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Pressearchiv 1998: Hambach, Autobahn 4

 

 

 

 


Keine Zukunft für Braunkohle

Nach dem Atomausstieg muß auch die Braunkohleverstromung auslaufen. Von Walter Schmidt

Im Windschatten eines Atomausstiegs darf die Braunkohle- nutzung nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) keinen neuen Schub erfahren. »Neue Tagebaue sind unnötig. Die Braunkohle bleibt ein Energie-Dinosaurier, zu dem es energiepolitisch sinnvollere, wirtschaftlichere und sozialverträgliche Alternativen gibt«, sagte der BUND-Energieexperte Uwe Leprich am Mittwoch in Bonn. Er warnte vor unüberlegten Eilaufschlüssen von Tagebauen, aus denen doch nur »Investitionsruinen einer überkommenen Energiepolitik würden, deren Zeche wie gehabt der Stromverbraucher zahlen muß«. Im Vorfeld der Atomausstiegsgespräche forderte Leprich den »sofortigen Stopp aller Genehmigungs- und Aufschlußmaßnahmen« für die geplanten Tagebaue Garzweiler II, Heuersdorf südlich von Leipzig sowie Horno im Lausitzer Braunkohlerevier. »Wir brauchen dringend ein Zukunftskonzept Energie mit einer vernünftigen Auslaufkonzeption für die Braunkohle. Den dramatisch veränderten energiewirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Elektrizitätswirtschaft muß Rechnung getragen werden«, forderte der nordrhein- westfälische BUND-Landesvorsitzende Klaus Brunsmeier. Ökologisch hat die Braunkohle laut Uwe Leprich »bedenkliche bis desaströse Folgen«: zerstörte Landschaften; vor allem in Ostdeutschland stark saure Kippenböden wegen des sehr schwefligen Gesteins; weiträumige Grundwasserabsenkungen, unter denen u.a. Wälder, Feucht- und Auengebiete leiden. Hinzu komme die »enorme Treibhauswirksamkeit« der Braunkohle: So würden selbst im modernsten Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg je erzeugter Kilowattstunde Strom 970 Gramm Kohlendioxid freigesetzt; in herkömmlichen Steinkohlekraftwerken hingegen 750 und in umweltfreundlicheren Erdgas-Kraftwerken 340 Gramm. Unsummen verschlinge auch die Sanierung der ausgekohlten Tagebaue zu sogenannten Bergbaufolgelandschaften. Bei einem Schaffen von Fakten »ohne jegliche zeitliche Not« drohe den beteiligten Energie-Unternehmen Rheinbraun, MIBRAG und LAUBAG nicht nur weiterer Akzeptanzverlust; es bestünden zudem beträchtliche ökonomische Risiken:

-Die Konsequenzen der erst in den Anfängen steckenden Liberalisierung des Elektrizitätsmarktes sei noch nicht vollständig überschaubar, sagte Klaus Brunsmeier. Selbst beim Energieerzeuger RWE regten sich Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Braunkohle, und auch die Research- Abteilungen der Banken seien skeptisch.

-Der »endlich ins Auge gefaßte Ausstieg aus der Atomenergie« ist laut Uwe Leprich nicht isoliert zu diskutieren. Er müsse klimapolitisch flankiert sein von ehrgeizigen Energie- und Stromsparprogrammen sowie vom verstärkten Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energien. »Diese schaffen bezogen auf eine bestimmte Energiemenge mehr Jobs und einen innovativen Schub«, fügte Leprich hinzu. Nach einer Untersuchung des Öko-Instituts müsse beim dafür notwendigen Umbau der Elektrizitätswirtschaft die Braunkohleverstromung in Kondensationskraftwerken bis zum Jahr 2010 um mehr als 80 Prozent reduziert werden. »Für die dann noch nötigen 40 Millionen Tonnen Braunkohlenförderung pro Jahr reichen die bereits aufgeschlossenen Abbaugebiete bequem aus«, sagte der BUND-Experte.

-Der Bürgermeister von Heuersdorf in Sachsen, Horst Bruchmann, dessen Gemeinde den Schaufeln der Abraumbagger zum Opfer fallen soll, nannte den Braunkohlebergbau »energiewirtschaftlich nicht verantwortbar, moralisch bedenklich und volkswirtschaftlich nicht zu rechtfertigen«. Erhebliche Folgekosten würden nicht von den Energieversorgern übernommen, sondern auf die Allgemeinheit abgewälzt.

Viele Schäden seien nie mehr, andere nur nach mehreren Generationen wiedergutzumachen. »Dies können wir nicht hinnehmen und fordern daher ein neues gesamtstaatliches Energiekonzept«, sagte der Bürgermeister weiter. Hohe Stromverbrauchszuwächse seien zudem Geschichte. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung gehe davon aus, daß die ostdeutschen Kraftwerkskapazitäten in den nächsten fünf Jahren keinesfalls voll genutzt werden können. Die Deutsche Verbundgesellschaft schätze die maximalen jährlichen Stromverbrauchszuwächse auf deutlich unter zwei Prozent. »Neue Braunkohlekraftwerke im Osten wären also nur sicher ausgelastet, wenn sie massiv Strom in die alten Bundesländer exportieren würden«, sagte Bruchmann. Angesichts europäischer Überkapazitäten von mindestens 30000 Megawatt werde dies »in etwa so zuverlässig eintreten wie ein Nikolaustag im Juli«.

Uwe Leprich bezeichnete es als »volkswirtschaftlich und arbeitsmarktpolitisch verheerend«, wenn gegen den Markttrend zu lange an der wenig zukunftsträchtigen Braunkohle-Kondensationsstromerzeugung festgehalten und so verpaßt würde, massiv in wettbewerbsfähige, flexible und innovative Möglichkeiten der Energieerzeugung einzusteigen (v.a. Gas-und-Dampf-Kraftwerke, dezentrale Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung auf Gas- und Biomassebasis, industrielle Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen). »Man sollte in Deutschland nun wahrlich daran interessiert sein, den Strukturwandel bei der Braunkohle nicht ähnlich langwierig und exorbitant teuer zu gestalten wie bei der Steinkohle«, sagte Leprich.

NRW-BUND-Landesvorsitzender Brunsmeier nannte die bisherige bundesdeutsche Braunkohle-Abbau- und Nutzungsplanung, wie sie vorzugsweise vom Deutschen Braunkohlen-Industrie-Verein (DEBRIV) formuliert werde, »Schnee von gestern«. Überzogene Energiebedarfsprognosen ließen sich revidieren, weggebaggerte Dörfer und Landschaften nicht mehr, gab Brunsmeier abschließend zu bedenken.

Quelle: junge Welt 17.12.1998

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Lückenschluß: Bald freie Fahrt auf der A60

Spatenstich für letztes Teilstück

WITTLICH. (alf) Dem Ziel, die A60 im Jahr 2002 an das Autobahnkreuz bei Wittlich anzuschließen, ist man einen weiteren Schritt nähergekommen. Mit dem ersten Spatenstich ist gestern offiziell der vierspurige Ausbau des 8,8 Kilometer langen und 216 Millionen Mark teuren Teilstücks zwischen Landscheid und Wittlich in Angriff genommen worden. Staatssekretär Karl Diller bezeichnete die A60 und die über den Hunsrück verlaufende Anschlußstrecke B50 neu als unentbehrliche West-Ost-Verbindung von den Nordseehäfen Antwerpen und Rotterdam in den südwestdeutschen Raum. Die neue Autobahn sei auch ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Signal für die Eifel-Region. Außerdem würden die Ortsdurchfahrten im Einzugsbereich vom Durchgangsverkehr entlastet.

Mit der privaten Vorfinanzierung habe man Zeit eingekauft, sagte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage. Gerade in der heutigen Zeit seien Strukturverbesserung vonnöten, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Anforderungen an den Umweltschutz seien erfüllt. Der Minister sprach auch das Tauziehen zwischen der Europäischen Union und der Bundesrepublik zur Umsetzung der Umweltverträglichkeitsprüfung vor dem europäischen Gerichthof an. Er sei zuversichtlich, so Bauckhage, daß das Baurecht Bestand haben werde. Der Bezirksverband des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat indes erneut Kritik am Projekt A60/B50 neu geübt. Der Nutzen der neuen Verkehrsverbindung stehe in keinem Verhältnis zu den immensen Kosten und der Zerstörung der Landschaft.

Um von Belgien ins Rhein-Main-Gebiet zu fahren, mache es keinen Unterschied, ob man die Rhein-Schiene nehme oder die Verbindung durch Eifel und Hunsrück.

Bauckhage: Weiterbau nicht gefährdet

A60: Wirtschaftsminister befürchtet keine Konsequenzen aus EU-Urteil zur Umweltverträglichkeitsprüfung

WITTLICH. Die Baustelle ist gigantisch. Sieben Millionen Kubikmeter Erde werden für den 29 Kilometer langen Abschnitt der A60 zwischen Bitburg und Wittlich bewegt, sieben mächtige Talbrücken gebaut und rund 600 Millionen Mark investiert. In vier Jahren soll der Lückenschluß mit der A1 bei Wittlich perfekt sein. Stolz auf diese bautechnische Leistung schwang auch beim Spatenstich für das letzte Teilstück gestern bei Wittlich mit. Da wollten sich die Politiker von Land und Bund, allen voran Staatssekretär Karl Diller und der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage, auch nicht die Stimmung von einem Urteil des europäischen Gerichtshofs verderben lassen, das vor fünf Wochen gefällt wurde. Danach hat die Bundesrepublik es versäumt, innerhalb der vorgeschriebenen Frist eine EU-Richtlinie zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) in Kraft zu setzen. Zwei Jahre zu spät, nämlich erst 1990, sei die UVP für öffentliche und private Projekte im Gesetz verankert worden.

Minister Bauckhage ist zuversichtlich, daß das Baurecht Bestand haben wird: »Das Urteil hat keine Auswirkungen auf den Weiterbau der A60.« Ob das Urteil überhaupt Konsequenzen hat, wissen selbst Gegner der A60 wie Heide Weidemann vom BUND-Landesvorstand nicht. Größere Hoffnungen setzen die Umweltschützer darauf, daß »die neue Bonner Koalition bei der Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans dieses Projekt wieder zu den Akten legt«. Es mache keinen Unterschied, ob man auf dem Weg von Belgien ins Rhein-Main-Gebiet die Rhein-Schiene oder die geplante Verbindung durch Eifel und Hunsrück nehme.

Der BUND möchte stattdessen eine schonende Erschließung der Region durch den Ausbau vorhandener Verbindungen, »ohne die Zerschneidung ganzer Naherholungsgebiete und ohne die optische und klimatische Verschandelung der Wittlicher Senke mit einem 13 Meter hohen Wall«. Auch der Hochmoselübergang bei Zeltingen ist dem BUND ein Dorn im Auge.

Für Staatssekretär Diller sind Eingriffe in die Natur so weit wie möglich minimiert worden. Bei der Überspannung des ökologisch sensiblen Kylltals sei eine 645 Meter lange Bogenbrücke gewählt worden, die dieses Waldgebiet soweit wie möglich unberührt lasse.

Der Weg der privaten Vorfinanzierung kann nach Auffassung von Diller nicht unbegrenzt beschritten werden. Schließlich müsse die Restfinanzierung in kommenden Haushalten gesichert sein. Bei den drei Bauabschnitten von Bitburg nach Wittlich handele es sich immerhin um ein Investitionsvolumen von 650 Millionen Mark. Für jede Mark, die der Bund investiere,rechnete der Staatssekretär vor, könnten mit weiteren Investitionen von drei Mark gerechnet werden. Diller: »Verkehrsinvestitionen schaffen und sichern Arbeitsplätze.« Zeitgleich mit dem Lückenschluß an die A1 soll im Jahr 2002 auch der Bauabschnitt von Badem nach Landscheid fertiggestellt sein.

Von Albert Follmann

Das Schicksal wollte es so, daß der Tod des früheren Verkehrsministers Heinrich Holkenbrink zeitlich mit dem Baubeginn des letzten A60-Teilstücks bis zum Knotenpunkt A1 bei Wittlich zusammenfiel. Holkenbrink hatte großen Anteil am Zustandekommen der ersten Eifelautobahn, die der wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Trierer Raums einen mächtigen Schub versetzte. Der Begriff »Lebensader der Region« kommt nicht von ungefähr.

Der Nordachse folgt nun mit dem Bau der A60 eine West-Ost-Route. Sie kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn sonst hätte im Zuge der zunehmenden Globalisierung der Märkte das Abstell-gleis gedroht. Die Ausweisung neuer Gewerbegebiete in den Orten entlang der A60 zeugt von der positiven Erwartungshaltung, die Politik und Menschen der Straße im Hinblick auf neue Arbeitsplätze entgegenbringen. Ein weiterer Vorteil für die Anwohner: die Ortsdurchfahrten werden vom Durchgangsverkehr entlastet.

Zugegeben: Die Autobahn wird, vor allem durch ihre riesigen Brücken, stark in die weitgehend unberührte Mittelgebirgslandschaft eingreifen. Die Erfahrung zeigt, daß dies aber keine negativen Einflüsse auf die Entwicklung des Fremdenverkehrs hat. Im Gegenteil: die Gäste sind künftig schneller in der Ferienregion.

Am ehesten bereitet die A60 wegen ihrer privaten Vorfinanzierung Kopfzerbrechen. Der Bund bedient sich privater Firmen, die zu günstigen öffentlichen Kreditkonditionen den Straßenbau vorfinanzieren und zahlt nach Fertigstellung in 15 Jahresraten zurück. Das ist eine beträchtliche Hypothek für kommende Generationen, zumal, wenn das neue Modell Schule machen sollte.

Quelle: Trierischer Volksfreund 30.11.1998

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RWE übernimmt Geschäftsanteile der Stadtwerke

bap Bergheim. Bei der Gründung der StadtwerkeGmbH ist der Stadtrat einen weiteren Schritt vorangekommen. Die Mehrheit stimmte dem Gesellschaftsvertrag mit der RWE Umwelt AG zu. Demnach wird die Stadt selbst 51 Prozent der Geschäftsanteile an den neuen Stadtwerken behalten und der RWE Umwelt AG 49 Prozent der Anteile übertragen. Das Stammkapital von 250.000 Mark der GmbH wird entsprechend von beiden Partnern aufgebracht. Fast einmütig stimmte der Rat dem Abkommen mit der RWE Umwelt AG zu. Lediglich von den Grünen kamen vier Gegenstimmen. Dabei machte die kleine Fraktion erneut deutlich, daß sie zwar für die Gründung der Stadtwerke sei. Nicht einverstanden sind die Grünen aber mit der Art der Auswahl des Partners RWE Umwelt AG. Die Fraktion hatte mehrmals vergeblich eine öffentliche europaweite Ausschreibung gefordert. Da sich SPD und CDU jedoch einig waren, stand der Zustimmung nichts im Wege. Alle drei Fraktionen hatten sich dann auch über die Besetzung des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung geeinigt. In beiden Gremien werden drei Sozialdemokraten, zwei Christdemokraten und ein Grüner vertreten seien. Dazu kommen jeweils zwei Delegierte der Stadtverwaltung und ein Vertreter der RWE Umwelt AG. Der Gesellschaftsvertrag tritt am 1. Januar 1999 in Kraft und hat eine Laufzeit von 20 Jahren. Er kann frühestens zum 31. Dezember 2018 mit einer Frist von 24 Monaten gekündigt werden.

Geleitet wird die StadtwerkeGmbH von zwei Geschäftsführern. Der eine ist Alfred Faßbender, zur Zeit Fachbereichsleiter "Städtische Betriebe" in der Stadtverwaltung, der andere Dieter Schmidt von der RWE Umwelt AG.

Quelle: Kölnische Rundschau 25/11/’98

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Außengelände des Kindergartens sollte geschlossen werden

Rheinbraun leistete Hilfe

otr Kerpen-Manheim. Beinahe wäre das Außenspielgelände des Manheimer Kindergarten "Maria Goretti" geschlossen worden. Das Gewerbeaufsichtsamt bemängelte bei der Abnahme der Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen im Juni 1997 den Zustand der Spielgeräte. "Aber Zuschüsse, die eigentlich für die Reparatur gebraucht werden sollten, flossen in die Zinsabtragung der Baumaßnahme", sagte Loni Lamberts vom Kirchenvorstand. Für die Reparatur blieb der Kirchengemeinde kein Geld.

Ortsvorsteher Jürgen Leis fragte bei dem Leiter der Rheinbraun-Forstabteilung Dr.Norbert Möhlenbruch um Hilfe nach. Norbert Möhlenbruch und Wolfgang Schulz, der Leiter des Tagebau Hambach, entschlossen sich zur "Nachbarschaftshilfe". Eine Fuhre Sand wurde organisiert. Arbeiter der Forstabteilung erneuerten in rund drei Wochen das Holzspielhaus, Holzspielgeräte und den Zaun. Zusätzlich befestigten sie eine Metallstange am Haus, um in Zukunft Fahrräder abschließen zu können. "Das waren alles Arbeiten, die wir in Eigenregie durchführen konnten", sagte Möhlenbruch. Die Arbeitsleistung und den Materialwert schätzte Möhlenbruch auf etwa 20.000 Mark.

Am Montag morgen bedankten sich rund 50 Kinder, die Mitarbeiter und Leiterin Edeltraud Niederklapfer, Lonie Lambertz und Jürgen Leis bei Tagebauleiter Wolfgang Schulz, Norbert Möhlenbruch und dem Förster Andreas Klünker. "Die Außenanlage ist natürlich für die Kinder gedacht, aber ebenso auch für die Erzieherinnen", sagte Wolfgang Schulz. Auf eine Begehung des Spielgeländes mußten die Kinder wegen des aufgeweichten Bodens verzichten.

Quelle: Kölnische Rundschau 20/11/’98

Frau Lambertz ist die frau eines Rheinbraun Direktors !!!

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Älteste Funde stammen aus der Jungsteinzeit - Verein der Heimatfreunde gab Buch über Manheim heraus

Ausstellung ist noch kurze Zeit zu sehen

als Kerpen. 1100 Jahre Manheim: Die Ausstellung zum Ortsjubiläum siedelte vom Rathaus ins Haus für Kunst und Geschichte um und ist dort noch bis zum 19. November zu sehen. Außerdem bietet die Leiterin des Stadtarchivs, Susanne Harke-Schmidt, am Sonntag, 15. November, eine Führung an. Die Besucher können die Entwicklungsgeschichte Manheims von der Jungsteinzeit bis zur Gegenwart nachvollziehen.

Das wertvollste Exponat ist die Abschrift des Faksimiles von 898, in dem Manheim das erste Mal namentlich erwähnt wird. Die Funde in der Gegend des heutigen Manheims lassen aber schon auf eine jungsteinzeitliche Besiedlung schließen. Außerdem gibt es römische Scherbenfunde und viele Landkarten und Pläne des Ortes. Weitere Sehenswürdigkeiten sind eine Truhe der Busch-Schöffen, Dokumente über die Bürge, Stücke des Manheimer Kirchensilbers und Bilder der beiden schnellsten Manheimer, Michael und Ralf Schumacher.

Wer noch mehr über die Entwicklungsgeschichte Manheims erfahren möchte, kann zu folgenden Zeiten das Museum besichtigen: dienstags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr, donnerstags von 14 bis 18 Uhr und am nächsten Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Führungen können unter (02237) 922 170 vereinbart werden.

Der Verein der Heimatfreunde der Stadt Kerpen hat einen Band mit dem Titel "Beiträge zur Geschichte von Kerpen-Manheim" herausgegeben. Dieses Buch bekommt man im Haus für Kunst und Geschichte, im Kerpener Rathaus und unter der genannten Rufnummer.

Quelle: Kölnische Rundschau 10/11/’98

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Aus den Goldgruben werden Groschengräber

Braunkohle kein Billig-Brennstoff mehr

Über Jahrzehnte galten die Braunkohle-Tagebaue zwischen Köln und Aachen als Goldgruben. Doch aus dem einstigen Liebling des Strom-Managements wurde inzwischen ein Sorgenkind. Braunkohle aus deutschen Landen gilt in den Kraftwerken nicht länger als konkurrenzloser Billigst-Brennstoff für die Kesselfeuerung. Gas und Steinkohle machen es inzwischen ungleich preiswerter.

Schon im Frühsommer 1998 hatte das Management der RWE Energie in Essen dem Aufsichtsrat des Gesamtkonzerns ein Arbeitspapier übergeben, um auf diese neue Situation aufmerksam zu machen. Es macht gegenwärtig in politischen Kreisen Düsseldorfs die Runde.

Auf 15 Seiten wird darin der Braunkohle eine wenig attraktive Zukunft bescheinigt. Das Reizwort "Garzweiler II" findet sich zwar nirgendwo in der Expertise. Doch für den Leser wird sofort klar: Der Vorstand der Energie AG hält von dem Großprojekt ihrer Schwestergesellschaft "Rheinbraun" wenig bis gar nichts. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es nach dieser Einschätzung nicht vertretbar.

Dem künftigen Braunkohle-Einsatz werden in der Stellungnahme hohe betriebswirtschaftliche Risiken nachgesagt. Auch enorme Kapitalkosten und langfristig gebundene Investitions-Milliarden der großen Braunkohle-Kraftwerksblöcke werden erwähnt. Nach jetzigem Plan fordern die neu zu erstellenden Anlagen bei Garzweiler II einen Aufwand von 20 Milliarden Mark. Diese hohen Kapitalbindungen engten den Bewegungsspielraum des Unternehmens überdurchschnittlich ein, heißt es.

Auch die Fixkosten der Kraftwerke im laufenden Betrieb seien zu hoch. Sie seien etwa zweimal bis dreimal teurer als die neuen leistungsfähigen Gaskraftwerke. Eine weitere Konzentration auf die Braunkohle - mit ihr produziert das RWE gegenwärtig immerhin die Hälfte der gesamten verkauften Elektrizität - bedeute, daß die Wettbewerbsfähigkeit des Hauses auf den gerade neu entstehenden Strommärkten in Europa gefährdet ist.

Ein Empfänger der Studie faßt gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" zusammen: "Es gibt offensichtlich keinen Grund für Garzweiler II, und alle Fachleute wissen das."

Gas, seit den Jahren der Energie-Krise nach 1975 in den Großkraftwerken zeitweilig per Gesetz verpönt, schickt sich gegenwärtig mit Billigst-Offerten an, die schwarze und braune Konkurrenz unter den Primärenergien wieder das Fürchten zu lehren. Die Einfuhrkapazitäten würden sich in den nächsten Jahren gegenüber den jetzigen ungefähr verdoppeln. Geplant sind neue Großpipelines aus der britischen und norwegischen Nordsee sowie aus Sibirien.

Das RWE selber, darauf verweist die grüne Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen, Bärbel Höhn, baut oder betreibt inzwischen selber große Gaskraftwerke zusammen mit Unternehmen wie BASF, Bayer oder auch Opel zu Lasten der Braunkohle.

Der Steinkohlepreis ist inzwischen ebenfalls auf ein Rekordtief von weniger als 80 Mark je Tonne frei deutscher Grenze gesunken. Er hat damit ein Niveau erreicht, bei dem "Rheinbraun" mit seiner einst konkurrenzlos billigen Tagebau-Förderung schon passen muß. Die "Rheinbraun AG" liefert die Braunkohle fast ausschließlich an die ebenfalls rechtlich selbständige Schwestergesellschaft RWE Energie. Der Preis setzt sich aus den Förderkosten plus einem Zuschlag zusammen. Beide Gesellschaften zusammen stellen mehr als die Hälfte des gesamten Konzernergebnisses.

Leonhard Spielhofer

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 28/10/’98

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Politiker nicht über Stellungnahme informiert

Verwaltung ist in die Kritik geraten

Elsdorf. Von einem "Riesenfehler" der Gemeindeverwaltung spricht die Fraktion von Bündnis90/Die Grünen. Der Hintergrund: Im April hatte Rheinbraun beim Landesoberbergamt einen Antrag auf "Verlängerung der wasserrechtlichen Erlaubnis zum Entnehmen und Ableiten von Grundwasser für die Entwässerung des Tagebaus Hambach" gestellt. Das Landesoberbergamt bat die Gemeinde um eine Stellungnahme, die die Verwaltung auch gab - allerdings ohne die Kommunalpolitiker zu informieren.

Diese Vorgehensweise kritisieren die Grünen. "Die haben an Ausschuß und Rat vorbei entschieden", sagte der grüne Ratsvertreter Michael Broich in einem Pressegespräch. Die Stadt Linnich habe "zum Wohl der Bürger" ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Folgen der Grundabwassersenkung zu prüfen. Dies hätte auch die Gemeinde tun müssen.

Der Beigeordnete Johannes Mies bestätigte, daß die Gemeindeverwaltung eine Stellungnahme abgegeben hat. "Das war ein Verlängerungsantrag, für uns ist das laut Gemeindeordnung ein einfaches Geschäft der laufenden Verwaltung", sagte Mies. Er wies darauf hin, daß der Erlaubnisbescheid zur Wasserentnahme 1984 erteilt worden und bis zum 31.Dezember 1999 befristet gewesen sei. Die jetzt beantragte Verlängerung betreffe den Zeitraum 2000 bis 2020.

"Gegenüber 1984 waren für uns keine Veränderungen erkennbar, außerdem wird Rheinbraun laut Antrag im Gemeindegebiet weniger Wasser abpumpen als bisher", so Mies weiter. Der Ortsteil Elsdorf falle ganz aus der Sümpfung heraus. Die Verwaltung habe sich bei ihrer Stellungnahme den Fachgutachten der zuständigen Behörden angeschlossen. Die Gemeinde habe in diesem noch laufenden Verfahren kein Vetorecht, läge ein Genehmigungsverfahren vor, hätte die Verwaltung natürlich Ausschuß und Rat beteiligt.

Auch Hans-Theo Schmitz von der CDU findet das Verhalten der Verwaltung "befremdlich". "Wegen jedem Bohrpunkt werden wir im Ausschuß angesprochen, da hätte man uns auch hier informieren müssen." Die Verwaltung dürfe nicht in "Geheimniskrämerei" verfallen. "Offenheit in allen Belangen" und die Information des Ausschusses fordert auch der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Diethard Ziegler. "Der Tagebau ist ein sehr sensibler Bereich, da wäre ein offener Umgang besser, sonst entsteht der Eindruck, hier werde etwas vertuscht."

Die Grünen fordern, daß die Gemeinde wie die Stadt Linnich ein neutrales Gutachten in Auftrag gibt, daß die Auswirkungen der Grundwasserabsenkungen im Gemeindegebiet untersucht. Das Gutachten für Linnich habe gezeigt, daß die Auswirkungen der Sümpfung die Gemeinde in größerem Ausmaß beträfen als bisher angenommen.

Der Beigeordnete Johannes Mies sieht dies nicht so. Linnich liege auf der Rurscholle, die eine andere Geologie habe als die Erftscholle. Die Gemeinde habe zudem weder Flußläufe noch Feuchtbiotope. "Die Ergebnisse des Gutachtens kann man nicht auf Elsdorf übertragen", sagte Johannes Mies. Der Antrag der Grünen soll Anfang November im Gemeinderat diskutiert werden.

Quelle: Kölnische Rundschau 21/10/’98

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Weiteres Verfahren wegen Abwasserbelastung

Klage gegen BoA zurückgezogen

Bergheim-Niederaußem. Die von einigen Umweltschutzgruppen unterstützte Klage eines Privatmannes gegen die Baugenehmigung für das BoA-Kraftwerk vor dem OVG Münster wurde zurückgezogen. Dies sagte der Pressesprecher des Kraftwerks Niederaußem, Ulrich Nöppert. Der Sprecher des BUND NRW, Dirk Jansen, bestätigte dies. Der Kläger habe davon ausgehen müssen, daß seine Klage vom Gericht nicht zugelassen werde. Jansen: "Wenn Sie als Bürger auf der Grundlage des Bundesimmissionsschutzgesetz gegen ein Vorhaben klagen wollen, müssen Sie selbst nachweisen, daß Sie von diesem Vorhaben persönlich geschädigt werden. Das ist praktisch unmöglich." Der Kläger hatte bemängelt, in der BoA-Genehmigung fehle der Nachweis, daß die vom Kraftwerk ausgestoßenen Immissionen gesundheitlich unbedenklich seien.

Für Peter Inden, Sprecher die "Aktionsgemeinschaft gegen die Verlegung der A4", ist der Rückzug kein Grund, den Kampf gegen den BoA-Block aufzugeben. "Niederaußem verseucht unser Trinkwasser", behauptete er gestern. Zur Zeit habe RWE die Genehmigung, Abwasser mit einem Sulfatgehalt von höchstens 250 Milligramm pro Liter (mg/l) in den Gillbach zu leiten. Im Genehmigungsverfahren für den BoA-Block habe das Unternehmen beantragt, auch Abwasser mit einem doppelt so hohen Sulfatgehalt ableiten zu dürfen. Inden: "Damit wird das Abwasser die zulässige Konzentration um 100 Prozent überschreiten."

Zu Indens Vorwürfen nahm gestern der Gewässerschutzbeauftragte des Kraftwerks, Karl-Dieter Scheer, Stellung: "Wir haben die Erhöhung des Wertes lediglich für Ausnahmefälle beantragt, nicht weil wir in der Regel Abwasser mit diesem Sulfatwert ableiten wollen." Der Grenzwert für Sulfat im Trinkwasser liege bei 240 mg/l. Das Abwasser aus dem Kraftwerk werde aber gar nicht als Trinkwasser genutzt. Von einer Gefährdung oder gar "Verseuchung" könne also keine Rede sein. Außerdem gelte zur Zeit auch noch der alte Grenzwert von 250 mg/l "Die Bezirksregierung hat den Grenzwert von 500 mg/l für den BoA-Block genehmigt. Damit wird er erst 2002 wirksam."

Die Kreiswerke Grevenbroich haben gegen die Genehmigung des BoA-Blocks vor dem OVG Münster geklagt, weil sie den Grenzwert von 500 mg/l für zu hoch halten. Scheer: "Die Kreiswerke haben wohl in den vergangenen Jahren Sulfaterhöhungen in ihrem Trinkwasser festgestellt." Nun solle aber zunächst untersucht werden, wer oder was dafür verantwortlich sei. Von den Kreiswerken war dazu keine Stellungnahme zu bekommen. Ein Sprecher erklärte, zum gegenwärtigen Zeitpunkt werde über die Angelegenheit nichtöffentlich verhandelt. In der jüngsten Sitzung des Braunkohlenausschusses hatte ein RWE-Sprecher erklärt, das Unternehmen gehe davon aus, sich mit den Kreiswerken außergerichtlich einigen zu können.

Quelle: Kölnische Rundschau 22/09/’98

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"Aufschwung der Wirtschaft an vielen Stellen blockiert"

NRW-Wirtschaftsminister sprach in Niederaußem mit AfA-Vertretern

mez Bergheim-Niederaußem. "Wir haben zur Zeit eine Malefiz-Gesellschaft", erklärte der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Bodo Hombach gestern in der Ausbildungsstätte des RWE-Kraftwerks Niederaußem. Er nahm dort an einer Sitzung der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) der SPD teil.

Es könne doch nicht richtig sein, daß an vielen Stellen nur blockiert würde, fügte der Minister hinzu. Als Beispiel nannte er das Kreditwesen. "Gehen Sie doch einmal mit einer guten Idee zu ihrer Bank und erklären, sie benötigen einen Kredit, um sich selbständig zu machen", sagte Hombach. "Für die gute Idee bekommen sie keinen Kredit. Den erhalten sie nur, wenn sie Sicherheiten nachweisen können." Dies müsse sich ändern.

Um eine Basis für andere Lebensbereiche zu schaffen, müsse zuerst die Wirtschaft florieren. Neue Arbeitsplätze könne man nur durch neue Unternehmen und neue Produkte schaffen. Deshalb müsse man allen, die neue Firmen gründen wollen, unter die Arme greifen. Strukturwandel sei mühselige Kleinarbeit. Der Wirtschaftsminister betonte, daß er und seine Genossen sich dazu bekennen, Industrieland zu sein.

Klaus Lennartz, Vorsitzender der SPD Erftkreis, pflichtete ihm bei: RWE, Rheinbraun und die Chemie sind die Wurzeln, auf die wir aufbauen können." Auf die Frage des Betriebsratsvorsitzenden Dieter Engels vom RWE-Kraftwerk Frimmersdorf, ob das Focus-Zitat "Wenn Bärbel Höhn nach Abschluß der wasserrechtlichen Genehmigung den Tagebau GarzweilerII weiter verschleppt, erklären Clement und Hombach die Genehmigung zur Chefsache" richtig sei, antwortete der Minister: "Diese Aussage würde ich zu jeder Zeit wiederholen." Noch in diesem Jahr sei mit der Genehmigung zu rechnen."

Auch RWE-Kraftwerksdirektor Günter Schöddert konnte den Mitgliedern der AfA-Sitzung eine gute Nachricht übermitteln: Ein Privatmann, der gegen die Errichtung des BoA-Kraftwerks geklagt hatte, zog am Dienstag seine Klage zurück.

Als Dankeschön für sein Kommen überreichte Helmut de Jong, AfA-Unterbezirksvorsitzender, Wirtschaftsminister Bodo Hombach eine Krawatte mit Baggermotiven. "Ich hoffe, sie werden sie auch tragen", appellierte de Jong an den Landespolitiker. Der wechselte sofort den Schlips.

Quelle: Kölnische Rundschau 15.9.1998

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Eröffnungsfeier von Industriepark Knapsack und "Start Hürth"

Hombach: "Konzept ist beispielhaft in NRW"

rer Hürth. Den offiziellen Startschuß zum "Zentrum für Technologie und Existenzgründung Start Hürth GmbH" gab gestern der Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Bodo Hombach, indem er den symbolischen Schlüssel an Geschäftsführer Carsten Krause übergab. Gleichzeitig eröffnete er den "Technologie- und Industriepark Knapsack" mit einem Knopfdruck. Dieser setzte die erste Vorstellung des jungen Zusammenschlusses zwischen Chemiepark Knapsack (ehemals Hoechst), Triwo Wohnungs- und Gewerbebau, RWE Energie, Rheinbraun und Start Hürth zusammen mit der Stadt Hürth im weltweiten Internet in Gang.

Zahlreiche Vertreter von Hürther Industrie- und Wirtschaftsunternehmen sowie aus Politik und Verwaltung waren der Einladung zum Festakt in das Kraftwerk Goldenberg gefolgt. Wenige Schritte entfernt liegt hier das Existenzgründer-Zentrum "Start Hürth", in dem zukunftsträchtige Ideen zu wirtschaftsstarken Unternehmen geformt werden sollen. Seit das Zentrum Anfang des Jahres seinen Betrieb aufnahm, hat die Start Hürth GmbH bereits 31 Gründungs- und Ansiedlungsvorhaben betreut und drei Gründungsunternehmen auf insgesamt 300 Quadratmetern Fläche in den Räumen des Zentrums untergebracht. Zwei weitere Unternehmen wurden im Technologiepark angesiedelt. 13 Gründer betreut das Zentrum zur Zeit.

Entscheidend für den erfolgreichen Start des Gründerzentrums ist nach Ansicht von Stadtdirektor Walther Boecker das sogenannte Campusmodell, mit dem Start Hürth arbeitet. In verschiedenen Gebäuden können bedarfsgerecht Räume für das Gründerzentrum angemietet werden. In der Aufbaustufe stehen daher schon jetzt rund 2500 Quadratmeter fertige Bürofläche zur Verfügung, ohne daß bisher ein einziges Haus neugebaut werden mußte. Mit diesem Konzept lassen sich auch die Ausgaben des Zentrums minimieren, da keine leeren Büroräume finanziert werden müssen. Nach dem Endausbau soll das Zentrum 4500 Quadratmeter umfassen.

Finanziell wird das Gründerzentrum unter anderem vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt. Den Bewilligungsbescheid für einen Betriebskostenzuschuß in Höhe von einer Million Mark hatte Wirtschaftsminister Hombach gleich zur Eröffnungsveranstaltung mitgebracht. Gleichzeitig bekräftigte er seine Zuversicht, daß der Strukturwandel von traditioneller Industrie in NRW zu einem modernen Wirtschaftsstandort geschafft werden könne. "Es wäre phantastisch, wenn wir mehr Beispiele wie in Hürth fänden, wo die Großindustrie Verantwortung für ihren Standort übernimmt", so Hombach.

Eng verbunden ist der "Knapsack Technologie-und Industriepark" mit dem Existenzgründer-Zentrum "Start Hürth". Nachdem in Knapsack im Laufe der letzten Jahre 8000 Arbeitsplätze wegfielen und große Industrieflächen frei wurden, haben sich im vergangenen Jahr die Leiter der in Knapsack vertretenen Unternehmen Chemiepark, Triwo, RWE Energie, Rheinbraun und Start Hürth zusammengesetzt, um nach einem gemeinsamen Vermarktungskonzept für die auf rund 50 Hektar angewachsene Freifläche zu suchen. Mittelfristig fallen voraussichtlich Industrieanlagen auf weiteren 50 Hektar weg, für die neue Interessenten gesucht werden.

In allen Größenordnungen stehen Grundstücke in Knapsack für Investoren zum Kauf oder zur Pacht zur Verfügung. Voraussetzung für die Vergabe des Geländes ist allerdings, daß mögliche Interessenten beabsichtigen, hier artverwandte Industrieanlagen mit möglichst vielen Arbeitsplätzen anzusiedeln. "Autohersteller, die große Flächen lediglich als Zwischenlager für ihre Fahrzeuge nutzen wollen, werden keine Chance haben, diese in Knapsack zu finden", erklärte Boecker. Dazu sei das Gelände zu wertvoll.

Quelle: Kölnische Rundschau 15.9.1998

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Exponate erhellen Dorfgeschichte

Ausstellung zum 1100jährigen Ortsjubiläum von Manheim ist im Kerpener Rathaus untergebracht

vad Kerpen. Eine Ausstellung zur 1100jährigen Geschichte Manheims, die nicht im Ort selbst, sondern in Kerpen zu sehen ist? Laut Stadtdirektor Ferdi Wind hat die Eröffnung der Schau im Foyer des Rathauses sicherheitstechnische Gründe: "Es sind viele wertvolle Exponate dabei, die wir für insgesamt 200.000 Mark versichert haben."

Die Besucher der Ausstellung zum Ortsjubiläum erhalten denn auch anhand von eindrucksvollen Funden, Dokumenten, Karten und historischen Überbleibseln, zusammengestellt vom Heimatverein und vom Stadtarchiv, einen beinahe umfassenden Überblick über die Geschichte Manheims. Exponate zur Vor- und Frühgeschichte belegen die Besiedlung der Gegend schon in der Jungsteinzeit. Funde aus der Römerzeit sind zum großen Teil aus Privatbesitz und wurden daher noch nie öffentlich gezeigt.

Mittelalterliche Quellen zur Ortsgeschichte sind eher dünn gesät. Außer der berühmten Zwentibold-Urkunde aus dem Jahr 898, die im Faksimile zu sehen ist, existieren nur wenige Nachweise. Urkunden und Akten aus dem 16. Jahrhundert zeichnen ein etwas klareres Bild des Manheimer Lebens. Vor allem Quellen über Kriegshandlungen geben Auskunft über den Ort.

Ebenfalls berücksichtigt: die Geschichte der Bürge und der Wald- und Weiderechte. So zeigt die Ausstellung auch die Truhe der Busch-Schöffen von 1662 aus dem Besitz des ehemaligen Bergheimer Heimathauses. Sie enthält neben wichtigen Dokumenten auch eine Axt.

Bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitag abend wurde zugleich auch die Sonderveröffentlichung des Kerpener Heimatvereins zur Geschichte des Ortes vorgestellt. Der Band enthält bislang oft unbekannte Quellen, die den Alltag der Manheimer Bürger widerspiegeln.

Die Ausstellung ist zunächst bis zum 9. Oktober im Rathaus zu sehen, montags bis mittwochs und freitags von 8.30 bis 12 Uhr und donnerstags von 13.30 bis 18.30 Uhr sowie nach Vereinbarung. Danach wird sie vom 15. Oktober bis zum 19. November im Haus für Kunst und Geschichte an der Stiftstraße präsentiert, dienstags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung. Führungen können unter der Rufnummer (0 22 37) 92 21 70 vereinbart werden.

Quelle: Kölnische Rundschau 16/09/’98

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Stahl-Saurier aus Garsdorf

Absetzer 755 wechselte den Arbeitsplatz - Wegen der Regenfälle kamen nur wenige Schaulustige

vad Bergheim. "Mensch Papa", staunt der zehnjährige Lars. "Der ist ja so groß wie ein Dinosaurier." Da hat Lars, der mit seinem Vater trotz strömenden Regens aus Bergheim an die nahe Bundesstraße 477 gekommen ist, nicht unrecht. Zwar ist Absetzer 755 vielleicht nicht so behende wie ein Urtier, aber bestimmt so riesig. Mit einer Geschwindigkeit von gerade mal 600 Metern in der Stunde wandert der stählerne Riese vom ehemaligen Tagebau Fortuna Garsdorf in den Tagebau Bergheim und überquert dabei die Bundesstraße.

Auf seiner Fahrt mußte der Absetzer außer der B477 auch die Landstraße 116 und die Gleise der Hambachbahn passieren. Mitarbeiter der RWE Energie demontierten zudem die Stromkabel der Hochspannungsleitung, um den Stahl-Saurier aus Garsdorf vorbei zu lassen.

Obwohl der Absetzer den 5,6 Kilometer langen Weg in zehn Stunden zurücklegen könnte, ist er sechs Tage unterwegs. "Wir machen immer wieder Pause an den Hindernissen", sagt Transportleiter und Betriebsingenieur Henning Förster.

Das Schauerwetter beobachtete Förster mit gemischten Gefühlen: "Zum einen müssen wir viele Stunden im Regen stehen, zum anderen aber kommen jetzt nicht so viele Schaulustige, was uns die Arbeit erleichtert." Nur rund 200 Zuschauer verfolgten die Überquerung der B477.

Die Sperrung der Bundesstraße am Samstag sorgte auf den Umgehungswegen teilweise für ein Verkehrschaos. Vor allem auf der Köln-Aachener-Straße in Quadrath-Ichendorf stauten sich die Autos. Für das gerade eineinhalb Kilometer lange Stück vom Glasbläserbrunnen bis zum Ortsausgang Richtung Bergheim benötigten Pkw-Fahrer gegen Mittag rund 20 Minuten.

Absetzer sind die Gegenstücke zu den Schaufelradbaggern. Sie verteilen Abraum und Löß in den bereits ausgekohlten Teilen der Tagebaue. Absetzer 755 wurde 1976 gebaut und wird von fünf Bergleuten bedient. Mit seinem 80 Meter langen Abwurfausleger kann er täglich 240.000 Kubikmeter Erdreich verkippen, genug, um das Müngersdorfer Stadion jeden Tag 30 Meter hoch zuzuschütten.

Quelle: Kölnische Rundschau 14/09/’98

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Die Erftkreis-Landwirte lehnen Agenda 2000 ab
Info-Veranstaltung mit Staatssekretär Franz-Josef Feiter

ERFTKREIS. In der Ablehnung des Agrarteils der Brüsseler Agenda 2000 waren sich die Landwirte und der Staatssekretär des Bundeslandwirtschaftsministeriums Dr. Franz Josef Feiter auf einer Veranstaltung des Agrarausschusses der CDU-Erftkreis am Freitag vergangener Woche in Erftstadt einig. Den Landwirten im Erftkreis würden durch die Pläne der EU-Kommission nicht hinnehmbare Getreidepreissenkungen um 20 Prozent drohen, berichtete Dr. Feite. Das Reformvorhaben würde nicht nur zu enormen Verlusten für die deutschen Landwirte, sondern auch zu einer jährlichen Belastung von 1 Milliarden Mark für die deutschen Steuerzahler führen, rechnete der Staatssekretär vor. Dr. Jürgen Rüttgers machte deutlich, daß es in den nächsten Monaten eines erfahrenen Verhandlungsführers für Deutschland im EU-Rat der Agrarminister bedürfe, damit »die Kuh vom Eis geholt werde«. Massive Kritik übten die Landwirte am Wasserschutzgebietsentwurf der Bezirksregierung für die Trinkwassergewinnungsanlage in Erftstadt-Dirmerzheim. Hans Leser, Vorsitzender des Agrarausschusses der CDU-Erftkreis, erläuterte, daß der Regierungspräsident in einem Gebiet von Kerpen-Balkhausen über Lechenich und Weilerswist bis Heimerzheim die Düngung mit Gülle und Mist verbieten wolle. Auf einer landwirtschaftlichen Fläche von 7000 Hektar würde dies das Aus für alle Betriebe mit Viehhaltung bedeuten. Es könne nicht angehen, daß RP Antwerpes grundlos Pferde, Schweine und Kühe aus dieser Region vertriebe. Denn das Wasser aus Dirmertzheim sei hervorragend, wie Leser erklärte. Seit Jahren lägen die Nitratwerte unter 0,1 Milligramm pro Liter. Dies sei weniger als ein Fünfhundertstel des zulässigen Grenzwertes von 50 Milligramm. Der Landtagsabgeordnete Michael Breuer teilte die Kritik der Landwirte und berichtete, daß seine Fraktion bereits Ende August die Pläne des RP im Agrarausschuß des Landtages zur Sprache gebracht hätte. Breuer mahnte, daß die Landesregierung gefordert sei, den Entwurf für das Wasserschutzgebiet zu stoppen, wenn Antwerpes in dieser Angelegenheit nicht lernfähig sei.

Quelle: Stadtblatt 12/09/’98

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Braunkohlestrom ist vorerst noch notwendig

Gerd Mai, Grüne:

kan Elsdorf. Der grüne Landtagsabgeordnete Gerd Mai hat sich für den Neubau des Kraftwerks Niederaußem ausgesprochen. Er äußerte sich während einer Diskussion der Elsdorfer Grünen über die Zukunft der Arbeitsplätze in der Braunkohlenregion. Bei einem Ausstieg aus der Atomkraft und einem Verzicht auf Garzweiler II, so Mai, sei "für die Übergangszeit Braunkohlenstrom als Ersatz noch notwendig".

Der umweltpolitische Sprecher der Landtagsfraktion sprach sich für einen schrittweisen Ausstieg aus der Braunkohle aus. Das Kraftwerk in Niederaußem, so Mai, habe einen höheren Wirkungsgrad als die bisherige Anlage, das verringere den Braunkohlenabbau, da weniger Kohle benötigt werde.

Mitglieder der Bürgerinitiative gegen die Verlegung der Autobahn A4, die auf Gas- statt Braunkohlenkraftwerke setzen, kritisierten Mai. Die Landesgrünen seien gegen Garzweiler, aber für Hambach. "Grüne Politik ist unehrlich und illoyal gegenüber der Bevölkerung", sagte Peter Inden aus Buir. "Ich erwarte von einer Partei, daß sie etwas für Leute in der Region macht, das tun die Grünen hier nicht." Inden nahm die Elsdorfer Ortsgruppe der Grünen, die sich beim Landesparteitag gegen Hambach ausgesprochen hatte, ausdrücklich aus.

Gerd Mai sprach von einem "dramatischen Strukturwandel", der der Region bevorstehe, wenn der Braunkohlenabbau auslaufe. Der liberalisierte Energiemarkt bringe einen verschärften Wettbewerb, die Braunkohle sei dann, so zeige ein Gutachten des Freiburger Öko-Instituts, immer weniger konkurrenzfähig. "Wir haben noch Zeit für den Strukturwandel", sagte Mai. Aber man müsse ihn heute schon thematisieren und Förderprogramme entwickeln.

Quelle: Kölnische Rundschau 08/09/1998

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Reuschenberg

Teile der Burg sollen erhalten werden

kan Elsdorf. Nach Angaben von Bürgermeister Harald Schröder ist Rheinbraun bereit, Teile der Burg Reuschenberg zu erhalten. Eine Versetzung oder Verschiebung der Burg lehne das Unternehmen ab, solange kein Fachmann garantieren könne, daß die Burg auch heil an ihrem Standort ankomme. In Absprache mit den Archäologen und Denkmalpfleger werde geprüft, welche Einzelteile der Burg heil geborgen werden könnten. "Die Bereitschaft dazu ist auf allen Seiten da", sagte Schröder im Kulturausschuß.

Für die Zwischenlagerung der Teile hat Rheinbraun nach Angaben des Bürgermeisters seine Unterstützung zugesagt. Geplant ist, die zeigens- und erhaltenswerten Einzelteile der Burg später irgendwo in der Gemeinde zur Erinnerung aufzustellen. "Denkbar wäre etwa, nach der Rekultivierung des Tagebaus am ehemaligen Standort der Burg zur Erinnerung eine Fundamentplatte und Einzelstücke aufzustellen", sagte Schröder.

Als untere Denkmalbehörde ist die Gemeinde zuständig, die Burg aus der Denkmalliste zu streichen. Die Verwaltung legte deshalb dem Ausschuß einen entsprechenden Beschlußentwurf vor. Die Löschung aus der Denkmalliste lehnte Hartmut Bergheim (Grüne) strikt ab. Es seien noch nicht alle Mittel zur Rettung der Burg ausgeschöpft, meinte Bergheim.

Nach diesem Redebeitrag bekam der SPD-Fraktionsvorsitzende Wilfried Effertz Bedenken, einer Löschung zuzustimmen. "Wenn wir das jetzt machen, wird man uns im Wahlkampf vorwerfen, wir wären für den Abbruch, ich bin es nicht", sagte Effertz. Die SPD enthielt sich daher bei der Abstimmung über den Beschlußentwurf der Verwaltung, die Christdemokraten taten dies ebenfalls.

Die Entscheidung über die Löschung der Burg aus der Denkmalliste liegt nun beim Erftkreis, der Rheinbraun auch die Abrißgenehmigung für die Burg erteilen muß. Obwohl der Ausschuß keine Entscheidung fällte, will die Verwaltung sich nach Angaben von Hauptamtsleiter Karl-Heinz Gatzen weiterhin um die Auswahl von Einzelteilen der Burg und ihre öffentliche Präsentation bemühen sowie mit Rheinbraun über einen Druckkostenzuschuß für das geplante Buch über Reuschenberg zu verhandeln.

Quelle: Kölnische Rundschau 02/09/’98

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Angst vor Stellenabbau durch Kündigungen

Demonstration im Kraftwerk Neurath

bap Neurath. Eine spontane Demonstration von etwa 400 Mitarbeitern gab es am Montag vor dem Verwaltungsgebäude des RWE-Kraftwerks Neurath. Grund dafür war die zunehmende Unruhe der Kraftwerker über Gerüchte, wonach RWE durch Entlassungen Personal einsparen wolle.

Wie der Betriebsratsvorsitzende Manfred Holz gestern bestätigte, hatte es vor der Demonstration eine Betriebsversammlung gegeben. Dabei sei über verschiedene Modelle zu Kosteneinsparungen im Kraftwerk gesprochen worden. Holz: "Dabei sollten zum Beispiel in einem Bereich 44 Stellen eingespart werden."

Da dies nicht nur durch Frühpensionierungen und Altersteilzeit zu regeln sei, hätten die Mitarbeiter vermutet, das Unternehmen plane einen Stellenabbau durch Kündigungen. Wie der Betriebsratsvorsitzende gestern sagte, sei er am Dienstag gemeinsam mit dem Kraftwerksdirektor in der Essener RWE-Zentrale gewesen. "Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Das war dort die ganz klare Aussage." Im Unternehmen werde nach anderen Möglichkeiten gesucht, um Kosten zu sparen.

Die Mitarbeiter des Kraftwerks seien am Mittwoch über diesen Stand der Dinge informiert worden, berichtete Holz weiter. "Im Moment ist Ruhe im Betrieb", sagte er. Er wies darauf hin, daß Betriebsrat und Belegschaft durchaus Verständnis dafür hätten, daß im Unternehmen gespart werden müsse, um konkurrenzfähig zu bleiben. "Aber wir sehen nicht ein, daß nur bei den Personalkosten gespart werden soll."

Quelle: Kölnische Rundschau 04/09/’98

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Verkehrsministerium für zwei »halbe« Auffahrten an der A 4
Ortstermin mit Rüttgers und Lammert - Über Bundesstraßenbau informiert

ERFTKREIS.(sb) Bundesminister Dr. Jürgen Rüttgers hatte den Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Norbert Lammert nach Pulheim eingeladen, um mit ihm die schwierige Planung der dortigen Ortsumgehung im Zuge der B 59n zu erörtern. Dabei konnte Lammert eine erfreuliche Nachricht verkünden: »Das Bundesministerium für Verkehr stimmt dem von der Region gewünschten Anschlußstellenkonzept zwischen den Autobahnkreuzen Köln-West und Kerpen zu!«. Vor allem Dr. Rüttgers hatte sich mehrfach für eine Anschlußstelle in diesem Bereich eingesetzt. Der Erftkreis und die Städte Kerpen und Bergheim sowie die Städte Köln und Frechen hatten zunächst zwei neue Vollanschlüsse gefordert. Wegen der zu starken Beeinträchtigung des Fernverkehrs auf der hochbelasteten A 4 und den zu kurzen Anschlußstellenabständen mußte dies abgelehnt werden. Man setzte sich in der Region an einen Tisch und einigte sich schließlich auf zwei halbe Anschlußstellen, das heißt eine nur nach Westen gerichtete Anschlußstelle an der Bonnstraße (L 183) und eine nur nach Osten gerichtete Anschlußstelle westlichen von Königsdorf. Diesem Konzept hat das Bundesministerium für Verkehr nun zugestimmt. Die gefundene Lösung entspricht nicht nur den Verkehrsbedürfnissen der Region, sondern bietet noch zusätzliche Vorteile zur Entlastung betroffener Orte von hohem Verkehrsaufkommen und zur Verbindung von individuellem und öffentlichem Personennahverkehr. Die halbe Anschlußstelle an der Bonnstraße (L 183) mit nur nach Westen gerichteten Rampen vermeidet gegenüber einer kompletten Anschlußstelle die Konflikte zum nur einen Kilometer liegenden Autobahnkreuz Köln-West und ermöglicht dem von Westen kommenden und nach Köln gerichteten Verkehr, bereits vor dem Autobahnkreuz Köln-West die A 4 zu verlassen, was zu einer Entlastung des Autobahnkreuzes führt. Vor allem aber soll diese Anschlußstelle durch den geplanten Park und Ride-Parkplatz für rund 1.000 Pkw den umstieg auf den öffentlichen Personennahverkehr begünstigen und damit einen Beitrag zur Vernetzung verschiedener Verkehrsträger leisten. Außerdem wird die Anbindung des Gewerbegebietes Frechen-Ost in Richtung Westen entscheidend verbessert. Der Anschluß an die geplante L 361n westlich von Königsdorf mit nur nach Osten gerichteten Rampen verbessert die Erreichbarkeit der Entwicklungsachse Bergheim - Kerpen im Zuge der L 361n. Vor allem entlastet sie aber neben dem Autobahnkreuz und der Anschlußstelle Kerpen die Ortsdurchfahrt Königsdorf im Zuge der B 55 (Aachener Straße). Lammert: »Jetzt kommt es darauf an, wie schnell der Landschaftsverband Rheinland die notwendigen Planungen erstellen und diese zum Baurecht führen kann. Die A 4 wird jedenfalls aufgrund des fortgeschrittenen Planungsstandes vorher bereits sechsstreifig ausgebaut sein. Dies ist aus verkehrlichen Gründen aber auch eine Voraussetzung für die Zustimmung zu dem Anschlußstellenkonzept. Damit haben alle Beteiligten endlich Planungssicherheit für die Anschlußstellen.« Zum Sachstand der rund vier Kilometer langen und rund 30 Millionen Mark teuren Ortsumgehung Pulheim erläuterte der Vertreter des Landschaftsverbandes Rheinland, daß der Planfeststellungsbeschluß in Kürze erwartet wird. Hierzu Lammert: »Sobald das Baurecht vorliegt, kann sofort mit den Bauarbeiten begonnen werden.«

Quelle: Stadtblatt 29/08/’98

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Umsiedlung von Etzweiler ist mittlerweile weit fortgeschritten - Tagebau steht im Jahr 2005 vor der Ortschaft - 2003 wird die Landstraße 276 gekappt

Abriß der Häuser hat begonnen, Menschen packen ihre Sachen

Von Heinz-Ludwig Kanzler

Elsdorf-Etzweiler. Rheinbraun hat das erste Haus an der Buirer Straße, der Durchgangsstraße von Alt-Etzweiler, abreißen lassen. Holz und Steine liegen noch auf der Baustelle in der Ortsmitte, sie werden in Container verladen und abtransportiert. Am Straßenrand steht eine Reihe von offenbar selbstgemachten Spielzeugautos aus Holz, die im Schutt gefunden wurden. Auch in der Nähe des Kindergartens steht ein Haus am Floriansweg offenbar kurz vor dem Abriß.

Viele Häuser in Alt-Etzweiler, das dem Tagebau Hambach weichen muß, sind bereits vernagelt, die Bewohner fortgezogen. Nach Angaben von Rheinbraun sind bislang 13 von rund 230 Häusern in Alt-Etzweiler abgerissen worden, zum Beispiel im Floriansweg und in der Waldstraße. "Die Umsiedlung ist bereits weit fortgeschritten", berichtet Rheinbraun-Pressesprecher Guido Steffen. Es habe keinen Sinn mehr, die Häuser zu erhalten. "Im Jahr 2005 steht der Tagebau Hambach vor Etzweiler", so Steffen.

Bislang hatte das Bergbauunternehmen in Häusern, die schon vor Jahren von ihren Bewohnern verlassen wurden, Rheinbraun- oder RWE-Mitarbeiter für eine befristete Zeit wohnen lassen. "Das erübrigt sich jetzt auch", sagte Guido Steffen. Wer wolle sich noch für fünf Jahre in einem Haus einrichten, wenn der Tagebau vor der Tür stehe?

Die Umsiedlung von Etzweiler muß bis 2005 beendet sein. Zur Zeit hat der Umsiedlungsstandort Neu-Etzweiler, der bei Angelsdorf liegt, rund 315 Einwohner. Einige Etzweiler haben nicht an der gemeinsamen Umsiedlung teilgenommen und sind nach auswärts verzogen.

Ende 1999 werden die Schaufelradbagger des Tagebaus die Burg Reuschenberg erreichen. 2003 wird die Landstraße 276 gekappt, die heute noch vom Kreisel an der Zuckerfabrik über Etzweiler zur Autobahn4 und nach Kerpen-Buir führt. Die Etzweiler, die zu dieser Zeit noch in ihrer alten Ortschaft leben, müßten dann Richtung Berrendorf fahren, um ins Elsdorfer Zentrum zu kommen. Der Schutzwall vor Berrendorf und Wüllenrath wird nach Angaben von Rheinbraun voraussichtlich im nächsten Jahr angelegt.

Im Jahr 2011 wird der Tagebau, so sieht es der Zeitplan des Bergbauunternehmens vor, die Kreisstraße34 Etzweiler-Tanneck und die Kreisstraße4 Tanneck-Manheim erreichen, im Jahr 2014 die Hambach-Bahn und die Bundesstraße477 zwischen Mönchskaul und Manheim. Die heutige Trasse der Autobahn 4 wird 2017 vom Tagebau unterbrochen. 2022 erreicht er Manheim, dessen Bewohner ebenfalls umgesiedelt werden müssen.

Quelle: Kölnische Rundschau 27/08/’98

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Weniger Verkehr

Autobahn A 4 soll vor dem Bau der neuen Anschlußstellen sechsspurig werden

Erftkreis - Bürger und Kommunalpolitiker in Königsdorf haben die Zustimmung zur geteilten neuen Anschlußstelle an der Autobahn A 4 im Bereich von Frechen begrüßt, weil sie die Ortsdurchfahrt (Aachener Straße) wesentlich entlasten soll. Zwar seien zwei volle Anschlußstellen besser gewesen, die Bürger zeigen aber auch Verständnis für die Argumentation des Bonner Verkehrsministeriums. Das hatte die "geteilte Anschlußstelle" damit begründet, daß der starken Verkehrsfluß zwischen den Autobahnkreuzen Köln-West und Kerpen andernfalls zu stark behindert würde.

In der Nähe der Bonnstraße (bei Köln-Weiden) wird die eine Hälfte der Anschlußstelle gebaut. Die Autofahrer, die aus Richtung Aachen kommen, können hier die Autobahn verlassen. Vor allem der Schwerlastverkehr kann direkt die Gewerbegebiete bei Frechen anfahren. Berufstätige, die in Köln arbeiten, können ihren Pkw auf einem geplanten, nahegelegenen Park-&-Ride-Platz an der Aachener abstellen und in die Straßenbahn umsteigen. Auffahren kann man an dieser Stelle nur in Richtung Aachen.

Die zweite "halbe Anschlußstelle" liegt hinter Königsdorf (Richtung Horrem). In der Nähe der Brücke über die Aachener Straße soll die Umgehungsstraße L 361 gebaut werden. Sie führt dann parallel zur Schienenstrecke der Nord-Süd-Bahn (Kohlenbahn) bis zur A 4. Hier können die Autofahrer, die aus Richtung Köln kommen, die Autobahn verlassen. Die Auffahrt ist nur in Richtung Köln möglich.

Bevor die Anschlußstellen gebaut werden, soll die Autobahn 4 in diesem Bereich sechsspurig ausgebaut werden. Bei der Verwirklichung der Zu- und Abfahrt in der Nähe der Bonnstraße wird es nach Meinung von Helmut Nikolaus, Chef des Rheinischen Straßenbauamtes Euskirchen, kaum Probleme geben. Auch die Kosten dürften sich im Rahmen halten. Teurer wird aber der halbe Anschluß hinter Königsdorf. Das Land muß die L 361 n zudem noch in seinen Straßenbedarfsplan aufnehmen. (hok)

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 27/08/’98

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Aktienumwandlung 17 Millionen Mark erzielt

ue Erftkreis. Über 17 Millionen Mark hat der Erftkreis aus der Umwandlung der RWE-Namensaktien in Stammaktien erzielt. Das sind rund zwei Millionen Mark mehr, als im Vermögenshaushalt des Kreises veranschlagt worden waren. Insgesamt verfügt der Erftkreis nun über 1193 790 RWE-Stammaktien.

Der Pulheimer SPD-Kreistagsabgeordnete Ralf Uebach unterstrich gestern, daß es richtig gewesen sei, dem Vorschlag, die RWE-Aktien zu verkaufen, nicht zu folgen. "Dann könnte sich der Kämmerer des Erftkreises heute nicht an den über 17 Millionen Mark freuen", meinte Uebach.

Der Kreisausschuß wird in seiner Sitzung morgen um 17Uhr im Bergheimer Kreishaus über das erzielte Ergebnis informiert.

Quelle: Kölnische Rundschau 26/08/1998

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Bonner Ministerium stimmt den A4-Anschlüssen zu

Rüttgers informierte in Pulheim über Straßenprojekte im Erftkreis

Pulheim/Erftkreis. Der Herbst schickte seine ersten stürmischen und regnerischen Vorboten über die B59n, als Bundesminister Dr. Jürgen Rüttgers die Straßenkarte des Erftkreises auf der Motorhaube eines Pkw ausbreitete. Um die Baupläne der Ortsumgehungen ging es dem Minister, als fachkundige Mitstreiter hatte er Helmut Nikolaus, Chef des Rheinischen Straßenbauamtes in Euskirchen, und den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Dr. Norbert Lammert, nach Pulheim gerufen.

Und sie hatten Gutes zu verkünden, sofern der scharfe Wind ihre Worte nicht verwehte: Nikolaus zeigte sich optimistisch, daß die Ortsumgehung Sinnersdorf noch im September oder Oktober ihrer Bestimmung übergeben werden kann. Zum Projekt der Ortsumgehung B264/B477 (Kerpen-Blatzheim) ging er kurz auf die Fertigstellungstermine der einzelnen Lose ein. Der erste Abschnitt soll schon im kommenden Jahr befahren werden, weitere Teile kommen im Jahr 2000 hinzu und der komplette, rund 40 Millionen Mark teure Umgehungsring wird 2001 betriebsbereit sein.

Ganz anders sieht es bei der Fortführung der B59n, der Ortsumgehung von Stommeln über Pulheim bis zur BAB A1 nach Köln aus. Der Planfeststellungsbeschluß des Landes wird in ein, zwei Monaten erwartet. Auf der Trasse, die dann zur Straße ausgebaut werden soll, können die Planer aber noch mit vielen Überraschungen rechnen.

Nicht nur Brückenbauten und Unterführungen sowie eine Betriebsverlagerung stehen auf dem Programm, auch mit den Hinterlassenschaften der alten Römer müssen die Planer und Straßenbauer rechnen. Nikolaus: "Das macht uns große Sorgen. Auch in Kerpen wurde bereits vieles, auch Grabfelder, gefunden. Da haben wir schon zwei Millionen Mark reingesteckt."

28 Millionen Mark sollen die vier Kilometer kosten, schon im nächsten Jahr sollen die Brückenbauten begonnen werden. "Mit der Fertigstellung und der radikalen Entlastung Pulheims ist, sofern keine Klagen das Projekt verzögern, gegen 2004/2005 zu rechnen."

Frohe Kunde kam dann von Staatssekretär Lammert vor allem für die Frechener Politiker: Das Bundesverkehrsministerium stimmt dem von der Region gewünschten Anschlußkonzept an der A4 zwischen den Autobahnkreuzen Köln-West und Kerpen zu. Lammert machte noch einmal deutlich, daß die vom Erftkreis sowie von den Städten Frechen und Bergheim ursprünglich gewünschten beiden Vollanschlüsse auf diesem kurzen Abschnitt keine Chance auf eine Realisierung hatten. Die abgespeckte Version mit zwei sogenannten halben Anschlußstellen, eine nur nach Westen gerichtete an der L183 (Bonnstraße) und eine nach Osten gerichtete westlich von Königsdorf, fand aber die Zustimmung im Bonner Ministerium.

Lammert wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß die Anschlußstelle an der Bonnstraße neben einer Entlastung des Gewerbegebietes Europaallee in Frechen vor allem dann einen Sinn macht, wenn dort auch ein P+R-Platz für etwa 1000 Fahrzeuge gebaut und die Stadtbahnlinie 1 bis dorthin erweitert wird, um den Umstieg auf die Bahn zu ermöglichen.

"Jetzt kommt es darauf an, wie schnell der Landschaftsverband die notwendigen Planungen erstellt und das Baurecht herbeigeführt wird. Die A4 wird jedenfalls vorher bereits sechspurig ausgebaut, dies ist auch eine der Voraussetzungen für die Zustimmung zu den Anschlußstellen", so Lammert abschließend.

Sowohl der Staatssekretär als auch Minister Rüttgers wiesen in diesem Zusammenhang noch auf die enormen Anstrengungen der Bundesregierung hin, den Fernstraßenbau in der Republik zu forcieren. Rüttgers: "Das Bemühen der Grünen, die Finanzmittel für den Straßenbau zu kürzen, könnte auch die hier vorgestellten Pläne zum Kippen bringen."

Damit sei dieses Ministerium einer der größten Investoren im Lande, liege gar vor dem Verteidigungsministerium, ergänzte der Staatssekretär, bevor beide, Minister und Sekretär, wieder aufbrachen. Der Wahlkampf rief sie auch an andere Orte in diesem Lande.

Quelle: Kölnische Rundschau 22/08/’98

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Zwei neue Zufahrten auf die A 4

Ministerium stimmte zu

Erftkreis/Pulheim - Das Bundesverkehrsministerium hat einer "geteilten" neuen Anschlußstelle an die Autobahn 4 nahe Frechen zugestimmt. Das teilte Staatssekretär Norbert Lammert am Freitag bei einem Besuch im Erftkreis mit. In Anwesenheit von Minister Jürgen Rüttgers (CDU), der zu dem Termin auch das Rheinische Straßenbauamt eingeladen hatte, gab dessen Leiter Helmut Nikolaus weitere Informationen zu größeren Straßenprojekten im Erftkreis.

Die Autobahn-Anschlußstelle (Fahrrichtung Köln) soll an der Bonnstraße (L 183) bei Köln-Weiden entstehen, die andere (Fahrtrichtung Aachen) westlich von Königsdorf. Der Erftkreis, einige Städte und auch Rüttgers hatten schon vor Jahren zwei Vollanschlüsse gefordert. Doch zwei Anschlußstellen waren dem Ministerium zuviel. Die Experten befürchteten eine zu starke Beeinträchtigung des Fernverkehrs auf der hochbelasteten Autobahn 4 (Köln/Aachen) zwischen dem Autobahnkreuz Köln-West und der Anschlußstelle Frechen.

30 Millionen Mark

Die Anschlußstelle an der Bonnstraße ermöglicht es Autofahrern, die nach Köln wollen, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. In der Nähe der Kläranlage Weiden ist ein Park-und-Ride-Platz mit 1000 Plätzen geplant, außerdem soll die Straßenbahnlinie bis dorthin weitergeführt werden. Ein weiterer Vorteil: Das Gewerbegebiet Frechen-Ost ist schneller zu erreichen.

Der Anschluß an die geplante Landstraße 361 n westlich von Königsdorf entlastet nach Lammerts Worten die Ortsdurchfahrt und verkürzt den Weg nach Bergheim. Schon im Vorgriff auf den Bau der Anbindungen soll die Autobahn in diesem Bereich sechsspurig ausgebaut werden.

Die rund vier Kilometer lange Strecke der Umgehungsstraße B 59 n zwischen Pulheim/Geyen und der Autobahnauffahrt Bocklemünd wird etwa 30 Millionen Mark kosten. Der Planfeststellungsbeschluß wird spätestens im Oktober erwartet. Wenn das weitere Verfahren reibungslos verlaufe, so Straßenbauamtschef Nikolaus, sei mit einer Bauzeit von vier bis fünf Jahren zu rechnen. Im Verlauf der Strecke gebe es Brückenbauwerke, die Bahn und möglicherweise römische Funde, die eine so lange Zeit erforderlich machten.

Die Finanzierung der südlichen Ortsumgehung Kerpen/Blatzheim im Zuge der Bundesstraße 264 n und der westlichen Ortsumgehung (B 477 n) ist gesichert. Der erste Abschnitt (kleine Umgehung Kerpen) soll im kommenden Jaher, die Vollumgehung von Kerpen im Jahr 2000, das gesamte Projekt 2002 fertig sein. (hok)

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 22/08/’98

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"Rheinbraun wird sich verändern"

Erwin Winkel, Vorsitzender des Rheinbraun-Gesamtbetriebsrats, über Stellenabbau, Tarifstruktur und Garzweiler II

Erftkreis - In dem langgestreckten Gebäude ist es drückend schwül. Hier, im Verwaltungskomplex am Rande des Tagebaus Hambach, liegt das Büro des Gesamtbetriebsrates der Firma Rheinbraun. Erwin Winkel, 40, seit April Vorsitzender des Gremiums, hat hier seinen Schreibtisch. Das geräumige Zimmer ist eher spärlich ausgestattet, der Mann im Polohemd redet am Telefon, vereinbart Termine, macht Notizen. Viel, sehr viel, werden er und seine Kollegen in den nächsten Monaten verhandeln und entscheiden müssen. Mehr als 11.000 Beschäftigte hat das Unternehmen noch. Und Winkel möchte am liebsten, daß es so bleibt. Aber er weiß: Der Abbau der Arbeitsplätze geht weiter.

Neue Wege suchen

Einerseits: Der Betriebsrat muß und will Arbeitsplätze erhalten. Andererseits: Die Arbeitnehmervertreter sind gezwungen, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens im Auge zu behalten, um nicht alle Arbeitsplätze in Gefahr zu bringen. Das bedeutet in der Praxis, weiterem sozialverträglichem Personalabbau zuzustimmen, aber auch neue Wege zu suchen. Beispiel: Teilzeitarbeit. Und dabei will Winkel auch noch ein "harmonisches Miteinander" erhalten und als Betriebsrat und Gewerkschafter "nicht ständig an der Front kämpfen". Aber auch davor hat er keine Angst. Denn es geht um die Kollegen, "und zwar um jeden einzelnen."

Kein leichter Job. Denn die Rheinbraun-Produktion wird sich allein auf drei Tagebau (Garzweiler, Inden und Hambach) konzentrieren. Der Tagebau Bergheim mit 800 Mitarbeitern wird bereits aufgelöst. Das Loch ist fast ausgekohlt. Bis 2003, sagt Winkel, müssen die Mitarbeiter in die anderen Betriebe integriert werden.

Die Vorruhestandsregelungen sind zwar bis nächstes Jahr festgeklopft. Ein sicherer Weg, "Überkapazitäten abzubauen", ist das allein aber nicht. Denn die Alten sind weg. Nur wenige Mitarbeiter sind älter als 55 Jahre. Bereits im Frühjahr '97 gelang es Gewerkschaft und Betriebsrat, mit Rheinbraun eine Beschäftigungssicherung bis 2001 zu vereinbaren. Ergebnis: keine Entlassungen. Ein wichtiges Ziel.

Das Abkommen schafft Luft, läßt den Chef des Betriebsrates aber nicht ruhen. "Für Teilzeitarbeit muß erst noch geworben werden", sagt er, auch wenn er schon Interesse entdeckt hat. In Garzweiler ist gerade das Probjekt "Tagebau 2000" angelaufen, mit dem neue Arbeitsorganisationen erprobt werden. Geplant ist, mehr Verantwortung "nach unten" zu geben, kleinere Arbeitsgruppen zu bilden, die flexibler sind. Dahinter vermuten manche aber auch den Versuch, die Arbeitskosten zu senken. Denn aus den klassischen Berufen - Fahrsteiger, Steiger, und Hilfssteiger - sollen "Schichtleiter" werden. Damit gerät das traditionelle Tarifgefüge durcheinander. Neue Lohn- und Tarifgruppen müssen erst noch ausgehandelt werden. Und ob die Bergbau- und Chemiegewerkschaft (IGBCE) da mitspielt, muß sich erst noch zeigen. "Ein Weg", sagt Winkel, "von dem der Betriebsrat noch nicht weiß, ob er richtig ist." Aber eines steht für ihn fest: "Rheinbraun wird sich von innen heraus verändern."

Winkel befindet sich zur Zeit in einer anderen Situation als noch sein Vorgänger Manfred Dickmeis. Auf die Frage nach dem Tagebau Garzweiler II muß er zur Zeit weder mit dem "Marsch auf Düsseldorf" noch mit dem Aufstand der Bergleute im Revier drohen. "Wir gehen davon aus, daß der Tagebau kommt", sagt er ruhig. Kampflos, und daran läßt er keinen Zweifel, würde er aber auch eine Absage an Garzweiler II nicht hinnehmen. Und bei Hinweis auf das Potential alternativer Energien bleibt der Spitzenfunktionär der rheinischen Bergleute gelassen. "Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen".

Der 40jährige Familienvater, der seine Laufbahn mit der Ausbildung bei Rheinbraun begann und über ein Jahrzehnt Schichtdienst auf dem Buckel hatte, bevor er 1987 erstmals in den Betriebsrat Hambach gewählt wurde, hegt keinen Zweifel daran, daß in diesem Herbst die (wasserrechtliche) Genehmigung für den Tagebau auf dem Tisch liegt. Und daß sich Garzweiler II durch den freien Wettbewerb auf dem Strommarkt gleichsam von selbst erledigt, glaubt er schon gar nicht. Denn: "Wir haben uns für den Wettbewerb positioniert." Daran glaubt er, ebenso an die Kräfte der Wirtschaft. "Der Markt wird es schon richten." Aber: "Man darf uns nicht einseitig belasten", sagt er mit Blick auf eine Kohlendioxid-Steuer. Wenn Garzweiler II aber trotz aller Unkenrufe nicht komme, dann "steht hier sowieso alles zur Disposition"

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 22/08/’98

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Wingas und Landesoberbergamt informierten

Leitung ist mehrmals besonders gesichert

Bergheim. "Da hat sich meine Hartnäckigkeit doch gelohnt" freute sich der Bergheimer Sozialdemokrat Horst Schneider nach der jüngsten Sitzung des Kreisumweltausschusses am Mittwoch. Im Rahmen der im Bau befindlichen Gashochdruckleitung der Wingas GmbH durch den Erftkreis hatte Horst Schneider in politischen Gremien der Stadt Bergheim nachgefragt, ob bei Erdbeben und durch die Tagebaue verursachten tektonischen Sprüngen genügend Sicherheitsmaßnahmen getroffen seien.

Mit den früheren Ausführungen der Betreiber zu diesem Thema wollte sich der Sozialdemokrat Schneider nicht zufrieden geben. Er brachte die Angelegenheit auf die Tagesordnung des Kreisumweltausschusses. Dort mußten Vertreter von Wingas und ein Mitarbeiter des Landesoberbergamtes den Ausschußmitgliedern am Mittwoch erneut Rede und Antwort stehen.

Man habe die Trasse seinerzeit von einem Professor der Technischen Hochschule Aachen begutachten lassen, erläuterte ein Sprecher der Wingas. Danach habe man gemeinsam mit Rheinbraun das Gutachten analysiert und im Bereich der tektonischen Störungen entsprechende Vorkehrungen getroffen. "Eine sichere Verlegung der Leitung ist gewährleistet", sagte der Sprecher.

Ein vom Betreiber beauftragter Geologe fügte hinzu, daß es im Bereich des Erftkreises drei Bereiche mit tektonischen Störungen gebe, durch die die Gashochdruckleitung geführt werde. Zwei aktive Störungen gebe es auf der Wiedenfelder Höhe. Hinzu komme noch der Buirer Sprung.

Der Bauleiter von Wingas erläuterte den Mitgliedern des Kreisumweltausschusses am Mittwoch die verschiedenen Sicherungsmaßnahmen in den Bereichen. Die Rohrleitung wird elastisch in Kies eingebettet. Zusätzlich erfolgt eine spezielle Ummantelung mit einer Filzmatte. Außerdem werden noch drei verschiedene Meßverfahren im Bereich des Rohres und des Bodens angebracht. Regelmäßige Messungen sollen Fachleute von Rheinbraun für Wingas ausführen.

Politiker war schließlich zufrieden mit den Antworten

Trotz der detaillierten Ausführungen hatten die Politiker noch so manche Frage: Ist die Leitung erdbebensicher? Wird sie nach dem neuesten Stand der Technik und Sicherheit verlegt? Warum führt Wingas die Messungen nicht selber aus? Die Antworten gab der Mitarbeiter des Landesoberbergamtes. Bislang seien ihm keinerlei Schäden an Gasleitung durch Erdbeben in Deutschland bekannt. Die Leitungen würden nach dem neuesten Stand der Technik und Sicherheit verlegt. Rheinbraun habe die besseren Fachleute vor Ort. Außerdem würde Rheinbraun als Verursacher der Sprünge mithaften.

"Im Gegensatz zu den Erläuterungen in Bergheim hat Wingas doch noch etliche Verbesserungen getroffen", sagte Horst Schneider nach der Sitzung des Kreisumweltausschusses zufrieden.

Quelle: Kölnische Rundschau 21/08/’98

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Frimmersdorf-Bilanz. Durch Panne 30 Liter Bier verloren

Frimmersdorf. In einem Punkt ist die Jahresbilanz ganz mies: Die jährliche Wette mit der Hauptverwaltung in Essen haben die RWE-Kraftwerker in Frimmersdorf verloren. 30Liter Bier müssen sie ausgeben, weil ungeplante Ausfallzeiten der Kraftwerksblöcke im Geschäftsjahr 1997/98 deutlich über der Grenze von 3,69 Prozent lagen.

Eine defekte Turbinenwelle und ein maroder Generator haben die "Außerplan-Nichtverfügbarkeit" auf 6,47 Prozent ansteigen lassen. Dabei haben die Techniker schon besonderes Improvisationstalent bewiesen, indem sie einerseits die Störungen zum Teil in Revisionszeiten einbezogen und andererseits Ersatzteile quasi vom Schrottplatz besorgt haben.

In einem zum Abbruch bestimmten Kraftwerk in Marl bewahrten sie einen noch funktionstüchtigen Generator im letzten Moment vor der Demontage. Heute erzeugt er in Frimmersdorf Strom.

Ansonsten haben Direktor Jürgen Peter Schirmer und seine Leute die alten Kessel in Frimmersdorf mit gewohnter Zuverlässigkeit unter Dampf gehalten. 16,5 Milliarden Kilowattstunden Strom hat das Kraftwerk Frimmersdorf produziert, geringfügig weniger als im Vorjahr, weil der einzige Kunde, die RWE EnergieAG, nicht mehr als 14,7 Milliarden Kilowattstunden kaufen wollte.

Zur Stromproduktion wurden 19,5 Millionen Tonnen Kohle aus dem Tagebau GarzweilerI verfeuert. "Beim Stichwort Garzweiler müssen wir natürlich anfügen, daß wir immer noch auf die endgültige Genehmigung des Tagebaus GarzweilerII warten", machte Schirmer gestern bei der Jahrespressekonferenz noch einmal klar, daß der Standort des Braunkohlekraftwerks Frimmersdorf mit dieser Entscheidung steht und fällt.

Gleichzeitig deutet jedoch der Ausbau des Fernwärmenetzes in Frimmersdorf daraufhin, daß zumindest die neueren 300-Megawatt-Blöcke auf jeden Fall in ihrem Bestand auf Jahrzehnte hinaus geschützt sind. Zumindest schließt das Kraftwerk für die Fernwärmenutzung Verträge mit bis zu 25Jahren Laufzeit ab.

Die Arbeit in Frimmersdorf wird von immer weniger Leuten geleistet. Mitte des vergangenen Jahres standen noch 1522 in Lohn und Brot. In diesem Jahr sind es noch 1457, und bis 2001 sollen es nur noch 1250 sein. Die höhere Arbeitsbelastung für die verbliebenen Mitarbeiter könne nur durch höherer Qualifikation aufgefangen werden, sagte Schirmer. Deshalb seien sieben Millionen Mark in Fortbildungsprogramme investiert worden.

Trotz des offenkundigen Lehrstellenmangels werden vermutlich vier bis fünf Ausbildungsplätze im Kraftwerk unbesetzt bleiben. Aus der Vielzahl der Bewerbungen sei nur ein kleiner Kreis geeigneter Anwärter übriggeblieben. Einige, die bereits Verträge unterzeichnet hätten, seien dann kurzfristig abgesprungen oder am ersten Arbeitstag einfach nicht erschienen. "Das ist eine Ungezogenheit, für die mir jedes Verständnis fehlt", sagte Jürgen Peter Schirmer.

Da das Lehrjahr nun begonnen habe und bald auch die theoretische Ausbildung starte, müßten die Stellen wohl unbesetzt bleiben. Schirmer betrachtet eine weitere Entwicklung mit Sorge: "Die Schwächen, die die Schulabgänger bei unseren Einstellungstests offenbaren, treiben uns die Tränen in die Augen."

Quelle: Kölnische Rundschau 21/08/’98

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Weniger Mitarbeiter und weniger Strom

Jahresbilanz des Kraftwerks Frimmersdorf - Direktor verärgert über einige Azubis - Wegen hoher Ausfallzeiten Wette verloren

Bedburg/Frimmersdorf - Eine verlorene Wette um 30 Liter Kölsch zeigt, daß im vergangenen Geschäftsjahr im RWE-Kraftwerk in Frimmersdorf nicht alles optimal gelaufen ist. Hintergrund ist, daß alle Blöcke 6,4 Prozent ihrer Betriebszeit ausgefallen sind. "Ausgemacht zwischen uns und den Kollegen in der Essener Hauptverwaltung war aber ein Höchstwert von 3,7 Prozent", erklärte Kraftwerks-Direktor Jürgen Peter Schirmer gestern bei der Vorstellung des Jahresabschlußberichtes. Nun dürfen also die Kollegen in Essen sich das Bier schmecken lassen.

Eine wichtigere Zahl nannte Schirmer gleich zu Beginn. So wurden in dem ältesten der hiesigen Kraftwerke im Geschäftsjahr 1997/98 16,5 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt, 3,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Als Eigenverbrauch verblieben 1,8 Milliarden im Kraftwerk, 14,7 Milliarden wurden an die RWE Energie in Brauweiler verkauft. Zum Vergleich: Im benachbarten Kraftwerk in Niederaußem wurden im selben Zeitraum 22,35 Milliarden Kilowatt Strom produziert.

Leicht rückläufig ist dementsprechend auch die Menge Kohle, die aus den Tagebauen Garzweiler I und Hambach verstromt wurde: Von 20,3 Millionen Tonnen sank sie um 3,4 Prozent auf 19,5 Millionen Tonnen. Dabei entstanden eine Million Tonnen Asche, die zurück in den Tagebau Garzweiler gebracht wurde und - durch die Entschwefelung - 380.000 Tonnen Gips. Dieses Abfallprodukt wird zum Neusser Hafen transportiert, von wo es vor allem an die englische Baustoffindustrie geliefert wird.

Arbeitsplätze abgebaut

Wie in den anderen Kraftwerken im rheinischen Braunkohlerevier geht auch in Frimmersdorf die Zahl der Beschäftigten seit Jahren stetig zurück. Waren am 1. Juli vergangenen Jahres noch 1522 Mitarbeiter angestellt, sind es jetzt noch 1457. "Ermöglicht wurde diese Reduzierung durch Altersteilzeit und durch Frühpensionierungen", berichtete der Kraftwerksdirektor, der langfristig eine Mitarbeiterzahl von 1250 für realistisch hält, um die Kosten für sein Unternehmen noch weiter zu senken. Regelrecht ungehalten wurde er, als er auf die Ausbildungssituation in seinem Werk zu sprechen kam. So wollte sein Unternehmen in diesem Jahr insgesamt 35 jungen Leuten Gelegenheit geben, eine Elektroniker- oder Mechanikerlehrer aufzunehmen. "Viele haben uns dann kurzfristig abgesagt, andere sind, obwohl Verträge unterschrieben waren, am ersten Arbeitstag erst gar nicht erschienen." Bei Nachfragen habe man dann erfahren, daß die Jugendlichen längst woanders eine Stelle gefunden oder ein Studium aufgenommen hatten. Dies, so Schirmer sauer, sei "eine Frechheit, für die ich absolut kein Verständnis habe". So sind jetzt, wo das neue Lehrjahr fast einen Monat alt ist, immer noch einige der Lehrstellen im Kraftwerk unbesetzt.

Versöhnliches zum Schluß: "Im Dunstkreis unseres Werkes" - also im Kreis Neuss und im Erftkreis - hat das RWE insgesamt Aufträge in Höhe von 25 Millionen Mark verteilt. Dies ist eine Steigerung von über einer Million Mark. Erftkreis-Firmen wurden dabei mit knapp 13 Millionen Mark bedacht.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 21/08/’98

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Elsdorfs tiefste Stelle liegt in Heppendorf

Rheinbraun berichtete dem Umweltausschuß über Grundabwassersenkungen

Elsdorf. Seit den 50er Jahren hat sich das Gemeindegebiet aufgrund der Grundwasserförderung weiträumig um mehrere Meter abgesenkt. Das berichtete Werner Schaefer von der Rheinbraun-Abteilung "Bergschäden Markscheiderei" dem Umwelt- und Bauausschuß der Gemeinde. "Die Erde sinkt allmählich und gleichmäßig ab", sagte Werner Schaefer. Schäden für Gebäude seien nicht zu erwarten, da die Absenkung sehr langsam erfolge.

Der tiefste Punkt des Senkungstrichters mit 3,20 Meter liegt in Heppendorf, das auch vom Senkungstrichter des Tagebaus Fortuna betroffen ist. Der Ortsteil Elsdorf hat sich nach Angaben von Werner Schaefer seit 1955 um zwei bis 2,8 Meter abgesenkt, in den vergangenen vier Jahren um 200 Millimeter. Oberembt hat sich dagegen seit 1955 nur um 1,20 Meter gesenkt. Die Schollenneigung sei trotz der unterschiedlichen Absenkungen sehr gering, sagte der Bergbauingenieur im Ausschuß.

Bergschäden an Gebäuden, so Schaefer, könnten nur dort entstehen, wo geologische Besonderheiten wie tektonische Verwerfungen existierten. Eine aktive Verwerfung gäbe es in der Gemeinde jedoch nicht. Kritische Punkte sind laut Schaefer auch Flußauen, wo die Entwässerung zu Setzungen führt. Auf dem Gebiet der Gemeinde sind am Finkelbach Ober- und Niederembt betroffen. Dort hat Rheinbraun bereits 20 Bergschäden anerkannt.

Nach Angaben des Bergbauingenieurs mißt Rheinbraun im Gemeindegebiet an 3381 Meßpunkten alle vier Jahre die Bewegung der Erde, um die Auswirkungen der Grundwasserabsenkung zu kontrollieren. "Das Bewegungsverhalten der Erde wird sich auch in Zukunft nicht verändern", sagte Schaefer. Heppendorf werde sich voraussichtlich noch um weitere 80 Zentimeter absenken. Auch am Tagebaurand seien keine abrupten Absenkungen zu erwarten, das Bergbauunternehmen werde aber vorsorglich einen 800 Meter breiten Beobachtungsstreifen einrichten.

Schaefer kündigte an, daß Rheinbraun in den kommenden Wochen am Tagebaurand eine Gebäudebestandsaufnahme vornehmen wird. Die Häuser werden vermessen sowie innen und außen fotografiert. "Wir werden die betroffenen Bürger bald informieren", sagte Schaefer. Rheinbraun benötige Unterlagen, um spätere Schadensmeldungen besser beurteilen zu können.

Der Ingenieur berichtete dem Ausschuß, daß Rheinbraun jede Schadensmeldung prüfe. Liege kein Bergschaden vor, sei die Untersuchung für die Bürger kostenlos. Bislang seien in der Gemeinde 300 Schäden gemeldet worden. 20 von ihnen habe Rheinbraun in Ober- und Niederembt als Bergschaden anerkannt, weitere 20 würden zur Zeit geprüft.

Auf Vorschlag von Hans-Theo Schmitz (CDU) wird die Verwaltung prüfen, wie stark sich die öffentlichen Gebäude abgesenkt haben, die in den 70er Jahren vermessen worden sind. Wilfried Effertz von der SPD regte eine Veranstaltung für die Bürger an, um sie über die Grundwasserabsenkung zu informieren.

Quelle: Kölnische Rundschau 20/09/’98

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Zwischen Fröschen und Feuersalamandern

Naturschutzbund wanderte zu Quellen im Königsdorfer Wald - Kritik an Bezirksregierung

Erftkreis - Bei seiner jüngsten "Bereisung" der Biotope im Erftkreis hat der Naturschutzbund (Nabu) einige Forderungen aufgestellt. "Der Bürgewald südlich der A 4 und der Wald in Königsdorf sollten unter Naturschutz gestellt werden", erklärte Nabu-Vorsitzender Karl-Heinz Jelinek. "Wir wollen, daß diese alten Wälder langfristig in ihrem heutigen Zustand erhalten bleiben." Den Rest des Bürgewaldes - dort, wo sich zur Zeit die Rheinbraun-Bagger vorwärts graben - hat aber auch der Nabu abgeschrieben. Beim Besuch der Pulheimer Laache gab es Kritik am Verhalten der Bezirksregierung.

"Pulheimer Bach und Laache leben seit Jahren vom gereinigten Wasser der Glessener Kläranlage", betonte Jelinek. Obwohl das Klärwerk inzwischen mit einer dritten Reinigungsstufe ausgestattet sei, will der Regierungspräsident (RP) die Einleitung in den Pulheimer Bach verbieten, weil er eine Beeinträchtigung der Qualität des Grundwasser befürchte. Die natürlichen Quellen in der Nähe von Glessen reichten aber für eine Bewässerung des Baches nicht aus. "Wir setzen uns dafür ein, daß dort alles so bleibt, wie es jetzt ist."

Auf der weiteren Reise der Gruppe standen die Quellen im Königsdorfer Wald im Mittelpunkt. "Sie versiegen allerdings schon nach einigen Metern in einem Tümpel", betonten die Nabu-Mitglieder. Dennoch: Frösche und Feuersalamander fänden in dem kleinen Gewässer einen optimalen Lebensraum.

Erhaltenwert ist der Wald nach Meinung des Nabu aber besonders wegen seiner riesigen alten Buchen und Eichen. "Solche Bäume gibt es nicht mehr oft im Erftkreis", sagte Jelinek. An einigen der Riesen sieht man noch Einschüsse aus dem Zweiten Weltkrieg. Gefährlich für Waldarbeiter: "Wenn sie die Bäume mit der Säge bearbeiten, können sie durch das umherfliegende Metall verletzt werden."

Eine Anekdote erfuhren die Mitgereisten noch zum Schluß, als sie sich auf der sogenannten Nonnenallee befanden. Denn die Nonnen, die dort in früheren Jahrhunderten entlang gelaufen sind, hätten in der Ferne den Kölner Dom sehen können. Erst mit der Entstehung von Klein-Königsdorf sei dieser Fernblick - durch Bäume und Häuser - versperrt worden.

Quelle: Kölner Stadtanzeiger 18/08/’98

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Sanierungen stehen dem Festakt nicht mehr im Wege
Stadtteil Neu-Bottenbroich feiert 50 Jahre Umsiedlung 

NEU-BOTTENBROICH.(hs) Der Stadtteil Neu-Bootenbroich feiert in diesem Jahr »50 Jahre Umsiedlung«. Gleichzeitig feiern verschiedene Vereine ebenfalls runde Jubiläen. Aus diesem grund wird ein großes Umsiedlungsfest veranstaltet, verbunden mit einer Azsstellung »Alt-Bottenbroich/Neu-Bottenbroich«. Rechtzeitig zu diesem Jubiläumsfest konnten nach dreijährige Bauzeit die Sanierungsarbeiten an Gas- und Wasserversorgungsleitungen, an der Straßebeleuchtung sowie am Kanalnetz beendet werden. Die kleine Ortschaft mit 952 Einwohnern (Stand Ende Juni 1998) erstrahlt in neuem Glanz. Die Neu-Bottenbroicher sind stolz auf ihre Ortschaft. Die Invstitionen in Höhe von rund 5.000 bis 8.000 Mark pro Grundstück durch die Eigentümer für die Sanierungsarbeiten haben sich gelohnt. »Die Dorfgemeinschaft funktioniert bei uns einwandfrei«, erklärt Ortsvorsteher Hermann-Josef Klingele. Kein Wunder: Nachdem klar war, daß Alt-Bottenbroich dem Tagebau Frechen weichen mußte, entschlossen sich zirka 60 Prozent der Einwohner zum geschlossenen Umzug. Alte Strukturen des dörflichen Miteinenaders blieben so erhalten. »Wir sind sozusagen Selbstversorger. Wir haben eine eigene Infrastruktur mit Bank, Supermarkt, Tante-Emma-Läden, Metzgerei und zwei Kneipen«, so Klingele. Auch das Vereinsleben spiegelt die intakte Ortsgemeinschaft wider. Das Tambourcorps »Spielmannszug Neu-Bottenbroich« besteht seit einem Vierteljahrhundert; die »Karnevalsfreunde Neu-Bottenbroich« blicken auf ihr 30jähriges Bestehen zurück. Rege Kulturarbeit leisten aber auch die Pfadfindergruppe und der Kirchenchor. Feste innerhalb der dörflichen Gemeinschaft wie Gold- oder Diamanthochzeiten werden in aller Regel unter Teilnahme der Vereine gestaltet. Der 50. Jahrestag der Umsiedlung soll gebührend großzügig gefeiert werden. Den passenden Rahmen fanden die Veranstalter in der alljährlichen Kirmes, die vom 26. bis 28. September stattfindet. Höhepunkte im festprogramm sind neben dem traditionellen Ball die Enthüllung eines Gedenksteins, der auf die Umsiedlung hinweist, sowie ein historischer Festzug, an dem alle Ortsvereine wie auch befreundete Vereine aus den Nachbarorten teilnehmen.

Quelle: Stadtblatt, 15/08/’98

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Rot-Grün stoppt Straßenausbau

ERFTKREIS.(ts) »Der neue Ministerpräsident Wolfgang Clement hat als letzte Amtshandlung als Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen die rot-grüne Blockade im Landesstraßenbau festgeschrieben«, so CDU-Kreisvorsitzender Werner Stump in einer Pressemitteilung. Der Landesstraßenbedarfs- und ausbauplan sollte ursprünglich zum 1. Januar des Jahres fortgeschrieben werden. Nun sollen diese Pläne bis zum Jahr 2001 eingefroren werden. Dies gilt für alle Projekte, die nicht schon in 1993 im Landesstraßenausbauplan enthalten waren. Aus diesem Grund werden Landesstraßen, Ortsumgehungen, Ausbaustrecken und Bahnübergänge erst gar nicht geplant und verwirklicht. Der Sprecher des Arbeitskreises »Umweltschutz und Raumordnung« der CDU-Landesfraktion Werner Stump erklärte dazu auch, daß die CDU mehrfach davor gewarnt habe, den Landesstraßenneubau in Nordrhein-Westfalen zu vernachlässigen. Die 200 Millionen Mark, die für Ortsumgehungen oder Bahnübergänge benötigt würden, seien von der rot-grünen Koalition auf 112 Millionen Mark zusammengestrichen worden. Daher konnten aus dem alten Landesstraßenbauplan 1993 bis 1997 etwa 50 Maßnahmen gar nicht begonnen werden, und die im Bau befindlichen Maßnahmen mit einem Volumen von 300 Millionen Mark müßten in das nächste Jahrhundert hineingestreckt werden, so Stump. Da der Landesstraßenbedarfs- und ausbauplan nicht fortgeschrieben werden soll, werde es neben der Finanzblockade auch eine Planungsblockade geben. Wenn sich Maßnahmen nicht in diesen Plänen wiederfänden, erklärte Stump, währen sie in ihrer Realisation stark gefährdet. Der vorgeschlagene Mittelrahmen von drei Milliarden Mark sei in 20 Jahren viel zu gering, um den tatsächlichen Bedarf an Baumaßnahmen in Nordrhein-Westfalen umzusetzen, erklärten die SPD- und CDU-Fraktion im Landschaftsverband Westfalen-Lippe und die CDU-Fraktion im Landschaftsverband Rheinland. Nach Meinung Stumps blieben so viele Maßnahmen auf der Strecke, wie zum Beispiel der dringende Autobahnanschluß von der Bundesstraße 55 an die Autobahn Vier. Damit werde der Erftkreis im Ausbau seiner Verkehrsstruktur erheblich zurückgeworfen. Der Grund dafür wäre wiedermal Rot-Grün, die für Stillstand und Rückschritt stünden.

Quelle: Stadtblatt, 08/08/‘98

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Emissionswächter "Zeus" legt Berichte online vor

Umweltamt hat direkten Zugriff auf Werte am Kraftwerk Niederaußem

Bergheim-Niederaußem. "Jetzt können wir endlich über eine unabhängige Stelle nachweisen, daß wir nicht nachts die Filter abstellen", sagte Kraftwerksdirektor Dr.Günter Schöddert, bevor er zusammen mit Regierungspräsident Dr.Franz-Josef Antwerpes den roten Knopf drückte. Sie nahmen damit in Niederaußem das Emissionsfernüberwachungssystem (EFÜ) in Betrieb, das es dem Staatlichen Umweltamt Köln erlaubt, den Schadstoffausstoß des Kraftwerkes jederzeit online zu überprüfen.

Der Blütenstaub im Mai, so Schöddert, bringe die Bevölkerung zu der unerschütterlichen Auffassung, daß das Kraftwerk die Autos der Nachbarschaft mit Schwefel zudecke. "Stellen Sie denn nachts die Filter ab?" fragte Antwerpes spöttisch. Er selbst habe auch schon beim Umweltamt angerufen und gemutmaßt, beim Brühler Eisenwerk stimme etwas nicht. "Das war mal in einem Oktober. Da blüht die Zeder. Etwa alle sieben Jahre verbreitet sie ihren Blütenstaub."

Die Braunkohlenkraftwerke im rheinischen Revier sollten nun bald außer Verdacht stehen. Zeitgleich mit Niederaußem ist auch Neurath an das EFÜ angeschlossen worden. Hürth, Frimmersdorf und Weisweiler werden bald folgen.

Seit 1992 seien durch Verfügungen und Genehmigungsauflagen 71 EFÜ-Anschlüsse für Firmen im Regierungsbezirk Köln gefordert worden. Überwacht werden auf diesem Wege bisher 16Industrieanlagen. Weitere elf sollen noch in diesem Jahr folgen. "Acht von zehn Müllverbrennungsanlagen und sieben von zehn Energieerzeuger sind bis Ende des Jahres mit dem Umweltamt vernetzt", sagte Antwerpes. Nur in chemischen Betrieben und Raffinerien sei das Bild düster: Nicht ein einziger von 18 verfügten Anschlüssen sei bisher realisiert. Insgesamt hätten 39Betriebe Widerspruch oder Klage gegen die Überwachung eingereicht.

Dabei biete das Verfahren doch für beide Seiten unübersehbare Vorteile: "Umständliches Berichtswesen mit entsprechendem personellem Aufwand kann so entfallen", sagte Antwerpes. Die einmaligen Kosten von 20.000 bis 30.000 Mark rechneten sich unmittelbar für die Betriebe.

Bis 1985 mußten die Kraftwerke nur monatlich über ihre Staubemission Rechenschaft ablegen. Dann forderten neue Gesetze auch die Überwachung von Schwefeldioxid (SOæ), Kohlendioxid (COæ) und von verschiedenen Stickstoffoxiden (NOx). Damals führte die RWE EnergieAG das zentrale Emissionsüberwachungssystem (ZEUS) ein, das bis heute die Einhaltung der Grenzwerte kontrolliert. Die Aufzeichnungen wurden einmal im Monat vom Staatlichen Umweltamt eingesehen. Die ermittelten Daten werden nun per EFÜ direkt an die Aufsichtsbehörde weitergeleitet, so daß sie immer über den aktuellen Stand informiert ist und bei Überschreitungen sofort reagieren kann.

Quelle: Kölnische Rundschau, 13/08/’98

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Efü spürt Schadstoffe auf

Neues Überwachungssystem für die Kraftwerke in Niederaußem und Neurath

Bergheim/Erftkreis - "Seit gestern mittag sind die Kraftwerke in Niederaußem und in Neurath an ein öffentliches "Emissionsfernüberwachungssystem" - kurz "Efü" - angeschlossen. Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes und der Niederaußemer Kraftwerksdirektor Dr. Günther Schöddert nahmen die Anlage in Betrieb. Sie stützt sich auf Meßdaten, die die 1985 in Betrieb genommene Zeus-Anlage liefert. "Zeus" heißt Zentrales Emmissions-Überwachungssystem und mißt den Schadstoffausstoß der einzelnen Blöcke seit 13 Jahren rund um die Uhr.

"Und dennoch hält sich in der Bevölkerung hartnäckig der Vorwurf, wir würden nachts die Filter abstellen", schmunzelte Schöddert, der sich über die amtliche Kontrolle freut.

Antwerpes hat aber nicht nur Freunde, wenn es um Efü geht. Daraus machte er auch gestern keinen Hehl: "Während in der Abfallwirtschaft Ende des Jahres bereits acht von zehn Müllverbrennungsanlagen an die Fernübertragung und in der Energiewirtschaft auch schon sieben von zehn Anlagen angeschlossen sein werden, ist das Bild für die Chemie noch ein düsteres." Laut Antwerpes verfügen weder die 13 Chemieindustrieanlagen noch die 18 petrochemischen Fabriken und Raffinerien über einen Fernübertragungsanschluß.

Im Gespräch mit Firmen im Kölner Süden hat Antwerpes lediglich eine einzige Versuchsanlage durchsetzen können. An technischen Schwierigkeiten könne das nicht liegen, denn die Computeranlage laufe nach anfänglichen Schwierigkeiten nun gut. Einmal täglich werden die gesamten Aufzeichnungen über Emissionen über eine einfache Telefonleitung ins Staatliche Umweltamt Köln überspielt.

Verängstigte Bürger können sich künftig also an das Umweltamt wenden, wenn sie glauben, Braunkohlekraftwerke verschmutzten die Luft, weil die Filter abgestellt seien. Ozonwarnungen sind künftig nicht nur den Tageszeitungen zu entnehmen. Auch der RP persönlich beantwortet Fragen.

"Ozon riechen"

Antwerpes glaubt nämlich, Ozon riechen zu können, wie er sagt. Außerdem gehe ihm bei hohen Ozonwerten beim Joggen eher die Puste aus.

Mit juristischem Geschütz wolle er nicht gegen die Chemie vorgehen, sagt er im Kraftwerk: "Das dauert doch viel zu lange."

Er glaubt nicht, daß zu hohe Anschaffungs- und Betriebskosten die Ursache für den Streit mit der Chemie sind: "Vollkommener Quatsch, die beiden Computer kosten bis zu 30.000 Mark, und die Firmen sparen sich danach viel Arbeit, weil sie die Meßergebnisse nicht mehr in Ordnern abheften müssen." Zahlen der Bayer AG in Leverkusen, wonach die Einrichtung von Efü 1,7 Millionen und der Betrieb jährlich 2,2 Millionen Mark verschlingen würden, wischt Antwerpes als "Abwehrreaktion" der Firma vom Tisch: "Die haben doch die Meßgeräte längst und müssen auch heute schon Bericht erstatten." Antwerpes mutmaßt überregionales Kalkül hinter der Efü-Ablehnung. Weil Bundesländer "wie Baden-Württemberg und Bayern" das 1992 beschlossene Efü-Programm sehr viel zögerlicher umsetzten als das in Nordrhein-Westfalen der Fall sei, stelle man sich aus Solidarität quer.

Mit Bayer will Antwerpes in Kürze erneut über Efü sprechen. Er stichelt: "Wenn sich Betriebe nicht wie die gläsernen RWE-Kraftwerke an Efü anschließen lassen, dann liegt der Eindruck nahe, sie hätten etwas zu verbergen."

Quelle: Kölner Stadtanzeiger, 13/08/’98

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Keine Chance gegen Gas aus Sibirien

Kohlekraftwerke könnten ganze Städte mit Fernwärme versorgen, doch andere Energien sind billiger

Bergheim-Niederaußem - Das BoA-Kraftwerk könnte nach seiner Fertigstellung im Jahr 2002 spielend zwei Gemeinden wie Elsdorf und Bedburg komplett mit Fernwärme versorgen. Laut Michael Pflugbeil, BoA-Planer bei RWE, sollen bei BoA ständig 75 Megawatt thermische Energie ausgekoppelt werden können. Dieses Angebot allein würde fast reichen, um eine kleine Gemeinde wie Elsdorf komplett zu beheizen und mit Warmwasser zu versorgen. Bei Bedarf könne die Auskopplung jedoch problemlos verdoppelt werden. Und: Mit jedem Liter Wasser, der nicht durch die Schlote pufft, steigt der Wirkungsgrad des Kraftwerks.

Ein Einfamilienhaus mit Ölheizung verbraucht im Jahr mehr Dieselkraftstoff für Heizung und Warmwasser als ein Auto mit durchschnittlicher Fahrleistung. Wenn man bedenkt, daß alle Häuser in Elsdorf und Bedburg auf ihre Öl-, Gas- oder Brikettheizungen sowie auf ihre Kamine und Ölkeller verzichten könnten, wird deutlich, wie groß der Nutzen für Privatleute und Umwelt wäre.

Wärme geht verloren

Doch statt der Atmosphäre Treibhausgase durch den Hausbrand zu ersparen, wird ab 2002 weiterhin viel wertvolle Wärme auf Nimmerwiedersehen durch den 200 Meter hohen BoA-Schlot verpuffen. Auch RWE-Verantwortlichen fällt es schwer zu verstehen, warum es billiger ist, Energieträger wie Erdgas aus Sibirien oder Öl aus dem Nahen Osten herbeizuschaffen, anstatt die hiesige Kohle besser auszunutzen.

Willi Schmitz, Pressesprecher des Goldenberg-Kraftwerks in Hürth, sieht das auch so: "Man greift heute sicherlich zu kurz, wenn man nur auf die aktuell niedrigen Energiekosten schaut." Am Goldenbergwerk wird schon seit 1929 Prozeßdampf für die chemischen Betriebe ausgekoppelt. Während der Ölkrise 1971 wurde die erste Fernwärmeleitung zur Theresienhöhe in Hürth-Hermülheim verlegt. Nach und nach wurden Alt-Hürth, Alstätten-Burbach und jüngst Gleuel und Berrenrath ans Netz geholt. In Efferen soll ein Blockheizkraftwerk entstehen - auch eine Form von Fernwärme.

Maximal 125 Megawatt thermische Leistung kann das Go-Werk abgeben - etwa zwei Prozent seiner Gesamtleistung. Dies reicht, um die Hälfte der 50.000 Einwohner Hürths inklusive öffentlicher Gebäude zu versorgen. Neben Braunkohle wird auch Gas von der Mülldeponie im Kraftwerk verbrannt, um Wärme zu erzeugen. Doch in Niederaußem und den benachbarten Kraftwerken Neurath und Frimmersdorf liegt die Fernwärmeabgabe derzeit noch weit unter einem Prozent der Gesamtleistung. Da wünschen nicht nur Umweltschützer, sondern auch RWE-Verantwortliche sich ein Machtwort der Politik. BoA-Planer Pflugbeil schwebt ein Gesetz vor, das für die Umgebung von Kraftwerken den Anschluß an die Fernwärme vorschreibt. Wo der politische Wille den Boden geebnet hat, ist Fernwärme auf lange Sicht auch preislich konkurrenzfähig - und bequem. Der Kunde benötigt nur eine Pumpe im Keller. Das heiße Wasser fließt durch die Heizkörper, das kühle zurück zum Kraftwerk.

Wenn einmal ein Netz existiert, sind sogar lange Fernwärmeleitungen rentabel für die Kunden, das weiß RWE aus eigener Erfahrung. Denn vom Kraftwerk in Weisweiler hat das Unternehmen eine kilometerlange Leitung nach Aachen verlegt, weil dort ein Fernwärmenetz existiert.

Zur Zeit beschränkt sich die Wärmeauskopplung rings um die Kraftwerke im Nordkreis allerdings nur auf kleinere ökologische Prestigeobjekte. So liefern etwa die alten Niederaußemer Blöcke Warmwasser für eine Fischzucht (Limnotherm), in der Störe leben. Außerdem werden einige Gewächshäuser auf Temperatur gehalten. Prozeßwärme geht auch an Pro Mineral und die Brikettfabrik.

Ein Bauer bei Oberaußem versorgt sein Erdbeer- und Spargelfeld mit Wärme. Angeschlossen sind zudem das Schwimmbad Niederaußem und die Außemer Schulen. Doch insgesamt können bislang nur maximal neun Megawatt ausgekoppelt werden, im Jahr knapp 7500 Megawattstunden. Das ist weit entfernt von Hürther Ausnutzungsgraden.

Ausweitung lohnt nicht

Es fehlen industrielle Großabnehmer wie in Hürth, aber auch an eine landwirtschaftliche Nutzung der Kraftwerksenergie sei zur Zeit nicht zu denken, sagt Niederaußems Kraftwerksdirektor Günther Schöddert. Und das, obwohl das Werk inmitten fruchtbarer Felder liegt. Da holländische Treibhäuser jedoch mit billigem Importgas beheizt werden, lohne sich eine Ausweitung der Fernwärme nicht.

In Neurath ist unter anderem das Wellenbad an Fernwärmeleitungen angeschlossen. Doch wo kein großes Baugebiet erschlossen wird, setzt sich Fernwärme, wenn überhaupt, nur schleppend durch. Hauseigentümer warten oft mit der Umrüstung, bis die alte Heizung verschlissen ist.

Ein kleiner Meilenstein für die Fernwärme soll das neue Wohngebiet "Im Euel" zwischen Ober- und Niederaußem werden. Es soll komplett vom Kraftwerk aus beheizt werden. Doch solange Öl- und Gaspreise so niedrig sind wie heute, ist ein ökologischer Umbau mit marktwirtschaftlichen Mitteln allein nicht zu machen.

Quelle: KSTA 05/08/98

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RWE gibt Startschuß für neues Braunkohlekraftwerk

Im August beginnen die Bauarbeiten in Niederaußem

Essen (AP). Trotz der anhaltenden Unsicherheiten über die Zukunft des Braunkohletagebaus Garzweiler II hat die RWE Energie AG den Startschuß für die Errichtung eines mehr als 2,7 Milliarden Mark teuren neuen Braunkohlekraftwerks in Niederaußem am Niederrhein gegeben. Die Bauarbeiten für das "Braunkohlekraftwerk mit optimierter Anlagentechnik" sollen 3. August 1998 beginnen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

"Dies ist eine richtungsweisende Entscheidung zugunsten der Braunkohleverstromung im rheinischen Revier - eine Investition in die Zukunft", betont Vorstandsmitglied Werner Hlubek. Die Anlage soll erstmals im August 2002 Strom liefern und künftig den Strombedarf von rund einer Million Menschen decken.

Der sogenannte BoA-Block mit einer Nettoleistung von 965 Megawatt Nettoleistung soll die Braunkohle des rheinischen Reviers mit einem Wirkungsgrad von mehr als 43 Prozent verstromen. Damit wird die Braunkohle besser ausgenutzt als mit den älteren 150-Megawatt-Anlagen, die seit Ende der 50er Jahre von RWE Energie betrieben werden.

Nach Inbetriebnahme des BoA-Blocks sollen sechs der 150-Megawatt-Blöcke stillgelegt und laut RWE so die CO2-Emissionen um mehr als 30 Prozent reduziert werden. Während der vierjährigen Bauzeit werden schätzungsweise 5000 Menschen durch das Projekt eine Beschäftigung finden.

Quelle: Rheinische Post   8.7.1998 Seitenanfang


Nun hängt ersteinmal viel von Landrat Bell ab
Bürgerrunde »Pro Kerpen« gegen die neue Linie der Autobahn

KERPEN.(mz/ts) Die schier unendlichen Diskussionen um die Linienbestimmung der Autobahn 4 zwischen Düren und Kerpen schienen schon fast beendet. In seiner letzten Sitzung hatte der Rat der Stadt Kerpen mit der Merheit der Stimmen der SPD-Fraktion im Rat einen neuen Beschluß zum Verlauf der Autobahn gefaßt, doch der droht nun erneut zu kippen. Der Grund dafür ist die Beanstandung dieser Beschlußfassung durch die Kerpener Bürgerrunde »Pro Kerpen«, die den Beschluß nun von Landrat Wolfgang Bell überprüfen lassen will. Der eigentliche Anlaß zur Prüfung des Sachverhalts durch den Landrat ist dabei für Norbert Zingraf, Sprecher der Bürgerrunde, die Aussage von Stadtdirektor Ferdi Wind anläßlich der Ratssitzung, daß dieser nicht bereit wäre, das gefaßte Linienbestimmungsverfahren noch einmal zu prüfen, geschweige denn aufzuheben. »Schon auf einer Bürgerinformation zu Beginn des Jahres hat das Rheinische Straßenbauamt die nach der Umweltverträglichkeitsstudie definierten sieben Varianten für eine mögliche tagebaubedingte Verlegung der Autobahn vorgestellt. Doch bereits damals brachten einige SPD-Stadtverordneten und Bürgermeister Peter Müller als zusätzlichen Vorschlag der SPD einen Vorschlag zur Modifizierung der Autobahn, daß heißt eine Abschwenkung der Strecke vor dem Ortsrand Buir in die Diskussion, der nun ja auch beschlossen wurde«, klärt Zingraf auf. Doch gebe es eben für diese Strecke laut »Pro Kerpen«, die für die beibehaltung des jetzigen Steeckenverlaufs votieren, für diese Variante gar keinen unverträglichkeits Prüfung. Somit sei laut Zingraf der Ratsbeschluß auch zu verwerfen. Enttäuscht über die Abstimmung zeigt sich aber auch der fraktionslose Stadtverordnete Josef Rambossek aus Manheim über die Haltung der CDU und SPD. Bereits am 23. Juni hatte Rambossek in der Ratssitzung darauf hingewiesen, daß die Autobahn in den nächsten Jahren sechsstreifig ausgebaut werde und bis zum Jahre 2004 wahrscheinlich fertig sei. Nach derzeitiger Beschlußlage müßte demnach die Autobahn verlegt werden. Der Beschluß der SPD-Fraktion, die Linie durch den Marktplatz von Manheim verlaufen zu lassen, ist für Rambossek unverständlich. »Die Manheimer und die Buirer Bürger wollen keine vorzeitige Verlegung der Autobahn, doch genau dies ist der Fall, da bei der Beschlußfassung zur Linienführung nur die bergbaubedingte und nicht die verkehrsmäßige Notwendigkeit berücksichtigt wurde. Aber gerade die verkehrsmäßige Notwendigkeit erfordert einen sechsstreifigen Ausbau der Autobahn«, so Rambossek.

Stadtblatt: 04/07/’98

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Umsiedler feiern in der neuen Heimat mit viel Wehmut

St.-Hubertus-Bruderschaft wurde vor 125 Jahren gegründet - Bezirksschützenfest in Neu-Etzweiler - Radikaler Einschnitt in die Vereinsgeschichte

kan Elsdorf-Etzweiler. Die St.-Hubertus-Bruderschaft feiert ihr 125jähriges Bestehen mit einem großen Fest in Neu-Etzweiler. Gleichzeitig findet dort das 44. Bezirksschützenfest des Bezirksverbandes Bergheim-Nord statt. Für andere Vereine wäre ein solches Fest die reine Freude, doch bei den Etzweilern ist viel Wehmut dabei, feiern sie doch das erste Schützenfest am Umsiedlungsstandort, wo sie "zu neuen Ufern" aufbrechen wollen.

"Für die Schützen bringt die Umsiedlung einen radikalen Einschnitt in die Vereinsgeschichte", sagt Brudermeister Willi Kratz. "Hätte die Umsiedlung zwei Jahre später begonnen, hätte man die große Feier als krönenden Abschluß einer Schützenära im alten Ort gestalten können." Dort seien aber 80 Prozent der Umsiedler bereits ausgezogen - keine gute Perspektive, ein solches Fest in Alt-Etzweiler mit großer Freude durchzuführen.

Begonnen hat die Geschichte der Hubertus-Schützen zur Zeit des Kulturkampfes, als die preußische Regierung die Arbeit der katholischen Kirche immer mehr einengte. 1873 gründeten neun Männer die Bruderschaft. Etzweiler besaß damals nur eine kleine Kapelle, die dem heiligen Hubertus geweiht war. Nach ihm benannten die Schützen ihre Bruderschaft. Zwei Jahre später kauften sie ihre heute noch existierende Fahne. Sie zeigt den heiligen Hubertus als Jäger, der mit einer Armbrust bewaffnet ist.

Bis 1914 feierten die Etzweiler ununterbrochen ihre Schützenfeste. Zum Schießen mußten sie sich eine Büchse ausleihen, die Kugeln gossen sie selbst. 1880 konnten sie sich sechs Degen kaufen. Ihr 50jähriges Bestehen feierte die Bruderschaft mitten in der Inflation mit einem großen Fest, das 11,1 Millionen Reichsmark kostete, aber Einnahmen von 15 Millionen Reichsmark erbrachte. Von dem Überschuß kaufte die Bruderschaft noch am gleichen Abend 200 Pfund Weizen. Was übrigblieb, "verzehrte" die Inflation innerhalb einer Woche.

Das erste Schützenfest nach dem zweiten Weltkrieg fand 1948 statt, Hubert Spletter hieß der erste Nachkriegskönig. Damals durfte nur mit der Armbrust geschossen werden, die Bolzen mußten die Schützen schon mal in Nachbarsgarten suchen. 1960 errichteten die Schützen ihren neuen Schießstand auf dem Dorfplatz.

Mitte der sechziger Jahre trat der Vorstand der Bruderschaft zurück. Hintergrund waren Streitigkeiten mit dem Gastwirt in der Waldstraße. Während die Schützen im Festzelt feierten, hielt er bei freiem Eintritt seinen Saal offen, für zwei Veranstaltungen war Etzweiler aber zu klein. Der neue Vorstand mit Brudermeister Willi Kratz an der Spitze war der jüngste im Bundesbezirk Bergheim-Nord, ihm gelang eine Einigung mit dem Gastwirt.

Ihr 100jähriges Bestehen feierten die Schützen 1973 als Bundesbezirksfest, dessen Festzug mit einer Überschwemmung endete. Kaum war am Sonntag nachmittag die Parade an der Tribüne mit den Majestäten vorbeimarschiert, entlud sich ein Gewitter, und es goß aus allen Kübeln. Innerhalb einer halben Stunde fielen 60 Liter pro Quadratmeter: Etzweiler stand unter Wasser, nur das Festzelt blieb verschont.

1977 wurde der Tagebau Hambach genehmigt, die Umsiedlung von Etzweiler war beschlossene Sache. Ein Jahr später begann die Bruderschaft mit dem Bau ihres Schützenhauses in der Waldstraße, das 1980 fertig wurde. Der Schießstand kam 1984 hinzu. Im Lauf der kommenden Jahre verlor die Bruderschaft wegen der bevorstehenden Umsiedlung immer mehr junge Mitglieder, "Einschränken, Kosten sparen und überleben" hieß jetzt die Devise.

Barbara Rennings errang 1990 als erste Frau die Königswürde der Bruderschaft. Die Umsiedlung griff immer mehr ins Dorfgeschehen ein, die Beteiligung an den Festen nahm immer mehr ab. Ab 1994 stellte Rheinbraun dem Verein kostenlos ein Festzelt zur Verfügung. Ihr letztes Schützenfest in Alt-Etzweiler feierten die Schützen 1997 - ohne König, denn dieser hatte sein Amt aus familiären Gründen niedergelegt, ein Ersatz war nicht zu finden.

Ihr 125jähriges Bestehen feiern die Schützen vom 10. bis 13. Juli. Das Fest beginnt am Freitag, 10. Juli, mit einem Faßanstich des Schirmherrn Alois Herbst und der Krönung der Schützenkönigin Annelie Wallfaß, anschließend ist Schützenball. Samstag ist abends der große Zapfenstreich und danach ab 20 Uhr der Festball. Am Sonntag empfängt um 14 Uhr Bürgermeister Harald Schröder die Majestäten des Nordbundes Bergheim im Angelsdorfer Schulzentrum. Der Festzug geht ab 15 Uhr durch Neu-Etzweiler, abends ist ab 20 Uhr der Königsball mit Feuerwerk am Festzelt.

Quelle: KöRu 05/07/’98

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"Immer gute Arbeit geleistet"

Streit um ein Gerätehaus im Umsiedlungsort - Etzweiler Feuerwehrleute kritisieren Absetzung ihres Löschzugführers

kan Elsdorf-Etzweiler. "Wir alle stehen hinter Otto Hoffmann." Dirk Lützenkirchen vom Löschzug Etzweiler spricht bei einem Pressegespräch für seine Kameraden, die sich im Feuerwehrgerätehaus versammelt haben. "Es ist der Eindruck entstanden, daß Otto mit seinem Einsatz für ein Feuerwehrgerätehaus in Neu-Etzweiler alleine steht, es wird aber nicht gesehen, daß der ganze Löschzug Etzweiler dahinter steht", sagt der Unterbrandmeister.

"Wir sind von der Gemeinde nie befragt worden", klagt Christof Fuchs. Die Feuerwehrleute üben heftige Kritik an der Gemeinde, die Otto Hoffmann wegen seiner Äußerungen in einem Radiointerview als Löschzugführer von Etzweiler abgesetzt hat, weil sie, so die Gemeinde, dem Ansehen der Gemeinde und der Feuerwehr geschadet hätten.

Seine Amtsenthebung, so Hoffmann, sei am 19. Mai gewesen, doch erst fast einen Monat später sei die Pressemitteilung gekommen. "Die Löschgruppe hat keine Nachricht bekommen", sagt Hoffmann. "Der Gemeindebrandmeister hätte eine Informationspflicht gehabt."

Dirk Lützenkirchen bezeichnet die Absetzung Hoffmanns als "unverschämt". Wegen der Einsätze der Etzweiler Wehr habe es nie Klagen gegeben, sagt Christof Fuchs. Ursache der Absetzung seien nur die Äußerungen im Radio. Otto Hoffmann, so Lützenkirchen, habe "immer gute Arbeit geleistet" und zum Beispiel die Jugendfeuerwehr aufgebaut. Hoffmann selbst sagt, seit er 1985 Löschzugführer geworden sei, sei er nie vor den Gemeindedirektor zitiert worden.

Bei dem Pressegespräch stellt sich der ganze Löschzug hinter die Äußerungen, die Otto Hoffmann, sein Bruder Willi und Franz Pütz im Radio gemacht hatten. Die Feuerwehrleute wollen so lange, bis die Umsiedlung abgeschlossen ist, in ihrem Feuerwehrgerätehaus in Etzweiler bleiben und zuverlässig ihre Einsätze machen. Falls aber Otto Hoffmann nicht Löschzugführer bleibt und sie doch in den Anbau des Feuerwehrgerätehauses in Elsdorf ziehen müssen, will sich der Löschzug auflösen.

Otto Hoffmann hat bei der Gemeinde Widerspruch gegen seine Absetzung eingelegt. Da er und seine Kameraden keine Chance auf Erfolg sehen, wollen sie vor das Verwaltungsgericht ziehen. Die Kameraden vermuten eine Intrige gegen den Löschzug. "Ich habe den Eindruck, daß unsere Fahrzeuge schon anderen Zügen versprochen sind", sagt Dirk Lützenkirchen.

Quelle: Kölnische Rundschau 05/07/‘98

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Rat lehnt Verlegung der A 4 einstimmig ab
Ausbau auf sechs Spuren besser - Erbwald schonen
Merzenich. Frühzeitig Position bezogen: Einstimmig hat der Rat der Gemeinde eine Verlegung der Autobahn Achen-Köln (A 4) ,in Rahmen des Braunkohletagebaues abgelehnt. Die Gemeinde äußerte
sich im sogenannten Linienbestimmungsverfahren. Dieses geht dem Planfeststellungsverfahren voraus. ,,Es ist wichtig, schon frühzeitig Flagge zu zeigen«, betonte Bürgermeister Hermann-Josef Werres.
Mit dem einstimmigen Beschluß gegen die Verlegung der Autobahn bleibt die Gemeinde ihrer seit Jahren vertretenen Linie treu. "Es ist ausführlich diskutiert worden. Jetzt schreiben wir fest, daß einer Verlegung der Autobahn in den Korridor zwischen Braunkohle und Bahnlinie nicht zugestimmt wird", sagte Werres. Die Merzenicher belassen es allerdings nicht nur beim kategorischen Nein zur A4-Verlegung, sie nachen auch einen Alternativvorschlag: Die bisherige Trasse beibehalten und sechsspurig ausbauen.
Die Haltung Merzenichs hat auch einen anderen Hintergrund, den der Morschenicher Ortsvorsteher
Petet Harzheim (CDU) in der Sitzung des Rates verdeutlichte: ,,Wir wollen den Ethwald und die
Ortschaft Morschenich schonen« Die Morschenicher jedenfalls haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, den Braunkohlebaggern entgehen zu können. Ob im nächsten Jahrtausend die unter Morschenich liegende Braunkohl noch benötigt wird, bezweifelte auch der SPD-Sprecher imvGemeinderat, Helmut Esser: "Wir müssen im Rahmen der Energiepolitik genau abwägen, ob die Braunkohlevin der Menge noch benötigt wird. Die Umwelt muß Vorrang haben"
Auch Rainer Lensing, einziger Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen im Merzenicher Rat, blieb auf der Linie. Er signalisierte ungeteilte Zustimmung: ,,Ich kann aufatmen, weil ein deutliches Nein artikuliert wird.

Quelle: Dürener Zeitung, 23/06/'98

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Ein frommer Wunsch der SPD?

Autobahnamt sieht Verschwenkung bei Buir mit Skepsis - Rheinbraun winkt ab

Kerpen - Skeptisch steht das Rheinische Autobahnamt der Forderung des Stadtrates gegenüber, die Autobahn 4 bei Buir nach einer Verlegung zu verschwenken und am Ortsrand nicht parallel zur Eisenbahntrasse zu führen. Die von der SPD durchgesetzte Forderung wäre nur umsetzbar, wenn dafür die bislang geplanten Abbaugrenzen des Tagebaus Hambach zurückgenommen würden - um etwa 200 Meter, wie es hieß.

"Jedem ist es freigestellt, neue Ideen zu entwickeln", kommentiert dies Artur Ziegler, Leiter der Projektgruppe A-4 beim Rheinischen Autobahnamt. Allerdings seien "für alle" die im Braunkohleplan festgelegte Tagebaugrenze als "landesplanerische Vorlage" bindend. Ob es dennoch Möglichkeiten gebe, dies zu ändern, müsse mit anderen Behörden - etwa dem Bergamt - "abgeklopft" werden.

Daß dabei nicht mit Entgegenkommen der Rheinbraun AG zu rechnen ist, stellte Sprecher Guido Steffen klar: "Für uns ist die Abbaugrenze ein Axiom. Sie muß Planungsgrundlage bleiben, von der wir nicht abrücken können." Man verstehe zwar die Sorgen der Buirer über den näherrückenden Tagebau und die Verlegung der Autobahn. Es bringe aber nichts, jetzt um "jeden Meter zu feilschen".

Kritisiert wird der Ratsbeschluß auch von Bürgerinitiativen: Die "Aktionsgemeinschaft gegen die Verlegung der A 4" sieht ihn als "leere Beschwichtigung für das Wählervolk". Die Initiative "Pro Kerpen" hat jetzt sogar Landrat Wolfgang Bell als Kommunalaufsicht eingeschaltet, der die Rechtmäßigkeit des Votums überprüfen soll. Für das "Abschwenken" bei Buir fehle jegliche Rechtgsrundlage.

Kritik an SPD und CDU im Rat übt auch der fraktionslose Stadtverordnete Josef Rambossek aus Manheim: Nach seinen Informationen solle die Autobahn ohnehin bis zum Jahr 2004 - also noch 13 Jahre vor der geplanten Abbagerung infolge des Tagebaus Hambach - aus verkehrsbedingten Gründen verlegt und ausgebaut werden. Besser als diese sogenannten "vorzeitige Verlegung" sei deshalb der sechsspurige Ausbau der bisherigen Trasse.

Die Darstellung Rambosseks hingegen wird vom Rheinischen Autobahnamt zurückgewiesen. Es gebe kein konkrete Zeitplanung, wann die Verlegung abgeschlossen ist, betonte Ziegler, der dabei auf den frühen Stand des Verfahrens hinwies: "Das Jahr 2004 kann ich mir kaum vorstellen."

Kölner Stadt Anzeiger, 27/06/’98, Wilfried Meisen

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Heftige Debatte über künftige Trasse der A 4

Mehrheit will die "Asbach-Variante"

Kerpen. "Der Schnörkel bei Buir ist Quatsch", ereiferte sich CDU-Fraktionsvorsitzender Hermann Josef Klingele am Dienstag in der Ratssitzung und warf der SPD Augenwischerei vor: "Darauf werden sich die zuständigen Stellen niemals einlassen."

Dennoch erteilten die SPD-Stadtvertreter und die fraktionslose Jutta Schnütgen-Weber der Kerpener Verwaltung den Auftrag, mit dem Rheinischen Autobahnamt Köln über eine Autobahn-4-Linie zu verhandeln, die der Manheimer Alfons Berneis im Planungsausschuß des Stadtrates als "Asbach-Variante" bezeichnet hatte: "Man muß schon einen getrunken haben, um darauf zu kommen."

Stadtdirektor Ferdi Wind wird also eine Trassenführung in die Diskussion einzubringen, auf die das Autobahnamt bei seinen Voruntersuchungen nicht gestoßen ist, obwohl es - alle möglichen Verschwenkungen eingerechnet - immerhin schon sieben Varianten geprüft hat. Die Sozialdemokraten möchten, daß die Autobahn nördlich des Ortes Buir einen Abstand von 500 Metern zur Ortslage einhält. Dann müßte allerdings die Grenze des Tagebaus Hambach um 200 Meter zurückgenommen werden.

"Immer erzählen Sie den Bürgern, der genehmigte Tagebau sei in seinem Umfang unantastbar", platzte der Buirer CDU-Vertreterin Hedi Reintgen-Cremer der Kragen. "Wenn die Stadt jetzt Änderungen fordern kann, dann können die Bürger genausogut verlangen, daß die A4 bleibt, wo sie ist." Beifall von den Rängen für diese sogenannte Nullvariante, die den Tagebau vor Manheim stoppen würde .

Bürgermeister ermahnte CDU-Stadtvertreter

"Unrealistisch", konterte der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Manfred Steinberg, und lobte statt dessen seinen Fraktionskollegen Max Hempel, der als Buirer die Haltung der SPD darstellte und mit einem langen Vortrag über energiepolitische Notwendigkeiten versuchte, den Blick für das seiner Meinung nach Machbare zu schärfen. CDU-Stadtvertreter Wolfgang Zimball fand diesen Exkurs "bescheuert" und fing sich dafür eine Ermahnung des Bürgermeisters ein.

Auch Stadtdirektor Ferdi Wind fand wenig Gnade beim Sitzungsleiter. Als Wind die Befürworter der Nullvariante in der Gefahr sah, "vom Braunkohlenbagger auf die Deponie befördert zu werden", übersetzte Peter Müller: "Sie meinen sicher, die Leute könnten von der Realität überholt werden. Nehmen Sie das mit der Deponie bitte zurück." - Zuschauer Alfons Berneis, der wegen dieser Äußerung des Stadtdirektors total verärgert den Ratssaal verließ, bekam Ferdi Winds Entschuldigung nicht mehr mit. Berneis wenig freundliche Abschiedsworte drangen glücklicherweise nicht ans Ohr des Bürgermeisters.

Stadt hat nur eine schwache Position

Als Alternative zur "Asbach-Variante" schlug Klaus Ripp für die Christdemokraten im Rat die Verkehrsbündelung bei Buir "halbseitig eingehaust und in Super-Tieflage" vor. Diese Lösung favorisiert im wesentlichen auch das Autobahnamt: Auto- und Kohlenbahn würden parallel zur Bahnstrecke Köln-Aachen unmittelbar am nördlichen Ortsrand an Buir vorbeigeführt. Da die Bahn sowieso eine Lärmschutzwand bauen wird und die Autobahn aufgrund der Gegebenheiten zwölf Meter unter Geländeniveau gebaut werden muß, ergäbe sich, so Klaus Ripp, eine Situation, die sich zum Schutz der Buirer Bürger optimal gestalten lasse.

Eine Einigung konnten die Parteien nicht erzielen. Lediglich den ersten Satz der Stellungnahme unterschrieben - bei Enthaltung der Grüne - die meisten: Die Stadt Kerpen stimme nur einer tagebaubedingten und keiner vorzeitigen Verlegung der Autobahn4 zu, heißt es darin. - Bergbaubedingt müßte die Autobahn bis 2017 verlegt sein. - Lediglich Josef Rambossek, wegen seiner ablehnenden Haltung zur Umsiedlung Manheims aus der CDU-Fraktion ausgetreten, nannte die Präambel unredlich: "In den Verkehrsministerien ist es doch ein offenes Geheimnis, daß die Autobahn4 schon 2005 verlegt werden soll."

Sicher ist nur, daß das Linienbestimmungsverfahren bis Ende des Jahres abgeschlossen sein und dann das Planfeststellungsverfahren beginnen soll. Verbrieft ist auch, daß die Stadt Kerpen im Rahmen dieses Prozesses eine schwache Position hat. "Wo&127;s langgeht sagen Bund und Land", räumte auch Steinberg ein.

Kölnische Rundschau 25/06/1998, Manfred Funken

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»Die Autobahn A4 soll da bleiben, wo sie jetzt ist«
Wird der Hambacher Forst jetzt schon durch Baumfällaktionen von Rheinbraun entwertet ?

ERFTKREIS. Der Braunkohlentagebau Hambach schreitet voran. Im Jahre 2017 soll nach dem Willen der Firma Rheinbraun die Autobahn A4 unterbrochen werden und diese südlich von Kerpen-Manheim und Morschenich verlegt werden. Drei Jahre zuvor, 2014, will man mit dem Bau der neuen Autobahntrasse beginnen. Der große Hambacher Forstbestand fällt dann den Braunkohlenbaggern zum Opfer und wird vollständig entfernt. Doch die »Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn 4« hält dagegen. Sie fürchtet den Verlust des Waldes und will die Bagger vor der heutigen Autobahn A4 mit entsprechenden Klagen stoppen.Es geht aber um weit mehr. Sollte es der Firma Rheinbraun gelingen, den Tagebau Hambach südlich der heutigen Autobahnlinie A4 fortzusetzen, müßten die Kerpener Ortschaften Manheim und Morschenich umgesiedelt werden. Die Umsiedlungen würden bereits im Jahre 2007 beginnen.Hinzu kommt, daß für Rheinbraun damit auch die Möglichkeit geschaffen wird, den Anschlußtagebau Hambach II über die Ortschaften Heppendorf, Berrendorf, Elsdorf und Bergheim-Thorr in der Mitte des nächsten Jahrhunderts durchzuführen.Peter Inden, Sprecher der Bürgerinitiative kämpft seit Jahren mit seiner Aktionsgemeinschaft gegen die Verlegung der Autobahn A4: »Im Jahre 1978 wurde mit dem Aufschluß des Braunkohlentagebaus Hambach begonnen. Seitdem entsteht in unserer Region das `größte Loch der Welt´. Auf einer Fläche von 85 Quadratkilometern dringen die Bagger in Tiefen von über 450 Metern vor, um Braunkohle zu fördern. Die Auswirkungen sind gewaltig, und dies, ohne die gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen«.Die Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn A4 und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) haben deshalb im Jahre 1996 eine Klage gegen die Zulassung des Rahmenbetriebsplanes zur Fortführung des Tagebaus bis zum Jahre 2020 erhoben. Auch der Europäische Petitionsausschuß wurde eingeschaltet. Peter Inden: »Wenn ich in den Hambacher Wald gehe, kriege ich schon fast Depressionen. Da werden 350jährige Eichen gefällt, obwohl sie noch nicht fällig sind. Der Hintergrund: Wir klagen auf die Nichteinhaltung der Umweltverträglichkeitsstudie im Tagebau - Das heißt: wenn wir mal recht kriegen in einem halben oder einem Jahr, dann wird eine Bewertung des Waldes gemacht und in der Zeit hat Rheinbraun alle wertvollen Bäume schon rausgeholzt. Dann fällt die Bestandsaufnahme für den Wald schlechter aus. Das ist absolut von Rheinbraun so gewollt, das ist Taktik«.Rheinbraun Pressesprecher Guido Steffen zu diesem Vorwurf: »Diese Einlaßungen sind abstrus. Der Tagebau ist energiepolitisch notwendig, weil es noch keine Alternative für die Stromerzeugung gibt«.Der Grüne Michael Broich, Mitglied der Rates der Gemeinde Elsdorf: »Durch die Abholzung des Hambacher Forstes, verlieren die Elsdofer Bürger das letzte Naherholungsgebiet. Deshalb ist unsere Mindestforderung, daß die Autobahn A 4 da bleibt, wo sie jetzt ist. Wir kämpfen aber auch um jeden Baum vor dem Erreichen der besagten Autobahn«.

Quelle: Stadtblatt Kerpen, Bovermann, 23/06/98

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Jupiter einen Kopf kürzer gemacht

Torso der Gottheit gilt als Sensationsfund - Einst vergriffen Christen sich am Standbild

Erftkreis - Die Römer verehrten Jupiter, bekannt auch unter dem griechischen Namen Zeus, als ihre oberste Gottheit. Als steinernen, kopflosen Torso konnten Besucher am Wochenende beim "Tag der Archäologie" in Titz-Höllen einen Jupiter bewundern, 85 Zentimeter hoch. Die Figur gilt als Sensation. Doch sie war nicht die einzige Attraktion, die das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Höllen, zu bieten hatte. Höllen ist zuständig "für die genehmigten Tagebaue des Rheinischen Braunkohlenreviers".

Der kopflose Jupiter gehört zu jenen Funden, die Archäologen ins Schwärmen geraten lassen. Dieser Jupiter thronte auf einer etwa drei Meter hohen Säule und beschützte ein römisches Landgut. Entdeckt wurde das "qualitätsvolle Stück" in zwanzig Metern Tiefe am Rande des Tagebaus Inden auf dem Kirchberg bei Jülich.

Die Luftbildarchäologie hatte bereits erkennen lassen, daß in diesem Bereich etwas zu erwarten war. Das bestätigte sich mit Fundamentresten, Keramik- und Glasscherben und eben dem Jupiter, der als bekrönende Figur die Säule zierte. Vielleicht erhoffte sich der römische Bauer günstiges Wetter von der Gottheit; denn auch dafür war sie zuständig. Daß er kopflos wurde, haben Christen zu verantworten, die mit römischenRiten nichts anzufangen wußten. Die Figur sei bewußt geköpft worden, sagen die Archäologen. Den Kopf fand man nicht.

Dieser für das ganze Rheinland außergewöhnliche Fund, die größte Jupiterfigur, die je außerhalb von Köln gesichert werden konnte, unterscheidet sich von anderen durch zwei Besonderheiten: Jupiter trägt Sandalen, und der Bildhauer hat ihm auch - ungewöhnlich genug - ein Geschlecht mitgegeben.

Neues auch von der alten Bundesstraße 55 (Köln - Aachen). Sie ist nur einen Steinwurf von Burg Reuschenberg entfernt und durch den Tagebau auf einer Strecke von acht Kilometern unterbrochen - die älteste europäische Fernstraße, die von Köln über Königsdorf, Thorr, Elsdorf, Jülich, Heerlen, Tongern bis zur französischen Atlantikküste führte.

Sie folgte einer römischen Trasse. Zwei jüngst ausgegrabene, noch gut erhaltene Meilensteine mit römischen Inschriften belegen, daß sie etwa zur Zeit von Christi Geburt gebaut worden ist.

Eine Fülle von Informationen, die auch der wiedergewählte Geschäftsführer der Stiftung Archäologie im Rheinischen Braunkohlenrevier, Landesdirektor Ferdinand Esser, Professor Dr. Heinz Günter Horn vom zuständigen NRW-Ministerium, der Leiter des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege, Dr. Harald Koschik, mit Respekt vor der Leistung der 40 Mitarbeiter dieser Außenstelle zur Kenntnis nahmen. Die Stiftung fördert die Untersuchungen jährlich mit 1,3 Millionen Mark.

In dem Leiter der Außenstelle, Dr. Udo Geilenbrügge hatten die zahlreichen Besucher einen auskunftsfreudigen Ansprechpartner. Einen weiteren "Tag der offenen Tür" bieten die rheinischen Ausgräber am 21. Juni in Nideggen-Wollersheim. Diese Außenstelle ist auch für den Erftkreis zuständig.

Kölner Stadt Anzeiger 08/06/’98, Helmut Weingarten

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Massive Staubbelästigungen

ESCH/TOLLHAUSEN.(bov) »Eine regelrechte Staubwand wanderte von der Abraumbandanlage in die Ortschaften Esch und Tollhausen. Diese von uns vor Ort beobachtete Staubbelästigung, stellt eine massive Belästigung der jeweiligen Bürgerinnen und Bürger dar«, erklärten jüngst die Fraktionsmitglieder der Bündnisgrünen des Rates der Gemeinde Elsdorf, Michael Broich und Hartmut Bergheim. In Gesprächen mit der Bevölkerung sei ihnen mitgeteilt worden, daß dies kein Einzelfall sei, da dies an trockenen Tagen Dimensionen annehmen würde, die so nicht mehr zu akzeptieren seien. Die Grünen schlagen folgendes als Lösungsmöglichkeit vor: Die Installation von sogenannten Wassersprenglern, an den Stellen der Abraumbandanlage, welche dicht an den Ortsbereichen Esch und Tollhausen liegen. Dadurch wird der Staub an das Wasser gebunden und könne somit nicht mehr als »Staubwand« in die Ortschaften wandern. Die Grünen kündigten an, die Situation an der Abraumbandanlage weiterhin kritisch zu beobachten.

Stadtblatt Elsdorf Sa.30.05.

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Michaele Hustedt will für Grüne in den Bundestag

Vorsprung durch Technik?

ts Brühl. Sie will Umweltschutz nicht "als Sahnehäubchen der Politik" verstanden wissen. Sondern als wirtschaftliche Notwendigkeit mit enormen Wachstumspotential. Michaele Hustedt, 39jährige Bundestagskandidatin der Bündnisgrünen, die erstmals im Wahlkreis 58 (Erftkreis II und Euskirchen) kandidiert, setzt ganz auf technische Neuerungen und die ökologische Steuerreform.

Der Innovationsdruck, der durch die Verteuerung von Energie entstehe, müsse positiv genutzt werden, sagt die in Bonn lebende Abgeordnete, und meint damit auch Arbeitsplätze: "Wir wollen den Weg freimachen für diejenigen, die wirklich innovativ sind". Beispiel Solarenergie, die im Grunde jeder produzieren könne, der sich zwei Paneele aufs Hausdach schraubt. "Die großen Stromkonzerne tun aber alles, das zu verhindern, indem sie den Öko-Strom nicht in ihre Netze lassen", sagt Hustedt. "Dabei steckt da ein unglaubliches Potential hinter", ist sich die Kandidatin der Grünen sicher.

Seit einer Legislaturperiode im Bundestag, Sprecherin für umwelt- und energiepolitische Belange, Mitglied in den Ausschüssen Umwelt, Energie und Finanzen, hat sich Hustedt vor allem auf das Thema Atomenergie eingeschossen. Und die dazugehörigen Stromriesen. Über die angedrohte Verleumdungsklage von RWE kann sie nur lachen. "Organisierte Kriminalität" hatte die Mutter einer Tochter dem Konzern vorgeworfen, nachdem klar geworden war, daß die Castoren nicht erst seit kurzem strahlen. Für Hustedt führt nur ein Weg aus dem Dilemma: Der Ausstieg aus der Kernenergie. "Das hat für die Fraktion der Bündnisgrünen oberste Priorität", stellt sie klar. Sofortiges Verbot der Wiederaufbereitung, Lagerung von abgebrannten Brennelementen direkt in den Kernkraftwerken, um Transporte quer über den Kontinent zu vermeiden sind für Hustedt Sofortmaßnahmen. "Wir machen die Bundestagswahl zur Abstimmung über den Ausstieg aus der Atomwirtschaft." Und sollten sich die Grünen zum Herbst in einer Regierungskoalition wiederfinden, werde mindestens ein Atomkraftwerk "noch in der ersten Legislaturperiode abgeschaltet".

Daß die Stromkonzerne darauf mit der Keule namens Arbeitsplatz antworten werden, davor ist der studierten Chemikerin und Biologin nicht bange. Kühl verweist sie auf den Börsengang englischer AKW's, bei dem nicht einmal die Hälfte des erwarteten Preises erzielt worden sei. "Wenn die Monopole beseitigt sind, wird man sehen, wie unwirtschaftlich Atomstrom tatsächlich ist", argumentiert Hustedt. Und alternative Energien (Solarstrom, Gaskraftwerke etc.) hätten endlich freien Zugang zum Markt. Was wiederum für Arbeit sorgen würde.

Daß die Kandidatin es schwer haben wird, in einer von der Braunkohle nachhaltig geprägten Region Wahlkampf gegen die RWE zu machen, ist ihr bewußt. "Wir wollen nicht den Ausstieg aus der Braunkohle", schiebt sie schnell hinterher. Der Tagebau in der Region werde sicher noch einige Generationen weitergehen. "Doch die Frage ist, ob wir das, was danach kommt, jetzt schon besetzen oder weiterschlafen", formuliert sie ihren Anspruch.

Denn neue Techniken bedeuteten auch immer neue Arbeitsplätze. Solaranlagen würden schließlich von Handwerkern installiert und Niedrigenergiehäuser von Bauunternehmern errichtet, zählt Hustedt auf: "Das ist ein Beschäftigungsprogramm erster Güte".

Kölnische Rundschau 04/05/'98

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Postenschieberei bei den Grünen

Wie M.Hustedt versucht im Bundestag zu bleiben !

Eine Kandidatin, die in Bonn lebt und sich über den Erftkreis und den Kreis Euskirchen einen sicheren Platz im Bundestag erhofft; dies ist jetzt durch Frau Hustedt Realität geworden.

In Unkenntnis der Dinge, vollführt sie beim Tagebau Hambach und beim Kraftwerk Niederaußem einen Rückzieher nach hinten, der nur mit der Grünen Benzinpreisdebatte vergleichbar ist. Unverfrohren behauptet Sie, daß der Erftkreistagebau, also der Tagebau Hambach, noch mehrere Generationen fortgeführt werden muß.

Dabei ermöglichen es die derzeitigen Strom-Überkapazitäten, aus der fossilen Braunkohleverstromung sofort auszusteigen. Der Bau des 950MW Blockes in Niederaußem ist also überflüssig. Wenn eine Bundesregierung entschlossen Energie sparen würde, könnte sie den gesamten Energieverbrauch um ein Viertel bis 2020 verringern, errechnete das Freiburger Ökoinstitut. Wenn sie nur will.

Frau Hustedt wäre also gut beraten, sich über die Region in der Sie kandidiert zu informieren. Dann würde Sie schnell feststellen, daß sowohl der Tagebau Hambach als auch der geplante 950MW Block in Niederaußem in Frage gestellt werden.

In Niederaußem ist wegen unserer Klage schon ein halbes Jahr Baustopp !

Quelle: Presseerklärung der Bürgerinitiativen, 4. Juni 1998

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Da fühlt sich keiner gut

Jan Zilius, erst Gewerkschafter, dann Arbeitsdirektor bei Rheinbraun und nun RWE-Vorstand, zum Thema Stellenabbau

Erftkreis - Die Tafel im Rheinbraun-Schloß Paffendorf war festlich gedeckt, der Kreis recht illuster. Wirtschaftsleute und Politiker labten sich nach einem Vortrag. Einer der letzteren verwechselte die Runde wohl mit einem Stammtisch und fing an, über Ausländer zu lästern. Das fand wiederum einer der Gastgeber, Rheinbraun-Arbeitsdirektor Jan Zilius, gar nicht lustig. Mit deutlichen Worten wies er den Mann in seine Schranken. Der Gescholtene verstummte. Zilius erntete anerkennende Blicke.

"Als ein Stück Anerkennung seiner Arbeit" habe er es schon empfunden, daß er als Arbeitsdirektor in den Vorstand der RWE AG berufen worden sei. "Da fühlt man sich gebauchpinselt", sagt Zilius offen. Dann aber ist er wieder ganz Vorstand: Das Vertrauen, das ihm die Mitglieder des Aufsichtsrates auf Arbeitgeber- wie auf Arbeitnehmerseite entgegengebracht hätten, sei für ihn auch Verpflichtung gewesen.

Seit April hat er nun ein Büro im RWE-Turm in Essen, hat bis Ende Juni zwei Jobs. Dann räumt Zilius seinen Schreibtisch bei Rheinbraun. Acht Jahre lang saß er dort im Vorstand, war zuvor Leiter der Rechtsabteilung bei der IGBE.

Während seiner Zeit als Personalchef bei Rheinbraun wurden von 1992 an im Rahmen eines "Ergebnis-Steigerungs-Programms" 4000 Stellen gestrichen. 400 Millionen werden jedes Jahr eingespart, davon die Hälfte durch weniger Ausgaben bei den Sachkosten. Wie fühlt sich dabei ein Mann, der aus der Gewerkschaft auf einen Chefsessel in einem Konzern gewechselt ist? Zilius: "Da fühlt sich keiner gut, wenn er Personal abbauen muß. Das gilt auch für die Vorstandskollegen."

Dann argumentiert er. Die Frage sei damals gewesen: Gibt es, wenn die Kosten gesenkt werden müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Braunkohle zu sichern, eine Alternative zum Stellenabbau? Die Forderung »Ihr müßt innovativ werden« ist leicht gesagt, doch das macht nicht nur Rheinbraun Probleme." Und beim Versuch, auf andere Geschäftsfelder auszuweichen, hat das Unternehmen auch Federn lassen müssen. Siehe Breuer-Krane.

"Mir war klar: Das ist hier keine Schönwetterveranstaltung, doch wenn es keine Alternative gibt, dann muß man so mit dem Stellenabbau umgehen, daß die Betroffenen damit leben können. Wenn man glaubt, die Arbeit als Vorstand sei der reine Genuß, darf man eine solche Aufgabe nicht übernehmen."

Das heißt: Offene Information der Mitarbeiter und sozialverträglicher Abbau der Arbeitsplätze über Vorruhestand und Abfindungen. Auch die Betriebsräte trugen das Programm mit. Friedlich seien die Gewerkschaften ganz und gar nicht gewesen. "Aber einsichtig." Nein, Ruhe in der Belegschaft herrsche auch jetzt noch nicht, denn das Problem sei nicht gelöst, der Wettbewerbsdruck bleibe. Aber die Skepsis sei gewichen. " Die Belegschaft sieht die schwierige Situation."

Die kann nach Ansicht von Zilius noch schwieriger werden, sollten die immer wieder aufkeimenden Gedanken an eine Kohlendioxidsteuer umgesetzt werden. Dann stelle Rheinbraun zwar nicht gleich die Bagger ab, aber "an den Neuaufschluß eines Tagebaus ist dann nicht mehr zu denken".

Erfolgreich könne ein Unternehmen wie Rheinbraun nur sein, wenn es auch in der Region akzeptiert werde. "Wir werden unserer Verantwortung als größter Arbeitsgeber gerecht", ist sich Zilius sicher. Wäre es da nicht ein nettes Zeichen an die Region, wenn Rheinbraun die Burg Reuschenberg bei Elsdorf, die dem Tagebau Hambach weichen muß, retten würde? Zilius wehrt ab: Akzeptanz mache sich heute fest an Arbeitsplatzsicherung und Ausbildungsplätzen. "Abgesehen von den technischen Problemen und den hohen Kosten - die Leute fragen uns dann: »Warum schafft ihr mit dem Geld nicht lieber Ausbildungsplätze.» Das ist eine Frage der Gewichtung."

Mit dem Alltagsgeschäft eines Unternehmens hat Zilius im Vorstand der RWE-Holding künftig weniger zu tun. Da denkt er mehr über strukturelle Fragen nach, etwa über personalpolitische Instrumente wie neue Formen der Vergütung von Mitarbeitern und Führungskräften, über Teilzeit oder Vermögensbildung. Da bleibt wenig Zeit für die Hobbys Fotografieren und Sport. Der 52jährige ist passionierter Läufer, lächelt über eine 10.000-Meter-Strecke, schaffte den Köln-Marathon als einer im Mittelfeld.

Und als einer von zehn Männern spricht Jan Zilus künftig ein Wort mit, wenn es um die Konzernpolitik des RWE im Ganzen geht - zur Freude der Braunköhler. Denn neben ihrem Vorstandsvorsitzenden Dr. Dieter Henning haben sie nun einen zweiten aus ihren Reihen im Olymp. Und daß Rheinbraun seine Lieblingstochter unter den Ablegern des RWE ist, daraus macht Zilius gar keinen Hehl.

Quelle: Kölner Stadtanzeiger; von Jürgen Koch , Do.28.05.1998

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Durch Köpfe spukt "Auschwitz"

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Ortseingang Neu-Etzweiler erinnert Kritiker an eine weltbekannte Ansicht des KZs - Der Architekt ist empört
Elsdorf/Neu-Etzweiler - So mancher, der sich, über die lange, schnurgerade Zufahrt dem Umsiedlungsort Neu-Etzweiler nähert, spürt plötzlich ein beklemmendes Gefühl; denn: "Die Toreinfahrt, rechts und links von Gebäuden flankiert, sieht genauso aus wie der Zugang zu einem Konzentrationslager. "

So kraß beschreiben Michael Broich und Hartmut Bergheim von den Elsdorfer Grünen ihren Eindruck. Sie denken dabei an das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Und sie stehen damit nicht allein.

Das Ganze sei "mehr als unglücklich gestaltet", sagt der stellvertretende Bürgermeister Heinz Tesch. Er und die meisten Umsiedler hätten sich besonders den Torbereich "ganz anders vorgestellt". So, wie die Zufahrt zur Zeit aussehe, sei es fatal.

Der Aachener Professor Horst Ulrich, federführender Architekt bei der Umsiedlung, ist empört.

"Dies ist ein bösartiger Vergleich, der schon länger immer wieder hochgespielt wird", betont er. Die Elsdorfer sollten etwas Geduld haben und warten, bis Straße und Bürgersteig in dem Bereich fertig sind: "Wenn wir den Durchgang dann noch begrünt haben. wird er einen völlig anderen Charakter haben", verspricht der Professor. Genau dies hofft Bürgermeister Harald Schröder, der ansonsten keine Stellung nahm.

Architekt Ulrich findet im übrigen, in Elsdorf werde nun "nachgekartet": "Umsiedler und Politiker haben meinen Plänen doch zugestimmt. Und nun dreschen die Leute auf mich ein. Die üblen Vergleiche muß ich klar zurückweisen."

Gleichwohl: Wilfried Effertz, Vorsitzender der SPD-Mehrheitsfraktion im Gemeinderat, weiß zwar, daß seine Lösung des Dilemmas "nicht zu bezahlen" wäre, spricht sie aber dennoch aus: ',Ich hätte nichts dagegen, wenn man das alles wieder abbrechen würde."

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger,  Von Markus Clemens, Sa.22.03.1998

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»Keine vernünftige Entschädigung für das Grundstück und keine Wohnung«
Die Familie Hoffmann aus Etzweiler ist seit einem Jahr im Streit mit der Firma Rheinbraun

1pumpe21.jpg (5974 Byte)ETZWEILER. Der Ortsteil Etzweiler der Gemeinde Elsdorf muß im Rahmen der Erweiterung des Rheinischen Braunkohlentagebaus Hambach bis ins Jahr 2004 umgesiedelt werden. Bis jetzt sind schon mindestens 80 Prozent der Bewohner in andere Ortschaften umgezogen. Ein großer Teil der noch vor kurzem bewohnten Häuser stehen nunmehr leer und wird von der Firma Rheinbraun auch nicht mehr vermietet. Die ersten Häuser sind bereits abgebrochen worden. Doch dies ist bei der Familie Hoffmann noch nicht der Fall, denn seit einem Jahr sind sie im Streit mit der Firma Rheinbraun. »Ich habe einen ganz dicken Hals auf die Firma Rheinbraun, wenn ich über die bisherigen Erfahrungen mit diesem Unternehmen nachdenke«, ist Wilhelm Hoffmann verärgert. Was ihm denn so erregt, erklärt sich wie folgt: Rheinbraun setzte Hoffmann eine Pumpe auf seine Parzelle, ohne ihn als Eigentümer zu fragen. Unterschrieben hat dafür sein Bruder Otto, der als Landwirt die Parzelle nur bewirtschaftete. Besitzer ist er aber nicht. Im Grundbuch ist als Eigentümer Wilhelm Hoffmann eingetragen. Hoffmann: »Ich kann mir nicht erklären, wieso dies nicht von der Rheinbraun berücksichtigt worden ist«. Zunächst verhandelte er mit Rheinbraun. Als diese Gespräche für ihn nichts ergaben, zäunte er kurzerhand seine etwa ein Hektar große Parzelle samt Rheinbraun-Pumpenanlage ein. »Zutritt verboten-Der Eigentümer«, steht seit gut zwei Monaten auf einem gelben Schild geschrieben. Daraufhin reagierte Rheinbraun mit einem Grundabtretungsverfahren und forderte schon mal Schadenersatz in Höhe von 950.000 Mark, falls der Pumpe was passieren würde, wenn die Mitarbeiter die Pumpe nicht warten könnten. Nun sollte Dietrich Bücher vom Landesoberbergamt vermitteln. Im Elsdorfer Rathaus einigten sich die beiden Parteien darauf das Grundabtretungsverfahren bis zum 30. Juni 1998 auszusetzen, damit in dieser Zeit der Streit mit einer vernünftigen Lösung beigelegt werden kann. Zudem könnte die Firma Rheinbraun zweimal im Monat das besagte Gelände nach vorheriger schriftlicher Anmeldung betreten. Wilhelm Hoffmann: »Bis zum heutigen Tag habe ich noch niemand auf meinem Grundstück gesehen. Auch etwaige Spuren gibt es nicht. Muß die Pumpe doch nicht so oft gewartet werden?«, fragt sich Hoffmann erstaunt. Mittlerweile wurde der Familie Hoffmann einige Ersatzflächen angeboten, die aber nach Meinung der Hoffmanns nicht den bisherigen Besitz darstellen würden. Die Hoffmanns wohnen zur Zeit in einer 66 Quadratmeter großen Dachgeschoßwohnung als Mieter in einem Dreifamilienwohnhaus, welches bereits im Januar 1997 in den Besitz der Firma Rheinbraun gelangte. Die beiden anderen Familien sind ausgezogen. Wilhelm Hoffmann: »Meine Frau erwartet in einigen Tagen unser Baby. Deshalb hatten wir uns in den letzten Monaten auch darum bemüht in die freie und größere Wohnung im Erdgeschoß zu ziehen«. Doch Rheinbraun stimmte als Vermieter nicht zu und gab den Hoffmanns die Empfehlung, aus Etzweiler wegzuziehen. Silke Hoffmann: »Was sollen wir jetzt machen. Das Baby kommt und die Sache mit dem Grundstück ist noch nicht geklärt. Wir können hier nicht weg«. Die Hoffmanns erwägen jetzt eine Räumungsklage gegen Rheinbraun: »Wenn wir weg sollen, dann kommt auch die Pumpe von unserem Grundstück weg«. Die Rheinbraun-Presseabteilung wußte auf Anfrage des STADTBLATTES nichts neues in dieser Angelegenheit zu berichten.

Quelle: Bedburger Stadtblatt; von Thomas Bovermann, Sa.23.05.1998

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Ende 1999 kommen die Bagger
Abriß der Burg Ende des Jahres vorgesehen

EB Elsdorf. Die Tage der Burg Reuschenberg sind gezählt: Rheinbraun will sie Ende 1998 abreißen, weil die Bagger des Tagebaus Hambach sie Anfang 1999 erreichen werden. Die SPD-Fraktion hatte die mögliche Umsetzung der Burg auf die Tagesordnung des Kulturausschusses gesetzt, doch wurde deutlich, daß eine Umsetzung nicht stattfinden wird.
Klaus Gruben, Leiter der Umsiedlungsabteilung von Rheinbraun, und Dr. Frank Kretzschmar, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, machten im Ausschuß deutlich, daß eine Umsetzung technisch sehr schwierig sei. Die Burg besitze kein homogenes Mauerwerk, da es im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Baustufen gegeben habe. Die Statik sei daher sehr problematisch.

Vor allem das Zersägen der Gewölbe, wie es das Kolpingbildungswerk Aachen geplant habe, sei "sehr schwierig, wenn nicht unmöglich", sagte Klaus Gruben. Man könne nicht vorhersehen, wie das Mauerwerk beim Zersägen oder Verschieben der Burg, wie von der SPD vorgeschlagen, reagieren werde.

Die Umsetzung der Burg nach Kommern war gescheitert, weil der Landschaftsverband sich von dem Projekt zurückgezogen hatte. Das Kolpingbildungswerk und das Arbeitsamt hatten bereits mit den Vorbereitungen begonnen - mit einem "Wahnsinnsaufwand", sagte Gruben im Ausschuß. Die Burg sollte in 400 Teile zerlegt werden. Die geschätzten Kosten für den Abbau hätten bei rund 3,4 Millionen Mark gelegen, die das Arbeitsamt über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen tragen wollte, für den Wiederaufbau in Kommern wäre der gleiche Betrag notwendig geworden.

Gruben sagte, Rheinbraun habe alles getan, um das Projekt zu fördern. So habe das Unternehmen zum Beispiel dem Kolpingbildungswerk Häuser in Alt-Etzweiler überlassen. Dort hätten Arbeitslose bereits das Zersägen von Mauerwerk geübt. Wäre das Projekt nicht gescheitert, hätte Rheinbraun auch Abbruchobjekte zum Üben zur Verfügung gestellt.

Das Ausschußmitglied Toni Berger (CDU), der für das Freilichtmuseum Kommern tätig ist, sagte, daß nach seinen Informationen das Arbeitsamt das vorgesehene Geld für die Umsetzung nicht mehr verfügbar habe und das Kolpingbildungswerk nicht mehr wolle. Ein komplettes Versetzen der Burg sei nicht möglich, meinte Berger.

Neusser Stadtteil hat seinen Namen aus Elsdorf

Die Ärchäologen, die zur Zeit auf dem Burggelände ihre Ausgrabungen machen, werden eine Dokumentation über ihre Arbeit herausgeben. Der Geschichtsverein Elsdorf hatte beantragt, daß der für die Gemeindeverwaltung tätige Historiker Christoph Hoischen zusätzlich die Geschichte der Burg und ihrer Bewohner erforscht. Der Ausschuß stimmte dem Anliegen zu. In die Arbeit, die vermutlich Ende 1999 abgeschlossen sein wird, sollen auch die Ergebnisse der Archäologen einfließen.

Wie Heinz-Ludwig Kanzler, Vorsitzender des Geschichtsvereins, dem Ausschuß berichtete, geht der Name des Neusser Stadtteils Reuschenberg offenbar auf die Elsdorfer Burg zurück. Die Reuschenberger hatten dort Ländereien und ein Rittergut, vermutlich das heutige Schloß Reuschenberg an der Erftmündung.

Quelle: Kölnische Rundschau, EB, 20/Mai/'98

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Untergang der Burg
Reuschenberg rückt näher

Versetzung sei technisch schwierig, hieß es im Kulturausschuß - ABM-Projekt mit Kolpingwerk platzte -

Elsdorf - Immer mehr schwinden die Hoffnungen, von der Burg Reuschenberg etwas retten zu können. Wie jetzt im Kulturausschuß dargelegt wurde, soll auch die von der SPD angeregte Versetzung des kompletten Burgturmes - das heißt: in einem Stück - in die Nähe der Ortslage Elsdorf technisch kaum zu bewerkstelligen sein. Das Gemäuer stamme aus mehreren Bauphasen und bestehe damit aus verschiedenen Materialien, so daß die statischen Auswirkungen einer Versetzung "nicht vorhersehbar" seien, erläuterte Dr. Frank Kretzschmar vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege.

Er äußerte zudem aus denkmalpflegerischer Sicht Zweifel am Sinn eines solchen Projektes: "Wenn der Erhalt am alten Ort nicht mehr möglich ist, hat das mit Denkmalpflege nichts mehr zu tun."

Wie weit die Rettungaktionen für die vom Tagebau Hambach bedrohte Burg aber schon fortgeschritten waren, berichtete Klaus Gruber, Leiter der Umsiedlungs-Abteilung der Firma Rheinbraun. So habe sich sein Unternehmen sehr bemüht, die seinerzeit vom Landschaftsverband Rheinland erwogene Umsetzung der Burg in das Freilichtmuseum Kommern zu unterstützen. So sei in Zusammenarbeit mit der Arbeitsamt und dem Kolpingbildungswerk eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) für Arbeitslose angekurbelt worden, die die Burg zerlegen und dann neu wieder aufbauen sollten. Rheinbraun habe im alten Etzweiler leerstehende Häuser zur Verfügung gestellt, wo schon die ABM-Kräfte untergebracht waren.

"Es ist ein Wahnsinnsaufwand getrieben worden." Dann aber habe der Landschaftsverband Rheinland einen "Rückzieher" gemacht - aus finanziellen Gründen und weil die Burg nicht mehr seinen Vorstellungen entsprach. Das ganze Projekt platzte so. Mittlerweile, so hieß es im Ausschuß, sollen die vom Arbeitsamt vorgesehenen Fördergelder anderweitig eingeplant sein. Auch sei das Kolpingwerk an einer Mitwirkung nicht mehr interessiert.

Bis Ende 1998 soll die Burg vom Erdboden verschwunden sein. Das Gelände wird zur Zeit archäologisch untersucht.

Auf Anregung des Elsdorfer Geschichtsvereins soll ergänzend dazu jetzt auch eine historische Dokumentation zur Burg erarbeitet werden.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger, Wilfried Meisen, 20/Mai/'98

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UMWELT - GRÜNES BAUERNOPFER

Die ganze Republik blickt nach Garzweiler II, wo die Bagger des Braunkohletagebaus die Koalitionsfrage der Rot-Grünen Landesregierung stellen. Doch nur eine halbe Stunde Autofahrt entfernt von Bonn sorgt die Braunkohle für einen noch verheerenderen ökologischen Sündenfall. Von Oton Seyfarth und Markus Peters.

Das „größte Loch der Welt“ wird zwischen Bergheim, Jülich und Kerpen gegraben. Auf 85 Quadratkilometern reißen die Schaufelradbagger auf der Suche nach Braunkohle die Erde bis zum 450 Meter tief auf.
Schon auf der Autobahn zeigen riesige Rauchfahnen, wo die Ausbeute dieses Loches verfeuert wird: In riesigen Braunkohlekraftwerken, die links und rechts den Horizont unterbrechen. Dort kommt der Strom für die nahegelegenen Großstädte Köln und auch Bonn her.
In der flachen Hochebene der Nordeifel ist auch bei wechselhaftem Wetter weite Sicht möglich. „Hier sieht man schon mittwochs, wer sonntags zu Besuch kommt.“
Bedrohtes Terrain
Ein Dorf, wenige Kilometer von der Autobahn entfernt, kommt in Sicht, dominiert von einem dunklen Kirchturm. Dieses Dorf wird in absehbarer Zeit nicht mehr sein, geht es nach dem Willen von Rheinbraun, der RWE-Tochter, die hier systematisch Grundstücke aufkauft, um sie ihren Grabeplänen einzuverleiben. Die Autobahn wird dann auch nicht mehr sein, zumindest nicht an dieser Stelle.
Durch lichten Wald, unterbrochen durch aufgrünende Äcker, führt der Weg; bald kommt das Ziel in Sicht: Kerpen-Buir, scharf begrenzt durch die Gleise der Bundesbahn. Hauptstrecke Köln–Paris. Vor dem Bahn übergang links und rechts Äcker und Wiesen. Potteben. Noch.
An dieser Stelle, so belehrt uns das bunte Informationsmaterial der Rheinbraun, soll der Tagebau enden. Vor dem Bahngleis eine sechsspurige Autobahn; davor eine Kohlebahn, die die Rohstoffe zu den Kraftwerken verbringt; davor eine endloses Förderband, das Abraum bis zu 20 Kilometer zu anderen Löchern transportiert. Und davor eine Klippe. Steilabfall. Der untere Klippenrand liegt 550 Meter tiefer, denn erst dort ist der Grund des Baggerns zu finden: die Braunkohle, die in einer schräg verlaufenden Schicht unter dem Ackerland lagert.
550 Meter, das ist eine Tiefe, die Siebengebirge und Kottenforst aufeinandergestapelt aufnehmen könnte, um den ursprünglichen Flachlandcharakter zu erreichen.
Dahinter das Dorf, dessen Einwohner sich wehren, zumindest einige davon. Sie engagieren sich in der Bürgerinitiative gegen die Verlegung der Autobahn 4, ein Verbund lokaler Initiativen, die dem Durchmarsch der Bagger nicht tatenlos zusehen wollen. Die Autobahn A4 spielt eine zentrale Rolle, denn sie bildet die Demarkationslinie für den Braunkohletagebau. Ein Blick in den Geschäftsbericht der Rheinbraun erklärt die Hintergründe: „Der Tagebau wird etwa im Jahre 2017 die Autobahn A 4 (Köln–Aachen) im Bereich zwischen Manheim und Morschenich (bei Kerpen-Buir) erreichen. Der Landschaftsverband Rheinland plant, diese Autobahn wegen des gestiegenen Verkehrsaufkommens auf sechs Spuren auszubauen. Deshalb bietet es sich an, Verlegung und Ausbau in einem Schritt zusammenzufassen. In Anbetracht der Bedeutung des Tagesbaus Hambach hat der Braunkohlenausschuß der Landesregierung empfohlen, die erforderlichen Genehmigungsverfahren einzuleiten.“

Das Szenario ist klar: Ginge es nach Rheinbraun und der Landesregierung, würde die A4 direkt an Kerpen-Buir vorbeigeführt. Damit würde eine magische Grenze für die Bagger fallen. Von den Ortschaften Manheim, Morschenich und den spärlichen Resten des Hambacher Forstes blieben allenfalls schwarz braune Krater.
Was das bedeuten kann, zeigt sich bald. Zunächst geht es an weiteren Dörfern vorbei, die dem Loch weichen sollen. Verschlafene Flecken, an vielen Häusern sind die Rolläden unten, samstag nachmittags. „Viele der Häuser sind schon verlassen“, erklärt ein Anwohner, der nicht kampflos den Baggern weichen will: „Die Rheinbraun kauft die Grundstücke auf, wenn Leute sterben. Andere haben ein besseres Häuschen bekommen, in Neu-Elsdorf. Kaum einer weiß, daß die da in 20 Jahren wieder weg müssen, wenn dort auch noch gebaggert wird. Das ist doch Verarschung.“

Zwischen den leerstehenden Häusern wird sporadisch noch renoviert. Sogar einen Neubau ist zu sehen. „Die machen die Augen zu, und merken es erst, wenn es zu spät ist.“
Am Horizont ist inzwischen ein Berg aufgetaucht. „Abraum – vor zwanzig Jahren gab es den noch nicht“, sagen die Anwohner. Genauer gesagt handelt es sich um eine Müllhalde: „Der Abraum wurde mit Asche aus den Braunkohlekraftwerken vermengt. Die ökologischen Folgen sind nicht absehbar“.
„Sophienhöhe“ hat der Berg als Namen erhalten, mit 265 Metern ist er deutlich höher als der Versprung zwischen Rheintal und Venusberg. Der künstliche Berg hat nach Beobachtungen von Landwirten das Wetter verändert. „Gewitter halten sich oft zwei Tage und ziehen nicht davon. Der Berg hält die Wolken fest.“
Loch im Land
Der Aussichtspunkt in den Tagebau ist ausgeschildert. Von dort blickt man in ein Loch, das bis zum Horizont reicht. Seitlich begrenzt von Klippen, die sich treppenartig aufbauen, mit endlos langen Stufen. Deren geneigte Vorderflächen erinnern an ein flurbereinigtes und dann gekipptes Landwirtschaftsgebiet, verschiedenfarbig wie ein Flickenteppich Auf einzelnen Treppenabsätzen stehen wie Spielzeugfahrzeuge an ein Riesenrad erinnernde Schaufelradbagger, jeder einzelne in Wirklichkeit höher als ein Altstadthaus. Die Sohle des Lochs ist schwarz bedeckt. Eine verschwindend kleine Fläche im Kontrast zu den Klippen.

Hier sollen insgesamt 2,5 Milliarden Tonnen Braunkohle gefördert werden. Nichts erinnert mehr daran, daß hier einst Wald stand. Karl-Heinz Jelinek vom Naturschutzbund Deutschland: „Der Hambacher Forst war eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in dieser Landschaft, der Bürge. Mit über 80 Quadratkilometern des hier typischen Mischwaldes aus Stieleiche, Hainbuche und Maiglöckchen bot er seltenen Tierarten Heimat, die großräumige Waldflächen bevorzugen.“ Was mit diesem Ökoraum geschah, zeigt sich ein Kilometer weiter. Hier frißt sich der Tagebau in die Landschaftsoberfläche. Eine Landschaft, über die ein schwerer Sturm gefegt sein könnte, wären da nicht die sauberen Schnittkanten einer Säge an den Baumleichen. Die meisten weisen über hundert Jahresringe auf. Hier wird der Übergang von Kulturlandschaft zur Wüste vollzogen.
1978 wurde die Gegend unter den Bagger genommen, basierend auf Plänen und Genehmigungen, die etliche Jahre zurückreichten. Damals, in der Ölkrise und unter Energieprognosen, die längst überholt sind, wurde der Braunkohle hohe Priorität eingeräumt.
Das ökologische Bewußtsein der Republik steckte noch in den Kinderschuhen. Zeit genug für die Rheinbraun, vollendete Tatsachen zu schaffen. Heute attestieren mehrere seriöse Studien für die Zukunft einen sinkenden Energiebedarf – und bezweifeln damit den Sinn des extensiven Braunkohleabbaus.
Grabenkämpfe
In Garzweiler, dem Streitfall der Landtags-Koalition, sind die Karten ohnehin anders gemischt. Garzweiler kam zu einem Zeitpunkt, an dem das Umweltverständnis der Bevölkerung schon geschärft war. Die rund 22000 Eingaben gegen Garzweiler setzten die Sozialdemokraten und GRÜNE unter Druck – und das obwohl „nur“ rund 8000 Menschen vor den Bagger weichen müssen. In und um den Hambacher Forst sind rund 23000 Menschen betroffen.
Hier forden die Umweltschützer, die A4 da zu belassen, wo sie jetzt ist – und sie gegebenenfalls dort sechsspurig auszubauen – eine Option, die in der entscheidenden Umweltverträglichkeitsprüfung nicht einmal in Erwägung gezogen wurde. Ein Umstand, der der anstehenden Klage der Hambacher eventuell eine kleine Chance läßt.
Auch gegen den bereits jetzt schon laufenden Abbau wird geklagt, was auch der Geschäftsbericht der Rheinbraun nicht verschweigt: „Der 1995 zugelassene Rahmenbetriebsplan zur Fortführung des Tagebaus für den Zeitraum 1996 bis 2020 wird vom BUND vor dem Verwaltungsgericht Aachen beklagt, weil, eine förmliche Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) fehle. Die Klage hat unserer Auffassung nach keine Aussicht auf Erfolg, weil die Umweltverträglichkeit selbstverständlich nachgewiesen worden ist, jedoch formelle UVP erst zehn Jahre nach dem Aufschluß des Tagebaus Hambach gesetzlich vorgeschrieben wurde.“

uch die Umweltschützer wissen, daß ihre Karten nicht sonderlich gut sind. Inzwischen setzen sie ganz auf das Europäische Parlament. Dort wundert man sich sehr über die fehlenden Umweltverträglichkeitsprüfungen. Der Petitionsausschuß des Europäischen Parlament prüft, ob und inwieweit die Planungen gegen europäisches Recht verstoßen und setzt damit das nordrhein-westfälische Umweltministerium in Zugzwang.
„Natur aus zweiter Hand“
Dort hat man noch andere Probleme mit Hambach. Es ist noch völlig ungeklärt, was mit dem Tagebaugebiet nach dessen Ausbeutung in rund sechzig Jahren passieren soll. Die Rheinbraun verweist auf ihre Rekultivierungsmaßnahmen. Mit ihnen schaffe man „Natur aus zweiter Hand“, behaupten die Image-Broschüren des Energiekonzerns. Allerdings gilt das nicht für Hambach. Hier bleibt nach Abschluß des Tagebaues ein gewaltiges Loch in der Erde, das im Gegensatz zu den bisherigen Abbaugebieten nicht mehr mit Abraum zugeschüttet werden kann. Statt dessen soll hier ein gewaltiger See entstehen, bis zu 400 Meter tief, 4200 Hektar groß, mit einem Wasservolumen von unglaublichen 3,6 Milliarden Kubikmetern. Eine Wassermenge, die ausreichen würde, den Trinkwasserbedarf der Stadt Bonn für die nächsten 165 Jahre zu decken. Auf einen Schlag würde einer der größten künstlichen europäischen Binnenseen entstehen, mit einer Fläche, deren Größe ungefähr dem gesamten rechtsrheinischen Bonn entsprechen würde. Dieser See giert nach Wasser, das entweder vom Rhein umgeleitet werden müßte oder von dem holländischen Kanalsystem abgezogen würde. Bislang gibt es weder konkrete Pläne noch eine solide Studie, wie das „Hambacher Meer“ gespeist werden soll. Selbst wenn dieses Gewässer kein Hirngespinst der Rheinbraun-Ingenieure bleiben sollte, ein Biotop würde es nicht schaffen. Angesichts des hohen Schadstoff anteils der Uferböschung wäre das Gewässer ökologisch tot.
Das Wasser macht den Hambachern ohnehin Sorgen. Im gesamten Abbaugebiet hat die Rheinbraun Brunnen gesetzt, um den Grundwasserspiegel zu senken. Damit soll verhindert werden, daß das Abbaugebiet geflutet wird. Inzwischen zeigen diese Maßnahmen Wirkung: „Ehemals feuchte Wiesen fallen jetzt trocken.“ An natürlichen Erdspalten versetzen sich austrocknende Gesteinsplatten gegeneinander. „Das führt manchmal zu leichten Beben.“ Und auch Hausbesitzer sind betroffen. Einige Gebäudefassaden haben Risse, weil sich die Fundamente senken. Die ersten Schadensersatzklagen gegen die Rheinbraun haben die Hausbesitzer gewonnen – nach einer Prozeßdauer von 25 Jahren.
Im vergangenen November wurde im Hambacher Tagebau Tiefenwasser angegraben. Da sprudelten pro Minute 35000 Liter lauwarmes Wasser ins Abbaugebiet. Angesicht der sensiblen unterirdischen Wasserverhältnisse kann das Auswirkungen bis zu den Aachener Termalquellen haben.
Rechenfehler
Nur eines von zahlreichen Problemen, die der Bevölkerung auf der Seele liegen. „Es ist nicht unser Glück, die Kohle zu haben, es ist unser Pech!“, sagt einer der Hambacher, nicht frei von Resignation. Die rotgrüne Landesregierung stützt den Braunkohleabbau wider aller ökologischen und wirtschaftlichen Vernunft. Immer wieder wird dabei auf die gefährdeten Arbeitsplätze verwiesen – zumindest für Hambach eine Milch mädchenrechnung: Nach Angaben der Rheinbraun bedurfte es nicht mal 1700 Arbeitsplätzen und zwanzig Jahren, um ein 80 Quadratkilometer großes Areal in eine Mondlandschaft zu verwandeln. Dazu kommt, daß Rheinbraun ohnehin seit Jahren kontinuierlich Arbeitsplätze abbaut – „sozialverträglich“, wie es heißt. Doch angesichts fünf Millionen Arbeitsloser ist das Arbeitsplatz-Argument, wenn auch bar jeder Logik, eine starke Waffe in der Hand der Braunkohle-Befürworter: Dazu kommt, daß im Hambacher Einzugsgebiet auch etliche Arbeitnehmer leben, die bei der Rheinbraun in Lohn und Brot stehen. Und die glauben nur zur gerne, wenn Landesregierung und Rheinbraun die Umweltschützer als Jobkiller verteufeln.
Dennoch, die Strategie der Umweltschützer ist klar: Mit allen juristischen Mitteln wollen sie den Vormarsch der Bagger verzögern, solange bis das Graben nach der Braunkohle für die RWE sich nicht mehr lohnt. Schon jetzt liegt die Rentabilität des Abbaus an der Schmerzgrenze. Um eine Tonne Braunkohle zu fördern, müssen 14 Tonnen Abraum bewegt werden.
Einsame Streiter
Peter Inden (36), Sprecher der Bürgerinitiative gegen die Verlegung der A4, hat gelernt, einzustecken. Seitdem er im Impressum von Flugblättern namentlich zeichnet, hat er sich an wüste telefonische Beschimpfungen gewöhnt. Mit diesen Kritikern kann Inden umgehen. Wesentlich mehr frustrieren ihn jene Nachbarn, die das Problem ignorieren: „Der Mensch verdrängt. Wenn der lange Schatten der Bagger in den eigenen Garten fällt, wird resigniert. Der Hambacher an sich verdrängt gerne. Diejenigen, die von allem nichts wissen wollen, sind unsere größten Gegner.“ Einige haben angeblich ihre Privatgeschäfte mit dem Konzern gemacht: „Die haben von der Rheinbraun eine Entschädigung bekommen. Sie müssen aber darüber Stillschweigen bewahren. So steht es im Vertrag.“ Der Rückhalt im eigenen Ort ist gering. Und die Lokalpolitik? „Die SPD hängt dick im Klüngel mit drin, und die Grünen haben uns hier ja schwer enttäuscht. Da hat jeder sein Pöstchen sicher.“ Alle betroffenen Kommunen favorisieren die Verlegung der Autobahn. Der Kerpener Stadtdirektor forciert den Abbau, auch wenn dann von seinem eigenem Heimatdorf nichts übrig bleiben wird.

Also ist die Bürgerinitiative ganz auf sich alleine gestellt. Niemand der GRÜNEN im Landtag erwägt, auch aus Hambach eine Nagelprobe für die Landesregierung zu machen. Erbost erinnern sich die Hambacher Umweltschutz-Aktivisten an den peinlichen Auftritt des grünen Landesministers Vesper, dessen hemdsärmeliges und betont desinteressiertes Gastspiel die Wogen hochschlagen ließ. Seitdem befinden sich die Grünen, die hier einst zwischen 20 und 30 Prozent der Wähler hinter sich wußten, im freien Fall. Auch Gerd May, den zuständigen Sprecher der Grünen im Landtag, haben die Hambacher gefressen. Ihm attestiert man ein Rückgrat aus Lakritz: „Wer es im bürgerlichen Leben nur zum Sportlehrer bei der Bundeswehr gebracht hat, muß dann im Landtag sehen, wie er sein Pöstchen sichert.“
Bärbel Höhn könnte den weiteren Ausbau in Hambach zumindest verzögern, doch anscheinend fehlt dafür der politische Wille. Für Peter Inden ist der Fall klar: „Die Grünen opfern Hambach, um Garzweiler II zu verhindern.“
Übertölpelt
Ein Gutachten des den GRÜNEN nahestehenden Wuppertal-Instituts vom Juli 1997 scheint die schlimmsten Befürchtungen der Hambacher zu bestätigen. Dort wurde spekuliert, unter welchen Vorzeichen auf das politisch umstrittene Braunkohletagebaugebiet Garzweiler II verzichtet werden kann. Der Entwurf bedeutet ein komplettes Fiasko für die Hambacher: Dort soll noch über das Jahr 2050 hinaus Kohle abgebaut werden, also einschließlich der zweiten Ausbaustufe, außerdem soll die A4 tatsächlich verlegt werden. In diesem Konzept spielt das Braunkohlekraftwerk Niederaußem eine zentrale Rolle. Die veraltete Stromfabrik soll massiv aufgerüstet werden. Damit würde Niederaußem auf ein Schlag zum größten deutschen Braunkohlekraftwerk werden. Und ein Mega-Heizkraftwerk wie Niederaußem, mit geschätzten Investitionskosten von mehr als 2,7 Milliarden DM, will gefüttert werden. Im Kölner Regierungspräsidium hat man bereits die Aufrüstung des Heizkraftwerkes Niederaußem genehmigt; voreilig, wie die Hambacher finden, weil keine Alternativen geprüft wurden.

Da bleibt den Unverdrossenen nur noch Zweckoptimismus: „Der geplante Ausbau Hambach II wird nicht stattfinden, weil er energiepolitisch überholt sein wird, wenn es soweit ist.“
Die – ausgerechnet – marktwirtschaftliche Liberalisierung innerhalb der europäischen Union würde die Braunkohleverwertung unwirtschaftlich machen, auch für die umkämpfte Ausbaustufe I. Bis dahin müssen die Abbau-Gegner in den Dörfern um Hambach auf Zeit spielen. Womöglich steigen ihre Chancen, wenn Michael Schumachers legendäre Kartbahn in der Nähe von Kerpen von den Schauffelradbaggern bedroht wäre. Allerdings käme der Aufschrei im Rest der Republik für Hambach zu spät.

Quelle: Schnüss - Das Bonner Stadtmagazin, Das Jubiläumsheft 20 Jahre Schnüss, April '98,             von Oton Seyfarth und Markus Peters

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RWE-Betriebsräte - Gespräch mit Höhn und Vesper

bap, Erftkreis. Ein Gespräch mit Landesumweltministerin Bärbel Höhn und dem Landesbauminister Michael Vesper führten der Gesamtbetriebsratsvorsitzeride der RWE Energie AG, Alwin Fitting und
sein Stellvertreter Peter Phillipsen. An dem Treffen nahmen auch Mitglieder der grünen Landtagsfraktion und Betriebsräte aus den Kraftwerken des Reviers teil. Wie zu erwarten war, gab es unterschiedliche Standpunkte zum Genehmigungsverfahren für Garzweiler II, zum Energiekonzept der Grünen wie auch zur Schaffung zusätlicher Arbeitsplätze. Die von den Betriebsräten geforderte Zusage, die wasserrechtliche Genehmigung für Garzweiler II bis zum Sommer zu erteilen, gab Ministerin Höhn nicht. Erfreulich fanden die Betriebsräte dagegen, daß die Grünen das BoA-Projekt im Kraftwerk Niederaußem ausdrücklich unterstützen. Sie begrüßten zudem, daß die Grünen in der vermehrten Verstromung von Erdgas keine Alternative zur Braunkohle sehen. Nichts anfangen konnten die RWE-Betriebsräte allerdings mit den Vorstellungen der Grünen zur Schaffung von Arbeitsplätze im Bereich der Wind- und Solarenergie. In einer Pressemitteilungen bezeichneten sie diese als "Behinderungsstrategie und destruktive Denkansätze".

Quelle: Kölnische Rundschau, 14.April.'98, bap

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"Energie ist ein wichtiger Rohstoff"

Großunternehmen im Erftkreis gegen Steuerpläne - Grüne: Übergangsfristen für einige Branchen

Erftkreis - SPD und Grüne streben eine ökologische Steuerreform an: In Deutschland soll die Arbeit billiger, die Energie teurer werden. Die CDU setzt auf eine Regelung, die für alle Länder der Europäischen Union gilt, die FDP auf eine neue EU-Mehrwertsteuer für Energie, und die CSU widersetzt sich derzeit jeder Form der Energiebesteuerung. Olaf Henkel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, hält schon die Debatte über eine Öko-Steuer für schädlich, da sie "ausländische Investoren abschreckt".

Bei Rheinbraun wird ähnlich argumentiert: Jede zusäzliche Steuer sei "der Wirtschaftslage unangemessen", sagte am Freitag Sprecher Dr. Wolfgang Rönnebeck. Das Unternehmen wendet sich insbesondere gegen eine Kohlendioxid-Steuer (das Treibhausgas CO2 entsteht bei der Verbrennung von Braunkohle). "Einseitig Kohlendioxid zu besteuern, wäre eine Diskriminierung der Braunkohle", meint Rönnebeck. Denn bei der Förderung von Steinkohle und Erdgas werde ebenfalls ein "klimawirksames Gas" freigesetzt: Methan. "Wenn überhaupt," sagt Rönnebeck, "dann darf es nur eine neutrale Energiesteuer geben."

Dr. Werner Pieper, Sprecher des Chemieparks Knapsack, betont, daß der Anteil der Energiekosten an den Herstellungskosten einiger Fabriken auf dem Hürther Chemie-Hügel rund 40 Prozent betrage. Vor Jahren habe man im Wettbewerb um den Betrieb einer Phophor-Anlage gegen einen holländischen Standort verloren, weil dort die Stromkosten billiger seien. Pieper: "Wir stehen in einer scharfen Konkurrenz mit dem europäischen Ausland." Für die Chemie sei billige Energie ein "wichtiger Rohstoff".

Johannes Bortlisz-Dickhoff, Geschäftsführer des Kreisverbandes der Grünen, argumentiert: "In anderen Ländern gibt es bereits mehr oder weniger deutliche Energiesteuern, da hinkt Deutschland hinterher." Es sei sinnvoll, den "Naturverbrauch höher zu besteuern und die Arbeit billiger zu machen". Es solle aber Übergangsfristen für Branchen geben, die in hohem Maß von Energie abhängig sind. "Das wollen wir abfedern, keine Branche soll überhart getroffen werden."

Dorothée Werner-Mang, FDP- Bundestagskandidatin für den Erftkreis, sagt "jeder zusätzlichen Energiesteuer den Kampf an". Eine Energie- oder Kohlendioxid-Steuer wäre für die Braunkohleindustrie im Kreis "und damit für Zehntausende von Arbeitsplätzen auch bei kleinen und mittleren Betrieben tödlich". Sie wendet sich auch gegen den vom Bonner FDP-Fraktionschef Solms vergetragenen Plan einer "europaweiten Mehrwertsteuererhöhung auf Energie".

"Wenn überhaupt, dann darf es nur eine europäische Lösung geben", analysiert Klaus Felinger von Elenac, den ehemaligen ROW. "Ein deutscher Alleingang würde größte Probleme schaffen." Seine Firma habe sich von Anfang an mit dem Thema einer Energiesteuer beschäftigt und schon bei älteren Modellen, bei denen die Unternehmen die Kosten auf die Produktpreise abwälzen müßten, festgestellt: "Mittelfristig würde uns das kaputtmachen."

Auch Harald Graeser, Sprecher der RWE-DEA Gruppe, sieht nur eine "fehlgesteuerte Wirkung" einer Energiesteuer. Die negativen Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft würden den positiven Effekt eines verringerten Energieverbrauchs und einer reduzierten Umweltbelastung aufheben. Sein Unternehmen plädiere für andere Regelungen, wie beispielsweise eine Selbstverpflichtung der Industrie: "Das wäre viel motivierender."

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 18.April.1998; Von Alexa Jansen und Friedemann Siering

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610 Millionen Mark, Rheinbraun stößt Uranbergbau ab

Die Uranerzbergbau-GmbH (UEB) in Wesseling, ein Tochterunternehmen von Rheinbraun und Preussag, trennt sich von seiner Uranerz-Ausbeutung. Betroffen sind Beteiligungen an Erzminen in den USA, Kanada und Kasachstan. Das teilte Rheinbraun gestern abend mit. Der Kaufpreis für die Schürfrechte, die an den kanadischen Cameco-Konzern gehen, beträgt nach Rheinbraun-Angaben 610 Millionen Mark. Die UEB in Wesseling werde ihre Consulting-Tätigkeit aber unverändert fortsetzen, hieß es.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 17.April.1998

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