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Aktuelle Presse Liberalisierung des Gasmarktes
Mobil verstärkt
Erdgaserschließung "Söhlingen Z-14" ist ein Gemeinschaftsprojekt, an dem Mobil, die BEB Erdgas und Erdöl GmbH und die RWE-Dea AG zu je 30 Prozent beteiligt sind. Zehn Prozent hält die Wintershall AG. Konsortialführer ist Mobil, eine Tochtergesellschaft der Exxon-Mobil Europe Holding GmbH (Hamburg). Die Bohrung verläuft bis in eine Tiefe von knapp 3800 Metern. Sie wurde dann in zwei Schritten in die Horizontale gebracht. Mit einem Spezialverfahren wird Flüssigkeit mit einem Druck von mehr als 1000 bar in das Gestein gedrückt. Nur so könne das Erdgas, das sich unter hohem Druck in den Poren des Trägergesteins befindet, austreten und zum Bohrloch strömen, so Mannchen. Die Erdgasförderung soll in einigen Monaten beginnen. Die Mobil Erdgas-Erdöl GmbH hat eine Jahresfördermenge von 56 Milliarden Kilowattstunden. 1999 lag der Absatz zusammen mit Erdgas-Importen bei 70,2 Milliarden Kilowattstunden. Der Umsatz betrug 1,43 Milliarden Mark. Das Unternehmen beschäftigt 376 Mitarbeiter. lni Quelle: Welt, Die Lokales 15.12.2000 Erdgasmarkt kommt in Bewegung
Dieser Staatskonzern soll, so die regierende Arbeiterpartei und Ministerpräsident Stoltenberg, bis zu einem Drittel privatisiert werden - mit der Doppeloption auf strategische Partner und Börsengang. Das haben Regierungspartei und Kabinett am vergangenen Wochenende in Oslo beschlossen. Die Opposition im Parlament wird dem Plan wohl ebenfalls zustimmen. Nach Lage der Dinge kommen als strategische Partner nur die kontinentaleuropäischen Abnehmer Ruhrgas und Gaz de France in Frage. Ruhrgas könnte dabei Priorität erhalten, weil die Essener der bedeutendste Abnehmer von norwegischem Erdgas sind. Statoil findet bei den Deutschen zudem offene Türen. "Wenn wir eingeladen werden, würden wir das sorgfältig in Betracht ziehen", signalisierte der stellvertretende Ruhrgas-Chef Burckhard Bergmann nach Oslo zurück. Statoil ist - nach Gazprom - der zweitgrößte Erdgaslieferant Europas und Deutschlands mit zunehmender Bedeutung. Eine Kapitalbeteiligung brächte der Ruhrgas erstmals Einfluss bei Statoil und nach Gazprom-Muster womöglich einen Sitz im Aufsichtsrat. Und Europa wie Deutschland gewännen in der Energieversorgung noch mehr Sicherheit. Fragt sich nur, wie viel die Essener für eine Beteiligung an Statoil, (33 Mrd. DM Umsatz) zu zahlen bereit sind. Schon die vier Prozent Gazprom-Aktien waren mit zwei Mrd. DM unter Rentabilitätsgesichtspunkten nicht gerade ein Schnäppchen.
Die Gelegenheit ist günstig. RWE, Vodafone und Thyssen, die durchgerechnet 23,1 Prozent an Ruhrgas halten, wollen aussteigen. RAG, eine 40-prozentige Eon-Beteiligung, hält beim größen Ruhrgasaktionär Bergemann-Pool zudem 51 Prozent. Fragt sich nur, ob die anderen Ruhrgas-Aktionäre Esso, Shell und BP ihre Positionen kampflos aufgeben. Und wenn, dann wohl nur gegen viel Geld. Eon hat 20 Mrd. DM in der Kasse. Quelle: Welt, Die 15.11.2000 Den Gasmarkt aufmischenPotsdamer Neuling Natgas will den Branchenriesen Ruhr- und Thyssengas Paroli bietenVon Dirk Benninghoff
Potsdam - Ein Neuling aus Potsdam will die deutsche Gasbranche aufmischen: Die Natgas AG erhofft sich von der Liberalisierung des Marktes bis 2003 rund 200 000 Privatkunden und einen Jahresumsatz von einer Milliarde DM. «Im Gasmarkt ist das nicht überragend», sagt Vorstandschef Ole Bested Hensing. Noch hat sein Unternehmen keinen einzigen Vertrag mit Abnehmern unterschrieben. Die Verhandlungen laufen, erste Zielgruppe sind Großkunden. Nach den Privathaushalten will Natgas erst 2002 greifen. Das junge Unternehmen kann bereits jetzt auf einen weiten Vertriebskanal bauen. Aktionäre von Natgas sind unter anderem 83 unabhängige Mineralölgesellschaften. Die Idee: Wenn der Ölmann ins Haus kommt, soll er seinen Kunden als Alternative Gas anbieten. Das sei zwar ein Konkurrenzprodukt zum Kerngeschäft der Mineralölhändler, aber viele Privatkunden dränge es sowieso zum umweltfreundlicheren Erdgas, meint Bested Hensing. Bevor der Ölhändler seine Abnehmer verliere, würde er sie lieber mit Gas versorgen. Der Probleme beim Markteintritt ist sich Natgas bewusst. «Dass wir von den alten Gebietsversorgern nicht mit offenen Armen aufgenommen werden, ist uns klar», sagt der Vorstandschef. Zumal die Liberalisierung des Marktes noch in den kleinsten Kinderschuhen steckt. Neue Wettbewerber wie Natgas beklagen, dass einige große Konkurrenten noch immer nicht ihre Durchleitungsgebühren veröffentlicht haben und dass die bekannten Entgelte im internationalen Vergleich zu hoch seien. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller moniert unterschiedliche Systematiken bei der Berechnung der Gebühren, die den Preisvergleich der einzelnen Regionalanbieter erschwerten. Der hohe Ölpreis treibt derzeit den an ihn gekoppelten Gaspreis an. Gerade hat beispielsweise die Berliner Gasag zum dritten Mal in diesem Jahr ihre Tarife erhöht. Das Beispiel Strom zeigt zudem, dass die Verbraucher ihren Versorger aus Furcht vor Pannen nicht ohne weiteres wechseln. Bested Hensing glaubt aber an eine hohe Wechselbereitschaft und beruft sich auf Studien, die bis 2005 voraussagen, dass 15 Prozent aller Haushalte ihren Gaslieferanten gewechselt haben. Bei den Gewerbekunden sollen es sogar 30 Prozent sein. Und genau die will Natgas als erstes gewinnen. Großkunden mit einer Abnahme von umgerechnet mehr als 100 Millionen Kilowattstunden sind am attraktivsten für das Unternehmen, das bis 2003 rund 20 dieser Großabnehmer unter Vertrag haben will. Im Gegensatz zu den Privatkunden will Natgas die Unternehmen verstärkt über den Preis gewinnen, aber nur bis zu einer gewissen Schmerzgrenze. Als «Preisbrecher» will sich der junge Herausforderer zwar nicht etablieren, der Vorstandssprecher betont aber, dass sein Unternehmen billiger einkaufen könne, als die große Konkurrenz wie Ruhr- oder Thyssengas. Diese sei durch langfristige Lieferverträge an die ausländischen Konzerne wie die russische Gazprom oder die norwegische Statoil gebunden. 80 Prozent des deutschen Gases stammen derzeit aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Natgas wolle das Erdgas über «exotische» Lieferanten wie Indonesien oder arabische Länder beziehen, sagt Bested Hensing, wo bei der Ölförderung viel nutzbares Gas frei werde, das deutlich günstiger sei als das aus der Nordsee. Als Handelsplatz will Natgas hier vor allem den Spotmarkt im belgischen Hafen von Zeebrügge nutzen, wo die Ladungen der Tanker eingekauft werden. Ein zweites Standbein soll der Börsenhandel mit Erdgas werden. Die Potsdamer sehen hier einen weltweiten Wachstumsmarkt, mit dem die Gaspreise durch Termingeschäfte langfristig kalkulierbar würden. Die etablierten Versorger halten dagegen, dass am Gasmarkt kaum solche Überschüsse entstehen wie beim Strom, so dass sich keine bedeutsamen Spotmärkte und Börsen entwickeln könnten. Minister Müller erwartet «auf lange Sicht» sehr wohl börslichen Gas-Handel. «Seriöse Aussagen» zur Geschäftsentwicklung auf diesem Feld will Natgas nicht machen, erwartet aber «in drei bis vier Jahren Erträge im siebenstelligen Euro-Bereich.» Auch durch Gewinne aus dem Börsenhandel will das Potsdamer Unternehmen seine Gaspreise für die Kunden wettbewerbsfähig halten. Bis 2004 will Natgas, die derzeit 53 Mitarbeiter beschäftigt, deutlich Gewinne machen. Größer als seine Mutter wird Natgas wohl weit vorher sein: Hauptaktionär ist die National Energy Services. Der neue Berliner Stromanbieter erwartet im noch laufenden ersten Geschäftsjahr einen Umsatz von zehn Millionen DM. Quelle: Berliner Morgenpost 4.11.2000 Gasgesellschaft -
Versorger rücken enger zusammen EU will mehr Erdgas aus Russland Straßburg - Die EU-Kommission hat angesichts steigender Rohöl- und Benzinpreise einen neuen Vorstoß für eine Energieversorgungsstrategie der Europäischen Union unternommen. Ziel sei es, gemeinsam gegen Spekulationen und die dadurch verursachten Preisschwankungen vorzugehen und Maßnahmen zum Energiesparen zu entwickeln, erläuterte die Kommissarin für Verkehr und Energie, Loyola de Palacio, in Straßburg. Dazu habe die Kommission eine Reihe von Vorschlägen verabschiedet, die nun den Unionsländern präsentiert werden sollen. Angestrebt sei ein "ständiger und offener Dialog" mit den Erdöl produzierenden Ländern, betonte Palacio. Die Union wolle auch die Zusammenarbeit mit Russland bei der Energieversorgung verstärken. In Moskau hieß es, die EU wolle ihre Erdgaseinfuhr aus Russland verdoppeln. Das EU-Exekutivorgan schlägt zudem vor, die Erdöllagerbestände der 15 Unionsländer zu vergemeinschaften. Wenn diese Bestände zentral auf EU-Ebene verwaltet würden, könne wirksamer gegen Spekulationen auf dem Erdölmarkt vorgegangen werden, betonte Palacio. Die EU müsse über "Interventionsmechanismen" verfügen, mit denen sie - ähnlich wie bei Stützungskäufen der Zentralbanken auf den Devisenmärkten - Preisschwankungen begrenzen könne. Bisher verwaltet jedes Unionsland seine Reserven, die in der Regel für mindestens 90 Tage reichen, in Eigenregie. Außerdem strebt die Kommission einen "Gemeinschaftsmechanismus" an, um mit Steuermaßnahmen auf Preisschwankungen zu reagieren. Näheres dazu sagte die spanische Kommissarin nicht. Zunächst solle darüber mit den Finanzministern der Union diskutiert werden, betonte sie. Die geplante Gemeinschaftsstrategie zielt außerdem auf die verstärkte Förderung alternativer Energien ab. Geplant sind auch neue Maßnahmen zum Energiesparen, vor allem beim Verkehr und beim Beheizen von Gebäuden. In Moskau wurden Verhandlungen zwischen der EU-Kommission und Russland über langfristige Lieferverträge für Erdöl und Erdgas bestätigt. Wie aus russischen Verhandlungskreisen zu erfahren war, streben beide Seiten eine strategische Partnerschaft auf 20 Jahre an. "Es ist in beiderseitigem Interesse, unsere kommerziellen Geschäftskontakte in eine langfristige Partnerschaft münden zu lassen", hieß es von russischer Seite. An den Verhandlungen nehmen Mitarbeiter des russischen Energieministeriums, der bedeutendsten Erdöl- und Erdgasunternehmen sowie Abgesandte der EU teil. Im Gespräch sei, die Menge der Exporte von Erdgas in die Europäische Union zu verdoppeln und von Erdöl und Strom deutlich zu erhöhen. "Europa bittet um Gas", schrieb die Zeitung "Sewodnja" zu dem angestrebten Milliardendeal. Bislang liefert Russland 80 Mrd. Kubikmeter Erdgas jährlich in die EU-Staaten, den Löwenanteil davon an Deutschland. Eine Verdoppelung würde dem russischen Erdgaskonzern OAO Gazprom, der Erdgasmonopolist in Russland ist, Einnahmen in Höhe von 16 Mrd. Dollar jährlich bescheren. Nur ein Viertel der russischen Erdgasproduktion geht bislang ins Ausland. Der Rest wird den inländischen Verbrauchern weit unter Selbstkosten zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr will Gazprom 130 Mrd. Kubikmeter exportieren. Im vergangenen Jahr produzierte Russland 305 Mio. Tonnen Öl und Gaskondensat. Das Partnerschaftsabkommen sieht offenbar vor, dass ein einheitliches Öl- und Gasleitungsnetz gebaut wird und dass die EU den Pipelinebau zu einem beträchtlichen Teil finanziert. Die Idee eines gemeinsamen russisch-europäischen Energiesystems, um unabhängiger von der Opec zu werden, hatte EU-Kommissionspräsident Romano Prodi bei einem Gespräch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin angeregt. Auch Kanzler Gerhard Schröder hatte bei seinem jüngsten Besuch in Moskau das Thema aufgegriffen. afp/SAD Quelle: Welt, Die 5.10.2000 Atomkonsens bereitet der Energiebranche keine Probleme Der zwischen Bundesregierung und Atomwirtschaft gefundene Atomkonsens löst aus Sicht der Branche einige Probleme. Die an den Gesprächen beteiligten Unternehmen begrüßten vor allem die Planungssicherheit, die ihnen der gefundene Kompromiss bietet. Erleichterung herrscht auch über die Lösung der Frage des Atommülls. Reuters DÜSSELDORF. RWE-Chef Dietmar Kuhnt hatte wiederholt vor einem Entsorgungsinfarkt gewarnt und von einer "Zeitbombe" in dieser Frage gesprochen. Der Konsens legt für die 19 deutschen Atomkraftwerke die Menge Atomstrom fest, die noch produziert werden darf, erlaubt die freie Verteilung der Kontingente auf die Kraftwerke und regelt die Entsorgungsfrage. Direkten wirtschaftlichen Schaden fügt der Atomkonsens den deutschen Energieversorgern offenbar erst einmal nicht zu. Über einen Zeitraum von 32 Jahren - der sich aus der Umrechnung der Strommengen auf die Betriebsdauer der Anlagen ergibt - könne es in der Energiewirtschaft viele, heute nicht vorhersehbare Entwicklungen geben, heißt es in den Konzernen. So sei beispielsweise der Aufschwung, den gegenwärtig die Gaswirtschaft nehme, auch nicht in diesem Ausmaß vorhergesehen worden. Mit jedem vom Netz genommenen Kernkraftwerk entsteht den Besitzern insofern aber ein Schaden, als die Anlagen dann meist schon Jahre lange abgeschrieben sein dürften, Strom daher sehr kostengünstig produziert werden kann. RWE stellt nach Angaben eines Sprechers bereits "Probeplanungen" auf, welche Menge Atomstrom von welchem Kraftwerk bis wann erzeugt werden soll. Konkretes wollte er aber noch nicht sagen. Der künftige Fusionspartner VEW war da schon deutlicher. Sein Kraftwerk Emsland in Lingen dürfte das letzte sein, das vom Netz geht, hieß es in Dortmund. Die Lingen zugeteilte Strommenge bedeute noch eine Laufzeit von 22 Jahren. RWE plane aber, einen Teil des für den Verzicht auf die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks Mülheim-Kärlich ausgehandelten Stromkontingents auf Lingen zu übertragen. Damit dürfte sich die Laufzeit von 22 Jahren noch verlängern. RWE-Energie-Vorstand Gerd Jäger kündigte in Mülheim-Kärlich an, in Kürze einen Antrag auf Stilllegung des Kraftwerks zu stellen. RWE betreibt noch je zwei Reaktorblöcke in Biblis und in Gundremmingen. Nach den nunmehr für jedes Kraftwerk festgelegten Strommengen würden Biblis A im Jahr 2008 und Biblis B zwei Jahre später vom Netz gehen. Gundremmingen müsste, wenn die Kontingenten nicht anders verteilt werden, 2017 und 2018 abgeschaltet werden. Der Kernenergieanteil am Gesamtstromaufkommen des größten deutschen Energieversorgers beträgt gut 20 % und ist damit von den großen Atomstromerzeugern der geringste. Bei der Düsseldorfer Veba will man noch nicht sagen, inwieweit bereits Verteilungs-Szenarien entwickelt werden. Es wird aber darauf verwiesen, dass sich in den Konsensgesprächen schon seit längerem eine Lösung über Mengenkontingente abzeichnete und man daher schon hin- und her gerechnet habe. Veba kommt bei ihrer Energie-Tochter PreussenElektra derzeit auf einen Kernenergieanteil an der gesamten Stromproduktion von rund 46 %. Bei der Viag-Tochter Bayernwerk liegt dieser Anteil bei rund 60 %. Viag und Veba werden in Kürze fusionieren. Den größten Kernenergieanteil hat die Hamburger HEW AG mit rund 76 %. Ein Ausstieg aus der Kernenergie trifft dieses Unternehmen mithin schwerer als solche mit vergleichsweise geringem Atomenergie-Anteil. Die HEW war nicht zu den Konsensgesprächen eingeladen gewesen. Das hatte von Anfang an zu einer Mißstimmung innerhalb der Atomwirtschaft geführt. An den eineinhalb Jahre laufenden Konsensgesprächen beim Bundeskanzler waren die Chefs der vier größten deutschen Energieunternehmen, RWE, Veba, Viag und EnBW Energie Baden-Württemberg beteiligt gewesen. HEW begrüßte daher die Einigung zwar grundsätzlich, weil sie Planungssicherheit gebe. Man behalte sich aber eine eigenständige Entscheidung noch vor, hieß es. Allen Unternehmen gemeinsam ist die Erleichterung über die Lösung der Frage des Atommülls sein. Im Herbst sollen die Transporte wieder aufgenommen werden, die monatelang verboten waren. Beschlossen wurde auch, bis spätestens 2005 auf Atommülltransporte in Wiederaufbereitungsanlagen zu verzichten. Stattdessen soll zügig mit dem Aufbau von Zwischenlagern an den Kraftwerken begonnen werden. Quelle: Handelsblatt 23.7.2000 Wahlfreiheit beim Gas geregelt Heute unterschreiben Gaswirtschaft und Industriekunden ihre Verbändevereinbarung zur Öffnung des Marktes. Starke Preissenkungen für die Verbraucher sind kaum zu erwarten. Möglicherweise droht sogar ein Kartell BERLIN taz Die Repräsentanten der deutschen Gaswirtschaft und der Industriekunden beweisen Vertrauen - in die Kompromissbereitschaft von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) und seinen geringen Drang zu staatlicher Regulierung. Bei der Formulierung der Regeln zur Öffnung des Gasmarktes, die sie ihm heute vorlegen wollen, sind sie kaum über ihre Eckpunkte vom März hinausgekommen. In der nun fertigen Verbändevereinbarung bleiben die größten Streitpunkte ungeklärt. Sie sollen nach der Sommerpause weiter diskutiert werden. Trotzdem gehen die Verbände wohl zu Recht davon aus, dass Müller seine Drohung zurückzieht, eine gesetzliche Verordnung zu erlassen, falls die Verbände sich nicht einigen können. Geeinigt hat man sich schließlich - auf die Ausklammerung. Zu Stande gekommen ist der seltsame Kompromiss vor allem wegen des Termindrucks: Bis zum 10. August diesen Jahres muss die Richtlinie der Europäischen Union zum Energiemarkt von 1996 in nationales Recht umgesetzt werden. Die Verbändevereinbarung sieht nun vor, dass die deutschen Gaskonzerne ihr Netz für andere Anbieter öffnen müssen. Dabei soll es eine lokale, eine regionale und eine überregionale Zone geben, in denen unterschiedliche Durchleitungsgebühren festgesetzt werden. Für die Importstufe sollen die 17 deutschen Ferngaskonzerne vorläufig individuelle Preise berechnen dürfen. Nach Ansicht des Verbandes der Energieabnehmer, der bereits Kritik angemeldet hat, wird das Preisgefüge dadurch allerdings schwer kontrollierbar. Streit hatte es auch um die Erdgasspeicher der Ferngaskonzerne gegeben. Industriekunden und Kommunen wollten, dass auch neue Anbieter sie nutzen dürfen. Weil die Konzerne sich darauf nicht einließen, fallen die Speicher zunächst aus der Vereinbarung heraus. Dafür gestanden die Exmonopolisten den Neuen Spielraum bei Schwankungen der Liefermenge zu. Die Einschätzungen, ob die Endverbraucher nun bald mit niedrigeren Preisen rechnen können, gehen auseinander. Die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers erwartet, dass Gas innerhalb der nächsten zwei Jahre um höchstens fünf Prozent billiger wird. Andere Berater sprechen von bis zu 20 Prozent. Im letzten Jahr kletterte der Gaspreis um gut 30 Prozent. Für die vorsichtigere Schätzung spricht
die Struktur des Gasmarktes. Anders als beim Strom gibt es kaum Überkapazitäten, die
frei handelbar wären. Die Nachfrage nach Erdgas wächst seit Jahren und stärkt die
Position der Lieferländer Russland, Niederlande und Norwegen. Und die russische Gazprom,
die seit kurzem direkt aus dem Kreml dirigiert wird und ein Drittel der Weltgasvorkommen
kontrolliert, hat bereits offen mit der Gründung eines Erdgaskartells nach dem Vorbild
der Opec gedroht. Quelle: TAZ 3.7.2000 Der Gasmarkt bringt die nächsten Milliardenfusionen Nach dieser Rezeptur waren in den vergangenen Jahren immerhin auch
die Telefon- und Stromnetze erfolgreich liberalisiert worden - was einen drastischen
Preisverfall, milliardenschwere Fusionen und einen beispiellosen Innovationsschub
ausgelöst hatte. Nun also der Gasmarkt. Die EU-Kommission verlangt, dass die
Marktöffnung bis August 2000 in die Wege geleitet ist. Spätestens mit Beginn der
Heizperiode im Oktober werden sich auch die rund 15 Millionen Gasheizungsbesitzer in
Deutschland fragen, was - oder besser wie viel - sie sich von der Marktöffnung erhoffen
dürfen. Die Unternehmensberatung Mummert und Partner ist optimistisch: Um 20
Prozent sollen die Preise für Kleinverbraucher in den kommenden zwei bis drei Jahren
fallen. Schon bis 2002, so hat das Unternehmen errechnet, könnte ein durchschnittlicher
Privathaushalt zwischen 140 bis 420 DM pro Jahr zahlen. Andere Institute sind
vorsichtiger: Die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers glaubt etwa, dass Gas
innerhalb der nächsten zwei Jahre um höchstens fünf Prozent billiger wird. Die Pessimisten sind in der Mehrzahl und dafür gibt es gute
Gründe: Die Struktur des Gasgeschäfts ist anders als die des Telekom- oder Strommarktes.
Anders als beim Strom gibt es etwa auf dem Gasmarkt kaum Überkapazitäten, die an einem
Spotmarkt frei handelbar wären. Die Nachfrage nach Erdgas wächst schon seit Jahren
stetig - und sie wird noch schneller wachsen, wenn neue Gaskraftwerke die abgeschalteten
Kernkraftwerke ersetzen müssen oder gar erdgasbetriebene Fahrzeuge auf den Markt kommen.
Das Angebot aber wird von einer kleinen Zahl von Lieferländern bestimmt: Russland,
Holland, Norwegen. Zwar landen auch Flüssiggastanker aus Algerien und anderen Ländern,
doch können diese geringen Mengen kaum den Marktpreis beeinflussen. Das russische
Unternehmen Gasprom, größter Gasförderer der Welt, droht bereits offen mit der
Gründung eines Erdgaskartells nach dem Muster der Opec. Die Aussichten für den
Wettbewerb bleiben vor diesem Hintergrund also begrenzt. Auch wenn kein dramatischer Preisrutsch zu erwarten ist: Der Markt wird in Bewegung kommen. 17 große Ferngasgesellschaften wie Ruhrgas, Wingas oder Thyssengas treten bislang als Importeure auf - dahinter stehen in fast allen Fällen Energiemultis wie Esso, Shell, Veba-Viag (künftig: Eon) und RWE. Weiterverteilt wird das Gas über rund 80 regionale und circa 650 örtliche Verteiler. Diese Zahlen werden deutlich schrumpfen: Schon hat die Aussicht auf Marktliberalisierung ein Übernahmekarussell ausgelöst. Durch die Fusionen entstehen kostensparende Synergieeffekte, die theoretisch als Preisnachlässe an den Kunden weitergegeben werden können. Nicht auszuschließen also, dass der Verbraucher mittelfristig doch mehr vom Wettbewerb profitiert, als es sich die Pessimisten vorstellen. Quelle: Welt, Die
2.7.2000 Der deutsche Gasmarkt wird liberalisiert Durch die Einigung auf eine Verbändevereinbarung kommt die
Gaswirtschaft einer Forderung der EU nach, die Richtlinie zur Öffnung der Gasmärkte bis
August 2000 national umzusetzen. Gleichzeitig entgeht die Branche damit einer staatlichen
Regulierung. In der Vereinbarung wird geregelt, unter welchen Bedingungen die Konzerne ihr
Netz für die Durchleitung von Gas anderer Anbieter öffnen müssen. Streit hatte es bis zuletzt um
den Umgang mit den Erdgas-Speichern der großen Ferngas-Konzerne gegeben. Industrie und
Kommunen hatten verlangt, dass diese zur Nutzung durch Wettbewerber freigegeben werden.
Die Versorger lehnten dies ab. Der vorläufige Kompromiss sieht jetzt vor, die Speicher
nicht in den Wettbewerbsbereich einzubeziehen, und dafür den durchleitenden
Fremdanbietern beim Maß der erlaubten Lieferschwankungen entgegenzukommen. Ein weiterer
Streitpunkt - die Höhe des Transportentgeldes auf der Importstufe - wurde ausgeklammert. Die 17 deutschen Ferngaskonzerne sollen
vorerst individuelle Preise berechnen dürfen. Nach der Unterzeichnung der
Verbändevereinbarung, werde man über diese Fragen sofort weiterverhandeln, hieß es. Die Erdgasversorger rechnen trotz der Liberalisierung zunächst
nicht mit niedrigeren Gaspreisen für die Verbraucher. Der Markt sei anders als der
Strommarkt seit je her im Wettbewerb mit Öl und habe ohnehin niedrigere Preise, sagte der
Vorstandschef der Leipziger Verbundnetz Gas AG (VNG), Klaus-Ewald Holst. Die VNG ist das
größte ostdeutsche Gasversorgungsunternehmen. Von August 2000 an trete in Deutschland die
Europäische Gasrichtlinie in Kraft, nach der auch ein Dritter das Leitungssystem der
Gasversorger nutzen kann, erläuterte Holst. Dadurch werde ein Kostendruck entstehen, dem
gegenwärtig ein deutlicher Preisanstieg beim Rohöl gegenüberstehe. Nach Angaben von
Holst kostet eine Kilowattstunde Energie mit Strom zurzeit bis zu 30 Pfennige, eine
Kilowattstunde aus Erdgas etwa sechs Pfennige. Holst: "Da sind keine großen
Nachlässe mehr möglich." Quelle: Welt, Die
2.7.2000 Ruhrgas will Kooperation mit Gazprom vertiefen Quelle: Kölnische Rundschau 24.6.2000 "Marktöffnung
macht Gas nicht billiger" WELT-Gespräch mit
dem Ruhrgas-Chef Friedrich Späth Nizza - Nach der
Liberalisierung von Tekommunikation und Strom steht in diesem Jahr der Erdgasmarkt vor der
Öffnung. In der Endstufe wird allen Anbietern europaweit der Zugang zum Leitungssystem
gewährt. So will es Brüssel. Auch eine Erdgasbörse soll entstehen. Mit Ruhrgas-Chef
Friedrich Späth sprach auf der "International Gas Conference" in Nizza
WELT-Korrespondent Jürgen H. Wintermann. DIE WELT: Herr
Späth, fallen jetzt die Erdgaspreise? Werden Gas-Aldis die Szene beherrschen? Friedrich Späth:
Ich glaube das nicht. Im Interesse der Verbraucher sollte es auch bei langfristigen
Verträgen für große Mengen bleiben. Sie sind ein Schutzschild gegen übertriebene
Preisforderungen der Produzenten. DIE WELT: RWE und
Eon wollen in großem Stil ins Gasgeschäft einsteigen. Werden die Verbraucher vom
Wettbewerb doch stärker und rascher profitieren? Späth: Jeder im
Erdgas bleibt an die Realitäten gebunden. Nehmen Sie den Ölmarkt. Zwar herrscht
weltweiter Wettbewerb, aber doch mit einer starken Kartell-Komponente der Produzenten.
Beim Öl ist das die Opec. Die europäische Realität beim Erdgas bedeutet, wir haben nur
vier Anbieter: Russland, Norwegen, Holland und Algerien. DIE WELT: Der
Handel verspricht sich von einer Gasbörse preiswerte Einkaufmöglichkeiten - eine
realistische Basis für Preisbrecher? Späth: Das
schließe ich im Einzelfall nicht aus. Unser Markt ist ja nicht konform. Im Gegenteil. Wir
haben auch heute schon starke Preis- und Mengenbewegungen auf dem Gasmarkt, ausgelöst
spätestens vom Gas-zu-Gas-Wettbewerb. Aber wer soll denn an einer Gasbörse in
Erscheinung treten -außer unseren drei Lieferländern! Es ist daher nicht anzunehmen,
dass Liberalisierung und Gasbörse in Europa ein Gas-Preisparadies herbeizaubern. DIE WELT: Bleibt
festzuhalten, dass die Verbraucher in anderen Ländern teils deutlich weniger fürs Gas
zahlen als hier zu Lande. Wer sind denn die Preistreiber? Späth: Über alles
gesehen liegen die deutschen Gaspreise nicht über den europäischen. Bei deutschen
Großkunden rangieren sie zum Teil sogar am Ende der europäischen Preisskala und sind mit
die niedrigsten überhaupt. DIE WELT: Umso
stärker werden dafür doch wohl die privaten Haushalte geschröpft. Späth: Auch im
Kleinkundenbereich hat sich die Lage verbessert. Deutsche Haushalte zahlen nicht mehr als
österreichische oder italienische. Wir liegen nur noch leicht über dem europäischen
Mittel. DIE WELT: Mangels
Wettbewerb? Späth: Nein. Wir
haben einfach höhere Kosten. Mit der Erdgassteuer und den Konzessionsabgaben liegen wir
in Deutschland mit an der europäischen Spitze. Auch haben wir bei einer Anschlussdichte
von 40 bis 50 Prozent noch längst nicht die der Engländer oder Holländer von 80 bis 90
Prozent erreicht. Die Gaspreise leiden hier zu Lande auch unter der deutschen
Gründlichkeit. Unsere technischen Richtlinien sind gerade bei der Kleinverteilung
perfekter und deshalb wesentlich aufwendiger als etwa in Italien oder Frankreich. Dort
liegen Gasleitungen und Zähler teils an den Außenwänden. DIE WELT: Das alles
spielt sich doch wohl eher hinter dem Komma ab im Vergleich zur Preispolitik vieler
Stadtwerke, die das Gas als Melkkuh nutzen, um mit dem Gewinn daraus ihre defizitären
Schwimmbäder, Opernhäuser und Trambahnen quer zu subventionieren. Späth: Der Vorwurf
der Quersubventionierung ist mir zu allgemein. Natürlich steht den Kommunen in der
Gasversorgung als den Eigentümern der Netze ein unternehmerischer Gewinn zu. Andererseits
haben sie die von ihnen genannten kommunalen Aufgaben, deren Verluste auszugleichen sind.
Die Frage ist deshalb nur, ob öffentliche Versorger beim Gas übermäßige Gewinne
kassieren. Das aber glaube ich nicht. DIE WELT: Was
passiert eigentlich, wenn sich die Produzentenländer mit Öffnung der Netze entscheiden,
das Gas in eigener Regie bis zum Verbraucher zu bringen, um die lukrativen Gewinne dort
selbst zu kassieren? Späth: Eine
Direktversorgung durch Russland, Norwegen und Holland halte ich für hypothetisch. Diese
Länder haben aus ihrer Interessenlage heraus nicht vorrangig das Interesse der
Verbraucher an preiswertem und sicherem Gas vor Augen. Auch volkswirtschaftlich halte ich
eine Direktversorgung wegen der Abhängigkeit vom Gas-Oligopol für schädlich. Nur
Großimporteure wie wir schaffen auf Dauer das Kräftegleichgewicht zwischen den
Produzenten und den 350 Millionen Verbrauchern. DIE WELT: Und wenn
eines Tages doch noch das Gaskartell kommt? Späth: Es gab und
gibt keinen erkennbaren Preiswettbewerb zwischen Russland, Norwegen und Holland. Genau das
ist die eingangs erwähnte Realität. Deshalb haben wir in unseren langfristigen
Lieferverträgen den Gaspreis an den Ölpreis gebunden. Das bedeutete in 1999 sehr
niedrige Preise, von denen die deutschen Verbraucher profitiert haben. Aber in dieser
Situation haben die Verträge zwischen den Produzenten und uns gehalten. DIE WELT: Das
Energiewachstum in Deutschland ist begrenzt. Wie reagiert Ruhrgas darauf? Späth: Wir suchen
geeignete Aktivitäten in anderen europäischen Ländern. Möglichkeiten ergeben sich
derzeit vorwiegend in Osteuropa. DIE WELT: Wie lange
steht Erdgas weltweit noch zur Verfügung? Späth: In den
vergangenen Jahrzehnten wurde immer mehr Gas gefunden und erschlossen als verbraucht.
Trotz stark steigenden Konsums hat sich die Reichweite des Gases damit von 40 auf jetzt
über 60 Jahre verlängert. Das wird auch noch einige Zeit so weitergehen, ich denke: Weit
über hundert Jahre. Quelle: Welt,
Die 12.6.2000 Veba übernimmt RWE-Anteil an der Ruhrgas Kartellbehörden
fordern die Entflechtung der ehemaligen Energie-Monopolisten ews/jsn
DÜSSELDORF. Die Veba AG in Düsseldorf engagiert sich stärker im Gasgeschäft. Sie
übernimmt vom Essener RWE-Konzern dessen Beteiligung von 3,5 % an der Ruhrgas AG, Essen.
Das Paket hat einen Wert von 600 Mill. DM, die Ruhrgas insgesamt von 17 Mrd. DM. Dieser
Wechsel der Anteile sei durch kartellrechtliche Auflagen für die Fusionen von Veba/Viag
sowie RWE/VEW nötig geworden, heißt es in Essen. Endgültig wollen die Kartellbehörden
in Brüssel und Bonn ihre Bedingungen für die Freigabe der Verschmelzungen am 7. Juni
veröffentlichen. Die Eon AG
(Veba/Viag) beabsichtige, ihr Engagement im Gas nachhaltig auszubauen, hatte Vorstandschef
Ulrich Hartmann in der vergangenen Woche bei der Hauptversammlung erklärt. Hierzu könne
auch eine nachhaltige Aufstockung der Anteile bei der Ruhrgas von bisher mittelbar gut 7 %
gehören, ergänzte eine Veba-Sprecherin auf Anfrage des Handelsblattes. Dazu könnten
noch einmal 7 % kommen, wenn die Mannesmann-Mutter Vodafone ihre Ruhrgas-Anteile verkaufen
würde. In diesem Fall seien aber noch keine Verhandlungen in Angriff genommen worden. Auf
keinen Fall will sich derzeit die Düsseldorfer Thyssen-Krupp AG von ihrem vierprozentigen
Ruhrgas-Besitz trennen, betonte ein Sprecher. Um bei der Ruhrgas
das Sagen zu bekommen, müsste die Veba aber die Mehrheit am Grundkapital der Essener RAG
(früher Ruhrkohle) AG erwerben. In diesem Fall ist eine Lösung schwierig und politisch
hoch brisant, weil die Subventionslasten für die heimische Steinkohle mit verkraftet
werden müssen. Allein der geordnete Ausstieg aus dem heimischen Bergbau würde mindestens
12 Mrd. DM kosten. Die
kartellrechtlich gewünschten Entflechtungen der gemeinsamen Beteiligungen von RWE und
Veba sollen nach dem Willen der beiden Unternehmen erreicht werden, ohne dass größere
Geldmittel fließen. Sowohl Unternehmenstausche als auch Realteilungen sind dabei geplant.
Eon wird sich im Laufe eines Jahres nach der Eintragung ins Handelsregister, die noch im
Juni erfolgen soll, von ihren Anteilen an VEW, der Berliner Bewag und der Hamburger HEW
trennen. Gemeinsam mit RWE soll die Mehrheit von über 80 % am ostdeutschen
Braunkohlenverstromer Veag und von über 90 % am Braunkohlenproduzenten Laubag abgegeben
werden. Im deutschen
Gasmarkt ist RWE/VEW die Nummer zwei nach der Ruhrgas, die Eon rangiert mit ihren
Beteiligungen Thüga und Contigas weit dahinter und hat daher Nachholbedarf. Im
internationalen Maßstab sind die beiden deutschen Ex-Monopolisten allerdings mit Anteilen
von jeweils 3 % an der europäischen Energieversorgung immer noch Leichtgewichte. Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 29. Mai 2000 RWE
steigt bei Ruhrgas aus DÜSSELDORF. Die
RWE AG, Essen, will ihre Beteiligung von 3,5 % an der Ruhrgas AG, Essen, an die Eon AG
(Veba/Viag), Düsseldorf, verkaufen. Damit würde die Veba über ihre unmittelbaren und
mittelbaren Beteiligungen bei der Ruhrgas einen gewichtigen Einfluss gewinnen. Bei einem
Unternehmenswert des größten europäischen Gashändlers von schätzungsweise 17 Mrd. DM
kann der Anteil von RWE, der über die Öltochter RWE-Dea an der Bergemann GmbH gehalten
wird (siehe Grafik), auf 600 Mill. DM veranschlagt werden. Die Trennung sei Resultat
kartellrechtlicher Abstimmungsgespräche, heißt es bei RWE. Für die
Genehmigung der beiden Fusionsvorhaben RWE/VEW und Veba/Viag fordern die Kartellbehörden
wettbewerbsverbessernde Maßnahmen. Sowohl in Brüssel bei der
EU-Wettbewerbsbehörde zuständig für Veba/Viag als auch in Bonn beim
Bundeskartellamt, das die Verschmelzung von VEW auf RWE prüft, liegen die Vorschläge der
beteiligten Unternehmen mittlerweile vor. Die beiden Verfahren sind von den
Wettbewerbshütern in enger Koordination bearbeitet worden. Am 7. Juni wird in Brüssel
endgültig entschieden; dann werden wohl auch in Bonn die Bedingungen für die
Fusionsgenehmigung bekannt gegeben. In beiden Fällen
ist grünes Licht zu erwarten; die Auflagen und Bedingungen für die Freigabe beider
Fusionen werden von den Unternehmen zwar als schmerzhaft, jedoch angesichts der
hochgerechneten Synergieeffekte als verdaubar bezeichnet. Auf der Prüfliste der
Wettbewerbsbehörden standen gemeinsamen Beteiligungen von Veba/Viag und RWE/VEW an
Deutschlands größtem Ferngasunternehmen Ruhrgas AG nur am Rande auf der Tagesordnung. Die Verflechtungen
bei der RAG AG (früher Ruhrkohle) sind nicht behandelt worden. Offensichtlich war die
hoch subventionierte RAG bei den Kartellbeamten politisch zu brisant. Bei einem
Eigentümerwechsel würde die europäische Konkurrenz sofort bei der EU intervenieren.
Bisher hat das deutsche Subventionsgebahren den Segen der Kommission gefunden. Auch bei der
britischen Vodafone, die sich in diesem Frühjahr die Mannesmann AG, Düsseldorf,
einverleibt hatte, wird der Ausstieg aus der Ruhrgas geprüft. Als ehemaliges
Stahlunternehmen hält Mannesmann traditionell mit 13,3 % einen bedeutenden Anteil an der
montanbeherrschten Bergemann GmbH und durchgerechnet etwas mehr als 4 % am Grundkapital
der Ruhrgas von 1,125 Mrd. DM. Vodafone benötigt dringend finanzielle Mittel, um den
Ausbau des Mobilfunkunternehmens voranzutreiben. Dagegen will der
Mitaktonär Thyssen Krupp AG, Düsseldorf, auch aus der Montanindustrie gekommen,
vorläufig an seinem Ruhrgas-Paket von durchgerechnet 8 % festhalten, wie ein
Unternehmenssprecher gegenüber dem Handelsblatt erklärte. Die neue Eon, die
mit Vodafone nach eigenen Angaben allerdings noch nicht verhandelt hat, ist daran
interessiert, ihren Anteil an der Ruhrgas nachhaltig aufzustocken. Hierfür ist es aber
erforderlich, den bedeutendsten Bergemann-Teilhaber RAG unter Kontrolle zu bekommen. Dies
könnte durch eine Realteilung oder durch eine Aufstockung der bisherigen Anteile von
knapp 40 % geschehen. Dies würde sehr teuer werden, weil ein Einstieg in den schnellen
Auslaufbergbau an Ruhr und Saar nicht unter 12 Mrd. DM zu realisieren ist. Offen ist zudem
noch, ob nicht auch schon gewährte Subventionen für die deutsche Steinkohle zurück
gezahlt werden müssen. Handlungsbedarf in
der Entflechtung der Gasbranche besteht auch anderswo. Da ist zum einen die Kölner Rhenag
AG, an der RWE zu 54,9 % und die Veba-Tochter Preussenelektra zu 41,3 % beteiligt sind.
Hier zeichnet sich eine Realteilung ab, obwohl die Veba gerne die Rhenag voll übernommen
hätte. Eine Realteilung könnte auch die Lösung für die Lech-Werke AG, Augsburg, sein.
RWE Energie besitzt daran deutlich mehr als drei Viertel der Anteile. Bei der Gasag AG,
Berlin, wird dagegen RWE aussteigen und seine Anteile von knapp 12 % an die Veba (derzeit
knapp 13 %) abgeben. Bei der Neuordnung der leitungsgebunden Energien soll nach dem Willen
von RWE und Eon möglichst kein Geld fliessen. Quelle: HANDELSBLATT,
Montag, 29. Mai 2000 Ölpreis treibt Gaskosten
Gasunternehmen
fürchten Verlust von 10.000 rund Arbeitsplätzen Mehr Strom aus Erdgas in NRW Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 5.4.2000 Rohr frei für den Gaswettbewerb Gaswirtschaft verabschiedet Eckpunke zur Liberalisierung. Vom neuen Angebot profitiert vorerst nur die IndustrieBERLIN taz Nach monatelangen Verhandlungen haben sich die Gaswirtschaft und die Industrie darüber verständigt, zu welchen Bedingungen Gas durch die Leitungen fremder Anbieter geleitet werden kann. Auf Grundlage des gestern unterzeichneten Eckpunkte-Papiers soll im August eine endgültige Vereinbarung in Kraft treten, nach der Kunden ihren Gaslieferanten frei wählen können. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, der die Verhandlungen begleitet hatte, nannte das Papier "einen großen Schritt in Richtung Wettbewerb". Er warnte allerdings vor zu großen Erwartungen hinsichtlich einer schnellen Gas-Preissenkung. Der einsetzende Wettbewerb führe zwar dazu, dass die Gaspreise, die an den Ölpreis gekoppelt sind, nicht in dem selben Maß steigen, wie es der Ölpreis zur Zeit zulassen würde, so Müller. Er schließe aber nicht aus, dass einzelne Anbieter auf die Idee kommen, Gas direkt in den Erzeugerstaaten einzukaufen und es unter Umgehung der traditionellen Versorger an die Kunden zu verkaufen: "Vielleicht wird es grünes Gas geben wie jetzt schon gelben Strom", sagte Müller. Doch noch müssen sich die rund 14 Millionen Haushalte, die in Deutschland mit Gas heizen und kochen, gedulden. Es gibt noch keine Regelung, wie die Durchleitung zum Endverbraucher abgerechnet werden soll. In den kommenden Monaten sollen für die Privathaushalte "typische Abnahmeverhalten" ermittelt werden. Zunächst wird die Industrie von der Durchleitung profitieren. Die Erwartungen an den Wettbewerb sind hoch, weil die Gaspreise in der Bundesrepublik rund 20 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegen. Carsten Kreklau vom Bundesverband der Deutschen Industrie gibt sich optimistisch, dass die Einigung "den Wettbewerb in Gang setzt". Auf Preissenkungen wollten sich weder die Industrie, noch
die Versorger festlegen. Doch der "Binnenwettbewerb" zwischen den rund 40
großen regionalen und 700 lokalen Gasversorgern habe bereits begonnen, sagte Ulrich
Hartmann, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft. Die
Konsequenzen bekommen vor allem die rund 100.000 Mitarbeiter der deutschen Gasunternehmen
zu spüren. Im Vorfeld des Wettbewerbs sind nach Hartmanns Angaben bereits 30.000 Stellen
bei den Gasunternehmen abgebaut worden, um die Effizienz zu steigern. Ein Ende dieses
Trends ist nicht abzusehen. Quelle: TAZ 18.3.2000 Das Gas-Monopol steht
vor dem Fall Thyssengas
streicht jede dritte Stelle dpa DÜSSELDORF/DUISBURG. Zur Vorbereitung auf die Liberalisierung des Gasmarktes will die Duisburger Thyssengas bis Ende 2001 nahezu jede dritte Stelle streichen. Mit dem Betriebsrat sei ein Sozialplan für das Ausscheiden von 30 Prozent der 462 Mitarbeiter vereinbart worden, berichtete der Geschäftsführer der Thyssengas GmbH, Christian Heinrich, am Montag in Düsseldorf. Das Duisburger Unternehmen rechne mit einem "gewaltigen Druck" auf die Margen im Gasgeschäft. "Kostenorientierte Preise werden im Wettbewerbsmarkt jedenfalls keinen Bestand haben", sagte Heinrich. Bereits zum 1. August rechne Thyssengas mit in Kraft treten der Verbändevereinbarung, mit der ähnlich wie beim Strom die Durchleitung von Gas durch die Netze anderer Unternehmen geregelt werden soll. Infolge des zunehmenden Wettbewerbs der Gaskonzerne sank die Erdgasabgabe von Thyssengas 1999 um zwei Prozent auf 70,5 Mrd. Kilowattstunden. Der Umsatz lag mit 1,55 Mrd. DM auf dem Niveau des Vorjahres. Ohne die Erhöhung der Ökosteuer wäre er um zwölf Prozent gesunken. Der Jahresüberschuss ging von 45 Mill. DM im Jahr 1998 auf "deutlich unter 40 Mill. DM" zurück. Mit dem Abbau von 14 auf 462 Arbeitsplätze blieb die Mitarbeiterzahl weitgehend konstant. Quelle: HANDELSBLATT, 14. Februar 2000 Russischer Ergas-Monopolist Gasprom vor der Spaltung Moskau (dpa) - Der mächtige russische Erdgas-Monopolist Gasprom soll nach russischen Zeitungsberichten noch in diesem Jahr aufgespalten werden. Das Kernunternehmen Gasprom solle künftig nur noch die gasfördernden Betriebe sowie die Exportunternehmen vereinigen, während Transport- und Dienstleistungsbereiche verkauft werden sollten. Das berichtete am Samstag die russische Wirtschaftszeitung «Kommersant». Die Spaltung der russischen Monopole fordern seit Jahren der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank. «Wir teilen (Gasprom) in diesem Jahr in die auf, die Geld machen, und die, die helfen, Geld zu machen», wurde der Gasprom- Vorstandsvorsitzende Rem Wjachirew von der Zeitung «Sewodnja» zitiert. Wjachirew habe diese Aussage vor wenigen Tagen bei dem Besuch eines Gasprom-Unternehmens in Sibirien gemacht. Die Gasprom- Aktien waren nach ersten Spekulationen über eine Spaltung des Monopolisten am Freitag gefallen. Aus verschiedenen Presse-Berichten ging zunächst nicht hervor, ob die Pipelines weiterhin unter Gasprom- Kontrolle bleiben sollen. Die Spaltung von Gasprom würde das Unternehmen effektiver machen und den Forderungen internationaler Finanzorganisationen entsprechen, schrieb «Kommersant». Der weltgrößte Erdgaskonzern fördert jährlich etwa 540 Milliarden Kubikmeter Gas. Nach Einschätzung des «Kommersant» zeugt die geplante Spaltung indessen aber auch vom Kampf des Kremls um die Kontrolle über den Öl- und Energiesektor Russlands. Seit Monaten gibt es Gerüchte, der Kreml wolle Wjachirew von der Gasprom-Spitze entfernen. Der russische Staat hält etwa 38 Prozent der Gasprom-Anteile. Die deutsche Ruhrgas AG (Essen) ist mit vier Prozent an Gasprom beteiligt. Nach ursprünglichen Plänen sollen in diesem Jahr weitere 2,5 Prozent der Staatsaktien versteigert werden. Gasprom hatte 1998 infolge der Rubel-Krise Milliarden-Verluste verbucht. Auch eine Restrukturierung des landesweit größten monopolistischen Strom-Versorgers EES Rossii sei nicht auszuschließen, schrieb «Kommersant» weiter. 30 Prozent der EES-Aktien sind in ausländischer Hand. Bei einem Treffen mit ausländischen Investoren am vergangenen Donnerstag in London habe der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Walentin Sawadnikow bereits ein Restrukturierungsprojekt vorgestellt. Demnach sollen Aktien-Anteile der zehn effektivsten regionalen Tochterunternehmen von EES Rossii an Ausländer verkauft werden. Quelle: General Anzeiger Wirtschaft 29.1.2000 Versorger sehen keine Engpässe Gaskraftwerke Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 13/11/1999 Liberalisierung wird Arbeitsplätze in Gaswirtschaft kosten Leipzig (dpa) - Nach Ansicht der Verbundnetz Gas AG wird durch die Liberalisierung des Energiemarkts in der Gaswirtschaft in den nächsten Jahren ein Fünftel der Arbeitsplätze verloren gehen. «Ich schätze, dass es in den kommenden fünf Jahren zu Kosteneinsparungen und der Streichung von Arbeitsplätzen in einer Größenordnung von um die 20 Prozent kommt. Zurzeit sind in der deutschen Gaswirtschaft rund 30 000 Menschen beschäftigt», sagte Wolfgang F. Eschment, Mitglied des Vorstands der Verbundnetz Gas AG (VNG/Leipzig), am Montag am Rande des Intergas Marketing-Kongresses 1999 in Leipzig. An dem Kongress auf dem Leipziger Messegelände nehmen nach Angaben der Veranstalter 470 Unternehmen aus 26 Ländern teil. Er findet alle fünf Jahre statt und wird erstmals in Deutschland ausgerichtet. Bis Dienstag sind Vorträge und Diskussionen über die Auswirkungen der Liberalisierung der Energiemärkte vorgesehen. Zudem sollen neue Marketingstrategien besprochen werden. Der Verlust an Arbeitsplätzen habe neben der Liberalisierung des Energiemarkts auch mit dem harten Wettbewerb in der Gaswirtschaft zu tun. «Der Gaspreis ist an den Weltmarktpreis für Heizöl gekoppelt, und im Moment steigt dieser Preis. Die meisten Gasunternehmen sind dabei, die Preise um 0,3 bis 0,5 Pfennig pro Kilowattstunde zu erhöhen», erläuterte Eschment. «Außerdem wird im Zuge der Liberalisierung der internationale Wettbewerb schärfer. Davon sind alle Unternehmen betroffen, und es ist auch die Frage, ob sich beispielsweise die 150 Stadtwerke und 20 Regionalversorger, die sich in Ostdeutschland mit Gas beschäftigen, alle halten werden.» Ähnlich starke Preissenkungen wie auf dem Strommarkt von teilweise mehr als 20 Prozent erwartet Eschment nicht: «Es wird Preisbewegungen geben, die aber in erster Linie mit dem Weltmarktpreis für Öl zusammenhängen, und das kann sowohl zu Preiserhöhungen als auch zu Preissenkungen führen. Die Liberalisierung wird außerdem einen Spareffekt bringen, inwieweit dieser an die Verbraucher weitergegeben wird, lässt sich nicht quantifizieren.» Die Verhältnisse bei Strom und Gas seien nicht vergleichbar. Gas habe im Unterschied zum Strom schon immer mit anderen Energieträgern konkurrieren müssen. Im Schnitt koste eine Kilowattstunde Strom etwa 30 Pfennig, bei Erdgas liege dieser Wert zwischen fünf und sechs Pfennigen. «Wir haben schon immer einen Marktpreis angeboten, da ist nicht mehr so viel Luft drin wie beim Strom. Beim Gas kann man durch Rationalisierung noch gewisse Effekte rausholen, aber die Margen sind viel geringer», erläuterte Eschment. Außerdem sei Gas ein Naturprodukt, dass man nicht beliebig an jedem Ort produzieren könne. In Deutschland gibt es laut Eschment fünf Gasimporteure. Die Verbundnetz Gas AG ist nach der Ruhrgas AG der zweitgrößte Importeur in Deutschland und der größte ostdeutsche Erdgasimporteur. Die VNG mit rund 1 000 Beschäftigten gehört zu 36,84 Prozent der Essener Ruhrgas AG, die damit größter Einzelaktionär ist. Der Umsatz der VNG lag im vergangenen Jahr bei 3,558 Milliarden DM. Das übrige Aktienkapital ist auf sieben weitere Gesellschaften - darunter 14 ostdeutsche Städte - verteilt. Quelle: General-Anzeiger-Bonn 26.10.1999 Gasag-Sozialplan stehtGasversorger peilt im Jahr 2000 schwarze Zahlen anBM/eli Berlin - Vom bürokratischen Supertanker zum marktorientierten Flottenverband: Der Vorstand der Berliner Gasag will Tempo machen, um das eher schwerfällige in ein dynamisches, flexibles Unternehmen zu verwandeln. Unter Dach und Fach sind jetzt ein Sozialplan sowie ein Interessenausgleich, die den Personalabbau sowie den Aufbau neuer Firmenstrukturen ermöglichen. Von heute rund 2400 Mitarbeitern solle die Zahl der Beschäftigten bis zum 31.12.2003 auf 1150 gesenkt werden. Gleichzeitig sollen bis zu diesem Zeitpunkt 250 neue Arbeitsplätze in Servicegesellschaften entstehen, die die Gasag noch gründen will. Das teilte das Berliner Unternehmen gestern mit. Noch in diesem Jahr werde eine eigenständige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft entstehen, in die alle Mitarbeiter gehen können, deren Arbeitsplätze künftig entfallen. Beschäftigten, die von sich aus kündigen, werde eine Abfindung gezahlt, die sich nach Alter, Höhe des Gehaltes und Länge der Betriebszugehörigkeit richtet. Darüberhinaus können sie mit einer «Schnelligkeitsprämie» rechnen, falls sie sich zügig entscheiden. Bereits Mitte 1999 werde die Berliner Abrechnungs- und Servicegesellschaft BAS starten. An ihr ist die Abrechnungsgesellschaft für Ver- und Entsorgungsleistungen (Halle) mit 25,1 Prozent beteiligt, die eine Million Endverbraucher in allen Strom- und Gasangelegenheiten betreut. Diese Leistungen sollen dann auch Dritten angeboten werden. Mit schwarzen Zahlen rechnet die Gasag im Jahr 2000. In diesem Jahr werde sich nochmals ein hoher Fehlbetrag von mehr als 100 Millionen DM ergeben, weil Rückstellungen für den Sozialplan anfallen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der Umsatz wegen der milden Witterung um 48 Millionen DM auf 435 Millionen DM zurückgegangen. Der Jahresfehlbetrag wurde dennoch um neun Millionen DM auf 89 Millionen DM gesenkt. Quelle: Berliner Morgenpost 18.5.1999 Gasag will auf Druck der Anteilseigner ab 2001 weitere 700 Stellen abbauen. Runder Tisch soll sozialverträgliche Lösungen bringen, betriebsbedingte Kündigungen werden ausgeschlossen Die seit Jahresbeginn vollständig privatisierte Gasag will ab dem Jahr 2001 weitere 700 Stellen abbauen. Nach dem Verkauf des Unternehmens war festgelegt worden, bis Ende 2000 rund 400 Stellen zu streichen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 2.500 Mitarbeiter. Der Personalvorstand der Berliner Gaswerke AG, Jörg Rommerskirchen, begründete gestern den weiteren Abbau mit dem Druck der neuen Gasag-Eigentümer: "Die Anteilseigner wollen für den Kaufpreis von 1,4 Milliarden Mark schwarze Zahlen sehen, am liebsten bald." An der Gasag hält nach der Privatisierung der Landesanteile ein Konsortium aus Bewag und Gaz de France die Anteilsmehrheit von 63 Prozent, außerdem sind Ruhrgas, RWE und Veba beteiligt. Rommerskirchen betonte, daß es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Für die mittelfristige Entwicklung des Unternehmens in der Zeit nach 2001 müsse man bereits heute Konsequenzen ziehen. Im vergangenen Jahr hat die Gasag 98 Millionen Mark Verlust gemacht. Nun soll ein Runder Tisch aus Gewerkschaft, Betriebsrat und Vorstand Vereinbarungen aushandeln. Nach Angaben von Rommerskirchen geht es um Vorruhestandsregelungen und Teilzeitmodelle. Auch Tochtergründungen mit neuen Tarifstrukturen seien denkbar. Außerdem werde an betriebsinterne Schulungen für Mitarbeiter gedacht, die sich nach einer Abfindungszahlung selbständig machen wollen. Uwe Scharf, der für die ÖTV im Aufsichtsrat der Gasag sitzt, kritisierte gestern die Schnelligkeit des weiteren Personalabbaus. "Dramatisch" sei der Vorstoß angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in Berlin, die über 15 Prozent liege. Nach Ansicht des wirtschaftspolitischen Sprechers von Bündnis 90/Grüne, Vollrad Kuhn, müßte die Gasag neue Beschäftigungsfelder beispielsweise bei der Beratung zum Energiesparen und bei der Umstellung von Heizungsanlagen erschließen. Quelle: TAZ 12.11.1998 Russische Gaslieferungen sicher Ruhrgas-Vorstandschef Friedrich Späth: Die Preise werden weiter sinken Engpässe bei den Erdgas-Lieferungen sind weltweit auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Dies prognostizierte der Vorstandsvorsitzende der Ruhrgas AG, Friedrich Späth, in einem Gespräch mit unserer Zeitung. SZ: Herr Späth, die Rußland-Krise weitet sich aus. Sind im bevorstehenden Winter die russischen Gas-Lieferungen nach Deutschland gefährdet? Späth: Nein, das glaube ich nicht. Die russische Erdgas-Produktion und -Verteilung läuft über ein geschlossenes System. Dieser Versorgungs-Kreislauf ist von der politischen Auseinandersetzung in Moskau weitgehend unabhängig. Außerdem benötigt Rußland vor allem Finanzmittel, um die Krise zu überwinden. Verläßliche Devisen-Einnahmen erhalten sie nur, wenn sie Öl und Gas in ausreichendem Maße zuverlässig exportieren. SZ: Und wenn die Russen an der Preisschraube drehen? Späth: Wir haben mit dem russischen Erdgas-Produzenten Gazprom sehr langfristige Verträge, in denen die Liefer-Konditionen, also auch die Preisgestaltung, genau festgelegt sind. Die Russen sind vertragstreu. Bindungen über Jahrzehnte sind für beide Seiten gut. Sie stellen bei den Lieferanten sicher, daß sich die hohen Investitionen in Erdgas-Netze rechnen, und bei den Abnehmern, daß Erdgas in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen ankommt. SZ: Wie lange laufen Ihre Verträge mit der Gazprom? Späth: Bis zum Jahr 2020. SZ: Was ist mit den Anrainer-Staaten, durch die die russischen Gasleitungen Richtung Westeuropa führen? Bleiben diese Leitungen unbehelligt? Späth: Problematisch erscheint die Ukraine, die Gas aus den Pipelines abzweigen könnte. Bisher hat dieses "Anzapfen" die Lieferung des russischen Gases an Ruhrgas nicht verhindert. SZ: Kann man nicht neue Gas-Anbieter, zum Beispiel die Engländer, ins Boot holen, um von einzelnen Lieferanten unabhängiger zu sein? Späth: Die Engländer werden trotz ihrer großen Nordsee-Vorräte bald selbst zu Erdgas-Importeuren. Wir werden auch in Zukunft auf unsere drei Haupt-Lieferanten Rußland (derzeit 32 Prozent), die Niederlande (24 Prozent) und Norwegen (21 Prozent) angewiesen sein. Die Anteile könnten sich zugunsten Norwegens und zu Lasten Rußlands verschieben. Außerdem darf man nicht vergessen, daß deutsche Quellen heute zu 20 Prozent unsere Erdgas-Versorgung sicherstellen. SZ: Wie schätzen Sie im Moment die Situation an der Preisfront ein? Späth: Ich gehe davon aus, daß die Preise für Öl und Gas weiter sinken werden. Dies ist aber nicht zwangsläufig ein langfristiger Trend. SZ: Wie lange werden die Erdgas-Reserven überhaupt reichen? Späth: Auf Basis der bereits heute nachgewiesenen Reserven in der Welt und der als wahrscheinlich eingestuften Lagerstätten sind Engpässe nicht in Sicht. SZ: Welche Markt-Chancen hat das Erdgas in Zukunft? Späth: Die Chancen sind gut. Im Wärmemarkt sind wir mit 32 Prozent Anteil schon die Nummer eins vor dem Heizöl, das auf 24 Prozent kommt. Den größten Teil des Wärmemarktes bilden neben der Industrie Kleinverbraucher und Haushaltskunden. Hier haben wir 1997 mit einem Anteil von mehr als 32 Prozent das Heizöl (knapp 32 Prozent) überholt. Bei den Neu-Anschlüssen haben wir klar die Nase vorn. Derzeit verfügen etwa 41 Prozent aller Wohnungen über Erdgas-Heizungen. Im Jahr 2010 wollen wir bei 50 Prozent sein. SZ: Gas wird als Primärenergie-Träger für die Stromerzeugung immer wichtiger. Kann es in Deutschland Stein- oder Braunkohle verdrängen? Späth: Das glaube ich nicht. Erdgas macht nur Sinn in einem kombinierten Gas- und Dampfkraftwerk (GuD, siehe Info-Kasten) und zwingend in der Kraft-Wärme-Kopplung. Das bedeutet, daß es für das "Nebenprodukt" Dampf eine sinnvolle Verwendung geben muß, entweder im Rahmen eines Produktions-Prozesses oder innerhalb eines Fernwärme-Netzes. GuD-Anlagen können natürlich effizient Strom erzeugen. Aber man muß dies vor dem Hintergrund einer arbeitsteiligen Struktur der Energieträger insgesamt sehen. In normalen Kondensations-Kraftwerken, die also "nur" Strom erzeugen, haben Stein- und Braunkohle ihre Vorteile und auch ihren Markt. Das Gespräch führte LOTHAR WARSCHEID Quelle: Saarbrücker Zeitung 13.9.1998 WVK liefert bereits Strom - Sauberer als erwartet Bereits gut einen Monat vor seiner offiziellen
Inbetriebnahme speist das Wärmeverbundkraftwerk Freiburg (WVK) auf dem Rhodia-Gelände
Strom ins Freiburger Netz. Seit Ende August läuft die Gasturbine im Probebetrieb, und
Peter Hassel ist mehr als zufrieden. "Die Turbine bringt voll ihre Leistung, alles
läuft sehr unproblematisch", sagt der Technische Geschäftsführer der WVK GmbH. Was
ihn nach ersten Messungen besonders freut: "Beim Schadstoffausstoß liegen wir
wesentlich besser als erwartet". Quelle: Badische Zeitung 12.9.1998 ERDGASWIRTSCHAFT / Diversifizierung begrenzt Importrisiken Rußlandkrise keine Gefahr für Gasversorgung Im Zuge der Liberalisierung wird die Konkurrenz im Gasgeschäft zunehmen. Im Gegensatz zur Strombranche können sich die Erdgasunternehmen auf einen tendenziell steigenden Absatz einstellen. Auf der Beschaffungsseite gibt es ausreichende Flexibilität. BONN. Für den Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW), Ulrich Hartmann, entstehen durch die Entwicklung in Rußland keine besonderen Probleme für die deutsche Gasversorgung. Rußland sei zwar der wichtigste Gaslieferant Deutschlands; in den letzten 25 Jahren habe man in Moskau aber auch in politischen Problemsituationen Zuverlässigkeit und Vertragstreue gezeigt, stellte Hartmann in einem Gespräch mit dem Handelsblatt heraus. Zusätzliche Sicherheit böten die stark diversifizierten Bezugsquellen in anderen Ländern, die im rein hypothetischen Notfall einspringen könnten. Gleichfalls stünden hierzulande große Speicherkapazitäten zur Verfügung, um kurzfristige Ausfälle wettmachen zu können. Hartmann, zugleich Geschäftsführer der Hamburger Gaswerke GmbH, sieht im Rahmen der Umsetzung der europäischen Gasdirektive auch die Notwendigkeit des Abschlusses einer Verbändevereinbarung. In der Elektrizitätswirtschaft wurde eine solche privatwirtschaftliche Abmachung schon getätigt. Die Grundlagen für eine "Verbändevereinbarung" zur Bemessung von Durchleitungsentgelten für Erdgas würden zur Zeit unter Federführung des BGW mit den gaswirtschaftlichen Gruppierungen in einem Lenkungsgremium erarbeitet, an dem auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) beteiligt sei. Ziel sei es, in absehbarer Zeit eine realistische Verhandlungsgrundlage für die Gespräche mit der Industrie zu schaffen, hofft der BGW-Präsident. Die laufenden Gespräche ließen innerhalb der Gaswirtschaft ein einvernehmliches Ergebnis schon bald erwarten. Bezüglich der in Brüssel geplanten Restrukturierung der gemeinschaftlichen Rahmenbedingungen über die Besteuerung von Energieerzeugnissen hofft Hartmann, daß bislang bestehende Wettbewerbsnachteile für die deutsche Gaswirtschaft und ihre Kunden durch eine Harmonisierung der Erdgassteuer auf niedrigem Niveau tendenziell beseitigt werden könnten. Von der Einführung weiterer Energiesteuern im nationalen Alleingang oder der einseitigen Anhebung solcher Steuern müsse Bonn dann aber auch Abstand nehmen. Gleichzeitig sei es erforderlich, daß die klima- und umweltpolitische Schieflage in der deutschen Energiebesteuerung durch eine ökologische Differenzierung der Steuersätze der EU korrigiert werde. Insbesondere liegt Hartmann am Herzen, daß die Mitgliedstaaten der EU die Möglichkeit erhalten sollten, die Energiebranchen, die ihre freiwilligen Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz erfüllten, von der Steuer zu befreien. Freiwillige Selbstverpflichtungen, wie sie die deutsche Gaswirtschaft zur Absenkung der CO2-Emissionen im Haushalts- und Kleinverbraucher-Sektor eingegangen sei, hätten sich gegenüber CO2-Energiesteuern eindeutig als überlegen erwiesen. In Zukunft dürfte es zudem keine Besteuerung von Erdgas geben, das zur Strom- und zur gekoppelten Strom- sowie Wärmeerzeugung einerseits und zum leitungsgebundenen Gastransport sowie zur unterirdischen Gasspeicherung andererseits verwendet würde. Konkret: Eine Besteuerung des Gaseigenverbrauchs im europäischen Erdgashandel müsse unterbleiben. Der BGW sieht in der jetzigen Ausgestaltung des Steuerkonzepts der Kommission in Brüssel aber noch erhebliche Ungleichgewichte. Es sei nicht nachvollziehbar, warum der Entwurf den kohlenstoffärmsten und mit den geringsten Emissionen verbundenen Energieträger Erdgas ebenso und zum Teil noch höher besteuere als deutlich kohlenstoffreichere und emissionsintensivere Energieträger, kritisiert Hartmann. Außerdem falle die Progression im Zeitablauf viel zu hoch aus. Seine Schlußfolgerung: "Höhe und zeitlicher Verlauf der jeweiligen Mindeststeuersätze reflektieren somit nicht die Unterschiede zwischen den Schadstoff- und Klimagasemissionen der einzelnen Energieträger." Durch die progressive Anhebung der Erdgassteuer um den Faktor 3 innerhalb von vier Jahren werde die aus energie- und umweltpolitischen Gründen von der EU verfolgte stärkere Diversifizierung und umweltverträglichere Umgestaltung der Energieverbrauchsstruktur behindert. Man könne nicht erwarten, daß die europäische Gasindustrie innerhalb der nächsten zehn Jahre milliardenhohe Beträge investiere, wenn gleichzeitig die wettbewerbsrelevanten Produktvorteile nicht für den Kunden wirksam werden könnten, weil sie vom Fiskus weggesteuert würden. Durch die Vielzahl von Ausnahme- und Befreiungstatbeständen drohe darüberhinaus die Gefahr, daß am Ende gravierende Steuerbelastungsunterschiede zwischen den Mitgliedstaaten der EU "das einwandfreie Funktionieren des Binnenmarktes" behindern würden. Es sei sogar zu befürchten, daß ein weiterer Schritt in Richtung Komplizierung anstatt Vereinfachung des Steuerrechts erfolge. Die in Brüssels Richtlinienentwurf vorgesehenen Steuersätze trügen schließlich auch den spezifischen Vorteilen des Erdgaseinsatzes in Fahrzeugen nur ansatzweise Rechnung, sagte Hartmann. Die gegenwärtig in Deutschland geltende Besteuerung des Erdgases als Kraftstoff sollte auf keinen Fall überschritten werden. Im Hinblick auf die Studie von Wood Mackenzie zur Versorgungssicherheit beim Erdgas, die im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt wurde, meinte der BGW-Präsident, daß hierdurch bestätigt würde, wie Vorsorgemaßnahmen unternehmerisch flexibel und effizient bewältigt werden könnten. Die Studie mache gleichzeitig deutlich, daß die Versorgungssicherheit vorrangig eine nationale und dezentrale Dimension besitze und die jeweiligen nationalen Gegebenheiten berücksichtigt werden müßten. Der Aspekt, daß langfristige Take-or-Pay-Verträge auch in liberalisierten Märkten eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung von Versorgungssicherheit spielten, sei in der Studie von Wood Mackenzie allerdings zu kurz gekommen, argumentiert der BGW-Präsident. Hartmanns Schlußfolgerung: "Die Take-or-Pay-Verträge tragen wesentlich dazu bei, daß kostspielige Lieferprojekte langfristig überhaupt entwickelt werden können." Die Studie von Wood Mackenzie sieht es in einem liberalisierten Markt als gemeinsames Interesse konkurrierender Anbieter an, eine leistungsfähige Gasversorgung sicherzustellen. Um eine effiziente Allokation in diesem Sektor aber nicht zu gefährden, müsse gewährleistet sein, daß ein Trittbrettfahren bei der Gasinfrastruktur vermieden werden könne, stellte der BGW-Präsident heraus. Darüber hinaus dürfe es keinesfalls zu umfassenden Melde- oder Informationspflichten und zur Definition quantitativer Versorgungssicherheitsziele kommen. Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 10.9.98 Die Bauarbeiter an der WEDAL-Erdgas-Pipeline stoßen bisweilen ins Ungewisse vor: "Manchmal saufen wir ab" Erftkreis. Wie ein gigantischer Regenwurm bohrt sich eines der längsten Bauwerke Europas quer durch den Erftkreis. Kein Hindernis scheint für die Westdeutschland-Anbindungs-Leitung (WEDAL) der Firma Wingas zu groß oder zu kompliziert zu sein. Scheinbar mühelos frißt sich das 80 Zentimeter dicke Spezialrohr aus kunstoffummanteltem Stahl durch die Landschaft - unter Autobahnen und Flüsse, quer durch Berge und Hügel. Mit preiswertem Erdgas aus Rußland und Großbritannien soll die WEDAL in Zukunft die auf ihrem Weg liegenden Städte versorgen. Und die Zeit drängt. Nachdem erst im März der Startschuß zum Bau des rund 220 Kilometer langen Verbindungsstücks zwischen Soest und Aachen gefallen war, erwarten die Vereinigten Aluminium-Werke (VAW) in Neuss über ein Anschlußstück schon am 1. Oktober das erste Erdgas. Doch Klaus Exner, Fachgebietsleiter und Trasseningenieur bei Wingas, ist zuversichtlich: "Wir liegen bestens im Zeitplan". Prinzipiell sei es gar nicht so schwierig, eine Erdgas-Pipeline zu bauen. Wenn die Trasse festliege, sei die eigentliche Verlegung der Leitung kein großes Problem mehr. "Auf freiem Gelände schaffen wir rund einen Kilometer am Tag", erklärt Exner. Dazu wird auf 20 Metern Breite der Mutterboden abgetragen. Anschließend werden die einzelnen, je 18 Meter langen Rohre entlang der Strecke ausgelegt, miteinander verschweißt und peinlich genau geprüft. Schließlich verlegen mehrere Spezialkräne das komplette Teilstück in einem Arbeitsgang in das rund 1,80 Meter tiefe Loch. Nach der Verfüllung des Grabens wird der Ursprungszustand der Oberfläche wiederhergestellt. Exner: "Wenn wir mit der Verlegung fertig sind, kann kein Mensch mehr sehen, daß hier überhaupt gearbeitet wurde". Etwas kniffliger sind die sogenannten Unterpressungen. Mit einem Bohr-Pressverfahren wird die Röhre unter stark befahrene Straßen, Schienenstränge, Autobahnen und Flüsse geschoben. In einer 25 Meter langen Pressgrube werden die einzelnen Rohre in den Boden gebohrt, verschweißt und weitergeschoben. Bei Bergheim mußte zum Beispiel die Autobahn 61 auf einer Breite von 76 Metern "unterpreßt" werden. Jan Brandt weiß um die Probleme, die bei einem solchen Projekt auftreten können. Für ein von Wingas beauftragtes Subunternehmen ist der 32jährige für die WEDAL-Pressungen im Erftkreis zuständig. Er kennt die verschiedenen Gesteinsarten, weiß genau, welcher Bohrer für welchen Boden in Frage kommt. Allerdings gibt es auch für ihn schon mal Überraschungen. "Vor einiger Zeit haben wir bei einem anderen Projekt eine Wasserleitung erwischt", schildert er das Mißgeschick; "da sind wir erstmal abgesoffen!". Lebensbedrohlich sei der Wassereinbruch in die Baugrube zwar nicht gewesen, aber "das Leck mußten wir erstmal stopfen". Solche Zwischenfälle seien kaum zu verhindern. Brandt: "Manchmal haben wir zwischen bereits im Boden liegenden Strom- und Wasserleitungen kaum genug Platz für unsere Bohrung. Und wenn die Pläne dann nicht ganz genau stimmen, geht das schon mal schief". Brandt sieht das allerdings mit der Gelassenheit des Routiniers. Seit seinem 14. Lebensjahr ist der gebürtige Rostocker "auf Montage". Vor der WEDAL hat er in Sachsen-Anhalt auf einem Bohrturm "gerackert". Seine Frau Andrea und die beiden sieben und drei Jahre alten Töchter Vanessa und Nathalie haben sich daran gewöhnt, daß Papa nur alle sieben Tage für ein verlängertes Wochenende nach Hause kommt. Dazwischen verdient er seine Brötchen an der WEDAL und schläft nachts in einem Hotel. "Zum Glück", fügt er hinzu, "denn manchmal müssen wir auch in Containern vor Ort übernachten. Noch ein paar Monate wird Brandt an der WEDAL eingesetzt, dann geht es zur nächsten Baustelle. Rund 100 Arbeiter sind für das 48 Kilometer lange Baulos Nummer 8 im Einsatz, das unter anderem durch Pulheim, Bergheim und Kerpen führt. Viele der 18 Meter langen und je 4,5 Tonnen schweren Rohre müssen noch verlegt werden. Daß die Erdgas-Leitung undicht oder im Laufe der Zeit beschädigt werden könnte, schließt Klaus Exner aus: "Der verwendete Spezialstahl ist mit einem kathodischen Rohrschutz versehen und isoliert. Nach bisherigen Erkenntnissen zeigt dieses Material auch in tausend Jahren keine Ermüdungs- oder Rosterscheinungen". Über zwei Jahre lang wurde an dem Großprojekt WEDAL geplant. So lange ist auch Exner schon am Baulos 8 im Einsatz. Nachdem die Trasse festgelegt war, fielen mehrere Kommissionen über das geplante Baugebiet her. Zunächst untersuchte der Kampfmittelräumdienst das Gelände und fand neben vielen kleineren Granaten gleich mehrere Fünf-Zentner-Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg und sogar eine Mine. Anschließend rückten Archäologen an, die auf insgesamt 16 Fundstellen stießen, darunter zahllose römische Tonscherben und verschiedene Urnenfelder. Schließlich nahmen sich Geologiestudenten der Universität Köln der Trasse an, um die verschiedenen Gesteinsarten zwischen Köln und Aachen zu erkunden. Das interessiert den 32jährigen Jan Brandt allerdings wenig. Er ist froh, wenn er nach seiner nächsten Wochenschicht wieder nach Hause zu seiner Familie bei Magdeburg zurückfahren kann. Kölnische Rundschau 06/06/'98, Bernd Rosenbaum Weichenstellung für russisches Gas Quelle: LAUSITZER RUNDSCHAU , 23/Mai/'98 Nachschub gesichert Quelle: Kölner Stadt Anzeiger, Leonhard Spielhofer, 23/Mai/'98
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