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Copyright lt. Quellennachweis Die Redaktion recherchiert nach eigenem Ermessen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit zu erheben, in den genannten Quellen.

Aktuelle Presse Liberalisierung des Gasmarktes

 

 

 

 

 

 

 

 


Mobil verstärkt Erdgaserschließung

Auch aus extrem dichtem Gestein soll jetzt Energie gewonnen werden

Mit Hilfe einer kombinierten Bohr- und Fördertechnik erschließt die Hamburger Mobil Erdgas-Erdöl GmbH jetzt Erdgasvorkommen aus extrem dichtem Gestein. Diese galten "bisher als nicht förderbar", sagte Unternehmenssprecher Harald Mannchen bei der Vorstellung der neuesten Bohrung "Söhlingen Z-14" in Brockel (Kreis Rotenburg). Deutschland verfügt nach seinen Angaben über beachtliche Erdgasreserven. So werde mehr als ein Fünftel des Inlandsbedarfs aus heimischen Quellen gedeckt, vor allem aus Niedersachsen.

"Söhlingen Z-14" ist ein Gemeinschaftsprojekt, an dem Mobil, die BEB Erdgas und Erdöl GmbH und die RWE-Dea AG zu je 30 Prozent beteiligt sind. Zehn Prozent hält die Wintershall AG. Konsortialführer ist Mobil, eine Tochtergesellschaft der Exxon-Mobil Europe Holding GmbH (Hamburg). Die Bohrung verläuft bis in eine Tiefe von knapp 3800 Metern. Sie wurde dann in zwei Schritten in die Horizontale gebracht. Mit einem Spezialverfahren wird Flüssigkeit mit einem Druck von mehr als 1000 bar in das Gestein gedrückt. Nur so könne das Erdgas, das sich unter hohem Druck in den Poren des Trägergesteins befindet, austreten und zum Bohrloch strömen, so Mannchen. Die Erdgasförderung soll in einigen Monaten beginnen.

Die Mobil Erdgas-Erdöl GmbH hat eine Jahresfördermenge von 56 Milliarden Kilowattstunden. 1999 lag der Absatz zusammen mit Erdgas-Importen bei 70,2 Milliarden Kilowattstunden. Der Umsatz betrug 1,43 Milliarden Mark. Das Unternehmen beschäftigt 376 Mitarbeiter. lni

Quelle: Welt, Die Lokales 15.12.2000

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Erdgasmarkt kommt in Bewegung

Statoil-Privatisierung eröffnet Einstiegschancen für Ruhrgas - Eon baut Gasgeschäft aus

Von Jürgen H. Wintermann

Essen - Die Ruhrgas AG macht wieder Schlagzeilen. Nachdem das erste deutsche Ferngasunternehmen 1999 vier Prozent an der russischen Gazprom erworben und dort auch einen Aufsichtsratssitz erobert hatte, richtet sich nun der Blick nach Norden zum größten skandinavischen Öl- und Gaslieferanten Statoil.

Dieser Staatskonzern soll, so die regierende Arbeiterpartei und Ministerpräsident Stoltenberg, bis zu einem Drittel privatisiert werden - mit der Doppeloption auf strategische Partner und Börsengang. Das haben Regierungspartei und Kabinett am vergangenen Wochenende in Oslo beschlossen. Die Opposition im Parlament wird dem Plan wohl ebenfalls zustimmen.

Nach Lage der Dinge kommen als strategische Partner nur die kontinentaleuropäischen Abnehmer Ruhrgas und Gaz de France in Frage. Ruhrgas könnte dabei Priorität erhalten, weil die Essener der bedeutendste Abnehmer von norwegischem Erdgas sind. Statoil findet bei den Deutschen zudem offene Türen. "Wenn wir eingeladen werden, würden wir das sorgfältig in Betracht ziehen", signalisierte der stellvertretende Ruhrgas-Chef Burckhard Bergmann nach Oslo zurück.

Statoil ist - nach Gazprom - der zweitgrößte Erdgaslieferant Europas und Deutschlands mit zunehmender Bedeutung. Eine Kapitalbeteiligung brächte der Ruhrgas erstmals Einfluss bei Statoil und nach Gazprom-Muster womöglich einen Sitz im Aufsichtsrat. Und Europa wie Deutschland gewännen in der Energieversorgung noch mehr Sicherheit.

Fragt sich nur, wie viel die Essener für eine Beteiligung an Statoil, (33 Mrd. DM Umsatz) zu zahlen bereit sind. Schon die vier Prozent Gazprom-Aktien waren mit zwei Mrd. DM unter Rentabilitätsgesichtspunkten nicht gerade ein Schnäppchen.


Während die Ruhrgas ihre Netze upstream bis zu den großen Gasquellen und downstream zu den Weiterverteilern über Beteiligungen absichert, ist sie selbst längst zum begehrten Objekt geworden. Eon will seinen Marktanteil von 30 Prozent (Thüga, Contigas) ausbauen, steht vor dem Erwerb der Hamburger Hein Gas und setzt nun beim Marktführer Ruhrgas an.

Die Gelegenheit ist günstig. RWE, Vodafone und Thyssen, die durchgerechnet 23,1 Prozent an Ruhrgas halten, wollen aussteigen. RAG, eine 40-prozentige Eon-Beteiligung, hält beim größen Ruhrgasaktionär Bergemann-Pool zudem 51 Prozent. Fragt sich nur, ob die anderen Ruhrgas-Aktionäre Esso, Shell und BP ihre Positionen kampflos aufgeben. Und wenn, dann wohl nur gegen viel Geld. Eon hat 20 Mrd. DM in der Kasse.

Quelle: Welt, Die 15.11.2000

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Den Gasmarkt aufmischen

Potsdamer Neuling Natgas will den Branchenriesen Ruhr- und Thyssengas Paroli bieten

Von Dirk Benninghoff

 

Potsdam - Ein Neuling aus Potsdam will die deutsche Gasbranche aufmischen: Die Natgas AG erhofft sich von der Liberalisierung des Marktes bis 2003 rund 200 000 Privatkunden und einen Jahresumsatz von einer Milliarde DM. «Im Gasmarkt ist das nicht überragend», sagt Vorstandschef Ole Bested Hensing. Noch hat sein Unternehmen keinen einzigen Vertrag mit Abnehmern unterschrieben. Die Verhandlungen laufen, erste Zielgruppe sind Großkunden. Nach den Privathaushalten will Natgas erst 2002 greifen.

Das junge Unternehmen kann bereits jetzt auf einen weiten Vertriebskanal bauen. Aktionäre von Natgas sind unter anderem 83 unabhängige Mineralölgesellschaften. Die Idee: Wenn der Ölmann ins Haus kommt, soll er seinen Kunden als Alternative Gas anbieten. Das sei zwar ein Konkurrenzprodukt zum Kerngeschäft der Mineralölhändler, aber viele Privatkunden dränge es sowieso zum umweltfreundlicheren Erdgas, meint Bested Hensing. Bevor der Ölhändler seine Abnehmer verliere, würde er sie lieber mit Gas versorgen.

Der Probleme beim Markteintritt ist sich Natgas bewusst. «Dass wir von den alten Gebietsversorgern nicht mit offenen Armen aufgenommen werden, ist uns klar», sagt der Vorstandschef. Zumal die Liberalisierung des Marktes noch in den kleinsten Kinderschuhen steckt. Neue Wettbewerber wie Natgas beklagen, dass einige große Konkurrenten noch immer nicht ihre Durchleitungsgebühren veröffentlicht haben und dass die bekannten Entgelte im internationalen Vergleich zu hoch seien. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller moniert unterschiedliche Systematiken bei der Berechnung der Gebühren, die den Preisvergleich der einzelnen Regionalanbieter erschwerten. Der hohe Ölpreis treibt derzeit den an ihn gekoppelten Gaspreis an. Gerade hat beispielsweise die Berliner Gasag zum dritten Mal in diesem Jahr ihre Tarife erhöht. Das Beispiel Strom zeigt zudem, dass die Verbraucher ihren Versorger aus Furcht vor Pannen nicht ohne weiteres wechseln.

Bested Hensing glaubt aber an eine hohe Wechselbereitschaft und beruft sich auf Studien, die bis 2005 voraussagen, dass 15 Prozent aller Haushalte ihren Gaslieferanten gewechselt haben. Bei den Gewerbekunden sollen es sogar 30 Prozent sein. Und genau die will Natgas als erstes gewinnen. Großkunden mit einer Abnahme von umgerechnet mehr als 100 Millionen Kilowattstunden sind am attraktivsten für das Unternehmen, das bis 2003 rund 20 dieser Großabnehmer unter Vertrag haben will. Im Gegensatz zu den Privatkunden will Natgas die Unternehmen verstärkt über den Preis gewinnen, aber nur bis zu einer gewissen Schmerzgrenze.

Als «Preisbrecher» will sich der junge Herausforderer zwar nicht etablieren, der Vorstandssprecher betont aber, dass sein Unternehmen billiger einkaufen könne, als die große Konkurrenz wie Ruhr- oder Thyssengas. Diese sei durch langfristige Lieferverträge an die ausländischen Konzerne wie die russische Gazprom oder die norwegische Statoil gebunden. 80 Prozent des deutschen Gases stammen derzeit aus Russland, Norwegen und den Niederlanden.

Natgas wolle das Erdgas über «exotische» Lieferanten wie Indonesien oder arabische Länder beziehen, sagt Bested Hensing, wo bei der Ölförderung viel nutzbares Gas frei werde, das deutlich günstiger sei als das aus der Nordsee. Als Handelsplatz will Natgas hier vor allem den Spotmarkt im belgischen Hafen von Zeebrügge nutzen, wo die Ladungen der Tanker eingekauft werden.

Ein zweites Standbein soll der Börsenhandel mit Erdgas werden. Die Potsdamer sehen hier einen weltweiten Wachstumsmarkt, mit dem die Gaspreise durch Termingeschäfte langfristig kalkulierbar würden. Die etablierten Versorger halten dagegen, dass am Gasmarkt kaum solche Überschüsse entstehen wie beim Strom, so dass sich keine bedeutsamen Spotmärkte und Börsen entwickeln könnten. Minister Müller erwartet «auf lange Sicht» sehr wohl börslichen Gas-Handel. «Seriöse Aussagen» zur Geschäftsentwicklung auf diesem Feld will Natgas nicht machen, erwartet aber «in drei bis vier Jahren Erträge im siebenstelligen Euro-Bereich.» Auch durch Gewinne aus dem Börsenhandel will das Potsdamer Unternehmen seine Gaspreise für die Kunden wettbewerbsfähig halten.

Bis 2004 will Natgas, die derzeit 53 Mitarbeiter beschäftigt, deutlich Gewinne machen. Größer als seine Mutter wird Natgas wohl weit vorher sein: Hauptaktionär ist die National Energy Services. Der neue Berliner Stromanbieter erwartet im noch laufenden ersten Geschäftsjahr einen Umsatz von zehn Millionen DM.

Quelle: Berliner Morgenpost 4.11.2000

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Gasgesellschaft  - Versorger rücken enger zusammen
Weitere Preiserhöhungen drohen

Von Gisela Schwarz

Gummersbach - Schon zwei Mal musste die Gasgesellschaft Aggertal innerhalb Jahresfrist die Gaspreise erhöhen, die nächste Preiserhöhung steht mit Sicherheit im Januar 2001 an. "Keine direkten Beschwerden bisher von unseren Kunden", meldete Wilhelm Heikamp, seit April kaufmännischer Geschäftsführer der Gasgesellschaft Aggertal in Gummersbach und der BEW Bergischen Energie-und Wasser-GmbH in Wipperfürth. Bisher habe der steigende Gaspreis zu keinen Einbrüchen geführt, aber dies könne man erst am Jahresende beurteilen. Es habe bisher niemand zu einem anderen Energieträger gewechselt.

Auch wenn der Abgabepreis für Erdgas durch langfristige Verträge der Erzeugerländer Russland, Norwegen und Holland aus den 70er Jahren bis ins Jahr 2025 an die Entwicklung der Heizölpreise gebunden ist, könnte durch die Liberalisierung des Erdgasmarktes auch für die Gasgesellschaft Aggertal eine neue Situation im Kampf um Großabnehmer entstehen. Anders als im Stromgeschäft mit vielen hundert Produzenten verfügen die drei Hauptlieferanten in Deutschland über zwei unterschiedliche Gasnetze, die nicht miteinander kompatibel sind. "Zu diesen Schwierigkeiten kommen Kosten für die Durchleitung," so Heikamp.

Für die Gasgesellschaft, die wie ihr Vorlieferant Ruhrgas keinen Einfluss auf die Entwicklung Gaspreises hat, könnte sich dann eine neue Situation als regionaler Enerigeversorger ergeben. "Es ist klar, wir verdienen weniger als vorher, könnten theoretisch auf einen Deckungsbeitrag verzichten, nicht aber auf die Versorgungssicherheit vor Ort," meinte Heikamp mit Blick in die Zukunft. Wenn aber durch die Liberalisierung der Erhalt und Ausbau der Netze, der Bereitschaftsdienst nicht mehr aufrecht zu erhalten sei, müsse man über einen Leistungsabbau nachdenken. "Eventuell hat dann der Kunde der Gasgesellschaft Vorrang vor demjenigen mit einem Durchleitungsvertrag." Kostenreduzierungen durch Synergieeffekte seien noch möglich durch Kooperation mit dem örtlichen Stromversorger Aggerstrom und der Wasserwirtschaft. Zusammen mit Aggerstrom, den Stadtwerken und auch dem Aggerverband strebe man an, Anfang 2001 im Kundenservice-Büro der Aggerstrom einen gemeinsamen "Aggerservice" für alle Energie-, Wasser- und Entsorgungsfragen und -anträge einzurichten.

"Der regionale Bezug ist die Existenzberechtigung für unsere Kooperation", meinte Heikamp. Für eine Fusion seien die Gesellschafterstrukturen zu unterschiedlich. Auch eine flächendeckende Versorger-Gesellschaft im Oberberg hält er für "realistisch gesehen nicht möglich". Aber im Kreisnorden fanden und finden Veränderungen statt: Die BEW ist zu 25,1 Prozent an den Stadtwerken Wermelskirchen beteiligt, hat einen Geschäftsbesorgungsvertrag mit kaufmännischer und technischer Betriebsführung. Die Stadt Hückeswagen hat die BEW zur Übernahme des Stromnetzes vom RWE im Jahr 2001 beauftragt.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 18.10.2000

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EU will mehr Erdgas aus Russland

Lieferungen sollen verdoppelt werden - Brüssel für gemeinsame EU-Strategie

Straßburg - Die EU-Kommission hat angesichts steigender Rohöl- und Benzinpreise einen neuen Vorstoß für eine Energieversorgungsstrategie der Europäischen Union unternommen. Ziel sei es, gemeinsam gegen Spekulationen und die dadurch verursachten Preisschwankungen vorzugehen und Maßnahmen zum Energiesparen zu entwickeln, erläuterte die Kommissarin für Verkehr und Energie, Loyola de Palacio, in Straßburg. Dazu habe die Kommission eine Reihe von Vorschlägen verabschiedet, die nun den Unionsländern präsentiert werden sollen. Angestrebt sei ein "ständiger und offener Dialog" mit den Erdöl produzierenden Ländern, betonte Palacio. Die Union wolle auch die Zusammenarbeit mit Russland bei der Energieversorgung verstärken. In Moskau hieß es, die EU wolle ihre Erdgaseinfuhr aus Russland verdoppeln.

Das EU-Exekutivorgan schlägt zudem vor, die Erdöllagerbestände der 15 Unionsländer zu vergemeinschaften. Wenn diese Bestände zentral auf EU-Ebene verwaltet würden, könne wirksamer gegen Spekulationen auf dem Erdölmarkt vorgegangen werden, betonte Palacio. Die EU müsse über "Interventionsmechanismen" verfügen, mit denen sie - ähnlich wie bei Stützungskäufen der Zentralbanken auf den Devisenmärkten - Preisschwankungen begrenzen könne. Bisher verwaltet jedes Unionsland seine Reserven, die in der Regel für mindestens 90 Tage reichen, in Eigenregie.

Außerdem strebt die Kommission einen "Gemeinschaftsmechanismus" an, um mit Steuermaßnahmen auf Preisschwankungen zu reagieren. Näheres dazu sagte die spanische Kommissarin nicht. Zunächst solle darüber mit den Finanzministern der Union diskutiert werden, betonte sie. Die geplante Gemeinschaftsstrategie zielt außerdem auf die verstärkte Förderung alternativer Energien ab. Geplant sind auch neue Maßnahmen zum Energiesparen, vor allem beim Verkehr und beim Beheizen von Gebäuden. In Moskau wurden Verhandlungen zwischen der EU-Kommission und Russland über langfristige Lieferverträge für Erdöl und Erdgas bestätigt. Wie aus russischen Verhandlungskreisen zu erfahren war, streben beide Seiten eine strategische Partnerschaft auf 20 Jahre an.

"Es ist in beiderseitigem Interesse, unsere kommerziellen Geschäftskontakte in eine langfristige Partnerschaft münden zu lassen", hieß es von russischer Seite. An den Verhandlungen nehmen Mitarbeiter des russischen Energieministeriums, der bedeutendsten Erdöl- und Erdgasunternehmen sowie Abgesandte der EU teil.

Im Gespräch sei, die Menge der Exporte von Erdgas in die Europäische Union zu verdoppeln und von Erdöl und Strom deutlich zu erhöhen. "Europa bittet um Gas", schrieb die Zeitung "Sewodnja" zu dem angestrebten Milliardendeal.

Bislang liefert Russland 80 Mrd. Kubikmeter Erdgas jährlich in die EU-Staaten, den Löwenanteil davon an Deutschland. Eine Verdoppelung würde dem russischen Erdgaskonzern OAO Gazprom, der Erdgasmonopolist in Russland ist, Einnahmen in Höhe von 16 Mrd. Dollar jährlich bescheren. Nur ein Viertel der russischen Erdgasproduktion geht bislang ins Ausland. Der Rest wird den inländischen Verbrauchern weit unter Selbstkosten zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr will Gazprom 130 Mrd. Kubikmeter exportieren. Im vergangenen Jahr produzierte Russland 305 Mio. Tonnen Öl und Gaskondensat. Das Partnerschaftsabkommen sieht offenbar vor, dass ein einheitliches Öl- und Gasleitungsnetz gebaut wird und dass die EU den Pipelinebau zu einem beträchtlichen Teil finanziert.

Die Idee eines gemeinsamen russisch-europäischen Energiesystems, um unabhängiger von der Opec zu werden, hatte EU-Kommissionspräsident Romano Prodi bei einem Gespräch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin angeregt. Auch Kanzler Gerhard Schröder hatte bei seinem jüngsten Besuch in Moskau das Thema aufgegriffen. afp/SAD

Quelle: Welt, Die 5.10.2000

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Aufschwung der Gaswirtschaft

Atomkonsens bereitet der Energiebranche keine Probleme

Der zwischen Bundesregierung und Atomwirtschaft gefundene Atomkonsens löst aus Sicht der Branche einige Probleme. Die an den Gesprächen beteiligten Unternehmen begrüßten vor allem die Planungssicherheit, die ihnen der gefundene Kompromiss bietet. Erleichterung herrscht auch über die Lösung der Frage des Atommülls.

Reuters DÜSSELDORF. RWE-Chef Dietmar Kuhnt hatte wiederholt vor einem Entsorgungsinfarkt gewarnt und von einer "Zeitbombe" in dieser Frage gesprochen. Der Konsens legt für die 19 deutschen Atomkraftwerke die Menge Atomstrom fest, die noch produziert werden darf, erlaubt die freie Verteilung der Kontingente auf die Kraftwerke und regelt die Entsorgungsfrage.

Direkten wirtschaftlichen Schaden fügt der Atomkonsens den deutschen Energieversorgern offenbar erst einmal nicht zu. Über einen Zeitraum von 32 Jahren - der sich aus der Umrechnung der Strommengen auf die Betriebsdauer der Anlagen ergibt - könne es in der Energiewirtschaft viele, heute nicht vorhersehbare Entwicklungen geben, heißt es in den Konzernen. So sei beispielsweise der Aufschwung, den gegenwärtig die Gaswirtschaft nehme, auch nicht in diesem Ausmaß vorhergesehen worden. Mit jedem vom Netz genommenen Kernkraftwerk entsteht den Besitzern insofern aber ein Schaden, als die Anlagen dann meist schon Jahre lange abgeschrieben sein dürften, Strom daher sehr kostengünstig produziert werden kann.

RWE stellt nach Angaben eines Sprechers bereits "Probeplanungen" auf, welche Menge Atomstrom von welchem Kraftwerk bis wann erzeugt werden soll. Konkretes wollte er aber noch nicht sagen. Der künftige Fusionspartner VEW war da schon deutlicher. Sein Kraftwerk Emsland in Lingen dürfte das letzte sein, das vom Netz geht, hieß es in Dortmund. Die Lingen zugeteilte Strommenge bedeute noch eine Laufzeit von 22 Jahren. RWE plane aber, einen Teil des für den Verzicht auf die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks Mülheim-Kärlich ausgehandelten Stromkontingents auf Lingen zu übertragen. Damit dürfte sich die Laufzeit von 22 Jahren noch verlängern. RWE-Energie-Vorstand Gerd Jäger kündigte in Mülheim-Kärlich an, in Kürze einen Antrag auf Stilllegung des Kraftwerks zu stellen.

RWE betreibt noch je zwei Reaktorblöcke in Biblis und in Gundremmingen. Nach den nunmehr für jedes Kraftwerk festgelegten Strommengen würden Biblis A im Jahr 2008 und Biblis B zwei Jahre später vom Netz gehen. Gundremmingen müsste, wenn die Kontingenten nicht anders verteilt werden, 2017 und 2018 abgeschaltet werden. Der Kernenergieanteil am Gesamtstromaufkommen des größten deutschen Energieversorgers beträgt gut 20 % und ist damit von den großen Atomstromerzeugern der geringste.

Bei der Düsseldorfer Veba will man noch nicht sagen, inwieweit bereits Verteilungs-Szenarien entwickelt werden. Es wird aber darauf verwiesen, dass sich in den Konsensgesprächen schon seit längerem eine Lösung über Mengenkontingente abzeichnete und man daher schon hin- und her gerechnet habe. Veba kommt bei ihrer Energie-Tochter PreussenElektra derzeit auf einen Kernenergieanteil an der gesamten Stromproduktion von rund 46 %. Bei der Viag-Tochter Bayernwerk liegt dieser Anteil bei rund 60 %. Viag und Veba werden in Kürze fusionieren.

Den größten Kernenergieanteil hat die Hamburger HEW AG mit rund 76 %. Ein Ausstieg aus der Kernenergie trifft dieses Unternehmen mithin schwerer als solche mit vergleichsweise geringem Atomenergie-Anteil. Die HEW war nicht zu den Konsensgesprächen eingeladen gewesen. Das hatte von Anfang an zu einer Mißstimmung innerhalb der Atomwirtschaft geführt. An den eineinhalb Jahre laufenden Konsensgesprächen beim Bundeskanzler waren die Chefs der vier größten deutschen Energieunternehmen, RWE, Veba, Viag und EnBW Energie Baden-Württemberg beteiligt gewesen. HEW begrüßte daher die Einigung zwar grundsätzlich, weil sie Planungssicherheit gebe. Man behalte sich aber eine eigenständige Entscheidung noch vor, hieß es.

Allen Unternehmen gemeinsam ist die Erleichterung über die Lösung der Frage des Atommülls sein. Im Herbst sollen die Transporte wieder aufgenommen werden, die monatelang verboten waren. Beschlossen wurde auch, bis spätestens 2005 auf Atommülltransporte in Wiederaufbereitungsanlagen zu verzichten. Stattdessen soll zügig mit dem Aufbau von Zwischenlagern an den Kraftwerken begonnen werden.

Quelle: Handelsblatt 23.7.2000

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Wahlfreiheit beim Gas geregelt

Heute unterschreiben Gaswirtschaft und Industriekunden ihre Verbändevereinbarung zur Öffnung des Marktes. Starke Preissenkungen für die Verbraucher sind kaum zu erwarten. Möglicherweise droht sogar ein Kartell

BERLIN taz Die Repräsentanten der deutschen Gaswirtschaft und der Industriekunden beweisen Vertrauen - in die Kompromissbereitschaft von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) und seinen geringen Drang zu staatlicher Regulierung. Bei der Formulierung der Regeln zur Öffnung des Gasmarktes, die sie ihm heute vorlegen wollen, sind sie kaum über ihre Eckpunkte vom März hinausgekommen. In der nun fertigen Verbändevereinbarung bleiben die größten Streitpunkte ungeklärt. Sie sollen nach der Sommerpause weiter diskutiert werden. Trotzdem gehen die Verbände wohl zu Recht davon aus, dass Müller seine Drohung zurückzieht, eine gesetzliche Verordnung zu erlassen, falls die Verbände sich nicht einigen können. Geeinigt hat man sich schließlich - auf die Ausklammerung.

Zu Stande gekommen ist der seltsame Kompromiss vor allem wegen des Termindrucks: Bis zum 10. August diesen Jahres muss die Richtlinie der Europäischen Union zum Energiemarkt von 1996 in nationales Recht umgesetzt werden.

Die Verbändevereinbarung sieht nun vor, dass die deutschen Gaskonzerne ihr Netz für andere Anbieter öffnen müssen. Dabei soll es eine lokale, eine regionale und eine überregionale Zone geben, in denen unterschiedliche Durchleitungsgebühren festgesetzt werden. Für die Importstufe sollen die 17 deutschen Ferngaskonzerne vorläufig individuelle Preise berechnen dürfen. Nach Ansicht des Verbandes der Energieabnehmer, der bereits Kritik angemeldet hat, wird das Preisgefüge dadurch allerdings schwer kontrollierbar.

Streit hatte es auch um die Erdgasspeicher der Ferngaskonzerne gegeben. Industriekunden und Kommunen wollten, dass auch neue Anbieter sie nutzen dürfen. Weil die Konzerne sich darauf nicht einließen, fallen die Speicher zunächst aus der Vereinbarung heraus. Dafür gestanden die Exmonopolisten den Neuen Spielraum bei Schwankungen der Liefermenge zu.

Die Einschätzungen, ob die Endverbraucher nun bald mit niedrigeren Preisen rechnen können, gehen auseinander. Die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers erwartet, dass Gas innerhalb der nächsten zwei Jahre um höchstens fünf Prozent billiger wird. Andere Berater sprechen von bis zu 20 Prozent. Im letzten Jahr kletterte der Gaspreis um gut 30 Prozent.

Für die vorsichtigere Schätzung spricht die Struktur des Gasmarktes. Anders als beim Strom gibt es kaum Überkapazitäten, die frei handelbar wären. Die Nachfrage nach Erdgas wächst seit Jahren und stärkt die Position der Lieferländer Russland, Niederlande und Norwegen. Und die russische Gazprom, die seit kurzem direkt aus dem Kreml dirigiert wird und ein Drittel der Weltgasvorkommen kontrolliert, hat bereits offen mit der Gründung eines Erdgaskartells nach dem Vorbild der Opec gedroht.

Quelle: TAZ  3.7.2000

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Der Gasmarkt bringt die nächsten Milliardenfusionen
 
Berlin - Auf dem deutschen Energiemarkt braut sich ein explosives Gemisch zusammen: Während der Strompreis ins Bodenlose fällt, stieg der Gaspreis in Jahresfrist um gut 30 Prozent - eine Milliardenbelastung, die sich Industriekunden und Stadtwerke vom Oligopol der Gasanbieter nicht länger bieten lassen wollen. Am Dienstag dieser Woche werden Energie- und Industrieverbände deshalb Druck aus dem Kessel lassen, und einen Teil des Konfliktstoffs kontrolliert abfackeln: Mit der Verbändevereinbarung Gas einigen sich die Parteien auf Regeln für die Öffnung der Netze auf die freie Durchleitung des flüchtigen Stoffs.

Nach dieser Rezeptur waren in den vergangenen Jahren immerhin auch die Telefon- und Stromnetze erfolgreich liberalisiert worden - was einen drastischen Preisverfall, milliardenschwere Fusionen und einen beispiellosen Innovationsschub ausgelöst hatte. Nun also der Gasmarkt. Die EU-Kommission verlangt, dass die Marktöffnung bis August 2000 in die Wege geleitet ist. Spätestens mit Beginn der Heizperiode im Oktober werden sich auch die rund 15 Millionen Gasheizungsbesitzer in Deutschland fragen, was - oder besser wie viel - sie sich von der Marktöffnung erhoffen dürfen.

Die Unternehmensberatung Mummert und Partner ist optimistisch: Um 20 Prozent sollen die Preise für Kleinverbraucher in den kommenden zwei bis drei Jahren fallen. Schon bis 2002, so hat das Unternehmen errechnet, könnte ein durchschnittlicher Privathaushalt zwischen 140 bis 420 DM pro Jahr zahlen. Andere Institute sind vorsichtiger: Die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers glaubt etwa, dass Gas innerhalb der nächsten zwei Jahre um höchstens fünf Prozent billiger wird.

Die Pessimisten sind in der Mehrzahl und dafür gibt es gute Gründe: Die Struktur des Gasgeschäfts ist anders als die des Telekom- oder Strommarktes. Anders als beim Strom gibt es etwa auf dem Gasmarkt kaum Überkapazitäten, die an einem Spotmarkt frei handelbar wären. Die Nachfrage nach Erdgas wächst schon seit Jahren stetig - und sie wird noch schneller wachsen, wenn neue Gaskraftwerke die abgeschalteten Kernkraftwerke ersetzen müssen oder gar erdgasbetriebene Fahrzeuge auf den Markt kommen. Das Angebot aber wird von einer kleinen Zahl von Lieferländern bestimmt: Russland, Holland, Norwegen. Zwar landen auch Flüssiggastanker aus Algerien und anderen Ländern, doch können diese geringen Mengen kaum den Marktpreis beeinflussen. Das russische Unternehmen Gasprom, größter Gasförderer der Welt, droht bereits offen mit der Gründung eines Erdgaskartells nach dem Muster der Opec. Die Aussichten für den Wettbewerb bleiben vor diesem Hintergrund also begrenzt.

Auch wenn kein dramatischer Preisrutsch zu erwarten ist: Der Markt wird in Bewegung kommen. 17 große Ferngasgesellschaften wie Ruhrgas, Wingas oder Thyssengas treten bislang als Importeure auf - dahinter stehen in fast allen Fällen Energiemultis wie Esso, Shell, Veba-Viag (künftig: Eon) und RWE. Weiterverteilt wird das Gas über rund 80 regionale und circa 650 örtliche Verteiler. Diese Zahlen werden deutlich schrumpfen: Schon hat die Aussicht auf Marktliberalisierung ein Übernahmekarussell ausgelöst. Durch die Fusionen entstehen kostensparende Synergieeffekte, die theoretisch als Preisnachlässe an den Kunden weitergegeben werden können. Nicht auszuschließen also, dass der Verbraucher mittelfristig doch mehr vom Wettbewerb profitiert, als es sich die Pessimisten vorstellen.

Quelle: Welt, Die  2.7.2000

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Der deutsche Gasmarkt wird liberalisiert

Verbände und Energiefirmen einig - Streitpunkte ausgeklammert

Berlin - Industrieverbände und Energiewirtschaft haben sich auf Regeln zur Liberalisierung des deutschen Gasmarktes verständigt. Nach Informationen der WELT hat sich der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) mit dem Verband kommunaler Unternehmen, dem Verband der Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) und dem Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (ViK) darauf geeinigt, die Klärung letzter strittiger Details auf die Zeit nach der Sommerpause zu vertagen. Der Unterzeichnung der "Verbändevereinbarung Gas" mit Bundeswirtschaftsminister Werner Müller am Dienstag in Berlin stehe damit nichts mehr im Wege.

Durch die Einigung auf eine Verbändevereinbarung kommt die Gaswirtschaft einer Forderung der EU nach, die Richtlinie zur Öffnung der Gasmärkte bis August 2000 national umzusetzen. Gleichzeitig entgeht die Branche damit einer staatlichen Regulierung. In der Vereinbarung wird geregelt, unter welchen Bedingungen die Konzerne ihr Netz für die Durchleitung von Gas anderer Anbieter öffnen müssen.

Streit hatte es bis zuletzt um den Umgang mit den Erdgas-Speichern der großen Ferngas-Konzerne gegeben. Industrie und Kommunen hatten verlangt, dass diese zur Nutzung durch Wettbewerber freigegeben werden. Die Versorger lehnten dies ab. Der vorläufige Kompromiss sieht jetzt vor, die Speicher nicht in den Wettbewerbsbereich einzubeziehen, und dafür den durchleitenden Fremdanbietern beim Maß der erlaubten Lieferschwankungen entgegenzukommen. Ein weiterer Streitpunkt - die Höhe des Transportentgeldes auf der Importstufe - wurde ausgeklammert. Die 17 deutschen Ferngaskonzerne sollen vorerst individuelle Preise berechnen dürfen. Nach der Unterzeichnung der Verbändevereinbarung, werde man über diese Fragen sofort weiterverhandeln, hieß es.

Die Erdgasversorger rechnen trotz der Liberalisierung zunächst nicht mit niedrigeren Gaspreisen für die Verbraucher. Der Markt sei anders als der Strommarkt seit je her im Wettbewerb mit Öl und habe ohnehin niedrigere Preise, sagte der Vorstandschef der Leipziger Verbundnetz Gas AG (VNG), Klaus-Ewald Holst. Die VNG ist das größte ostdeutsche Gasversorgungsunternehmen.

Von August 2000 an trete in Deutschland die Europäische Gasrichtlinie in Kraft, nach der auch ein Dritter das Leitungssystem der Gasversorger nutzen kann, erläuterte Holst. Dadurch werde ein Kostendruck entstehen, dem gegenwärtig ein deutlicher Preisanstieg beim Rohöl gegenüberstehe. Nach Angaben von Holst kostet eine Kilowattstunde Energie mit Strom zurzeit bis zu 30 Pfennige, eine Kilowattstunde aus Erdgas etwa sechs Pfennige. Holst: "Da sind keine großen Nachlässe mehr möglich."

Quelle: Welt, Die  2.7.2000

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Ruhrgas will Kooperation mit Gazprom vertiefen

Vorstandsmitglied Bergmann für Posten im Direktorenrat des östlichen Giganten vorgesehen - Russischer Gasanteil in Deutschland steigt

Moskau. Seit 31 Jahren engagiert sich der Essener Ruhrgas-Konzern in Russland. Der Grund ist naheliegend: Die Deutschen erwärmen sich immer mehr am Erdgas. 43 Prozent aller deutschen Wohnungen wurden im vergangenen Winter mit Erdgas beheizt. Drei von vier Neubauten hängen am Gas, in Ballungszentren neun von zehn. Wegen der geringen eigenen Vorkommen ist Deutschland überdies von Moskau abhängig. So betrug im vergangenen Jahr Russlands Anteil beim gesamten Erdgasaufkommen von Ruhrgas 35 Prozent. Tendenz weiter steigend.

Zwischen zwei Grundsätze platziert Vorstandschef Friedrich Späth die Funktion des Lieferanten Gazprom: "Das Rückgrat der europäischen Gaswirtschaft bilden langfristige Verträge." Und: "Unser Ziel ist es, Ruhrgas zu einer integrierten europäischen Gasgesellschaft zu entwickeln." Auch dazu braucht man Gazprom. Schon bisher war vom schlichten Verhältnis zwischen Kunden und Lieferanten für Späth keine Rede. Immerhin vier Prozent Aktien halten die Deutschen am mit Abstand größten Konzern Russlands.

Mehr sind laut Späth nicht geplant. Wichtiger ist zur Zeit beim Gazprom-Engagement, das Ruhrgas mit insgesamt 0,8 Milliarden Euro finanzierte, die Personalpolitik. Mit dem Vize von Späth, Burckhard Bergmann, wird Ende Juni die Hauptversammlung des russischen Energiegiganten erstmals einen Ausländer in den Direktorenrat wählen.

Bergmann wird das Engagement nutzen können. Seit Jahren kooperieren die Konzerne beim Schutz von Umwelt und Klima. Während des Putin-Besuchs in Berlin wurde ein weiteres Dokument dazu unterschrieben. Schon zehn Jahre alt ist die gemeinsame Fortbildung. Mehr als 500 Gazprom-Führungskräfte haben laut Späth durch "die lebendige Partnerschaft" gelernt, worauf es bei westlichen Unternehmen ankommt. Schließlich gibt es gemeinsame kulturelle Projekte.

Präsident Putin will durch den staatlichen Besitz eines Drittels an Gazprom-Aktien den Konzern weiter dominieren. Dazu passt, dass er vergangene Woche den Gazprom-Präsidenten Rem Wjachirew in die Kremlresidenz rief. Prompt wurde wieder über Wjachirews Zukunft spekuliert. Der 66-Jährige hatte kürzlich selbst seine Amtsmüdigkeit signalisiert.

Aus vielen Intrigen als Sieger hervorgegangen, scheint er erschöpft. Als Nachfolger ist unter anderem Alexander Woloschin, der Stabschef des Kreml, im Gespräch. Weil jedoch ein Gazprom-Chef nur durch Rücktritt seinen Posten verliert, hat vorerst nur Wjachirews Wunschkandidat, Walentin Nikischin als amtierender Generaldirektor von Meschregiongaz, eine Chance.

Erschwert wird die Gazprom-Zukunft durch sieben Syndikate, die dem Konzern Kredite geben oder auch nicht. Jede Gruppierung rekrutiert sich aus 50 bis 80 Banken. Nur gemeinsam ist ein Strukturwandel möglich. Nicht äußern will sich Späth zum brandaktuellen Media-MOST-Gazprom-Gussinskij-Skandal. Über seinen Konzern hält Wjachirew 30 Prozent am Gussinskij-Sender NTV und 14 Prozent an Media-MOST. Angeblich auf Druck des Kreml sollte oder wollte Gazprom den Kremlkritiker Gussinskij erpressen.

Ob solche Mutmaßungen einen Investor stören, ließ Wjachirews westlicher Kollege offen: "Wir hätten es auch nicht gern, wenn ein ausländischer Partner unsere Aktivitäten in Deutschland kritisch kommentiert."

Quelle: Kölnische Rundschau  24.6.2000

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"Marktöffnung macht Gas nicht billiger"

WELT-Gespräch mit dem Ruhrgas-Chef Friedrich Späth

Nizza - Nach der Liberalisierung von Tekommunikation und Strom steht in diesem Jahr der Erdgasmarkt vor der Öffnung. In der Endstufe wird allen Anbietern europaweit der Zugang zum Leitungssystem gewährt. So will es Brüssel. Auch eine Erdgasbörse soll entstehen. Mit Ruhrgas-Chef Friedrich Späth sprach auf der "International Gas Conference" in Nizza WELT-Korrespondent Jürgen H. Wintermann.

DIE WELT: Herr Späth, fallen jetzt die Erdgaspreise? Werden Gas-Aldis die Szene beherrschen?

Friedrich Späth: Ich glaube das nicht. Im Interesse der Verbraucher sollte es auch bei langfristigen Verträgen für große Mengen bleiben. Sie sind ein Schutzschild gegen übertriebene Preisforderungen der Produzenten.

DIE WELT: RWE und Eon wollen in großem Stil ins Gasgeschäft einsteigen. Werden die Verbraucher vom Wettbewerb doch stärker und rascher profitieren?

Späth: Jeder im Erdgas bleibt an die Realitäten gebunden. Nehmen Sie den Ölmarkt. Zwar herrscht weltweiter Wettbewerb, aber doch mit einer starken Kartell-Komponente der Produzenten. Beim Öl ist das die Opec. Die europäische Realität beim Erdgas bedeutet, wir haben nur vier Anbieter: Russland, Norwegen, Holland und Algerien.

DIE WELT: Der Handel verspricht sich von einer Gasbörse preiswerte Einkaufmöglichkeiten - eine realistische Basis für Preisbrecher?

Späth: Das schließe ich im Einzelfall nicht aus. Unser Markt ist ja nicht konform. Im Gegenteil. Wir haben auch heute schon starke Preis- und Mengenbewegungen auf dem Gasmarkt, ausgelöst spätestens vom Gas-zu-Gas-Wettbewerb. Aber wer soll denn an einer Gasbörse in Erscheinung treten -außer unseren drei Lieferländern! Es ist daher nicht anzunehmen, dass Liberalisierung und Gasbörse in Europa ein Gas-Preisparadies herbeizaubern.

DIE WELT: Bleibt festzuhalten, dass die Verbraucher in anderen Ländern teils deutlich weniger fürs Gas zahlen als hier zu Lande. Wer sind denn die Preistreiber?

Späth: Über alles gesehen liegen die deutschen Gaspreise nicht über den europäischen. Bei deutschen Großkunden rangieren sie zum Teil sogar am Ende der europäischen Preisskala und sind mit die niedrigsten überhaupt.

DIE WELT: Umso stärker werden dafür doch wohl die privaten Haushalte geschröpft.

Späth: Auch im Kleinkundenbereich hat sich die Lage verbessert. Deutsche Haushalte zahlen nicht mehr als österreichische oder italienische. Wir liegen nur noch leicht über dem europäischen Mittel.

DIE WELT: Mangels Wettbewerb?

Späth: Nein. Wir haben einfach höhere Kosten. Mit der Erdgassteuer und den Konzessionsabgaben liegen wir in Deutschland mit an der europäischen Spitze. Auch haben wir bei einer Anschlussdichte von 40 bis 50 Prozent noch längst nicht die der Engländer oder Holländer von 80 bis 90 Prozent erreicht. Die Gaspreise leiden hier zu Lande auch unter der deutschen Gründlichkeit. Unsere technischen Richtlinien sind gerade bei der Kleinverteilung perfekter und deshalb wesentlich aufwendiger als etwa in Italien oder Frankreich. Dort liegen Gasleitungen und Zähler teils an den Außenwänden.

DIE WELT: Das alles spielt sich doch wohl eher hinter dem Komma ab im Vergleich zur Preispolitik vieler Stadtwerke, die das Gas als Melkkuh nutzen, um mit dem Gewinn daraus ihre defizitären Schwimmbäder, Opernhäuser und Trambahnen quer zu subventionieren.

Späth: Der Vorwurf der Quersubventionierung ist mir zu allgemein. Natürlich steht den Kommunen in der Gasversorgung als den Eigentümern der Netze ein unternehmerischer Gewinn zu. Andererseits haben sie die von ihnen genannten kommunalen Aufgaben, deren Verluste auszugleichen sind. Die Frage ist deshalb nur, ob öffentliche Versorger beim Gas übermäßige Gewinne kassieren. Das aber glaube ich nicht.

DIE WELT: Was passiert eigentlich, wenn sich die Produzentenländer mit Öffnung der Netze entscheiden, das Gas in eigener Regie bis zum Verbraucher zu bringen, um die lukrativen Gewinne dort selbst zu kassieren?

Späth: Eine Direktversorgung durch Russland, Norwegen und Holland halte ich für hypothetisch. Diese Länder haben aus ihrer Interessenlage heraus nicht vorrangig das Interesse der Verbraucher an preiswertem und sicherem Gas vor Augen. Auch volkswirtschaftlich halte ich eine Direktversorgung wegen der Abhängigkeit vom Gas-Oligopol für schädlich. Nur Großimporteure wie wir schaffen auf Dauer das Kräftegleichgewicht zwischen den Produzenten und den 350 Millionen Verbrauchern.

DIE WELT: Und wenn eines Tages doch noch das Gaskartell kommt?

Späth: Es gab und gibt keinen erkennbaren Preiswettbewerb zwischen Russland, Norwegen und Holland. Genau das ist die eingangs erwähnte Realität. Deshalb haben wir in unseren langfristigen Lieferverträgen den Gaspreis an den Ölpreis gebunden. Das bedeutete in 1999 sehr niedrige Preise, von denen die deutschen Verbraucher profitiert haben. Aber in dieser Situation haben die Verträge zwischen den Produzenten und uns gehalten.

DIE WELT: Das Energiewachstum in Deutschland ist begrenzt. Wie reagiert Ruhrgas darauf?

Späth: Wir suchen geeignete Aktivitäten in anderen europäischen Ländern. Möglichkeiten ergeben sich derzeit vorwiegend in Osteuropa.

DIE WELT: Wie lange steht Erdgas weltweit noch zur Verfügung?

Späth: In den vergangenen Jahrzehnten wurde immer mehr Gas gefunden und erschlossen als verbraucht. Trotz stark steigenden Konsums hat sich die Reichweite des Gases damit von 40 auf jetzt über 60 Jahre verlängert. Das wird auch noch einige Zeit so weitergehen, ich denke: Weit über hundert Jahre.

Quelle: Welt, Die  12.6.2000

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Veba übernimmt RWE-Anteil an der Ruhrgas

Kartellbehörden fordern die Entflechtung der ehemaligen Energie-Monopolisten

ews/jsn DÜSSELDORF. Die Veba AG in Düsseldorf engagiert sich stärker im Gasgeschäft. Sie übernimmt vom Essener RWE-Konzern dessen Beteiligung von 3,5 % an der Ruhrgas AG, Essen. Das Paket hat einen Wert von 600 Mill. DM, die Ruhrgas insgesamt von 17 Mrd. DM. Dieser Wechsel der Anteile sei durch kartellrechtliche Auflagen für die Fusionen von Veba/Viag sowie RWE/VEW nötig geworden, heißt es in Essen. Endgültig wollen die Kartellbehörden in Brüssel und Bonn ihre Bedingungen für die Freigabe der Verschmelzungen am 7. Juni veröffentlichen.

Die Eon AG (Veba/Viag) beabsichtige, ihr Engagement im Gas nachhaltig auszubauen, hatte Vorstandschef Ulrich Hartmann in der vergangenen Woche bei der Hauptversammlung erklärt. Hierzu könne auch eine nachhaltige Aufstockung der Anteile bei der Ruhrgas von bisher mittelbar gut 7 % gehören, ergänzte eine Veba-Sprecherin auf Anfrage des Handelsblattes. Dazu könnten noch einmal 7 % kommen, wenn die Mannesmann-Mutter Vodafone ihre Ruhrgas-Anteile verkaufen würde. In diesem Fall seien aber noch keine Verhandlungen in Angriff genommen worden. Auf keinen Fall will sich derzeit die Düsseldorfer Thyssen-Krupp AG von ihrem vierprozentigen Ruhrgas-Besitz trennen, betonte ein Sprecher.

Um bei der Ruhrgas das Sagen zu bekommen, müsste die Veba aber die Mehrheit am Grundkapital der Essener RAG (früher Ruhrkohle) AG erwerben. In diesem Fall ist eine Lösung schwierig und politisch hoch brisant, weil die Subventionslasten für die heimische Steinkohle mit verkraftet werden müssen. Allein der geordnete Ausstieg aus dem heimischen Bergbau würde mindestens 12 Mrd. DM kosten.

Die kartellrechtlich gewünschten Entflechtungen der gemeinsamen Beteiligungen von RWE und Veba sollen nach dem Willen der beiden Unternehmen erreicht werden, ohne dass größere Geldmittel fließen. Sowohl Unternehmenstausche als auch Realteilungen sind dabei geplant. Eon wird sich im Laufe eines Jahres nach der Eintragung ins Handelsregister, die noch im Juni erfolgen soll, von ihren Anteilen an VEW, der Berliner Bewag und der Hamburger HEW trennen. Gemeinsam mit RWE soll die Mehrheit von über 80 % am ostdeutschen Braunkohlenverstromer Veag und von über 90 % am Braunkohlenproduzenten Laubag abgegeben werden.

Im deutschen Gasmarkt ist RWE/VEW die Nummer zwei nach der Ruhrgas, die Eon rangiert mit ihren Beteiligungen Thüga und Contigas weit dahinter und hat daher Nachholbedarf. Im internationalen Maßstab sind die beiden deutschen Ex-Monopolisten allerdings mit Anteilen von jeweils 3 % an der europäischen Energieversorgung immer noch Leichtgewichte.

Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 29. Mai 2000

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RWE steigt bei Ruhrgas aus
Veba hält beim Essener Gasriesen die besten Karten
 Auf der Bilanzpressekonferenz der Ruhrgas werden heute Fragen zur Aktionärsstruktur gestellt, aber sicher vom Vorstandschef Friedrich Späth kaum kommentiert werden. Veba will kräftig aufstocken.

DÜSSELDORF. Die RWE AG, Essen, will ihre Beteiligung von 3,5 % an der Ruhrgas AG, Essen, an die Eon AG (Veba/Viag), Düsseldorf, verkaufen. Damit würde die Veba über ihre unmittelbaren und mittelbaren Beteiligungen bei der Ruhrgas einen gewichtigen Einfluss gewinnen. Bei einem Unternehmenswert des größten europäischen Gashändlers von schätzungsweise 17 Mrd. DM kann der Anteil von RWE, der über die Öltochter RWE-Dea an der Bergemann GmbH gehalten wird (siehe Grafik), auf 600 Mill. DM veranschlagt werden. Die Trennung sei Resultat kartellrechtlicher Abstimmungsgespräche, heißt es bei RWE.

Für die Genehmigung der beiden Fusionsvorhaben RWE/VEW und Veba/Viag fordern die Kartellbehörden „wettbewerbsverbessernde Maßnahmen“. Sowohl in Brüssel bei der EU-Wettbewerbsbehörde – zuständig für Veba/Viag – als auch in Bonn beim Bundeskartellamt, das die Verschmelzung von VEW auf RWE prüft, liegen die Vorschläge der beteiligten Unternehmen mittlerweile vor. Die beiden Verfahren sind von den Wettbewerbshütern in enger Koordination bearbeitet worden. Am 7. Juni wird in Brüssel endgültig entschieden; dann werden wohl auch in Bonn die Bedingungen für die Fusionsgenehmigung bekannt gegeben.

In beiden Fällen ist grünes Licht zu erwarten; die Auflagen und Bedingungen für die Freigabe beider Fusionen werden von den Unternehmen zwar als schmerzhaft, jedoch angesichts der hochgerechneten Synergieeffekte als verdaubar bezeichnet. Auf der Prüfliste der Wettbewerbsbehörden standen gemeinsamen Beteiligungen von Veba/Viag und RWE/VEW an Deutschlands größtem Ferngasunternehmen Ruhrgas AG nur am Rande auf der Tagesordnung.

Die Verflechtungen bei der RAG AG (früher Ruhrkohle) sind nicht behandelt worden. Offensichtlich war die hoch subventionierte RAG bei den Kartellbeamten politisch zu brisant. Bei einem Eigentümerwechsel würde die europäische Konkurrenz sofort bei der EU intervenieren. Bisher hat das deutsche Subventionsgebahren den Segen der Kommission gefunden.

Auch bei der britischen Vodafone, die sich in diesem Frühjahr die Mannesmann AG, Düsseldorf, einverleibt hatte, wird der Ausstieg aus der Ruhrgas geprüft. Als ehemaliges Stahlunternehmen hält Mannesmann traditionell mit 13,3 % einen bedeutenden Anteil an der montanbeherrschten Bergemann GmbH und durchgerechnet etwas mehr als 4 % am Grundkapital der Ruhrgas von 1,125 Mrd. DM. Vodafone benötigt dringend finanzielle Mittel, um den Ausbau des Mobilfunkunternehmens voranzutreiben.

Dagegen will der Mitaktonär Thyssen Krupp AG, Düsseldorf, auch aus der Montanindustrie gekommen, vorläufig an seinem Ruhrgas-Paket von durchgerechnet 8 % festhalten, wie ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Handelsblatt erklärte.

Die neue Eon, die mit Vodafone nach eigenen Angaben allerdings noch nicht verhandelt hat, ist daran interessiert, ihren Anteil an der Ruhrgas nachhaltig aufzustocken. Hierfür ist es aber erforderlich, den bedeutendsten Bergemann-Teilhaber RAG unter Kontrolle zu bekommen. Dies könnte durch eine Realteilung oder durch eine Aufstockung der bisherigen Anteile von knapp 40 % geschehen. Dies würde sehr teuer werden, weil ein Einstieg in den schnellen Auslaufbergbau an Ruhr und Saar nicht unter 12 Mrd. DM zu realisieren ist. Offen ist zudem noch, ob nicht auch schon gewährte Subventionen für die deutsche Steinkohle zurück gezahlt werden müssen.

Handlungsbedarf in der Entflechtung der Gasbranche besteht auch anderswo. Da ist zum einen die Kölner Rhenag AG, an der RWE zu 54,9 % und die Veba-Tochter Preussenelektra zu 41,3 % beteiligt sind. Hier zeichnet sich eine Realteilung ab, obwohl die Veba gerne die Rhenag voll übernommen hätte. Eine Realteilung könnte auch die Lösung für die Lech-Werke AG, Augsburg, sein. RWE Energie besitzt daran deutlich mehr als drei Viertel der Anteile. Bei der Gasag AG, Berlin, wird dagegen RWE aussteigen und seine Anteile von knapp 12 % an die Veba (derzeit knapp 13 %) abgeben. Bei der Neuordnung der leitungsgebunden Energien soll nach dem Willen von RWE und Eon möglichst kein Geld fliessen.

Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 29. Mai 2000

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Ölpreis treibt Gaskosten

Hein-Gas-Chef Ulrich Hartmann schließt weitere Erhöhung nicht aus


 Hamburg - Die im April beschlossene Erhöhung der Hamburger Gaspreise um rund 16 Prozent steht unmittelbar bevor, und schon zeichnet sich eine weitere Anhebung noch in diesem Jahr ab. "Ich kann nicht ausschließen, dass wir die Tarife nochmals erhöhen müssen", sagt Ulrich Hartmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburger Gaswerke (HGW), dem Abendblatt. Der Grund liegt in der Bindung des Gaspreises an die Ölpreisentwicklung. "Anfang Oktober erfahren wir, welchen Bezugspreis wir an unsere Lieferanten entrichten müssen. Wenn dieser Preis weiter steigt, müssen wir anheben." Berechnungsgrundlagen für die Oktoberpreise sind die durchschnittlichen Heizölpreise des ersten Halbjahres, und die waren bislang eher hoch.
Die Ölpreisbindung wird laut Hartmann auch mit der Liberalisierung des europäischen Gasmarktes bestehen bleiben. "Diese Regelung ermöglicht für Förderländer und Abnehmer wie zum Beispiel die Hamburger Gaswerke eine verlässliche Planungsgrundlage. Nur so können wir langfristige Verträge abschließen und so auch sicherstellen, dass pünktlich an die Kunden geliefert wird. Zusätzlich haben wir damit eine Sicherheit vor möglicher Preiswillkür der Förderländer."
Mit der jetzt in Gang kommenden Liberalisierung des Marktes könne der Gaspreis für private Haushalte und für Gewerbekunden langfristig wieder leicht fallen. "Aber einen Sinkflug wie bei der Stromwirtschaft, wo manche Firmen bereits unter eigenen Kosten anbieten, werden wir beim Gas nicht erleben", sagt Hartmann.
"Erstens gibt es anders als beim Strom im Gasbereich keine Überkapazitäten, die nach der Liberalisierung auf dem Markt angeboten werden könnten. Zweitens gibt es mit Russland, den Niederlanden und Norwegen nur drei große Förderländer für Deutschland, und von denen hat keines Interesse, sich die Preise kaputtmachen zu lassen."
Produzenten aus anderen Ländern wie Nigeria, Iran oder Aserbaidschan, wo große Gasreserven gefunden wurden, könnten den deutschen Markt nicht beliefern. "Der Transport nach Deutschland durch Pipelines oder Gastanker wäre zu teuer."
Mit der Liberalisierung des Gasmarktes kämen auf die Branche harte Zeiten zu. "Um auch bei niedrigeren Preisen wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die meisten der 675 deutschen Gasversorger ihre Kosten massiv senken." Hein Gas habe die größten Rationalisierungsschritte bereits hinter sich. "Deshalb sind wir für den Wettbewerb gut gerüstet", sagt Hartmann. Bereits heute seien die Hamburger bundesweit unter den zehn preisgünstigsten Anbietern vertreten.
Das Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren die Zahl seiner Mitarbeiter durch die Ausnutzung von Fluktuation und Frühpensionierungen um etwa 700 auf 1300 abgebaut. Darunter sind 200, die in Tochtergesellschaften ausgegliedert wurden. Die Vorteile liegen für Hartmann auf der Hand. "Vom Markt neu eingestellte Mitarbeiter der Töchter werden nicht nach Haustarif bezahlt und haben keine Ansprüche auf eine betriebliche Altersvorsorge." Schon jetzt brächten die gesamten Rationalisierungsmaßnahmen 60 bis 70 Millionen Mark Einsparungen pro Jahr. "Dieser Betrag steigt jedes Jahr an." Außerdem würden einige der Tochtergesellschaften, wie zum Beispiel die Gesellschaft für den Rohrnetzbetrieb, ihre Dienste auch anderen Unternehmen anbieten. Nach einer Durststrecke erwirtschaftet sie zwischenzeitlich für die Gaswerke sogar Gewinne.
Trotz der Schrumpfkur will der Hein-Gas-Chef nicht ausschließen, dass noch weitere Stellen abgebaut werden - aber nicht mehr so viele. "Wir müssen weiterhin zu den Kostenführern in Deutschland gehören." Als nächste Maßnahme plant Hartmann die Verkleinerung der Betriebshöfe von Hein Gas. Zwei der vier Höfe, in Harburg und Poppenbüttel, sollen verkauft und durch angemietete kleinere Gewerbeflächen ersetzt werden. "Das bringt pro Jahr und Hof 500 000 Mark weniger Kosten."
Die Erlöse aus dem Sparprogramm will Hartmann für wettbewerbsbedingte Preissenkungen verwenden und für eine weitere Expansion. Bereits heute haben die Gaswerke Beteiligungen an Energieversorgern im Hamburger Umland und in Mecklenburg-Vorpommern. Eingekauft hat sich Hein Gas unter anderem in die Stadtwerke Wismar, Stralsund, Greifswald und andere, aber auch in die Wärmeversorgung Ahrensburg, die Ammersbeker Wärmeversorgung oder die Gemeindewerke Tornesch. Der Schweriner Versorger Hanse Gas gehört den Hamburgern sogar zu 100 Prozent.
"Wir haben entweder Finanzbeteiligungen oder - und das ist der Idealfall - auch Töchter, die wir mit Gas beliefern." Die Expansion will Hartmann fortsetzen. Die Voraussetzungen dazu hat Hein Gas gerade geschaffen. Das Unternehmen baut in Kraak in Mecklenburg für 180 Millionen Mark drei riesige Speicher, die in der ersten Ausbaustufe bis zu 140 Millionen Kubikmeter Gas aufnehmen können. Weitere Speicher können bei Bedarf folgen. "Wir haben uns für die nächsten 50 Jahre die Bergwerksrechte dort gesichert", sagt Hartmann.

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Gasunternehmen fürchten Verlust von 10.000 rund Arbeitsplätzen
Wasserwirtschaft sieht Liberalisierung skeptisch


Berlin. (ap/dpa) In den etwa 700 Unternehmen der deutschen Gaswirtschaft droht nach Angaben der Branche in den kommenden zwei Jahren der Verlust von etwa 10.000 der derzeit 60.000 Arbeitsplätze. Der Vorsitzende des Bundesverbandes der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW), Ulrich Hartmann, begründete dies in Berlin mit den steigenden Erdgaspreisen der Förderländer, die zu Rationalisierungen in der Branche führten. Der Erdgaspreis ist an die Entwicklung der Ölpreise gekoppelt.

Hartmann kündigte an, dass die ab Sommer geplante Liberalisierung des Gasmarktes keine wesentliche Preissenkung für den Endverbraucher mit sich bringe. "Es gibt eben beim Gas nicht solch ein Überangebot wie auf dem Strommarkt", sagte er. Deutschland ist zu 80 Prozent auf Erdgaslieferungen aus dem Ausland angewiesen.

Hartmann bekräftigte, dass die Verbändevereinbarung für den diskriminierungsfreien Netzzugang Ende Juli fertig sein werde. Zunächst werde jedoch nur die Industrie vom freien Gasmarkt profitieren. Für die privaten Haushalte werde sich der Wettbewerb voraussichtlich erst im kommenden Jahr auszahlen. Gaswirtschaft und Industrie hatten sich Mitte März auf Eckpunkte für eine Durchleitung von Gas durch fremde Netze verständigt. Hintergrund der Verbändevereinbarung ist die im August in Kraft tretende EU- Richtlinie für die Öffnung der Gasmärkte.

Das kühle Nass wird etwas teurer

Auch einer Liberalisierung der Wasserversorgung stehe man grundsätzlich offen gegenüber, sagte der zuständige BGW-Sprecher Ortwin Scholz. Sie müsse aber noch genau auf ihre Konsequenzen geprüft werden. Die geltenten Bestimmungen im Kommunal- und Wasserrecht seien im Moment nicht mit einer Liberalisierung in Einklang zu bringen.

Außerdem sei Wasser eine Ressource, die nicht wie Strom verlustfrei über große Entfernungen transportiert werden könne. Gegen eine geplante Zulassung von Wasser minderer Qualität, wie Dachablaufwasser, als Trinkwasser will sich der BGW nach Auskunft von Scholz wehren. Damit sei der hohe hygienische Standard von Trinkwasser in Deutschland gefährdet.

Der Verband forderte andererseits das Gesundheitsministerium auf, die in einem Entwurf vorgesehene Verschärfung der EU-Trinkwasser-Richtlinie zu streichen. Eine nationale Verschärfung sei unnötig und führe zu einem Preisanstieg bis zu 20 Prozent. Damit werde die Wettbewerbsposition deutscher Wasserversorger geschwächt.

Scholz sprach sich außerdem für ein Ende der Abwasserabgabe aus. Auf Grund der hohen Qualität des deutschen Abwassers sei die Abgabe nicht mehr notwendig. Allein 1998 zahlten die Deutschen für die Abgabe rund 720 Millionen Mark.

Nach Verbandsangaben hat sich die Position der Gaswirtschaft 1999 auf dem Wärmemarkt gestärkt. Fast jeder zweite deutsche Haushalt und fast jeder dritte Industriebetrieb nutze Erdgas. Damit liege Erdgas inzwischen hinter Mineralöl auf Platz zwei des Primärenergieverbrauchs. Der Wasserverbrauch war 1999 leicht um 0,9 Prozent gesunken. Der Preisanstieg sei mit 1,6 Prozent im Vergleich zu 1998 weiter rückläufig. Im Durchschnitt zahle jeder Bürger täglich 42 Pfennig für Trinkwasser und 57 Pfennig für Abwasser, insgesamt 362 Mark jährlich.

Quelle: Kölnische Rundschau 12.4.2000

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Mehr Strom aus Erdgas in NRW

Düsseldorf

Ein japanisch-amerikanisch-deutsches Firmenkonsortium will rund 1,6 Milliarden DM in den Bau von zwei modernen Gaskraftwerken in Ahaus (800 Megawatt Leistung) und in Dortmund (400 Megawatt) investieren.

Das teilte die Düsseldorfer Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) mit. Zusammen hätten die beiden hoch effizienten Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke (GuD) die Leistung eines großen Atomkraftwerks. Laut "Berliner Zeitung" ist der japanische Großkonzern Marubeni mit einer Beteiligung von 65 Prozent die treibende Kraft in dem Konsortium, zu dem außerdem die amerikanisch-britische Dynegy und der nordrhein-westfälische Mittelständler BAW gehörten. Attraktiv sei das Engagement für Marubeni, weil die Bundesregierung effiziente Gaskraftwerke mit Kohle- und Atomanlagen gleichstellen und von der Energiesteuer befreien will. Bisher ist aber nicht klar, ob die EU-Kommission dem zustimmt.

Höhn appellierte an den Essener Stromriesen RWE, verstärkt im eigenen Verbreitungsgebiet auf diese Technik zu setzen. Bisher nutze RWE sie überwiegend im Ausland und baue etwa in Portugal gemeinsam mit dem britischen Stromkonzern PowerGen ein Gaskraftwerk. PowerGen will auch in Hürth-Knapsack eine solche Energiefabrik errichten und hat inzwischen die Planungsunterlagen bei der Kölner Bezirksregierung eingereicht. In Knapsack betreibt RWE ein nicht mehr rentables Braunkohlekraftwerk, das spätestens 2003 dichtgemacht werden soll. Ob RWE sich nun an dem PowerGen-Projekt beteiligt oder gar selbst ein Gaskraftwerk in Knapsack errichtet, ist offen. (dpa, EB)

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger  5.4.2000

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Rohr frei für den Gaswettbewerb

Gaswirtschaft verabschiedet Eckpunke zur Liberalisierung. Vom neuen Angebot profitiert vorerst nur die Industrie

BERLIN taz Nach monatelangen Verhandlungen haben sich die Gaswirtschaft und die Industrie darüber verständigt, zu welchen Bedingungen Gas durch die Leitungen fremder Anbieter geleitet werden kann.

Auf Grundlage des gestern unterzeichneten Eckpunkte-Papiers soll im August eine endgültige Vereinbarung in Kraft treten, nach der Kunden ihren Gaslieferanten frei wählen können. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, der die Verhandlungen begleitet hatte, nannte das Papier "einen großen Schritt in Richtung Wettbewerb".

Er warnte allerdings vor zu großen Erwartungen hinsichtlich einer schnellen Gas-Preissenkung. Der einsetzende Wettbewerb führe zwar dazu, dass die Gaspreise, die an den Ölpreis gekoppelt sind, nicht in dem selben Maß steigen, wie es der Ölpreis zur Zeit zulassen würde, so Müller. Er schließe aber nicht aus, dass einzelne Anbieter auf die Idee kommen, Gas direkt in den Erzeugerstaaten einzukaufen und es unter Umgehung der traditionellen Versorger an die Kunden zu verkaufen: "Vielleicht wird es grünes Gas geben wie jetzt schon gelben Strom", sagte Müller.

Doch noch müssen sich die rund 14 Millionen Haushalte, die in Deutschland mit Gas heizen und kochen, gedulden. Es gibt noch keine Regelung, wie die Durchleitung zum Endverbraucher abgerechnet werden soll.

In den kommenden Monaten sollen für die Privathaushalte "typische Abnahmeverhalten" ermittelt werden. Zunächst wird die Industrie von der Durchleitung profitieren. Die Erwartungen an den Wettbewerb sind hoch, weil die Gaspreise in der Bundesrepublik rund 20 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegen. Carsten Kreklau vom Bundesverband der Deutschen Industrie gibt sich optimistisch, dass die Einigung "den Wettbewerb in Gang setzt".

Auf Preissenkungen wollten sich weder die Industrie, noch die Versorger festlegen. Doch der "Binnenwettbewerb" zwischen den rund 40 großen regionalen und 700 lokalen Gasversorgern habe bereits begonnen, sagte Ulrich Hartmann, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft. Die Konsequenzen bekommen vor allem die rund 100.000 Mitarbeiter der deutschen Gasunternehmen zu spüren. Im Vorfeld des Wettbewerbs sind nach Hartmanns Angaben bereits 30.000 Stellen bei den Gasunternehmen abgebaut worden, um die Effizienz zu steigern. Ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen.

Quelle: TAZ  18.3.2000

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 Das Gas-Monopol steht vor dem Fall
Verbände sind sich einig
Kein Preissturz wie beim Strom erwartet

Berlin - Zwei Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes sollen nun auch die Monopole auf dem deutschen Gasmarkt fallen. Die Eckpunkte einer Verbändevereinbarung über den diskriminierungsfreien Netzzugang wollen die Industrie- und Branchenverbände heute Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) vorstellen.

Mit der Vereinbarung werden wie beim Strom die Spielregeln für den freien Gasmarkt nicht vom Gesetzgeber geregelt, sondern zwischen den Netzbetreibern und den Großkunden. In der Branche wird jedoch nicht mit solchen Preisstürzen wie beim Strom gerechnet. Die Durchleitung von Gas gestalte sich schwieriger als beim Strom, heißt es. So gebe es je nach Region verschiedene Qualitäten. Anders als beim Strom, ist auch der Anteil der Eigenerzeugung in Deutschland wesentlich geringer. So werden 80 Prozent des Erdgases importiert, vor allem aus Russland, Norwegen und den Niederlanden.

Strittig war zuletzt die Frage, wie die unterschiedliche Gasqualität in den einzelnen Regionen bei den Tarifen berücksichtigt werden kann. Hintergrund ist auch die von der EU geforderte Liberalisierung des Gasmarktes in Europa. Eine entsprechende Richtlinie soll noch in diesem Sommer in Kraft treten. An dem Eckpunkte-Papier sind die BDI, der Verband der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft, der Bundesverband der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft sowie der Verband der kommunalen Unternehmen beteiligt.

Die Vereinbarung sieht für die Nutzung fremder Netze drei Tarifstufen vor. Die erste Stufe betrifft das überregionale Gasnetz, wobei die Nutzungsgebühr von der Transportentfernung und dem Durchmesser der Leitung abhängen soll. Auf einer zweiten Stufe sollen die Tarife bei der regionalen Fernversorgung geregelt werden. Unterhalb dieser Ebene sollen mit einer dritten Tarifstufe die Preise für Endkunden geregelt werden. Die Entgelte in der Endverteilung sollen sich nach Menge und Leistung richten.Verbraucher und neue Anbieter haben diese komplizierte Tarifstruktur kritisiert. (dpa)

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 17.3.2000

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Thyssengas streicht jede dritte Stelle
Vorbereitung auf liberalisierten Markt

dpa DÜSSELDORF/DUISBURG. Zur Vorbereitung auf die Liberalisierung des Gasmarktes will die Duisburger Thyssengas bis Ende 2001 nahezu jede dritte Stelle streichen. Mit dem Betriebsrat sei ein Sozialplan für das Ausscheiden von 30 Prozent der 462 Mitarbeiter vereinbart worden, berichtete der Geschäftsführer der Thyssengas GmbH, Christian Heinrich, am Montag in Düsseldorf.

Das Duisburger Unternehmen rechne mit einem "gewaltigen Druck" auf die Margen im Gasgeschäft. "Kostenorientierte Preise werden im Wettbewerbsmarkt jedenfalls keinen Bestand haben", sagte Heinrich. Bereits zum 1. August rechne Thyssengas mit in Kraft treten der Verbändevereinbarung, mit der ähnlich wie beim Strom die Durchleitung von Gas durch die Netze anderer Unternehmen geregelt werden soll.

Infolge des zunehmenden Wettbewerbs der Gaskonzerne sank die Erdgasabgabe von Thyssengas 1999 um zwei Prozent auf 70,5 Mrd. Kilowattstunden. Der Umsatz lag mit 1,55 Mrd. DM auf dem Niveau des Vorjahres. Ohne die Erhöhung der Ökosteuer wäre er um zwölf Prozent gesunken. Der Jahresüberschuss ging von 45 Mill. DM im Jahr 1998 auf "deutlich unter 40 Mill. DM" zurück. Mit dem Abbau von 14 auf 462 Arbeitsplätze blieb die Mitarbeiterzahl weitgehend konstant.

Quelle: HANDELSBLATT, 14. Februar 2000

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Russischer Ergas-Monopolist Gasprom vor der Spaltung

Moskau (dpa) - Der mächtige russische Erdgas-Monopolist Gasprom soll nach russischen Zeitungsberichten noch in diesem Jahr aufgespalten werden.

Das Kernunternehmen Gasprom solle künftig nur noch die gasfördernden Betriebe sowie die Exportunternehmen vereinigen, während Transport- und Dienstleistungsbereiche verkauft werden sollten. Das berichtete am Samstag die russische Wirtschaftszeitung «Kommersant». Die Spaltung der russischen Monopole fordern seit Jahren der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank.

«Wir teilen (Gasprom) in diesem Jahr in die auf, die Geld machen, und die, die helfen, Geld zu machen», wurde der Gasprom- Vorstandsvorsitzende Rem Wjachirew von der Zeitung «Sewodnja» zitiert. Wjachirew habe diese Aussage vor wenigen Tagen bei dem Besuch eines Gasprom-Unternehmens in Sibirien gemacht. Die Gasprom- Aktien waren nach ersten Spekulationen über eine Spaltung des Monopolisten am Freitag gefallen. Aus verschiedenen Presse-Berichten ging zunächst nicht hervor, ob die Pipelines weiterhin unter Gasprom- Kontrolle bleiben sollen.

Die Spaltung von Gasprom würde das Unternehmen effektiver machen und den Forderungen internationaler Finanzorganisationen entsprechen, schrieb «Kommersant». Der weltgrößte Erdgaskonzern fördert jährlich etwa 540 Milliarden Kubikmeter Gas. Nach Einschätzung des «Kommersant» zeugt die geplante Spaltung indessen aber auch vom Kampf des Kremls um die Kontrolle über den Öl- und Energiesektor Russlands. Seit Monaten gibt es Gerüchte, der Kreml wolle Wjachirew von der Gasprom-Spitze entfernen.

Der russische Staat hält etwa 38 Prozent der Gasprom-Anteile. Die deutsche Ruhrgas AG (Essen) ist mit vier Prozent an Gasprom beteiligt. Nach ursprünglichen Plänen sollen in diesem Jahr weitere 2,5 Prozent der Staatsaktien versteigert werden. Gasprom hatte 1998 infolge der Rubel-Krise Milliarden-Verluste verbucht.

Auch eine Restrukturierung des landesweit größten monopolistischen Strom-Versorgers EES Rossii sei nicht auszuschließen, schrieb «Kommersant» weiter. 30 Prozent der EES-Aktien sind in ausländischer Hand. Bei einem Treffen mit ausländischen Investoren am vergangenen Donnerstag in London habe der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Walentin Sawadnikow bereits ein Restrukturierungsprojekt vorgestellt. Demnach sollen Aktien-Anteile der zehn effektivsten regionalen Tochterunternehmen von EES Rossii an Ausländer verkauft werden.

Quelle: General Anzeiger Wirtschaft 29.1.2000

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Versorger sehen keine Engpässe

Gaskraftwerke

Erftkreis - Seit 1973 bezieht die Essener Ruhrgas AG Erdgas aus Sibirien, vom weltgrößten Gaslieferanten Gazprom. "Damals war ja noch Kalter Krieg", sagt Unternehmenssprecher Helmut Roloff. Doch die Russen hätten immer zuverlässig geliefert. Schließlich sei Gazprom der wichtigste Devisenbeschaffer Russlands und finanziere ein Viertel des Staatshaushalts. Ruhrgas ist Marktführer der Branche in Deutschland und seit einigen Monaten mit vier Prozent an Gazprom beteiligt. Das Essener Unternehmen bezieht sein Gas hauptsächlich aus dem Osten, kauft aber auch bei Nordsee-Anrainern wie Großbritannien und Norwegen.

Würden nun vermehrt Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke in Deutschland gebaut, sei deren Versorgung "überhaupt kein Problem", sagt auch Wingas-Sprecher Cyrus Vogel. An Wingas ist neben BASF/ Wintershall die Gazprom mit rund einem Drittel beteiligt. In den 70er Jahren habe der Club of Rome prophezeit: In 30 Jahren seien nicht nur die Öl-, sondern auch die Gas-Vorkommen der Erde erschöpft. Tatsächlich aber habe man mit Hilfe verbesserter Techniken immer neue Erdgasfelder entdeckt. Vogel: "Jährlich wird weniger Gas verbraucht als neues gefunden." Die sicheren Reserven reichten für mindestens 50 Jahre. Die geschätzten Vorkommen seien noch um ein Vielfaches größer.

"Sinnvoll"

Wingas-Sprecher Vogel hält die jetzt beschlossene Steuerbefreiung für Gaskraftwerke für eine "sehr sinnvolle Maßnahme". Im Vergleich zur Kohle sei Gas "ökologisch eindeutig besser". Es sei nicht einzusehen gewesen, dass Gas mit Abgaben belastet wurde, während die Kohle davon verschont blieb. 1998 hatte das Erdgas einen Anteil von 21 Prozent am Primärenergieverbrauch in Deutschland, die Braunkohle kam auf 10,5 Prozent. Die Gasversorgungsgesellschaft Rhein-Erft (GVG) wird sowohl von Ruhrgas und Wingas, aber auch von Thyssengas (zur Hälfte im RWE-Besitz) beliefert. "Wir beziehen von allen drei Firmen Kontingente", erläuterte Volker Düring, Abteilungsleiter beim regionalen Gasversorger. Düring ist ebenso wie die Sprecher von Ruhrgas und Wingas davon überzeugt, dass die Preise für Gas auf absehbare Zeit relativ stabil bleiben. Sie könnten möglicherweise sogar etwas sinken. Denn ähnlich wie zuvor auf dem Strommarkt verhandeln die Interessenverbände nun über Durchleitungsrechte für Anbieter, die keine eigenen Gasleitungen besitzen. Auch im Gasgeschäft soll liberalisiert werden. Und das dürfte den Kunden zugute kommen.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 13/11/1999

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Liberalisierung wird Arbeitsplätze in Gaswirtschaft kosten

Leipzig (dpa) - Nach Ansicht der Verbundnetz Gas AG wird durch die Liberalisierung des Energiemarkts in der Gaswirtschaft in den nächsten Jahren ein Fünftel der Arbeitsplätze verloren gehen.

«Ich schätze, dass es in den kommenden fünf Jahren zu Kosteneinsparungen und der Streichung von Arbeitsplätzen in einer Größenordnung von um die 20 Prozent kommt. Zurzeit sind in der deutschen Gaswirtschaft rund 30 000 Menschen beschäftigt», sagte Wolfgang F. Eschment, Mitglied des Vorstands der Verbundnetz Gas AG (VNG/Leipzig), am Montag am Rande des Intergas Marketing-Kongresses 1999 in Leipzig.

An dem Kongress auf dem Leipziger Messegelände nehmen nach Angaben der Veranstalter 470 Unternehmen aus 26 Ländern teil. Er findet alle fünf Jahre statt und wird erstmals in Deutschland ausgerichtet. Bis Dienstag sind Vorträge und Diskussionen über die Auswirkungen der Liberalisierung der Energiemärkte vorgesehen. Zudem sollen neue Marketingstrategien besprochen werden.

Der Verlust an Arbeitsplätzen habe neben der Liberalisierung des Energiemarkts auch mit dem harten Wettbewerb in der Gaswirtschaft zu tun. «Der Gaspreis ist an den Weltmarktpreis für Heizöl gekoppelt, und im Moment steigt dieser Preis. Die meisten Gasunternehmen sind dabei, die Preise um 0,3 bis 0,5 Pfennig pro Kilowattstunde zu erhöhen», erläuterte Eschment. «Außerdem wird im Zuge der Liberalisierung der internationale Wettbewerb schärfer. Davon sind alle Unternehmen betroffen, und es ist auch die Frage, ob sich beispielsweise die 150 Stadtwerke und 20 Regionalversorger, die sich in Ostdeutschland mit Gas beschäftigen, alle halten werden.»

Ähnlich starke Preissenkungen wie auf dem Strommarkt von teilweise mehr als 20 Prozent erwartet Eschment nicht: «Es wird Preisbewegungen geben, die aber in erster Linie mit dem Weltmarktpreis für Öl zusammenhängen, und das kann sowohl zu Preiserhöhungen als auch zu Preissenkungen führen. Die Liberalisierung wird außerdem einen Spareffekt bringen, inwieweit dieser an die Verbraucher weitergegeben wird, lässt sich nicht quantifizieren.»

Die Verhältnisse bei Strom und Gas seien nicht vergleichbar. Gas habe im Unterschied zum Strom schon immer mit anderen Energieträgern konkurrieren müssen. Im Schnitt koste eine Kilowattstunde Strom etwa 30 Pfennig, bei Erdgas liege dieser Wert zwischen fünf und sechs Pfennigen. «Wir haben schon immer einen Marktpreis angeboten, da ist nicht mehr so viel Luft drin wie beim Strom. Beim Gas kann man durch Rationalisierung noch gewisse Effekte rausholen, aber die Margen sind viel geringer», erläuterte Eschment. Außerdem sei Gas ein Naturprodukt, dass man nicht beliebig an jedem Ort produzieren könne.

In Deutschland gibt es laut Eschment fünf Gasimporteure. Die Verbundnetz Gas AG ist nach der Ruhrgas AG der zweitgrößte Importeur in Deutschland und der größte ostdeutsche Erdgasimporteur. Die VNG mit rund 1 000 Beschäftigten gehört zu 36,84 Prozent der Essener Ruhrgas AG, die damit größter Einzelaktionär ist. Der Umsatz der VNG lag im vergangenen Jahr bei 3,558 Milliarden DM. Das übrige Aktienkapital ist auf sieben weitere Gesellschaften - darunter 14 ostdeutsche Städte - verteilt.

Quelle: General-Anzeiger-Bonn 26.10.1999

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Gasag-Sozialplan steht

Gasversorger peilt im Jahr 2000 schwarze Zahlen an

BM/eli Berlin - Vom bürokratischen Supertanker zum marktorientierten Flottenverband: Der Vorstand der Berliner Gasag will Tempo machen, um das eher schwerfällige in ein dynamisches, flexibles Unternehmen zu verwandeln. Unter Dach und Fach sind jetzt ein Sozialplan sowie ein Interessenausgleich, die den Personalabbau sowie den Aufbau neuer Firmenstrukturen ermöglichen.

Von heute rund 2400 Mitarbeitern solle die Zahl der Beschäftigten bis zum 31.12.2003 auf 1150 gesenkt werden. Gleichzeitig sollen bis zu diesem Zeitpunkt 250 neue Arbeitsplätze in Servicegesellschaften entstehen, die die Gasag noch gründen will. Das teilte das Berliner Unternehmen gestern mit.

Noch in diesem Jahr werde eine eigenständige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft entstehen, in die alle Mitarbeiter gehen können, deren Arbeitsplätze künftig entfallen. Beschäftigten, die von sich aus kündigen, werde eine Abfindung gezahlt, die sich nach Alter, Höhe des Gehaltes und Länge der Betriebszugehörigkeit richtet. Darüberhinaus können sie mit einer «Schnelligkeitsprämie» rechnen, falls sie sich zügig entscheiden.

Bereits Mitte 1999 werde die Berliner Abrechnungs- und Servicegesellschaft BAS starten. An ihr ist die Abrechnungsgesellschaft für Ver- und Entsorgungsleistungen (Halle) mit 25,1 Prozent beteiligt, die eine Million Endverbraucher in allen Strom- und Gasangelegenheiten betreut. Diese Leistungen sollen dann auch Dritten angeboten werden.

Mit schwarzen Zahlen rechnet die Gasag im Jahr 2000. In diesem Jahr werde sich nochmals ein hoher Fehlbetrag von mehr als 100 Millionen DM ergeben, weil Rückstellungen für den Sozialplan anfallen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der Umsatz wegen der milden Witterung um 48 Millionen DM auf 435 Millionen DM zurückgegangen. Der Jahresfehlbetrag wurde dennoch um neun Millionen DM auf 89 Millionen DM gesenkt.

Quelle: Berliner Morgenpost 18.5.1999

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Personal auf kleiner Flamme

Gasag will auf Druck der Anteilseigner ab 2001 weitere 700 Stellen abbauen. Runder Tisch soll sozialverträgliche Lösungen bringen, betriebsbedingte Kündigungen werden ausgeschlossen

Die seit Jahresbeginn vollständig privatisierte Gasag will ab dem Jahr 2001 weitere 700 Stellen abbauen. Nach dem Verkauf des Unternehmens war festgelegt worden, bis Ende 2000 rund 400 Stellen zu streichen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 2.500 Mitarbeiter.

Der Personalvorstand der Berliner Gaswerke AG, Jörg Rommerskirchen, begründete gestern den weiteren Abbau mit dem Druck der neuen Gasag-Eigentümer: "Die Anteilseigner wollen für den Kaufpreis von 1,4 Milliarden Mark schwarze Zahlen sehen, am liebsten bald." An der Gasag hält nach der Privatisierung der Landesanteile ein Konsortium aus Bewag und Gaz de France die Anteilsmehrheit von 63 Prozent, außerdem sind Ruhrgas, RWE und Veba beteiligt. Rommerskirchen betonte, daß es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Für die mittelfristige Entwicklung des Unternehmens in der Zeit nach 2001 müsse man bereits heute Konsequenzen ziehen. Im vergangenen Jahr hat die Gasag 98 Millionen Mark Verlust gemacht.

Nun soll ein Runder Tisch aus Gewerkschaft, Betriebsrat und Vorstand Vereinbarungen aushandeln. Nach Angaben von Rommerskirchen geht es um Vorruhestandsregelungen und Teilzeitmodelle. Auch Tochtergründungen mit neuen Tarifstrukturen seien denkbar. Außerdem werde an betriebsinterne Schulungen für Mitarbeiter gedacht, die sich nach einer Abfindungszahlung selbständig machen wollen.

Uwe Scharf, der für die ÖTV im Aufsichtsrat der Gasag sitzt, kritisierte gestern die Schnelligkeit des weiteren Personalabbaus. "Dramatisch" sei der Vorstoß angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in Berlin, die über 15 Prozent liege. Nach Ansicht des wirtschaftspolitischen Sprechers von Bündnis 90/Grüne, Vollrad Kuhn, müßte die Gasag neue Beschäftigungsfelder beispielsweise bei der Beratung zum Energiesparen und bei der Umstellung von Heizungsanlagen erschließen.

Quelle: TAZ 12.11.1998

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Russische Gaslieferungen sicher

Ruhrgas-Vorstandschef Friedrich Späth: Die Preise werden weiter sinken

Engpässe bei den Erdgas-Lieferungen sind weltweit auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Dies prognostizierte der Vorstandsvorsitzende der Ruhrgas AG, Friedrich Späth, in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

SZ: Herr Späth, die Rußland-Krise weitet sich aus. Sind im bevorstehenden Winter die russischen Gas-Lieferungen nach Deutschland gefährdet?

Späth: Nein, das glaube ich nicht. Die russische Erdgas-Produktion und -Verteilung läuft über ein geschlossenes System. Dieser Versorgungs-Kreislauf ist von der politischen Auseinandersetzung in Moskau weitgehend unabhängig. Außerdem benötigt Rußland vor allem Finanzmittel, um die Krise zu überwinden. Verläßliche Devisen-Einnahmen erhalten sie nur, wenn sie Öl und Gas in ausreichendem Maße zuverlässig exportieren.

SZ: Und wenn die Russen an der Preisschraube drehen?

Späth: Wir haben mit dem russischen Erdgas-Produzenten Gazprom sehr langfristige Verträge, in denen die Liefer-Konditionen, also auch die Preisgestaltung, genau festgelegt sind. Die Russen sind vertragstreu. Bindungen über Jahrzehnte sind für beide Seiten gut. Sie stellen bei den Lieferanten sicher, daß sich die hohen Investitionen in Erdgas-Netze rechnen, und bei den Abnehmern, daß Erdgas in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen ankommt.

SZ: Wie lange laufen Ihre Verträge mit der Gazprom?

Späth: Bis zum Jahr 2020.

SZ: Was ist mit den Anrainer-Staaten, durch die die russischen Gasleitungen Richtung Westeuropa führen? Bleiben diese Leitungen unbehelligt?

Späth: Problematisch erscheint die Ukraine, die Gas aus den Pipelines abzweigen könnte. Bisher hat dieses "Anzapfen" die Lieferung des russischen Gases an Ruhrgas nicht verhindert.

SZ: Kann man nicht neue Gas-Anbieter, zum Beispiel die Engländer, ins Boot holen, um von einzelnen Lieferanten unabhängiger zu sein?

Späth: Die Engländer werden trotz ihrer großen Nordsee-Vorräte bald selbst zu Erdgas-Importeuren. Wir werden auch in Zukunft auf unsere drei Haupt-Lieferanten Rußland (derzeit 32 Prozent), die Niederlande (24 Prozent) und Norwegen (21 Prozent) angewiesen sein. Die Anteile könnten sich zugunsten Norwegens und zu Lasten Rußlands verschieben. Außerdem darf man nicht vergessen, daß deutsche Quellen heute zu 20 Prozent unsere Erdgas-Versorgung sicherstellen.

SZ: Wie schätzen Sie im Moment die Situation an der Preisfront ein?

Späth: Ich gehe davon aus, daß die Preise für Öl und Gas weiter sinken werden. Dies ist aber nicht zwangsläufig ein langfristiger Trend.

SZ: Wie lange werden die Erdgas-Reserven überhaupt reichen?

Späth: Auf Basis der bereits heute nachgewiesenen Reserven in der Welt und der als wahrscheinlich eingestuften Lagerstätten sind Engpässe nicht in Sicht.

SZ: Welche Markt-Chancen hat das Erdgas in Zukunft?

Späth: Die Chancen sind gut. Im Wärmemarkt sind wir mit 32 Prozent Anteil schon die Nummer eins vor dem Heizöl, das auf 24 Prozent kommt. Den größten Teil des Wärmemarktes bilden neben der Industrie Kleinverbraucher und Haushaltskunden. Hier haben wir 1997 mit einem Anteil von mehr als 32 Prozent das Heizöl (knapp 32 Prozent) überholt. Bei den Neu-Anschlüssen haben wir klar die Nase vorn. Derzeit verfügen etwa 41 Prozent aller Wohnungen über Erdgas-Heizungen. Im Jahr 2010 wollen wir bei 50 Prozent sein.

SZ: Gas wird als Primärenergie-Träger für die Stromerzeugung immer wichtiger. Kann es in Deutschland Stein- oder Braunkohle verdrängen?

Späth: Das glaube ich nicht. Erdgas macht nur Sinn in einem kombinierten Gas- und Dampfkraftwerk (GuD, siehe Info-Kasten) und zwingend in der Kraft-Wärme-Kopplung. Das bedeutet, daß es für das "Nebenprodukt" Dampf eine sinnvolle Verwendung geben muß, entweder im Rahmen eines Produktions-Prozesses oder innerhalb eines Fernwärme-Netzes. GuD-Anlagen können natürlich effizient Strom erzeugen. Aber man muß dies vor dem Hintergrund einer arbeitsteiligen Struktur der Energieträger insgesamt sehen. In normalen Kondensations-Kraftwerken, die also "nur" Strom erzeugen, haben Stein- und Braunkohle ihre Vorteile und auch ihren Markt.

 Das Gespräch führte LOTHAR WARSCHEID

Quelle: Saarbrücker Zeitung  13.9.1998

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WVK liefert bereits Strom - Sauberer als erwartet

Bereits gut einen Monat vor seiner offiziellen Inbetriebnahme speist das Wärmeverbundkraftwerk Freiburg (WVK) auf dem Rhodia-Gelände Strom ins Freiburger Netz. Seit Ende August läuft die Gasturbine im Probebetrieb, und Peter Hassel ist mehr als zufrieden. "Die Turbine bringt voll ihre Leistung, alles läuft sehr unproblematisch", sagt der Technische Geschäftsführer der WVK GmbH. Was ihn nach ersten Messungen besonders freut: "Beim Schadstoffausstoß liegen wir wesentlich besser als erwartet".

Das 95 Millionen Mark teure Gasund Dampfturbinenkraftwerk, das gemeinsam von der Rhodia AG (47,5 Prozent), der Freiburger Energieund Wasserversorgung (27,5), der Energie Baden-Württemberg (10) sowie der Erdgas-Beteiligungsgesellschaft Süd (10) und der Commerzbank (5) betrieben wird, produziert vom 1. Oktober an 40 Prozent des in Freiburg benötigten Stromes. Es liefert jährlich rund 46 000 Megawattstunden Strom und 665 000 MWh Wärme. Durch Kraft-Wärme-Kopplung können jährlich 180 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden – das entspricht dem Ausstoß einer Kleinstadt mit rund 20 000 Einwohnern. Am 15. Oktober, drei Tage vor der Freiburger OB-Wahl, wird das neue Kraftwerk eingeweiht. hsl

Quelle: Badische Zeitung 12.9.1998

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ERDGASWIRTSCHAFT / Diversifizierung begrenzt Importrisiken

Rußlandkrise keine Gefahr für Gasversorgung

Im Zuge der Liberalisierung wird die Konkurrenz im Gasgeschäft zunehmen. Im Gegensatz zur Strombranche können sich die Erdgasunternehmen auf einen tendenziell steigenden Absatz einstellen. Auf der Beschaffungsseite gibt es ausreichende Flexibilität.

BONN. Für den Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW), Ulrich Hartmann, entstehen durch die Entwicklung in Rußland keine besonderen Probleme für die deutsche Gasversorgung. Rußland sei zwar der wichtigste Gaslieferant Deutschlands; in den letzten 25 Jahren habe man in Moskau aber auch in politischen Problemsituationen Zuverlässigkeit und Vertragstreue gezeigt, stellte Hartmann in einem Gespräch mit dem Handelsblatt heraus. Zusätzliche Sicherheit böten die stark diversifizierten Bezugsquellen in anderen Ländern, die im rein hypothetischen Notfall einspringen könnten. Gleichfalls stünden hierzulande große Speicherkapazitäten zur Verfügung, um kurzfristige Ausfälle wettmachen zu können.

Hartmann, zugleich Geschäftsführer der Hamburger Gaswerke GmbH, sieht im Rahmen der Umsetzung der europäischen Gasdirektive auch die Notwendigkeit des Abschlusses einer Verbändevereinbarung. In der Elektrizitätswirtschaft wurde eine solche privatwirtschaftliche Abmachung schon getätigt.

Die Grundlagen für eine "Verbändevereinbarung" zur Bemessung von Durchleitungsentgelten für Erdgas würden zur Zeit unter Federführung des BGW mit den gaswirtschaftlichen Gruppierungen in einem Lenkungsgremium erarbeitet, an dem auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) beteiligt sei. Ziel sei es, in absehbarer Zeit eine realistische Verhandlungsgrundlage für die Gespräche mit der Industrie zu schaffen, hofft der BGW-Präsident. Die laufenden Gespräche ließen innerhalb der Gaswirtschaft ein einvernehmliches Ergebnis schon bald erwarten.

Bezüglich der in Brüssel geplanten Restrukturierung der gemeinschaftlichen Rahmenbedingungen über die Besteuerung von Energieerzeugnissen hofft Hartmann, daß bislang bestehende Wettbewerbsnachteile für die deutsche Gaswirtschaft und ihre Kunden durch eine Harmonisierung der Erdgassteuer auf niedrigem Niveau tendenziell beseitigt werden könnten. Von der Einführung weiterer Energiesteuern im nationalen Alleingang oder der einseitigen Anhebung solcher Steuern müsse Bonn dann aber auch Abstand nehmen. Gleichzeitig sei es erforderlich, daß die klima- und umweltpolitische Schieflage in der deutschen Energiebesteuerung durch eine ökologische Differenzierung der Steuersätze der EU korrigiert werde. Insbesondere liegt Hartmann am Herzen, daß die Mitgliedstaaten der EU die Möglichkeit erhalten sollten, die Energiebranchen, die ihre freiwilligen Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz erfüllten, von der Steuer zu befreien.

Freiwillige Selbstverpflichtungen, wie sie die deutsche Gaswirtschaft zur Absenkung der CO2-Emissionen im Haushalts- und Kleinverbraucher-Sektor eingegangen sei, hätten sich gegenüber CO2-Energiesteuern eindeutig als überlegen erwiesen. In Zukunft dürfte es zudem keine Besteuerung von Erdgas geben, das zur Strom- und zur gekoppelten Strom- sowie Wärmeerzeugung einerseits und zum leitungsgebundenen Gastransport sowie zur unterirdischen Gasspeicherung andererseits verwendet würde. Konkret: Eine Besteuerung des Gaseigenverbrauchs im europäischen Erdgashandel müsse unterbleiben.

Der BGW sieht in der jetzigen Ausgestaltung des Steuerkonzepts der Kommission in Brüssel aber noch erhebliche Ungleichgewichte. Es sei nicht nachvollziehbar, warum der Entwurf den kohlenstoffärmsten und mit den geringsten Emissionen verbundenen Energieträger Erdgas ebenso und zum Teil noch höher besteuere als deutlich kohlenstoffreichere und emissionsintensivere Energieträger, kritisiert Hartmann.

Außerdem falle die Progression im Zeitablauf viel zu hoch aus. Seine Schlußfolgerung: "Höhe und zeitlicher Verlauf der jeweiligen Mindeststeuersätze reflektieren somit nicht die Unterschiede zwischen den Schadstoff- und Klimagasemissionen der einzelnen Energieträger." Durch die progressive Anhebung der Erdgassteuer um den Faktor 3 innerhalb von vier Jahren werde die aus energie- und umweltpolitischen Gründen von der EU verfolgte stärkere Diversifizierung und umweltverträglichere Umgestaltung der Energieverbrauchsstruktur behindert. Man könne nicht erwarten, daß die europäische Gasindustrie innerhalb der nächsten zehn Jahre milliardenhohe Beträge investiere, wenn gleichzeitig die wettbewerbsrelevanten Produktvorteile nicht für den Kunden wirksam werden könnten, weil sie vom Fiskus weggesteuert würden.

Durch die Vielzahl von Ausnahme- und Befreiungstatbeständen drohe darüberhinaus die Gefahr, daß am Ende gravierende Steuerbelastungsunterschiede zwischen den Mitgliedstaaten der EU "das einwandfreie Funktionieren des Binnenmarktes" behindern würden. Es sei sogar zu befürchten, daß ein weiterer Schritt in Richtung Komplizierung anstatt Vereinfachung des Steuerrechts erfolge. Die in Brüssels Richtlinienentwurf vorgesehenen Steuersätze trügen schließlich auch den spezifischen Vorteilen des Erdgaseinsatzes in Fahrzeugen nur ansatzweise Rechnung, sagte Hartmann. Die gegenwärtig in Deutschland geltende Besteuerung des Erdgases als Kraftstoff sollte auf keinen Fall überschritten werden.

Im Hinblick auf die Studie von Wood Mackenzie zur Versorgungssicherheit beim Erdgas, die im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt wurde, meinte der BGW-Präsident, daß hierdurch bestätigt würde, wie Vorsorgemaßnahmen unternehmerisch flexibel und effizient bewältigt werden könnten. Die Studie mache gleichzeitig deutlich, daß die Versorgungssicherheit vorrangig eine nationale und dezentrale Dimension besitze und die jeweiligen nationalen Gegebenheiten berücksichtigt werden müßten.

Der Aspekt, daß langfristige Take-or-Pay-Verträge auch in liberalisierten Märkten eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung von Versorgungssicherheit spielten, sei in der Studie von Wood Mackenzie allerdings zu kurz gekommen, argumentiert der BGW-Präsident. Hartmanns Schlußfolgerung: "Die Take-or-Pay-Verträge tragen wesentlich dazu bei, daß kostspielige Lieferprojekte langfristig überhaupt entwickelt werden können."

Die Studie von Wood Mackenzie sieht es in einem liberalisierten Markt als gemeinsames Interesse konkurrierender Anbieter an, eine leistungsfähige Gasversorgung sicherzustellen. Um eine effiziente Allokation in diesem Sektor aber nicht zu gefährden, müsse gewährleistet sein, daß ein Trittbrettfahren bei der Gasinfrastruktur vermieden werden könne, stellte der BGW-Präsident heraus. Darüber hinaus dürfe es keinesfalls zu umfassenden Melde- oder Informationspflichten und zur Definition quantitativer Versorgungssicherheitsziele kommen.

Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 10.9.98

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Die Bauarbeiter an der WEDAL-Erdgas-Pipeline stoßen bisweilen ins Ungewisse vor:

"Manchmal saufen wir ab"

Erftkreis. Wie ein gigantischer Regenwurm bohrt sich eines der längsten Bauwerke Europas quer durch den Erftkreis. Kein Hindernis scheint für die Westdeutschland-Anbindungs-Leitung (WEDAL) der Firma Wingas zu groß oder zu kompliziert zu sein. Scheinbar mühelos frißt sich das 80 Zentimeter dicke Spezialrohr aus kunstoffummanteltem Stahl durch die Landschaft - unter Autobahnen und Flüsse, quer durch Berge und Hügel. Mit preiswertem Erdgas aus Rußland und Großbritannien soll die WEDAL in Zukunft die auf ihrem Weg liegenden Städte versorgen.

Und die Zeit drängt. Nachdem erst im März der Startschuß zum Bau des rund 220 Kilometer langen Verbindungsstücks zwischen Soest und Aachen gefallen war, erwarten die Vereinigten Aluminium-Werke (VAW) in Neuss über ein Anschlußstück schon am 1. Oktober das erste Erdgas. Doch Klaus Exner, Fachgebietsleiter und Trasseningenieur bei Wingas, ist zuversichtlich: "Wir liegen bestens im Zeitplan". Prinzipiell sei es gar nicht so schwierig, eine Erdgas-Pipeline zu bauen. Wenn die Trasse festliege, sei die eigentliche Verlegung der Leitung kein großes Problem mehr. "Auf freiem Gelände schaffen wir rund einen Kilometer am Tag", erklärt Exner.

Dazu wird auf 20 Metern Breite der Mutterboden abgetragen. Anschließend werden die einzelnen, je 18 Meter langen Rohre entlang der Strecke ausgelegt, miteinander verschweißt und peinlich genau geprüft. Schließlich verlegen mehrere Spezialkräne das komplette Teilstück in einem Arbeitsgang in das rund 1,80 Meter tiefe Loch. Nach der Verfüllung des Grabens wird der Ursprungszustand der Oberfläche wiederhergestellt. Exner: "Wenn wir mit der Verlegung fertig sind, kann kein Mensch mehr sehen, daß hier überhaupt gearbeitet wurde".

Etwas kniffliger sind die sogenannten Unterpressungen. Mit einem Bohr-Pressverfahren wird die Röhre unter stark befahrene Straßen, Schienenstränge, Autobahnen und Flüsse geschoben. In einer 25 Meter langen Pressgrube werden die einzelnen Rohre in den Boden gebohrt, verschweißt und weitergeschoben. Bei Bergheim mußte zum Beispiel die Autobahn 61 auf einer Breite von 76 Metern "unterpreßt" werden.

Jan Brandt weiß um die Probleme, die bei einem solchen Projekt auftreten können. Für ein von Wingas beauftragtes Subunternehmen ist der 32jährige für die WEDAL-Pressungen im Erftkreis zuständig. Er kennt die verschiedenen Gesteinsarten, weiß genau, welcher Bohrer für welchen Boden in Frage kommt. Allerdings gibt es auch für ihn schon mal Überraschungen. "Vor einiger Zeit haben wir bei einem anderen Projekt eine Wasserleitung erwischt", schildert er das Mißgeschick; "da sind wir erstmal abgesoffen!". Lebensbedrohlich sei der Wassereinbruch in die Baugrube zwar nicht gewesen, aber "das Leck mußten wir erstmal stopfen". Solche Zwischenfälle seien kaum zu verhindern. Brandt: "Manchmal haben wir zwischen bereits im Boden liegenden Strom- und Wasserleitungen kaum genug Platz für unsere Bohrung. Und wenn die Pläne dann nicht ganz genau stimmen, geht das schon mal schief".

Brandt sieht das allerdings mit der Gelassenheit des Routiniers. Seit seinem 14. Lebensjahr ist der gebürtige Rostocker "auf Montage". Vor der WEDAL hat er in Sachsen-Anhalt auf einem Bohrturm "gerackert". Seine Frau Andrea und die beiden sieben und drei Jahre alten Töchter Vanessa und Nathalie haben sich daran gewöhnt, daß Papa nur alle sieben Tage für ein verlängertes Wochenende nach Hause kommt. Dazwischen verdient er seine Brötchen an der WEDAL und schläft nachts in einem Hotel. "Zum Glück", fügt er hinzu, "denn manchmal müssen wir auch in Containern vor Ort übernachten. Noch ein paar Monate wird Brandt an der WEDAL eingesetzt, dann geht es zur nächsten Baustelle.

Rund 100 Arbeiter sind für das 48 Kilometer lange Baulos Nummer 8 im Einsatz, das unter anderem durch Pulheim, Bergheim und Kerpen führt. Viele der 18 Meter langen und je 4,5 Tonnen schweren Rohre müssen noch verlegt werden. Daß die Erdgas-Leitung undicht oder im Laufe der Zeit beschädigt werden könnte, schließt Klaus Exner aus: "Der verwendete Spezialstahl ist mit einem kathodischen Rohrschutz versehen und isoliert. Nach bisherigen Erkenntnissen zeigt dieses Material auch in tausend Jahren keine Ermüdungs- oder Rosterscheinungen".

Über zwei Jahre lang wurde an dem Großprojekt WEDAL geplant. So lange ist auch Exner schon am Baulos 8 im Einsatz. Nachdem die Trasse festgelegt war, fielen mehrere Kommissionen über das geplante Baugebiet her. Zunächst untersuchte der Kampfmittelräumdienst das Gelände und fand neben vielen kleineren Granaten gleich mehrere Fünf-Zentner-Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg und sogar eine Mine. Anschließend rückten Archäologen an, die auf insgesamt 16 Fundstellen stießen, darunter zahllose römische Tonscherben und verschiedene Urnenfelder. Schließlich nahmen sich Geologiestudenten der Universität Köln der Trasse an, um die verschiedenen Gesteinsarten zwischen Köln und Aachen zu erkunden.

Das interessiert den 32jährigen Jan Brandt allerdings wenig. Er ist froh, wenn er nach seiner nächsten Wochenschicht wieder nach Hause zu seiner Familie bei Magdeburg zurückfahren kann.

Kölnische Rundschau 06/06/'98, Bernd Rosenbaum

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Weichenstellung für russisches Gas

Essen (AP). Die Ruhrgas AG wird bis zum Jahr 2020 weiterhin Erdgas aus Rußland beziehen. Die entsprechenden Lieferverträge mit dem russischen Stromkonzern RAO Gazprom, die ursprünglich 2008 auslaufen sollten, wurden am Donnerstag in Essen verlängert, wie Ruhrgas mitteilte. Der Essener Konzern wird dabei voraussichtlich 25 Milliarden Mark investieren. Der Ruhrgas-Vorstandsvorsitzende Friedrich Späth bezeichnete den Vertrag als eine Weichenstellung für das künftige deutsch-russische Erdgasgeschäft. Ruhrgas bezieht seit 1973 Erdgas aus Rußland.

Quelle: LAUSITZER RUNDSCHAU , 23/Mai/'98

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Nachschub gesichert
Ruhrgas verlängert den Liefervertrag mit Gazprom bis 2020 - Russen dürfen Netz der Essener für Westeuropa-Absatz nutzen

Essen - Nach langen Verhandlungen mit der Moskauer "Gazprom" konnte Deutschlands größte Ferngas-Gesellschaft den bisher umfangreichsten Lieferkontrakt mit dem weltgrößten Erdgas-Produzenten besiegeln. Ruhrgas- Vorstandsvorsitzender Friedrich Späth unterschrieb zusammen mit Gazprom-Chef Rem Vyakhirev Verträge im Werte im Werte von 25 Milliarden DM. Vereinbart wurde die Abnahme von insgesamt 160 Milliarden Kubikmeter Erdgas bis zum Jahre 2020. Gegenwärtig bezieht die Ruhrgas aus Rußland jährlich rund 20 Milliarden Kubikmeter.

Das neue Vertragswerk löst gleichzeitig die bisherigen Abkommen der vergangenen Jahre ab. Erstmals wurde dabei auch eine Zusammenarbeit beim Betrieb von Erdgas-Pipelines für Transitlieferungen aus Rußland nach Westeuropa geregelt. Künftig kann Gazprom das vorhandene Ruhrgas-Netz in Deutschland nutzen und es werden "bei Bedarf" auch gemeinsam neue Pipelines gebaut. Dabei geht es vor allem um den Transport der Mengen, die über die neue Leitung von der sibirischen Halbinsel Jamal über Frankfurt/Oder nach Europa strömen sollen. Nun könne, so heißt es, Gazprom die Märkte "westlich von Deutschland" wirtschaftlich erreichen. Im Visier sind dabei vor allem Frankreich und die Niederlande.

Das Abkommen, so heißt es weiter, sei nicht gegen die "Wingas" gerichtet, die in den zurückliegenden Jahren in Deutschland in Konkurrenz zur Ruhrgas ein eigenes Versorgungsnetz aufgebaut hat. An dieser Gesellschaft ist neben BASF-Wintershall Gazprom mit rund einem Drittel beteiligt. Wohl aber sollte das Abkommen, wird betont, dazu beitragen, daß die Auseinandersetzungen um Marktanteile "zivilisierter" würden.

Gerüchte, wonach Ruhrgas sich am Kapital von Gazprom direkt beteiligen wolle, wies Späth als völlig unzutreffend zurück. Es gäbe auf diesem Gebiet überhaupt keine Gespräche und Überlegungen. Vyakhirev bedauerte andererseits, daß seine Gesellschaft trotz des Reichtums ihrer Gas-Reserven von den großen Finanzmärkten dieser Welt noch immer nicht als erstklassige Adresse eingestuft würde.

Die Ruhrgas bezieht nun seit genau 25 Jahren Gas aus Rußland und hat dabei bisher für 55 Milliarden DM 330 Milliarden Kubikmeter abgenommen. Damit avancierten die Essener zum größten Handelspartner der früheren Sowjetunion, der in den Zeiten der hohen Energiepreise in den 70er und 80er Jahren zeitweilig über zehn Milliarden DM jährlich nach Moskau überwiesen hat.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger, Leonhard Spielhofer, 23/Mai/'98

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