlung
Von Wilfried Meisen
Seine Wiedereinsetzung ins Amt erlebt Horst Bruchmann in der Fremde. Der Bürgermeister
des sächsischen Heuersdorf war nämlich nach Erkelenz-Borschemich gereist, um den
Menschen hier auf der "Bundesversammlung der Bürgerinitiative gegen
Braunkohletagebaue" Mut zu machen.
Denn Borschemich soll bis zum Jahre 2015 im Zuge des Tagebaus Garzweiler II abgebaggert
werden. Vergangene Woche erst gab der Braunkohleausschuss dem Regierungspräsidenten
grünes Licht, mit den Planungen für die Umsiedlung zu beginnen.
Auch Heuersdorf ist von einem Tagebau bedroht, konnte bislang jedoch gegen die Pläne der
Lan¦desregierung in Dresden juristisch erfolgreich zu Felde ziehen. So hat der
sächsische Verfassungsgerichtshof die Eingemeindung des 350-Einwohner-Dorfes in den
Nachbarort wieder rückgängig gemacht.
"Die Staatsregierung wollte uns ausschalten, um Ruhe zu bekommen", erzählt
Bruchmann. "Ich bin ab heute aber wieder ordentlicher Bürgermeister." Jetzt
will er weiter gegen die Braunkohle kämpfen. Das Gericht erkannte keine
"Notwendigkeit für die Abbaggerung" von Heuersdorf mehr.
Auf dem Energiemarkt gebe es riesige Überkapazitäten. Der Eingriff in Natur und
Landschaft sei deshalb nicht mehr mit den Interessen des Allgemeinwohls zu rechtfertigen.
Das lässt hierzulande die Tagebau-Gegner aufhorchen. "Die Feststellungen des
Gerichtes müssten auch für uns gelten, schließlich ist alles ein Energiepaket",
meint Hans Henzel vom Kirchenkreis Jülich. Er moderiert den
"Ost-West-Bürgermeister-Frühschoppen" in der Mehrzweckhalle.
Dort sitzen unter dem Motto "Verplant und bedroht - Dörfer am Rande der
Tagebaue" neben Bruchmann auch Klaus Richter, Sprecher des Ortsbeirates von
Horno/Lausitz, und Christel Honold-Ziegahn, stellvertretende Bürgermeisterin von
Erkelenz, auf dem Podium. Ob auch die Stadt Erkelenz gegen Garzweiler II klagen wird, will
jemand wissen.
Zwei Mal sei man schon vor Gericht unterlegen, auch eine Petition bei der EU wurde
abgewiesen, erzählt die Grünen-Politikerin. Jetzt warte man auf den Bescheid über den
Widerspruch gegen den Rahmenbetriebsplan. Dann solle notfalls eine neue Klage folgen.
Doch sie scheint dem eigenen Rat nicht mehr zu trauen: "Der Widerstand weicht
auf." Die Verwaltung tendiere zu Gesprächen mit der Bezirksregierung über eine neue
Heimat.
Auch Richter spricht von einer "Salamitaktik", mit der in Horno die Einwohner
mürbe gemacht werden sollten. Doch alle juristischen Möglichkeiten müssten
ausgeschöpft werden, rät er. Rückschläge seien dabei einzukalkulieren. Auch sein Dorf,
das sich schon zu DDR-Zeiten gegen die Umsiedlung wehrte, bleibe davon nicht verschont.
Gerade erst habe das Oberverwaltungsgericht Frankfurt/Oder eine Entscheidung revidiert,
wonach der laufende Tagebau Jänschwalde kurz vor Horno stoppen musste, erzählt Richter.
Seit Samstag trieben die Bagger nun wieder ihr Unwesen und hätten "provokativ"
auch die Nacht durchgearbeitet. "Im Ort konnte keiner mehr schlafen."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger
2.10.2000
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Klare Aussage der Garzweiler II-Gegner
"Wir bleiben hier!"
Immerath (dn/an-o). Mit einer weiteren Aktion macht die
"Vereinten Initiativen - Stop Rheinbraun" auf den Widerstand gegen den geplanten
Braunkohletagebau Garzweiler II aufmerksam.
In den vom Braunkohleabbau bedrohten Orten erhielten die
vor einigen Jahren an Rheinbraun gerichteten Warnschilder einen Zusatz: "Wir bleiben
hier!". Damit wollen die Vereinten Initiativen ein Signal setzen und die Stadt
Erkelenz zusätzlich darauf aufmerksam machen, bei ihrem "Nein" zu bleiben.
Zugleich ist es eine klare Aussage der Bevölkerung an den Braunkohlenausschuss, der in
den nächsten Tagen über die Einleitung der Umsiedlung der Ortschaften Pesch, Immerath,
Lützerath und Borschemich berät.
Solidarisch zeigen sich mit dieser Aussage auch die
Ortschafte Holzweiler, Venrath, Kückhoven und Kuckum sowie Privatleute, die dieses
Zeichen des Widerstandes sichtbar angebracht haben.
Quelle: Aachener Nachrichten 26.9.2000
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Braunkohlenausschuss wies den RP an
Auftrag erteilt für Umsiedlungsplan
Erkelenz (stx/an-o). Die Mitglieder des
Braunkohlenausschusses haben in ihrer 121. Sitzung die Bezirksregierung Köln damit
beauftragt, einen Braunkohlenplanvorentwurf für die Umsiedlung von Borschemich, Immerath,
Pesch und Lützerath zu erstellen.
Grundlage des Braunkohlenabbaus im geplanten Tagebau
Garzweiler II ist der im Jahr 1995 genehmigte Braunkohlenplan. Die Stadt Erkelenz hat
gegen diesen Plan zwei Klagen vor Gericht erhoben. Beide Klagen wurden jedoch
zurückgewiesen, so dass die rechtlichen Mittel, direkt gegen den Braunkohlenplan
vorzugehen, erschöpft sind.
Mit den Beschlüssen des Braunkohlenausschusses sollen nun
die planmäßigen Vorbereitungen der Umsiedlungen für die Erkelenzer Orte sichergestellt
werden. Hierfür wird im Regelfall ein Zeitraum zwischen 10 bis 15 Jahren benötigt.
Begründet wurde die Umsiedlung mit der energiepolitischen Notwendigkeit der
Braunkohlenförderung zur Stromerzeugung. Sowohl Rheinbraun als auch die
NRW-Landesregierung legten hier Auszüge aus Studien der Prognos AG und der neuen
Esso-Studie zum Energieverbrauch in den kommenden zehn Jahren vor.
1844 Menschen betroffen
Hier zeichnet sich nach Meinung der Experten der Trend ab,
dass die Braunkohle als wichtiger Bestandteil der Grundlast zukunftsfähig ist und somit
eine Umsiedlung der Ortschaften und die Erschließung des Tagebaus Garzweiler II nötig
sei.
Auf die insgesamt 1844 Einwohner in den vom
Braunkohlenabbau betroffenen Ortschaften werden nun Informationsveranstaltungen der Stadt
Erkelenz, der Bezirksregierung und der Rheinbraun AG zukommen, die umfassend über den
weiteren Werdegang der Umsiedlungen beschließen.
Quelle: Aachener Nachrichten 26.9.2000
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Für rund 3500 Menschen rückt
die Umsiedlung näher
Bagger schlucken weitere Orte
Von Manfred Funken
Frechen. Für die Orte Borschemich, Immerath, Pesch und Lützerath (Tagebau Garzweiler)
sowie für Pier (Tagebau Inden) wird's nun allmählich ernst mit der Umsiedlung. Der
Braunkohlenausschuss (BKA) hat am Dienstag die Bezirksplanungsbehörde beauftragt,
entsprechende Planungen einzuleiten.
Pier muss bis etwa 2015 geräumt sein, die anderen haben Zeit bis 2017. In den genannten
Ortschaften sind insgesamt etwa 3500 Menschen von der Umsiedlung betroffen.
Der Vorsitzende des Ausschusses, Erhard Möller, legte großen Wert auf die Feststellung,
dass die Mitglieder des BKA sich vor der Entscheidung noch einmal intensiv mit der
Problematik beschäftigt haben. "Das sind wir den betroffenen Menschen
schuldig."
So ging der gestrigen Beratung eine ganztägige Klausurtagung im August voraus. Im
Ausschuss selbst referierten Rheinbraun-Vertreter Matthias Hartung und Klaus Schumacher
aus dem NRW-Wirtschaftsministerium noch einmal über die Notwendigkeit und die
Sozialverträglichkeit der Tagebaue.
Zwischen dem Unternehmen und der Landesregierung herrscht offenbar völlige
Übereinstimmung. Beide prophezeien der Braunkohle einen wachsenden Anteil an der
Stromversorgung in Deutschland. Beide halten die drei Großtagebaue
Hambach, Inden und Garzweiler inklusive des zweiten Abbaufeldes für unverzichtbar.
Gegen drei Stimmen von CDU-Vertretern aus dem Kreis Heinsberg und der Stadt Erkelenz gab
die große Mehrheit der BKA-Mitglieder den Startschuss zum Umsiedlungsverfahren.
Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Erkelenz, Theodor Clemens,
betonte, er werde auch nach 20 Jahren Kampf gegen den Tagebau Garzweiler II die Hoffnung
nicht aufgeben, dass das Projekt noch zu stoppen sei. Dorothea Schubert von den
Naturschutzverbänden kündigte eine Klage gegen den Rahmenbetriebsplan an.
Der BUND lädt für Sonntag, 1. Oktober, 11 Uhr, zu einem
Frühschoppen zum Thema "Verplant und bedroht - Dörfer am Rande der Tagebaue"
in die Mehrzweckhalle Erkelenz-Borschemich ein.
Quelle: Kölnische Rundschau 27/09/00
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Umsiedlung steht jetzt zur Debatte
fun Erkelenz/Frechen. Der Braunkohlenausschuss wird sich in seiner nächsten Sitzung unter
anderem mit der Einleitung von Umsiedlungen im Bereich der Stadt Erkelenz beschäftigen.
Für die Orte Borschemich, Immerath, Pesch und Lützerath soll die Bezirksplanungsbehörde
Köln mit der "Erstellung eines Braunkohlenplanvorentwurfes für die Umsiedlung"
beauftragt werden. Der Ausschuss tagt am Dienstag, 26. September, 10 Uhr, im Stadtsaal
Frechen.
Nach dem nordrhein-westfälischen Landesplanungsgesetz ist der Braunkohlenausschuss das
zuständige Gremium für das Braunkohlenplanverfahren. Damit entscheidet er auch über die
Rahmenbedingungen der Umsiedlung und setzt die Größe der Umsiedlungsfläche fest.
Der Hauptausschuss der Stadt Erkelenz hat das Thema bereits in
seiner Sitzung am 30. August diskutiert. In der Vorlage hieß es: "Es bleibt
abzuwarten, ob der Braunkohlenausschuss den Darlegungen des Bergbautreibenden zur
Notwendigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Braunkohlengewinnung folgt." Die Stadt
hat gegen den Rahmenbetriebsplan für Garzweiler II Widerspruch beim Oberbergamt in Düren
eingelegt. Eine Entscheidung des Amtes steht bisher aus.
Quelle:
Kölnische Rundschau 02/09/00
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Garzweiler II vor dem Aus?
Neuer Braunkohletagebau in Nordrhein-Westfalen
wird laut Zeitungsbericht zu teuer.
RWE und Staatskanzlei dementieren. Andere sehen nur langsames Annähern an Realität
KÖLN
taz Der Inhalt des Artikel war brisant, die Dementis fielen entsprechend scharf aus:
Das umstrittene Braunkohleabbau-Projekt Garzweiler II stünde "vor dem Aus",
berichtete gestern die Berliner Zeitung unter
Berufung auf "Führungskreise" der RWE. Nach Ansicht des Konzerns hätten sich
die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen so dramatisch verändert, dass die
Erschließung der Lagerstätte frühestens in einigen Jahrzehnten Sinn mache - wenn
überhaupt.
Eine Darstellung, die RWE umgehend
zurückwies. Der Artikel sei "ein Beitrag zur Füllung des Sommerlochs",
verlautbarte der Konzern. Keinesfalls wolle man Garzweiler II aufgeben, sondern "auch
künftig auf den heimischen Energieträger Braunkohle" setzen. Dessen
Wettbewerbsfähigkeit sei durch ein Kostensenkungsprogramm langfristig gesichert, so
Rheinbraun-Sprecher Wolfgang Rönnebeck.
"Die Berliner Zeitung wird sich sicherlich nicht alles
aus den Fingern gesogen haben", heißt es indes aus Kreisen der Düsseldorfer
Staatskanzlei. "Ich könnte mir vorstellen, dass es im RWE-Vorstand unterschiedliche
Linien gibt." Amtschef Wolfgang Clement hingegen bezeichnet die Meldungen über das
Aus von Garzweiler II als "reinen Unsinn". Der Ministerpräsident will
unverdrossen an Garzweiler II festhalten. Schließlich habe "RWE eine Vereinbarung
mit uns", so Clement. Der Sozialdemokrat bezieht sich hierbei auf das Mitte der
90er-Jahre zwischen Landesregierung und RWE geschlossene Kraftwerkserneuerungsprogramm im
Braunkohlebereich.
RWE merke, dass "Garzweiler II sich
nicht rechnet, so wie alle Fachleute es seit langem sagen", kommentierte die grüne
Landesumweltministerin Bärbel Höhn den Bericht. RWE dürfe sich kein Hintertürchen
offen halten, sondern müsse den Bürgern vor Ort klipp und klar sagen, dass der
Braunkohleabbau nicht verwirklicht werde - "auch nicht in ein paar Jahrzehnten".
Schließlich würden die Menschen in den betroffenen Gemeinden noch immer umgesiedelt. Elf
Ortschaften und 7.600 Personen sollen den riesigen Schaufelbaggern in den nächsten
dreißig Jahren weichen. Auf einer Fläche von 48 Quadratkilometern sollen insgesamt 1,3
Milliarden Tonnen der besonders klimaschädlichen Braunkohle gefördert werden. Wenn
Garzweiler II denn kommt.
Quelle: TAZ 29.8.2000
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Strom aus Braunkohle rechnet sich
Regierung und RWE
bestreiten einen Verzicht auf Garzweiler II
Im Dominikaner-Kloster Sankt Albert im rheinischen Walberberg war die Stimmung bei den
Klausurteilnehmern des Braunkohle-Ausschusses ausgesprochen gut. Im kleinen Kreis pflegten
Kommunal- und Landespolitiker, Behördenvertreter und Manager der Firma Rheinbraun einen
offenen Informationsaustausch hinter geschlossenen Türen. Es ging wieder einmal um die
Zukunft der heimischen Braunkohle.
Die Punkte 1 und 2 der Tagesornung betrafen die energiepolitischen Rahmenbedingungen für
die Braunkohle sowie die Planungskonzeption für die Tagebaue des rheinischen
Braunkohle-Gebiets. Das Reizwort "Garzweiler II", das die politische Diskussion
in Nordrhein-Westfalen seit vielen Jahren begleitet, hatte im internen Kreis längst an
Schrecken verloren. Denn nachdem die Firmenleitung von Rheinbraun dort die Karten auf den
Tisch gelegt hatte, war für die Beteiligten klar: Das Unternehmen hält aus
wirtschaftlichen Gründen an Garzweiler II fest.
Umso mehr sorgte gestern eine Meldung der "Berliner Zeitung" für Verwunderung,
die für Garzweiler II "ein absehbares Ende" prophezeite. Der Autor des
Berichts, früher Pressesprecher des NRW-Wirtschaftsministers, hatte unter Berufung auf
RWE-Führungskreise berichtet, nach der Liberalisierung des Strommarktes müsse die RWE
Power AG Kraftwerke mit einer Kapazität von 2500 Megawatt stilllegen.
Auf den ursprünglich für Garzweiler II mit der NRW-Landesregierung verabredeten Bau
neuer Kraftwerke wolle RWE vorerst verzichten. Nach neuesten Planungen des Konzerns komme
die Nutzung der Braunkohle-Lagerstätten - wenn überhaupt - frühestens in einigen
Jahrzehnten in Betracht.
Immer wieder ist in den letzten Jahren das Aus für Garzweiler vorausgesagt worden.
Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne), die das Projekt rechtlich nicht verhindern
konnte, hatte stets betont, Garzweiler erledige sich aus ökonomischen Gründen von
selbst. Und auch Reiner Priggen, Fraktionsvize der Grünen-Landtagsfraktion, sieht den
Braunkohleabbau als nur bedingt wettbewerbsfähig - was sich beispielsweise an der
Streichung von 4600 Arbeitsplätzen zeige.
RWE widerspricht: Der Belegschaftsabbau habe nichts mit der Preisgabe von Garzweiler II zu
tun, sondern damit, dass das Unternehmen die Bereiche Förderung und Verstromung
zusammengelegt habe. Künftig könne deshalb Strom für vier statt sechseinhalb Pfennige
je Kilowattstunde produziert werden - was gerade den Braunkohle-Strom attraktiv mache.
Übereinstimmend dementierten Ministerpräsident Wolfgang Clement, Wirtschaftsminister
Ernst Schwanhold und Unternehmenssprecher von RWE die Meldung in entschiedener Form,
wonach man sich von Garzweiler II verabschieden wolle.
Tatsächlich befinde sich das Unternehmen mit seinen Zusagen gegenüber der
Landesregierung im Zeitplan, hieß es. 1994 hatten Regierung und Rheinbraun ein
Kraftwerk-Erneuerungsprogramm in Höhe von 20 Milliarden Mark vereinbart. Im Gegenzug
wurde die Genehmigung für Garzweiler II erteilt.
Das Vorzeige-Kraftwerk Niederaußem ist im Bau. Damit sind bereits 2,4 Milliarden aus
dieser Vereinbarung umgesetzt worden. Im kommenden Jahr ist vorgesehen, die
Investitionsentscheidung in ähnlicher Größenordnung für das Kraftwerk in Neurath zu
treffen. Die Bauzeit soll vier Jahre betragen. Die Spekulationen über einen Ausstieg aus
der Braunkohle nimmt man im Ministerium nicht ernst.
Weil der Atomausstieg beschlossen worden sei, werde die Braunkohle auch künftig für die
Energieerzeugung in der Grundlast unverzichtbar und kostengünstig bleiben. Zudem
explodierten die Gaspreise und Energiegewinnung aus Steinkohle laufe aus.
Quelle: Kölner
Stadt-Anzeiger 30.8.2000
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Wirbel um Braunkohlentagebau Garzweiler II
RWE und NRW-Regierung bekräftigen
Wirtschaftlichkeit - Abbau beginnt 2006
Düsseldorf - Selten war ein Energieprojekt politisch so umstritten wie der
Braunkohlentagebau Garzweiler II. Zwar wurde unter dem linksrheinischen Städtchen
Otzenrath und 20 umliegenden Dörfern bisher keine einzige Tonne abgebaut. Aber ab 2006
sollen die Bagger dort die Braunkohle heben.
Doch
bis es so weit ist, wird die Öffentlichkeit immer wieder durch widersprüchliche
Meldungen verwirrt. "Wir stehen fest zu Garzweiler II", signalisierte am
Dienstag RWE-Konzerchef Dietmar Kuhnt, nachdem am Montag eine Berliner Zeitung mal wieder
das Aus von Garzweiler gemeldet hatte. Sie will aus RWE-Führungskreisen erfahren haben,
"dass die Nutzung dieser Lagerstätte - wenn überhaupt - frühestens in einigen
Jahrzehnten Sinn macht." Im Klartext hätte das das vorzeitige Ende bedeutet. Und der
energiepolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion in Düsseldorf, Reiner Priggen,
nutzte die offensichtliche Zeitungsente flugs als ungebetener Ratgeber: "RWE sollte
offensiv mit der Tatsache umgehen, dass Garzweiler II nicht mehr realisierbar ist."
Von
Anfang an torpedieren die NRW-Grünen mit ihrer Speerspitze, Landesumweltministerin
Bärbel Höhn, das Vorhaben. Listig machte Frau Höhn jahrelang wasserwirtschaftliche
Bedenken zum Knackpunkt ihrer Blockadepolitik - und hätte Garzweiler II fast gekippt.
Doch schließlich musste sie in der Sache zurückstecken. Vorsichtshalber entzog
Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) ihr in der zweiten Regierungskoalition die
Kompetenz für die Braunkohle. Seither läuft alles reibungslos. Rheinbraun erhält, wenn
Garzweiler I ausgekohlt ist, den lang ersehnten Anschlusstagebau.
Jetzt,
wo die politischen Hürden genommen und die rechtlichen Genehmigungen erteilt sind, kann
das Projekt nur noch an mangelnder Wirtschaftlichkeit scheitern. Darüber aber haben die
RWE-Manager zu entscheiden. Doch auch gestern bestätigte Konzernchef Kuhnt die
Rentabilität. Deshalb lägen die Investitionen voll im Plan. Bis 2006 werde der
Anschlusstagebau aufgeschlossen sein. Und mit dem laufenden Ertüchtigungsprogramm, das
Stromerzeugungskosten von unter vier Pfennig pro Kilowattstunde zum Ziel hat, werde die
Wettbewerbsfähigkeit der Braunkohle selbst gegenüber den billigen Importenergien Erdgas
und Steinkohle langfristig abgesichert sein. Kuhnt: "Garzweiler II wird kommen."
Auch NRW-Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold (SPD) bestätigt, dass die Stromerzeugung
auf Garzweiler II nach Durchführung der Kostenprogramme "voll
wettbewerbsfähig" ist.
Schon im Februar hatte Rheinbraun die Kostensenkungs-Maßnahmen
erläutert. Kern ist ein Abbau der Mitarbeiter um 4600 auf 11 000. Ferner wird die
Stromerzeugung in der Spitzen- und Mittellast eingestellt. Das betrifft Kraftwerke mit
2500 Megawatt Leistung. Ferner sollen für 20 Mrd. DM neue Großkraftwerke errichtet
werden, die nur Grundlast fahren, also rund um die Uhr Strom erzeugen. Das erste ist schon
im Bau. Zweifel an der Realisierung der gigantischen Investition, an der 35 000 Jobs
hängen, lässt Clement erst gar nicht aufkommen: "RWE hat mit uns eine Vereinbarung.
Alles das gilt."
Quelle: Welt, Die 30.8.2000
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Unruhe um Garzweiler II
Willy Harren Vorsitzender des Braunkohlen-Unterausschusses Nord
Grevenbroich. Die Mitglieder des Braunkohlen-Unterausschusses Nord hatten sich gestern in
Grevenbroich auf eine ruhige erste Sitzung nach der Kommunalwahl eingerichtet: Einen
Vorsitzenden und seinen Stellvertreter wählen, zwei Vorträge anhören, fertig. Doch dann
verbreitete der WDR im Revier, was die "Berliner Zeitung" gestern als Aufmacher
serviert hat: "Garzweiler II vor dem Aus".
Auch Matthias Hartung, Leiter des Rheinbraun-Bereiches Tagebaue, wähnte sich in einer
stressfreien Sitzung. Unter Tagesordnungspunkt acht sollte er zum Thema
"Braunkohlentagebaue und Braunkohlenkraftwerke in einer Hand" referieren.
Strukturen und Anstrengungen des neuen Unternehmens RWE Rheinbraun wollte er vorstellen
und mit Folien veranschaulichen. Hundertmal gemacht, alle Daten im Kopf; im Schlaf könnte
Hartung den Vortrag halten.
Doch dann gerät er in die Rolle des Unternehmenssprechers: "Die Meldung aus Berlin
entbehrt jeder Grundlage. Die Vorbereitungen für den Tagebau Garzweiler II laufen
planmäßig", versichert er dem Ausschuss. Es habe wohl eine Weile gedauert, ehe die
seit Frühjahr im rheinischen Revier bekannten Zahlen zum Stellenabbau bei Rheinbraun -
rund 4600 Arbeitsplätze bis 2004 - bis in die Bundeshauptstadt vorgedrungen seien.
"Berlin ist ja etwas weiter weg", scherzt er.
Die Politiker aber sind misstrauisch. Was ist mit der ebenfalls im Artikel enthaltenen
Nachricht, RWE werde kein neues Braunkohlenkraftwerk mehr bauen? "Ich gehe davon aus,
dass diese Meldung noch heute dementiert wird", sagt Hartung.
Da behält er Recht. "Als Beitrag zur Füllung des Sommerlochs" weist die
Konzern-Zentrale in Essen den Bericht der "Berliner Zeitung" zurück. Doch die
Unruhe ist da. "Es ist bedauerlich", sagt Hartung, "dass unsere Mitarbeiter
und die von der Umsiedlung betroffenen Menschen einmal mehr unnötig verunsichert
werden."
Freude löst die Diskussion außerhalb des Sitzungssaals bei den Tagebaugegnern aus. Jetzt
könne man "Garzweiler II offiziell beerdigen", reibt sich BUND-Geschäftsleiter
Dirk Jansen die Hände. Statt neuer "Durchhalteparolen der großen
Erftkreis-Kohle-Fraktion" fordert Doris Lambertz, Fraktionsvorsitzende der Grünen im
Kreistag, "Anstrengungen für den notwendigen Strukturwandel in der
Braunkohlenregion".
Aber es war doch laut RWE eine Zeitungsente: Also dementiert Ministerpräsident Wolfgang
Clement in Düsseldorf auch. Und CDU-Kreisparteichef Michael Breuer freut sich über
Clements Festhalten an Rheinbraun und Garzweiler II. Der Ministerpräsident müsse jetzt
auch dafür sorgen, dass die Grünen in der Landesregierung "das Projekt nicht weiter
torpedieren".
Das mit der Wahl des Vorsitzenden hat der Unterausschuss Nord übrigens doch noch in aller
Ruhe bewältigen können. Von 47 stimmberechtigten Mitgliedern waren 39 anwesend. Der
Bedburger Bürgermeister Willy Harren (CDU), erhielt bei vier Enthaltungen 35 Ja-Stimmen.
Stellvertreter wurde Karl-Heinz Gerhards (SPD) aus Viersen.
Quelle: Kölnische Rundschau 30/08/00
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Garzweiler II vor dem Aus
RWE plant massiven Stellenabbau
Braunkohle zu teuer / Mehr als 4 600 Arbeitsplätze fallen weg
BERLIN, 28. August. Der Aufschluss des umstrittenen Braunkohletagebaus Garzweiler
II steht beim Essener Energiekonzern RWE nicht mehr auf der Agenda der vorrangig
zu verfolgenden Ziele - im Gegenteil: Wie aus Führungskreisen des Unternehmens
verlautet, haben sich die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen so dramatisch
verändert, dass die Nutzung dieser Kohlelagerstätte - wenn überhaupt -
frühestens
in einigen Jahrzehnten Sinn macht.
Den Chef der neuen RWE Power AG, Gerhard Maichel, plagen ganz andere Sorgen. Dem
Ex-VEW-Vorstand obliegt es in seiner neuen Funktion, die Stromerzeugungs- und
Beschaffungskosten der Essener nachhaltig zu minimieren, damit der Konzern auf
dem hart umkämpften Markt weiterhin die Schlagzahl vorgeben kann. Alle Positionen
stehen dabei auf dem Prüfstand. Auch die Kosten des aktuell erzeugten
Braunkohlestroms müssen sich dabei an den Vergleichskosten der Kernenergie, neuer
Gaskraftwerke oder auch von Importstrom messen lassen. Und da schneidet das
rheinische Braunkohlerevier nicht sonderlich überzeugend ab. Die Förderkosten
sind zu hoch, die zum Teil veralteten Kraftwerke nicht effizient genug.
Konsequenz: Alte Kraftwerke sollen beschleunigt vom Netz genommen, auf den
ursprünglich in einer 20-Milliarden-Mark Vereinbarung mit dem Land
Nordrhein-Westfalen verabredeten Bau neuer Kraftwerke bis auf weiteres verzichtet
werden. Wortbrüchig werde man damit gegenüber der von Wolfgang Clement (SPD)
geführten Landesregierung nicht: Schon bei Unterzeichnung dieser
"Garz-weiler-II-Vereinbarung" Mitte 1995 sei allen Beteiligten klar gewesen,
dass
für RWE auch das Milliarden-Investitionsprogramm zur Zukunftssicherung der
Braunkohleverstromung in Nordrhein-Westfalen unter dem generellen Vorbehalt der
Wirtschaftlichkeit stehe.
Ostdeutsche Dimensionen
Allerdings hatte der Ex-Vorstandschef der RWE Energie, Roland Farnung, noch im
Januar 1998 alle Spekulationen dementiert, denen zufolge der Konzern seine bis
zum Jahr 2030 zugesagten Braunkohle-Investitionen drastisch reduzieren werde.
Originalton Farnung: "RWE Energie wird das Kraftwerkserneuerungsprogramm wie
zugesagt umsetzen, wenn auch die Landesregierung ihren Teil der Vereinbarung
bezüglich Garzweiler II einhält." Was Regierungschef Clement im engen Bündnis
mit
der Bergbaugewerkschaft IGBCE in nervenaufreibendem Koalitionsstress mit den
Grünen auch durchsetzte. Doch seitdem der Essener Konzern im Besitz der
Schürfrechte für die Braunkohle-Lagerstätte Garzweiler II ist, ist es bei RWE um
die Investition in die vermeintliche Zukunftssicherung merkwürdig still geworden.
Stattdessen plagen sich die Manager mit teuren Überkapazitäten.
Die insgesamt installierte
Kraftwerksleistung des Konzerns - das sind rund 26 000
Megawatt - will Power-Chef Maichel demnächst in einem ersten Schritt um knapp
zehn Prozent reduzieren. Das sind
immerhin Kraftwerke mit einer Gesamtleistung
von 2 500 Megawatt, die allesamt auf Grund ihres Alters nicht mehr zu
wettbewerbsfähigen Konditionen zu fahren sind. Kraftwerksneubauten kommen
hingegen zumindest solange nicht in Betracht, wie der europäische Strommarkt von
Erzeugungs-Überkapazitäten geprägt wird. Einzige Ausnahme sind auf die
Bedürfnisse industrieller Großkunden zugeschnittene moderne Gas- und
Dampfturbinenanlagen (GuD-Kraftwerke), die der RWE-Konzern zur kombinierten
Deckung des Strom- und Prozesswärmebedarfs von Unternehmen weiterhin bauen und
betreiben will.
Dieser strukturelle Wandel in der eigenen Stromerzeugung hat massive Auswirkungen
auf die Arbeitsplätze des Konzerns. Wie die Energiewirtschaft insgesamt baut auch
RWE in der Stromproduktion massiv Stellen ab, während neue Arbeitsplätze im
Strom-Vertrieb entstehen. Vom Abbau besonders betroffen ist die Braunkohle.
Derzeit beschäftigt die RWE-Tochter Rheinbraun rund 16 000 Mitarbeiter, davon
knapp 11 000 in der Kohleförderung und etwa 5 000 in der Verstromung. Wie aus dem
Mutterkonzern verlautet, sollen nun deutlich mehr als 30 Prozent dieser Stellen -
also mindestens 4 600 Arbeitsplätze - gestrichen werden.
Deutlicher Schnitt
RWE baut in der Stromproduktion Stellen ab, dagegen entstehen neue Arbeitsplätze
im Vertrieb.
Vom Abbau besonders betroffen ist die Braunkohle. Derzeit beschäftigt die
RWE-Tochter Rheinbraun rund 16 000 Mitarbeiter, davon knapp 11 000 in der
Kohleförderung und etwa 5 000 in der Verstromung.
Quelle: Berliner Zeitung
29.08.2000
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"Endlich klare Worte"
ko Erftkreis - "Garzweiler II vor den Aus?", frohlocken die Grünen im Erftkreis
angesichts eines Berichts der "Berliner Zeitung", der Tagebau sei im RWE-Konzern
nicht mehr vorrangiges Ziel. "Endlich klare Worte aus Düsseldorf", freut sich
CDU-Kreisvorsitzender Michael Breuer über das umgehende Dementi der Rheinbraun AG und
über das Bekenntnis von Minsterpräsident Clement zu Gar zweiler II.
Doris Lambertz, Vorsitzende der Kreis-Grünen: "Auch wenn erneut mit
Durchhalteparolen der großen Erftkreis-Kohlefraktion aus SPD-CDU-FDP-Rheinbraun-IGBCE zu
rechnen ist, gehen wir davon aus, dass der RWE-Konzern mittelfristig nur noch Strom
verkaufen kann, der deutlich preisgünstiger ist als die von Rheinbraun angestrebten vier
Pfennig pro Kilowattstunde."
Genau das will Rheinbraun erreichen. Sprecher Reiner Hochscheid: " Unser
Kostensenkungsprogramm zielt darauf, Strom zu einem Preis von weniger als vier Pfennig
anzubieten. Damit ist die Braunkohle langfristig konkurrenzfähig."
Tausende von Jobs
Uwe Walter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, fordert den Landrat auf, eine
Stabsstelle Strukturwandel einzusetzen oder "die Wirtschaftsförderungsgesellschaft
kompetent zu besetzen". Ihm schweben Investitionen in regenerative Energien vor.
"Hier geht es um Tausende von Arbeitsplätzen und nicht um die Versorgung einer
altgedienten Parteifunktionärin der FDP", wettert Walter mit Blick auf Pläne die
FDP-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Anne Schmitt-Sausen, zur Wfg-Geschäftsführerin zu
machen.
"Tausende von Arbeitsplätzen hat wiederum auch Breuer im Auge, wenn er fordert, nun
müssten schnell die Weichen für die Verwirklichung von Garzweiler II gestellt werden.
"Ich hoffe, dass das unsägliche Hick-Hack um dieses Zukunftsprojekt endgültig
beendet ist."
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 30/08/00
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Weniger Kohle, aber mehr Abraum
Tagebau
Garzweiler
![](../bilder/presse_garzweiler_2000/weg288_3.jpg) |
![](../bilder/presse_garzweiler_2000/weg288_4.jpg) |
Im kommenden Frühjahr geht der
Rheinbraun-Bagger 288 auf Reisen |
In 25 Tagen wird der Bagger die 25
Kilometer lange Strecke zwischen Hambach und Garzweiler zurücklegen |
Erftkreis - Im
Tagebau Garzweiler ist im vergangenen Geschäftsjahr weniger Kohle gefördert worden. Die
sechs Schaufelradbagger hoben insgesamt 26,7 Millionen Tonnen Braunkohle aus der Erde.
Dafür mussten sie 114,4 Millionen Kubikmeter Abraum bewegen. Im Geschäftsjahr 1998/99
waren es noch 32 Millionen Tonnen Kohle gewesen. Und mit 120 Millionen Tonnen Löss, Sand
und Kies lag auch die Abraummenge höher.
Betriebsdirektor Helmut Beißner begründete den Rückgang mit "normalen
Schwankungsbreiten" und im besonderen mit einer zweimonatigen Reparatur am Bagger
285. Ansonsten lägen die Ausnutzungsgrade der Bagger und Absetzer auf hohem Niveau,
betonte Beißner, so dass die Erdtransporte in die Resttagebaue Fortuna-Garsdorf und
Frechen planmäßig verliefen. In absehbarer Zeit wird die Kapazität der Baggerflotte
aber etwas reduziert.
Im Februar und März 2001 geht dazu der bislang größte Bagger
auf die Reise: vom Tagebau Hambach an Elsdorf, Bergheim und Bedburg vorbei in den Tagebau
Garzweiler. 25 Werktage soll der 25 Kilometer lange Transport über Bahnstrecken,
die Erft, Bundes- und Landstraßen hinweg dauern. Die schwierigste Hürde stellen die
Autobahn 61 und die parallel verlaufenden Hochspannungsleitungen dar, über die die Stadt
Aachen versorgt wird.
Der Bagger Nummer 288 soll ein älteres Modell ersetzen, dessen Tagesleistung bei etwa der
Hälfte des 288-ers liegt, der 240 000 Kubikmeter pro Tag wegschaufelt. Das steigere zwar die Kapazität im Tagebau Garzweiler, senke aber auf
lange Sicht das Gesamtvolumen etwas, bestätigte Beißner.
Die Minderkapazitäten würden sich aber vorerst nicht auf die
Kohleförderung auswirken, weil in Hambach ein großer Kohlevorrat freigelegt worden sei
und "technische und betriebliche Maßnahmen eine nachhaltige Steigerung der
Geräteauslastung im Tagebau Hambach ermöglicht haben". Doch wenn man die Zahl der
Bagger reduziere, könne man auch Personal sparen.
Über die Vorruhestandsregelung würden bis Ende Juni 2001 275 Mitarbeiter im Alter von
mindestens 51 Jahren weniger im Tagebau Garzweiler arbeiten. Bis 2004 sollen es insgesamt
463 sein. Natürlich geht so auch Fachwissen verloren. Um das Unternehmen dennoch weiter
zu entwickeln, hat Rheinbraun im Tagebau Garzweiler Sonderprogramme eingeführt: "Wir
haben Verantwortung nach unten delegiert, Hierarchien abgeflacht." Das hat auch
sprachliche Auswirkungen: Aus dem Steiger wurde der "Schichtleiter", aus dem
"Vorarbeiter" der "Gruppenleiter".
In 61 "Team-Sitzungen" des Arbeitskreises "Top-Tagebaue - Die neue
Rheinbraun" wurden bislang 2500 Mitarbeiter-Ideen gesammelt. Auch technische
Neuerungen gibt es. Über Satellit wird nun geprüft, ob Böschungen rutschen. Ein
Computer gibt metergenau die Qualität der jeweiligen Braunkohle im Bunker an, und moderne
Bündelfunk-Geräte sorgen für bessere Erreichbarkeit - der immer weniger werdenden
Mitarbeiter.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 22/08/00
Seitenanfang
27 Millionen Tonnen Kohle aus Garzweiler
Tagebau-Bilanz
fun Erftkreis. Weniger Arbeitsunfälle bei etwa konstanten Fördermengen meldet der
Tagebau Garzweiler. Betriebsdirektor Helmut Beißner zog gestern vor der Presse Bilanz:
26,7 Millionen Tonnen Braunkohle wurden im Geschäftsjahr 1999/2000 gewonnen. Dafür
erbrachten die 2400 Beschäftigten fast vier Millionen Arbeitsstunden.
Die Sicherheit ist für Beißner nach wie vor ein wichtiges Thema: "Jeder Unfall ist
einer zu viel." Nur 33 Unfälle, die Ausfallzeiten von drei und mehr Tagen bedingten,
haben sich im vergangenen Jahr ereignet. Ein Rekordtief, das weit unter dem Schnitt der
gewerblichen Wirtschaft liegt.
Mit Beginn des neuen Geschäftsjahres haben 56 Auszubildende ihre Lehre im Tagebau
Garzweiler begonnen. Insgesamt besuchen zurzeit 220 Lehrlinge die betriebszugehörige
Ausbildungsstätte Frimmersdorf.
Wie das gesamte Unternehmen Rheinbraun steht auch der Betrieb in Garzweiler am Beginn
einer stetigen Neuorganisation. Für die einzelnen Mitarbeiter werde dies mehr
Verantwortung bedeuten, sagte Betriebsdirektor Helmut Beißner. Flachere Hierarchien und
kürzere Entscheidungswege seien das Ziel.
Mit Blick auf das kommende Jahr steht Rheinbraun ein spektakulärer Gerätetransport ins
Haus. Mit dem Bagger 288 übersiedelt eine der größten Maschinen
der Welt vom Tagebau Hambach nach Garzweiler. Der 240 Meter lange Riese muss unter
andrem die Autobahn 61 überqueren; ein Termin für die Übersiedlung steht noch nicht
fest. Zehn Millionen Mark wird die 25 Kilometer lange Reise kosten.
Quelle: Kölnische Rundschau 22/08/00
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In Garzweiler wird er der Jüngste sein
Zehn Meter in einer Minute
Erftkreis. Ein Bagger geht im Winter auf Reisen: Anfang des nächsten Jahres will das
Bergbauunternehmen Rheinbraun den Schaufelradbagger 288 vom Tagebau Hambach zum Tagebau
Garzweiler fahren. Rheinbraun-Sprecher Guido Steffen bestätigte gestern, dass Rheinbraun
den Großgerätetransport beim Bergamt beantragt hat.
Der Bagger wird bei Elsdorf aus dem Tagebau kommen und sich zwischen dem Elsdorfer
Einkaufszentrum und dem Ortsteil Giesendorf in einem Bogen zur Bundesstraße 55n bewegen.
Er überquert nicht nur die Bundesstraße, auch die Autobahn 61 liegt auf seinem Weg. Nach
der A 61 wird Bagger 288 Paffendorf und Glesch passieren und dann auf die Trasse
einschwenken, die Rheinbraun für Gerätetransporte zwischen den Tagebauen Bergheim und
Garz~weiler eingerichtet hat.
Wie lange die Fahrt des Baggers dauern wird, wusste Steffen noch nicht. "Das wird
davon abhängen, wann der Bagger zum Beispiel die Autobahn überqueren kann", sagte
Steffen. Das werde voraussichtlich an einem Wochenende geschehen. Das Großgerät wird
sich laut Steffen mit zehn Meter pro Minute fortbewegen. Es muss 25 Kilometer
zurücklegen, um sein Ziel in Garzweiler zu erreichen.
Bagger 288 war 1978 das erste Großgerät, das im Tagebau Hambach in Betrieb genommen
wurde. Gleichzeitig begann der Aufschluss des Tagebaus. Der Bagger ist 240 Meter lang, 100
Meter hoch und hat eine Förderleistung von 240 000 Kubikmeter pro Tag.
Mit seinen 22 Jahren gehört das Großgerät noch nicht zum alten Eisen, im Gegenteil:
"In Garzweiler ersetzt er ältere Geräte, dort wird Bagger 288 der jüngste und der
größte sein", so Steffen. Die übrigen Geräte in Garzweiler seien in den sechziger
und siebziger Jahren gebaut worden.
Wie Steffen weiter sagte, wird die Produktion in Hambach durch den
Abzug des Schaufelradbaggers nicht verringert. Die Auslastung der Geräte sei zum Beispiel
durch eine bessere Instandhaltung und damit längeren Betriebszeiten so gesteigert worden,
dass Bagger 288 jetzt in Garzweiler eingesetzt werden könne. "Es wäre Unsinn, einen
Mercedes in Hambach stehen zu lassen", sagte Steffen.
Quelle: Kölnische Rundschau 15/08/00
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Uns steht im Frühjahr 2001 das Wasser bis zum Hals
Die Grundwasser-Situation in Korschenbroich nimmt dramatische Züge an: Wenn die Arbeit
des Tagebaus Garzweiler getan ist und die Sümpfungsmaßnahmen beendet werden, steigt das
Grundwasser in der Region wieder an. "Wir haben alle keine Zeit mehr. Wenn wir nicht
umgehend reagieren, sind im Korschenbroicher Stadtgebiet 3.000 Häuser
einsturzgefährdet", skizziert Hubert von Grabczewski im NGZ-Gespräch die
Dringlichkeit.
Der 53-jährige Kleinenbroicher, Bürger-Sprecher der städtischen Grundwasser-Kommission,
fordert Stadt, Kreis und Land auf, die Verantwortung für Fehler der Vergangenheit zu
übernehmen und gemeinsam nach einer großen Lösung zu suchen. Technisch ist das Problem
aus seiner Sicht mühelos beherrschbar: "Allerdings schrecken bis jetzt noch alle
Verantwortlichen vor den anfallenden Kosten zurück." Für von Grab-czewski kein
Grund, die Betroffenen im Regen stehen zu lassen: "Uns steht schon im Frühjahr 2001
das Wasser bis zum Hals."
NGZ: Herr von Grabczewski, das ansteigende Grundwasser im Korschenbroicher Stadtgebiet hat
sich zu einem massiven Problem entwickelt. Wie muss sich der Außenstehende die
Problematik vorstellen?
Grabczewski: Das Grundwasser kommt nach langjähriger künstlicher Absenkung wieder auf
sein ursprüngliches Niveau, sprich sehr nah unter die Erdoberfläche oder sogar
erdoberflächengleich (Aue-Gebiet minus null bis minus drei Meter). Zwischenzeitlich
wurden dort Häuser gebaut, die aufgrund der vorgeschriebenen Sockelhöhe von maximal 50
Zentimetern über die nächste öffentliche Straßenanbindung, mit ihren Kellern bis zu
2,5 Metern im Gelände eingebettet sind. Diese Keller werden künftig im Wasser
stehen.
NGZ: Wie kommt es zu diesem gefürchteten Grundwasser-Anstieg?
Grabczewski: Vor langer Zeit wurde der Braunkohle-Abbau beschlossen. Vor Ort wurde das
Grundwasser mehrere hundert Meter abgesenkt - in unserem Stadtgebiet zwischen zwei und
zehn Metern. Das erstreckte sich über 30 bis 40 Jahre. In der Zwischenzeit hat man die
Bürger nicht aufgeklärt. Statt dessen hat man schadhafte Bebauungspläne
zugelassen.
NGZ: Sie sprachen in der Vergangenheit davon, dass in zwei bis zehn Jahren etwa 3.000
Korschenbroicher Häuser durch die Grundwasser-Situation einsturzgefährdet seien. Auf
welche Erkenntnisse stützen Sie Ihre Behauptungen?
Grabczewski: Der Erftverband hat eine Karte herausgegeben, mit Flurabständen von null bis
drei Metern. Hier ist deutlich kartiert, wo das Grundwasser flurnah steht. Schaut man sich
die Bebauung an, die dort in der Grundwasser-abgesenkten Zeit entstanden ist, erkennt man
die Betroffenheit.
NGZ: Der Erftverband und Rheinbraun gehören zusammen. Heißt das, das Tagebau-Unternehmen
trägt die Schuld an dieser Misere?
Grabczewski: Rheinbraun hat die gesetzliche Aufgabe, Braunkohle zu fördern, damit
Arbeitsplätze zu schaffen und die Region zu strukturieren. Rheinbraun und der Gesetzgeber
hatten erkannt, dass man mit dem enormen Eingriff auch eine Schädigung der Umwelt
herbeiführt. Deshalb wurde der Erftverband bereits 1958 per Sondergesetz gegründet und
mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet. Der Erftverband hat dafür zu sorgen, dass
der Schaden minimiert wird und später keine Äcker durchfeuchtet und Häuser vernässt
werden.
NGZ: Fühlen Sie sich von der Stadt Korschenbroich und vom Erftverband gut vertreten und
informiert?
Grabczewski: Vom Erftverband bekam ich in der Vergangenheit problemlos vernünftige
Auskünfte. Von der Stadt Korschenbroich musste ich mit dem Gesetzbuch unter dem Arm meine
Auskunft einfordern. Das hat sich erst vor etwa vier Wochen geändert. Solange die Stadt
sich weigert, die Vaterschaft anzunehmen für das, was sie angerichtet hat, fühle ich
mich nicht gut vertreten.
NGZ: Aber wie kommt das? Die Stadt Korschenbroich hat sich doch bereits Mitte der 80er
Jahre in den Fachgremien mit der Thematik ausführlich befasst. Hätte man schon eher
reagieren können?
Grabczewski: Hier ist scheinbar sehr konsequent nichts passiert. Bis 1980 kann ich
nachverfolgen, dass die Stadt Korschenbroich von Rheinbraun informiert wurde, dass sie
hier Baugebiete in Aue-Gebieten ausweist, allerdings entsprechende Schutzmaßnahmen in die
Bausatzungen nicht aufnahm. Wenn ich mir die Liste ansehe, wer als Träger öffentlicher
Belange dort angeschrieben wurde, fällt mir auf, dass bis Anfang der 80er Jahre
Rheinbraun mit auf dieser Liste steht. Danach finde ich keinen Hinweis mehr, dass
Rheinbraun noch angeschrieben wurde.
NGZ: Wurde von Rat und Verwaltung das Problem verkannt beziehungsweise verharmlost?
Grabczewski: Das Problem wurde Anfang der 80er Jahre, als die ersten Schäden auftraten,
erkannt. Der ehemalige Stadtdirektor Willi Esser hat sogar sehr deutlich bestimmt, was in
Phase eins und zwei alles zu tun ist, um es aufzuarbeiten. Man wurde dann im Rathaus
selbst aktiv, hat das Ergebnis aber nicht glauben wollen. Daraufhin hat man mit Professor
Düllmann einen Gutachter bestellt. Das Gutachten kam zur Schadensprognose mit dem
Hinweis, wie sich das Grundwasser künftig entwickeln würde, auch über das Jahr 2000
hinaus, mit und ohne Stützungsmaßnahmen. Dieses Gutachten hat man dann in die Schublade
gelegt und weiter nichts unternommen. Herr Esser behauptet, die Ratsmitglieder hätten
nicht so entschieden, wie er es gern gehabt hätte. Die in dem Gutachten 1987 geforderte
Einrichtung eines Bürger-Informationsbüros wurde endlich im August 2000
realisiert.
NGZ: Wenn vielen Bürgern das Wasser bildlich gesehen schon bis zum Hals steht, warum
klagt denn keiner der Betroffenen?
Grabczewski: Man kann sich schwer vorstellen, dass man hier Familien in so großer Anzahl
gesundheitlich und finanziell schädigt. Die Vorstellungskraft dazu fehlt den meisten
Leuten.
NGZ: Welche Möglichkeiten sehen Sie, das Problem überhaupt in den Griff zu
bekommen?
Grabczewski: Hier ist schneller Handlungsbedarf angesagt. Das Grundwasser steigt. Es hat
die Nähe der Bodenplatten erreicht. Die Stadt hat seit Jahren etwa 250 Betroffene
kartiert, die so genannte geduldete Fehleinleiter sind. Statt das Übel bei der Wurzel zu
bekämpfen, duldet man diese Fehleinleitungen. Jetzt, wo es erkennbar mehr werden würden,
begegnet man dem mit einer neuen Abwasser-Satzung. Man kann es nur als Hohn empfinden,
wenn der ehemalige Stadtdirektor sagt, ,wir haben euch nicht gesagt, dass ihr Keller bauen
sollt'. Oder von der Stadt empfohlen wird, ,Leute, gebt eure Keller auf'.
NGZ: Bodenplatte ist das Stichwort. In der Vergangenheit hieß es vermehrt, wenn das
Grundwasser an die Bodenplatte drückt, knackt die. Damit ist das Haus einsturzgefährdet.
Wie hat sich der Bürger das vorzustellen?
Grabczewski: Man muss sich einfach nur die großen Drücke ausrechnen und die Kraft, die
dahinter steht. Ein Liter Wasser wiegt ein Kilogramm. Ein Kubikmeter wiegt eine Tonne.
Wenn das Wasser ein Meter das Haus umspült, wirkt pro Quadratmeter Bodenfläche eine
Tonne von unten auf die Bodenplatte. Dem gegenüber steht ein Gewicht von etwa 350
Kilogramm. Da kann man sich den Break-Even-Punkt leicht ausrechnen.
NGZ: Sie sind künftig selbst betroffen, deshalb auch Ihr Anfangs-Engagement. Mittlerweile
sprechen Sie für alle Bürger, gehören der Grundwasser-Kommission der Stadt an. Wie
sieht es bei Ihnen aus, mit der Bodenplatte und dem gefürchteten Druck des
Grundwassers?
Grabczewski: Zurzeit steht das Grundwasser bei mir 35 Zentimeter unter der Bodenplatte.
Das Grundwasser verhält sich gegenläufig zum Vorjahr. Während es in der vergangenen
Wasserwirtschaftsperiode insgesamt 42 Zentimeter gesunken ist, würden wir aufgrund der
bereits eingetretenen Verschlechterung nur auf eine Senkung von 16 Zentimeter kommen. Dies
würde eine gleiche Wetterlage wie im Vorjahr voraussetzen. Die jetzige Wetterlage
verheißt aber gänzlich andere Werte im Regenkreislauf Niederschläge
Grundwasser-Neubildung. So dass alle Leute, die im Moment noch gar nicht erahnen was auf
sie zukommen könnte, im März und April 2001 wahrscheinlich sehr überrascht werden, wie
das Wasser auf einmal in ihre Keller eindringt.
NGZ: Und das aber nicht tröpfchenweise ......
Grabczewski: Mit Sicherheit nicht tröpfchenweise. Wenn das Grundwasser die Bodenplatte
umspült und es an die Seitenwand kommt, findet das Wasser seinen Weg in das Haus.
NGZ: Warum ist es für Sie so wesentlich, dass die Stadt Korschenbroich, der Kreis Neuss
und das Land Nordrhein-Westfalen gemeinsam an einem Strang ziehen und gemeinsam Abhilfe
schaffen?
Grabczewski: Hier ist großflächig Bauland ausgewiesen worden. Durch die Planung und
durch die Aufgabenstellung von Rheinbraun wurde gesetzlich geregelt, wie so etwas
abzulaufen hat. Die Warnhinweise von Rheinbraun sind von der Stadt nicht beachtet und
nicht in die Bauleitpläne und in die Flächennutzungspläne eingearbeitet worden. Diese
Pläne haben Kreis und Land mit genehmigt. Insofern müssen sie auch zur Verantwortung
stehen.
NGZ: Zeichnet das Land Nordrhein-Westfalen nicht auch für den so genannten
Braunkohlenplan verantwortlich?
Grabczewski: Das Land hätte mit Sicherheit ein besonderes Augenmerk auf die Bauleit- und
Flächennutzungsplanung in der umliegenden Region von Rheinbraun legen müssen. Wenn die
Verantwortlichen dort etwas nicht kennzeichnen, was gesetzlich vorgeschrieben ist, hätten
sie schon Einspruch erheben müssen. Das können Außenstehende und Ortsfremde nicht
erkennen.
NGZ: Im März wurden von Ihnen und Ihren Mitstreitern über 4.300 Unterschriften gesammelt
und dem Petitionsausschuss der NRW-Landesregierung überreicht. Was versprechen Sie sich
von der Petition?
Grabczewski: Wir versprechen uns von der Petition, dass dort die Erkenntnis wächst, dass
hier enormer Handlungsbedarf existiert. Und zwar nicht nur in Korschenbroich, sondern auch
in allen anliegenden Gemeinden. Alle Kommunen, die in Aue-Gebieten Baugebiete ausgeworfen
haben, werden die gleichen Probleme bekommen.
NGZ: Obschon Korschenbroich derzeit als einzige Kommune im Kreis Neuss großflächig
betroffen ist, gehen Sie davon aus, dass sich das Grundwasser-Problem im Laufe der Zeit
auf das gesamte Kreisgebiet ausdehnt.
Grabczewski: Mehr noch. Den gesamten Kreis Neuss wird die Grundwasser-Problematik
beschäftigen. Wir hören ja schon von Betroffenen in dieser Region. Parallel dazu ist der
Erft-Kreis betroffen. Dort hat der Vorsitzende des Kreisumweltausschusses erkannt, dass in
den Aue-Gebieten gebaut worden ist, dass man dort nicht so renaturieren kann, wie man das
eigentlich vorhatte, weil man die dortige Bebauung schützen muss. Gleiches fordern wir
für uns auch ein.
NGZ: Wenn man bedenkt, dass das Grundwasser-Thema seit Mitte der 80er Jahre im
Korschenbroicher Rathaus bekannt ist, die Auswirkungen durch den Weggang von Rheinbraun
kalkuliert worden waren, fragt man sich nun: Warum gibt es nicht längst einen greifbaren
Lösungsansatz?
Grabczewski: Dieser greifbare Lösungsansatz ist von Professor Düllmann für ein
spezielles Baugebiet - nämlich ,Auf den Kempen' in Kleinenbroich -1987 erarbeitet worden.
Diesen Lösungsansatz hat man vom Stadtrat abgelehnt, um keinen Präzedenzfall zu
schaffen. Das spricht doch alles aus.
NGZ: War die vorgegebene Lösung zu teuer, oder was steckte dahinter?
Grabczewski: Nein. Nach den Berechnungen seinerzeit hätte die Anlage nur 250.000 Mark
gekostet. Dann hätte man noch die Folgekosten bestreiten müssen. Man war sich
offensichtlich sehr bewusst, welche Problematik für das Stadtgebiet Korschenbroich
auftauchen würde. Seinerzeit hat man exemplarisch nur das Baugebiet ,Auf den Kempen'
untersucht. Es waren auch Schäden in Raderbroich, Pesch, Herrenshoff bekannt.
NGZ: Sie sprechen von einer Anlage. Mit welcher Anlage sollte das damalige
Grundwasser-Problem denn gelöst werden?
Grabczewski: Herr Professor Düllmann kam zu dem Entschluss, dass man hier mit
kleinflächigen Abpumpungen nichts machen kann, sondern mit Galerie-Pumpen arbeiten
müsste.
NGZ: Wie muss man sich das vorstellen?
Grabczewski: So ähnlich wie am Baugruben-Rand von Rheinbraun. Dort funktioniert das in
übergroßer Dimension etwa 15 Kilometer von Korschenbroich entfernt. Hier würde eine
kleinere Pumpen-Galerie direkt an die Stadtgrenze oder an die betroffenen Gebiete
gesetzt.
NGZ: Im Rahmen der Grundwasser-Diskussion wurde nicht nur der Werteverlust der Eigenheime
sondern auch die Gesundheitsgefährdung durch die Feuchtigkeit angesprochen.
Grabczewski: Die ist extrem gegeben, wenn man sieht, welche Häuser schon jetzt von der
Schimmelpilz-Bildung befallen sind. Ich bin nicht gewillt, in einer Nachbarschaft zu
wohnen, in der durch irgendwelche Umstände Schimmelpilze entstehen. Die Gefährdung ist
ganz gewaltig. Dem Kreisgesundheitsamtsleiter Dr..Laumen ist die Schimmelpilz-Problematik
bekannt. Ich vermisse hier die absolute Aufklärung der Ärzteschaft im Kreis. Wir stellen
fest, dass Patienten mit einem Krankheitsbild, ausgelöst durch Schimmelpilz-Bildung,
falsch behandelt werden. Man muss einfach wissen: Schimmelpilze gleich Gefahr. Wichtig ist
auch, wir haben Bauland und kein Sumpfland gekauft. Es fehlt einwandfrei an
Aufklärung.
NGZ: Was raten Sie denn generell den potenziell Betroffenen beziehungsweise den schon
Betroffenen, um sich zu informieren, um nicht am Tag X vor einem Scherbenhaufen stehen zu
müssen?
Grabczewski: Es hilft nur eines, sich einzumessen und sich absolute Klarheit zu
verschaffen, inwieweit werde ich durch den höchst möglichen Grundwasser-Stand betroffen
sein. Zudem gilt es dafür zu sorgen, dass das Grundwasser erst gar nicht kommt. Bei einer
Betroffenheit von etwa 15 Zentimeter Grundwasser-Überstand über der Bodenplatte, in
einem zeitlich beschränkten Rahmen, könnte eine Schutzmaßnahme im Kleinformat hilfreich
sein. Alles andere ist grob fahrlässig.
NGZ: Wieviel Zeit bleibt den Betroffenen beziehungsweise den potenziell Betroffenen
noch?
Grabczewski: Das ist das allergrößte Problem. Ich vermute, und das bekomme ich auch von
den Fachleuten bestätigt, dass wir im Februar, März 2001 ganz extreme Probleme aufgrund
des schon sehr hoch stehenden Grundwasser-Standes bekommen werden. Insofern verstehe ich
auch nicht, dass man die zu Schonungs- und Ergänzungs-Maßnahmen bestimmten Ersatzwässer
nach wie vor noch einbringt. Das Grundwasser steht hoch genug, es steht uns buchstäblich
am Hals.
NGZ: Viele werfen Ihnen persönlich Panik-Mache vor.
Grabczewski: Ich kann überhaupt keine Panik-Mache erkennen. Ich empfinde es als
Unverfrorenheit und arglistige Täuschung, wenn man uns mit der Zeitschiene in solche
Situationen bringt und jetzt noch nicht mal aufklärt, obschon man in Korschenbroich seit
Mitte der 80er Jahre gutachterlich weiß, was uns Bürger erwartet. 15 Jahre wurde nichts
unternommen, um das Problem zu lösen. Das ist für mich ein absolutes Versäumnis der
Fürsorgepflicht. Ich kann keine Panik-Mache erkennen, wenn ich dafür sorge, dass dieses
Übel abgestellt wird. Ich erwarte auch, dass es abgestellt wird, von Stadt, vom Kreis und
vom Land. Zudem bin ich von Ministerpräsident Clement enttäuscht, der unseren Brief, den
wir ihm noch am 6..Juli überbracht haben, nicht beantwortet hat. Ich gönne ihm seinen
Wanderurlaub und freue mich, wenn er dabei etwas für Misereor tut, aber wir haben hier
ein absolut dringendes Problem. Wir haben erwartet, er hält seine Ankündigung ein und
setzt sich persönlich für uns ein.
NGZ: Wie soll es Ihrer Ansicht nach denn nun weitergehen?
Grabczewski: Technisch beherrschbar ist das Problem auf jeden Fall. Mit dieser bestehenden
Technik hat man 40 Jahre lang aus weiter räumlicher Entfernung das Stadtgebiet
trockengelegt. Wie das im Ruhrgebiet oder in Berlin gehandhabt wird, sehen wir an allen
Orten. Hier ist nur der politische Wille erforderlich, die entsprechenden Maßnahmen
ergreifen zu wollen. Wenn heute von der Stadt eine Waage ausgeliehen wird, mit der man
seine eigene Betroffenheit feststellen kann, ist das der erste zaghafte Schritt in die
richtige Richtung. Es stagniert aber schon wieder beim staatlichen Umweltamt, das
angeblich keine korrekte Karte hat, um die über 600 Bürgeranfragen kurzfristig zu
beantworten. Da steigt mir die Zornesröte ins Gesicht.
NGZ: Wenn man alles zusammenfasst, ist das Grundwasser-Thema scheinbar nur ein
finanzielles Problem?
Grabczewski: Es ist ein finanzielles Problem und ein Problem der Großflächigkeit. Wer
sich in diesem Zusammenhang zuerst die Kostenfrage stellt, verkennt die Prioritäten. Ich
persönlich halte nichts davon, sich nur das kleine Gebiet der Stadt Korschenbroich
anzusehen. Das ganze Randgebiet um den Sümpfungstrichter Rheinbraun gehört in die
Betrachtung. Wenn man schon großreine macht, dann kann man die Fehler der Vergangenheit
bekämpfen und eindeutig dafür sorgen, dass diese Fehler künftig nicht mehr gemacht
werden.
NGZ: Wie soll's jetzt weitergehen?
Grabczewski: Ich möchte Bagger sehen, die die Bäche und Gräben wieder auf ihr
Ursprungsniveau einpflegen. Ich erwarte eigentlich, dass zu Wochenbeginn mit der Pflege
begonnen wird. 15 Jahre lang ist nichts passiert. Das ganze Abflussverhalten der Bäche
und Gräben hat sich dadurch verändert.
NGZ: Es gibt ein Urteil vom Oberlandesgericht in Hamm vom 26..November 1999. Wenn man sich
den Inhalt des Urteils ansieht, ist damit nicht das Problem gelöst?
Grabczewski: Ich habe dadurch zwar keinen Tropfen Wasser weniger, aber rechtlich ist es
gelöst. In dem Urteil ist ganz eindeutig festgeschrieben, dass Beamte nicht sehenden
Auges zulassen dürfen, dass ein Bürger Schaden erleidet, wenn durch einen einfachen
Hinweis der Schaden minimiert werden könnte oder gar nicht erst auftreten müsste. Im
speziellen Fall der Stadt Korschenbroich wussten die Verantwortlichen durch die
Information von Rheinbraun, was auf sie zukommt. Sie haben auch entgegen der Gesetzeslage
im Baugesetz nicht darauf hingewiesen, dass wir uns in dieser Gegend vor Naturgewalten zu
schützen haben.
NGZ: Warum verkaufen Sie nicht Ihr Haus? Damit hätten Sie für sich das Problem
gelöst.
Grabczewski: Ich bin 1970 in die junge aufstrebende Gemeinde Kleinenbroich gezogen, mit
dem Hinweis, dass hier eine neue Infrakstruktur entstehen sollte. Hier sind meine beiden
Kinder geboren, ich wohne dort seit 30 Jahren. Das ist meine Heimat geworden. Ich kann
nicht einsehen, nachdem ich dort 30 Jahrein vernünftigen Zuständen gewohnt habe, dass
dies aufgrund von Fehlplanungen künftig nicht mehr so sein soll. Das Thema ist
beherrschbar, man muss es nur wollen. Dadurch, dass ich wegziehe, haben andere Betroffene
ihr Problem nicht gelöst. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich engagiere und noch
keinen Anlass sehe, mich gerichtlich durchzufechten. Noch glaube ich an dieVernunft der
Menschen, lieber etwas abzustellen, als sich rumzustreiten.
NGZ: Kommt es zum worst-case, würden Sie klagen?
Grabczewski: Natürlich. Als letzte Möglichkeit muss ich dafür sorgen, dass ich keinen
finanziellen Schaden erleide. Und als Letzter werde ich mich in die Reihe der
Anspruchstellenden mit Sicherheit auch nicht einreihen.
Quelle: Neuß-Grevenbroicher Zeitung 18.8.2000
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Mit
Heuersdorf nicht vergleichbar
Selbst Jüchen winkt ab
Erftkreis - In Sachsen siegte die kleine Gemeinde Heuersdorf gegen die Landesregierung.
Der Ort muss nach einem Urteil des Verfassungsgerichts nicht den Braunkohlebaggern
weichen. Können nun auch die von Tagebau Garzweiler II betroffenen Gemeinden wieder
Hoffnung schöpfen?
Rudi Schmitz, Bürgermeister der Gemeinde Jüchen, in der sich die vom Bagger bedrohten
Ortschaften Otzenrath, Spenrath und Holz befinden, lässt die Nachricht aus dem Osten
kalt. Der CDU-Mann will sich gar nicht zu dem Fall äußern. Die Gemeinde Jüchen sei beim
Landesverfassungsgericht Münster mit einer Klage gescheitert, lässt er durch den
Pressesprecher mitteilen. Von dem Urteil des sächsischen Verfassungsgerichtshofes erwarte
man sich deshalb "keine neuen Impulse".
Auch Rheinbraun sieht keinen Zusammenhang zwischen Heuersdorf und Garzweiler II. Zum einen
hätten Verfahrensfehler in Sachsen zu dem Heuersdorf-Urteil geführt. Zum anderen habe
das Lan¦desverfassungsgericht NRW bereits festgestellt, dass die betroffenen Kommunen
ausreichend im Planungsverfahren für Garzweiler II beteiligt worden seien und die
Planungshoheit der Kommunen nicht beeinträchtigt werde, sagte Rheinbraun-Sprecher Reiner
Hochscheid. Außerdem sei Heuersdorf als Gemeinde komplett vom Tagebau betroffen, im
Gebiet von Garzweiler II seien es aber nur Ortsteile.
Auch das Argument der Richter, die Energieprognosen der sächsischen Landesregierung
hatten den liberalisierten Strommarkt nicht berücksichtigt, lasse sich auf Garzweiler
nicht übertragen. Denn die
sächsisch Annahmen beruhten auf Studien von 1993 und 1995, die Garzweiler-Entscheidung
hingegen auf aktuellen Grundlagen, zum Beispiel auf dem Prognos-Gutachten im Auftrag des
Bundeswirtschaftsministeriums von 1999 und einer ebenso aktuellen Shell-Studie. Bei beiden Überlegungen zum Energiebedarf sei
sowohl die Liberalisierung des Strommarktes als auch der Atomausstieg berücksichtigt
worden. Beide Studien gingen von der Notwendigkeit der Braunkohleförderung in NRW
aus.
Im übrigen könne der Braunkohlenausschuss im weiteren Verfahren etwa zur Umsiedlung auch
die Frage der energiepolitischen Notwendigkeit stellen. Hochscheid: "Das hat er
bisher aber nicht getan. In NRW ist die Notwendigkeit der Braunkohle grundsätzlich nicht
in Frage gestellt".
Keine Euphorie
Und selbst bei Umweltministerin Bärbel Höhn hat das Heuersdorf-Urteil keine Euphorie
ausgelöst. Zumindest vordergründig gibt man sich unbeteiligt. Ein Sprecher teilte auf
Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger" mit, das Heuersdorf-Urteil sei im Hause
sehr wohl bekannt, aber für landesplanerische Aspekte sei man nicht mehr zuständig:
"Versuchen Sie es doch mal in der Staatskanzlei."
Im Hause von Ministerpräsident Wolfgang Clement ist man zuversichtlich. Walter Jakobs,
Chef vom Dienst im Landespresseamt, erklärt: "Der Braunkohlenplan ist rechtmäßig,
die Klage vom Verfassungsgericht abgewiesen. Die gesetzliche Seite ist also
geklärt." Wenn wirtschaftliche Rahmenbedingungen sich änderten, sei das eine Sache,
die zunächst das Unternehmen bewerten müsse, so Jakobs: "Frau Höhn hatte
vollkommen recht, als sie sagte: Das regelt jetzt der Markt." Natürlich glaube
Ministerin Höhn an ein Scheitern von Garzweiler II. Clement sei jedoch sicher, dass es zu
einem Aufschluss komme.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 18/07/00
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Interesse an polnischem Kraftwerk
Rheinbraun begrüßte Delegation aus
Belachatow - Besichtung des Braunkohlenreviers
Bergheim-Paffendorf. Zum Abendessen
machten die polnischen Gäste im Rittersaal des Rheinbraun-Informationszentrums Schloss
Paffendorf einen sichtlich erschöpften Eindruck. Eine Anreise aus dem polnischen
Belachatow bei Lodz lag hinter ihnen, mehr noch ein ganztägiger Ausflug am Donnerstag
quer durch das rheinische Braunkohlenrevier.
Es sind die Journalisten Marek Miziak, von der überregionalen Zeitung "Gazeta
Wyborcza", Slawomir Sowa von der "Dziennik Lodzki" einer Lodzer
Tageszeitung und Anna Tyra von "Radio Belachatow". Von der
Braunkohlengesellschaft "Kopalnia Wegla Brunatnego" kamen Pressesprecher
Wlodzimierz Kula und der Personalleiter Andrzej Hochman.
Die Eindrücke des Ausflugs waren frisch. Rheinbraun-Pressesprecherin Felicia Sigglow
hatte die Gäste zum Schaufelradbagger auf die unterste Sohle des Tagebaues Garzweiler
geführt, die Sophienhöhe als Paradebeispiel für Rekultivierung präsentiert und den
Umsiedlungsort Neu-Königshoven vorgestellt.
Dann besuchten die Polen noch das Kraftwerk Neurath. "Vom Dach des Kraftwerks sieht
man die Türme des Kölner Doms aber auch die drei großen Windräder. Die waren neu für
uns", war Andrzej Hochman sichtlich beeindruckt.
Aber nicht um Windräder ging es bei dem Besuch. Vielmehr gibt es
ein Kooperationsabkommen von Rheinbraun und dem Kraftwerk Belachatow schon seit längerem.
Ziel sei es, sich kennen zu lernen und eine Vertrauensbasis zu schaffen, so Guido Steffen.
Denn in Polen werde die staatseigene Energiewirtschaft zur Zeit privatisiert.
RWE bewerbe sich neben Konkurrenten aus Schweden, England und den USA um die Übernahme
des polnischen Regionalversorgers. Steffen: "Es ist ein interessanter Markt, denn
Polen ist ein großes Land und befindet sich in einer Phase wirtschaftlichen
Aufschwungs".
Das Kraftwerk Belachatow liefere rund 20 Prozent des polnischen Stroms, sagte Guido
Steffen. Mit 4200 Megawatt Leistung sei es Europas größtes Kohlekraftwerk. Zum
Vergleich: Kraftwerk Niederaußem erzeugt 2700 Megawatt Strom. Gespeist werde das
Kraftwerk Belachatow mit Braunkohle aus dem nahen Tagebau von einer Größe des Tagebau
Hambachs, mit dem der polnische Tagebau auch das Erschließungsjahr gemeinsam habe.
Quelle: Kölnische Rundschau 01/07/00
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Kraftwerker rüsten sich zum Warnstreik
Neuer Protestmarsch in Essen
Erftkreis. Nach den ergebnislos
verlaufenen Tarifverhandlungen vom Dienstag brodelt es im Revier: In Neurath und
Frimmersdorf formierten sich gestern die Kraftwerker zum Sternmarsch; dort wie in
Niederaußem, Weisweiler und Hürth bereiten sich die Belegschaften auf Warnstreiks vor.
Und die
RWE-Aktionärsversammlung am 29. Juni in Essen dürfte recht ungemütlich werden: Tausende
von Kraftwerksmitarbeitern werden dort vor der Grugahalle gegen die starre Haltung der
Arbeitgeber protestieren.
"Unter der Decke brodelt es
mächtig", sagt Manfred Holz, Betriebsratsvorsitzender in Neurath. Bei einer
Betriebsversammlung in der Erfthalle Frimmersdorf hätten die Mitarbeiter sich klar für
Warnstreiks ausgesprochen.
"Die Kollegen nehmen sogar
Lohnausfall in Kauf, um den Herren in den Vorstandsetagen deutlich zu machen, dass es so
nicht geht", sagt Arbeitnehmervertreter Harald Könen, Niederaußem. Zum ersten Mal
in der Geschichte der RWE-Kraftwerke stehe im Raum, dass eine Schicht nicht zur Arbeit
antrete. "Stattdessen werden dann Streikposten vor den Werkstoren stehen."
Bei den Tarifverhandlungen am Dienstag
hatten die Arbeitgeber kein neues Angebot unterbreitet. Eine Einmalzahlung von 800 Mark
für das erste Jahr der anvisierten Laufzeit von 25 Monaten und "einen Beitrag zum
Ausgleich der Preissteigerung" für die zweite Hälfte halten die Gewerkschafter nach
wie vor für eine Zumutung. "Von dieser Schnapsidee, die schon im Mai abgelehnt
wurde, ist die Arbeitgeberseite keinen Millimeter abgewichen", schimpft Könen.
Die Verhandlungen seien hart, aber der
Vorstand begleite sie konstruktiv, heißt es nach wie vor aus der RWE-Zentrale.
Aktuelleres konnte die Pressestelle gestern nicht liefern.
Überschattet vom
Tarifstreit wurden gestern in Kerpen-Türnich die Verhandlungen über eine
Vorruhestandsregelung bei der Rheinbraun Verstromungs AG - zu der ja inzwischen die
Braunkohlenkraftwerke gehören - fortgesetzt.
Gesamtbetriebsratsvorsitzender
Erwin Winkel und Rheinbraun-Arbeitsdirektor Ulrich Weber betonten übereinstimmend:
"In Sachen 51er-Regelung sind wir auf einem guten Weg."
Es ist allerdings nicht damit zu
rechnen, dass die Betriebsräte einem Rationalisierungsprogramm, das umgehend umgesetzt
werden soll, zustimmen, bevor ein zufrieden stellender Tarifabschluss erzielt ist.
"Wenn es den gibt, profitieren wir vielleicht auch davon", hofft Helmut de Jong,
Betriebsratsvorsitzender im Tagebau Garzweiler, für die Bergleute.
Quelle:
Kölnische Rundschau 22/06/'00
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NRW-Staatskanzleichef
erhält Ministerrang
Kaum
Änderungen im Düsseldorfer Kabinett
Düsseldorf.
In der Düsseldorfer SPD-Fraktion regt sich Unmut, dass die Kabinettsumbildung
tatsächlich so mager auszufallen scheint, wie NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement
Mitte der Woche bei der Vorstellung der Koalitionsvereinbarung andeutete. Viele Genossen
sind der Auffassung, dass zum von Clement nachhaltig angemahnten Neuanfang auch einige
neue Gesichter gehören müssten.
Doch offenbar soll einzig der Chef der Düsseldorfer
Staatskanzlei, Georg Wilhelm Adamowitsch, einen kleinen Karrieresprung zu machen. Er
bleibt auf seinem Posten, avanciert aber vom Staatssekretär zum Minister, was immerhin
eine etwa 20-prozentige Gehaltserhöhung ausmacht. Adamowitsch wird Chef des von Clement
neu ins Leben gerufenen interministeriellen Ausschusses zur Koordinierung der Ressorts.
Damit übernimmt er automatisch auch den Bereich Landesplanung, die Clement seiner
Umweltministerin Bärbel Höhn abgerungen hat.
Von 1993 bis 1995 war Adamowitsch bereits als Abteilungsleiter im Umweltministerium für
die Landesplanung zuständig. Nach einem Zerwürfnis mit Frau Höhn schied er aus dem
Ministerium aus und wurde 1999 von Clement zunächst ins Wirtschaftsministerium dann in
die Staatskanzlei geholt.
Gerüchte über eine Berufung von IG-Metall-Bezirkschef Harald Schartau sind wohl
endgültig vom Tisch. Die IG-Metall-Sprecherin Ute Neumann erklärte auf Anfrage:
"Ich kommentiere die Berufungsabsichten nicht." Da Harald Schartau vom
Ministerpräsidenten nicht gefragt worden sei, könne er auch nicht dazu antworten.
Unterdessen haben die Grünen noch nicht entschieden, ob sie einen der vier
Parlamentarischen Staatssekretärsposten annehmen sollen. Da bei der Öko-Partei die
Trennung von Ministeramt und Mandat gilt, haben sie Schwierigkeiten, den Posten zu
besetzen. Ein "Parlamentarischer Staatssekretär" ist ja kraft Amtes zugleich
Abgeordneter und Mitglied der Regierung. Der Posten ist mit rund 20 000 Mark dotiert ist.
Quelle:
Kölnische Rundschau 12.6.2000
Ergänzung zum Lebenslauf von Georg Wilhelm Adamowitsch:
- 01. 06.
1990 - 31. 10. 1993
Leiter des Büros des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Staatskanzlei NRW
- 01. 11.
1993 - 31. 12. 1995
Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft NRW
Abteilungsleiter
- Leiter der Landesplanungsbehörde
- Vors. der deutsch-niederländischen Raumordnungskommission Süd
- Vors. des Hauptausschusses der Ministerkonferenz für Raumordnung
- 01. 01.
1996 - 31. 03. 1999
VEW AG DortmundBeauftragter für Bundes- und Europaangelegenheiten
- 01. 04.
1999 - 04. 07. 1999
Land Nordrhein-WestfalenMinisterium für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und
Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
Staatssekretär
Bereiche Energie und Verkehr
- seit 05.
07. 1999
Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen
Quelle:
http://www.nrw.de/politik/adamowitsch.htm
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Koalition in NRW Garzweiler war kein Thema
ko/nk Erftkreis - Als einen schwarzen Tag für das "rheinische
Braunkohlenrevier" hat der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion,
Horst Engel, den Abschluss der Koalitionsverhandlungen zwischen Grünen und der SPD in
Düsseldorf bezeichnet. Dabei enthält die Vereinbarung zwischen den Koalitionären nur
"vier Zeilen" zur Braunkohle, sagten der Fraktionsvorsitzender der SPD im
Landtag, Edgar Moron, und Reiner Priggen, Vorstandsmitglied der NRW-Grünen,
übereinstimmend. Ausgedrückt sei lediglich, dass die Braunkohle auch in Zukunft einen
wichtigen Beitrag zur Energieversorgung leisten werde - und sich in einer schwierigen
Situation am Mark bewähren müsse. Die Grünen hätten zwar den Wunsch geäußert, in der
Vereinbarung eine positive Aussage zu Gaskraftwerken zu treffen, "dies haben wir aber
abgelehnt", sagte Moron. Garzweiler II sei bei der Vereinbarung "kein Thema
gewesen."
Rheinbraun hält sich mit einer Stellungnahme zum Koalitionsvertrag zurück: "Wir
kennen den Wortlaut des Papiers nicht, begrüßen aber, dass die langfristige Nutzung der
Braunkohle auch hochrangiges Ziel der neuen Landesregierung ist", sagte
Rheinbraun-Sprecher Reiner Hochscheid. Garzweiler II sei genehmigt. Das Unternehmen gehe
davon aus, dass die weiteren Genehmigungen zügig und nach Recht und Gesetz abgewickelt
werden und dass es keine staatlichen Eingriffe in den Markt zugunsten von Importenergien
geben werde.
Grundsätzlich dürften der Braunkohle nach Ansicht von
Beobachtern künftig weniger Stolpersteine in den Weg gelegt werden, nachdem die
Raumordnung und die Landesplanung nun nicht mehr im Umweltministerium angesiedelt ist. Das
ist allerdings weiterhin für die Wasserrechte zuständig.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 08/06/00
"Die Zukunft der Menschen an Erft, Rur und Inde"
"Gründerkreis" soll Entwicklung antreiben
Jülich
(an-o/ltg). Zum
zweiten Mal luden das Bistum Aachen und die Evangelische Kirche im Rheinland zu einer
Entwicklungskonferenz mit dem Thema "Die Zukunft der Menschen in der
Bördenlandschaft an Erft, Rur und Inde" ein.
Die
Konferenz im Forschungszentrum (FZJ) beendete das zweijährige Projekt der beiden Kirchen,
initiiert im Jahre 1998 in Erkelenz, wo erstmalig die besondere Situation der Menschen
dieses Lebensraumes in den Blick genommen wurde, vor allem ihre Arbeitsproblematik. Die 2.
Konferenz hatte das Ziel, Akteure und Handlungsperspektiven für eine nachhaltige
Regionalentwicklung in der Bördenlandschaft zu finden, die vom Tagebau betroffene
Kommunen einschließt.
Als
Mitglied des FZJ-Vorstandes begrüßte Prof. Dr. Richard Wagner die mehr als 100 Gäste
aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung. "Von Ihrem Thema lassen sich
viele Brücken schlagen zu den Forschungsinhalten, die uns beschäftigen." Deshalb
sei es zwingend, dass das FZJ als Tagungsort gewählt worden sei, so Professor Wagner.
Auf
Dialog angewiesen
Diözesanbischof
Dr. Heinrich Mussinghoff führte in den Tag ein. "Gesellschaft und Staat sind darauf
angewiesen, dass an dem Dialog zwischen den gesellschaftlichen Gruppen auch Kräfte
teilnehmen, die nicht partei- und interessegebunden sind." Mussinghoff dankte der
Arbeitsgruppe unter Leitung von Klaus Eberl, Superintendent des Kirchenkreises Jülich,
und Dr. Wilfried Wunden, Leiter des Büros für Regionalentwicklung Aachen, für die
gemeinsame Arbeit.
Zwei
Impulsreferate von Dr. Manfred Körber und Dr. Wilfried Wunden spiegelten Erkenntnisse aus
der Bürgerbefragung und aus den Gesprächen mit den Verantwortlichen. Das Fazit: Die
Befragten sehen eine dringende Notwendigkeit für eine Entwicklung, da der Raum keine
handlungsfähige Einheit besitzt, sie sehen auch Chancen für einen Erfolg und sind zu
eigenen Beiträgen bereit.
Nach
der Vorstellung von möglichen Schritten, nach der Aussprache im Plenum, hoffen die beiden
Kirchen, dass sich viele Teilnehmer bis zum 30. Juni verbindlich melden, um die
Entwicklung in einem "Gründerkreis" anzugehen. Hier will auch das FZJ im
ständigen Dialog mit den Mitgliedern sein.
Quelle:
Aachener Nachrichten 19.5.2000
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RWE soll neue Stellen schaffen
Landräte
Stump und Patt führen Gespräche
fun Erftkreis. Gemeinsam wollen die Landräte des Erftkreises und des Kreises Neuss,
Werner Stump und Dieter Patt, grenzüberschreitende Probleme angehen. "Große
Herausforderungen besteht man nicht mit dem kleinlichen Blick auf
Zuständigkeitsbereiche", erklärten gestern beide übereinstimmend bei einer
Pressekonferenz in Grevenbroich.
Die erste große Aufgabe, die die Landräte anpacken wollen, ist die Sicherung von
Arbeitsplätzen im rheinischen Revier. "Rheinbraun und RWE sind in dieser Region zu
dem geworden, was sie heute sind. Wenn nun durch die Fusion von RWE und VEW ein neuer
Konzern entsteht, dürfen für uns nicht nur die Frühpensionäre übrigbleiben",
sagte Stump. Zusammen mit dem Unternehmen müsse man dafür sorgen, dass gewisse Teile des
neuen Unternehmens in der Region bleiben oder neu angesiedelt werden.
Die RWE AG besitze große zusammenhängende Gewerbeflächen, erläuterte Patt. Die
könnten zusammen mit den Kreisen und Kommunen vermarktet werden. "Wenn der Konzern
selbst Betriebe ansiedelt, ist dies ein Anreiz für andere, ebenfalls zu kommen."
Beispiele für eine solche Zusammenarbeit gibt es bereits in Bedburg und Kerpen.
Der Zusammenschluss der Landräte stößt bei den Betriebsräten der neuen Rheinbraun
Verstromungs AG auf einhellige Unterstützung. Dieter Engels vom Kraftwerk Frimmersdorf
und Helmut de Jong aus dem Tagebau Garzweiler lobten die Initiative.
Tagebaudirektor Hans-Jürgen Thiede signalisierte die Bereitschaft des Unternehmens, den
Wünschen der Kreise entgegen zu kommen: "Wenn unsere Tagebaue abwandern,
hinterlassen wir nicht nur schöne Landschaften, sondern fühlen uns auch verantwortlich
für die Arbeitsplätze."
Alle Beteiligten nutzten die Pressekonferenz auch, um politische Zeichen in Richtung
Düsseldorf und Berlin zu setzen. Die heimische Braunkohle dürfe nicht durch sich
hinschleppende Verfahren oder durch unzureichende Gesetzgebung in ihrer
Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigt werden. Der Tagebau Garzweiler II müsse realisiert
werden.
Quelle: Kölnische Rundschau 22/05/00
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"Garzweiler schadet über
Grenzen hinaus"
Umweltschützer: Der Nationalpark "De Meinweg" in Holland ist durch
Grundwasserabsenkung gefährdet
Herkenbosch. "Der Bergbau senkt den Grundwasserspiegel in den angrenzenden
Niederlanden weit mehr, als bisher angenommen", sagt BUND-Geschäftsführer Dirk
Jansen. Als Beleg führt er ein rund 50 Seiten starkes Gutachten des "Ingenieurbüros
für Umweltfragen", Aachen, an. "Die Schäden die der Tagebau Garzweiler II
anrichtet, machen vor der Grenze nicht halt."
Zusammen mit der niederländischen Umwelt-Stiftung "Stichting Milieufederatie",
Limburg, hatte der BUND zur Pressekonferenz in den Nationalpark "De Meinweg"
eingeladen. Es handelt sich um ein Wald- und Seengebiet bei Herkenbosch, das sich wenige
Kilometer von Heinsberg entfernt hinter der holländische Grenze erstreckt. Hub Bemelmans
von der Stichting Milieufederatie und Dorothea Schubert vom BUND-Landesvorstand
präsentierten das Gutachten zusammen mit Jansen.
Bisher, so Jansen, sei man bei der Genehmigung für den Tagebau Garzweiler II davon
ausgegangen, dass sich die Grundwasserabsenkung nur auf tiefere Vorkommen beziehe. Auf
deutschem Gebiet stimme dies auch annähernd, weil die einzelnen Reservoire, so genannte
Stockwerke, durch undurchlässige Schichten voneinander getrennt seien. Im Bereich der
Venloer Scholle aber seien die Stockwerke durch Erdverschiebungen miteinander verbunden.
Pumpe man also das Wasser aus tiefen Vorkommen ab, fließe das Wasser aus Bereichen nahe
der Erdoberfläche nach unten. "Die Feuchtgebiete trocknen aus, der wertvolle Tier-
und Pflanzenbestand ist akut gefährdet."
"Davor haben kritische Gruppen bereits Mitte der achtziger Jahre gewarnt", sagt
Schubert. "Für Naturschützer ist es immer bitter, wenn sie Recht behalten."
"Nie ernsthaft über Auswirkungen diskutiert"
Bemelmans bedauert, dass die offiziellen niederländischen Stellen in Verhandlungen mit
der Bundes- und Landesregierung nie ernsthaft über die Auswirkungen des Tagebaus
diskutiert hätten. Durch nichts sei bewiesen, dass die von Rheinbraun geplanten
Gegenmaßnahmen durch Brunnen und Versickerungsgräben den Nationalpark erhalten könnten.
Die holländischen und deutschen Umweltschützer wollen das Gutachten nun als Basis einer
gemeinsamem Beschwerde bei der Europäischen Union nutzen. Auch für die angestrebte Klage
gegen den Rahmenbetriebsplan des Tagebaus Garzweiler II vor dem Verwaltungsgericht - ob
Aachen oder Düsseldorf steht noch nicht fest - sei es ein gutes Argument. Die Klage soll
folgen, wenn ein Widerspruch des BUND von der Landesregierung abgelehnt wird. "Davon
gehen wir aus, aber das wird aus bekannten Gründen nicht vor dem 14. Mai geschehen",
sagt Jansen.
Die Rheinbraun Verstromungs AG konnte gestern zum Inhalt des Gutachtens im Detail nicht
Stellung nehmen, da es ihr nicht vorliegt. Die Kernaussagen einer BUND-Presseerklärung
kommentierte Guido Steffen von der Rheinbraun-Pressestelle als "altbekannt". Die
Feuchtgebiete jenseits der Grenze würden durch Versickerungsmaßnahmen geschützt,
"De Meinweg" sei nicht gefährdet.
Quelle: Kölnische
Rundschau 11/05/00
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Naturschützer sehen neue Gefahren
Garzweiler
II
Erftkreis -
Gravierendere Auswirkungen als bislang befürchtet soll der geplante Tagebau Garzweiler II
auf den niederländischen Naturpark Meinweg haben. Dies behaupten zumindest der "Bund
für Umwelt und Naturschutz Deutschland" und der niederländische Umweltverband
"Stichting Milieufederatie Limburg".
Beide verweisen dabei auf ein neues Gutachten eines Aachener Ingenieurbüros, das sie
gemeinsam in Auftrag gegeben haben: Demnach sei die bergbaubedingte Beeinflussung des
Grundwasserhaushaltes in dem rund 1600 Hektar großen Wald-und Heidegebiet zwischen
Wegberg und Roermond größer als bislang befürchtet.
Schützenswerte Feuchtgebiete würden geschädigt. Auch sei völlig ungeklärt, ob die
geplante Kompensation der Sümpfungen durch die Wassereinleitung in tiefen Bereichen auf
deutschem Gebiet technisch möglich und auch ökologisch bis in die Niederlande hinein
wirksam sei.
Nach Meinung der beiden Umweltorganisationen hätte deshalb die niederländische Seite in
das Genehmigungsverfahren für den Tagebau "wesentlich stärker" einbezogen
werden müssen. Da eine "grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung"
nicht erfolgt sei, habe man gegen deutsches und europäisches Umweltrecht verstoßen, so
BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen: "Wir werden deshalb zusammen mit der Stichting
Mileufederatie Limburg eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission vorbereiten."
Auch bereite man eine Klage gegen das Bergamt Düren wegen der Zulassung des
Rahmenbetriebsplanes Garzweiler I/II vor.
Bergamt gelassen
Dort jedenfalls sieht man dem relativ gelassen gegenüber: Man kenne zwar das neue
Gutachten noch nicht, so Rolf Petri, Leiter des Bergamtes. Doch gehe man davon aus, dass
die Sümpfungen für den Tagebau Garzweiler "in Grenzen" gehalten oder
"ausgeglichen" werden könnten. Hier seien Maßnahmen in dem Naturpark
Schwalm-Nette auf deutscher Seite geplant. "Wenn aber zwischen Holland und dem
Tagebau bereits das Grundwasser wieder aufgefüllt wird, kann die Grundwasserabsenkung in
Holland keine Auswirkungen haben."
Ähnlich sieht es auch die Rheinbraun AG, die das Gutachten aber ebenfalls noch nicht
kennt. Man werde die Beeinträchtigungen in dem niederländischen Naturpark von deutscher
Seite aus durch Wassereinspeisungen ausgleichen, so Sprecher Guido Steffen. Schon mehrfach
hätten Tagebau-Gegner zudem die EU-Kommission angerufen. "Bislang immer
erfolglos."
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 11/05/00
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Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung
Braunkohle bedeutet Kaufkraft
Holzweiler
(an-o/bast). 24
Seiten lang ist eine von Rheinbraun beim Rheinisch-Westfälischen Institut für
Wirtschaftsforschung (RWI) Essen in Auftrag gegebene Studie. Der Verfasser,
Diplom-Volkswirt Bernhard Hillebrand, erläuterte sie jetzt auf Einladung der Vereinten
Initiativen.
Die
Studie "Liberalisierung der Strommärkte und die Bedeutung der rheinischen Braunkohle
für den Arbeitsmarkt" soll die regionale Bedeutung der Braunkohle mit direkten und
indirekten Wirkungen darstellen. Um es vorweg zu nehmen: Der Autor gab bei seiner
mündlichen Darstellung unumwunden zu, auch mit Annahmen gearbeitet zu haben. Außerdem
seien verschiedene verarbeitete Informationen von unterschiedlicher Qualität.
Die
Studie zeigt auf, dass die Braunkohlenförderung, die Verstromung und die Aufwendungen von
Rheinbraun und anderen Zulieferern dafür Arbeitsplätze sichern und erhebliche Kaufkraft
in der Region und Nordrhein-Westfalen bedeuten.
Wettbewerbsfähigkeit
In der
Diskussion machte der Autor dann allerdings auch Aussagen über die Wettbewerbsfähigkeit
und prognostizierte, dass die Liberalisierung des Gasmarktes, so sie kommt, alles schlagen
werde. Die Investitionen für den Bau von Gaskraftwerken seien um ein Drittel niedriger
als für den Bau von Braunkohlekraftwerken.
Hillebrand
hält aber auch den Anstieg der Energiekosten auf dem Weltmarkt insgesamt für möglich.
Es werden nach seiner Ansicht global agierende Unternehmen entstehen und sich dadurch die
Strukturen massiv verändern. Entscheidend sei dann nur noch die Preiswürdigkeit.
Zur
Zeit verursachen nach seiner Einschätzung die Überkapazitäten den niedrigen Preis, in
zehn bis 15 Jahren könnte der Spitzenlaststrom aber sehr teuer werden. Im übrigen müsse
man davon ausgehen, dass das Ablesesystem dann der Vergangenheit angehöre. Man kaufe als
Verbraucher den Strom per Chipkarte ein.
Auf
ökologische Aspekte eingehend meinte der Referent, Energie sparen solle man nicht mit
neuen Techniken, sondern durch eine geändertes Verbraucherverhalten.
Quelle: Aachener
Nachrichten 9.5.2000
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Rheinbraun: Gegensätze
Seitdem
die Strompreise fallen, die Gewinne sinken und die Konkurrenz nur darauf wartet, Strom aus
nordischen Wasserkraftwerken, aus französischen Atommeilern oder sonstwoher zu
Dumpingpreisen anzubieten, ist im Revier nichts mehr, wie es war. Es geht nicht mehr um
Garzweiler II, sondern um die Braunkohle insgesamt.
Kann damit preiswerter, konkurrenzfähiger Strom erzeugt werden? Wenn, dann nur durch
Einsparung - und durch massiven Abbau von Arbeitsplätzen. Garzweiler war das gemeinsame
Ziel von Unternehmen und Mitarbeitern. Der Preiskampf legt jetzt die Gegensätze frei. Das
hat nichts mit Feindschaft, sondern mit verschiedenen Interessen zu tun. Und die werden
größer.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 12/04/00
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Interview
"Das Ziel
ist nicht variabel"
Rheinbraun-Chef Bonekamp zur
Zukunft der Kohle
Herr Bonekamp, seit dem 1. April gibt es eine neue Gesellschaft, die
Rheinbraun Verstromungs AG, ein Zusammenschluss der bisherigen Rheinbraun AG und der
RWE-Kraftwerke. Was glaubt der Vorstandsvorsitzende: Wie lange wird es diese Firma geben?
Bonekamp: Aus unserer Sicht sehr lange. Die Zukunft der Braunkohlenindustrie und der neuen
Gesellschaft hängt vor allem von ihrer Konkurrenzfähigkeit und ihrer Position im Markt
ab. Deshalb haben wir uns Kostenziele gesetzt, deren Erreichung sicherstellt, dass die
Braunkohle auch bei härtestem Wettbewerb auf einem liberalisierten Energiemarkt bestehen
kann. Wir wissen also, wo wir hin müssen, wir haben den Weg dafür festgelegt und es gibt
ein schlüssiges Konzept, wie wir auf diesem Weg zügig vorankommen. Zur Zeit lässt sich
mit der Braunkohle kein Geld verdienen. Wann lohnt sich die Verstromung von Braunkohle
wieder?
Bonekamp: In der Tat sind unsere Erträge drastisch zurückgegangen. Das liegt ganz
einfach daran, dass nach der Liberalisierung des Energiemarktes ein gnadenloser Preiskampf
mit allen Mechanismen eines Verdrängungswettbewerbes eingesetzt hat. Diese Durststrecke
kann durchaus ein paar Jahre anhalten, aber da kommen wir durch. Dabei nutzt es nichts
über eine Politik zu klagen, die die Wettbewerbssituation der deutschen Energiewirtschaft
gegenüber der europäischen Konkurrenz einseitig verschlechtert hat. Vielmehr müssen wir
mit den Kosten runter, auch wenn das weh tut.
Worauf begründen Sie Ihre Hoffnung, in ein paar Jahren mit der Kohle wieder
konkurrenzfähig zu sein?
Bonekamp: Niemand hat Geld zu verschenken. Deshalb wird es in absehbarer Zeit wieder auf
die tatsächlichen Erzeugungskosten für Strom ankommen. Wenn wir in dieser Situation
Braunkohlenstrom an der Klemme hinter dem Kraftwerk für weniger als vier Pfennige
anbieten - und das kriegen wir hin - wird unser Produkt attraktiv sein, nachgefragt und
abgesetzt werden. Das ist unser konkretes Ziel, nicht bloß eine Hoffnung.
Das neue Unternehmen hat zur Zeit 16 000 Mitarbeiter. Sie haben angekündigt, 30 Prozent
der Stellen müssten gestrichen werden. Wie sieht der Zeitplan dafür aus?
Bonekamp: Die Wettbewerbssituation zwingt uns zu schnellem Handeln. Bis zum Sommer des
nächsten Jahres wollen wir deshalb bereits annähernd die Hälfte des Einsparpotenzials
realisiert haben. Bis spätestens Mitte 2004 muss das ganze Programm umgesetzt sein.
Wo werden die Schwerpunkte liegen?
Bonekamp: Wir haben im neuen Unternehmen zunächst einmal eine Startaufstellung bezogen,
die sicherstellt, dass das Tagesgeschäft reibungslos weiterläuft. Jetzt geht es darum,
die in den Unternehmen schon vor der Zusammenlegung begonnenen Kostensenkungsprogramme zum
Abschluss zu bringen und die beschlossenen Maßnahmen umzusetzen. Gleichzeitig gehen neue
Projektgruppen daran, die Kostensenkungen zu realisieren, die erst durch die Integration
von Tagebauen und Kraftwerken möglich werden.
Sozialverträglich soll der Stellenabbau sein. Sie haben aber schon signalisiert, notfalls
müssten auch härte Maßnahmen erwogen werden. Dass kann doch nur heißen: Wenn's nicht
reicht, muss den überzähligen Leuten eben gekündigt werden.
Bonekamp: Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang einmal sagen: Das Wort
Sozialverträglichkeit wird derzeit oft bemüht. Uns ist durchaus klar, dass wir hier
nicht von Wohltaten sprechen, sondern dass es darum geht, Belastungen für Arbeitnehmer
zumutbar zu machen. Das gilt nicht nur finanziell, denn für viele Menschen ist Arbeit
mehr als nur die Notwendigkeit, Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Um einen
jedenfalls materiell sozialverträglichen Stellenabbau möglich zu machen, ist das
Unternehmen bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen. Damit das aber funktioniert, ist es
notwendig, dass alle in Frage kommenden Mitarbeiter, die sozialverträglichen Instrumente
- wir reden hier von Frühpensionierung, Abfindung und Teilzeitarbeit - auch in Anspruch
nehmen. Tun sie das nicht, haben wir ein Problem. Das müssen wir in sehr intensiven
Gesprächen bewusst machen, denn ich muss in aller Deutlichkeit sagen: Das Ziel ist nicht
variabel, nur die Instrumente.
Ihre Argumentation läuft darauf hinaus: Entweder wir nehmen jetzt radikale Einschnitte
vor oder wir machen den Laden gleich ganz dicht.
Bonekamp: Ich würde es positiv formulieren: Wir müssen jetzt eine schwierige Wegstrecke
überwinden, dann haben Unternehmen und Mitarbeiter eine gute Perspektive.
Ist bei derart radikaler Streichung von Arbeitsplätzen ein Funktionieren der
Arbeitsabläufe überhaupt noch gewährleistet?
Bonekamp: Davon bin ich überzeugt, auch wenn es nicht leicht wird. Natürlich kann man
nicht nach der Rasenmähermethode einfach aus den vorhandenen Arbeitsabläufen schematisch
30 Prozent der Mitarbeiter herausnehmen und erwarten, dass alles läuft wie bisher. Wir
werden Arbeitsabläufe auf den Prüfstand stellen, die Organisation schlanker machen und
modernste Technik für Administration und Produktion einsetzen. Dabei können wir auch
Größenvorteile des neuen Unternehmens nutzen, denn manches kann durch Zusammenlegung und
Standardisierung gemeinsam effizienter gelöst werden, als im Alleingang.
Im Zusammenhang mit Garzweiler II wurde immer wieder darauf verwiesen, dass 8000
Arbeitsplätze von dem neuen Tagebau abhängen. Von 1992 bis 2002 dürften bei Rheinbraun
ebenso viele Stellen abgebaut worden sein. Zieht das Arbeitsplatz-Argument eigentlich
noch?
Bonekamp: Aber natürlich: Auch die neustrukturierte Braunkohlenindustrie mit Tagebauen,
Fabriken und Kraftwerken unter einem Dach wird nach Abschluss aller Anpassungsmaßnahmen
ja rund 11 000 Menschen Arbeit bieten. Die vielfältigen Anstoßwirkungen kommen hinzu, so
dass auch künftig nahezu 40 000 Arbeitsplätze direkt und indirekt von der Braunkohle
abhängen. Damit bleibt die Braunkohle ein Schwergewicht für Wirtschaftskraft und
Arbeitsmarkt nicht nur im Revier, sondern für das ganze Land. Und was Garzweiler II
angeht: Da werden reichlich Krokodilstränen vergossen. Viele von denen, die heute im
Zusammenhang mit Garzweiler II den Arbeitsplatzabbau in der Braunkohle beklagen, lassen
doch seit Jahren nichts unversucht, unsere Projekte zu verzögern und zu verteuern. Um es
also ganz klar zu sagen: Mit Garzweiler II bleibt die Braunkohle ein starker Pfeiler für
Energieversorgung, Wirtschaftskraft und Arbeitsmarkt, ohne Garzweiler II wäre ein
Strukturbruch programmiert.
Ist der Aufschluss von Garzweiler II angesichts des Kostendrucks, dem die Braunkohle nun
seit Jahren ausgesetzt ist, überhaupt noch zu verantworten?
Bonekamp: Es gibt in der Tat Leute - vor allem aus dem Grünen Spektrum -, die durch die
Lande ziehen und behaupten, durch die Entwicklung auf den Energiemärkten sei Garzweiler
II unwirtschaftlich geworden. Man ist aber wohl gut beraten, sich nicht an ideologischem
Wunschdenken, sondern an energiewirtschaftlichen Fakten zu orientieren und da gilt: Mit
unserem Kostensenkungsprogramm werden wir uns im Wettbewerb behaupten können, wenn uns
nicht die Politik zusätzliche Knüppel zwischen die Beine wirft. Wir halten deshalb an
Garzweiler II fest, wir wollen Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze sichern und wir gehen
weiter davon aus, dass uns die Politik die notwendige Planungs-und Genehmigungssicherheit
gibt.
Hartnäckig halten sich Gerüchte, RWE könnte von einem ganz Großen übernommen werden.
Shell wurde genannt. Haben Sie keine Angst, dass alle Bemühungen, die Braunkohle am Leben
zu halten, dann für die Katz' sind?
Bonekamp: Gerüchte dieser Art gehören heute zum Alltag des Wirtschaftslebens. Sie zeigen
ja nur, dass ein Unternehmen attraktiv ist. RWE gehört mit der neuen Vision und der neuen
Struktur zu den am besten positionierten Unternehmen der Branche in Europa, und wir werden
als wettbewerbsfähiges Stromerzeugungs- und Bergbauunternehmen dazu beitragen, diese
Position zu festigen.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 04/04/00
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Schadstoffausstoß im Kraftwerk Frimmersdorf wird seit gestern
online überwacht
Gläsernes
Kraftwerk
Frimmersdorf. "Das schafft Akzeptanz
für die Großanlagen und nimmt die Behörden in die Verantwortung. Da kann jetzt niemand
mehr behaupten, er habe nichts gewusst." - Der Düsseldorfer Regierungspräsident
Jürgen Büssow setzte gestern zusammen mit RWE-Kraftwerksdirektor Eberhard Uhlig im
Kraftwerk Frimmersdorf die Emissions-Fernüberwachung (EFÜ) in Betrieb. Das System
überwacht landesweit Industrieanlagen online auf Einhaltung der Grenzwerte beim
Schadstoffausstoß.
Behördliche Kontrolle ist für die Braunkohlenkraftwerke im Revier nichts Neues. Bereits
seit der Nachrüstung mit Rauchgasentschwefelungsanlagen Ende der 80er Jahre sind alle
Werte, die jetzt per Telefonleitung oder Internet ständig an die Staatlichen Umweltämter
übertragen werden, verfügbar gewesen. Allerdings gelangten sie erst schriftlich und
zwangsläufig mit einiger Verzögerung zu der jeweiligen Aufsichtsbehörde. Für das
Kraftwerk Frimmersdorf ist das Staatliche Umweltamt Krefeld zuständig.
Wie sein ehemaliger Kölner Kollege Franz-Josef Antwerpes, der 1998 eine entsprechende
Anlage in Niederaußem in Betrieb setzte, beklagte auch der Düsseldorfer RP, dass sich
die Chemieunternehmen weitgehend sträuben, EFÜ für ihre Anlagen zu akzeptieren.
"Die Ingenieure vor Ort hätten nichts dagegen, aber die Verbände sperren
sich", erklärte Büssow. Dort werde befürchtet, anhand der übermittelten Werte
könne man Rezepturen - zum Beispiel für Arzneimittel - ablesen und möglicherweise der
Konkurrenz zuspielen.
"Ein gläsernes Kraftwerk ist für uns kein Problem", zeigte sich Uhlig dagegen
froh, der Bevölkerung und den Behörden jederzeit nachweisen zu können, dass die Blöcke
in Frimmersdorf trotz ihres hohen Alters spielend die vorgegebenen Grenzwerte einhalten.
Quelle: Kölnische Rundschau 28/03/00
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Widersprüche
zurückgewiesen Tagebau-Gegner wollen wieder Gerichte anrufen
Venrath (an-o/is). Das Landesoberbergamt in Dortmund hat alle 150 Widersprüche, die
Tagebaugegner gegen den Rahmenbetriebsplan für Garzweiler II erhoben haben, als
unbegründet zurückgewiesen. Die Bescheide liegen inzwischen vor.Pro Bescheid 200 DM
GebührenDas wurde jetzt bei der Mitgliederversammlung der Venrather Bürgerinitiative
"Stop Rheinbraun" bekannt. Die Bürger, die vor mehr als zwei Jahren der
Genehmigung des Rahmenbetriebsplan widersprochen haben, haben inzwischen auch einen
Gebührenbescheid bekommen. Die Behörde berechnet pro Bescheid etwa 200 Mark.Bis zum
Bundesverwaltungsgericht. Die Bürger werden sich am Montag in Kuckum treffen, um
gemeinsam mit den Vereinten Initiativen gegen den Abbau Garzweiler II über das weitere
Vorgehen zu beraten. Gegen die Entscheidung des Bergamtes kann nun geklagt werden. Präsidiumssprecher Gerd Hachen kündigte an, dass der Rechtsweg
beschritten werden. Falls nötig werde man sogar bis zum Bundesverwaltungsgericht
gehen.
Quelle: Aachener Nachrichten 17.3.2000
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Zur Zukunft des Kölner
Braunkohleunternehmens
Gerd Hachen: Rheinbraun ist nur
noch Kreisklasse
Venrath (an-o/is). " Rheinbraun war einmal ein Weltunternehmen, jetzt spielt die
Firma nur in der Kreisklasse." Gerd Hachen zeichnete die Zukunft des
Braunkohleunternehmens nicht gerade in den rosigsten Farben. Er geht sogar davon aus, dass
die Firma demnächst zum Verkauf anstehen wird.
Rasante
Entwicklung
Der Sprecher
der Vereinten Initiativen Bürger gegen Garzweiler II war Gast bei der Hauptversammlung
der Venrather Initiative "Stop Rheinbraun", die am Dienstagabend in der
Gaststätte Bruns stattfand. Hachens Erkenntnisse fußen auf die rasante Entwicklung im
Energiemarkt. Hachen: "Beim RWE entscheiden inzwischen nur noch die Kaufleute und
denen ist es egal, woher der Strom kommt, den sie verkaufen. Hauptsache er ist
billig." Von daher ist es für den CDU-Politiker sonnenklar, dass die Kraftwerke
Neurath und Frimmersdorf nicht, wie anlässlich der Genehmigung von Garzweiler II vom RWE
versprochen, modernisiert werden. Hachen prophetisch: "Frimmersdorf wird 2010 dicht
sein."
Logische
Konsequenz
Die logische
Konsequenz für den Kreistagsabgeordneten: "Im Tagebau Garzweiler II wird sich die
Abbaugeschwindigkeit dramatisch verändern, weil weniger Kohle benötigt wird. Daher sind
alle Zeitpläne bereits jetzt Makulatur." Nach dem bisherigen Terminplan müssten in
diesem Jahr die ersten Schritte für die Umsiedlung von Pesch und Borschemich eingeleitet
werden. Hachen weiter: "Die Stadt Erkelenz sollte daher umgehend von der Politik
einen Beweis dafür verlangen, dass eine weitere Umsiedlungsplanung überhaupt noch nötig
ist." Den Politikern müsse man zudem klar machen, dass sich die Wirtschaft bereits
längst von Garzweiler II verabschiedet habe.
"Verbrauch
wird weiter steigen"
Die
Düsseldorfer SPD-Landtagsfraktion sieht das aber ganz anders. Hans-Josef Dederichs,
Vorsitzender von "Stop Rheinbraun", verlas in der Versammlung einen Brief des
Fraktionsgeschäftsführers, in dem dieser die Ansicht vertritt, bis zum Jahre 2020 werde
der Verbrauch von Braunkohlen-Strom noch weiter ansteigen. Von daher sei es aus der Sicht
der SPD derzeit nicht erforderlich, die Grundannahmen für Garzweiler II zu überprüfen.
Quelle: Aachener Nachrichten 15.3.2000
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Gleich wieder Streit mit
Höhn
Elsdorfer vertreten Erftkreis
im Braunkohlenausschuss - Plötzliche Eile im Umweltministerium
Erftkreis. Die Zusammensetzung des Braunkohlenausschusses (BKA) ist neu, das Problem mit
Umweltministerin Bärbel Höhn und ihren Beamten bleibt. Noch bevor sich der Ausschuss
gestern in Frechen entsprechend der Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl neu
konstituierte, erwies sich das Streitpotenzial einmal mehr als unerschöpflich: Diesmal
geht es um die Bestellung eines Umsiedlungsbeauftragten.
Die Elsdorfer Hans-Theo Schmitz (CDU) und Wilfried Effertz (SPD) vertreten den Erftkreis
im BKA. Horst Lambertz aus Hürth ist als Mitglied des Kölner Bezirksplanungsrates in den
BKA entsandt und dort zugleich Sprecher der Grünen. Hans-Theo Schmitz hat diese Rolle
für die CDU als Nachfolger von Werner Stump übernommen. SPD-Sprecher ist jetzt der
Kölner Michael Allmer.
Die CDU entsendet in den Ausschuss 18 stimmberechtigte Mitglieder, die SPD elf, die
Grünen zwei und FDP eins. Hinzu kommen acht Vertreter mit Stimmrecht aus dem
Landschaftsverband, aus den Kammern, den Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften.
Der 63-jährige Erhard Möller (CDU), Professor für Nachrichtentechnik an der
Fachhochschule Aachen, wurde einstimmig zum neuen BKA-Vorsitzenden gewählt. Als
Stellvertreter wurde ebenfalls einstimmig Johann-Josef Schmitz (SPD) aus Inden in seinem
Amt bestätigt.
Bevor aber gewählt werden konnte, hatte der scheidende Vorsitzende Heinrich Karbig
besagte Mitteilung zu machen: Das Umweltministerium habe für Donnerstagabend, also den
Vorabend der BKA-Sitzung, zu einem Gespräch eingeladen, um die Modalitäten für die
Bestellung eines Umsiedlungsbeauftragten zu klären. Dies sei Aufgabe des neuen
Vorsitzenden, hat Karbig die Düsseldorfer wissen lassen und ist der Besprechung
ferngeblieben. Hingefahren ist Rudolf Schmitz, der Bürgermeister der Gemeinde Jüchen.
Der will sich jetzt bei Ministerpräsident Clement beschweren über die Behandlung im
Umweltministerium. Dort wolle man offensichtlich an den demokratisch gewählten Vertretern
der zuständigen Gremien vorbei eine Entscheidung treffen. In der Tat soll der Posten noch
vor der Landtagswahl vergeben werden, nachdem er fünf Jahre lang vakant war.
Der BKA hat einen solchen Umsiedlungsbeauftragten, der erstmals 1994 beim
Erörterungsverfahren für den Tagebau Garzweiler II ins Gespräch gekommen war,
mehrheitlich bisher nicht gewollt. Der Ausschuss selbst sei Anwalt der betroffenen
Bürger, lautete das wesentliche Argument. Dennoch hat die Landesregierung den
Beauftragten im genehmigten Braunkohlenplan festgeschrieben, die Umsetzung aber bisher
ruhen lassen.
"Das hat Geruch", kommentierte der Mönchengladbacher CDU-Vertreter Reiner
Brandts das Vorgehen. Der Ausschuss will sich kurzfristig zu einer Sondersitzung treffen,
um seinen Einfluss zu wahren. Dann wird wahrscheinlich auch Regierungspräsident Jürgen
Roters seine erste BKA-Sitzung erleben. Gestern war er krank.
Quelle:
Kölnische Rundschau 11/03/00
Seitenanfang
Braunkohle "Ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor"
Interview mit Erhard Möller
Nach den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr hat sich am
Freitag der Braunkohlenausschuss neu konstituiert. Dr. Erhard Möller wurde einstimmig zum
neuen Vorsitzenden und Nachfolger von Heinrich Karbig gewählt, der sich aus der Politik
zurückzieht. Der 62-jährige Möller ist Professor für Nachrichtentechnik an der
Fachhochschule Aachen. Er ist Mitglied der CDU und gehört zehn Jahre dem
Bezirksplanungsrat in Köln sowie dem Aachener Rat an. Der Braunkohlenausschuss ist beim
Regierungspräsidenten angesiedelt. Seine Aufgabe ist die Erarbeitung und Überwachung der
Braunkohlenpläne. Dem Gremium gehören Vertreter der Kommunen und Kreise, der Kammern,
Verbände und Gewerkschaften an.
Herr Möller, Garzweiler II ist genehmigt, was werden die Aufgaben des
Braunkohlenausschusses in nächster Zukunft sein?
Möller: Eine wichtige Aufgabe wird sein, einen Umsiedlungsbeauftragten zu benennen, der
in der schwierigen Situation der Umsiedlung die Beschwernisse der Menschen aufnimmt und
für einen Ausgleich sorgt. Warum das Ministerium in den vergangenen fünf Jahren noch
niemanden gefunden hat, ist nicht nachvollziehbar. Da kann man nur spekulieren. Der
Braunkohlenausschuss ist nun gefordert, er wird in Kürze eine Sondersitzung abhalten, um
hier Abhilfe zu schaffen.
Was erwarten Sie als neuer Vorsitzender von einer Zusammenarbeit mit dem grünen
Umweltministerium?
Möller: Die Aufgabe des Vorsitzenden ist es, einen Ausgleich zwischen den Interessen der
Menschen, des Bergbaus und der Umwelt zu finden. Das ist einfacher gesagt als getan. Ein
grünes Ministerium wird den Schwerpunkt auf die Umwelt legen, der Ausschuss sieht im
wesentlichen die Interessen der Menschen in der Region. Und alle Gruppen zusammen müssen
den Bergbau berücksichtigen, der einen ganz wesentlichen Wirtschaftsfaktor darstellt.
Wo sehen Sie persönlich in Zukunft die Stellung der Braunkohle als Energieträger?
Möller: Das kann man so nicht beantworten. Wir werden sicher auch in Zukunft fossile
Energieträger brauchen. Für unsere Region ist die Braunkohle vor allem ein bedeutender
Wirtschaftsfaktor. Dazu ist er ein Energieträger, dessen energiepolitische Notwendigkeit
diskutiert wird.
Glauben Sie, dass es noch zu einem Aufschluss des Tagebau Garzweiler II kommt?
Möller: Ich denke nicht, dass einmal gefasste Beschlüsse gekippt werden - auch von einer
rot-grünen Regierung nicht, falls diese im Mai wiedergewählt werden sollte. Die
CDU-Landtagsfraktion hat dazu ja schon klar Stellung bezogen und sich zu Garzweiler II
bekannt. Schließlich muss die Politik für die betroffenen Menschen und die Wirtschaft
berechenbar und verlässlich sein. Da kann die Ausführung einmal gefasster Beschlüsse im
Allgemeinen nicht abhängig gemacht werden von neuen parlamtarischen Mehrheiten.
Grundsätzlich denke ich auch, dass es in dem geplanten Zeitrahmen - also bis zum Jahr
2006 - geschehen wird.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 11/03/00
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Bürgerinitiative
"Stop Rheinbraun" zählte Autos
Acht Spuren für
die Autobahn 61
Erkelenz.
Hans-Josef Dederichs, Vorsitzender der Bürgerinitiative "Stop Rheinbraun",
klappte seine Unterlagen zu. Die offiziellen Schätzungen über das Verkehrsaufkommen auf
der Autobahn 61 sind viel zu niedrig. Neue Zahlen ermittelten die Mitglieder.
41.729 Wagen
gezählt
Die hatten vom
vergangenen Montagabend 24 Stunden lang ununterbrochen von einer Brücke die unter ihnen
vorbei rauschenden Fahrzeuge beider Richtungen gezählt. Sie ermittelten 41.729 Personen-
und Lastwagen. Die Schätzungszahlen lagen mit rund 32.000 Kraftfahrzeuge erheblich
niedriger. Das Zählergebnis wiegt um so schwerer, als es ausgerechnet an einem
verkehrsarmen Tag ermittelt wurde.
Auf A61
umgeleitet
Nach
offiziellen Schätzungen verkehren auf der A 44 zwischen den Kreuizen Holz und Jackerath
37.000 Fahrzeuge täglich. Die würden nach Wegfall dieses Teilstückes wegen
Inanspruchnahme durch den Tagebau Garzweiler II auf die A 61 umgeleitet.
In der
Realität sind nach Meinung von Dederichs an die 90.000 Fahrzeugeinheiten zu erwarten. Das
würde einen achtspurigen Ausbau zwischen Wanlo und Jackerath erfordern.
Nur ein
Betonsockel
Geplant sind
aber nur sechs verengte Fahrspuren ohne Mittelstreifen, nur durch einen Betonsockel
getrennt. "Da ist das größte Stauzentrum von Nordrhein-Westfalen mit vielen
Verkehrsunfällen vorprogrammiert" lauten die Befürchtungen, "und das alles zur
Subventionierung des Tagebaus auf Kosten der Bürger".
Provisorien
werden zu Fakten
"Die
Hoffnung", sagt Dederichs, "dass es sich nur um ein Provisorium von elf Jahren
handelt, ist trügerisch. Aus Provisorien werden in der Regel später nicht mehr zu
ändernde Fakten." Die Zahlen der Bürgerinitiative werden noch genau ausgewertet.
Dann sollen sie auch getrennt für Lkw und Pkw vorliegen.
Zu viel
Schwerlastverkehr
Sie werden
auch belegen, dass der Anteil des Schwerlastverkehr auf der A 61 jetzt schon 22 Prozent,
in Spitzenzeiten sogar bis 44 Prozent beträgt. "Dann werden demnächst Lkw an Lkw
mit ihren Abgasen die Umgebung verpesten" ist das Horrorszenarium der
Bürgerinitiative. Das will man aber nicht hinnehmen.
Quelle: Aachener Nachrichten 23.2.2000
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Jürgen Rüttgers bekräftige sein Ja zu Garzweiler
II
"Wir gehen notfalls mit auf die
Straße"
Paffendorf (sf). Jürgen Rüttgers, CDU-Spitzenkandidat zur
Landtagswahl, besuchte am Mittwoch Rheinbraun, und die Presse interessierte sich nur für
ein Statement zum Schäuble-Rücktritt. Etwas frustrierend für den Braunkohlegiganten,
der sich dennoch zufrieden zeigte.
Sorge um Arbeitsplatz
"Es gibt Menschen in diesem Land, die sich um ihren
Arbeitsplatz Sorge machen. Sie wollen klare politische Rahmenbedingungen. Und es ist
Aufgabe von uns Politikern, bei aller Beschäftigung mit eigenen Problemen diese Sorge
aufzunehmen und Politik zu machen im Interesse dieser Menschen."
Genau zugehört
Als Dr. Jürgen Rüttgers seine ersten Eindrücke nach
einem informativen Besuch bei Rheinbraun vor der Öffentlichkeit erörterte, hörten
Berthold Bonekamp, Vorstandvorsitzender der Rheinbraun AG, und Wilfried Eßer als
stellvertretender Gesamt-Betriebsratsvorsitzender genau zu.
Denn sie erwarteten vom CDU-Spitzenkandidaten ein Klares Ja
zur Braunkohle, ein klares Ja zu Garzweiler II und ein Nein zu CO2- und Stromsteuer.
"Sohn aus dem Revier"
"Denn solche Pläne haben mit wirtschaftlicher
Vernunft nichts mehr zu tun", mahnte Eßer an, "dass die Politiker aus dem
Revier auf Landes-, Bundes- und Europaebene verlässliche Weggefährten bleiben
sollen." Mit diesen Worten erntete er die Zustimmung von Rüttgers, der sich als
"Sohn aus dem Revier" zur Kohle bekannte.
Zentraler Platz
"Eine gute Zukunft ist ohne eine sichere Energie, wie
sie die Braunkohle bietet, nicht vorstellbar." So hat demnach die Braunkohle nach
Auffassung der CDU in NRW einen zentralen Platz bei der Energieversorgung des Landes.
Symbol für die Zukunft
"Ich halte nichts von Ausstiegsstrategien", so
Rüttgers, der es nicht verstehe, dass Teile der Landesregierung im Hinblick auf
Garzweiler II solche Szenarien weiter verfolgen. Denn schließlich sei Garzweiler für die
Menschen im Revier ein Symbol für die Zukunft ihrer Arbeit.
"Garzweiler durchsetzen"
"Die CDU wird alle Bestrebungen, egal mit welchen
Mitteln, ob administrativ oder politisch, Garzweiler zu erschweren, bekämpfen. Wir werden
notfalls mit den Arbeitnehmern auf die Straße gehen, um Garzweiler durchzusetzen."
Quelle: Aachener Nachrichten Lokales 17.2.2000 19:9
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"Die CDU wird Garzweiler
II durchsetzen."
Noch ein Bekenntnis zur Braunkohle
rj Bergheim - "Ich halte nichts von Ausstiegsszenarien: Die Braunkohle muss weiterhin
einen zentralen Platz in unserer Energiepolitik haben. Die CDU wird Garzweiler II
durchsetzen." Nach Bundeskanzler Gerhard Schröder, Ministerpräsident Wolfgang
Clement und dem FDP-Landesvorsitzenden Jürgen Möllemann erneuerte gestern auch Clements
CDU-Herausforderer Jürgen Rüttgers sein eindeutiges Glaubensbekenntnis zur Braunkohle.
Dafür dankten Rheinbraun-Chef Berthold Bonekamp und Wilfried Eßer, der stellvertretende
Gesamtbetriebsratsvorsitzende.
Die beiden waren sich mit dem prominenten Gast einig: "Eine weitere Verschlechterung
der Rheinbraun-Wettbewerbsposition können wir nicht hinnehmen." Eßer sprach
angesichts der Bekenntnisse von SPD, FDP und CDU von einer "großen Koalition der
Vernunft" für die Zukunft der Braunkohle. Doch es gibt Probleme: Die angedachte
Steuer-Begünstigung umweltschonenderer Gaskraftwerke und die Überlegung, eine Steuer auf
den Eigenstromverbrauch von Rheinbraun zu erheben.
Bislang sind die gigantischen Strom-Mengen, die die riesigen Bagger, Bandanlagen und
Pumpen in den Tagebauen verschlingen, steuerfrei - und das soll nach dem Willen der
Braunköhler auch so bleiben. Einsetzen will Rüttgers sich auch für eine gerechtere
Energievermarktung in der EU: "Es kann nicht sein, dass bei uns französischer Strom
auf dem Markt ist, und wir umgekehrt unsere Kunden in Frankreich nicht beliefern
können."
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 17/02/00
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Zwei Fahrspuren reichen nicht
Bündnisgrüne zum geplanten Umbau der A 61
Erkelenz. Bis zum 8. März muss die Stadt ihre
Stellungnahme zum Ausbau der A 61 im Zuge des Fortschreitens des Tagebaus Garzweiler
abgeben. Die Bündnisgrünen haben deshalb eine Sondersitzung des Stadtrates, zumindest
aber des Hauptausschusses vor diesem Termin beantragt.
Antrag liegt vor
Der Antrag liegt dem Bürgermeister vor. Die Fraktion von
Bündnis 90/Die Grünen begründet ihren Antrag wie folgt: "Wegen der Bedeutung für
die Stadt und die Bürgerschaft soll die Stellungnahme der Öffentlichkeit vorgestellt und
durch die Ratsmitglieder verabschiedet werden." Nach Informationen der
"Nachrichten" wird Bürgermeister Erwin Mathissen den Antrag der Ökopartei
ablehnen.
Thema einer Versammlung
Der Ausbau der Autobahn 61 zwischen dem Jackerather und
Wanloer Kreuz auf sechs Spuren war jüngst auch Thema einer Ortsvereinsversammlung der
Grünen in der Gaststätte Bruns in Venrath. Stellvertretender Fraktionsvorsitzender
Hans-Josef Dederichs informierte die Mitglieder über den Stand der Dinge. Wichtig ist die
Tatsache, dass die Autobahn dabei nicht verbreitert wird.
Mauer auf dem Mittelstreifen
Um Platz für die zwei zusätzlichen Spuren zu erhalten,
wird der Mittelstreifen durch eine 1,30 Meter hohe Betonmauer ersetzt. Die beiden
Standstreifen bleiben, werden aber auf zwei Meter reduziert.
Laut Dederichs zu schmal für einen liegen gebliebener
Lastwagen. Damit seien Verkehrsstaus auf der bereits jetzt stark befahrenen Autobahn, die
nach Wegfall der A 44 auch noch deren Verkehrsaufkommen aufnehmen muss, vorprogrammiert.
70.000 Fahrzeuge pro Tag
Die Verkehrsplaner prognostizieren für die sechsspurige A
61 rund 70.000 Fahrzeuge pro Tag. Derzeit werden auf der Autobahn 37.000 Fahrzeuge
gezählt. Die Tagebau-Gegner sind überzeugt, dass diese Zahl zu niedrig ist.
Autos zählen
Mitglieder der Venrather Bürgerinitiative "Stop
Rheinbraun", deren Vorsitzender Dederichs ist, würden deshalb noch in diesem Monat
24 Stunden lang die Personen- und Lastwagen zählen. Von Rheinbraun fordert Dederichs:
"Das Unternehmen muss eine Autobahn zur Verfügung stellen, die sicher, nutzbar und
erträglich ist."
Quelle: Aachener Nachrichten 14.2.2000
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RWE/VEW: Fusion könnte 3500 Jobs kosten
Großdemonstration gegen Vorstandspläne
Aachen/Essen (pad). Es scheint
beschlossene Sache: Die Energiekonzerne RWE und VEW werden im Zuge ihrer Fusion rund 3500
Arbeitsplätze streichen sowie die RWE-Braunkohlenkraftwerke mit den Rheinbraun-Tagebauen
zusammenlegen.
Zur Demo nach Essen
RWE-Kenner bestätigten den "Nachrichten" am
Montag entsprechende Pläne. Betroffen von den Überlegungen der Konzernvorstände sind
auch die Mitarbeiter des Kraftwerks Weisweiler. Mehrere hundert von ihnen fuhren nach
Essen zu einer Großdemonstration vor der RWE-Zentrale, wo 7000 Arbeitnehmer gegen die
geplanten Streichungen demonstrierten.
Einkommenseinbußen
Bei einer Verlagerung unter das Dach der RWE-Tochter
Rheinbraun befürchten die Kraftwerker neben dem Stellenabbau auch Einkommenseinbußen,
weil der Bergbau-Tarif niedriger ist.
RWE-Vorstandschef Dietmar Kuhnt, den die Demonstranten mit
einem Pfeifkonzert begrüßten, kündigte an, am 23. Februar würden die Aufsichtsräte
beider Unternehmen über das Fusionskonzept informiert. Vorher könne er keine Angaben zum
Ausmaß des Stellenabbaus machen.
Quelle: Aachener Nachrichten 14.2.2000
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Bundeskanzler:
"Ja" zu Garzweiler II
Eschweiler (wos). Gerhard Schröder auf Tour durch NRW: Der Kanzler
machte Station bei Stromerzeuger Rheinbraun. Gegenüber Konzern- und
Belegschaftsvertretern bekräftigte Schröder sein Ja zur Zukunft der Braunkohle und zu
Garzweiler II.
Wesentliche Rolle
Beim Besuch des Tagebaus Inden und der Ausbildungswerkstatt von Rheinbraun
in Weisweiler bekräftige Schröder seine Überzeugung, dass die heimische Braunkohle auch
in Zukunft eine wesentliche Rolle bei der deutschen Energieerzeugung spielen werde.
"Ein verlässlicher Partner"
Im Beisein des Vorstandsvorsitzenden der RWE, Dietmar Kuhnt, zu der
Rheinbraun gehört, versicherte Schröder, dass die Bundesregierung "ein
verlässlicher Partner" der Energiewirtschaft sei. Nach der Zukunft von Garzweiler II
gefragt, bekräftigte Schröder sein Vertrauen in die Politik seines Parteifreundes und
NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement.
Ein "gutes Zeichen"
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende, Erwin Winkel, beschrieb die
Verunsicherung, die in der Belegschaft durch die fortgesetzten Diskussionen um die zweite
Stufe der Ökosteuer entstanden sei. Um so mehr sei das Kommen des Kanzlers ein
"gutes Zeichen". Es mache Hoffnung, "dass uns hier keine Knüppel zwischen
die Beine geworfen werden."
![](../bilder/presse_garzweiler_2000/schroeder.jpg)
Quelle:
Aachener
Nachrichten 4.2.2000
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Garzweiler II ist längst im
"Aus"
Dr. Gerd Hachen von den Vereinten Initiativen:
Immerath (pm). An der Spitze der Vereinten Initiativen -
Bürger gegen den Abbau von Garzweiter II stehen weiterhin Dr. Gerd Hachen, Hans-Josef
Dederichs und Stefan Pütz geleitet. Das Präsidium wurde jetzt bei der
Mitgliederversammlung einstimmig bestätigt.
Hoffnung fürs Jahr 2000
Hachen hatte im Immerather Josefshaus die Mitglieder mit
den Worten begrüßt: "Ich hoffe, dass wir noch im Jahr 2000 das erreichen, wofür
wir seit 18 Jahren kämpfen." Als Grund für seinen Optimismus nannte der Erkelenzer
CDU-Politiker die Landtagswahl im Mai.
Aus Wahltaktik verschwiegen
Nach seiner Auffassung befindet sich der Tagebau Garzweiler
II aus wirtschaftlicher Sicht schon seit längerem im Aus; allerdings werde dies bisher
von den Landespolitikern aus wahltaktischen Gründen verschwiegen. Erst nach
Zusammensetzung des neuen Landtags werde man sich auch öffentlich von dem Mammutprojekt
distanzieren, prophezeite Hachen.
"Salz in der Suppe"
Auch dem viel diskutierten Kompromiss Abbaugrenze an der
Autobahn 61 erteilte Hachen eine Absage. Kompromisse seien zwar in der Politik das
"Salz in der Suppe", die Initiativen seien aber in keinem Falle bereit,
Borschemich oder Pesch zu opfern.
Planungsunterlagen
Die A 61 blieb am Versammlungsabend weiter in der
Diskussion. Seit wenigen Tagen liegen die Planungsunterlagen für den Ausbau - es sollen
zwischen dem Autobahnkreuzen Jackerath und Wanlo zwei zusätzliche Fahrstreifen
eingerichtet werden - im Rathaus zur Einsicht aus.
Belästigung für Anwohner
Geschäftsführer Günter Plugge befürchtet ausgehend von
dem Ausbau, der als Provisorium für die nächsten elf Jahre geplant ist, erhebliche
Belästigungen für die Anwohner durch Lärm und Abgase. Auch im Hinblick auf den Kampf
gegen den drohenden Tagebau sei der Widerspruch gegen den Ausbau der A 61 sinnvoll.
Pendler auf Umwegen
Denn die izwischen den Abbaugebieten Garzweiler I und II
liegende A 44 muss bei einem Vorrücken der Bagger unterbrochen werden, der Verkehr soll
dann über die A 61 fließen. Stefan Pütz fragte: "Wer zahlt den Pendlern aus Aachen
in Richtung Düsseldorf eigentlich die zusätzlichen Benzinkosten, sollten sie zukünftig
den Umweg über die A 61 in Kauf nehmen müssen?"
Quelle: Aachener Nachrichten 14.1.2000
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Erftverband spart Energiekosten
Wirtschaftsplan 2000 vorgestellt - Neue Stromtarife ausgehandelt: 2,9 Millionen Mark
weniger
Erftkreis. Der Erftverband ist maßgeblich an der Datenerhebung und der systematischen
Überprüfung der wasserwirtschaftlichen Voraussetzungen für den geplanten
Braunkohlentagebau Garzweiler II beteiligt. Das berichtete jetzt Jens-Christian Rothe,
Vorstand des Erftverbandes, den Delegierten auf der Jahreshauptversammlung im Frechener
Stadtsaal.
So koordiniere der Verband bei diesem
so genannten "Monitoring" für Garzweiler II nicht nur die wichtigen
Arbeitsgruppen "Grundwasser" und "Wasserversorgung". Vielmehr sei es
seinen Fachleuten im vergangenen Jahre auch gelungen, ein Verfahren zu entwickeln,
"mit dem laufend flächenhaft geprüft werden kann, ob die Infiltrationsmaßnahmen so
betrieben werden können, dass keine Grundwasserabsenkungen in den Feuchtgebieten
auftreten". Rothe zeigte sich zuversichtlich, dass mit maßgeblicher Beteiligung des
Erftverbandes das Überwachungssystem in Garzweiler II in den kommenden Jahren
weiterentwickelt werde.
Den Wirtschaftsplan für dieses Jahr stellte der Geschäftsführer des Erftverbandes den
66 Delegierten der 42 Städte und Gemeinden im Bereich des Verbandes vor. Dabei konnte
Rothe berichten, dass auch der Verband von der Liberalisierung des Strommarktes
profitiere.
Zwar sei man mit 141 Abnahmestellen und einem Jahresverbrauch von über 40 Millionen
Kilowattstunden kein Großkunde. Im Zusammenschluss mit anderen Wasserwerken in
Nordrhein-Westfalen sei es dem Erftverband aber gelungen, beim RWE eine Stromkostensenkung
von 44,5 Prozent auszuhandeln. "Das entspricht einer Einsparung von rund 2,9
Millionen Mark für den Verband", freute sich Rothe.
Anlage in Glessen ist das "Sorgenkind" Allerdings könne diese
Strompreisreduzierung nicht voll durchschlagen, denn seit dem 1. April 1999 sei die erste
Stufe der Ökosteuer in Kraft, und die habe den Strompreis um zwei Pfennig je
Kilowattstunde verteuert. Dennoch werde unter anderem wegen der günstigeren Konditionen
bei den Strompreisen in zwölf der 42 Kommunen im Bereich des Erftverbandes die
Abwasserentsorgung billiger.
Der Schwerpunkt der Investitionen liegt auch in diesem Jahr wieder im Abwasserbereich. Mit
einem Aufwand von kalkulierten 55 Millionen Mark ist der Ausbau des Gruppenklärwerks in
Bergheim-Kenten die größte derzeitige Investition des Verbandes. Sie soll im Jahre 2002
fertiggestellt sein. Mit rund 50 Millionen Mark schlägt der Ausbau der Kläranlage
Nordkanal bei Kaarst zu Buche.
Als Sorgenkind erweise sich die Kläranlage in Glessen. Obwohl seit zwei Jahren die
Baugenehmigung vorliege, könne mit dem Bau noch nicht begonnen werden, weil der Kölner
Regierungspräsident die Einleitung des Abwassers in den Glessener Graben untersage.
Begründung: Das Wasser des Vorfluters versickere im Bereich des
Trinkwassereinzugsgebietes des Wasserwerkes Köln-Weiden. Statt dessen, so schlägt die
Bezirksregierung vor, solle der Erftverband das Wasser zum Kölner Randkanal leiten oder
in eine andere Anlage. Rothe: "Diesen Auflagen hat der Erftverband widersprochen,
eine endgültige Entscheidung durch die Bezirksregierung steht noch aus."
Abschließen konnte der Verband im vergangenen Jahr den Ausbau und die Sanierung seines
größten Gruppenklärwerks in seinem Gebiet, die Anlage Euskirchen-Kessenich. Sie
kos~tete ebenfalls rund 55 Millionen Mark und ist für rund 132.000 Einwohner ausgelegt.
An diesem Klärwerk sind die Städte Euskirchen, Mechernich, Zülpich und Bad
Münstereifel angeschlossen.
Quelle: Kölnische Rundschau
7.1.2000
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