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Copyright lt. Quellennachweis Die Redaktion recherchiert nach eigenem Ermessen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit zu erheben, in den genannten Quellen.

Pressearchiv 1999 Liberalisierung des Strommarktes

 

 

 

 

 

 

 


Yello Strom will Ökosteuer selber tragen

dpa-afx KÖLN. Das Kölner Energie-Unternehmen Yello Strom, eine Tochter der EnBW AG will die Ökosteuer, die ab 1. Januar 2000 um 0,5 Pfennig pro Kilowattstunde erhöht wird, nicht an seine Kunden weitergeben, sondern selber tragen. Damit werde der Yello-Preis "19/19 alles inklusive" auch für das Jahr 2000 gelten, berichtete das Unternehmen am Dienstag in Köln.

"19/19 alles inklusive" bestehe aus den Verbrauchskosten von 19 Pfennig pro Kilowattstunde Strom und 19 DM Grundpreis im Monat. Zusätzliche Kosten entstünden nicht.

HANDELSBLATT, Dienstag, 21. Dezember 1999

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Russland liefert Strom an Finnland
Offensive geplant

mbr MOSKAU. Russland Energiemonopolist RAO EES Rossii wird der finnischen Elektrizitätsgesellschaft PVO Strom für 180 Mill. " liefern. Die Firmen schlossen einen Vertrag, der für das Jahr 2000 die Einspeisung von 667 Mill. Kilowattstunden und bis 2004 weitere 2,67 Mrd. kwh vorsieht.

EES verkauft bisher gerade 0,2 % seiner Produktion an ausländische Staaten, die nicht der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) angehören. Die früheren Sowjetrepubliken bekommen mit jährlich 603,8 Mrd. kwh 1,8 % des Russenstroms.

EES-Chef Anatolij Tschubajs hatte angekündigt, offensiver auf Europas Strommarkt zu drängen. So soll der so genannte Kohlekredit der Weltbank für Russland mit dem Export von Elektrizität abgegolten werden. In Kasachstan hat das Kraftwerk Ekibastuz als Begleichung eines 300 Mill. $ großen Teils der kasachischen Stromschulden gegenüber Moskau übernommen.

Quelle: HANDELSBLATT 19. Dezember 1999

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Verhandlungspoker  auch um Stadtwerke?
Deponiegebühren: Kommunen in Aufruhr

Kreis Düren. Seit die Nachrichten in das Wespennest Müll gestoßen haben, hört das Brummen nicht mehr auf: Bürgermeister und Räte mucken auf. In Düren bald vielleicht noch mehr, denn offenbar geht es auch um die Zukunft von Stadtwerken und Betriebshof.

Die Bürgermeisterkonferenz hat jedenfalls eine Arbeitsgruppe beschlossen, weil man mehr Fakten an die Hand bekommen will und sich nicht nur auf den Kreis als Informanten verlassen mag.

Großes Ausmaß

Verhandelt wird vom Kreis, wie vom Landrat angekündigt. Offenbar aber im weit größeren Ausmaß als die meisten Kommunalpolitiker ahnen. Neben Landrat Wolfgang Spelthahn ist der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Düren, Rolf Delhougne, dabei.

Diskutiert wird längst nicht mehr über die Deponiegebühren und wie es mit Horm und der Deponiegesellschaft Düren (DDG) weiter gehen soll.

Neues Gesamtkonzept

Es geht um viel mehr: Schon vor der Wahl hatte die CDU keinen Hehl daraus gemacht, dass in Sachen Ver- und Entsorgung ein neues Gesamtkonzept her müsse. Die Gründe: Zum einen die Entwicklung auf dem Müllmarkt, zum anderen die Liberalisierung des Energiemarktes und die dadurch bestehende bundesweite Gefährdung für Stadtwerke und ähnliche kommunale Einrichtungen.

Tradition reicht nicht

Einig sind sich die Experten, dass Stadtwerke mit nur traditioneller Aufgabenstellung im neuen Haifischbecken Strom rettungslos verloren sind. Abhängigkeiten und Beteiligungen machen es Verantwortlichen aber nicht leicht, sinnvoll zu agieren: Vorschläge, sich verstärkt als Strom-Manager (Einkauf/Verkauf) zu engagieren, werden abgeblockt.

Kein Wunder, denn die jeweiligen Versorger haben verständlicherweise kein Interesse, dass möglicherweise blauer, gelber, grüner oder sonstfarbiger Konkurrenz-Strom von den Partner-Stadtwerken vermarktet wird.

Ein "Sonderling"

Auch der Betriebshof Düren ist als Gesellschaft der Stadt ein "Sonderling" im Kreisgebiet, da die übrigen Städte und Gemeinden die Müllentsorgung Privatfirmen - zumeist Braun-Trienekens - anvertraut haben. Entfiele der Anschlusszwang für die Kommunen, hätte Düren durch den Betriebshof keine Schwierigkeiten, sich über Nacht für erheblich günstigere Entsorgungsmöglichkeiten zu entscheiden.

Das Trienekens-Interesse für die komplette Übernahme aller abfallwirtschaftlichen Tätigkeiten im Kreis ist bekannt (es gab bereits vor gut einem Jahr ein Angebot) und ebenso verständlich.

Schlucken - zahlen

Nur wären damit für den Kreis und seine Kommunen, insbesondere aber für die Gebührenzahler, nicht alle Probleme vom Tisch. Im Gegenteil: Schon jetzt fällt es dem Anteilseigner Kreis schwer, die Kostenaufstellungen der DDG zu kontrollieren und beeinflussen. Ist erst alles verscherbelt, darf man nur noch schlucken und bezahlen. Das sollte im Interesse der Bürger keinesfalls vergessen werden, wenn auf den ersten Blick stattliche Kaufangebote vorgelegt werden.

Wem das zu skeptisch klingt, der kann sich einmal am Niederrhein umhorchen und dann entscheiden, ob das Viersen-Beispiel hier schule machen soll.

Quelle: Aachener Nachrichten 16.12.1999

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Kraftwerksbetreiber bekommen Wettbewerb zu spüren
KWR und KWL mit Umsatzverlusten

ef ZÜRICH. Die Schweizer Kraftwerk Laufenburg (KWL) und die deutsche Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG (KWR) rechnen im Geschäftsjahr 1999/2000 (30.9.) mit Umsatzeinbußen um 20 %. Das Ergebnis könnte sogar bis zu 70 % einbrechen. Für Sonderkunden mussten die Preise bereits um 50 % gesenkt werden, um diese nicht an Wettbewerber zu verlieren. Doch auch für Gewerbe- und Tarifkunden waren Preissenkungen nötig. Um gegen die Billiganbieter bestehen zu können, wurde die Marke Natur- Energie Silber Strom aus 100 % Wasserkraft geschaffen.

KWR und KWL, die vor allem in Südbaden verankert sind, arbeiten seit über einem Jahr quasi wie ein Konzern. Das operative Geschäft beider Gesellschaften wurde in der Energiedienst GmbH zusammengefasst. Eine Fusion scheidet wegen des hohen außerordentlichen Steueraufwandes jedoch aus.

Wegen des Preisdrucks sank der KWR-Umsatz um 9 % auf 258 Mill. DM. Der Verkauf der Beteiligung an der Energie Baden-Württemberg AG führte zu einem außerordentlichen Gewinn vor Steuern von 365 Mill. DM. Damit verbesserte sich das Unternehmensergebnis auf 236 (Vorjahr minus 21,1) Mill. DM. Die Aktionäre sollen deshalb zusätzlich zur Dividende von 10 DM einen Bonus in gleicher Höhe erhalten.

Der KWL-Umsatz sank auf 263 (308) Mill. sfr. Das Jahresergebnis verbesserte sich auf 42 (minus 18) Mill. sfr. Die Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von 8 sfr erhalten.

Quelle: Handelsblatt 17.12.1999

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Schlag für den Markt

Die Vereinbarung der Energieverbände wurde gestern als Durchbruch zu mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt gefeiert. Das stimmt nur zum Teil. Es gibt zwar mit dem neuen "Grundgesetz" des Strommarktes einige Vereinfachungen für den Handel und Austausch von Kilowattstunden. Doch gleichzeitig gibt es neue, überflüssige Hindernisse für den Wettbewerb.
Die nutzen allein den zwei künftigen Großkonzernen und Marktführern RWE-VEW und Veba-Viag und schmälern die Chance von Newcomern auf dem Markt. Eins steht fest: Mit der neuen Verbändevereinbarung ist der vom freien Wettbewerb überzeugte Bundeswirtschaftsminister noch längst nicht da, wo er hin will.

Die willkürliche Aufteilung Deutschlands in zwei Handelszonen passt zum Beispiel nur den Stromriesen RWE und Veba ins Konzept: Weil sie auf beiden Seiten der künstlichen Grenze aktiv sind, bleiben sie von der Strom-Maut befreit. Norddeutschen Klein- und Billiganbietern aber wird das Geschäft mit süddeutschen Kunden vermiest. Ein Wettbewerbshindernis, das Bundeskartellamt und EU nicht hinnehmen sollten. Auch die Behauptung des Stadtwerke-Präsidenten Widder, die Kosten für den Wechsel des Stromanbieters müssten künftig auf die Allgemeinheit umgelegt werden, soll letztlich nur verhindern, dass Kunden den teuren Stadtwerken untreu werden. Dabei ist der Anbieterwechsel kein technischer, sondern ein rein verwaltungsmäßiger Vorgang, der mit der Durchleitungsgebühr ohnehin abgegolten ist. In das Grundgesetz des Strommarktes, scheint es, ist die Notwendigkeit der Nachbesserung bereits festgeschrieben.

Quelle: Welt, Die 13.12.1999

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Wechsel des Stromanbieters wird einfacher

Frankfurt - Die deutsche Wirtschaft hat die entscheidenden Weichen für mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt gestellt. Die neue, freiwillige Verbändevereinbarung von Industrie und Energiewirtschaft gilt vom 1. Januar 2000 an und soll den Aufwand beim Wechsel von Anbietern mindern, Tarife für die Durchleitung von Konkurrenzstrom gerechter gestalten und Raum für niedrigere Endkundenpreise schaffen.
Die Nutzung der bestehenden Stromnetze wird künftig pauschaler betrachtet: Musste für den Bezug von Fremdstrom bislang jeweils individuell ein entfernungsabhängiger Durchleitungstarif an den Netzeigner gezahlt werden, fällt in Zukunft nur ein jährliches Nutzungsentgelt - quasi als Eintrittsgeld - an. Die Jahrespauschale muss formal vom wechselwilligen Kunden entrichtet werden, dieser kann sie aber an den neuen Anbieter weiterreichen. Kraftwerke müssen kein Netznutzungsentgelt zahlen, was nach Darstellung der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) unter anderem die Marktchancen regenerativer Energien verbessert. Um trotz der Nutzungspauschale die Energieerzeugung in räumlicher Nähe zum Abnehmer zu fördern, wird der Strommarkt künftig in zwei Handelszonen - Nord und Süd - aufgeteilt. Der Energieaustausch zwischen diesen Zonen wird mit einem Aufschlag von 0,25 Pfennig pro Kilowattstunde verrechnet, allerdings nur für den Saldo der ausgetauschten Strommengen.
Um Privathaushalten den Anbieterwechsel zu vereinfachen, wurden so genannte Lastprofile festgelegt, die einen Musterverbrauch simulieren und den Einbau teurer Spezialzähler überflüssig machen.
Derzeit sind Streitigkeiten zwischen den Stromanbietern um die Durchleitung in die Regionen ehemaliger Gebietsmonopolisten noch an der Tagesordnung. So soll das Bundeskartellamt in einer mündlichen Anhörung am Mittwoch in Bonn entscheiden, zu welchen Konditionen der Hamburger Stromanbieter Lichtblick künftig Strom an die Kunden der Stadtwerke München liefern darf. "Wir rechnen fest damit", so Lichtblick-Geschäftsführer Heiko von Tschischwitz, "dass uns durch das Bundeskartellamt der Rücken gestärkt wird."

Quelle: Hamburger Abendblatt 14.12.1999

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Ökostrom bekommt sichere Basis

Fraktionen bringen am Donnerstag das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien in den Bundestag. Anteil von Wind, Sonne, Erdwärme & Co soll sich innerhalb von zehn Jahren verdoppeln

Freiburg (taz) - Die Erzeuger umweltfreundlichen Stroms können wieder verlässlich planen: Am Donnerstag wird der Bundestag über das "Gesetz zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien" beschließen. Es ersetzt das seit 1991 gültige, sehr erfolgreiche Stromeinspeisungsgesetz, das nach der Öffnung des Strommarktes überarbeitet werden musste.In den letzten Wochen gab es vor allem um die Höhe der Einspeisevergütung Gerangel. Das für das Gesetz zuständige Bundeswirtschaftsministerium wollte eher etwas weniger für die Kilowattstunde Ökostrom zugestehen, die Betreiber der Anlagen forderten mehr. Nun zeigen aber alle Seiten Zufriedenheit mit der Vorlage.Gestern nach Redaktionsschluss sollte der Entwurf des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) in den Fraktionen von SPD und Bündnisgrünen abgesegnet werden. In dem neuen Gesetz formuliert der Deutsche Bundestag das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2010 zu verdoppeln. Dies geschieht, indem die Erzeuger von Ökostrom faire Vergütungen und eine verlässliche Basis für Investitionen erhalten.So wird es für Strom aus Windkraftanlagen in den ersten fünf Jahren 17,8 Pfennig je Kilowattstunde geben. Je nach Güte des Standortes geht die Vergütung anschließend etwas zurück; sie kann an guten Standorten bis auf 13,8 Pfennig sinken. Durchschnittliche Standorte werden im Mittel ihrer Betriebszeit auf 16,46 Pfennig je Kilowattstunde kommen, durchschnittliche Binnenlandstandorte werden 17,39 Pfennig erzielen. Mit dieser Differenzierung wird auch den Einwänden der Europäischen Kommission Rechnung getragen, die an besonders windgünstigen Standorten andernfalls eine Überförderung angemahnt hätte. Erstmals erhalten auch die Planer von Offshore-Windparks die lange geforderte Rechtssicherheit: Der Anwendungsbereich des Gesetzes reicht über die 12-Meilen-Zone im Küstenbereich hinaus.Deutlich verbesserte Perspektiven schafft das Gesetz auch der Land- und Forstwirtschaft mit einer stärkeren Unterstützung der Biomassenutzung. Landwirte, die ihre Gülle zu Biogas vergären und damit Strom erzeugen, erhalten künftig 20 Pfennig je Kilowattstunde, derzeit sind es nur knapp 15 Pfennig. Auch für Kraftwerke auf Basis fester Biomasse (in erster Linie Holz) gibt es künftig den erhöhten Satz. Erst ab einer elektrischen Leistung von mehr als 500 Kilowatt sinkt die Vergütung auf 18 Pfennig, oberhalb von fünf bis maximal 20 Megawatt auf 17 Pfennig.Neu im Gesetz ist das Grubengas, dessen Nutzung aus Gründen des Klimaschutzes forciert wird: Entweicht das Grubengas (Methan) ungenutzt, heizt es die Erdatmosphäre stark auf, die energetische Nutzung reduziert die Treibhauswirkung erheblich. Auch die Erdwärme ist künftig erstmals vertreten: Für Anlagen bis zu 20 Megawatt beträgt die Mindestvergütung in Zukunft 17,5 Pfennig, für größere Anlagen 14 Pfennig je Kilowattstunde.Und schließlich gibt es auch für die Solarenergie Perspektiven neuer Dimension. Für Solarstrom werden künftig mindestens 99 Pfennig je Kilowattstunde vergütet, womit Solaranlagen eine nie dagewesene Attraktivität erreichen werden. Da die anlaufende Massenproduktion die Kosten der Solaranlagen kontinuierlich senken wird, wird dieser Betrag nur für Anlagen gelten, die im Jahr 2000 ans Netz gehen. Für später gebaute Anlagen wird die Vergütung pro Jahr um 5 Prozent sinken. Allerdings wurde die Solarförderung gedeckelt: Sobald es in Deutschland Solaranlagen mit insgesamt 350 Megawatt gibt - das ist fast sechsmal so viel, wie heute installiert sind - soll das Gesetz überarbeitet werden. Das Gesetz geht durch den Bundesrat, ist aber nicht zustimmungspflichtig. Zum 1. März soll es in Kraft treten, dann aber auch Altanlagen betreffen.

Quelle: TAZ 14.12.1999

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Stromdurchleitung neu und einfacher geregelt

Frankfurt/Main (dpa) - Die Durchleitung von Strom von einem Energieversorger zum nächsten und dann weiter zu den Kunden wurde gestern neu geregelt. Vertreter der Industrie und der Energiewirtschaft haben am Montag in Frankfurt eine neue so genannte Verbändevereinbarung zur Nutzung der Stromnetze unterzeichnet. Nach Angaben der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) wird damit der Handel mit Strom deutlich einfacher. Künftig muss nicht mehr jede Lieferung einzeln berechnet werden. Es wird nach so genannten Leistungsprofilen abgerechnet - der Durchschnittsverbrauch eines Zweikinder- oder Rentnerhaushalts zum Beispiel. Dafür gibt es dann Pauschalgebühren für die Nutzung der fremden Netze. Ein paar verkomplizierende Details konnten die Stromversorger aber noch einbauen. So ist die Durchleitung zwar nicht mehr entfernungsabhängig. Deutschlands Hochspannungsnetze werden aber in zwei Zonen eingeteilt, Nord und Süd. Zone "Nord" umfasst die Übertragungsnetze von Veag, PreussenElektra, VEW, HEW und Bewag; Zone "Süd" die Gebiete von EnBW, RWE und Bayernwerk. Wer nach Saldierung Strom aus der anderen Handelszone bezieht, zahlt dafür zusätzlich ein Transportentgelt von 0,25 Pfennig je Kilowattstunde. Für die ostdeutschen Veag gibt es wegen der Garantie für die Braunkohleförderung Sonderregeln. Die Regelung muss noch der Kartellbehörde in Berlin und dem EU-Wettbewerbskommissar Monti vorgelegt werden.

Quelle: TAZ 14.12.1999

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Vereinbarung unterzeichnet
Kein Bürger ohne Strom
Anbieter garantieren Lieferung auch bei einem Wechsel

Frankfurt - Am 1. Januar beginnt in Deutschland eine "neue Zeitrechnung in der Stromwirtschaft". Die Verbände der Strombranche und der Wirtschaft unterzeichneten in Frankfurt im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller eine Vereinbarung, die den Wettbewerb einen weiteren Schritt voranbringen soll. Nach zehnmonatigen Verhandlungen wurde festgelegt, zu welchen Bedingungen der Handel mit Strom über die bisherigen Grenzen der Stromversorger hinaus möglich ist.

Allerdings hat man sich dabei noch immer nicht darauf einigen können, welche Kosten für Kleinkunden und Privathaushalte beim Wechsel des Anbieters anfallen. "Wir haben bis zum Schluss versucht, das Thema noch unterzubringen", sagte der Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen, Gerhard Widder. Man wolle nun abwarten, wie sich der Markt entwickelt und dann Regelungen finden.

Bisher jedoch gibt es nach Einschätzung der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) nur wenig Interesse bei Haushalten und Gewerbe, den Stromversorger zu wechseln. Wirtschaftsminister Müller betonte jedoch, dass auch im freien Wettbewerb die Sicherheit der Versorgung jederzeit gewährleistet werde. Es werde "nie ein Bürger ohne Strom sein", weil es dafür eine Garantie der Anbieter gebe.

In der Verbändevereinbarung, die am 1. Januar in Kraft tritt und zwei Jahre gelten soll, ist daher erst einmal geregelt, wie der Stromaustausch unter den Erzeugern und Lieferanten erfolgen soll.

Dazu wird Deutschland in zwei "Versorgungsregionen" unterteilt, in Nord und Süd. Die Region Nord umfasst die Übertragungsnetze von Veag, Preussenelektra, VEW, HEW und Bewag, die Region Süd die Netze von Enbw, RWE und Bayernwerk. Wer per Saldo Strom aus der anderen Handelszone bezieht, soll künftig 0,25 Pfennig je Kilowattstunde an Transportkosten bezahlen. Dieser Preis gilt vorerst auch für Stromlieferungen aus dem Ausland, bis eine europaweite Regelung gefunden wird.

Jeder Netzkunde wird ein jährliches Netzentgelt zahlen, wobei er die freie Wahl zwischen den Versorgern hat oder auch Strom von mehreren Lieferanten beziehen kann. Ein Verbraucher, der zum Beispiel von einem örtlichen Stadtwerk zu einem anderen Anbieter wechselt, muss dann zwei Verträge unterzeichnen, einen für die Netznutzung und einen für den Lieferanten.

"Damit wird der Verkauf von Strom außerhalb des angestammten Versorgungsgebiets erheblich erleichtert", sagte VDEW-Präsident Heinz Klinger. Auch mache die Regelung Strom zu einem börsenfähigen Produkt. Wichtig sei, dass künftig keine entfernungsabhängigen Entgelte mehr berechnet werden, sondern es für die Nutzung fremder Stromnetze nun pauschale Gebühren gebe. Damit müsse nicht mehr jede Durchleitung separat und individuell verhandelt werden.

Der Bundeswirtschaftsminister zeigte sich zuversichtlich, dass die Vereinbarung von der Brüsseler EU-Kommission genehmigt wird.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 14.12.1999

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Liberalisierung ist Chance für erneuerbare Energie

Mit Ökostrom wird es erst richtig bunt

Aachen. "Bunter und billiger" Strom wird jetzt zuhauf angepriesen. Strom aus erneuerbaren Energiequellen muss sich den Markt noch erobern. Jetzt bieten auch die regionalen Stadtwerke Ökostrom an.

"Schicken Sie uns einfach den unterschriebenen Vertrag, und wir kümmern uns um alles Weitere." Solche Sätze werden uns Stromverbrauchern noch reichlich angedient in den nächsten Monaten. Alle möglichen Produzenten, und es werden immer mehr, bieten nun "bunten" Strom an.

Preise und Konditionen

Wem das günstigste Angebot gerade recht ist und wem es egal ist, ob der Strom aus Kohle- oder Atomkraftwerken kommt (wie bei Yello) oder aus Wind- oder Solaranlagen, der braucht nur genau die Preise und Konditionen zu vergleichen.

Ein paar Informationen mehr verarbeiten muss, wer prinzipiell "Ökostrom" bestellen will. Also Strom, der zumindest überwiegend aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt wird: Wasser, Wind, Sonne, Biomasse, Erdwärme.

"Ökostrom verdrängt Primärenergie"

Der Grundgedanke ist: "Ökostrom verdrängt Primärenergie." Je mehr Ökostrom bestellt wird, desto geringer wird die Produktion aus umweltbelastenden Quellen, desto mehr neue Ökokraftwerke müssen (und sollen) gebaut werden.

Nicht zwingend teurer

Ökostrom an sich muss nicht teurer sein, der Aufpreis soll überwiegend für den Bau neuer Anlagen verwandt werden. Der Ökostrom-Verbund "energreen" zum Beispiel, an dem auch die Aachener Stadtwerke beteiligt sind, sichert zu, mindestens 80 Prozent des Aufpreises (von acht Pfennig/Kilowattstunde) in die Förderung neuer Anlagen zu investieren.

Strom ist faul

Wissen muss man ferner, dass Ökostromangebote hauptsächlich "mengengleich" sind. Das heißt: Der Anbieter garantiert, dass die insgesamt bestellte Menge Ökostrom hergestellt wird. Woher der Strom aus der Steckdose tatsächlich kommt, ist Zufall. "Strom ist faul", sagt der Fachmann, er sucht den Weg des geringsten Widerstands.

"Zeitgleiche Produktion"

Es gibt aber auch die Möglichkeit "zeitgleicher" Produktion, die etwa Greenpeace künftig anbieten will. Dabei steht (Öko-)Strom genau dann zur Verfügung, wenn er gebraucht wird. Das funktioniert bislang aber nur bei relativ geringen Mengen aus nahegelegenen Kraftwerken, die mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten. Dieser Strom ist auch im Grundpreis etwas teurer.

(Zu) viele Gütesiegel

Dass der Kunde überhaupt sicher genug sein kann, dass Ökostrom in der insgesamt bestellten Menge produziert und nicht heimlich der überschüssige Atomstrom abgesetzt wird, sollen Zertifikate garantieren. Tatsächlich vergibt bislang nur der TÜV ein Zertifikat; andere von verschiedenen Öko-Vereinen oder -Instituten sollen bald folgen.

Der TÜV prüft dabei im Prinzip nur, ob der Anbieter die zugesagten Ökostrom-Kapazitäten hat, verpflichtet jedoch nicht unbedingt zum Bau neuer Anlagen. Zertifikate der Öko-Institute werden die Anbieter auf Neuinvestitionen festlegen. Noch sind solche Garantie-Label unübersichtlich und nicht aufeinander abgestimmt. Es bahnt sich gar eine "Label-Schwemme" an, so die Fachzeitschrift Photon.

Ohnehin haben sich bislang so wenig Kunden für Ökostrom entschieden, dass nicht eine einziges Ökokraftwerk neu gebaut werden muss.

Quelle: Aachener Nachrichten 9.12.1999

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Blatzheim droht Yello: Wir schalten ab
Energieversorger im Clinch
Rechnung nicht bezahlt - Stadtwerke wollen aber die 50 Kunden nicht ohne Strom lassen


Troisdorf - "Wenn Yello Strom nicht bezahlt, kündigen wir den Vertrag", machte Peter Blatzheim, Geschäftsführer der Stadtwerke GmbH, gestern seinem Ärger Luft. Dann könnte es Kunden des noch neuen Energieanbieters passieren, dass ihre Stromanschlüsse abgeschaltet werden, weil die Yello Strom GmbH ihre Stromrechnungen bei den Stadtwerken noch nicht bezahlt hat.

Nach der Öffnung des Strommarktes hat Yello Strom auch in Troisdorf Kunden gewonnen. "Um die 50", so schätzt Blatzheim, seien es derzeit. Rund 34 000 Kunden beziehen ihren Strom von den Stadtwerken. Da es für die Durchleitung des "gelben Stroms" noch zu keinem Vertragsabschluss zwischen den Stadtwerken und dem Energieanbieter gekommen ist, kauft Yello Strom die Energie zur Versorgung seiner Kunden von den Stadtwerken. Dafür zahlt das Unternehmen nach Auskunft Blatzheims mehr, als es seinen Kunden in Rechnung stellt.

Mit rund 1000 Mark steht der Anbieter bei den Stadtwerken in der Kreide. Am 20. Dezember laufe die letzte Zahlungsfrist aus, so Blatzheim. Die Anschlüsse der Yello Strom Kunden könnten dann abgeschaltet werden. "Wir lassen aber keinen über Weihnachten ohne Strom", räumt der Stadtwerke-Chef ein. Dazu würden dann Lösungen gefunden.

Nichts gegen Wettbewerb

Dabei, darauf legt Blatzheim Wert, habe er nichts gegen die Liberalisierung des Strommarktes oder gegen Yello Strom. "Vom Wettbewerb profitieren die Bürger und auch die Stadtwerke." Die nächste Tarifsenkung für Troisdorf - es sind je nach Strommenge, die abgenommen wird, zwischen vier und sieben Prozent - kündigte er gleich im Anschluss an. Auch dieses sei eine Folge des Wettbewerbs auf dem Strommarkt.

Mit anderen Stromanbietern haben die Stadtwerke keine Schwierigkeiten. Die Verfahren laufen reibungslos. Sogar ein Durchleitungsvertrag besteht schon. "Ich will diesen Wettbewerb nicht behindern, aber es muss geregelt sein." Und das ist bei Yello Strom seiner Meinung nach nicht der Fall. Es gebe außer dem Nichtbezahlen der Rechnungen auch Durcheinander bei den Kundenlisten und ständig neue Ansprechpartner bei Yello Strom, bemängelt er.

Schon Mitte November hatten die Stadtwerke sich schriftlich bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW), der Muttergesellschaft der Yello Strom GmbH, beschwert. "Im Zuge der mit uns durchgeführten Abstimmungen zur Nutzung unseres Netzes haben wir den Eindruck gewonnen, dass die internen Abläufe im Bereich Durchleitungsmanagemant nur als chaotisch bezeichnet werden können", schrieben die Stadtwerke und listeten im Anschluss ein Reihe von Missständen auf. Um Nachteile für die Kunden zu vermeiden, habe man sich bereit erklärt, übergangsweise Strom an Yello zu liefern.

Verständnis für Ärger

"Wir sind liquide und zahlen unserer Rechnung", erklärte gestern Yello Strom und EnBW Geschäftsführer Marco Demuth auf Anfrage des "Rhein-Sieg-Anzeiger". "Ich verstehe seinen Ärger, er ist ein guter Kaufmann", kommentierte er Blatzheims Äußerungen. Yello Strom sei noch dabei, sich zu organisieren, aber jeder Tag sei eine neue Herausforderung. "Wir werden gut - aber es dauert noch."

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 10.12.1999

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Energieriesen sind zum Erfolg verurteilt
Strom ist schwere Mitgift für die Hochzeit von Veba und Viag

ews/jsn DÜSSELDORF. Das Kerngeschäft Strom läuft für die Veba AG, Düsseldorf, im ersten Jahr der Liberalisierung des Energiemarktes schlecht: Beim Umsatz wird am Mittwoch für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 1999 ein Minus von 5 %, beim Ergebnis sogar von 10 % ausgewiesen werden. Bei der Viag AG, München, dem Fusionspartner der Veba, werden ebenfalls am Mittwoch Einbrüche der Stromsparte in ähnlicher Größenordnung veröffentlicht. Dies erfuhr das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen. Die Branche leidet unter dem Preisverfall durch die Marktöffnung. Deutschlands größter Stromanbieter, die Essener RWE Energie AG, hat bereits für das Geschäftsjahr 1999/2000 (30.6.) einen Ausgabenstopp verfügt. Dieses "zusätzliche Kostenmanagement" soll 30 % der geplanten Aufwendungen sparen.

Für den gesamten Veba-Konzern werden allerdings positive Zahlen präsentiert. Umsatz und Ergebnis sind im zweistelligen Bereich gewachsen. Dazu trugen aber drei Sonderfaktoren bei: Einmal wird erstmals die Chemietochter Degussa-Hüls voll einbezogen, zum anderen kommen satte Buchgewinne aus dem Verkauf von Otelo und Anteilen an Cable & Wireless von 1,7 Mrd. Euro hinzu. Drittens entfallen nun die Verluste in der Telekommunikation.

Der geplante Verkauf von E-Plus an France Telecom zum Preis von insgesamt 7,4 Mrd. Euro – davon entfallen 3,6 Mrd. Euro auf RWE und 3,8 Mrd. Euro auf Veba – wirkt sich allerdings bislang nicht aus. Der US-Miteigentümer Bell South (22,5 % Anteil) kann bis Ende 1999 über sein Vorkaufsrecht für die E-Plus-Anteile entscheiden. Wie zu hören ist, prüft Bell South eine Kooperation mit der Telefongesellschaft Koninklijke PTT Nederland NV (KPN) in Amsterdam.

Quelle: Handelsblatt 8.12.1999

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In nur sechs Monaten baute die Bewag 2200 Stellen ab

Der Berliner Energieversorger Bewag streicht innerhalb eines halben Jahres jede vierte Stelle. Ende Dezember wird das Unternehmen nur noch 6300 Beschäftigte und damit 2200 weniger haben als im Sommer, wie Vorstandsvorsitzender Dietmar Winje mitteilte. Er betonte, dass man damit beim Stellenabbau schneller vorangekommen sei als ursprünglich geplant. Bis Ende 2002 solle die Belegschaft um weitere 1600 bis 1800 Beschäftigte geschrumpft werden.

Der durch den liberalisierten Energiemarkt verschärfte Wettbewerb mache eine radikale Senkung der Kosten notwendig, sagte Winje. Die Bewag müsse bis zum Jahr 2002 über eine Mrd. DM einsparen. Daher sei der Belegschaftsabbau unumgänglich. Sollte die angestrebte Kostenreduzierung dadurch nicht voll erreicht werden, gebe es weiterhin die Option einer Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich. Darüber müsse dann aber noch mit den Sozialpartnern verhandelt werden.

Da der Personalabbau sozialverträglich über Abfindungen und vorzeitigen Ruhestand erfolge, belaste er das Unternehmen zwar zunächst allein in diesem Jahr mit gut 400 Mio. DM und bis zum Ende des Geschäftsjahres im Juni 2000 mit insgesamt 750 Mio. DM, sagte Winje. Doch dies werde in den nächsten Jahren durch eingesparte Lohnkosten mehr als aufgewogen. Würde man den radikalen Stellenabbau nicht schon jetzt bei guter Ertragslage vornehmen, wäre man in zwei oder drei Jahren nicht mehr zu einer sozialverträglichen Lösung in der Lage.

Der Bewag-Chef betonte, dass man mit den Schritten zum Fitmachen des Unternehmens für den verschärften Wettbewerb "im Plan" liege. Dazu gehörten die Preissenkungen für die Haushalte zum 1. November. In den seitdem vergangenen knapp fünf Wochen hätten sich 0,3 Prozent (rund 5000 Haushalte) der etwa zwei Millionen Kunden für den Tarif Ökopur mit Strom aus regenerativen Energien und 3,6 Prozent (knapp 80 000 Haushalte) für den Tarif Multiconnect mit Atomstrom entschieden. Auch beim Aufbau einer Vertriebsstruktur mit einem markterfahrenen Partner für den bundesweiten Stromverkauf sei man vorangekommen. Einzelheiten dazu werde man noch im Dezember bekannt geben. Die Meldung der WELT über eine Kooperation mit Mobilcom wollte Winje weder bestätigen noch dementieren.

Der Vorstandsvorsitzende bekräftigte sein Ziel, auch nach der Deregulierung des Strommarkts in Deutschland mittelfristig einen Marktanteil von 80 Prozent in Berlin zu halten. Im gleichen Zeitraum wolle die Bewag ihren bundesweiten Anteil von drei auf fünf Prozent erhöhen. Winje rechnet mit einem "guten operativen Ergebnis", das eine Dividende auf Vorjahreshöhe von 1,10 DM ermögliche

Quelle: Welt Die, 3.12.1999

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Frankreich öffnet nun doch seinen Strommarkt
Paris lenkt nach Einleitung eines EuGH-Verfahrens ein – Differenzen in Brüssel um erneuerbare Energien

sce BRÜSSEL. Frankreich hat sich nun doch zu einer raschen Liberalisierung seines Strommarktes bereit erklärt. Nachdem die EU-Kommission Ende November ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Regierung in Paris eingeleitet hatte, verkündete am Donnerstag der für Energiefragen zuständige Staatssekretär Christian Pierret in Brüssel, die französische Nationalversammlung werde das Gesetz zur Öffnung des Strommarktes bis Mitte Februar verabschiedet haben. Unter dem wachsenden politischen Druck der EU setzt Frankreich als vorletztes Mitgliedsland der Union die Binnenmarktregeln für den Elektrizitätssektor um. Nur noch Luxemburg weigert sich, sein Netz zu öffnen.

Am Rande der Brüsseler Ministerratssitzung traten Differenzen über die künftige Förderung von Öko-Strom zu Tage. Zum weiten Mal zog die EU-Kommission einen Richtlinienentwurf zur Stärkung erneuerbarer Energien zurück. Die zuständige Kommissarin Loyola De Palacio überbrachte dem Rat lediglich ein Eckpunktepapier, das die Mitgliedsländer bis zum Januar bewerten sollen. Ursprünglich wollte die Kommission eine verabschiedete Direktive präsentieren. Doch die Furcht vor einer politischen Niederlage im Ministerrat veranlasste De Palacio, den Entwurf in letzter Minute von der Tagesordnung zu streichen. Statt dessen sollen nun zunächst einmal die Mitgliedsländer über geeignete Maßnahmen zur Anhebung der regenerativen Energien diskutieren. In diplomatischen Kreisen war von einem bislang in der EU einmaligen Vorgang die Rede.

Mit dem Thema Öko-Strom hatte sich bereits die Vorgänger-Kommission die Finger verbrannt. Im Sommer letzten Jahres wollte die Brüsseler Behörde verbindliche Mindestquoten für den Anteil von Strom aus Wind-, Solar- und Wasserkraftanlagen einführen. Die Pläne provozierten den lauten Protest der EU-Staaten, die keinen Eingriff in ihren nationalen Energiemix dulden wollten. Daraufhin kam der Entwurf gar nicht erst ins Gesetzgebungsverfahren.

Die neuesten Vorschläge beinhalten die Einführung einer gemeinschaftlichen Quote für den grünen Strom nur noch als Option. Im Mittelpunkt steht die Aufforderung an die Länder, Diskriminierungen beim Zugang zum Netz innerhalb von zehn Jahren zu beseitigen. Das im deutschen Stromeinspeisungsgesetz vorgesehene Preisstützungssystem für Strom aus regenerativen Energieträgern soll Bestand haben. Außerdem wird erwogen, dass Länder mit einem Öko-Strom–Anteil von 5 % Elektrizitätsanbietern aus Ländern mit einer geringeren Quote den Zugang zu ihren Märkten verweigern dürfen.

Quelle: Handelsblatt 4.12.99

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Mobilcom wird Stromhändler

Gemeinschaftsunternehmen mit Berlins Stromversorger Bewag - "Best Energy" plant bundesweites Billigangebot

Hamburg - Der Telekom-Herausforderer Mobilcom AG steigt in das Stromgeschäft ein. Wie die WELT am Donnerstag aus gut unterrichteten Kreisen in Hamburg erfuhr, plant Mobilcom mit dem Berliner Stromversorger Bewag ein Joint Venture unter dem Namen "Best Energy". Das Gemeinschaftsunternehmen, an dem beide Konzerne jeweils 50 Prozent halten, soll am 9. Dezember in Hamburg der Öffentlichkeit präsentiert werden. "Best Energy" wird Billig-Strom zunächst in ausgewählten Test-Märkten wie Hamburg anbieten, und sich dann bundesweit ausbreiten. Branchenkreise vermuten, dass es auch Paket-Angebote von Telefon- und Energiedienstleistungen geben wird. Über die geplanten Tarife wurde zunächst noch nichts bekannt.

Mit der künftigen Vertriebsschiene im Telekom-Bereich wird der fünftgrößte deutsche Stromkonzern Bewag erstmals bundesweit im Markt für Haushaltskunden aktiv. In Branchenkreisen gilt Mobilcom - einer der größten Werte im Börsensegment Neuer Markt - als idealer Vertriebspartner für das MDax-Unternehmen Bewag: Während andere Stromanbieter ihren Vertrieb mit branchenfernen Unternehmen aufbauen - etwa mit Supermarktketten oder Versandhäusern - bekomme die Bewag einen Vertriebspartner der ebenso Erfahrung mit der leitungsgebundenen Versorgung wie mit der Abrechnung zahlenmäßig großer Kundengruppen und deren Betreuung über Call-Center habe.

Quelle: Welt, Die 2.12.1999

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Frankreich öffnet nun doch seinen Strommarkt
Paris lenkt nach Einleitung eines EuGH-Verfahrens ein – Differenzen in Brüssel um erneuerbare Energien

sce BRÜSSEL. Frankreich hat sich nun doch zu einer raschen Liberalisierung seines Strommarktes bereit erklärt. Nachdem die EU-Kommission Ende November ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Regierung in Paris eingeleitet hatte, verkündete am Donnerstag der für Energiefragen zuständige Staatssekretär Christian Pierret in Brüssel, die französische Nationalversammlung werde das Gesetz zur Öffnung des Strommarktes bis Mitte Februar verabschiedet haben. Unter dem wachsenden politischen Druck der EU setzt Frankreich als vorletztes Mitgliedsland der Union die Binnenmarktregeln für den Elektrizitätssektor um. Nur noch Luxemburg weigert sich, sein Netz zu öffnen.

Am Rande der Brüsseler Ministerratssitzung traten Differenzen über die künftige Förderung von Öko-Strom zu Tage. Zum weiten Mal zog die EU-Kommission einen Richtlinienentwurf zur Stärkung erneuerbarer Energien zurück. Die zuständige Kommissarin Loyola De Palacio überbrachte dem Rat lediglich ein Eckpunktepapier, das die Mitgliedsländer bis zum Januar bewerten sollen. Ursprünglich wollte die Kommission eine verabschiedete Direktive präsentieren. Doch die Furcht vor einer politischen Niederlage im Ministerrat veranlasste De Palacio, den Entwurf in letzter Minute von der Tagesordnung zu streichen. Statt dessen sollen nun zunächst einmal die Mitgliedsländer über geeignete Maßnahmen zur Anhebung der regenerativen Energien diskutieren. In diplomatischen Kreisen war von einem bislang in der EU einmaligen Vorgang die Rede.

Mit dem Thema Öko-Strom hatte sich bereits die Vorgänger-Kommission die Finger verbrannt. Im Sommer letzten Jahres wollte die Brüsseler Behörde verbindliche Mindestquoten für den Anteil von Strom aus Wind-, Solar- und Wasserkraftanlagen einführen. Die Pläne provozierten den lauten Protest der EU-Staaten, die keinen Eingriff in ihren nationalen Energiemix dulden wollten. Daraufhin kam der Entwurf gar nicht erst ins Gesetzgebungsverfahren.

Die neuesten Vorschläge beinhalten die Einführung einer gemeinschaftlichen Quote für den grünen Strom nur noch als Option. Im Mittelpunkt steht die Aufforderung an die Länder, Diskriminierungen beim Zugang zum Netz innerhalb von zehn Jahren zu beseitigen. Das im deutschen Stromeinspeisungsgesetz vorgesehene Preisstützungssystem für Strom aus regenerativen Energieträgern soll Bestand haben. Außerdem wird erwogen, dass Länder mit einem Öko-Strom–Anteil von 5 % Elektrizitätsanbietern aus Ländern mit einer geringeren Quote den Zugang zu ihren Märkten verweigern dürfen.

Quelle: Handelsblatt 3.12.1999

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RWE, VEW und Steag planen neue "Energie AG"

Bündelung von Kraftwerks-Kapazitäten
Essen (dpa/lnw) - Die Revierunternehmen RWE, VEW und die zum Ruhrkohle-Konzern gehörende Steag planen nach Informationen der in Essen erscheinenden Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung (NRZ) die Gründung einer gemeinsamen "Energie AG". Wie die Zeitung in ihrer Freitagausgabe berichtet, soll das neue Unternehmen bereits im kommenden Jahr an den Start gehen und in erster Linie die Kraftwerks-Kapazitäten bündeln. Sprecher der betroffenen Unternehmen wollten die Informationen nicht bestätigen.

Bereits seit September werde über eine mögliche Kooperation mit der Steag gesprochen, sagte RWE Energie-Sprecher Hermann Venghaus. Die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft sei dabei jedoch "reine Spekulation". Es gehe vielmehr um eine Abstimmung des Kraftwerks-Einsatzes. Es werde eine engere Zusammenarbeit geprüft, um die Kostensituation zu verbessern, sagte Steag-Sprecher Martin Weber in Essen.

Der RWE-Konzern ist größter Abnehmer für Strom aus der Produktion des Steinkohle-Kraftwerksparks der zum RAG-Konzern gehörenden Steag. Von einer Gesamtproduktion der Steag im Jahr 1998 von 27,3 Milliarden Kilowattstunden (kWh) lieferte das Unternehmen 12,4 Milliarden kWh an RWE und 8,2 Milliarden kWh an den Dortmunder Nachbarn VEW AG. Die Energieunternehmen RWE und VEW wollen sich noch bis zum Jahresende über einen Zusammenschluss einigen.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 3.12.1999

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RWE Energie drängt auf Europa-Markt
Handelsbüro in Amsterdam

adx ESSEN. Die RWE Energie AG drängt verstärkt auf den europäischen Stromhandelsmarkt. Die hundertprozentiger Tochter RWE Energy Trading Limited habe jetzt ein eigenes Handelsbüro in Hoofddorp bei Amsterdam eröffnet, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Ihm sollen noch in diesem Jahr weitere Vertretungen in Europa folgen. Ziel sei die Präsenz in allen bedeutenden europäischen Wirtschaftszentren. Das Handelsbüro in den Niederlanden, das durch ein Vertriebsteam ergänzt werden soll, will an bereits erzielte Erfolge im niederländischen Strommarkt anknüpfen und die künftig erforderliche Kundennähe sichern.

Auf dem Weg zu einem der führenden Energiedienstleister Europas wolle sich RWE Energie bei allen wesentlichen Energieträgern, Kohle, Öl, Gas und Strom, international stark positionieren, betonte RWE. Dazu sei im März dieses Jahres die RWE Energy Trading Ltd. mit Sitz in London gegründet worden. Sie habe in diesen Tagen den operativen Handel mit Strom und Erdgas in physischer und derivativer Form sowie anderen Energiederivaten zur Preisabsicherung aufgenommen, teilte RWE Energie weiter mit. Das Unternehmen erwartet, dass allein der physische Handel mit Strom in Westeuropa von jetzt etwa 260 Terawattstunden (TWh) bis 2003 auf knapp 2.000 TWh klettert.

Quelle: Handelsblatt 27.11.1999

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Große Freiheit - aber nicht für arme Schweine

Welche Farbe hat der Strom?

Wir sind ziemlich auf ihn angewiesen. Er fließt und kriecht. Man kann ihn einschalten oder abschalten, umkehren, weiterleiten oder sperren. Er bringt uns Licht und Wärme, läßt das Telefon klingeln, das Radio tönen und die Mattscheibe flimmern. Den meisten hilft er beim Wäschewaschen und vielen beim Geschirrspülen. Er strömt beinahe allgegenwärtig. Und endlich können wir wählen. Die große Freiheit ist noch viel größer geworden.

Es steht uns frei, von wem wir den »Saft, der den Organismus unserer Volkswirtschaft durchströmt«, wie die Energieversorger ihr Produkt nennen, kaufen. Ein Produkt, von dem die genannten Vermarkter behaupten, es stünde erst am Anfang seiner »Karriere«.

Jeder Bürger kann jetzt frei entscheiden, welchem Saftverkäufer er mehr oder weniger von den meist sauer verdienten Märkern in den Rachen schmeißen muß. Stromversorger oder Energieanbieter nennen sich die Saftverkäufer. Es geht ihnen gut, jedenfalls den alten, auf die wir schon immer angewiesen wurden. Die neuen möchten, daß es ihnen auch so gut geht. Deshalb bewerben sie uns.

Und auch die alten geben sich furchtbare Mühe. Nicht nur, daß sie uns daran erinnern, wie verläßlich sie in der Vergangenheit waren, sie pochen auf ihre vielen Investitionen in die Umwelt. Daß wir diese Investitionen ebenso bezahlt haben wie ihre Gewinne, erwähnen die Selbstbeweihräucherer nicht. Immerhin senken sie nun zähneknirschend die Preise.

Politiker reiben sich zufrieden die Hände und sind stolz darauf, wieviel Gutes sie für uns wieder einmal getan haben und welcherlei zusätzliche Freiheit sie uns zukünftig zuteil werden lassen. Wir sollen ihnen danken für soviel Freiheit und die kommenden Preissenkungen. Damit wir nicht übermütig werden und weil sie meinen, daß zuviel Vertrauen auch nicht gut ist, haben die Regierenden noch schnell dafür gesorgt, daß jedes Mensch was für die Umwelt tun muß und eine Steuer draufgelegt.

Und wir stehen nun da und werden in die Verantwortung genommen. Nehmen wir das rote, das blaue oder das orange Produkt? Paßt der rote Strom zu meiner Einrichtung? Sieht blauer Strom in meiner Leitung gut aus? Nachdem wir einen Teil unserer Freizeit der Suche nach dem jeweils geeigneten Telefonanbieter widmen, dürfen wir uns nun in einem anderen Teil um den richtigen Stromanbieter kümmern. Das nennt man Eigenverantwortung, die gehört zur Freiheit und soll gefördert werden. Bei der Entscheidung für den richtigen Saftverkäufer unterstützen uns diverse Verbrauchervereine und Magazine. Wir werden aufgefordert, uns von unserer neuen Freiheit nicht zuviel nehmen zu lassen, keine Knebelverträge abzuschließen und an die Umwelt zu denken. Wer will schon ein Umweltschwein sein? Aber einige müssen. Das haben ja schon Prinzen verkündet: Du mußt ein Schwein sein in dieser Welt. All die Armen, ob sie nun BAföG, Sozialhilfe, eine kleine Rente beziehen oder ob sie ihre paar Mark vom Arbeitsamt bekommen, die werden nun aufgefordert, sich zum Schweinsein zu bekennen. Von der BEWAG, dem Berliner Altanbieter zum Beispiel.

»ÖkoPur« kostet Strom fast das Doppelte dessen, was der gleiche Verein für den billigsten fordert. Von »ÖkoPur« wird behauptet, daß der Saft garantiert zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, also aus Wind, Wasser und Sonne. Beim billigeren Produkt handelt es sich um Mixstrom, zusammengekauft auf den (undurchsichtigen) europäischen Märkten. Da kann natürlich nur der Preis, nicht aber die Herkunft garantiert werden. Dafür kann man es noch billiger haben, wenn man sich ganz freiwillig bindet, für 24 Monate. Dann ist es zwar mit der Freiheit wieder aus, aber das ja ganz freiwillig.

Und nun wissen wir, warum Arme Schweine sein müssen. Weil sie nämlich kein Geld haben für den teuren Strom und deshalb zu Schweinen gemacht werden. Das befreit sie übrigens natürlich nicht von der Ökosteuer, die zahlen sie in jedem Fall.

Zugegeben, es bleiben Fragen offen. Eine sei gestellt: Wie kann dem reicheren Nachbarn eigentlich garantiert werden, daß sein teurer Ökostrom sich nicht heimlich mit dem Mixstrom des armen Schweins mischt? Während er doch jahrelang geackert hat, um sich endlich mal was leisten zu können und jetzt was für die Umwelt tut, holt der Arme seine Kohle vom Sozialamt, kriegt den Strom billiger, und bei dem geht das Licht auch an. Da könnte der reiche Nachbar doch glatt zum Schwein werden.

Quelle: Junge Welt 24.11.1999

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Fünf Mal war Clement am Rednerpult
Ökosteuer-Debatte im Landtag - Schlagabtausch mit CDU-Fraktionschef Meyer

Düsseldorf. Die Sondersitzung des NRW-Landtags zur Ökosteuer geriet vornehmlich zu einem Rededuell zwischen CDU-Oppositionschef Laurenz Meyer und SPD-Ministerpräsident Wolfgang Clement. Der Unionsmann eilte gleich sechs Mal ans Rednerpult. Der SPD-Regierungschef kam auf immerhin fünf Beiträge. Der Tenor ihres Schlagabtauschs blieb stets der gleiche. Während der Unionsmann Kompromiss als "Mogelpackung" bezeichnete, sprach Clement von einem "politischen Glücksfall".

Am Ende der von der CDU-beantragten - teilweise turbulenten - Plenardebatte stimmte die rot-grüne Parlamentsmehrheit die Forderung der Union nieder, die Reform im Bundesrat abzulehnen.

"Freudenfeiern sind nicht angesagt", kritisierte Oppositionschef Meyer. Die Gefahren für die Braunkohle und speziell für den Tagebau Garzweiler II seien keineswegs ausgeräumt. "Für RWE ist Planungssicherheit nur dann gegeben, wenn ausschließlich Kraftwerke begünstigt werden, die bis Ende März 2003 im kommerziellen Dauerbetrieb sind und einen Jahresnutzungsgrad von 57,5 Prozent erreichen." Gerade über den kommerziellen Dauerbetrieb und den Nutzungsgrad gebe es in dem Kompromiss aber keine Zusicherung. Clement wies diese Argumentation als nicht stichhaltig zurück und konterte: "Die erzielte Einigung mit Berlin bringt für alle Seiten große Vorteile." Sie sichere die Zukunft der heimischen Kohle, ermögliche den Bau eines hochmodernen Gaskraftwerkes in Mecklenburg-Vorpommern und bringe überdies die erneuerbaren Energien voran. Damit liege die Bundesrepublik im europaweiten Trend. Das sei wiederum eine wichtige Voraussetzung für einen fairen Wettbewerb in der Europäischen Union.

Doch Meyer ließ nicht locker. Er hakte nach und verwies auf den Brief des RWE-Vorstandschefs Dietmar Kuhnt an Clement. Darin hatte Kuhnt in der Tat verlangt, dass bei der Ermittlung der Steuerfreiheit verbindlich auf den Jahresnutzungsgrad der Kraftwerke abzustellen sei. Bei dieser Messmethode müssten die meisten Gaskraftwerke einen um zwei bis drei Prozent höheren Wirkungsgrad erzielen als im Gesetz vorgesehen. Meyers Folgerung: Da dies im Ökosteuergesetz nicht geregelt sei, stimme Clements ganze Rechnung nicht. Clement habe die Beschäftigten in der Braunkohle und den Kraftwerken "verraten und verkauft".

Das wollte Clement natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Die Messmethode würde nicht im Gesetz geregelt, sondern in einem anschließenden Verwaltungsverfahren, konterte er. Und dafür seien die Bundesministerien für Wirtschaft und Finanzen in Berlin zuständig.

Sehr zu Clements Missfallen sorgte seine grüne Umweltministerin Bärbel Höhn dafür, dass Meyer sich bestätigt sah. Gefragt, wie denn die Messwerte festgestellt werden sollten, ließ Höhn den CDU-Mann abblitzen: "Wir lassen uns doch nicht in die Karten schauen."

Genau das befürchtet die CDU-Opposition. Deshalb wollte sie die Landesregierung zwingen, Farbe zu bekennen. Bevor die Ökosteuer morgen in den Bundesrat kommt, sollte klargestellt werden, welche Folgen das Gesetz ganz konkret für den Kohlebergbau in NRW haben wird. Die Regierung blieb diese Antwort schuldig.

Quelle: Kölnische Rundschau 25/11/’99

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Bevorzugt der Kompromiss Kohle- oder Gaskraftwerke?
Ökosteuer

SPD und Grüne bieten unterschiedliche Interpretationen

Berlin - Die Absprache zur Ökosteuer zwischen Kanzler Gerhard Schröder und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement ist sowohl von Bundestagsabgeordneten der SPD als auch der Grünen begrüßt worden. Allerdings knüpften SPD und Grüne daran unterschiedliche Erwartungen. Während die SPD die Zukunft der Kohle-Nutzung als gesichert ansieht, rechnen die Grünen mit allmählich steigenden Markt-Anteilen für Gas-Kraftwerke. Die Einigung wurde in einem Treffen des Kanzlers mit Clement, Außenminister Joschka Fischer und Umweltminister Jürgen Trittin (beide Grüne) erzielt. Hinzugezogen wurden unter anderen auch Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos), der künftige SPD-Generalsekretär Franz Müntefering und Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch. Streitpunkt war die geplante Befreiung neuer Gaskraftwerke mit einem Wirkungsgrad von mindestens 57,5 Prozent von der Mineralölsteuer. Damit wird Gas bei der Stromerzeugung mit Kohle gleichgestellt, die auch von der Mineralölsteuer befreit ist.

Umweltminister Trittin wertete den Kompromiss als Erfolg für seine Partei. Der Bau des in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) geplanten Kraftwerks sei gesichert. Die grüne Fraktionschefin Kerstin Müller äußerte die Hoffnung, dass auf Grund der bis zum Jahr 2003 reichenden Steuerbefreiung für Strom-Erzeugung aus Gas ein solcher Kraftwerkstyp "bald auch in Nordrhein-Westfalen gebaut werden kann". Derzeit ist in Deutschland kein Gas-Kraftwerk in Betrieb. Kerstin Müller fügte hinzu: "Dann wird sich zeigen, welcher Technik die Zukunft gehört." Gas-Kraftwerke erzielen nach Experten-Ansicht einen weitaus höheren elektrischen Wirkungsgrad als Kohle-Kraftwerke. Für die ungeschmälerte Kohle-Verstromung hatten sich vor allem SPD-Abgeordnete aus der Rhein-Ruhr-Region ausgesprochen.

Der Darstellung auf Seiten der Grünen widersprach vehement der SPD-Abgeordnete Klaus Lennartz (Erftkreis): "Der Kampf für die Kohle hat sich gelohnt. Jetzt ist sicher, dass unsere rheinische Braunkohle nicht vom Gas verdrängt wird." Die Befristung der Steuerfreiheit bis zum Jahr 2003 für eine Inbetriebnahme von Gas-Kraftwerken sei so knapp bemessen, dass eine zweite Anlage - zusätzlich zu Lubmin - von einer solchen Regelung nicht profitieren könne. Damit stiegen auch die Chancen für Garzweiler II.

Dazu wiederum merkte Kerstin Müller an, es bleibe "offen", ob Garzweiler II realisiert werden könne. Einstweilen sei jedoch der Versuch des Strom-Konzerns RWE gescheitert, "unter einem Vorwand die Ökosteuer zu Fall zu bringen".

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 24.11.1999

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Bergleute zeigen Erleichterung ohne Euphorie
Revier begrüßt Ökosteuer-Kompromiss - Tiefes Misstrauen gegenüber den Grünen

Erftkreis. Der Kompromiss, nach dem hocheffiziente Gas- und Dampfkraftwerke (GuD), die bis zum 31. März 2003 in Betrieb gehen, auf zehn Jahre befristet von der Mineralölsteuer befreit werden, wird im rheinischen Revier allgemein begrüßt. Der Jubel der Bergleute ist allerdings verhalten. "Was kommt als nächstes?", heißt die bange Frage, die zugleich ein tiefes Misstrauen gegen den "grünen Anteil" an der Bundes- und an der NRW-Landesregierung ausdrückt.

Mit wenigen Zeilen kommentiert die RWE AG die Einigung mit dem Gesetzgeber: "RWE begrüßt, dass durch ein Artikelgesetz die steuerliche Begünstigung nach dem Gesetz zur Fortführung der Öko-Steuerreform auf solche neue Gaskraftwerke begrenzt werden soll, die zwischen dem 31. Dezember 1999 und dem 31. März 2003 in Dauerbetrieb gehen. Damit tritt der befürchtete Wettbewerbsnachteil der Braunkohle nicht ein. RWE wird daher an den geplanten Investitionen in der Braunkohle und an dem Kraftwerkserneuerungsprogramm wie bisher festhalten."

Im Klartext also will der Konzern 20 Milliarden Mark in seine Braunkohlenkraftwerke stecken und am Tagebau Garzweiler II festhalten. Damit ist für den Rheinbraun-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Erwin Winkel "die Kuh vom Eis". Die Verunsicherung bei den Kollegen allerdings sitze tief. "Solange Grüne mitregieren", ergänzt sein Kollege im Tagebau Garzweiler, Helmut de Jong, "müssen wir mit immer neuen Angriffen auf unsere Arbeitsplätze rechnen". Einzig Ministerpräsident Wolfgang Clement, so beide übereinstimmend, gelte unter den Bergleuten noch als verlässlicher Partner.

Dem Chef der Landesregierung wollen die Kumpel am Donnerstag, 25. November, in Frechen mit einem Fackelzug danken. Um 17 Uhr formieren sich die Teilnehmer am Praktiker-Markt auf der Dürener Straße, um 17.30 Uhr werden sie in Marsch gesetzt. Ihren Dank drücken sie auch allen aus, die sich in den vergangenen Wochen solidarisch erklärt haben.

Fackelzug als Dank und als Warnung

Alle anderen, so Winkel, dürften die Demo als Warnung verstehen. Die für heute bis Freitag angekündigte Mahnwache in Frechen am Klüttenbrunnen fällt aus. Abgesagt wurden auch die Demonstrationen in Eschweiler und Grevenbroich, die am Donnerstagabend stattfinden sollten.

Im politischen Raum sind vor allem die SPD-Repräsentanten im Erftkreis erleichtert, die in den vergangenen Wochen einiges über sich ergehen lassen mussten. Die Bundestagsabgeordnete Helga Kühn-Mengel, die der zweiten Stufe der Öko-Steuerreform in ihrer ursprünglichen Fassung bereits zugestimmt hatte, ist ebenso froh über die erzielte Einigung wie die Landtagsabgeordneten Edgar Moron und Hans Krings. "Durch diese Entscheidung wird zugleich ein bedeutender Beitrag zum Klimaschutz durch Zubau an Kraftwärmekopplung und erneuerbaren Energien sowie die umwelttechnische Erneuerung von Großkraftwerken geleistet", schreibt Kühn-Mengel im Namen der gesamten SPD-Bundestagsfraktion.

Mit "Clement hält Wort: Braunkohle gesichert" titeln Moron und Krings eine gemeinsame Presseerklärung. Beide hoffen, dass nunmehr die Arbeitsplätze der Bergleute wieder langfristig gesichert sind.

Die Kumpel sind jedoch nicht nur durch die Politik in Berlin und Düsseldorf angefressen. Auch die Unternehmenspolitik in Essen lässt immer wieder aufhorchen. Bei jeder neuen Nachricht von Umstrukturierungen innerhalb des Konzerns sorgen sich die Leute um ihre Arbeitsplätze. Gestern noch musste Winkel bei einer Betriebsversammlung in Köln den Mitarbeitern der Hauptverwaltung versichern, dass die geplante Fusion von RWE und VEW zwar Veränderungen bringen werde, aber nicht zur Zerschlagung von Rheinbraun führe. Winkel gegenüber der "Rundschau": "RWE-Chef Dietmar Kuhnt hat mir in einem Gespräch am Sonntag sein Wort darauf gegeben, dass die Hauptverwaltung und die Montanmitbestimmung von Rheinbraun erhalten bleiben."

Quelle: Kölnische Rundschau 24/11/’99

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NRW wird der Ökosteuer zustimmen
Garzweiler II gesichert
RWE hält an Investitionen fest

Düsseldorf - Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) wird im Bundesrat der umstrittenen Ökosteuer zustimmen. Das ist das Ergebnis eines Verhandlungskompromisses, der in Berlin unter Leitung von Bundeskanzler Gerhard Schröder zwischen Bundesregierung, Koalitionsfraktionen und NRW-Landesregierung erzielt wurde. Daraufhin erklärte gestern der Energiekonzern RWE-AG, er werde an den geplanten Investitionen für Garzweiler II und an dem Kraftwerkserneuerungsprogramm in Höhe von 20 Milliarden Mark festhalten.

Mit der Einigung wurde ein Streit in der rot-grünen Koalition in NRW beigelegt. Ursprünglich hatte Clement gedroht, im Bundesrat mit Nein gegen die Ökosteuer zu stimmen, was gegen den Koalitionsvertrag verstoßen hätte.

Nach dem Kompromiss soll die steuerliche Begünstigung für Gaskraftwerke bis zum 31. März 2003 befristet werden. Aufgrund der Befristung sieht RWE keinen Wettbewerbsnachteil mehr für die Braunkohle. Die Steuerbefreiung wird auch nur für Gaskraftwerke mit einem Wirkungsgrad von mehr als 57,5 Prozent gelten. Für diese Kraftwerke gilt dann eine zehnjährige Freistellung von der Ökosteuer. Das könnte für ein Kraftwerksprojekt in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) gelten.


Der Ministerpräsident bewertete den Kompromiss als "ausserordentlichen Erfolg, der aus dem Zufall eines Konflikts geboren worden" sei. Für die Arbeitnehmer im Braun- und Steinkohlebereich habe er erreicht, was zu erreichen gewesen sei. Er gehe davon aus, dass sich RWE an die Vereinbarungen halte.

NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) betonte, die Grünen seien beim Streit um die Ökosteuer nicht eingeknickt. Das Gesetz werde im Bundesrat nicht geändert, und es werde wie geplant steuerlich geförderte Gaskraftwerke geben. Sie bezeichnete das vereinbarte Artikelgesetz als "Beschleunigungsgesetz", weil sich aufgrund der Frist nun viele Unternehmen bemühen würden, von der Steuerbefreiung zu profitieren. Nach wie vor gehe sie davon aus, dass Garzweiler nicht kommen werde, weil sich dies für RWE nicht rechne.

Der CDU-Fraktionsvorsitzender Laurenz Meyer erklärte, Clement habe sich nicht durchsetzen können. "Die Ökosteuer kommt. Mit der Befristung geht es nur darum, über die Termine der Landtags- und Bundestagswahl zu kommen."

Die Gewerkschaft IGBCE begrüßte die Zusagen für den Braunkohletagebau Garzweiler II. "Wir sind erleichtert, dass die Zukunftsplanungen für den Braunkohle-Tagebau und die Kraftwerkserneuerung realisiert werden können," sagte IGBCE-Sprecher Christoph Meer.

Der Kompromiss sieht weiterhin die Förderung von "Ökostrom" vor. Solarstrom soll künftig kostentragend ins Netz eingespeist und mit knapp einer Mark pro Kilowattstunde vergütet werden. Mit Blick auf die gerade eröffnete Solarfabrik in Gelsenkirchen nannte Clement diese Regelung außerordentlich wichtig für den Standort NRW. Der Anteil der Kraft-Wärme-Koppelung an der Stromerzeugung soll in den nächsten zehn Jahren von jetzt 14 auf 28 Prozent verdoppelt werden. Hiervon würden etliche Stadtwerke in NRW profitieren.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 24/11/’99

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Förderung von Ökostrom ist langfristig gesichert

Entwurf zum Stromeinspeisungsgesetz fertig

Berlin - Das geplante Stromeinspeisungsgesetz wird nach Informationen der WELT die privaten Verbraucher in den kommenden fünf Jahren lediglich mit einem Betrag von 0,06 bis 0,1 Pfennig pro Kilowattstunde zusätzlich belasten. Damit soll unter anderem eine ausreichende langfristige Förderung von Windenergie und anderer regenerativer Energieformen sichergestellt werden.

In einem bisher unveröffentlichten Entwurf des Bundeswirtschaftsministers Werner Müller (parteilos), der der WELT vorliegt, werden unter anderem als mögliche durchschnittliche Einspeisevergütung für Windkraft 17 Pfennig pro Kilowattstunde genannt. Betreibern von Windkraftanlagen soll eine Vergütung in dieser Höhe über einen Zeitraum von 20 Jahren garantiert werden. Damit wäre eine wesentliche Forderung der Windkraftindustrie erfüllt.

Die sich daraus ergebenden Mehrkosten sollen bundesweit auf alle Stromverbraucher umgelegt werden. Indem die Vergütung über Fixpreise erfolgt und von der Strompreisentwicklung abgekoppelt wird, stellt das Gesetz ein Signal an die Finanzbranche dar, in erneuerbare Energien zu investieren.

Das neue Stromeinspeisungsgesetz soll am 1. März 2000 in Kraft treten. Obwohl es in einigen Punkten noch deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Bundeswirtschaftsminister und den Fraktionen von SPD und Grünen über die Modelle zur Vergütung von Windenergie gibt, soll der Entwurf am 1. Dezember das Kabinett passieren. Die erste Lesung im Bundestag ist für den 16. Dezember vorgesehen.

Der Entwurf des Bundeswirtschaftsministeriums sieht im Paragraf zwei ("Abnahme- und Vergütungspflicht") vor, dass die bisherige Fünf-Prozent-Grenze bei der Förderung von Windkraftanlagen künftig wegfällt. Netzbetreiber sollen damit verpflichtet werden, Ökostrom auch dann von privaten Betreibern abzukaufen, wenn der Windkraftanteil mehr als fünf Prozent des regionalen Strom-Mixes ausmacht. Auch dies entspricht der Forderung der Umweltverbände und Ökostromproduzenten.

Gleichzeitig kommt der Paragraf 4.3 des Entwurfs einer Forderung des Energiekonzerns Preussenelektra nach: Er sieht einen bundesweiten Lastenausgleich bei der Vergütung der teureren Windenergie vor. Bislang musste der norddeutsche Konzern die Kosten für den an der Küste erzeugten Windstrom allein tragen. Indem die Vergütung über eine Laufzeit degressiv gestaltet ist, wird schließlich einer Klage der EU-Kommission die Spitze abgebrochen, die in der Windkraftförderung bislang eine unerlaubte Beihilfe sah. Offen gehalten wurde in dem Entwurf jedoch noch die weitere Förderung der Solarenergie.

Quelle: Welt, Die 22.11.1999

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Für Monopolisten ist auf dem deutschen Strommarkt kein Platz

Der deutsche Südwesten setzt die heimischen Stromkonzerne mächtig unter Spannung. Aller Voraussicht nach steigt der Monopolist Electricite de France (EdF) dort mit mindestens 25,1 Prozent bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW) ein.

Die Vorgänge im Schwabenland lösen bei den anderen Akteuren in der Republik diffuse Befürchtungen aus. Mit der EdF würde immerhin Europas größter Stromerzeuger einen Fuß auf deutschen Boden setzen. Der Staatskonzern produziert mehr Elektrizität als RWE, VEW, Preussenelektra und Bayernwerk zusammen.

Mit EdF dringt ein Anbieter auf den liberalisierten deutschen Markt, in dessen eigenem Versorgungsgebiet der Wettbewerb fast vollständig ausgeschaltet ist. Erst in der letzten Woche hat der Gesetzgeber in Paris erneut die Liberalisierung des französischen Strommarktes hinausgezögert. Dabei hätte eine entsprechende EU-Richtlinie schon bis zum 19. Februar 1999 in nationales Recht umgesetzt werden sollen.

Doch eine Kommission aus Nationalversammlung und Senat konnte sich noch immer nicht auf einen Gesetzesentwurf verständigen. Frühestens Ende Februar 2000 wird nun wohl über die Marktöffnung beschlossen. Zunächst sollen lediglich 25 Prozent, ab dem Jahr 2003 dann 33 Prozent des Potenzials für die Konkurrenz freigegeben werden.

Aggressive Expansionspolitik im Ausland und schleppende Liberalisierung des Heimatmarktes: Beides verträgt sich schlecht miteinander. In Italien, Spanien und den Niederlanden werden deshalb Stimmen laut, die einen Boykott für französischen Importstrom fordern. Und auch die EU-Kommission will sich die Abschottungspolitik nicht länger bieten lassen.

Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung des Landes Baden-Württemberg, seine EnBW-Anteile an EdF zu verkaufen, höchst pikant. Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) will am Donnerstag eine Regierungserklärung zum Thema abgeben. Angesichts der aktuellen Entwicklung dürfte es ihm schwer fallen, die Pro-EdF-Entscheidung zu begründen.

Doch es gibt auch noch einen hausgemachten Grund, weshalb die deutschen Stromerzeuger von dem EdF-Engagement im Südwesten wenig begeistert sind. Die Franzosen stellen 75 Prozent ihres Stroms in 55 Kernkraftwerken her. Bestehende Überkapzitäten von mehr als 15 Prozent sollen dabei gezielt auf dem europäischen Markt abgesetzt werden, unter anderem in der Bundesrepublik.

Damit käme französischer Atomstrom in Deutschland zum Einsatz, während seine Erzeugung im Inland zugleich aus politischen Gründen massiv behindert wird. Schon aus wettbewerblicher Sicht zeigt dieses Szenario, wie unüberlegt die rot-grünen Atomausstiegspläne sind. Doch abgesehen von der ungenügenden Marktöffnung der Franzosen und der fragwürdigen Energiepolitik der Bundesregierung ist ein stärkeres Engagement ausländischer Unternehmen in Deutschland schon aus Sicht der Verbraucher wünschenswert.

In Erscheinung getreten sind bereits die belgische Tractebel, die amerikanische Southern Energy und die skandinavische Vattenfall. Alle drei Gesellschaften haben angekündigt, ihre Geschäfte in Deutschland ausbauen zu wollen. Damit könnte verhindert werden, dass der Markt künftig von einem Duopol aus den Fusionspartnern RWE/VEW einerseits und Preussenelektra/Bayernwerk andererseits dominiert wird. Die beiden Duopolisten, so hat das Kartellamt angeregt, sollten sich komplett aus dem ostdeutsche Verbund Veag zugunsten der Ausländer zurückziehen. Doch ausgerechnet bei Wirtschaftsminister Werner Müller scheint das Modell auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Um die Stromkonzerne zu Konzessionen in Sachen Atomausstieg zu bewegen, will er ihnen offenbar den Ausstieg aus der Veag ersparen. Aus Sicht des Wettbewerbs wäre eine solche Entscheidung gegen ausländische Anteilseigner bei der Veag fatal.

Quelle: Die Welt 23/11/1999

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Die Schweden kommen

Der Staatskonzern Vattenfall steigt auf dem deutschen Strommarkt ein und kauft
25,1 Prozent der Hamburgischen Electricitäts-Werke Aus Hamburg Sven-Michael Veit

Carl-Erik Nyquist ist hoch zufrieden. Gestern unterzeichnete der Vorstandschef des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall im Hamburger Rathaus einen 1,7 Milliarden Mark schweren Kaufvertrag über 25,1 Prozent der Anteile an den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW). Zudem haben sich die Schweden ein Vorkaufsrecht auf die letzten noch der Stadt gehörenden 25,1 Prozent und damit auf die absolute Mehrheit beim Hamburger Atomkonzern gesichert.

Die HEW betreibt zusammen mit PreussenElektra (Preag) die vier norddeutschen AKWs Stade, Brunsbüttel, Krümmel und Brokdorf. Nyquist hält die 1,7 Milliarden dennoch "für eine sehr gute Investition". Seit Jahren plant der schwedische Staatskonzern den Sprung auf den Kontinent; der gestrige Einstieg in den deutschen Strommarkt ist der erste große Schritt zur Umsetzung seiner Expansionsstrategie.

Der größte skandinavische und fünftgrößte europäische Stromkonzern ist entschlossen, so Nyquist, im Konkurrenzkampf um die Steckdosen der Verbraucher südlich der Ostsee ein gewichtiges Wörtchen mitzusprechen. Dass die Gegner RWE/VEW, Veba/Viag, EnBW/EDF und die ostdeutsche Veag den Schweden in Stromerzeugung, Umsatz und Gewinn ebenbürtig sind, scheint Vattenfall keineswegs abzuschrecken.

Beim aktuellen Deal profitierten die Schweden von den Bedenken der Wettbewerbshüter im Bundeskartellamt. Vattenfall bekam nicht zuletzt deshalb den Vorzug vor den mitbietenden Stromkonzernen VEW (Dortmund) und der Veba-Tochter PreussenElektra, weil diese gerade im deutschen Konzentrations-Monopoly tragende Rollen spielen. Durch die geplante Fusion der Mischkonzerne Veba und Viag würden auch deren hundertprozentige Töchter Preag und Bayernwerk zum zweitgrößten deutschen Energieversorger verschmolzen werden. VEW und REW planen den Zusammenschluss zur Nummer 1 auf dem Strommarkt; an der Nummer 3 der Rangliste, Energie Baden-Württemberg (EnBW), zeigt der französische Energiegigant EdF nachhaltiges Interesse.

Würden diese Fusionen abgeschlossen, würden diese drei sowie die ostdeutsche Veag den deutschen Energiemarkt fast vollständig unter sich aufteilen. Jetzt aber mischt mit Vattenfall ein fünfter Konkurrent mit, dem auch weitergehende Gelüste im südlichen Ostseeraum und damit in Nordostdeutschland nachgesagt werden.

Das Unternehmen "Wasserfall" begann 1909 mit Wasserkraftwerken in Nordschweden. Inzwischen produziert es 50 Prozent seines Stroms in Atommeilern. In den vergangenen drei Jahren hat Vattenfall diverse Beteiligungen an Energieversorgern in den Niederlanden, Polen und den baltischen Staaten erworben sowie in den skandinavischen Nachbarländern Dänemark, Norwegen und Finnland mächtig hinzugekauft. Ein erster kleiner Brückenkopf in Deutschland ist seit 1997 die 75-prozentige Tochter Vasa Energy in Hamburg. Vasa will mit dem Bau von drei je 400 Megawatt leistenden hochmodernen Gas- und Dampfturbinenkraftwerken in Lubmin bei Greifswald "dem Atomstrom die Preisführerschaft streitig machen", wie Vasa-Sprecher Christian Gotthardt unverhohlen zugibt. Zwar sind die HEW nur die Nummer sieben unter den deutschen Energieversorgern und damit ein kleinerer Fisch im Haifischbecken des liberalisierten Strommarktes. Vattenfall aber baut auf die "Erfahrungen", die auf dem bereits seit vier Jahren freigegebenen Markt in Schweden gesammelt wurden: "Auf offenen Märkten", sagt Jørgen Anderson, Aufsichtsratsvorsitzender von Vattenfall, "besitzen wir einen Know-how-Vorsprung." Der Sozialdemokrat weiß, wovon er spricht: Als Energieminister hat er Anfang der 90er-Jahre die Liberalisierung in Schweden konzipiert und durchgesetzt.

Quelle: TAZ 16.11.1999

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Berlin will Clement entgegen kommen
Ökosteuer

Befristete Steuerbefreiung für Gaswerke?


Berlin/Düsseldorf - Im Ringen um die Ökosteuer will die Bundesregierung möglicherweise NRW-Ministerpräsident Clement (SPD) entgegenkommen. Dessen Bekämpfung der Ökosteuer sei zwar auf Unverständnis gestoßen, berichtet das Magazin "Focus". Doch solle Clement mit "einer weichen Lösung" geholfen werden, indem die von ihm kritisierte Steuerbefreiung für Gaskraftwerke bis zum 31. März 2002 befristet werde. Weiter hieß es, die Koalition wolle einen Teil der Ökosteuereinnahmen zur Etatsanierung verwenden.

An diesem Freitag befasst sich der Bundesrat mit der Ökosteuer. Die Grünen erwarten, dass NRW das Gesetz nicht blockiert. Clement hatte eine befristete Steuerbefreiung für Gas- und Dampfturbinenkraftwerken gefordert. Er sei zuversichtlich, dass der richtige Ausweg gefunden werde, um weder die Investitionsentscheidung für das Braunkohle-Tagebauprojekt Garzweiler II zu gefährden noch die versprochene Erneuerung des Kraftwerksparks in NRW.

"Focus" zufolge hatte Clement der Ökosteuerreform und der steuerlichen Begünstigung für Gaskraftwerke zunächst zugestimmt. Er habe SPD-Fraktionschef Struck dafür am Abend der entscheidenden rot-grünen Koalitionsrunde in Berlin telefonisch grünes Licht gegeben. Clement bestritt dies am Sonntag. Zur möglichen Befristung bis 2002 zitiert das Magazin den Energiekonzern RWE mit dem Satz: "Das gibt uns keine Planungssicherheit für unsere geplanten Milliarden-Investitionen in Braunkohlekraftwerke." Der Bundesverband Braunkohle warnte vor Steuerverlusten durch die Ökosteuer. Im Falle der geplanten Steuerbegünstigungen entstünden der öffentlichen Hand Einnahmeverluste in Höhe von 420 Millionen Mark je 1000 Megawatt-Gaskraftwerk.

Dass SPD und Grüne einen Teil der Ökosteuer zur Sanierung des Bundesetats verwenden wollen, geht laut "Focus" aus dem Haushaltssanierungsgesetz hervor. Danach werde Finanzminister Eichel in den nächsten zwei Jahren nur 70 Prozent der Mehreinnahmen von 15,6 Milliarden Mark an die Rentenversicherung weiterleiten. Mit 4,4 Milliarden aus dem Steuerzuschlag auf Treibstoff und Strom könne er Löcher stopfen. (dpa, ap)

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 22.11.1999

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RWE dementiert Bericht über Avanza-Einstellung
Strom

rtr FRANKFURT/M. Die Essener RWE Energie AG hat einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" dementiert, wonach der Konzern die Einstellung seiner erst vor drei Monaten mit großem Aufwand gestarteten Strommarke Avanza erwägt. Die Meldung sei frei erfunden, sagte eine Sprecherin von RWE Energie. "Avanza ist und bleibt der Markenstrom von RWE Energie." Es komme dem Unternehmen nicht auf kurzfristige Effekte, sondern auf einen dauerhaften Erfolg an.

Der "Spiegel" berichtet in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf Insider-Kreise, dass die Werbeschlacht, an der sich neben RWE unter anderem auch Preussen Elektra, VEW und Energie Baden Württemberg (Yello) beteiligten, offenbar wirkungslos verpufft sei.

Trotz Millionenausgaben zum Markenaufbau von Avanza habe die Werbe-Erinnerung für das Produkt nach einer Infratest-Umfrage im Oktober bei nur 7,3 % gelegen, spontan hätten sich nur knapp zwei Prozent der Befragten an den Namen erinnern können. Bis auf Yello habe kaum ein Stromkonzern seither neue Privatkunden gewinnen können, heiß es in dem Bericht weiter.

Quelle: Handelsblatt 22.11.1999

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EnBW begrüßt Vorentscheidung des Landes für EdF
Aktionär OEW will Kooperationen mit den Franzosen

rtr KARLSRUHE. Die Energie Baden-Württemberg AG hat die Entscheidung des Landes Baden-Württemberg begrüßt, über geplanten Verkauf seiner EnBW-Anteile nur noch mit der Electricite de France (EdF) zu verhandeln. EnBW-Chef Gerhard Goll erklärte am Mittwoch in Karlsruhe, von dieser Entscheidung profitierten viele, und vor allem die Kunden. Die EnBW werde deutlich stärker und leistungsfähiger werden als sie es jetzt schon sei. "Wir werden uns auch in Zukunft mit jedem Konkurrenten messen lassen können", sagte er. Auch wenn sich der Wettbewerb nochmals verschärfen sollte, werde EnBW stabil und verlässlich bleiben: "Niemand wird uns mehr umblasen können."

Nach Golls Worten will der größte EnBW-Aktionär, der Zweckverband der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW), eine enge Kooperation mit der EdF eingehen. "Das Zusammenwirken dieser beiden Aktionäre sichert unsere Zukunft, unser Wachstum, unsere Arbeitsplätze, den Wert unserer Aktien", erklärte Goll. Nach Medienberichten verhandelt OEW mit der EdF für den Fall eines Einstiegs des französischen Staatskonzerns bei EnBW über eine Aktionärsvereinbarung, die das Zusammenlegen der Stimmrechte beinhalten könnte.

Die OEW hält nach früheren Angaben rund 34,5 % des EnBW-Kapitals. Das Land Baden-Württemberg ist mit gut 25 % beteiligt und will diesen Anteil abgeben. Unklar ist aber noch, ob das Land das gesamte Paket abgeben wird oder ob bei einem Verkauf von EnBW-Anteilen an EdF 20 % aus den Händen des Landes und weitere fünf Prozent von der Stadt Stuttgart kommen werden. Die EdF strebt nach früheren Angaben einen EnBW-Anteil von etwa 25 % an. Für das gesamte Paket des Landes hat EdF nach Angaben aus Branchenkreisen 4,7 Mrd. DM geboten sowie für den ebenfalls erwogenen Verkauf des Anteils der Stadt Stuttgart von neun Prozent der EnBW-Anteile einen Vorschlag unterbreitet.

Goll erklärte weiter, bereits die nächsten Wochen würden zeigen, dass die Entscheidung des Lenkungsausschusses für den Anteilsverkauf, nur noch mit EdF zu verhandeln, dem Unternehmen neuen Schub geben werde. Zum gebotenen Preis sagte er, die Aktionäre könnten sich freuen, denn EnBW sei damit deutlich höher bewertet als seine deutschen Wettbewerber. Goll betonte, dass sich EnBW zu seinem Standort in Baden-Württemberg bekenne. "Mit unseren vielen kommunalen Aktionären bleiben wir auch in der Zukunft ganz klar ein deutsches und vor allem ein baden-württembergisches Unternehmen mit engsten Verbindungen zu den hiesigen Stadtwerken", sagte er.

Quelle: Handelsblatt 18.11.1999

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Im Dschungel der Tarife

Was beim Wechsel des Stromversorgers zu beachten ist Von Marc Brost

Mitte Oktober ging in Finsterwalde das Licht aus. "Kein Scherz", titelte Bild, die Stadtwerke hätten abtrünnigen Kunden "knallfrech den Strom abgedreht". Was wie der Auftakt einer Lokalposse anmutete, wiederholte sich Wochen später in Cottbus. Auch dort gerieten die Stadtwerke in Verdacht, den Kampf um Marktanteile im liberalisierten Strommarkt auf dem Rücken ihrer Kunden auszutragen. Das Problem war beide Male gleich: Mehrere Privathaushalte hatten ihren alten Vertrag mit den Stadtwerken gekündigt, um zum Billiganbieter Yello zu wechseln - der aber konnte gar nicht liefern.

Kaum dass die Party auf dem deutschen Strommarkt richtig begonnen hat, macht sich schon Katerstimmung breit. Zwar werben Anbieter wie Yello, RWE oder das Bayernwerk in ganzseitigen Anzeigen kräftig um Kunden oder preisen ihre Erfolge - Yello etwa verkündete kürzlich in großen Lettern, man habe bereits 100 000 Kunden gewonnen. In wie viel privaten Steckdosen aber tatsächlich schon Strom eines neuen Anbieters ankommt, kann derzeit niemand sagen.

Zu groß, klagen die neuen Wettbewerber, seien die Hindernisse bei der Durchleitung ihrer Billigenergie durch das Leitungsnetz der ehemaligen Monolisten. Zu groß, scheint es, ist aber auch die Angst der Kunden, bei einem Wechsel des Lieferanten im Dunkeln zu sitzen. Zumindest für Letzteres besteht dabei gar kein Anlass, betont Friedel Schubert, Leiter der Energieberatung bei der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände. "Der ehemalige Versorger steht immer in der Pflicht", sagt der Experte - selbst wenn der neue Lieferant Pleite geht. Auch in Finsterwalde brennt wieder Licht.

Wer nicht nur Geld, sondern auch Ärger sparen will, sollte beim Wechsel ein paar Regeln beachten. "Auf keinen Fall den alten Vertrag kündigen, bevor der neue Lieferant tatsächlich liefern kann", rät Verbraucherschützer Schubert. Am besten überlässt man die Kündigung dem neuen Versorger, weil sich dieser sowieso mit dem bisherigen Anbieter verständigen muss, etwa über die konkreten Lieferbedingungen. Wechselwillige Privatkunden schicken ihrem neuen Stromanbieter also lediglich den unterschriebenen Vertrag und eine Kopie ihrer letzten Stromrechnung. Alles Weitere regeln die Unternehmen untereinander. Die Stromrechnung bekommt man dann vom neuen Anbieter zugeschickt.

Wer sich im Tarifdschungel nicht verheddern will, sollte seinen neuen Lieferanten mittels einer kleinen Checkliste auswählen:

- Die Laufzeit des neuen Vertrages sollte nicht länger als drei Monate sein. "Die Preise werden vermutlich Anfang 2000 wieder in Bewegung geraten", sagt Friedel Schubert.

- Wechselwillige sollten darauf achten, dass ihnen der Bruttopreis genannt wird, also einschließlich der Kosten für die Durchleitung des Stroms und der Konzessionsabgabe, die die Kommune kassiert.

- Der neue Versorger sollte einen festen Termin für den Beginn der Stromversorgung nennen.

- Der neue Preis muss wirklich stimmen. Wer wenig verbraucht, sollte auf einen niedrigen Grundpreis achten. Zudem sehen einige Tarife auch Mindest- oder Höchstmengen vor.

Um bis zu 20 Prozent haben die Strompreise seit der Liberalisierung des deutschen Marktes nachgegeben. Damit kostet der in der Herstellung teurere "grüne" Ökostrom mittlerweile genauso viel, wie früher für die reguläre "graue" Energie gezahlt werden musste. Wer mit dem Wechsel des Lieferanten auch seinen ganz persönlichen Atomausstieg plant, sollte allerdings zwei Dinge beachten: Zum einen muss der Strom tatsächlich aus erneuerbaren Quellen - wie Sonne, Wind und Wasser - stammen. Zum anderen sollte der Anbieter - damit das Engagement auch nachhaltig Wirkung zeigt - einen Teil der Erlöse in den Ausbau regenerativer Energiequellen stecken.

Quelle: Die Zeit 46/’99

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Stromnetze künftig billiger zu haben

Bundesgerichtshof stärkt im Musterprozess die Kommunen

Karlsruhe (taz) - Gemeinden, die ihr Stromnetz übernehmen wollen, können auf einen Preisnachlass hoffen. In einem Musterprozess hat gestern der Kartellsenat des Bundesgerichtshofes im Sinne einer kaufwilligen Kommune entschieden.

Geklagt hatte die oberbayerische Gemeinde Kaufering (knapp 10.000 Einwohner), die bisher von den Lechwerken (RWE-Tochter) versorgt wurde. Als 1995 der Konzessionsvertrag auslief, wollte Kaufering die Stromversorgung selbst übernehmen. Allerdings konnten sich Gemeinde und Stromversorger nicht über den Kaufpreis einigen. Die Lechwerke pochten auf eine "Endschaftsklausel" im Konzessionsvertrag, wonach die Gemeinde das Netz zum "Sachzeitwert" (Verkehrswert) hätte abnehmen müssen, dieser hätte bei 8,44 Millionen Mark gelegen. Viel zu teuer, sagte die Gemeinde und bot zwei bis drei Millionen Mark.

Der Streit landete vor Gericht, wobei in den ersten beiden Instanzen die Lechwerke gewannen. Juristisch gesehen hatten sie es einfach, da sie nur auf die Einhaltung des abgeschlossenen Vertrages pochen mussten. Außerdem konnten sie darauf verweisen, dass der Sachzeitwert auch im Muster-Konzessionsvertrag des Landes Bayern enthalten war.

Der BGH sah die Sache nun aber anders. Der Sachzeitwert sei für die Berechnung des Netzwertes nur dann zulässig, wenn er den "Ertragswert" des Netzes nicht deutlich übersteige. Die entscheidende Frage lautet nun, wie viel Geld mit dem Kauferinger Netz in Zukunft verdient werden kann. Weil im derzeit recht stürmischen Strommarkt auch der BGH darauf keine sichere Antwort wusste, verwies er die Sache zurück an das Münchener Oberlandesgericht.

Kauferings Bürgermeister Klaus Bühler war mit der Karlsruher Entscheidung sehr zufrieden. "Der Ertragswert wird sicher näher an unserer Zahl liegen als an der der Lechwerke." Der Prozess der Gemeinde Kaufering wurde mit Unterstützung des Verbands kommunaler Unternehmen als bundesweites Musterverfahren geführt.

Quelle: TAZ 16.11.1999

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Wasserfall setzt HEW unter Strom

Schwedischer Konzern Vattenfall kauft der Stadt für 1,7 Milliarden Mark ein Viertel HEW ab und bekennt sich zum Atomausstieg Von Sven-Michael Veit

Es seien "harte Verhandlungen" gewesen, räumte Jørgen Anderson ein, aber "sehr erfolgreiche". Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) würden "zur Plattform für die weiteren Deutschland-Aktivitäten von Vattenfall werden".

Der Aufsichtsrats-Vorsitzende des staatlichen schwedischen Energiekonzerns unterzeichnete gestern im Rathaus zusammen mit Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) einen Kaufvertrag über 25,1 Prozent städtischer HEW-Aktien. Mit 1,7 Milliarden Mark läßt "Wasserfall", Europas Nummer 5 unter den Energieversorgern, sich den strategischen Einstieg in den deutschen Strommarkt unerwartet viel kosten (Ausführlicher Bericht Seite 8).

Für die Stadt bleiben dennoch nur 430 Millionen Mark zum Stopfen des Haushaltslochs übrig. Sie hatte das Aktienpaket bereits 1997 bei der Landesbank "geparkt" und vorab schon mal 1,27 Milliarden Mark eingestrichen.

Vattenfall und die Stadt, die nun noch 25,1 Prozent HEW-Anteile besitzt (siehe Übersicht unten), haben darüber hinaus in einem umfangreichen Vertragswerk ein Vorkaufsrecht der Schweden auf die restlichen städtischen Anteile zum Garantiepreis von ebenfalls 1,7 Milliarden Mark festgeschrieben. Vereinbart wurde zudem eine enge Kooperation. Beide Aktienpakete und damit die HEW-Mehrheit werden in eine gemeinsame Holding eingebracht; Vattenfall erhält drei und Hamburg vier Sitze im HEW-Aufsichtsrat, Bürgermeister Runde bleibt dessen Vorsitzender.

Ihr Abstimmungsverhalten wollen die beiden Partner eng koordinieren. In unternehmerischen Fragen wird Vattenfall das Sagen haben, in politisch-strategischen wie dem Atomausstieg hat die Stadt die Meinungsführerschaft. Die Schweden, die ihren Strom je zur Hälfte durch Atommeiler und Wasserkraftwerke produzieren, haben sich damit verpflichtet, so Runde, "den in der Satzung der HEW festgelegten Ausstieg ausdrücklich zu unterstützen".

Diese Bereitschaft war denn auch einer der beiden ausschlaggebenden Punkte für den rot-grünen Senat, seine Anteile an Vattenfall zu verkaufen. Bis zuletzt hatte der zweite Mitbewerber, der Hannoveraner Energiemulti PreußenElektra (Preag), in seinen Geboten finanziell mitgehalten. Die Preag, die zusammen mit den HEW alle vier norddeutschen AKWs betreibt, gilt aber vor allem der GAL als atomarer Hardliner. HEW-Chef Manfred Timm "begrüßte" denn auch gequält die Senatsentscheidung. Er bekommt mit der Hamburger Vattenfall-Tochter Vasa Energy eine Stiefschwester, die mit modernen Gas- und Dampfturbinenkraftwerken den Atomstromern erklärtermaßen "den Kampf um die Preisführerschaft" angesagt hat.

Der zweite Aspekt bei der Verkaufsentscheidung ist die Perspektive der wirtschaftlichen Kooperation. Auch der Hamburger Senat hat zwischenzeitlich erkannt, dass vor allem der westliche Ostseeraum zwischen Hamburg, Kopenhagen, Malmö und Berlin in den nächsten zwei Jahrzehnten zu einer der dynamischsten Boom-Regionen der EU werden wird. Da kann es nicht schaden, gute Beziehungen mit dem größten schwedischen Staatsunternehmen zu pflegen.

Quelle: TAZ 16.11.1999

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Stadtwerke Leipzig beziehen künftig Strom aus Österreich
Bezugskonditionen des bisherigen Lieferanten VEAG, sind nicht mehr wettbewerbsfähig.

dpa BERLIN/LEIPZIG. Die Stadtwerke Leipzig GmbH (SWL), eine der größten in Ostdeutschland, wollen künftig ihren Strom aus Österreich beziehen. Der Wiener Verbund Konzern solle von Januar 2000 an Strom nach Sachsen liefern, teilte eine Sprecherin der Stadtwerke am Dienstag mit und bestätigte einen Beitrag der Tageszeitung "Die Welt" vom gleichen Tag. Die Bezugskonditionen des bisherigen Lieferanten, der Vereinigten Energiewerke AG Berlin (VEAG) mit seinem Braunkohlestrom, seien nicht mehr wettbewerbsfähig.

Die Österreicher bemühen sich seit einigen Monaten mit erheblichem Marketingaufwand, in Deutschland Abnehmer zu finden. Bislang konnten erste kleinere Betriebe in Bayern unter Vertrag genommen werden.

Die SWL GmbH, an der der Dortmunder VEW-Konzern indirekt beteiligt ist, hat nach Angaben der Zeitung im vergangenen Jahr mit 1 540 Mitarbeitern 744 Mill. DM (380,4 Mill. Euro) umgesetzt. Im gleichen Zeitraum habe der Verbund-Konzern mit 4 100 Beschäftigten 20,6 Mrd. Schilling (1,49 Mrd. Euro) erlöst.

Quelle: Handelsblatt 16.11.1999

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Stuttgart gibt französischer EdF bei EnBW-Verkauf den Vorzug
Landesregierung fordert Arbeitsplatzgarantien

afp STUTTGART. Der französische Staatskonzern EdF hat beste Chancen, das Rennen um den Verkauf der Landesanteile an Energie Baden-Württemberg (EnBW) zu gewinnen. Der so genannte Lenkungsausschuss unter Vorsitz von Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) beschloss am Montag "konkrete Verhandlungen" mit EdF zu führen. In den weiteren Gesprächen sollten nun die Details des Verkaufs geklärt werden, hieß es in einer Erklärung der Stuttgarter Landesregierung. Damit kommt der zweite noch verbliebene Bieter, die Essener RWE, vorerst nicht zum Zug. Ein RWE-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Ergebnis überrasche nicht. RWE wolle nun das weitere Verfahren abwarten.

Die Landesregierung hatte ihren EnBW-Anteil in Höhe von 25,01 Prozent zum Verkauf ausgeschrieben. Aus Stuttgart hieß es am Montagabend, zwei Gründe hätten nun den Ausschlag für die Entscheidung zu Gunsten von EdF gegeben: Einerseits habe RWE im Gegensatz zu EdF, die 4,7 Milliarden Mark für den Anteil zahlen will, keine konkrete Summe angeboten, andererseits drohten dem Essener Konzern kartellrechtliche Verwicklungen im Fall eines Einstiegs bei dem süddeutschen Versorger. Hintergrund ist der vorgehene Zusammenschluss der RWE mit der Dortmunder VEW. Das Bundeskartellamt hatte am vergangenen Donnerstag die großen Stromkonzerne in Deutschland vor einer zu starken Konzentration auf dem Energiemarkt und einem verbraucherunfreundlichen "Duopol" gewarnt.

EdF, die mehr als vier Fünftel ihres Stroms in Atomkraftwerken erzeugt, bekäme bei einem endgültigen Zuschlag erstmals weitgehend ungehinderten Zugang zum deutschen Markt. Eine erneute Betrachtung der Kandidatur von RWE kommt den Angaben zufolge nur bei einem Scheitern der Gespräche mit EdF in Betracht.

Der siebenköpfige Lenkungsausschuss, dem auch EnBW-Chef Gerhard Goll angehört, steckte am Montagabend zugleich die Linie für die künftigen Verhandlungen mit dem französischen Stromriesen ab. Demnach darf der Einstieg von EdF nicht zur Aufgabe von Kraftwerksstandorten der EnBW führen. Gesondert wurden dabei die Standorte Karlsruhe und Stuttgart genannt, wo die bisherigen Arbeitsplätze gesichert werden sollten. Zudem solle EdF den deutschen Partner bei industriellen Beteiligungen, Forschung und Entwicklung und bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder unterstützen. Zudem forderte die Landesregierung "günstige Strompreise für die Unternehmen und Haushalte" in Baden-Württemberg.

Quelle: Handelsblatt 16.11.1999

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Schweden vor Einstieg bei HEW

VEW zieht Gebot zurück - Kartellamt gegen Blockbildung

Hamburg - Offiziell gleicht das Rathaus derzeit einer Auster: Schotten dicht und bloß nichts rauslassen, lautet die Losung im Regierungssitz der Hansestadt. Schließlich laufen die Verhandlungen über den Verkauf des 25,1-prozentigen Aktienpakets der Hamburgischen Electricitäts-Werke auf Hochtouren, die Entscheidung für den aus Sicht der Stadt geeignetsten Bewerber steht offenbar kurz bevor. "Gerüchte über angebliche Favoriten sind aber reine Spekulation", so Senatssprecher Ludwig Rademacher gegenüber dem Abendblatt. "Noch ist nichts entschieden."
Nach Abendblatt-Informationen ist zumindest eine Vorentscheidung bereits gefallen. Denn der Kreis der Kandidaten um das Aktienpaket an den HEW lichtet sich zusehends: "Wir werden unsere Bewerbung nicht aufrecht erhalten", so Jochen Draht, Sprecher der VEW, gegenüber dem Abendblatt. Der Dortmunder Energieversorger wolle sich ganz auf die Fusionsgespräche mit der Essener RWE konzentrieren. "Aus kartellrechtlichen Gründen scheint uns deswegen die Bewerbung um einen Einstieg bei den HEW wenig aussichtsreich."
Gleiches gilt offenbar für PreussenElektra. "Keine Chance" habe die Bewerbung der Hannoveraner Energietochter des Mischkonzerns Veba, wie ein Branchenkenner dem Abendblatt bestätigt. "Das Kartellamt würde dafür kaum grünes Licht geben." Der Hintergrund: PreussenElektra, das bereits 15,4 Prozent an den HEW hält, soll im Zuge der Fusion von Veba und Viag mit der Viag-Tochter Bayernwerk verschmolzen werden. Die Folge: Die von der Europäischen Union gerade eingeleitete Liberalisierung des deutschen Strommarkts würde ausgebremst, die Branche von zwei großen Blöcken beherrscht: Veba und Viag auf der einen, RWE und VEW auf der anderen Seite. Um die Fusion mit der Düsseldorfer Veba nicht zu gefährden, hat die Viag jetzt sogar ihr Gebot um das äußerst begehrte, zum Verkauf stehende Aktienpaket der Energie Baden-Württemberg (EnBw) zurückgezogen. "Die anstehenden Verfahren sind extrem schwierig", so Kartellamts-Sprecher Eike Sacksofsky gegenüber dem Abendblatt. "Klar ist aber, dass wir letztlich mehr als zwei Gruppen brauchen, um den Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt sicherzustellen." Als Favorit für den Einstieg bei EnBw gilt in Branchenkreisen nun der französische Staatskonzern Electricite´ de France, der seit Jahren enge Geschäftsbeziehungen zum Karlsruher Energie-Riesen unterhält. "Wir müssen zwar jeden Einzelfall prüfen", so Kartellamts-Sprecher Sacksofsky. "Aber solange es den Wettbewerb belebt, haben wir nichts gegen den Einstieg ausländischer Konkurrenten auf den deutschen Strommarkt."
Das könnte wiederum heißen: Der Einstieg des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall, dem größten Energiekonzern Skandinaviens, bei den HEW wird immer wahrscheinlicher. "Für uns wäre eine Beteiligung an HEW ein wichtiger Brückenkopf für den Eintritt in den deutschen Markt", untermauert Christian Gotthardt, Sprecher der Vattenfall-Tochter Vasa, die Ambitionen der Schweden. "Gemeinsam könnten wir eine gute Rolle auf dem deutschen Strommarkt spielen." Das Ziel der Schweden, die bereits in allen Ostsee-Anrainerstaaten sowie in Tschechien und den Niederlanden aktiv sind: Expansion gen Süden. Bisher ist Vattenfall HEW-Konkurrent, betreibt über die Tochter Vasa Energy ein Blockheizkraftwerk, mit dem ein Wohngebiet in Farmsen versorgt wird.
"Die Bewerbung von Vattenfall hat durchaus Charme", heißt es dann auch hinter vorgehaltener Hand im Rathaus über die Chancen der Schweden um das HEW-Paket, das die Hansestadt derzeit noch bei der Hamburgischen Landesbank parkt. Und mit 1,2 Milliarden Mark in den Büchern steht. Letztlich, so vermutet man in Branchenkreisen, habe das Pokern im Rathaus vor allem einen Grund: "Die Stadt", so heißt es aus informierten Kreisen gegenüber dem Abendblatt, "will alles tun, um sich den Preis für ihr Aktienpaket nicht kaputtreden zu lassen."

Quelle: Hamburger Abendblatt 5.11.1999

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Zweikampf zwischen EdF und RWE um EnBW-Anteil
Energie

rtr STUTTGART. Im Wettlauf um den Kauf von rund einem Drittel der Aktien der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) zeichnet sich ein Zweikampf zwischen der französischen EdF und dem Essener RWE-Konzern ab. Ein EdF-Sprecher sagte am Mittwoch in Paris, sein Unternehmen habe ein Kaufangebot für das 25,01 % umfassende Aktienpaket des Landes Baden-Württemberg an der EnBW abgegeben und zudem eine Lösung für den neunprozentigen Anteil der Stadt Stuttgart an dem Karlsruher Energieunternehmen vorgeschlagen. RWE hatte zuvor ein Angebot für den Landesanteil und das Paket der Landeshauptstadt abgegeben. Andere Konzerne, die zuvor Interesse signalisiert hatten, zogen sich zurück. Die Frist für die Abgabe von Geboten war am Dienstag ausgelaufen.

Der Sprecher der Electricité de France (EdF) sagte, sein Unternehmen biete für eine Minderheitsbeteiligung und für eine Partnerschaft mit EnBW. Einzelheiten des Angebots wie etwa den angebotenen Preis wollte er nicht nennen. Die EdF hatte bereits im vergangenen Monat angekündigt, dass sie im Bieterwettbewerb um die EnBW dabei sein werde. Firmenchef Francois Roussely hatte seinerzeit erklärt, er gehe davon aus, dass eine Übernahme des Landesanteils wahrscheinlich ein wenig mehr als der Stromkonzern London Electricity kosten werde, der bei seiner Übernahme durch EdF mit 13 Mrd. Franc (rund 3,9 Mrd. DM) bewertet worden sei.

Die EdF gilt in Branchenkreisen als Favorit und auch als Wunschkandidat von EnBW selbst für den Zuschlag beim Verkauf des Landesanteils an dem Karlsruher Energiekonzern. Die beiden Unternehmen kooperieren bereits seit vielen Jahren. Gleichwohl hatte sich auch RWE zuversichtlich geäußert, den Zuschlag für sein Angebot zu erhalten.

Andere Unternehmen, die zuvor ihr Interesse an einem Einstieg bei EnBW signalisiert hatten, gaben kein endgültiges Kaufangebot mehr ab. So erklärte der Münchener Viag-Konzern am Mittwoch, nicht für EnBW geboten zu haben, um die angestrebte Fusion mit dem Energiekonzern Veba kartellrechtlich nicht zu gefährden. Bereits am Dienstag hatte der US-Konzern TXU über seine britische Tochter Eastern Group erklärten lassen, kein Angebot für den EnBW-Anteil abgegeben zu haben.

Mitte September hatte der Lenkungsausschuss für den Verkauf des Landesanteils die Zahl der Kaufkandidaten in einer Vorauswahl auf vier eingegrenzt: Neben EdF, RWE und der Viag-Tochter Bayernwerk war dies die Dortmunder VEW, die zusammen mit der TXU-Tochter Eastern Group bieten wollte. VEW hatte nach der Bekanntgabe der geplanten Fusionsverhandlungen mit RWE angekündigt, nicht mehr an EnBW interessiert zu sein. Nach dem Ausscheiden von Viag und TXU selbst bleiben nunmehr nur noch RWE und EdF als Interessenten übrig.

Die eingegangen Kaufangebote werden nun von der vom Land beauftragten Investmentbank Dresdner Kleinwort Benson bewertet. Am 15. November berät dann der Lenkungsausschuss für den Verkauf der Landesanteile über die eingegangenen Gebote.

Quelle: Handelsblatt 4.11.1999

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RWE setzt Rotstift im Einkauf an
Ehrgeiziges Programm zur Kostensenkung - Ökostrom-Tarif fünf Pfennig teurer


Essen. Ein Pfennig weniger je Kilowattstunde kostet den Strom-Marktführer in Deutschland, die RWE Energie AG, rund 1,4 Milliarden Mark Gewinn. Jetzt führt der Druck auf die Strompreise bei RWE zu einer Art L•pez-Effekt: Der Energieriese will vor allem im Einkauf die Kostenschraube anziehen. Maßnahmen zum Kostenmanagement würden zeitlich vorgezogen und intensiviert, kündigte Vorstandsmitglied Heinz-Werner Ufer in Essen an. Dabei spielten die Vorlieferanten, darunter nicht zuletzt die Kölner Schwesterfirma Rheinbraun AG, eine entscheidende Rolle.

Nachdem bereits in den vergangenen sechs Jahren Kostensenkungen von 800 Millionen Euro erreicht worden seien, sollten bis 2003/04 weitere 1,2 Milliarden eingespart werden - das "ehrgeizigste Kostensenkungsprogramm unserer Unternehmensgeschichte". Dennoch bleibe es dabei, dass der geplante Abbau von 4500 Arbeitsplätzen möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen vollzogen werden solle.

Im laufenden Geschäftsjahr, das am 30. Juni endet, werde der Preisverfall trotz erwarteter Mengensteigerungen einen Umsatzrückgang bringen. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr war der Umsatz um 5,1 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro gefallen, obgleich der Stromverkauf um 2,2 Prozent auf 135,5 Milliarden Kilowattstunden (kWh) stieg. Von den Preissenkungen profitierten bisher allerdings vor allem die größeren gewerblichen und industriellen Kunden.

Doch der Preiskampf hat mit Macht bei den privaten Tarifkunden begonnen. Der Vorstand versucht inzwischen, einen Boden ins Preis-Loch einzuziehen: Der Werbespruch "Sie haben ein Recht auf den günstigsten Strom in Deutschland" wurde inzwischen auf das auch rechtlich risikolose "Sie haben ein Recht auf günstigen Strom" abgemildert. RWE-Energie-Chef Manfred Remmel konzedierte jetzt zugleich, dass RWE mit seiner Strommarke "Avanza" nicht der billigste Anbieter (23,99 Pfennig je kWh) sei. "Wir gehen ganz bewusst auf dieses Niveau und nicht darunter", weil tiefere Preise betriebswirtschaftlich nicht zu rechtfertigen seien. Statt dessen "werden wir beweisen, dass wir mehr können als nackten Strom liefern" - Dienstleistung und Qualität rund um die Versorgung, heißt das RWE-Zauberwort. Mit Auskünften zur Ausgestaltung hält sich das Unternehmen aber noch zurück. Der Preis scheint aber für viele Kunden ein wichtiges Argument zu sein. RWE hat bisher nach eigenen Angaben 4000 neue Kunden gewonnen.

Ein konkretes neues Angebot ist "Avanza Ökostrom", der fünf Pfennig teurer ist als "Normalstrom". Dafür garantiert RWE die Herkunft aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraftwerken - mit TÜV-Zertifikat. Der Mehrerlös werde in neue Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energie investiert.

Noch vor Vollzug der geplanten Fusion mit dem Dortmunder Stromkonzern VEW ist RWE zu weiteren Unternehmenskäufen bereit. "Für zehn bis 20 Milliarden Mark" sieht Remmel "gute Einstiegschancen" auch in den Sparten Gas und Wasser. Bevorzugtes Zielland dabei ist Großbritannien.

Quelle: Kölnische Rundschau 03/11/’99

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Heftiger Stromstreit in Cottbus

Yello bezichtigt Stadtwerke des Rechtsbruchs / Zankapfel ist Durchleitung

Auf dem Lausitzer Strommarkt wird mit immer härteren Bandagen gekämpft. Neben den Kampf um Preise und Kunden tritt nun eine verbale Schlacht. "Deutschlands verbraucherfeindlichster Energieversorger sitzt in Cottbus", ließ die Yello Strom GmbH, eine Tochter des Stromgiganten Energieversorgung Baden-Württemberg (EnBW), gestern die Öffentlichkeit wissen. Gemeint ist die Energieversorgung Cottbus GmbH. Die Cottbuser Stadtwerke bedrohten Kunden, die zu anderen Versorgern gewechselt seien, behauptet Yello. Als Antwort auf die Kündigung der Stromlieferung durch die Stadtwerke sei Verbrauchern schriftlich angekündigt worden, dass ihre Versorgung fristgerecht eingestellt, fremden Stromanbietern jedoch die Durchleitung verweigert werde.
"Unser Netz ist offen", hält Stadtwerke-Chef Eberhard Walter dagegen. Wer wie Yello aber "mit uns nicht den Netzzugang und mit der Veag nicht die Stromdurchleitung verhandelt hat", könne eben nicht ins Netz.

Tatsächlich haben eine ganze Reihe von Billig-Stromanbietern in den letzten Monaten Kunden vertraglich gebunden, ohne dass klar ist, ob und wie die eingegangenen Lieferverpflichtungen erfüllt werden (die RUNDSCHAU berichtete). In Finsterwalde waren aus diesem Grund bei einigen Firmen bereits die Lichter ausgegangen. Auch in Cottbus ist das nicht mehr ausgeschlossen.

Walter versichert allerdings, dass die Stadtwerke jedem Kunden "vor dem Abdrehen noch einmal eine Chance geben, seine Entscheidung zu überdenken". Auch dagegen polemisiert Yello: Das ist "grob wettbewerbsfeindlich", wettert Geschäftsführer Michael Zerr und kündigt rechtliche Schritte an. "Es handelt sich um einen klaren Fall von Erpressung. Sollte es wirklich zur Stromsperre kommen, ist das ein massiver Rechtsbruch."

Sollte ein Verstoß gegen die Versorgungspflicht nachgewiesen werden, drohe "dem Altmonopolisten der Entzug der Versorgungslizenz", so Zerr.

Quelle: Lausitzer Rundschau 30.10.1999

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RWE will angeblich den Konkurrenten VEW schlucken

Damit entstünde wiederum der größte deutsche Stromkonzern

Hamburg (taz) - Die Stromkonzerne RWE und VEW wollen fusionieren. Dies berichtet das Manager Magazin in seiner November-Ausgabe. Demnach haben sich beide Unternehmen auf eine Verschmelzung zum 1. Januar verständigt. Einzelheiten der Fusion stehen noch nicht fest, eventuell gibt es jedoch Genaueres am Donnerstag nach einer Sitzung des VEW-Aufsichtsrates.

Durch den Zusammenschluss entsteht Deutschlands größter Stromproduzent mit einer Jahresleistung von mehr als 150 Milliarden Kilowatt. Das entspricht einem Marktanteil von etwa einem Drittel. RWE wird das Sagen haben, weil es vier- bis fünfmal so viel wert ist als die VEW. Mit der RWE-VEW-Fusion würde eine Entwicklung in Kapitalform gegossen, die faktisch längst vollzogen ist. Der Schein des Wettbewerbs genügt offenbar, um das vollkommen unterbesetzte Kartellamt zu beruhigen.

Inzwischen wird hinter der schillernden, medialen Wettbewerbsfassade der Markt radikal begradigt: Die angekündigte Fusion von Viag (Bayernwerk) und Veba (PreussenElektra) bildet mit knapp 140 Milliarden Kilowattstunden verkaufter Strommenge pro Jahr bislang die Spitze des Stromberges. Sie haben mit einem weit verzweigten Netz von Beteiligungen und Kooperationsverträgen eine nahezu komplette Nord-Süd-Schiene aufgebaut.

Daneben arbeitet seit längerem eine große "nationale" Koalition daran, sich den deutschen Markt weitgehend in zwei Gruppen aufzuteilen und gegen ausländische Wettbewerber abzuschotten: Die zweite Gruppe wollen gerne RWE und VEW werden. Sie bewerben sich auch beide um die Energie Baden-Württemberg (kurz EnBW, bekannt mit ihrer Strommarke Yello). Bei der EnBW will das Land Baden-Württemberg seinen 25-Prozent-Anteil im November verkaufen. Das Haupteinflussgebiet der zweiten Stromgruppe würde von Süd-Niedersachsen über Westfalen bis nach Baden-Württemberg reichen.

Den Osten haben beiden Gruppen ebenfalls fest im Griff. Das Nach-Wende-Kunstgebilde Vereinigte Energiewerke AG (Veag) deckt den ostdeutschen Strombedarf weitgehend ab und macht den örtlichen Stadtwerken durch Dumpingpreise den Garaus. Die Veag ist eine Gemeinschaftsfirma der großen deutschen Versorger. Hauptaktionäre sind die beiden Großgruppen.

Quelle: TAZ 19.10.1999

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1 Pfennig für grünen Strom

Nur wenige Kunden wollen ökologischen Strom kaufen. Das neue Produkt ist vielen zu teuer. Daher fordern die Produzenten nun weitere Subventionen Von Hannes Koch

Die Adresse suggeriert Erfolg. Am Ballindamm in Hamburg sitzen die Firmen der reichen Leute. Auch der Ökostromanbieter Lichtblick residiert in bester Lage am Ufer der Binnenalster. Die Prognosen waren danach, als das Unternehmen im April 1998 gegründet wurde. Doch eingetroffen ist davon bis heute nicht viel: "Wir haben 350 Kunden", sagt Lichtblick-Sprecher Thilo Schröder. Eine Zahl, die weit hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Die Liberalisierung des Strommarktes ist in vollem Gange. Eine halbe Million Anfragen von Interessenten vermeldet Billiglieferant Yello. Die Verbände der Stromwirtschaft haben sich gerade darauf geeinigt, bis zum 1. Januar 2000 die letzten Hindernisse zu beseitigen. Dann sollen endlich auch alle PrivatkundInnen ohne große Probleme den Versorger wechseln können.

Doch für die Anbieter von umweltfreundlicher Energie ist die Marktöffnung bisher keine Erfolgsstory. Auch die Naturstrom AG in Düsseldorf hatte sich viel vorgenommen: 12.000 VerbraucherInnen wollte man bis zum Jahresende 1999 überzeugen, ihre alten Lieferanten zu verlassen und dem sauberen Saft eine Chance zu geben. Weit gefehlt: Auf rund 1.200 beziffert Naturstrom-Vorstand Ralf Bischof die Zahl der abgeschlossenen Verträge. Mehr als 3.000 werde man bis Silvester kaum erreichen.

"Wir bieten ein erklärungsbedürftiges Produkt an", weiß Bischof inzwischen. Die Leute würden sich erkundigen, anfragen, überlegen. Aber tatsächlich wechseln wollen die wenigsten. Alles in allem haben bis heute nur einige tausend StromkundInnen den Sprung zu den bundesweit rund 40 Umweltfirmen gewagt.

Dafür verantwortlich sind zumindest zum Teil die Preise für Ökostrom. Der schnelle Blick auf die Kosten pro Kilowattstunde zeigt schlicht: Umweltenergie ist teurer, teilweise empfindlich teurer als die Sonderangebote der Konkurrenz. Bietet Yello seinen gelben Atomstrom für 19 Pfennig pro Kilowattstunde an, verlangt mancher Alternativstromer mehr als 30 Pfennig. Die Differenz wird zwar hier und da gemildert durch die geringeren Jahresgebühren. Und mit den vor der Liberalisierung herrschenden alten Preisen können manche Umweltfirmen durchaus mithalten. Doch im harten Preiskampf sind sie ziemlich chancenlos.

Preistreibend wirkt sich bei manchen Ökos aus, dass sie ausschließlich regenerativ hergestellte Energie (Wind, Sonne, Biomasse, Wasser) anbieten und die dafür notwendigen Kraftwerke erst jetzt extra errichten lassen. Anbieter wie Lichtblick dagegen versuchen einen Kompromiss: Sie kaufen die Elektrizität einfach bei schon existierenden Anlagen, nur 50 Prozent des Angebots wird regenerativ erzeugt.

Trotzdem sitzen die Ökostromer nun etwas blass in ihren teuren Büros. Naturstrom-Chef Bischof sinniert über zusätzliche Finanzhilfen der rot-grünen Regierung: "Man könnte den regenerativen Strom für fünf Jahre von der Durchleitungsgebühr befreien". Das sind die Kosten, die ein Lieferant an die Besitzer der Stromkabel (Stadtwerke, Großkonzerne wie RWE) zahlen muss, wenn er den Strom zu den Verbrauchern schickt.

Um ein bis zwei Pfennig werde die Gebühr Anfang 2000 vermutlich reduziert, aber auf mehr könne sie keine Hoffnung machen, sagt die grüne Energieexpertin Michaele Hustedt. Die Forderung nach der völligen Abschaffung der Durchleitungsgebühr falle den Ökofirmen etwas spät ein, so Hustedt. Die Debatte sei jetzt erst einmal beendet.

Für das Jahr 2001 allerdings stellt sie die Befreiung der regenerativen Energie von der Ökosteuer in Aussicht. Das würde eine Bevorzugung um weitere zwei bis vier Pfennige bedeuten. Doch während man sich bei den Ökostromern oft über die schlechte Konjunktur beschwert, in der das Umweltthema derzeit stecke, fordert die grüne Umweltpolitikerin die Alternativbetriebe auf, in die Offensive zu gehen. "Wo blieb die Kampagne für grünen Strom, als Yello seinen gelben bewarb?", fragt Hustedt. Wenn die neuen Ökofirmen nicht massiv in die Werbung um PrivatkundInnen und Institutionen einstiegen, könnten sie auf dem Markt kaum Fuß fassen, befürchtet Hustedt.

Bei den Ökoanbietern setzt man nun darauf, dass die letzten Mauern der alten Strommonopole fallen. Als die Leute von Lichtblick sich vor Wochen an die Stadtwerke München wandten, um einen von dessen bayrischen Kunden nun mit preußischem Strom zu versorgen, sei von dort die Antwort gekommen: "Heuer geht des nimmer". Das Stadtwerk habe auf Zeit gespielt, um ihren alten Kunden nicht zu verlieren, berichtet ein Lichtblick-Mitarbeiter. So etwas wird ab 1. Januar nicht mehr möglich sein. Dann muss der Kunde "hergegeben" werden.

Quelle: TAZ 19.10.1999

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Veag erwägt Abbau von 2.000 Stellen

Berlin (dpa) - Der unter Preisdruck geratene ostdeutsche Stromversorger Veag will bis 2004 jede dritte Stelle streichen. Der Braunkohle-Verstromer hätte dann noch 4.000 Beschäftigte. Das bestätigte ein Konzernsprecher gestern. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Konzernbetriebsratschef Wilfried Schreck erklärte, die Größenordnung sei intern mitgeteilt worden. Die Belegschaft wolle sich gegen den Abbau wehren.

Quelle: TAZ 19.10.1999

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Müller freut sich über Strompreiskrieg

Minister gegen Schutzquoten für Stadtwerke - Frist für Energiekonsens bis Jahresende

München - Bundeswirtschaftsminister Werner Müller hat einen ungehinderten Wettbewerb auf dem Strommarkt gefordert und damit erneut den Forderungen der Stadtwerke und Gewerkschaften widersprochen. "Nationale Quoten für Kraft-Wärme-Kopplung, Braunkohle und erneuerbare Energien" sehe er kritisch, sagte Müller am Dienstag auf dem Jahreskongress des Verbands der europäischen Kraftwerksbetreiber in München.

Die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie forderte demgegenüber auf ihrem Bundeskongress in Berlin gesetzlichen Schutz für Teile der deutschen Energiewirtschaft: "Die Liberalisierung läuft falsch, wenn sie nur dazu führt, dass aus Produzenten gut verdienende Stromhändler werden, die ihr Ware im Ausland beziehen", sagte der Vorsitzende Hubertus Schmoldt.

Schmoldt bekannte sich zwar zu "einer Reformpolitik, bei der auch die Gewerkschaften unbequeme Entscheidungen auf sich nehmen." Allerdings erteilte er der Vorstellung Müllers von einem weitgehend unregulierten Strommarkt eine Absage: Die Stromerzeugung aus ostdeutscher Braunkohle müsse über 2003 hinaus geschützt werden, forderte Schmoldt.

Quelle: Welt, Die 12.10.1999

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RWE und VEW vor Fusion zu größtem deutschen Stromerzeuger

Angeblich Zusammenschluss zum 1. Januar 2000

afp HAMBURG. Die Energiekonzerne RWE und VEW haben sich nach Informationen des "manager magazins" auf eine Fusion zum größten Stromerzeuger Deutschlands geeinigt. Die Vorstände beider Unternehmen hätten sich in einem sogenannten Letter of Intent auf eine Verschmelzung zum 1. Januar 2000 verständigt, meldete das Blatt am Dienstag vorab. Einzelheiten wie die Konzernstruktur und das Umtauschverhältnis der Aktien sollen demnach bis Jahresende erarbeitet werden; die Hauptversammlungen von RWE und VEW sollen dann bis Juni über den Verschmelzungsvertrag abstimmen.

Nach Angaben der Zeitschrift kommen RWE und VEW gemeinsam auf eine Jahresleistung von mehr als 150 Mrd. Kilowattstunden. Sie lägen damit noch vor Veba und Viag, die ihre Fusion zur neuen Nummer Eins vor wenigen Wochen offiziell angekündigt hatten. Veba/Viag mit den Stromtöchtern PreussenElektra und Bayernwerk kommen demnach gemeinsam auf 137 Mrd. Kilowattstunden.

Ein RWE-Sprecher hatte vor zwei Wochen grundsätzliches Interesse seines Hauses an der VEW bestätigt, an der der Essener Konzern bereits beteiligt ist. Derzeit seien aber keine Anteile am Markt verfügbar; zudem habe der Erwerb des ausgeschriebenen 25-prozentigen Landesanteils am Stromkonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) derzeit oberste Priorität für die RWE, hatte der Sprecher gesagt. Ein VEW-Sprecher hatte betont, sein Haus verfolge eigenständige Allianzpläne.

Die Dortmunder VEW Energie AG versorgt rund 5,5 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit Strom, Gas oder Fernwärme. Das 1925 als Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen gegründete Unternehmen mit 4300 Mitarbeitern erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,472 Mrd. DM (2,798 Mrd. Euro) und gehört damit zu den großen überregionalen Stromversorgern in Deutschland.

An VEW sind Unternehmensangaben zufolge kommunale Aktionäre um die Stadt Dortmund mit insgesamt 56,58 % beteiligt; ein Zehn-Prozent-Paket hält seit der jüngsten Kapitalerhöhung die Westdeutsche Landesbank (WestLB). 24,69 % liegen bei der EVG, in der Contigas, RWE Energie, Deutsche Bank und Allianz ihre Aktien gebündelt haben. Die BI Industriebesitz und Beteiligungen der Viag-Töchter Bayernwerk und der Isar-Amperwerke hat 12,1 %, die RWE Energie-Bayernwerk Beteiligungsverwaltung 1,95 %. 4,68 % an dem Unternehmen sind in Streubesitz.

Quelle: Handelsblatt 19.10.1999

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Keine Angst vor Gelb

Stadtwerke Brühl Preissenkung zum 1. November

Brühl - "Der Strompreis verfällt in einem Maße, den selbst Fachleute nicht mehr nachvollziehen können", sagt Herbert Schnorrenberg, Chef der Brühler Stadtwerke und schüttelt den Kopf. "Auf Dauer aber kann niemand Strom zu Preisen verkaufen, die unter den Kosten liegen", sagt er und macht deutlich, dass auch in Brühl die Konkurrenz gelb ist und Yello heißt. Bange machen lässt sich der Chef der Stadtwerke aber davon nicht. Schnorrenberg, der kaufmännische Betriebsleiter Erwin Gardemann und der für Strom zuständige Manager Hans-Georg Wilhelm gingen gestern in die Offensive und kündigten zum 1. November Preissenkungen um mehr als acht Prozent an.

Demnach soll die Kilowattstunde Haushaltsstrom von bisher 28,19 Pfennig um 2,32 auf 25,87 Pfennige fallen. Der durchschnittliche Haushalt mit 3000 Kilowattstunden spare damit pro Jahr 104 Mark. Bei einem Verbrauch von bis zu 2800 Kilowattstunden seien die Stadtwerke damit "preisgünstiger als Yello", frohlockt Schnorrenberg. Günstig erscheine Yello doch nur, weil viele Kunden die monatliche Grundgebühr außer Acht ließen. Und da kann Brühl gut mithalten - mit gerade mal fünf Mark. Bei den Ein-Personen-Haushalten mit einem Verbrauch von um die 1600 Kilowatt jährlich liege der gelbe Konkurrent sogar "über allen anderen", so Gardemann. Nur zehn Kunden hätten bisher den Wechsel zu Yello beantragt, von einem Einbruch könne keine Rede sein.

Die Preise kann das Energieunternehmen senken, weil RWE, der Hauptlieferant, seinerseits die Preise gedrückt hat. "Und das", so Schnorrenberg, "geben wir an unsere Kunden weiter." Auch gewerbliche Abnehmer zahlen weniger - fünf Pfennig pro Kilowattstunde und liegen damit bei 23,98 Pfennigen - eine Senkung von 17,3 Prozent. Natürlich bleiben auch die Brühler von den Turbulenzen auf dem Energiemarkt und von den "völlig ungebremst" fallenden Preisen nicht verschont.

Dass die Werke auch in Zukunft mindestens eine Million Mark jährlich in die Stadtkasse spülen, die Zeiten dürften vorbei sein. "Wir sind zwar schlanker geworden", sagt Schnorrenberg, aber den sonst üblichen Millionengewinn werden die Stadtwerke in diesem Jahr wohl erstmals knapp verfehlen, so die vorsichtige Prognose. "Die Gewinne werden in Zukunft kleiner", so Gardemann. Die Konsequenz sei, dass den Kommunen weniger Geld zur Verfügung stehe. Geld, mit dem in Brühl zum Beispiel der Stadtbus finanziert wird. Neue Busse anzuschaffen, wie es im Rat diskutiert wurde, sei nicht drin. Schnorrenberg: "Das schaffen wir nicht."

Klotz am Bein

Als Klotz am Bein erweist sich zunehmend das Blockheizkraftwerk (BHKW) im Veba-Wohnwertpark. Dort wird neben Wärme auch Strom produziert. Der aber ist teurer als der, den RWE liefert. Die Krux: "Je niedriger der RWE-Strompreis ist, um so größer ist das Defizit bei der Fernwärme." Ein derartiges Kraftwerk würde heute niemand mehr bauen. Die Fernwärme-Kunden im Wohnpark sollen darunter aber nicht leiden.

Nach wie vor sei das BHKW umwelttechnisch ein Vorreiter, so die Manager, aber wenn man nur Kapital im Sinn habe, so Hans-Georg Wilhelm, "dann fällt der Umweltschutz weg". Allerdings nicht ganz. Denn auch die Stadtwerke bieten Ökostrom im Paket zu 500 Kilowattstunden mit einem Aufschlag von neun Pfennigen an. Der Strom komme aus Wasser-, Wind-und Photovoltaik-Anlagen des RWE - garantiert. Die erste Kundin soll dem Vernehmen nach Umweltdezernentin Dr. Elisabeth Hacksein sein. Wer sich informieren will, kann kostenlos bei den Stadtwerken anrufen: [TEL] 0800/ 79742437.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 15/10/'99

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HEW & Rewe stoppen ihre Strompläne

München - Bundeswirtschaftsminister Werner Müller hat einen ungehinderten Wettbewerb auf dem Strommarkt gefordert. "Nationale Quoten für Kraft-Wärme-Kopplung, Braunkohle und erneuerbare Energien" sehe er kritisch, sagte Müller auf dem Jahreskongress des Verbands der europäischen Stromkonzerne (VGB) in München. Er freue sich über den "Preiskrieg", weil er den Privatkunden und der Wirtschaft nütze und Arbeitsplätze schaffe. Man könne nicht den Wettbewerb in ganz Deutschland außer Kraft setzen, nur weil 15 Stadtwerke Probleme hätten, sagte der parteilose Minister.

Der ursprünglich ab Mitte November von den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) und der Kölner Rewe Zentral AG geplante bundesweite Stromverkauf über das Filialnetz des Handelsunternehmens ist auf Eis gelegt worden. Eine entsprechende Meldung des Energie-Informationsdienstes wurde von HEW-Sprecher Spitzmüller bestätigt. "Wie haben uns zurückgezogen, da Haushaltskunden nur eine geringe Wechselbereitschaft zeigen und zudem der Werbeaufwand sich für uns nicht rechnet." Lediglich einen Werkstarif" für Rewe-Mitarbeiter soll es laut Spitzmüller in Zukunft geben. (ap,EB)

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 13.10.1999

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RWE erwägt offenbar Einstieg bei National Power

Zeitung berichtet von 23 Mrd. DM-Kaufpreis - Energieversorger dementiert

rtr LONDON. Die deutsche RWE erwägt einem Bericht der "Sunday Times" zufolge einen Einstieg bei dem britischen Energieversorger National Power und bietet dafür umgerechnet 23 Mrd. DM. Beide Unternehmen seien in einem frühen Stadium der Gespräche, wobei auch ein Scheitern noch möglich sei, berichtete die britische Zeitung. Ein Sprecher der RWE sagte am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters, er könne den Inhalt des Berichts nicht bestätigen. Die Zeitung berichtete weiter, RWE wolle den Einstieg nur mit dem Einverständnis der National Power und biete 7,5 Mrd. Pfund. Abhängig sei das Vorhaben auch von der britischen Regierung, die über eine "Goldene Aktie" bei der National Power wichtige Unternehmensentscheidungen blockieren könne.

In den vergangenen Wochen hatte es verstärkt Spekulationen um Allianzen und Übernahmen in der Energiebranche gegeben, weil auch im Zuge der Öffnung der Strommärkte nach Angaben von Analysten für die Unternehmen die Größe ein wichtigerer Faktor werden wird. Vor wenigen Wochen erst hatten in Deutschland die Konzerne Veba und Viag ihren Zusammenschluss angekündigt. Die RWE hatte darauf hin angekündigt, trotz dieser Fusionspläne führender deutscher Stromversor-ger bleiben zu wollen. Um dies sicher zu stellen, sei ein Budget für Investitionen von rund 30 Mrd. Euro geschaffen worden, hatte der Konzern am Dienstag erklärt.

Quelle: Handelsblatt 11.10.1999

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RWE will mit spektakulären Akquisitionen wachsen

Dividende wird in Essen auf 1 Euro je Stückaktie aufgestockt

Auf dem Weg zum lupenreinen Multi-Energy-Konzern präsentiert RWE einen guten Abschluss für das vergangene Geschäftsjahr. Der Aufsichtsrat hat gestern die neue Holding-Struktur mit nur noch fünf statt vorher elf Vorständen abgesegnet.

ews/jsn ESSEN. Von Kontinuität ist der Jahresabschluss 1998/99 (30.6.) der RWE AG, Essen, geprägt. Das Nettoergebnis wurde mit 15,1 % Zuwachsrate auf 1,15 Mrd. Euro wieder zweistellig gesteigert. Dazu trugen neben einem verbesserten betrieblichen Ergebnis auch Sondereffekte - wie der Verkauf der Festnetztochter Otelo - bei. Damit konnte Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt seinem Titel - Mr. Zehn Prozent gerecht werden. Der Konzernumsatz wuchs dagegen nur um 2,4 % auf 38,4 Mrd. Euro. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung vor, eine Dividende von 1 Euroje Stückaktie zu bezahlen. Im Vorjahr waren 0,87 Euro sowie ein Jubiläumsbonus von 0,05 Euro ausgeschüttet worden.

Der RWE-Konzern richtet sich nun ganz auf Energie und energienahe Dienstleistungen (Multi/Energy und Multi Utility) aus. Dazu hat der Aufsichtsrat gestern die Führungsstruktur beschlossen. Danach wird der Holding-Vorstand von elf auf fünf Mitglieder verkleinert. Die Töchter Hochtief AG und Heidelberger Druck AG werden nur noch als Finanzbeteiligungen geführt und stehen zur Disposition, auch wenn es aktuell keinen Handlungsbedarf gibt. Das neue Ziel des Konzerns ist ehrgeizig: Bis 2010 soll die führende Position als größter privater Energieversorger auf dem Heimatmarkt Europa ausgebaut werden.

Dazu wird ein Umsatz von 150 Mrd. DM - bisher knapp 21 Mrd. DM - angepeilt. Die Zielsetzung entspricht einem Marktanteil zwischen 10 und 15 % auf dem eine Billion DM schweren Markt. Dies ist aus innerem Wachstum nicht zu schaffen. Deshalb will RWE jährlich mindestens 5 Mrd. DM für Akquisitionen in die Hand nehmen (Handelsblatt vom 7.9.1999).

Schon in den nächsten Monaten soll ein großer Coup erfolgen, hat RWE-Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt angedeutet, um die eklatanten Schwächen bei Öl und Gas zu beheben: Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, wird schon mit dem englischen Konkurrenten PowerGen plc geliebäugelt. PowerGen ist mit 55 Mrd. Kilowattstunden (kWh) zweitgrößter britischer Stromversorger nach National Power mit 60 Mrd. kWh. Auf RWE Energie entfallen 138 Mrd. kWh, und im Verbund sind es insgesamt knapp 170 Mrd. kWh. Bei einer Eingliederung von PowerGen würde der sich anbahnende neue Marktführer Veba/Viag (180 Mrd. kWh) wieder auf Rang zwei zurückfallen.

In Europa könnte RWE nach der Eléctricité de France, die allerdings dann immer noch doppelt soviel absetzt, an dem zweitgrößten Anbieter, Enel aus Italien, vorbeiziehen. PowerGen besitzt nicht zuletzt deshalb Charme, weil das Unternehmen in den USA auch über Erdgasaktivitäten verfügt und weitere 10 Mrd. DM Akquisitionen in Nordamerika plant. Die USA als weltweit größter Energiemarkt besitzen auch für das Essener Unternehmen mit seinen Ambitionen in der Europa-Liga Anziehungskraft. Ein Engagement im amerikanischen Markt setzt eine Kooperation voraus. So hatte die Veba vergeblich eine Liaison mit dem US-Energieversorger Enron anvisiert.

Zudem gibt es Berührungspunkte in Deutschland. PowerGen ist mit einem Drittel am ostdeutschen Braunkohleproduzenten Mibrag beteiligt. Der RWE-Tochter Rheinbraun gehört die benachbarte, größere Laubag. Bei der nach der Fusion von Veba und Viag anstehenden Neuordnung der ostdeutschen Energiewirtschaft könnte RWE die Integration von Gewinnung und Verstromung der Braunkohle in eine Hand bekommen.

Kuhnt hat auch die Kriterien für die Sieger am Energiemarkt 2010 vorgegeben. Dazu gehören Preisführerschaft, Optimierung des Vertriebs und das ausgefeilte Management von Risiken. An diesen Zielen richtet sich die neue Konzernorganisation mit den fünf Sparten aus: Vorstandsvorsitz (Dietmar Kuhnt), Finanzen und Controlling (Klaus Sturany, der den zur Deutschen Bank wechselnden Clemens Börsig zum 1.12. ablöst), Personal und Recht (Jan Zilius), Konzern-Entwicklung und -Systeme (Richard Klein) sowie Multi Energy und Multi Utility (Manfred Remmel). Mit Klein verbleibt der letzte kommunale Vertreter im Spitzenmanagement des Konzerns.

Die übrigen Vorstandsmitglieder Rudolf Schwan (bisher Ressort Außenbeziehungen), Thomas Geitner (Otelo wurde im Sommer verkauft, Geitner wird noch bei E-Plus als Berater für Veba und RWE fungieren), Dieter Dräger (RWE-DEA), Dieter Henning (Rheinbraun), Hartmut Mehdorn (wechselt von Heidelberger Druck auf den Chefposten bei der Deutsche Bahn AG) und Hans-Peter Keitel (Hochtief) scheiden einvernehmlich aus, heißt es.

Quelle: Handelsblatt 24.9.1999

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VEW plant kommunale Energie-Allianz

Neuer Strom-Riese entsteht

dpa DORTMUND - Der Dortmunder VEW-Konzern plant eine kommunale Energie-Allianz als Gegengewicht zu den Strom-Konkurrenten Veba/Viag und RWE. Mit der Gründung einer Deutschen EnergieUnion soll Stadtwerken im Preiswettbewerb eine Alternative zu Notverkäufen und Stilllegungen geboten werden, berichtet die «Süddeutsche Zeitung» (Freitagausgabe). Neben den Energieaktivitäten von VEW sollen eine möglichst große Zahl kommunaler Energiebetriebe eingebracht werden. Mit von der Partie soll auch die US-Gesellschaft Texas Utilities (Dallas) sein, die sich zusammen mit VEW um die Beteiligungen von Baden-Württemberg und Stuttgart an der EnBW-Gruppe beworben habe. VEW-Sprecher Jochen Draht bestätigte derartige Überlegungen. Die Identität und Selbstständigkeit der teilnehmenden Unternehmen bleiben erhalten. Nach dem VEW-Konzept sollen die jeweiligen Kommunen ihre Energiebeteiligungen bei der Deutschen EnergieUnion einbringen und würden damit der Haupteigentümer der Allianz werden. Als Rechtsform sei eine Aktiengesellschaft denkbar. Falls VEW bei EnBW und HEW zum Zuge komme, würden diese Unternehmen in das Modell einbezogen. VEW ist nach eigenen Angaben in Deutschland bei Strom Nummer sechs, bei den regionalen Gasverteilern Nummer eins und bei der Entsorgung Nummer drei.

Quelle: Handelsblatt 24.9.1999

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Stadtwerke-Strom demnächst billiger

Kompromiss bei der Stromliberalisierung: Der Transport von Energie aus kleinen Kraftwerken könnte finanziell bevorzugt werden

Berlin (taz) - Den Stadtwerken kann geholfen werden. In den Verhandlungen über die Stromliberalisierung zeichnet sich ein Kompromiss ab, der die kommunalen Energiebetriebe schützt, ohne den aufkeimenden Wettbewerb beim Strom allzu sehr einzuschränken. Die grüne Bundestagsfraktion forderte gestern niedrigere Durchleitungsgebühren für elektrische Energie aus den Kraftwerken der Städte. Das würde Strom aus diesen Quellen gegenüber der Energie der Großkonzerne relativ verbilligen und damit einen Kaufanreiz für die VerbraucherInnen darstellen.

Ähnliches schlägt Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) vor. In einem Brief an die SPD-Fraktion spricht sich Müller für "zusätzliche Erleichterungen für dezentrale Anlagen" aus. Müller zielt damit auf die Verhandlungen um die neue Verbändevereinbarung, die unter anderem den Transport des Stroms aus den Kraftwerken zu den privaten Haushalten regeln soll. Darüber diskutieren gegenwärtig die Verbände der Industrie und der Stromwirtschaft. Besonders die Vereinigung Kommunaler Unternehmen (VKU), die die Stadtwerke vertritt, die Gewerkschaft ÖTV und die SPD-Fraktion fordern die Begünstigung der Städte, damit deren Stromproduktion angesichts der Liberalisierung nicht untergeht.

Während Müller gestern mit der SPD-Fraktion diskutierte, plädierte die grüne Energiespezialistin Michaele Hustedt für "geringere Durchleitungsgebühren für Energie aus Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung" (KWK). Das sind vornehmlich kleinere Kraftwerke in den Städten, die gleichzeitig Strom und Fernwärme herstellen. Deren Energie ist teilweise teurer als der Saft, den die Energiekonzerne wie RWE oder PreussenElektra aus ihren Großkraftwerken verkaufen. Würden die KWK-Anlagen umstandslos dem neuen Preiskampf der Liberalisierung ausgesetzt, stünden nach Ansicht der ÖTV mehrere zehntausend Jobs auf dem Spiel.

Der Durchleitungspreis macht in Zukunft ungefähr die Hälfte der Kosten aus, den die PrivatverbraucherInnen bezahlen müssen, wenn sie ihren Strom von einem beliebigen Energieversorger beziehen. Hustedt fordert, dass sich die Verbände in ihrer Vereinbarung auf eine Abmilderung der Durchleitungskosten für KWK-Strom um drei bis vier Pfennig einigen. Hustedts Argument: Die dezentralen Kraftwerken sind für den Transport ihrer Energie zu den VerbaucherInnen nicht auf die Hochspannungsleitungen angewiesen, die die großen Hersteller für die Energieverteilung über weite Strecken errichtet haben. Deswegen sollen die Stadtwerke die Instandhaltung dieser Netze auch nicht mitbezahlen müssen, so Hustedt.

Andere Maßnahmen zum Schutz der Stadtwerke sind noch höchst umstritten. Grüne, SPD und Gewerkschaften fordern eine Quote für KWK-Strom. Die würde festlegen, dass jeder Lieferant eine bestimmte Menge Stadtwerke-Strom verkaufen müsste. Außerdem soll der KWK-Strom an einer eigenen Strombörse gehandelt werden, um Druck in Richtung Effizienz und Preissenkung auszuüben. Besonders die Quote jedoch lehnt Wirtschaftsminister Müller als unzulässige Beschränkung des Wettbewerbs ab.

Die Grünen fordern zusätzlich die Novellierung des Stromeinspeisegesetzes noch in diesem Jahr, um Energie aus Kraft-Wärme-Kopplung und umweltfreundlichen Quellen mit einer stabilen finanziellen Förderung auszustatten. Am kommenden Montag tagt der Koalitionsausschuss zwischen SPD und Grünen unter anderem zum Thema "Stromliberalisierung". Am selben Tag demonstrieren zehntausende Beschäftigte der Stadtwerke in Berlin.

Quelle: TAZ 22.9.1999

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Bayern macht Weg für Veba/Viag-Fusion frei

Aufsichtsräte tagen am Wochenende

rtr/um MÜNCHEN. Für die Fusion der Mischkonzerne Viag und Veba ist offenbar eine wichtige Hürde aus dem Weg geräumt. Aus informierten Kreisen im Umkreis der Verhandlungen verlautete am Mittwoch, Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber habe bei einem Spitzengespräch mit Veba-Chef Ulrich Hartmann und Viag-Chef Wilhelm Simson Bayerns Zustimmung zur Fusion erklärt. Bayern werde rund 10 % seines Viag-Anteils von 25,1 % an die Veba veräußern. Die Veba und Bayerns Staatskanzleichef Erwin Huber erklärten allerdings, es gebe noch offene Fragen. Zuletzt war unter anderem der Preis für dieses Paket umstritten.

Die Aufsichtsräte beider Firmen wollen am Sonntag über die Fusion entscheiden. Am Montag sollen Einzelheiten offiziell vorgestellt werden.

Das Gespräch zwischen Stoiber, Simson und Hartmann am Dienstag hatte den Angaben zufolge "einen sehr guten Verlauf genommen". Details wurden jedoch keine bekannt. Angeblich soll Bayern für einen gut zehnprozentigen Teil seiner Viag-Beteiligung bis zu 2,8 Mrd. DM kassieren, die für die bayerische High-Tech-Offensive eingesetzt werden sollen. Der Entscheidung des Viag-Großaktionärs Bayern kommt eine entscheidende Rolle für das Zustandekommen der Fusion zu. Die Staatsregierung hatte wiederholt erklärt, sie spreche über ihren Viag-Anteil auch noch mit anderen Interessenten. Vorgefühlt hatte neben dem französischen Energiekonzern EDF die deutsch RWE.

In Unternehmenskreisen heißt es, das Land Bayern wolle auch nach einer Fusion den politischen Einfluss auf die Kernenergiepolitik wahren. Wie dies im Einzelnen geschehen soll, scheint allerdings noch offen zu sein.

Das Bundeskartellamt wollte erneut keine Stellung zu dem geplanten Zusammenschluss nehmen. Das Vorhaben müsse erst angemeldet werden. Noch unklar ist das Wertverhältnis der beiden Konzerne bei einer Fusion. In Branchenkreisen wird ein Verhältnis von 35 zu 65 % zu Gunsten der Veba genannt, die auch umsatzmäßig erheblich größer ist. Durch einen Zusammenschluss würde ein Konzern mit einem vorläufigen Umsatz von über 130 Mrd. DM und gut 200 000 Mitarbeitern entstehen. Zugleich würde der Konzern durch die Zusammenführung der Stromtöchter Bayernwerk und Preussen-Elektra zum größten deutschen Stromanbieter aufrücken.

Quelle: Handelsblatt 23.9.1999

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Strompool für Mittelständler

Neuer Markt bringt große Preisnachlässe

Erftkreis. Rund 50 mittelständische Unternehmen aus dem Erftkreis können demnächst mit günstigeren Strompreisen rechnen. In ganz Deutschland, so eine Schätzung des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), werden rund 2000 kleine und mittlere Unternehmen die Energie aus der Steckdose bald zu Bedingungen beziehen, wie sie bisher Großkunden vorbehalten waren.

Hans-Otto Nowak, Sprecher des BVMW-Kreisverbandes Erft, rechnet damit, dass sich jetzt weitere Betrieb bei ihm melden werden, um dem Strompool beizutreten. Immerhin könne man so mindestens 35 Prozent der Stromkosten sparen. In Einzelfällen seien sogar Nachlässe um 50 Prozent drin. Nowak: "Ein Karosseriebetrieb mit drei bis vier Mitarbeitern kann da rund 1700 Mark im Jahr sparen."

Die Kampfpreise auf dem liberalisierten Strommarkt machen es möglich: Für den BVMW tätige Berater - wie etwa die in Köln und Bergheim ansässige EBE Gesellschaft für Energieberatung mbH - verhandeln mit den Stromlieferanten und handeln bundesweit gültige Rahmenabkommen für den Verband aus, und der bietet seinen Mitgliedern die günstigen Bedingungen an. Die potenziellen Kunden sind natürlich frei in ihrer Entscheidung, dem Strompool beizutreten oder auf eigene Faust mit einem Anbieter zu verhandeln.

Welche Stromvertreiber den Zuschlag des BVMW erhalten, wird im Detail noch nicht bekanntgegeben. Die Verträge seien aber unterschriftsreif, sagt Nowak. Der BVMW-Strompool stelle kein Lockangebot dar, sondern garantiere langfristig günstige Preise. Jürgen Menzel, der seit 25 Jahren Großunternehmen in Sachen Energie berät und vor zehn Jahren die EBE gegründet hat, sieht den Preisverfall mit gemischten Gefühlen: "Die Schattenseite ist, dass niemand mehr angehalten wird, sparsam mit der Energie zu sein. Bei Rabatten bis zu 55 Prozent gehen Großkonzerne sogar hin und bauen ihre betriebseigenen Anlagen zur Energiegewinnung ab."

Quelle: Kölnische Rundschau 22/09/1999

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Im Netz der Monopole

Trotz Werberummels kommt der Stromwettbewerb nicht in Schwung Von Marcus Brost und Fritz Vorholz

Nach dem kleinen Test war die Enttäuschung groß. Um die Chancen ihrer "Aktion Stromwechsel" auszuloten, hatten die Umweltschützer von Greenpeace in den vergangenen Wochen fleißig Briefe verschickt. Die Empfänger: regionale Stromversorger aus dem gesamten Bundesgebiet. Inhalt der Schreiben: die Kündigung der Lieferverträge von zehn Büros der Ökoaktivisten - fristgerecht zum 1. Oktober. Mittlerweile ist klar, dass der vermeintlich einfache Wechsel des Stromlieferanten gar nicht so einfach funktioniert: Mal verlangt das Stadtwerk den Einbau eines teuren Extrazählers. Dann wiederum, moniert Greenpeace-Mann Jörg Feddern, wird darauf gedrängt, sich "in Geduld zu üben". Nur "die wenigsten" der angeschriebenen Energieversorger ließen ihre Kunden tatsächlich ziehen.

Am deutschen Strommarkt herrscht eine seltsame Situation. Auf der einen Seite läuten vor allem die ehemaligen Monopolisten beinahe täglich neue Preissenkungsrunden ein: Der Chef des Bayernwerks, Otto Majewski, legte einen "Power-Tarif" für Private auf; RWE-Energie-Vorstand Manfed Remmel hat den Preis für sein Angebot "Avanza" schnell noch um zwei Pfennig je Kilowattstunde gedrückt; Yello-Strom, ein Ableger der Energie Baden-Württemberg (EnBW), wirbt mit konkurrenzlosen 19 Pfennig je Kilowattstunde. Am Dienstag dieser Woche präsentierte PreussenElektra seine neue Strommarke "Elektra Direkt". Selbst per Katalog soll es bald günstigen Strom geben - wenn es nach den Werbestrategen des Versandhauses Quelle geht. Es scheint, als sei auf dem einst abgeschotteten Energiemarkt nun Wettbewerb in Reinkultur ausgebrochen.

Auf der anderen Seite beweist der Blick ins Kleingedruckte das Gegenteil: Yello zum Beispiel liefert erst von November an; RWE rechnet damit, die ersten Haushalte von Oktober an zu versorgen. Und gar nicht so sicher scheint, ob im Herbst tatsächlich bundesweit jeder Privatkunde beliebig den Anbieter wechseln kann.

Der Wechsel zu einem neuen Anbieter klappt noch nicht

Das könnte am noch immer schwelenden Streit um die so genannte Verbändevereinbarung scheitern. Die Neufassung des Gentlemen's Agreement, an der Energieversorger, Kraftwerksbetreiber und Industrie derzeit basteln, soll nach dem Willen von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller endlich auch für Privatkunden den reibungslosen Wechsel des Stromlieferanten ermöglichen - und damit Wettbewerb am Energiemarkt. Doch die Verhandlungen stocken (ZEIT Nr. 36/99). Zwar hofft der Minister unverdrossen, dass die strittigen Punkte bis zum 28. September ausgeräumt sind - für diesen Termin hat Müller die Verhandlungspartner zu einem Gespräch nach Berlin eingeladen. Beim Verband der Deutschen Elektrizitätswirtschaft (VDEW), der Lobby der Stromkonzerne, erwartet man allerdings eher, dass die alte, wenig praktikable Vereinbarung, die Ende des Monats offiziell ausläuft, erst einmal weiter gelten wird.

Ob der ganzen Wettbewerbseuphorie wird zudem eines leicht übersehen: Damit der Wechsel von Privatkunden zu einem neuen Anbieter reibunglos klappt, sind so genannte Lastprofile nötig. Sie simulieren den im Tagesablauf schwankenden Stromverbrauch genormter Kundengruppen und vereinfachen damit die Gebührenabrechnung zwischen Netzbetreiber und neuem Lieferanten. Ohne diesen Maßstab für den Strompreis verlangen einige der alten Versorger nämlich, wie im Fall der wechselwilligen Greenpeace-Büros, den Einbau eines rund 1000 Mark teuren Extrazählers. Das Problem: Wann die Lastprofile bundesweit vorliegen, ist weiter unklar. "Das kann", sagt VDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard Meller, "Ende dieses oder auch Anfang nächsten Jahres sein."

Für die jungen Anbieter am Energiemarkt sind fehlende Lastprofile allerdings fatal, weil das Leitungsnetz weiter in der Hand der ehemaligen Monopolisten bleibt. Ohne einen bundesweiten Maßstab für faire Preise müssen die Stromrebellen mit jedem Netzbetreiber separat über die Lieferbedingungen verhandeln. Das aber kostet wertvolle Zeit. "Nach der jetzigen Lage müssen wir jedes einzelne Stadtwerk abklappern", ärgert sich Heiko von Tschischwitz, Geschäftsführer des Hamburger Ökostrom-Anbieters Lichtblick.

Die Konzerne locken Kunden mit Durchhalteprämien

Für einen schnellen, bundesweiten Marktauftritt sieht es damit düster aus. "Einige Stadtwerke", klagt von Tschischwitz, "wollen erst dann über den Netzzugang verhandeln, wenn wir in ihrem Gebiet schon Verträge mit Privatkunden abgeschlossen haben." Die potenziellen Kunden unterschreiben einen neuen Liefervertrag freilich meist nur, wenn sie auch sicher sind, später den gewünschten Strom zu erhalten. De facto kann Lichtblick daher erst in zwei Städten liefern: Hamburg und Frankfurt.

Dieses Problem dürften die etablierten Stromkonzerne kaum haben. Verweigert der Netzbetreiber die Durchleitung der Billigenergie, greifen die ehemaligen Monopolisten kurzerhand in die eigene Kasse: Für jeden angefangenen Monat, in dem neue Kunden weiter Strom vom alten Versorger beziehen, schreibt zum Beispiel RWE den wechselwilligen Haushalten zehn Mark gut. Eine solche Durchhalteprämie aber, mutmaßt Konkurrent von Tschischwitz, "kann sich nur leisten, wer jahrelang Monopolmargen eingesammelt hat".

Schon heute befürchten Experten, dass der Wettbewerb auf dem Energiemarkt vor allem jenen nutzt, die jahrzehntelang bereits vom Strommonopol profitierten. Verzögert sich der bundesweite Marktauftritt der neuen Anbieter, haben die großen Energiekonzerne den Kuchen längst unter sich aufgeteilt. Wenn es innerhalb der nächsten sechs Monate nicht zu einer vernünftigen Wettbewerbsregelung kommt, werde es "sehr viele junge Unternehmen bald nicht mehr geben", fürchtet Lichtblick-Chef von Tschischwitz. Auch Greenpeace-Experte Jörg Feddern fordert "Wettbewerb unter fairen Bedingungen". Sonst drohe "eine katastrophale Marktbereinigung".

Vielleicht hat die Katastrophe schon begonnen. Besonders für die rund 570 Stadtwerke, die hierzulande Strom anbieten, geht die Ära der Gemütlichkeit zu Ende. Gerade ihnen versuchen die großen Exmonopolisten Kunden abzujagen und so am Ende die Margen zu kassieren, die bisher im Säckel der Gemeinden landeten. Zwar wehren sich die kommunalen Betriebe nach Kräften. So wirbt ein Versorger von der hessischen Bergstraße, die Bensheimer Gruppen-Gas- und Elektrizitätswerk AG (GGEW), mit "supergünstigen Konditionen", Treuerabatten und Preisnachlässen für jene Kunden, die gleichzeitig Strom und Gas bei dem kommunalen Unternehmen einkaufen. Von "völlig neuen Paketleistungen zu Sparpreisen" schwärmt auch Felix Zimmermann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Er rät seinen Stadtwerken, sich mit Alles-inklusive-Angeboten die Konkurrenz vom Leib zu halten: Strom, Gas, Wasser und Fernwärme aus einer Hand - mit diesem Pfund sollten die bisher oft genug behäbigen und am Gängelband der Kommunalpolitiker geführten Betriebe wuchern. Auch Zusammenarbeit untereinander sei eine Überlebensstrategie, meint der VKU-Funktionär. Die Logik dabei: Weil die Stadtwerke meist keinen eigenen Strom verkaufen, sondern sich die Edelenergie anderswo beschaffen müssen, können sie als Stromeinkäufer vom Wettbewerb profitieren.

Dennoch erinnert der Optimismus des VKU-Funktionärs Zimmermann an das bekannte Pfeifen im Walde. Brenzlig dürfte es vor allem für jene 390 Stadtwerke werden, die ihren Strom teilweise selbst erzeugen, prognostizierten Analysten der Dresdner Bank bereits vor Monaten. Am Ende der Konzentrationswelle, heißt es in ihrer Expertise, würden nur wenige große internationale Energiekonzerne die europäische Stromwirtschaft dominieren. Der damit verbundene Rationalisierungsprozess wird hierzulande nach Schätzung der Gewerkschaft ÖTV nicht nur rund 60 000 Arbeitsplätze kosten; im reinen Preiswettbewerb auf dem Elektromarkt, fürchtet ÖTV-Energieexperte Reinhard Klopfleisch, bleibt auch der Umweltschutz auf der Strecke.

In der Tat betreiben 64 Stadtwerke Anlagen, die nicht nur Strom, sondern gleichzeitig Wärme zum Heizen produzieren. Bei diesem Verfahren - Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) genannt - wird der eingesetzte Brennstoff um bis zu 30 Prozent besser genutzt als bei der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme. Entsprechend groß ist die Menge an klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2), die der Erdatmosphäre erspart wird. Nur: Die umweltverträgliche Stromerzeugung kann mit den Billigangeboten nicht konkurrieren. In Duisburg fiel die erste KWK-Anlage, einst mit 80 Millionen Mark Steuergeldern subventioniert, bereits dem Preiswettbewerb zum Opfer. "Wir können unseren Strom nicht mehr verkaufen", klagt Stadtwerke-Chef Uwe Steckert.

Die Sorgen der Stadtwerker und Umweltschützer haben sich mittlerweile auch Politiker zu Eigen gemacht. So drängt die SPD/CDU-Koalition in der Stadt Berlin darauf, das Energiewirtschaftsgesetz, dessen Novellierung im Frühjahr 1998 erst die Voraussetzungen für den Preiskampf geschaffen hatte, erneut zu ändern. Die Berliner Landespolitiker wollen jedem Stromanbieter vorschreiben, dass ein Mindestanteil seines Stroms aus KWK-Anlagen kommen muss. Bereits Ende September soll das Ansinnen im Bundesrat behandelt werden.

Noch heftiger rumort es in der SPD-Bundestagsfraktion. Volker Jung, ihr energiepolitischer Sprecher, will dem "zügellosen und für ökologische und beschäftigungspolitische Belange blinden Preiswettbewerb" nicht länger tatenlos zusehen. Bei den Sozialdemokraten kursiert ein Gesetzentwurf, der nicht nur eine Quote für KWK-Strom festschreiben will. Die Genossen drängen auch darauf, die Gemeinden vor allzu schonungslosem Kampf um Stromkunden zu schützen und die Kartellbehörden bei der Überwachung des strittigen Netzzugangs zu stärken. Wenn die Fraktion Bundeskanzler Gerhard Schröder von ihrem Anliegen überzeugen kann, dürften die Karten auf dem Strommarkt noch einmal neu gemischt werden.

Allerdings drängt die Zeit. Bleibt nämlich alles beim Alten, schafft der Markt an der Politik vorbei sehr schnell Fakten. Für diesen Fall sieht sich der Energiepolitiker Jung, der doch eigentlich den Wettbewerb gestalten will, bereits "als gut bezahlten Spaziergänger an der Spree".

Quelle: Zeit 37/'99

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Preussenelektra steigt in den Ring

«Günstigerer Strom als alle Wettbewerber» - Interesse an EnBW

BM/dpa Hannover - Nach dem Marktführer RWE und anderen Stromkonzernen nimmt jetzt der Branchenzweite Preussenelektra den Preiskampf um Privatkunden auf. Bundesweit können sich Privathaushalte ab 9. September günstige Angebote für Strom der eigens dafür geschaffenen Marke «Elektra Direkt» einholen. Die neuen Stromtarife gehörten zu den günstigsten in Deutschland, sagte der Vorstandsvorsitzende Hans-Dieter Harig am Dienstag in Hannover.

Auf Dauer wolle Preussenelektra «den Strom günstiger anbieten als alle anderen Wettbewerber.» Mit Elektra Direkt wolle Preussenelektra die Zahl seiner Privatkunden deutlich steigern. Bisher hält das hannoversche Unternehmen mit sieben Millionen Privatkunden einen Marktanteil von 17,8 Prozent.

Gleichzeitig kündigten mehrere Regionalversorger der Preussenelektra wie die Schleswag (Rendsburg) und Avacon (Helmstedt) am Dienstag erhebliche Preisnachlässe an. Das Elektra-Direkt-Angebot könne man sowohl direkt bei der Preussenelektra als auch über seinen bisherigen Regionalversorger beziehen, sofern er Partner der Preussenelektra sei.

Elektra Direkt wirbt mit den Tarifen «Single» und «Family». Beim Single-Tarif zahlt ein Haushalt bei einem Verbrauch bis 1111 Kilowattstunden nur noch eine DM pro Tag, das heißt 365 DM pauschal. Ein monatlicher Grundpreis entfällt. Jede weitere Kilowattstunde kostet 25,9 Pfennig. Beim Familientarif zahlt der Kunde 13,90 DM Grundpreis monatlich und 21,9 Pfennig je Kilowattstunde. Bei einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden seien dies knapp 890 DM, sagte Harig. Ein Angebot für «grünen Strom» allein aus regenerativen Quellen gebe es vorerst nicht.

Der Preussenelektra-Vorstandsvorsitzende Harig teilte weiter mit, man werde am Donnerstag mit Ablauf der Frist ein Angebot für den 25-Prozent-Anteil des Landes Baden-Württemberg an der EnBW abgeben. Nach dem Münchner Viag-Konzern wird sich damit auch dessen möglicher Fusionspartner Veba am Bieterwettstreit beim Konkurrenten Energie Baden Württemberg (EnBW) beteiligen; Preussenelektra ist eine Veba-Tochter.

Als aussichtsreicher Kandidat für den Kauf galt bislang der französische Konzern Electricite de France (EdF), Nummer eins der Branche in Europa. Das Land Baden-Württemberg hofft auf einen Erlös von rund fünf Milliarden DM.

Quelle: Hamburger Morgenpost 08/09/'99

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Neue Runde im Preiskampf

Im Wettlauf um neue Privatkunden auf dem Strommarkt hat der größte deutsche Energieversorger RWE eine neue Preisrunde eingeläutet. Auch PreussenElektra kündigte einen bundesweiten Billigtarif an.

Essen/Hannover - Der Strompreis werde vom 1. November an für alle Kunden um knapp zwei Pfennig auf künftig 23,99 Pfennig brutto je Kilowattstunde gesenkt, teilte RWE mit. "Mit dieser Preissenkung setzt RWE Energie ihre Ende Juli begonnene Wettbewerbsoffensive konsequent fort", sagte Vorstandschef Manfred Remmel.

Der Energiekonzern PreussenElektra, Tochter der mit Viag in Fusionsverhandlungen stehenden Veba AG, kündigte eine eigene Strommarke an. Unter dem Namen Elektradirekt werde von der kommenden Woche an allen Haushalten im Bundesgebiet ein Tarif angeboten, der mit den Billig- angeboten anderer Stromverkäufer mithalten könne, sagte Sprecherin Petra Uhlmann. Sie rechne nicht damit, dass die Strompreise so stark fallen werden wie die für Telefonate, fügte sie hinzu.

Privatkunden müssen laut "Zeit" noch eine Weile auf einen problemlosen Wechsel ihres Stromanbieters warten. Die für Ende September anvisierte neue Verbändevereinbarung werde nicht rechtzeitig fertig. In ihr legen die Energieversorger, Kraftwerksbetreiber und Industrie in Eigenregie die Regeln für die Stromdurchleitung - das Herzstück des Wettbewerbs - fest. Die vielfach als wettbewerbshemmend kritisierte alte Verbändevereinbarung läuft zum 30. September aus. Ein Sprecher der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) bestätigte, dass die Verbändevereinbarung nicht "in Gänze" zum Monatswechsel fertig wird. Alle wichtigen "Rahmendaten" dürften dann aber stehen. Die VDEW bestätigte, dass die für einen unkomplizierten Anbieterwechsel benötigten so genannten Lastprofile für private Stromkunden frühestens im Jahr 2000 zur Verfügung stehen werden. Mit ihnen lässt sich der im Tagesverlauf schwankende Stromverbrauch verschiedener Haushaltstypen simulieren. So lässt sich der Einbau eines rund 1000 Mark teuren Extra-Stromzählers vermeiden.

Quelle: Der Spiegel, 01. September 1999

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WLK und KWH reagieren "erleichtert"

Einstweilige Verfügungen gegen Billigstromanbieter

Erkelenz. "Mit Erleichterung" haben die WLK und die Kreiswerke Heinsberg (KWH) einstweilige Verfügungen gegen den Stromlieferanten Yello Strom aufgenommen.

Die einstweiligen Verfügungen richten sich gegen die werbliche Aussage von Yello Strom, Privatkunden könnten schnell ihren Stromlieferanten wechseln, ohne dass hierfür entsprechende Regelungen oder gar Vereinbarungen zwischen den Marktteilnehmern vorlägen. Diese wertete das Kölner Landgericht als Falschaussage.

"Vom Staatsmonopol"

Die Höhe der Yello-Strompreise wurde ebenfalls angemahnt, da bei einem Kilowattstundenpreis von 0,19 DM pro kWh, alles inklusive, der Verdacht des Preisdumpings bestehe.

"Es geht nicht an", so die Geschäftsleitung von WLK und KWH, "dass sich einzelne Unternehmen Wettbewerbsvorteile dadurch verschaffen, dass sie Strom in Ländern einkaufen, in denen die Energieversorgung immer noch vom Staatsmonopol beherrscht wird".

Quelle: Aachener Nachrichten 24.8.1999

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Preiskampf zu Lasten der Umwelt?

Köln/Stuttgart - Der Deutsche Städtetag sieht wegen des Preiskampfs auf dem Strommarkt Tausende von Arbeitsplätzen sowie die Existenz umweltfreundlicher Energieträger gefährdet. Präsident Hajo Hoffmann forderte am Dienstag in Köln die Bundesregierung dazu auf, umweltfreundliche Energien mit Gesetzesänderungen zu schützen.

Umweltfreundlichen Stromerzeugungsanlagen der Stadtwerke drohe die Stilllegung, weil die Preise für Strom aus umweltverträglichen dezentralen Anlagen nicht mit den neuen Dumpingpreisen konkurrieren könnten, sagte Hoffmann. Umweltschutzziele seien aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht mehr Inhalt der Energieversorgung, denn hier bestimme ausschließlich der Preis.

Innerhalb eines Jahres sank der durchschnittliche Strompreis für Großabnehmer im Westen um 13 Prozent auf netto 15,45 Pfennig je Kilowattstunde, im Osten um zehn Prozent auf 17,17 Pfennig/kWh. Der Preiskampf in der Elektrizitätswirtschaft findet vor dem Hintergrund erheblicher Unterschiede bei den Stromerzeugungskosten statt. So schwanken die Erzeugungskosten für Strom bundesweit zwischen 4,8 Pfennig je Kilowattstunde in Hessen und 7,8 Pf/ kWh in Ostdeutschland. Dies geht aus Berechnungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) hervor.

Hintergrund dieser Entwicklung seien unter anderem landespolitische Entscheidungen etwa für den Einsatz von Braunkohle bei der Stromerzeugung, die regionale Wirtschaftsstruktur oder die Ausstattung mit Ressourcen, so der Essener Wirtschaftsforscher Bernhard Hillebrand. In einem wettbewerblich organisierten Markt könnten diese Unterschiede zum Problem werden. "Der Wettbewerb wird auf regionale Besonderheiten und landespolitische Vorlieben keine Rücksicht nehmen", so der Forscher. Dass er "mit solcher Brutalität kommt, haben die Unternehmen nicht erwartet".

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 25.8.1999

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Versorger kalkulieren hart an der Grenze

Spielraum für weitere Tarifsenkung fast nur noch bei den Durchleitungsgebühren

HANDELSBLATT, Dienstag, 24. August 1999

jög DÜSSELDORF. Die großen Energieversorger strömen mit immer neuen Tarifen auf den Markt, zuerst RWE, dann Yello Strom, zuletzt Bayernwerk. Der neue Wettbewerb bringt neue Preise und ein Durcheinander, das die Kunden erst einmal durchschauen müssen. Nicht jedes auf den ersten Blick günstige Angebot bringt auch noch nach einem Jahr die größten Einsparungen. Denn lange Vertragslaufzeiten bergen den Nachteil in sich, dass Verbraucher nicht auf neue Preisstürze reagieren können.

So hat EnBW sein altes Angebot für Stammkunden erst modifiziert, nachdem es in die Kritik geraten war. Die Vorwürfe richteten sich gegen die Strategie, Stammkunden mit Verträgen zwischen 20 und 60 Monaten zu binden, aber durch das Tochterunternehmen Yello Strom bundesweit günstigere Tarife anzubieten.

Das günstigste Angebot bei einem angenommenen Verbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr (entspricht einem Vier-Personen-Haushalt) macht Yello Strom (19 DM monatl. + 19 Pf/kwh) mit einem Preis von 892,5 DM oder umgerechnet 25,5 Pfennigen pro Kilowattstunde. Allerdings wird dieser Tarif bei einem jährlichen Grundpreis von 228 DM um so unrentabler, je niedriger der Stromverbrauch ist. Das bedeutet, dass Single-Haushalte (1600 kwh/Jahr) besser mit den Angeboten bedient sind, die eine niedrigere Grundgebühr ansetzen, wie beispielsweise das Power-Private-Angebot von Bayernwerk (4,95 DM monatl. + 28,5 Pf/kwh).

Der Strompreis berechnet sich aus der Abgabenlast (Mehrwert- und Energiesteuer sowie Konzessionsabgabe), den Durchleitungsgebühren und den Kosten für die Stromerzeugung. Der VDEW berechnete im Januar bei einem Modellhaushalt, der 3500 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, eine durchschnittliche Durchleitungsgebühr von 11 Pfennigen. Hinzu kommt bei dem oben angenommenen Verbrauch die Energiesteuer von zwei, die Konzessionabgabe in Höhe von vier und die Mehrwertsteuer zwischen vier und fünf Pfennigen, was einer Abgabenlast von etwa 10 Pfennigen entspricht. Durchleitungsgebühr (11 Pf) und Abgaben (10 Pf) verursachen also schon Kosten in Höhe von 21 Pfennigen pro Kilowattstunde. Anbieter wie Yello Strom (3500 kwh: 25,5 Pf/kwh) kalkulieren demnach "hart an der Grenze", wie es Manfred Horn, zuständig für Energiefragen am Deutschen Institut für Wirtschaftsfragen (DIW), formuliert. "Die kalkulierten Kosten liegen irgendwo zwischen Grenz- und Vollkosten", so Horn. Daher könnten diese Unternehmen langfristig nur dann die Preise niedrig halten, wenn sie viele Kunden gewinnen. Auf etwa acht bis zwölf Pfennige schätzt Horn die Vollkosten für ein Kraftwerk, inklusive Abschreibung oder etwa Personalkosten. Bis auf zwei Pfennige geht der Erzeugerpreis zurück, wenn nur mit Grenzkosten kalkuliert wird, also fast nur die verwendeten Brennstoffe eingerechnet werden.

Eine Verringerung der Durchleitungsgebühren wäre eine weitere Möglichkeit zur Kostenreduzierung. Doch darüber entscheidet erst am Ende des Jahres die Verbändevereinbarung zwischen dem Verband Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Vereinigung der Industriellen Energie und Kraftwirtschaft (VIK).

Quelle: Handelsblatt 25.8.1999

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Yello Strom unterwirft sich nicht

Einstweilige Verfügung

Köln - Gelassen reagiert die Yello Strom GmbH auf die einstweilige Verfügung des Landgerichts Köln, wonach der Anbieter seinen Firmennamen nicht mehr verwenden darf. "Der Entscheidung lag die falsche Information zu Grunde, Yello sei nicht in das Handelsregister eingetragen", erklärte Geschäftsführer Michael Zerr. "Wir haben uns am Sitz unserer Konzernmutter in Karlsruhe und nicht in Köln eintragen lassen, um zu verhindern, dass uns ein Wettbewerber unsere Idee wegschnappt." Daher habe man Widerspruch gegen die Verfügung eingelegt, die auf Antrag der GEW erlassen wurde. "Wir warten nun die mündliche Verhandlung ab."

Das Marketing-Konzept, Privatkunden "gelben Strom" anzubieten, wirbelt den Markt durcheinander. Die GEW weigert sich bisher, den Strom durchzuleiten und stößt damit bei Zerr auf Unverständnis: "Das ist rechtswidrig." Doppelt rechtswidrig sei es, den wechselwilligen Kunden auch noch damit zu drohen, den Strom abzustellen. "Unternehmen, die nicht richtig aufgestellt sind, spielen defensiv", kommentierte Zerr.

"Wir werden unser Produkt offensiv nach vorne bringen." Ungeachtet der Drohungen "garantiere" er den Kunden die fristgerechte Lieferung von Yello Strom zum 1. November. Er habe die GEW am 13. August gebeten, ihm ihre Bedingungen für die Durchleitung mitzuteilen. Nach den Gepflogenheiten der Branche werde das Stadtwerk binnen zwei Wochen antworten. "Ich bin sicher, dass wir dann durchleiten können." Schließlich versorge die Mutter bereits das Kölner Kaufhaus Marks & Spencer ebenso mit Strom wie die Zanders Feinpapier AG.

Zur Kritik an der Herkunft der Energie erläuterte Zerr, die Konzernmutter EnBW kaufe 20 bis 30 Prozent ihres Stroms im Ausland ein. Die Mehrheit der Importe stammten aus schweizerischen und französischen Kernkraftwerken. "Doch Yello wird nicht automatisch den Strom der Mutter kaufen", versicherte Zerr. "Es gibt genügend deutschen Strom, um unseren Bedarf zu decken." Auch die GEW beziehe über ihren Lieferanten RWE Strom aus Frankreich, fügte er hinzu und gab dem Wettbewerber den Rat, die Kunden "nicht wie Leibeigene zu behandeln. Man muss sie jeden Tag neu gewinnen."

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 19.8.1999

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Strom vom Bayernwerk bundesweit

Preiskampf um Privatkunden

Vorstand warnt vor ruinösem Wettbewerb - Kritik am französischen Markt

VERSCHLUNGEN wie der Tarifdschungel - Auch die Bayernwerke bieten ihren Strom bundesweit an

München - Nicht mit voller Kraft will die Münchner Bayernwerk AG am 1. September in den Preiskampf um den deutschen Strommarkt einsteigen. Der drittgrößte deutsche Energieversorger senkt zwar seine Tarife, unterbietet jedoch nicht den derzeit für 19 DM Grundgebühr und 19 Pfennig pro Kilowattstunde angebotenen Yello-Strom. "Wir werden uns an diesem Spiel in dieser Form nicht beteiligen, um das eigene Unternehmen nicht Stück für Stück zu ruinieren", sagte Bayernwerk-Chef Otto Majewski gestern in München.

Das zur Viag-Gruppe gehörende Bayernwerk bietet zwar einen niedrigeren Grundpreis (je nach Tarif 4,95 oder 17,95 DM), aber höhere Verbrauchskosten mit 23 oder 28,5 Pfennig inklusive Steuern. Zu weiteren Preissenkungen sei der Stromriese mit bundesweit elf Prozent Marktanteil jedoch bereit, wenn dies notwendig werde.

Beim Kampf um Kunden entscheide aber auch der Service und die Vertragsgestaltung. Das Bayernwerk baue auf Dienstleistungen wie schnelle Hilfe im Störfall oder Tipps für Stromeinsparungen per Kundenzeitschrift. Kündigungsfristen von anfangs drei Monaten und danach nur vier Wochen sprächen obendrein für das eigene Angebot. Andere Wettbewerber würden Stromkunden bis zu zwölf Monate an sich binden.

Auf Basis des bestehenden Kundenstamms von 2,2 Millionen Abnehmern schmälere die Strompreissenkung den Umsatz um bis zu 200 Millionen DM, sagte Majewski. Auch beim Ergebnis komme man im zweiten Halbjahr wohl verstärkt "unter Druck": Bereits bis Mitte 1999 sei der Gewinn vor Steuern um 15 Prozent auf 1,8 Milliarden DM gesunken.

Da die Branche - so Majewski - nun auch bei Privatkunden auf einen Verdrängungswettbewerb zu-steuere, könnten nur die Kostenführer überleben. Und das müssten nicht unbedingt die größten Konzerne sein. Um zu sparen, baue das Bayernwerk bis Mitte 2001 ohne betriebsbedingte Kündigungen 2000 Stellen ab. Ende 1998 waren bei dem Energieunternehmen noch 17 500 Menschen beschäftigt.

Wie Agenturen ergänzend melden, richtete Majewski heftige Vorwürfe an die internationale Konkurrenz. Frankreich beispielsweise schirme sich systematisch ab und wolle den Markt nur nach den Minimalvorgaben öffnen. Majewski: "In diesen Ländern wird das Monopol soweit wie möglich verlängert, und gleichzeitig wird mit Billigstrom der Markt jenseits der Grenze aufgerollt." Der Kasseler Versorger EAM kündigte ebenfalls an, zum 1. September die Tarife zu senken. Das günstigste Angebot liege bei 18 DM Grundpreis und 20 Pfennig pro Kilowattstunde, sagte der EAM-Vorstandsvorsitzende Udo Cahn.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 18.8.1999

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»Tausende von Arbeitsplätzen sind gestrichen worden«

Die Liberalisierung auf dem Strommarkt deckt die Mißwirtschaft der Ex-Monopolisten auf

Der Strommarkt in Deutschland ist seit April 1998 liberalisiert. Das heißt theoretisch, jede und jeder kann Strom anbieten - bundesweit. Die Stromgiganten, wie z.B. die Berliner Bewag, sind verpflichtet, die Leitungen ihrer Stromnetze zur Verfügung zu stellen. Der bisherigen Ordnung, vor der Liberalisierung, lag noch das Energiewirtschaftsgesetz aus der Zeit des Nationalsozialismus zugrunde, welches ursprünglich auf die damalige Kriegswirtschaft ausgerichtet war. Dieses veraltete, der Demokratie widersprechende Gesetz hat über Jahrzehnte eine zentralistische, innovationshemmende und inneffiziente Monopolstruktur bei der Stromversorgung ermöglicht. Die Monopolisten konnten ihre Preise dadurch künstlich hochhalten. Der Kunde wurde gezwungen, da es keine Alternativen gab, den Strom bei »großen Versorgern« zu kaufen.

Erst die Energierichtlinie der Europäischen Union zog marktwirtschaftliche Reformen im Energiebereich nach sich. Die CDU/CSU/FDP-Regierung mußte daraufhin das Energiewirtschaftsgesetz »anpassen«. »Diese Reform ist auf halber Strecke stehengeblieben«, meint Michaele Hustedt, die energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen. Sie spricht sich entschieden für die Liberalisierung des Strommarktes aus und sieht »die entscheidende Bedingung für einen fairen Wettbewerb« darin, daß die Netze der Ex-Monopolisten »neutral sein müssen«.

Während bei der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes Einheitspreise für die Durchleitung und eine neutrale Schlichtungsstelle für Konfliktfälle festgelegt wurden, haben die Stromgiganten dies durch eine massive Lobbyarbeit bei der Bundesregierung zu Beginn der Liberalisierung verhindert.

Der Gewinn liegt oft höher, als von den Monopolisten behauptet wird, und der Strom wird mit veralteter und zu teurer Technik produziert. Das erkennt man z. B. daran, daß die Stromgiganten wie die Bewag noch mit der Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten. Als Folge hat Deutschland im Durchschnitt die dritthöchsten Strompreise aller europäischen Länder.

Ähnlich sieht das der FDP-Sprecher Juhnke: »Es ist ein wahnsinniger Erfolg für die Verbraucher«. Weiter sagt er: »An dem Preisrutsch könne man erkennen, wieviel die Stromgiganten unrechtmäßig eingesackt haben.«

Die Liberalisierung des europäischen Strommarktes im Februar diesen Jahres sollte endgültig den fairen Wettbewerb garantieren. Seitdem drängen sich neue private Unternehmen auf dem Markt, die »Billigstrom« bei Kraftwerken im In- und Ausland einkaufen und über die Netze der »Großen« verkaufen. Bisher beschränkte sich dieses Angebot auf die Großverbraucher. Die Ares Energie AG Berlin und die KaWatt AG aus Köln weiten ihren Verbraucherkreis nun auch im Privatkundenbereich aus. Sie werden bei der Versorgung ihrer neuen Kunden von den Ex-Monopolisten massiv behindert. Die Bewag Berlin verweigerte der Ares die Durchleitung ihres Stroms. Die Ares klagte jedoch gegen den »Giganten« und bekam das Recht zur Benutzung eines Fünftels des Netzes. Ares-Vorstand Andreas Rose bezeichnet es als »einen ersten Durchbruch mit Signalwirkung«. Im Vergleich schneidet die Ares besser ab als der 

Ex-Monopolist Bewag (Foto: ... von wegen Dienst für Energie und Umwelt - vor allem um Geld geht's). Die Ares bietet zwei Tarife - für Privat- und Industriekunden - und einen »Eco-Tarif« an. Im »Classic«-Tarif kostet eine Kilowattstunde (kWh) 28 Pfennig. Der Preis für Großkunden beträgt 25,5 Pf/kWh.

Die Bewag läßt ihre Preise klettern und verlangt 34 Pf/kWh (vorher 31,7 Pf/kWh) für Privatkunden. Sie begründet diese Erhöhung mit »dem erneuten Anstieg der im Strompreis enthaltenen Konzessionsabgabe und der im April neu eingeführten Stromsteuer«. Die Stromsteuer, Teil der »Ökosteuer«, ist für Großverbraucher niedriger als für Privatkunden. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Berliner SPD, Hermann Borghorst, meint dazu: »Da die Bewag gezwungen ist, ihre veraltete Technik zu benutzen, mußten 3 800 Arbeitsplätze gestrichen werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.«

Die KaWatt AG aus Köln, die auch bundesweit »Billigstrom« anbieten will bzw. dies im Bereich der Großkunden in der Industrie und Wirtschaft schon tut, ist im Bereich der Privatkunden noch in den Anfängen. Vorstandsvorsitzender des im August 1998 gegründeten Unternehmens ist der Jungunternehmer Robert H. Kyrion. Von ihm ist zu hören: »Hinter uns stehen bereits 450 Millionen Kilowattstunden die wir an Großkunden verkaufen. Außerdem haben wir jetzt innerhalb einer Woche 5 000 Aufträge von Privatkunden erhalten.« Das Ziel der KaWatt ist es, viele Verbraucher zu einem »Strompool« zusammenzufassen, die dann als Großkunde gelten.

Der Kölner Stromkonzern GEW ist laut Pressesprecher Preuß »ziemlich sauer« und wirft der KaWatt die »Darstellung unvollendeter Tatsachen« vor, da die KaWatt noch nicht mit der GEW über die Durchleitung verhandelt habe, aber den Kunden »15 Prozent billigeren Strom« verspricht. GEW-Aufsichtsratsmitglied Gerd Brust (Grüne) hält dies für »absolut unmöglich«.

Die RWE Energie AG Essen, größter Stromanbieter in der Bundesrepublik mit 2,3 Millionen. Verbrauchern, will ihre Privatkundenzahl verdoppeln. Das Unternehmen betreibt eine Werbekampagne mit dem Slogan: »Sie haben ein Recht auf den günstigsten Strom in Deutschland«. Die RWE bietet ihren Strom für 25,68 Pf/kWh an.

Die Versorgungs AG erwirkte nun ein Urteil gegen diesen Werbespruch. Sie konnte nachweisen, daß sie einen Großteil der Braunschweiger Haushalte billiger mit Strom versorgt. Das hiesige Landgericht entschied am letzten Mittwoch, daß dies rechtswidrig sei, da »die RWE den Eindruck erwecke, überall der billigste Anbieter zu sein«. Das Urteil bringt die RWE scheinbar nicht davon ab, die Niedrigpreisgarantie aufrechtzuerhalten. Ein RWE- Sprecher: »Jeder Kunde, der uns nachweisen kann, daß er woanders billigeren Strom bezieht, bekommt von uns ein noch günstigeres Angebot.«

In Frankfurt am Main kommt es zu massiven »Störmanövern« des örtlichen Energieunternehmens Mainova beim Wechseln zu einem anderen Anbieter. Einige Kunden wurden daran gehindert, zur Düsseldorfer Naturstrom AG überzugehen. Die Mainova bestätigte, daß sie die Kunden nicht habe wechseln lassen, nannte das aber ein »Mißverständnis«. »Natürlich könnten sie wechseln«.

Die Verbraucherzentralen warnen davor, den Anbieter zu wechseln, da es »technische Probleme« geben kann. Damit kann eigentlich nur gemeint sein, daß die »Versorger« androhen, sich welche einfallen zu lassen. Nur: Diese Verbraucherzentralen sind von den Kommunen abhängig und handeln somit im Interesse der Ex-Monopolisten.

Quelle: Junge Welt 8.8.1999

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Recht auf den günstigsten Strom

"Wattikan" will Zahl der Privatkunden verdoppeln - Wettbewerb angeheizt

Essen - Nach dem Preisrutsch bei den Telefontarifen entlastet jetzt der Konkurrenzkampf der Stromkonzerne die Geldbörsen der Verbraucher. Deutschlands größter Stromversorger, die RWE Energie AG, will in den nächsten Jahren seinen Marktanteil bei den Privatkunden von derzeit sechs Prozent verdoppeln und forciert dazu den Wettbewerb, kündigt Vorstand Jürgen Kroneberg in Essen an. Derzeit versorgt das Unternehmen 2,3 Millionen Haushalte mit Strom.

Ziel sei es nun, sich "als Preisführer im Privatkunden-Segment" zu positionieren. In einer Werbekampagne lockt der Energieriese daher seit einigen Tagen mit dem Slogan: "Sie haben ein Recht auf den günstigsten Strom in Deutschland." Nahezu alle Haushalte außerhalb des angestammten RWE-Versorgungsgebietes, "können durch einen Wechsel zu uns ihre Stromrechnung senken", behauptet der Ex-Monopolist und verspricht: "Sollte ein Kunde in Deutschland seriös belegen können, dass ihm ein günstigeres Angebot vorliegt, werden wir ihm unseren Privat-Strom zu noch günstigeren Konditionen anbieten." 47 000 Kunden hätten sich daraufhin bereits nach den Konditionen erkundigt.

Das aggressive Angebot aus der Essener Konzernzentrale, das bisher nicht gerade als Hort dynamischen Unternehmertums galt - Branchenspott: "Wattikan" - sorgt nicht nur bei Verbrauchern für Aufsehen. Postwendend kündigt das Bayernwerk, das zum Münchener Viag-Konzern gehört, seinerseits eine Preissenkung an. "Das Angebot wird so günstig sein, dass keiner unserer Kunden wechseln muss", erklärt Sprecher Erwin Haydn, ohne Details zu nennen. Damit reagieren die früheren Gebiets-Monopolisten auch auf das Angebot der Ares AG aus Berlin, die bundesweit Strom über die zu Rewe gehörenden Pro-Märkte anbietet.

Ares-Manager Andreas Rose beklagt die Strategien, mit denen Stadtwerke und Versorger den Wettbewerb behindern. In Wernigerode im Harz hätte das Stadtwerk einem wechselwilligen Kunden den Strom abklemmen wollen, erklärt Rose. Und der baden-württembergische Versorger EnBW habe sich gegen die Stromdurchleitung gesperrt. Doch auch den Kunden bereite die Wahlfreiheit noch Schwierigkeiten. "Der Aufklärungsbedarf ist enorm. Viele können keine Stromrechnung lesen." Ares habe bereits mit 70.000 Verbrauchern gesprochen, doch nur 7000 konnten als Kunden gewonnen werden.

Von den Aktivitäten der kleinen und großen Rivalen lässt sich Branchenprimus RWE nicht beirren. Bis zum Jahr 2010 strebt der Konzern einen Anteil von zehn bis 15 Prozent auf dem europäischen Markt an, der dann ein Volumen von 1000 Milliarden DM haben soll, wie Vorstandschef Manfred Remmel vorrechnet. Bis dahin soll der Umsatz auf 125 bis 130 Milliarden DM ansteigen.

Von diesen hochfliegenden Zielen ist man aber noch weit entfernt: Im Geschäftsjahr 1998/99, das am 30. Juni endete, ging der Umsatz um fünf Prozent auf rund 15,4 Milliarden DM zurück. Die Umsatzziele können daher nur über Firmenkäufe erreicht werden, räumt Remmel ein. Dazu sollen jährlich fünf Milliarden DM investiert werden. Das dürfte auch nötig sein, um der drei Mal so großen Electricité de France Paroli bieten zu können. Denn deren Atomstrom soll konkurrenzlos billig sein.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 4.8.1999

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Achtung Hochspannung !

Junge Anbieter mischen den Markt der etablierten Energieversorger auf

Der Rebell trägt Seitenscheitel und ein gebügeltes Hemd. Unkonventionell ist allein die Einrichtung seines Büros: Arndt Rottenbacher werkelt zwischen unverputzten Wänden. Wer im zementierten Strommarkt etwas bewegen will, darf offensichtlich keine Energie verschwenden - schon gar nicht für Kleinigkeiten.

Im Wettbewerb um Watt und Volt zählt nur der große Rabatt. Weil Rottenbacher und sein Bruder Claus das schneller als andere erkannten, gilt ihre Ampere AG als Shooting-Star im liberalisierten Energiemarkt. Die Geschäftsidee der Brüder ist einfach: Ampere fasst möglichst viele Stromkunden zusammen und sucht dann, mit der geballten Nachfragemacht im Rücken, einen günstigeren Anbieter. Das Berliner Abgeordnetenhaus etwa zapft seine Energie jetzt um 40 Prozent billiger. Und in Baden-Württemberg, sagt Rottenbacher, sanken die regulären Strompreise für Handwerksbetriebe dank Ampere um fast ein Fünftel. Einziger Wermutstropfen: Private Haushalte bedienten die Brüder bisher nicht. Auch andere Anbieter vernachlässigten das mühsame Massengeschäft.

Nun aber wird's auch für das große Heer der kleinen Kunden spannend. Mit einem mannshohen Sparschwein und etwas kleineren Papptafeln - Werbeslogan: "Strom bis zu 20 Prozent billiger" - buhlt die Ares-Energie in den Läden der ProMarkt-Gruppe um Kundschaft. Die KaWatt AG aus Köln verspricht Preissenkungen von 15 Prozent. Bei der Veba-Tochter PreussenElektra überlegt man, Strom über Aral-Tankstellen zu verkaufen. Und in Bremen läuft ein Pilotprojekt der Stadtwerke, bei dem die alten Stromzähler gegen neue Geräte mit Chip-Karte getauscht werden - die Karte lädt man im Supermarkt oder beim Bäcker.

Hat der Wettbewerb erst richtig eingesetzt, dürften die Preise für Private bis zu 20 Prozent nachgeben, schätzen die Energieexperten der Unternehmensberatung Arthur D. Little. Der einzelne Haushalt spart damit mehr als 200 Mark - jährlich. Geschätzte Mindereinnahmen für die Exmonopolisten: rund 10 Milliarden Mark. Für die Kunden ist das ein gigantisches Sparpotenzial.

Anruf bei der Hotline des Newcomers Ares in Berlin. 28,5 Pfennig, sagt die Dame am Telefon, koste die Kilowattstunde Billigstrom - fast vier Pfennig weniger, als einer Familie in Deutschland durchschnittlich berechnet wird (siehe Tabelle auf der nächsten Seite). Wann denn Ares-Saft aus der Hamburger Steckdose fließe? "Wir liefern ab August", lautet die Antwort. Kurze Pause. "Vereinzelt kann es aber zu Verzögerungen kommen." Fast 10 000 Wechselwillige, sagt Ares-Gründer Andreas Rose, habe sein Unternehmen schon gewonnen. Nicht alle Vertragsunterzeichner aber bekommen sofort auch günstigeren Strom. Beispiel Berlin: In der Hauptstadt, räumt Vorstandschef Rose ein, "liegen unsere Verträge vorerst auf Eis".

Um sich gegen die unliebsame Konkurrenz zu wehren, hat der ehemalige Gebietsmonopolist Bewag zum vermeintlich letzten Mittel gegriffen: Der Energieriese verweigert die Durchleitung des Billigstroms durchs eigene Netz. Eine Abmahnung des Kartellamtes landete bereits Mitte Juni im Briefkasten der Bewag; jetzt, sagen die Wettbewerbswächter, sei man "in der Phase der Entscheidungsfindung". Ares-Chef Rose dagegen befindet sich in der Phase fortwährender Verhandlungen. Allein 70 Anträge auf Durchleitung hat der Unternehmer bis heute gestellt - und dabei mit jedem Stromkonzern, aus dessen Gebiet ein Kunde wechseln wollte, separat verhandelt.

Der Teufel steckt im System. Denn anders als im liberalisierten Telefonmarkt gibt es bei Strom mehr als nur einen ehemaligen Monopolisten, durch dessen Netz die Billigware geliefert wird. Viele der rund 900 Energiekonzerne und Stadtwerke haben aber fast anderthalb Jahre nach der Marktöffnung noch immer keine Durchleitungsgebühr veröffentlicht - verschweigen also den Preis für die Nutzung ihres Netzes. Für den Energieexperten Bernhard Weilharter liegt das wettbewerbsfeindliche Verhalten nahe: "Einige Stadtwerke tun sich schwer mit marktgerechten Preisen", sagt der Unternehmensberater von Arthur D. Little. So hätten in einer Untersuchung fast 40 Prozent der befragten Stromversorger zugegeben, im Geschäft mit den sogenannten Massenkunden nicht einmal die eigene Gewinnspanne zu kennen.

Die Altmonopolisten werden vom Wettbewerb überrollt - und geben das mittlerweile auch offen zu. "Wir hatten schon damit gerechnet, dass es Übergangsfristen geben wird", sagt Eckhard Schulz, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW). Außerdem sei man davon ausgegangen, dass die Liberalisierung zunächst bei den Großkunden einsetzen werde. Die Folge: In den Verhandlungen zur sogenannten Verbändevereinbarung, mit der bei Öffnung des Marktes vor anderthalb Jahren die Spielregeln festgelegt wurden, blieben die Industrievertreter unter sich. Heute müssen auch die Energiekonzerne einräumen, dass die Vereinbarung für Privathaushalte kaum praktikabel ist.

Von 8 bis 18 Pfennig reicht nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) die Spanne der Durchleitungsgebühren, die ein neuer Anbieter in seiner Kalkulation berücksichtigen muss. "In Skandinavien ist dieser Preis erheblich niedriger", kritisiert AgV-Energieberater Friedel Schubert. Dazu kommt noch die sogenannte Konzessionsabgabe: Je nach Größe von Stadt oder Gemeinde können das mehr als vier Pfennig sein. Die Kommunen finanzieren mit diesen Einnahmen potenzielle Verlustbringer wie die Straßenbahn oder das Hallenbad.

Verbraucherschützer warnen vor vermeintlichen Schnäppchen

Allem Abgabenwirrwarr zum Trotz: Bis in sechs Wochen will die KaWatt AG "100 000 neue Kunden" gewonnen haben. Der Chef des Unternehmens, Robert Kyrion, agiert dabei ähnlich wie die Stromrebellen von Ampere - der Kölner Händler sammelt die Verbrauchsmengen wechselwilliger Privatkunden und verhandelt dann mit potenziellen Lieferanten. "Bei uns brechen die Telefonleitungen zusammen", jubelt Kyrion. Für die Verbraucher ist das nur gut: Je größer die Strommenge, die ein Händler vertritt, desto größer auch die Chance auf niedrige Preise.

Die Verbraucherschützer warnen allerdings davor, vorschnell auf vermeintliche Schnäppchen einzugehen. "Die Preise beginnen erst langsam zu bröckeln", sagt AgV-Berater Schubert. Neue Verträge sollten deshalb nicht länger als ein Jahr laufen. Dass auch die Altmonopolisten gern mit Laufzeit und Rabatten jonglieren, zeigt das Beispiel Baden-Württemberg: Anfang Juni erhielten die 1,8 Millionen Privathaushalte und Betriebe freundliche Post von ihrem Energieversorger EnBW. Wer sich bis zum 25. des Monats für einen Vertrag mit fünf Jahren Laufzeit entscheide - ohne entsprechende Anpassung der Preise bei Tarifsenkungen -, erreiche "eine Stromkostenverbilligung um mehr als zehn Prozent". Tatsächlich aber fiel der Rabatt viel niedriger aus: Wenige Tage später, zum 1. Juli, drückte die EnBW nämlich auch ihren Standardtarif - um bis zu 1,7 Prozent.

"Wir haben mittlerweile das Vierfache der Strommenge dazugewonnen, die wir in unserem Stammgebiet verloren haben", sagt EnBW-Sprecher Klaus Wertel. Beim viertgrößten deutschen Energieversorger gibt man sich optimistisch: "Uns wird es gelingen, immer marktfähige Preise anzubieten", glaubt Wertel. Auf der Strecke bleiben wohl die kleinen Stadtwerke. Ampere-Vorstand Rottenbacher, der mittlerweile eine Strommenge vom Lieferumfang der Stadtwerke Celle hinter sich weiß, will nicht ausschließen, dass einige Energieriesen im Verdrängungskampf bald Preise anbieten, die unter den Kosten für Herstellung und Vertrieb liegen. Finanzieren ließe sich das Dumpingangebot durch überhöhte Durchleitungsgebühren. Denn das Monopol über die Netze, und damit über den Preis für dessen Nutzung, haben die Stromriesen schließlich immer noch. Wenn im Wettbewerb aber nur die Großen überleben, könnten die Preise langfristig auch wieder steigen, schätzt Strommakler Rottenbacher - allerdings nicht mehr auf das heutige Niveau.

KaWatt-Chef Kyrion hofft unterdessen, "dass ab Herbst alles leichter wird". Dann soll die neue Verbändevereinbarung stehen. Seit dem Frühjahr verhandeln der VDEW, der Verband der Kraftwerksbetreiber (VIK) und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) über die Neufassung des Vertragswerks. Die Zielvorgabe ist klar: "Wir brauchen einfachere Regeln für die Durchleitung von Strom", sagt VDEW-Funktionär Schulz.

Andauernde Verhandlungen kosten im hektischen Alltagsgeschäft einfach zu viel Zeit. Ampere-Chef Rottenbacher fordert deshalb "eine Regulierungsbehörde, die verbindliche Preise festlegt". Auf dem Telefonmarkt hat ein solch strenges Gebührenregime den Wettbewerb schließlich erst richtig in Gang gebracht. Der Bundeswirtschaftsminister dagegen hält von einer neuen Behörde nichts. Die künftige Verbändevereinbarung müsse allerdings auch Privatkunden den Zugang zum Wettbewerb erleichtern, diktierte Werner Müller den Verhandlungspartnern zuletzt ins Lastenheft.

Quelle: Die Zeit 02/08/99

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RWE löst Strompreisrunde für Private aus

Essener Stromkonzern startet bundesweites Angebot im Massengeschäft

ews ESSEN. Nun kommt Bewegung in die Strompreise für die 38 Millionen privaten Haushalte in Deutschland. Die Essener RWE Energie AG hat in einer breit angelegten Werbekampagne angekündigt, dass sie zu einem Einheitstarif bundesweit alle Haushalte beliefern will. Damit ist der Stromwettbewerb auch im Massengeschäft eröffnet. Bisher hatten nur Industrie und Gewerbe von der Liberalisierung der Märkte für leitungsgebundene Energien mit Preisreduzierungen von 20 bis 50 Prozent profitiert.

Unter dem Tarnnamen "Odenwald" hatte RWE seit acht Monaten an dem Angebot "PrivatStrom" gearbeitet. Danach setzt sich der angebotene Tarif aus einem monatlichen Grundpreis von 11,57 DM plus 25,87 Pfennig pro Kilowattstunde – inklusive Mehrwert- und Stromsteuer sowie Durchleitungskosten – zusammen. Der Kunde kann nach drei Monaten jederzeit zum Monatsende kündigen. Dieser Preis gilt im Übrigen schon im bisherigen Versorgungsgebiet des größten deutschen Stromerzeugers mit 2,3 Millionen Haushalten. Weitere 2,2 Millionen Kunden werden von RWE indirekt über Beteiligungen an Regionalversorgern und Stadtwerken oder über konzernunabhängige Verteilerunternehmen beliefert. Deren Tarife sind anders strukturiert und meist höher. RWE ist bisher der zweitgünstigste Anbieter von Haushaltsstrom knapp hinter der Veba- Tochter PreussenElektra.

Einige Konkurrenten haben sofort reagiert. So kündigte die VEW AG in Dortmund an, dass sie von Oktober an in ihrem Stammgebiet 24,94 Pfennig kassieren will, allerdings bei höherem Grundpreis. Damit werde ein Durchschnittshaushalt um rund 100 DM pro Jahr entlastet. Die HEW in Hamburg will Mitte des Monats einen neuen Tarif anbieten, nachdem sie den Preis schon vor einiger Zeit um einen Pfennig gesenkt hatte. RWE berichtete unterdessen von großer Resonanz auf die Kampagne. Ein Call-Center, bei dem potenzielle Kunden Fragen klären konnten, war am Freitag völlig überlastet.

Die Offensive auf dem Massenmarkt war in der Branche erwartet worden, zumal sich abzeichnet, dass das Problem der Stromdurchleitung kurz vor einer Lösung steht. So soll bei der Durchleitung durch Netze Dritter die Entfernungskomponente entfallen.

Quelle: Handelsblatt Wirtschaft 2.8.1999

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Die Schweden mit dem spitzen Dolch

Neue ökologische Konkurrenz für Strommonopolist HEW. Umweltbehörde plant für Herbst öffentliche Anhörung zur Wirtschaftlichkeit von Gas-Kraftwerken

Den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW) droht ein rasantes Bröckeln ihres bislang ungefährdeten Marktmonopols in der Hansestadt. Nicht nur der Preiskampf auf dem Hamburger Strommarkt sorgt in den Vorstandsetagen der Konzernzentrale in der City Nord für Sorgenfalten (taz berichtete gestern). Der wahrscheinlich gefährlichste Konkurrent kommt aus Schweden: Der größte skandinavische Energiekonzern Vattenfall AB drängt jetzt auf den Markt.

Seine Hamburger Tochter VASA Energy wird noch in diesem Jahr mit dem Bau eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) in Mecklenburg-Vorpommern beginnen. Spätestens Ende 2002 soll das Großkraftwerk Lubmin bei Greifswald mit 1200 Megawatt Leistung - vergleichbar dem HEW-Atommeiler Brokdorf - ans Netz gehen und Strom auch nach Hamburg liefern, kündigte VASA-Sprecher Christian Gotthardt gegenüber der taz an. Etwa eine Milliarde Mark will VASA investieren, so Gotthardt, denn an der "Wirtschaftlichkeit" der GuD-Technologie könne es "keine Zweifel geben".

Ironischerweise sieht sich VASA in dieser Einschätzung ausgerechnet durch ein Gutachten der Berliner Unternehmensberater LBD und des Freiburger Öko-Instituts über die "Wirtschaftlichkeit der HEW-Kernkraftwerke" bestätigt. In dieser am 9. Juli vorgelegten Expertise im Auftrag der Hamburger Umweltbehörde waren die Gutachter zu zwei vernichtenden Aussagen über die bisherige HEW-Geschäftspolitik gekommen.

"Der kurzfristige Ausstieg aus der Kernernergie und die Errichtung von GuD-Kraftwerken ist für die HEW mit deutlichen wirtschaftlichen Vorteilen verbunden", resümierte Projektleiter Bernhard Lokau. Für die Alt-AKWs Brunsbüttel und Stade sei "die kurzfristige Abschaltung aus wirtschaftlichen Gründen" sogar "dringend zu empfehlen". Der Ersatz aller HEW-Atommeiler durch moderne GuD-Kraftwerke würde die Stromproduktion von über zehn Pfennigen pro Kilowattstunde (kWh) auf knapp vier Pfg/kWh verbilligen; zudem würde dem Konzern ein Barwertgewinn von bis zu 470 Millionen Mark entstehen.

Mit dieser rein ökonomischen Argumentation hat das Gutachten die HEW an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen. Denn laut Satzung ist die noch zu 50,2 Prozent der Stadt Hamburg gehörende Aktiengesellschaft zum Ausstieg aus der Atomkraft verpflichtet, "wenn dieser wirtschaftlich vertretbar ist".

Der grüne Umweltsenator Alexander Porschke hatte deshalb bei der Präsentation der Expertise die HEW "zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit diesem Gutachten" aufgefordert. Das aber wird noch dauern: "Wir arbeiten daran", sagt HEW-Sprecher Mario Spitzmüller. Die Experten des Konzerns seien "in sehr sorgfältigen Prüfungen" des Zahlenwerks begriffen. Nach einer ersten Einschätzung bestehe der Verdacht, daß "die Atomkraft zu ungünstig und GuD zu günstig berechnet" worden sei. Mit einer abschließenden Stellungnahme sei jedoch erst "nach der Sommerpause" zu rechnen. Könnte gerade noch rechtzeitig sein. Für den Herbst nämlich plant Porschke ein öffentliches Hearing über das Gutachten mit dessen Verfassern, einer breiten Fachöffentlichkeit und "natürlich den HEW".

Christian Gotthardt von VASA hält die GuD-Expertise "für einen spitzen Dolch". Denn der Wirtschaftlichkeitsnachweis, den sein Unternehmen für überzeugend halte, würde "Diskussionen über Restlaufzeiten von Atomkraftwerken überflüssig" machen. Mario Spitzmüller sieht das großzügig. Es sei Mitbewerbern unbenommen, mit Gaskraftwerken "auf den Markt zu gehen und zu schauen, ob sie sich behaupten können". Eine Argumentation, die Gotthardt fast flapsig findet.

Es gebe nur "eine sehr begrenzte Anzahl möglicher Standorte", sagt er. Außer einer Gas-Pipeline und ausreichend Kühlwasser ist auch der direkte Anschluß an das Hochspannungsnetz Voraussetzung. Die meisten solcher Standorte hätten sich die alteingesessenen Atomkonzerne längst gesichert, die HEW unter anderem in Moorburg und in der Nähe des AKW Brunsbüttel. Es gebe da, weiß Gotthardt, "eine Verweigerungshaltung, diese Wettbewerbern und dem Markt zur Verfügung zu stellen".

Quelle: TAZ Lokales 26.7.1999

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HEW kappen Nordsee-Kabel

Wasserkraft-Strom zu teuer - Norwegischer Energiekonzern klagt auf Schadenersatz

Hamburg - Die Pläne für ein Stromkabel zwischen Deutschland und Norwegen sind vorerst geplatzt. Über das 540 Kilometer lange Kabel sollte von 2004 an Strom von Wasserkraftwerken an HEW und RWE geliefert werden. Doch diese Energie ist den deutschen Unternehmen zu teuer. Bereits im Februar haben HEW und RWE deshalb die Lieferverträge mit der Eurokraft, einem Zusammenschluß von 22 norwegischen Wasserkraftwerken, gekündigt, wie jetzt bekannt wurde.
"Wir befinden uns im Jahr zwei des Stromwettbewerbs. Der Vertrag mit Eurokraft wurde 1995 abgeschlossen und stammt aus einer Zeit überwiegend monopolistisch geprägter Energieanbieter", sagte HEW-Sprecher Mario Spitzmüller. Konkreter wollte er nicht werden, doch nach Informationen des Abendblatts hätten die Norweger für einen Zeitraum von 25 Jahren mehr als zehn Pfennig pro gelieferter Kilowattstunde Strom kassiert - ein Betrag, der 1995 noch günstig erschien, nach dem Preisverfall infolge der Liberalisierung des Energiemarktes jedoch zu hoch ist. Heute zahlen die Elektrizitätsunternehmen im Einkauf höchstens vier Pfennig pro Kilowattstunde.
Mit dem Strom aus Wasserkraft wollten die HEW auch ihren Strommix zugunsten regenerativer Energien verändern. Derzeit bezieht das Unternehmen bis zu drei Viertel seines Stroms aus Kernkraftwerken. Das Norwegen-Projekt war deshalb in Hamburg zum Politikum geworden. Schon zur Bürgerschaftswahl 1993 warb die SPD mit der Aussicht auf den Öko-Strom. Doch daraus wird jetzt wohl nichts. HEW und RWE hätten zwar versucht, nachzuverhandeln, aber ohne Erfolg.
Eurokraft klagt gegen die Kündigung. Die Norweger verlangen Schadenersatz für den entgangenen Gewinn in Höhe von 663 Millionen Mark sowie zwölf Millionen Mark für bereits getätigte Investitionen. RWE und HEW sehen keinen Anspruch auf verlorene Gewinne. Jetzt muß ein Schiedsgericht schlichten.
Geplant war ein Doppelkabel (eines von HEW und RWE sowie eines von PreussenElektra) mit jeweils 600 Megawatt Leistung zwischen Brunsbüttel und dem norwegischen Lista. Die HEW hätten über dieses Kabel Strom bezogen, hätten aber auch in ihren Kraftwerken produzierte Überkapazitäten nach Norwegen leiten können, um den Strom dort mit Hilfe von Wasserkraft zu speichern und ihn in Zeiten höheren Energieverbrauchs in Hamburg wieder zurückzuholen. "Gerade diese Doppelfunktion macht das Kabel interessant", sagt Spitzmüller. Deshalb schließt er nicht aus, daß die 900 Millionen Mark teure Verbindung doch noch gebaut wird - "vielleicht mit anderen Partnern." Was aus dem Kabel von PreussenElektra wird, ist offen. (stü)

Strommarkt

Monopoly

Auf den ersten Blick scheint das Scheitern des Norwegen-Projekts der HEW unverständlich zu sein. Jetzt, da das Ende der Kernkraftwerke in Deutschland absehbar ist, müßte sich der Konzern um langfristigen Ersatz kümmern, statt einen Vertrag mit norwegischen Wasserkraftwerken zu kündigen.Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Handeln verständlich. In einer Zeit, in der durch die Liberalisierung des Strommarktes die Preise immer weiter fallen, kann sich kein Unternehmen Einkaufskonditionen leisten, die mehr als doppelt so hoch sind wie die Marktpreise. Die Hamburger Kündigung dürfte deshalb nicht die einzige in einer Branche bleiben, in der heute nichts mehr so ist, wie es einmal war.
Während der Verbraucher von der Liberalisierung durch sinkende Stromrechnungen profitiert, dürfte die Ökologie unter dem Energie-Monopoly leiden. Denn während die Konzerne zu Zeiten satter Monopolgewinne Ökostrom durch höhere Einkaufspreise subventionierten, kann sich jetzt kein Unternehmen mehr einen Bonus für regenerative Energien wie die Wasserkraft aus Norwegen leisten.

Strompreise im freien Fall

Überkapazitäten bis 2008 - Frankfurter Strombörse startet im nächsten Jahr

Frankfurt - Riesige Überkapazitäten lassen die Strompreise wie Butter in der Sonne schmelzen. Die Betreiber der künftigen Frankfurter Energiebörse schätzen allein in Nordwest-Europa die nicht ausgelasteten Kapazitäten auf 92 000 Megawatt. Dies ist mehr als die gesamte in Deutschland installierte Kraftwerksleistung. Da der Verbrauch aber nur etwa um 1,3 Prozent jährlich zunimmt, werden sich Angebot und Nachfrage selbst bei zügiger Schließung alter Kraftwerke erst 2008 ausgleichen, prognostizieren Experten.
Industrielle Großabnehmer haben sich die Öffnung des Strommarktes schon zunutze gemacht. Ihren Lieferanten konnten sie Abschläge von bis zu 40 Prozent abringen. Bei den 43 Millionen Gewerbebetrieben und privaten Haushalten kommt der Preisrutsch aber nur langsam an.
Ein Abbau der Überkapazitäten ist nicht zu erwarten. Denn der Stromverbrauch wächst kaum noch. "Es werden einige Elektrizitätsanbieter auf der Strecke bleiben", sagt Hans Schweickhardt von der Eurex-Terminbörse.
Wenn im nächsten Jahrzehnt Stromangebot und -nachfrage in etwa ausgeglichen sein werden und damit die Phase sinkender Preise endet, schlägt erst die große Stunde der Europäischen Energiebörse (EEX) in Frankfurt. Denn dort wird nicht in erster Linie physisch verfügbarer Strom gehandelt, sondern vor allem Finanztransaktionen zur Milderung der Preisausschläge. Erfahrungen aus den USA zeigen: Unkalkulierbare Einflüsse wie Frost, fehlender oder zuviel Regen, Hitzewellen oder Konjunktur schlagen unmittelbar auf den Verbrauch und damit die Strompreise durch - Sprünge von 15 Cent auf 7,5 Dollar pro Kilowattstunde sind möglich.
Bereits im kommenden Jahr soll der Startschuß für die EEX fallen. Das deutsch-schweizerische Projekt setzt dabei auf die großen Erfahrungen als weltgrößte Terminbörse. Die Eurex mit täglich fast zwei Millionen Abschlüssen ist aus dem Zusammenschluß der Deutschen Terminbörse (DTB) und der schweizerischen Terminbörse hervorgegangen. Außer Strom könnten dort bald auch Erdgas und Erdöl gehandelt werden. (dpa)

Quelle: Hamburger Abendblatt Wirtschaft 21.7.1999


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Geheime Gespräche?

E N E R G I E W I R T S C H A F T


Steht der deutsche Energiemarkt vor einer umfassenden Neuordnung? Angeblich führen die Stromkonzerne Viag und RWE "Geheimgespräche" über einen Beteiligungstausch, um ihren Einfluß auszuweiten und Kosten zu sparen. Die beiden Unternehmen dementierten umgehend einen entsprechenden Bericht des "Stern".

München - "Im Hause Viag ist von Geheimgesprächen mit RWE nichts bekannt, genausowenig von angeblichen Plänen, einen Beteiligungstausch durchzuführen", erklärte ein Viag-Sprecher am Mittwoch. "Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen", hieß es bei RWE.

Laut "Stern" ist geplant, RWE Zugriff auf die gut 20prozentige Beteiligung der Viag an der VEW zu verschaffen, was RWE eine Sperrminorität und erheblichen Einfluß auf die VEW sichern würde. Im Gegenzug solle die Viag RWE-Anteile am ostdeutschen Stromversorger Veag erhalten, was ihr maßgeblichen Einfluß auf die ostdeutsche Strombranche gäbe.

Zudem werde in der Stromwirtschaft "in aller Stille" über einen Besitzerwechsel bei der Ruhrkohle AG (RAG) gesprochen, hieß es im "Stern". Als Käufer sei die VEW im Gespräch. Diese könnte das 40-Prozent-Paket der Veba an der RAG übernehmen und dann zusammen mit Eigenanteilen auf 70 Prozent kommen. Derzeit liefen Gespräche mit dem Bonner Wirtschaftsminister Werner Müller und Nordrhein-Westfalens Regierungschef Wolfgang Clement, um eine Zustimmung der Politik zu einer solchen Transaktion bei der RAG zu erhalten. In Branchenkreisen war von reinen "Spekulationen" ohne Basis die Rede. Die Viag erklärte dazu, sie führe keine Gespräche mit Müller oder Clement über ein solches Thema.

Auch bei der Dortmunder VEW wies Sprecher Jochen Drath den Bericht als "alte Spekulationen" zurück. "Da ist nichts dran", sagte er. Zu dem in dem Bericht ebenfalls angesprochenen möglichen Besitzerwechsel unter den Aktionären der Essener RAG AG erklärte Drath: "Als zweitgrößter Aktionär haben wir viele Kooperationen mit der RAG. Es gibt aber keinen aktuellen Entwicklungsstand".

Quelle: Spiegel 10.6.1999

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Kraftwerke - RWE und Wintershall

fs Essen/Hürth - Der Essener RWE-Konzern und die BASF-Tochterfirma Wintershall verhandeln über intensivere Zusammenarbeit beim Bau und Betrieb von Gas- und Dampfturbinenkraftwerken (GuD). Dabei handele es sich um eine "milliardenschwere Kooperation", berichtet die "Berliner Zeitung". Die Unternehmen betreiben bereits eine GuD-Anlage in Ludwigshafen, am Stammwerk der BASF. Auch am BASF-Standort Antwerpen wird es ein gemeinsames GuD-Projekt geben. RWE baut zudem zur Zeit für Opel Rüsselsheim, Bayer Dormagen und Hoechst in Frankfurt Gaskraftwerke.

Wintershall und der russische Erdgasgigant Gaszprom hatten 1993 die Wingas GmbH gegründet, an der Gazprom mit 35 Prozent beteiligt ist. Wingas verlegte im vorigen Jahr eine Gasleitung von Soest nach Aachen, die auch durch den Erfktreis führt. Demnach könnte auch in Knapsack eine Kooperation von RWE und Wintershall Sinn machen.

Schon lange bevor RWE kürzlich verkündete, daß das Braunkohlekraftwerk Goldenberg in Hürth-Knapsack spätestens 2003 abgestellt wird, hatte der Knapsacker Chemiepark gefordert, RWE möge dort ein Gas-Kraftwerk errichten. Der Chemiepark verspricht sich davon preiswertere Energie.

RWE hat eine solche Anlage in Knapsack bisher abgelehnt. "An dieser Position hat sich nichts geändert", sagte gestern ein RWE-Sprecher auf Anfrage. Nach dem Abschalten des Goldenberg-Werks soll das Berrenrather Rheinbraun-Kraftwerk bis auf weiteres Strom, Prozeßdampf und Fernwärme liefern. Eine Zusammenarbeit mit dem britischen Energiekonzern PowerGen, der eine Option besitzt zum Bau eines Gaskraftwerks auf dem Gelände des Chemieparks, schließt RWE weiterhin aus.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 11/06/1999

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Spekulation um Neuordnung der Energiebranche
Viag dementiert Geheimgespräche mit RWE ­ VEW weiter an Ruhrkohle interessiert

Düsseldorf ­ In der deutschen Energiebranche bahnt sich eine umfassende Neuordnung an. Spekulationen im "Stern" über eine sich anbahnende Verbindung zwischen RWE und Viag-Bayernwerk wurden zwar dementiert: "Es gibt keine Geheimgespräche", sagte eine Viag-Sprecherin auf Anfrage.

Dennoch ist Bewegung in der Branche. Jeder rede mit jedem, räumen Unternehmensprecher unisono ein. Denn der liberalisierte Energiemarkt zwingt zu Zusammenschlüssen ­ auch und gerade unter den marktbeherrschenden Verbundunternehmen von Preussenelektra über RWE Energie, Viag-Bayernwerk und VEW bis zur äußerst preisaggressiven EnBW in Baden.

Insoweit liegt eine Straffung oder Konzentration der kleinen und größeren Energiebeteiligungen auf der Hand. Die Stromkonzerne könnten damit ihren Einfluß, der mit dem Ende der Monopole ins Wanken geraten ist, wieder festigen. RWE zum Beispiel will sein Stromgeschäft von derzeit 20 Mrd. DM binnen zehn Jahren mindestens verdreifachen. Da reichen Marktzuwachsraten von ein bis zwei Prozent jährlich nicht aus. Das funktioniert nur über Zukäufe, räumt auch Manfred Remmel ein, neuer Chef der RWE Energie AG.

Aktuell in die Spekulation geraten ist auch einmal mehr VEW. Hier könnte Revier-Rivale RWE durch Übernahme der bei Viag-Bayernwerk liegenden 20prozentigen Beteiligung womöglich eine Sperrminorität in die Hand bekommen, befürchtet man in Dortmund. Im Gegenzug soll RWE den Bayern die Beteiligung an der Veag überlassen, wie zuvor schon beim Aktientausch Thyssengas gegen Lechwerke.

"Wir sind kein Übernahmekandidat", hatte VEW-Chef Gert Maichel erst Ende Mai abgewehrt, der größte britische Stromkonzern Eastern Group plane den Aufkauf von VEW. Statt dessen scheint VEW, mit begierigem Blick auf die immer attraktivere RAG Ruhrkohle AG, die Flucht nach vorn anzutreten und neben dem Plan, bei EnBW einzusteigen, vor allem seine 30prozentige RAG-Beteiligung (dazu gehört die Steag) zu einer Mehrheit ausbauen zu wollen. Dies ist ein alter Geheimplan des früheren VEW-Chefs Fritz Ziegler. Nur: Die übrigen RAG-Aktionäre (Veba mit 40 Prozent, Thyssen-Krupp mit 20 Prozent und die luxemburgische Arbed mit zehn Prozent) sind offenbar anderer Meinung. Auch bei der Veba werden Gespräche dementiert. Erst vorgestern wurde Firmenchef Ulrich Hartmann wieder zum RAG-Aufsichtsratsvorsitzenden gekürt. Im übrigen hätte Veba für den Fall, daß die anderen RAG-Aktionäre an VEW verkaufen wollten, ein Veto-Recht. Zudem müßten Bonn und die Regierung in Düsseldorf einen solchen Deal erst akzeptieren. wtm.

Quelle: Die Welt 10/06/1999

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Stromrebell boykottiert Bewag und kürzt Zahlung

Bundeskartellamt will Mitte Juni über Durchleitungsverweigerung entscheiden

Der Berliner «Stromrebell» Kurt Markert macht seine vor Monaten ausgesprochene Boykottdrohung gegen die Bewag wahr: Er hat jetzt die Stromrechnung für seine Privatwohnung in Wilmersdorf auf eigene Faust um zehn Prozent gekürzt.

Gegenüber der Berliner Morgenpost sagte der 65jährige frühere Abteilungsdirektor am Bundeskartellamt: «Ich bin gespannt, ob die Bewag jetzt die Differenz einklagt.» Sie beträgt für die Monate Januar bis April 1999 zwar nur 23,50 Mark. Doch der spektakuläre Schritt des Professors könnte für den Elektrizitätskonzern weitreichende Folgen haben.

Denn laut Markert kann jeder Berliner Stromkunde so handeln wie er. «Früher durften solche Verfahren nur von der Kartellbehörde angestrengt werden», sagt er. «Seit Jahresbeginn gibt aber Paragraph 19 Absatz 4 des geänderten Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) jedermann das Recht, gegen den nunmehr ausdrücklich verbotenen Mißbrauch einer marktbeherrschenden Stellung rechtlich vorzugehen.» Nach Paragraph 134 des Bürgerlichen Gesetzbuches seien Rechtsgeschäfte, die gegen das Mißbrauchsverbot verstoßen, sogar «nichtig».

Dazu Bewag-Sprecher Reinhard Heitzmann: «Die Bewag-Tarife sind vom Senat genehmigt. Wir werden gegen Markert ein Mahnverfahren einleiten und gegebenenfalls den nicht gezahlten Betrag gerichtlich einfordern.»

Der Professor ist, wie berichtet, seit dem 1. Mai zum Essener Stromlieferanten RWE Energie übergewechselt. Dort zahlt er um 16 Prozent weniger als bei der Bewag, obwohl diese bisher die Durchleitung von Strom von auswärts nach Berlin blockiert.

Über die beim Bundeskartellamt seit zwei Monaten anhängige Klage gegen die Durchleitungsverweigerung soll voraussichtlich Mitte Juni verhandelt und dann entschieden werden.

An einer baldigen Klärung der Angelegenheit sind vor allem Bewag-Konkurrenten wie RWE Energie und En Baden-Württemberg interessiert. Ihnen winken bei einer Reihe von Firmen und Institutionen lukrative Aufträge. Diese potentielle Kundschaft müßte jedoch Bewag-Lieferverträge, die am 1. Oktober auslaufen, vor dem 1. Juli kündigen. Jetzt hängt alles davon ab, ob die Entscheidung der Kartellbehörde rechtzeitig vor dem Stichtag fällt.

Quelle: Berliner Morgenpost 1.6.1999

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Düren zieht Stecker beim Energiegesetz: Eilantrag soll Neuregelung verhindern

Marburg/Düren. Mit einem Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht wollen 13 Städte, darunter auch Düren, das Energiegesetz stoppen. Wie das Marburger Anwaltsbüro Becker Büttner Held mitteilte, soll die Liberalisierung des Wettbewerbs um die Tarifkunden bis zum August 2000 ausgesetzt werden. In dieser Zeit soll aus Sicht der Städte eine «verfassungsmäßige Neuregelung des Gesetzes» stattfinden.

Rechtsanwalt Peter Becker erwartet eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über den Eilantrag noch vor der Sommerpause. Die Städte Cottbus, Elmshorn, Geesthacht, Kiel, Lebach, München, Neubrandenburg, Schwäbisch Hall, Waldkirch und Walldorf hatten am 14. September 1998 Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz erhoben. Düren, Norderstedt und Saarbrücken hatten sich dieser später angeschlossen.

Die Städte, die bis auf Lebach alle eigene Stadtwerke betreiben, kritisieren, daß mit dem Gesetz lukrative Einzelkunden und ganze Gewerbegebiete aus dem kommunalen Versorgungs- und Netzbereich herausgebrochen werden könnten. Damit breche die wirtschaftliche Grundlage der allgemeinen Versorgung zusammen, die die Stadtwerke mit einer Anschlußpflicht für jedermann und gleichen Tarifpreisen für Haushalt, Gewerbe und Landwirtschaft gewährleisten müßten. Die Städte wollen weiterhin ein Netzmonopol als Grundlage der allgemeinen Versorgung. Ein Handelsmonopol, das Grundlage des Wettbewerbs sei, reklamiere man dagegen nicht.

Die Kommunen bemängeln das Fehlen eines Schutzes ökologischer Stromerzeugung und Verteilung. Viele Stadtwerke hätten in den vergangenen Jahren Heizkraftwerke gebaut, die von ihrer Auslegung her heute nicht mehr konkurrieren könnten. Den Städten fehle künftig das Geld für regenerative Energieträger. Zur kommunalen Daseinsvorsorge gehöre auch die Gewährleistung einer ökologischen Versorgung.Aus ihrer Sicht hat der Gesetzgeber das Gebot der Chancengleichheit für die Markteilnehmer verletzt. Die Verbändevereinbarung, die die Durchleitung von Strom regelt, sei einseitig auf die Interessen der Verbund- und Regionalnetzbetreiber zugeschnitten.

Die Kommunen, die günstig Strom bei konkurrierenden Anbietern einkaufen wollten, um ihren Kunden wettbewerbsfähige Preise zu bieten, müßten an die Netzbetreiber zu hohe Entgelte bezahlen.Hinzu komme, daß die Stadtwerke von den Vorversorgern an den langfristigen Lieferverträgen aus der Monopolzeit festgehalten würden. Sie kämen so nicht in den Genuß günstiger Einkaufspreise. Trotz des Sieges der Stadtwerke Waldshut-Tiengen vor dem Landgericht Mannheim seien sie im Streit um die Verträge gezwungen, Rückstellungen zu bilden und könnten daher günstigere Einkaufspreise nicht gleich an ihre Kunden weitergeben.

Ostdeutsche Städte monieren, daß sie wegen der Braunkohleschutzklausel zugunsten des ostdeutschen Verbundunternehmens Veag und der Regionalversorger nicht günstiger einkaufen könnten.Alle Städte rügen, daß der Gesetzgeber im Gegensatz zu anderen EU-Staaten eine Übergangsregelung für einen Übergang in den Wettbewerb unterlassen habe. Das bringe einen brutalen Wettbewerb.

Quelle: Aachener-Zeitung 1.6.1999

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Worthülse Ökostrom


Daß HEW und Shell jetzt Ökostrom anbieten, ist eine gute Sache. Zeigt es doch wieder einmal, daß mehr Wettbewerb dem Kunden nur nützt. Denn nichts anderes als die politisch gewollte Öffnung des Strommarktes und das deswegen bevorstehende Ende der Gebietsmonopole ist der Grund dafür, daß sich auch die Branchenriesen bewegen und besser auf die Wünsche ihrer Kunden einstellen müssen.Das bedeutet auch: Mehr Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Denn immer mehr Kunden wollen Ökostrom - also müssen sie ihn kriegen. Sonst gehen sie zur Konkurrenz. Das haben auch Shell und HEW erkannt. Bauen auf Kundenbindung durch sauberes Image - schließlich redet sich's leichter über Solarzellen und Windräder als über Brent Spar und Atomtransporte. Und wollen so schnell wie möglich Geschäft machen mit Ökostrom - bevor Greenpeace und Co es ihnen wegschnappen.
Dennoch kann es nicht allein an den Privathaushalten liegen, die Energiewende einzuläuten. 80 Prozent des Energiebedarfs werden schließlich von der Industrie verbraucht. Und solange die nicht in den Wandel einbezogen werden kann, bleibt die Energiewende eine Worthülse. Ökostrom für Hamburg


Strom aus Wasser, Wind, Sonne und Biomasse - noch ist er teuer, doch er wird immer beliebter. Der Kampf um den Energiemarkt der Zukunft hat begonnen.

Hamburg - Auf seine Post freut sich Holger Boje in diesen Tagen ganz besonders. Erwartet der Hamburger Industriemeister doch ein Schreiben von den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) - mit seinem neuen Stromvertrag. Denn Boje gehört zu den ersten der rund 200 Kunden von Newpower, der Ökostrom-Tochter von HEW und Shell, die von heute an Strom aus erneuerbarer Energie anbietet. "Man kann nicht immer nur gegen Atomstrom demonstrieren", so der 35jährige gegenüber dem Abendblatt, "dafür zahle ich gern mehr."
Ökostrom aus Wasser- oder Windkraft, Biomasse und Solarenergie entwickelt sich immer mehr zu einem marktfähigen Produkt. Der Kampf um die umweltbewußten Stromkunden ist bereits in vollem Gange. Motor der Entwicklung ist die Liberalisierung des deutschen Strommarkts, die es auch Privatkunden ermöglicht, ihren Stromlieferanten frei zu wählen. Offenbar sind immer mehr Privathaushalte bereit, für ein reines Öko-Gewissen mehr zu bezahlen: Wer bei Newpower unterzeichnet, zahlt einen Aufpreis von 9,2 Pfennig pro Kilowattstunde - pro Monat im Schnitt rund 23 Mark mehr als bisher. Rund ein Drittel der Mehreinnahmen wollen HEW und Shell in neue Wind- und Solaranlagen investieren. Erstes Projekt: zwei neue Windräder für rund acht Millionen Mark, die im nächsten Jahr Strom für 2300 Haushalte ins HEW-Netz einspeisen könnten. "Wir wollen Ökostrom marktfähig machen", sagt Shell-Umweltvorstand Fritz Vahrenholt, "und bis Ende 2000 rund 9000 Kunden in Hamburg gewinnen." Ein ehrgeiziges Ziel, denn die Konkurrenz ist groß: Rund 20 Firmen werden in Deutschland bis Ende des Jahres grünen Strom anbieten. Die Hamburger Ökostrom Handels AG beliefert seit Februar "einige hundert Hamburger" für 36 Pfennig pro Kilowattstunde - inklusive einer Netzeinspeisungsgebühr von rund 10,6 Pfennig an HEW. Der Strom kommt vor allem aus einer Windparkanlage in Francop und einem Hamburger Blockheizkraftwerk.
"Wir könnten auf einen Schlag 4000 Kunden bedienen", so Ökostrom-Mitarbeiterin Salka Böttcher. Zum 1. Juli will in der Hansestadt auch die Flensburger Nordstrom GmbH grünen Strom liefern. "260 Kunden haben wir ", so Geschäftsführer Max Johannsen. "Bei uns muß für Ökostrom keiner mehr bezahlen als bisher für Atomstrom." Denn Johannsen setzt vor allem auf billigen Wasserstrom aus Norwegen.
Auch Greenpeace ist für rund 65 000 Ökostrom-Interessenten auf der Suche nach einem geeigneten Lieferanten, hat seinen eigenen HEW-Vertrag zum 30. Juni gekündigt. Und will nach einer Testphase in Hamburg zum 1. Oktober Kunden in ganz Deutschland Ökostrom anbieten. Die Kooperation von Shell und HEW sei "wenig ambitioniert", so Greenpeace-Stromexperte Sven Teske, "für zwei große Konzerne ein sehr kleiner Schritt."
Zumal weder HEW noch Shell Kunden ihrer Öko-Tochter werden wollen. "Wir kaufen Strom, wo er am billigsten ist", sagt HEW-Vorstand Hans-Joachim Reh. "Teurer Ökostrom würde die Wettbewerbsfähigkeit gefährden." (men)

Grüner Strom für GAL und Sager

Die GAL setzt auf grünen Strom - nicht nur für sich, sondern auch für die Behörden und die Bürger. "Wir werden uns dafür einsetzen, daß die Hamburger Verwaltung auf grünen Strom wechselt", kündigte GAL-Landesvorstandssprecher Peter Schaar an.
Noch ist grüner Strom etwas teurer als herkömmlicher. Den Wechsel kann sich nach den Worten von Schaar aber "jeder Normalbürger leisten". Zweite Bürgermeisterin Krista Sager ist zwar keine Normalbürgerin, bezieht privat dennoch von heute an grünen Strom.
Den von HEW und Shell gegründeten Ökostrom-Anbieter Newpower bezeichnete Frau Sager als "Mogelpackung", da die HEW sonst Atomstrom produzierten. Sie und ihr Parteifreund Schaar bevorzugen die Ökostrom Handels AG, die einen Durchleitungsvertrag mit den HEW hat. Die GAL-Führung stellt die Parteizentrale zum 1. Juli auf grünen Strom um. (rup)

Quelle: Hamburger Abendblatt 1.6.1999

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Stromriesen schalten den Fernseher ab

Nach dem Verkauf von Otelo veräußern RWE und Veba jetzt Fernsehkabelnetz an die Deutsche Bank. Die hat damit den ersehnten Einstieg ins Kabelnetz. Mehr als 1.000 Stellen werden bei Otelo abgebaut

Berlin (taz) - Die Energieversorger RWE und Veba haben sich mit Telecolumbus von einem weiteren Teil ihrer Telekommunikationssparte getrennt. Wie die beiden Unternehmen gestern mitteilten, übernimmt das Deutsche-Bank-Unternehmen DB Investor die Kabelnetz-Tochter für 1,45 Milliarden Mark. Veba-Sprecher Josef Melles sagte gestern in Düsseldorf, durch den Verkauf hätten RWE und Veba "eine beachtliche Wertsteigerung realisiert". In Zukunft wollten sich die beiden Unternehmen stärker auf ihre Mobilfunkbeteiligungen, etwa bei e-plus, konzentrieren.

Der Verkauf von Telecolumbus, mit 1,7 Millionen Kunden zweitgrößter Kabelnetzbetreiber in Deutschland, gilt als erster einer ganzen Reihe von Kabelnetzverkäufen. Seit Wochen wird etwa darüber spekuliert, wer den Zuschlag für das Kabelnetz der Deutschen Telekom bekommen wird, von dem sich der rosa Riese auf Druck von EU-Wettbewerbshüter Karel van Miert trennen muß. Auch dafür erwägt die Deutsche Bank nach Medienberichten in Allianz mit Software-Gigant Microsoft und Medienkonzern Bertelsmann ein Angebot abzugeben (siehe taz vom 21. Mai).

Der Wettbewerb um die Fernsehnetze wird immer heftiger. Die breitbandigen Kabel gelten als Datenautobahn von morgen und damit als Vertriebsweg für zahlreiche Multimedia-Angebote wie etwa superschnelle Internetzugänge, Internetfernsehen oder elektronische Bücher.

Die Deutsche Bank plant, die erworbenen Telecolumbus-Leitungen mit weiteren Teilen des deutschen Kabelnetzes zusammenzuführen und zu modernisieren, so gestern ihr Pressesprecher Roland Weichert. Auch einzelne Bereiche des Telekom-Fernsehkabels kämen dafür in Frage. "Wir treten aber nur als Finanzinvestor auf", sagte Weichert weiter, "vermarkten werden wir das Netz zusammen mit einem industriellen Konsortium." Wer daran beteiligt sein werde, sei aber noch ungewiß. Perspektivisch plane die Deutsche Bank, das Netz in drei bis fünf Jahren weiterzuverkaufen.

Vor dem Verkauf des Kabelnetzes hatten RWE und Veba bereits im April angekündigt, ihre Festnetz-Telefongesellschaft Otelo für 2,25 Milliarden Mark an den Konkurrenten Mannesmann Arcor zu verkaufen. "Wir haben unsere selbstgesteckten Ziele nicht erreicht", sagte Veba-Sprecher Weichert gestern. Für Veba habe sich das Telekommunikations-Engagement aber trotzdem gelohnt. Den Investionen von rund 6,9 Milliarden Mark stünden mittlerweile Erlöse von 7 Milliarden Mark und mehrere Milliarden als stille Reserven in Form von Mobilfunkbeteiligungen gegenüber.

Mannesmann Arcor plant jetzt, Otelo durch straffe Rationalisierungsmaßnahmen zu sanieren. Arcor-Chef Harald Stöber kündigte gestern auf einer Pressekonferenz in Köln an, mehr als 1.000 Arbeitsplätze bei Otelo zu streichen. Bis zum Jahr 2001 will Stöber mit Otelo schwarze Zahlen schreiben, für 1999 erwartet er für Arcor und die neue Tochter gemeinsam einen Umsatz von 3 Milliarden Mark. Durch die Übernahme hat Arcor nach Einschätzung vieler Analysten seine Stellung als wichtigster inländischer Telekom-Herausforderer gesichert.

Quelle: TAZ 27.5.1999

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VEW bleibt offen für strategische Allianzen

Hauptversammlung schafft Mehrstimmrecht ab

ews DÜSSELDORF. Die deutschen Energieversorger befinden sich in einem weitgehenden Restrukturierungsprozeß, der durch die Liberalisierung des europäischen Marktes initiiert wurde. Auch die VEW AG, Dortmund, sechstgrößter deutscher Stromproduzent mit einem Marktanteil von 8 %, viertgrößter beim Gas mit 10 % und Nummer 3 in der Entsorgung, positioniert sich neu. Das erklärte der seit Januar amtierende Vorstandschef Gert Maichel auf der Hauptversammlung. Ziel sei es, in Europa in den Kerngeschäften unter die Top 10 zu kommen. "Wir wollen den entscheidenden Durchbruch zu einer wettbewerbsfähigen Größe in Europa erreichen", so Maichel.

Strategische Allianzen würden in diesen Überlegungen eine tragende Rolle spielen. Maichel betonte noch einmal, daß eine enge Zusammenarbeit mit der Energie Baden-Württemberg (EnBW) angestrebt würde. Dies wäre eine Aktion unter gleichen Partnern. Der Erwerb des 25,18 %-Landes-Pakets durch die großen der Branche, etwa Bayernwerk oder Frankreichs EdF würde bedeuten, daß die EnBW von der Energielandkarte verschwindet.

Die Hauptversammlung stimmte der Abschaffung der Mehrstimmrechte der kommunalen Aktionäre einstimmig zu. Dazu wird das Kapital um nominal 25,23 Mill. DM für die Namensaktionäre erhöht. Diese bringen im Rahmen der Kapitalerhöhung einen Anspruch auf eine Ausgleichszahlung von 36 DM je Mehrstimmrechtsaktie ein und erhalten neue vinkulierte Namensaktien. Danach ändert sich die Aktionärsstruktur etwas zugunsten der kommunalen Eigentümer, die nun 56,58 (vorher 55,5) % am Grundkapital halten.

Die EVG, in der Contigas, RWE Energie, Deutsche Bank und Allianz ihre Aktien gebündelt haben, kommt nur auf 24,69 (25,3) %, die BI-Industriebesitz und Beteiligungen, ein Pool von Bayernwerk und Isar-Amperwerke, reduziert sich auf 12,1 (12,4) %. Im Streubesitz befinden sich 4,68 (4,8) %, und 1,95 (2) % halten die RWE Energie-Bayernwerk Beteiligungsverwaltung.

Quelle: Handelsblatt 28.5.1999

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Fünf Städte in einem Boot

Stadtwerke: Mit neuen Partnern kleine Strompreise


exp Düsseldorf - Hoffnungsschimmer für die Düsseldorfer Stadtwerke mit ihren 3200 Mitarbeitern. Vorstandschef Karl-Heinz Lause hat seit heute nach zähen Verhandlungen endlich ein paar Verbündete im Kampf ums Überleben des städtischen Tochterunternehmens gefunden. Denn seit der Liberalisierung des Energiemarktes vor einem Jahr jagen die großen Stromkonzerne den kleinen Stadtwerken mit Niedrig-Strompreisen zunehmend Kunden ab (EXPRESS berichtete).

Auf der heutigen vertraulichen Sitzung trifft Lause die Chefs der Stadtwerke Neuss, Krefeld, Remscheid und Hilden. Gemeinsam wollen sie künftig Strom anbieten - zu Preisen, die dem zu erwartenden harten Wettbewerb mit den Energiegiganten standhalten können. Ein Insider: "Schon bald wird es hier zugehen wie auf dem Telefonmarkt - die Großen machen mit Dumpingpreisen die Kleinen kaputt."

Die Düsseldorfer Stadtwerke mit einer Stromproduktion von 4,1 Milliarden Kilowatt würden durch den Verbund mit den neuen Partner auf rund sieben Milliarden Kilowatt kommen. 12,5 Milliarden Kilowatt wären es nach den ursprünglichen Plänen gewesen, einen Großverbund zu schmieden mit Leverkusen, Neuss, Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach, Moers, Remscheid, Wuppertal. Doch Duisburg (2,1 Milliarden Kw) und Wuppertal (2,3 Milliarden Kw) zeigten Lause die kalte Schulter. Die übrigen kleinen Stadtwerke gingen ebenfalls auf Distanz.

Bei den Düsseldorfer Stadtwerken ist man enttäuscht. Aus der Chefetage verlautete: "Vor der Kommunalwahl will keiner von den Großen mit uns ins Boot. Alle haben Angst, daß es nach dem Zusammenschluß durch Rationalisierungseffekte zu einem Verlust von rund 30 Prozent der Arbeitsplätze kommen könnte."

Ein Politiker in Duisburg nennt andere Gründe: "Im Überlebenskampf hilft uns auch kein Zusammenschluß der Zwerge. Wir müssen uns mit den Riesen auf dem Energiemarkt arrangieren, dürfen nicht auf Konfrontation gehen." Düsseldorfs Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Otto-Christiansen vorsichtig: "Ich setze auf Einsicht und Verhandlungen. Mehr will ich zur Zeit nicht sagen."

Quelle: Express (Köln, Düsseldorf) 20.5.1999

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Wenn der Strommann zweimal klingelt

Die Deregulierung auf dem Strommarkt zeigt erste Folgen: Ein Broker vermittelt im Internet billige Tarife für Strom und Gas. Greenpeace ruft zum Wechsel auf politisch korrekten Ökostrom auf.

Strom zum Schnäppchenpreis - was bisher für große Unternehmen recht war, ist seit dem liberalisierten Strommarkt auch für kleine Firmen und Privatkunden billig. Die Firmen Kilowatthandel GmbH - Sachsens erster Energiebroker - und die Firma www.virtuelles-kaufhaus.de organisieren bis zu 20 Prozent günstigeren Strom - auch für Privathaushalte. Das Prinzip ist ganz einfach: Interessenten können sich über die Domäne www.billiger-strom.de für sogenannte Einkaufsgemeinschaften anmelden. Der Strombroker holt das beste Angebot für diese Einkaufsgemeinschaft ein - für die großen Mengen gibt es außerdem noch Rabatt. Bis zu einem Fünftel weniger zahlt dann die Firma oder der normale Haushalt - eine Familie kann so demnächst bis zu 500 Mark im Jahr sparen. Leider gilt das Angebot zur Zeit nur für Abnehmer von mindestens 5000 kWh. Daher ist es vor allem für kleine Industriebetriebe oder Wohnungsbaugesellschaften interessant. "Aber spätestens in einem Jahr können wir den Billigstrom auch für Privatkunden einkaufen", sagt Strombroker Christian Haase. Schon jetzt können sie sich dafür vormerken lassen.

Seit dem 1. April letzten Jahres gilt der Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt. Die großen Versorger haben ihr Monopol verloren, private Anbieter drängen auf den Markt. Ähnlich wie beim Telefonmarkt haben die Großunternehmen zwar immer noch die Stromnetze in der Hand. Sie stellen sie den Konkurrenten zur Verfügung, die wiederum für den durchgeleiteten Strom eine bestimmte Gebühr zahlen müssen. Doch anders als auf dem Telefonmarkt haben die Privathaushalte bisher von der Liberalisierung des deutschen Strommarkts noch nicht profitiert. Theoretisch darf sich zwar jeder Kunde aussuchen, von welchem Energieversorger und zu welchem Preis er seinen Strom bezieht. Praktisch hat sich die neue Stromfreiheit aber noch nicht durchgesetzt.

Dabei gibt es durchaus auch für Privatleute schon neue Freiheiten: Wer beispielsweise keine Lust mehr auf Atomstrom hat, kann den privaten Ausstieg wagen: so wie Timm Krägenow aus Hamburg. Der 32jährige ist einer der ersten Stromkunden in Deutschland, die konsequent auf Ökostrom setzen. Sein Kühlschrank und sein Herd laufen seit zwei Monaten mit Energie aus einer Windkraftanlage. "Seinen" Strom erzeugen die Windräder im Windpark Francop, acht Kilometer von seiner Stadtwohnung entfernt. Die Ökostrom Handels AG in Hamburg kümmert sich um die Lieferung. Für die Durchleitung des Stroms muß Timm Krägenow den Hamburgischen Electricitäts-Werken 10,5 Pfennig pro Kilowattstunde zahlen. "Das ist immer noch zu teuer", so Krägenow, "insgesamt wird sich meine Stromrechnung so um 10 bis 20 Prozent erhöhen." Doch diesen Preis ist ihm der Ökostrom wert.

Neun Monate lang mußte der umweltbewußte Krägenow kämpfen, bis er den Windstrom nutzen konnte. Denn der Netzbetreiber HEW ließ erst nach zähem Ringen die Ökoenergie durch sein Stromnetz. Sie ließen sich immer neue Forderungen einfallen, um den Anbieterwechsel schwierig zu machen, meint Krägenow. So bauten die Elektrizitätswerke in seine Wohnung einen 2000 Mark teuren Computer-Stromzähler ein, der jede Viertelstunde den exakten Stromverbrauch ermittelt und sonst nur für Industriekunden üblich ist. "Ich habe gesagt, wenn das nötig ist, dann bezahle ich das auch", erinnert sich Krägenow. "Ich wollte so schnell wie möglich wechseln und den HEW keinen Vorwand für weitere Verzögerungen bieten. Aber der Industriestromzähler war natürlich teurer Unsinn." Das haben inzwischen auch die HEW eingesehen und den teuren Computerzähler wieder ausgebaut. Privathaushalte, die ihren Stromanbieter wechseln, können künftig ihren normalen Stromzähler behalten. Sowieso wird der Wechsel eines Stromanbieters demnächst schneller möglich sein. "In wenigen Jahren herrscht auf dem Strommarkt für Privatleute der gleiche Wettbewerb wie heute auf dem Telefonmarkt", glaubt Windstrom-Pionier Krägenow, "dann werden auch die Preise für Ökostrom auf das Niveau der normalen Haushaltsstrompreise sinken."

Timm Krägenow wird nicht allein bleiben. Seit Ende August letzten Jahres wendet sich Greenpeace mit der Aktion Stromwechsel an alle Stromkunden. Die Umweltorganisation ruft dazu auf, von dem neuen Recht Gebrauch zu machen und zu einem umweltfreundlichen Stromversorger zu wechseln. Für die Ökoaktivisten ist eine saubere Stromerzeugung sowohl klimafreundlich als auch atomstromfrei. Durch einen Strommix, der je zur Hälfte aus regenerativen Energien und effizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Gasbasis erzeugt wird, kann eine Vollversorgung sichergestellt werden. Seit Ende August 98 haben sich mehr als 60.000 Haushalte aus dem gesamten Bundesgebiet zum "Stromwechsel" bereit erklärt. Greenpeace sucht derzeit einen Partner, der die Versorgung der Stromkunden nach ökologischen Kriterien übernimmt.

Quelle: Spiegel 19.5.1999

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Electricité de France

Atomstrom drängt nach Deutschland

KÖLN/FRANKFURT A. M. (dpa/fr). Der Staatskonzern Electricité de France (EdF) will unter Einsatz seiner riesigen Finanzkraft die eigene Stellung in Europa ausbauen und auch massiv in den deutschen Strommarkt einsteigen. "Mindestens 15 Milliarden Mark werden wir in den nächsten Jahren außerhalb Frankreichs investieren", sagt Vorstandschef François Roussely dem Magazin Capital. Dabei stehe Deutschland "ganz oben auf unserer Einkaufsliste, und wir wären sehr an der EnBW interessiert".

An der aus der Fusion der Energie-Versorgung Schwaben (Stuttgart) und dem Badenwerk (Karlsruhe) hervorgegangenen Energie Baden-Württemberg (EnBW) ist das Land Baden-Württemberg mit 25,2 Prozent beteiligt. Dieses Paket steht zur Disposition und erfreut sich vieler Interessenten. Zu ihnen gehört auch das Bayernwerk respektive deren Muttergesellschaft Viag und der Dormtunder Konzern VEW. Die Chancen der Bayern auf einen Zuschlag werden in der Branche freilich als nicht sehr hoch eingeschätzt. EdF will für die Viertel-Beteiligung angeblich fünf Milliarden Mark bieten.

Der französische Konzern wird sich nach Aussage seines Chefs an der europäischen und deutschen Strombörse beteiligen und mit Kampfpreisen den überwiegend aus Kernkraftwerken stammenden französischen Strom nach Deutschland liefern. "Die Zeit des Kartells unter den Stromanbietern ist vorbei. Wir beliefern die deutsche Industrie bald direkt, wenn sie Angebote haben will."

Gemeinsam mit Partnern diesseits des Rheins möchte Roussely auch das deutsch-französische Projekt des Europäischen Druckwasserreaktors EPR vorantreiben. "Die deutsche Energiewirtschaft braucht wie wir eine neue Reaktorlinie, wenn wir die jetzigen Meiler ab 2010 langsam ausmustern." Die Pilotanlage werde nach seiner Einschätzung in Frankreich stehen. Danach wolle EdF "mit den deutschen Betreibern von Kernkraftwerken in Mitteleuropa neue Reaktoren aufbauen". Auch ein Export nach China sei denkbar.

Nach der aktuellen Übersicht der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke wurden im vergangenen Jahr von Kernkraftwerken in den EU-Ländern 808 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Das waren 35 Prozent der gesamten erzeugten Elektrizität. Spitzenreiter mit einem Anteil von 76 Prozent war Frankreich vor Belgien und Schweden.

Quelle: Frankfurter Rundschau 17.5.1999

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Franzosen sind ¸¸sehr an der EnBW interessiert''

EdF-Chef: Ohne den Sprung zum östlichen Nachbarn verpassen wir den Sprung zum Global Player

Stuttgart - Der führende europäische Stromanbieter Electricité de France (EdF) will sich an der Energie Baden-Württemberg (EnBW) beteiligen.

Längst waren die Franzosen als Interessenten im Gespräch, aber erst jetzt gab es von dort eine Bestätigung: EdF-Chef François Roussely erklärte in einem Interview mit der Zeitschrift ¸¸Capital'': ¸¸Deutschland steht ganz oben auf unserer Einkaufsliste, und wir wären sehr an der EnBW interessiert.'' Die EdF wolle in den nächsten Jahren mindestens 15 Mrd. DM außerhalb Frankreichs investieren. Roussely: ¸¸Entweder wir verkaufen den Strom über die Grenzen hinweg, oder wir beteiligen uns an ausländischen Unternehmen, um dort im Energiegeschäft mitzumischen.'' Roussely ergänzte im Hinblick auf den deutschen Markt, auf dem EdF bisher nur mit Niederlassungen präsent ist: ¸¸Wenn wir nicht schnell den Sprung zum östlichen Nachbarn schaffen, verpassen wir den Sprung zum Global Player.'' Eine Zahl, wieviel EdF für den EnBW-Landesanteil von gut 25 Prozent zahlen will, nannte Roussely nicht. Zur Spekulation, es handele sich um fünf Mrd. DM, war keine Bestätigung zu erhalten. EdF soll allerdings angedeutet haben, jedes Angebot von Mitkonkurrenten überbieten zu wollen.

Strom könne die EdF auch ohne die EnBW loswerden, sagte Roussely gegenüber ¸¸Capital''. Aber: ¸¸Wir können viel vom Know-how der Karlsruher Kollegen lernen. Sie kennen den Markt und die Stadtwerke. Sie preschen bundesweit voran. Vorstandschef Gerhard Goll und sein Team haben mich mit ihrem dynamischen Marketing beeindruckt.'' Außerdem bestehe bereits eine Zusammenarbeit. EnBW sei an zwei EdF-Kernkraftwerken beteiligt, außerdem betrieben die Unternehmen gemeinsam Wasserkraftwerke. Roussely stellt sich vor, mit EnBW für die gesamte Region Gemeinschaftsangebote zu entwickeln. Nach seiner Meinung würden _Hunderte Unternehmen von deutsch-französischen Strompaketen profitieren.

Eine Beteiligung von EnBW an EdF im Gegenzug stehe aber nicht zur Diskussion. Die Franzosen könnten sich andere Möglichkeiten denken, mit denen die Karlsruher in die EdF-Aktivitäten integriert werden könnten. Roussely: ¸¸Wir könnten EnBW einen Teil unserer Beteiligung an den Stadtwerken in Straßburg anbieten und mit ihnen weitere Gemeinschaftskraftwerke bauen.''

Der EdF-Chef denkt - über die Beteiligung an EnBW hinaus - an die Weiterentwicklung eines neuen, besonders sicheren Reaktors, der als EPR (European Pressurised Reactor) in der Planung ist. Roussely sieht auch bei anderen deutschen Unternehmen wie RWE und Siemens ¸¸ein extrem hohes Interesse'', den EPR voranzutreiben. ¸¸Die deutsche Energiewirtschaft braucht wie wir eine neue Reaktorlinie, wenn wir die jetzigen Meiler ab 2010 langsam ausmustern'', sagte Roussely. Er glaubt an eine Pilotanlage in Frankreich. Ansonsten könne er sich vorstellen, gemeinsam mit deutschen Betreibern von Kernkraftwerken neue Reaktoren in Mitteleurpa aufzubauen. Auch Exporte nach China seien eine Option. Rousselys Vorstellung ist, beim EPR ¸¸Perfektion zu erreichen'', weil die Betreiber der Kernkraftwerke beider Länder und die Erbauer der Anlagen, Framatome und Siemens, an dem Projekt gemeinsam arbeiteten und dabei von beiden nationalen Sicherheitsbehörden kontrolliert würden.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten 18.5.1999


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RWE setzt ganz auf Energie

Konzern vor tiefgreifender Umstrukturierung - Vorstandschef Kuhnt schreibt an Aufsichtsräte

mig Essen/Köln. Der Essener RWE-Konzern steht vor einem tiefgreifenden unternehmerischen Umbau. Dies kündigt Vorstandschef Dietmar Kuhnt in einem Brief an die 20 Mitglieder des Aufsichtsrates an. RWE-Sprecher Dieter Schweer bestätigte gegenüber der Rundschau die Existenz "einer Information für die Aufsichtsräte". In dem Schreiben heißt es, das Unternehmen wolle sich künftig auf den Kernbereich Energie und energienahe Dienstleistungen konzentrieren, wie das Düsseldorfer "Handelsblatt" berichtet, dem das Schreiben nach eigenen Angaben vorliegt. Der Handel mit Strom, Kohle, Öl, Gas und Wasser werde bei der RWE Energie AG angesiedelt, die somit die zentrale Position im Konzern einnehmen soll.

Damit wendet sich fünftgrößte deutsche Industriekonzern von der bisherigen Streuung seiner Aktivitäten ab. Er gliedert sich heute, unter dem Dach der Holding RWE AG, in die Sparten Stromerzeugung (RWE Energie), Bergbau und Rohstoffe (Rheinbraun), Mineralöl und Chemie (RWE-Dea), RWE Entsorgung, Bau (Hochtief) sowie Maschinen- und Anlagenbau samt Telekommunikation (u.a. Heidelberger Druck, Lahmeyer, Rheinelektra, Telliance). Von dieser in den vergangenen rund zwölf Jahren aufgebauten Struktur verabschiedet sich der Konzern nach dem Willen des Vorstandschefs. Offiziell bestätigt RWE nur, das Unternehmen befinde sich "am Ende eines tiefgreifenden Strategieprozesses", doch seien "personelle und organisatorische Konsequenzen noch nicht gezogen" worden.

Auslöser des Schwenks ist offenkundig die Liberalisierung der Energiemärkte und die damit einhergehenden erwarteten weiteren Preissenkungen, die RWE trotz der bereits erreichten Kostenreduktion zu einer grundsätzlichen Neuorientierung zwingen. Im Geschäftsjahr 1997/98 (30. Juni) stagnierte der Umsatz des Konzerns mit 146 000 Mitarbeitern bei knapp 73 Milliarden Mark; trotz herber Verluste vor allem in der Telekommunikation und der Entsorgung wurde mit 1,4 Milliarden Mark ein um zehn Prozent erhöhter Überschuß ausgewiesen.

Ziel der "Zukunftsgruppe", wie sie sich in ihrer Werbung nennt, sei nun, durch kräftiges Wachstum im In- und Ausland eine führende Position auf dem europäischen Energiemarkt mit einem Marktanteil von 15 Prozent zu erreichen - bei einem Marktvolumen, das für 2010 auf eine Billion Mark geschätzt werde. Die Bündelung der Versorgung mit einem Rundum-Service aus einer Hand soll den Weg dahin ebnen. Dazu müßten auf der einen Seite umfangreiche Investitionen in Anlagen und Firmenkäufe vorgenommen werden, auf der anderen Seite ergeben sich erhebliche Konsequenzen für die bestehenden Beteiligungen. So stellt sich die Frage, ob und in welcher Rolle, etwa als reine Finanzbeteiligung, die nicht in dieses Bild passenden Bereiche wie Chemie, Bau oder Maschinenbau unter dem Konzern-Dach verbleiben.

Für den künftigen Kernbereich Energie gelte, daß "alle Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette" auf ihre Wettbewerbfähigkeit "zu prüfen und gegebenenfalls zu restrukturieren" seien, zitiert das "Handelsblatt" aus dem Kuhnt-Brief. Wettbewerbsfähig müßten alle Töchter auch in einer Rechnung außerhalb des Konzernverbunds ("stand alone") sein. Der Energiehandel ist bisher bei der Kölner Rheinbraun AG angesiedelt, die - mit der Mehrheit am US-Steinkohleerzeuger Consol - bereits jetzt auch weltgrößter Steinkohle-Händler ist. Bisher agieren der Kraftwerksbetreiber RWE Energie und der Kohleförderer und -händler Rheinbraun als Schwestergesellschaften, doch scheint fraglich, ob diese Struktur bei einer Konzentration des Handels auf RWE Energie weiter als sinnvoll betrachtet wird - auch wenn Meldungen über eine angebliche Zusammenlegung von Rheinbraun und RWE noch diese Woche von Unternehmenssprechern rundweg als "Quatsch" und "frei erfunden" abgetan wurden.

Quelle: Kölnische Rundschau 14.5.1999

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RAG kauft Kohleaktivitäten von Cyprus Amax

rtr ESSEN. Der Essener Energie- und Technologiekonzern RAG AG erwirbt für rund 2 Mrd. DM die verbliebenen Kohleaktivitäten der US-amerikanischen Cyprus Amax Minerals Co. Mit dem Erwerb werde eine Jahresförderung von 62 Millionen Tonnen "hochwertiger" Steinkohle übernommen, teilte ein RAG-Sprecher am Freitag in Essen mit. Dies sei eine deutlich höhere Tonnage als die gesamte deutsche Jahresförderung, die 44 Millionen Tonnen betrage. Nähere Einzelheiten nannte der Firmensprecher nicht, verwies aber auf eine Pressekonferenz am kommenden Montag.

Cyprus Amax gilt den Angaben zufolge als der drittgrößte Kohle-Produzent in den USA nach der Peabody Group und der zur RWE AG gehörenden Consol Coal. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Cyprus Amax, der die US-Kraftwirtschaft beliefert, von einem Teil ihrer Kohleaktivitäten getrennt.

Der RAG-Konzern hatte 1997 bei etwa 96 000 Mitarbeitern einem Umsatz von rund 25 Mrd. DM und einen Jahresüberschuß von 251 Mill. DM erwirtschaftet.

Quelle: Handelsblatt 16.5.1999

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RWE sucht das Heil im Energiehandel

Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt kündigt Aufsichtsräten grundlegende Konzernumstrukturierung an

Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt kündigt Aufsichtsräten grundlegende Konzernumstrukturierung an

Zurück zum Kerngeschäft Energie - das ist die Zukunftsvision bei RWE. Aber das Geschäft wird auf den Kopf gestellt. Der Handel, nicht mehr die Produktion, wird im Zentrum stehen, und das Unternehmen wird auf dessen Bedürfnisse ausgerichtet.

DÜSSELDORF. Es ist genau ein Jahrzehnt her, daß sich die 1898 gegründete Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG in RWE AG, Essen, umbenannt hatte, um zu demonstrieren, daß der Konzern mehr war als nur Stromproduzent. Damals war gerade die Umwelt das große gesellschaftliche Thema, das auch wirtschaftlichen Erfolg versprach.

Das RWE-Engagement in dieser Sparte wurde euphorisch gefeiert, heute ist es ein Sanierungsfall und Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt hat vorgegeben, daß spätestens in zwei Jahren die Restrukturierung positive Erfolge zeigen muß. Als Occasion hatte der damalige RWE-Chef Friedhelm Gieske 1988 die Deutsche Texaco (heute RWE-DEA) für 2,2 Mrd. DM übernommen und damit das Öl- und Chemiegeschäft hereingeholt. 1990 wurde dann die Aktienmehrheit an der Hochtief AG, an der RWE schon seit 1926 beteiligt war, erworben.

Nach der Liberalisierung, die die Energiemärkte in Deutschland und Europa mächtig durcheinander wirbelt, soll der Konzern nun wieder umgekrempelt und schleunigst ganz auf das Kerngeschäft Energie und energienahe Dienstleistungen ausgerichtet werden.

Dabei wird der Handel mit Strom, Gas, Wasser, Öl und Kohle im Vordergrund stehen und bei der RWE Energie AG konzentriert werden. Um diesen Kern ranken sich "ergänzende Arbeitsgebiete", die die Kriterien selbständige Marktbehauptung, finanzielle Autarkie und unternehmerische Führung erfüllen müssen, heißt es in einem Kuhnt-Brief an die 20 Aufsichtsratsmitglieder, der dem Handelsblatt vorliegt.

 

Führende Marktposition auf dem europäischen Energiemarkt

Ziel der neuen Konzernvision soll die führende Marktposition auf dem europäischen Energiemarkt sein. Experten erwarten dafür im Jahr 2010 ein Marktvolumen von 1 Billion DM. RWE will daran mindestens 15 Prozent Anteil erreichen.

"Durch konsequente Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen werden wir im zusammenwachsenden europäischen Energiemarkt einer der führenden Anbieter von Energie und energienahen Services (Multi Energy/Multi Utility) sein und diese Position auch international ausbauen", schreibt Kuhnt weiter. Dazu müßten die in den verschiedenen Unternehmensbereichen angesiedelten Kompetenzen gebündelt werden.

Der Vorstand sei am Ende eines intensiven Strategieprozesses, personelle und organisatorische Entscheidungen seien aber noch nicht getroffen worden, lautet dazu die offizielle RWE-Sprachregelung. Weitere Stellungnahmen werden nicht abgegeben. Denn erst soll der Aufsichtsrat, der am 24. Juni tagt, ausführlich über die Ergebnisse der Vorstandssitzungen vom 17. April und 10. Mai informiert werden, wie es im Schreiben weiter heißt.

Aus dem Brief geht allerdings hervor, daß die intensive Strategiediskussion in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Friedel Neuber (WestLB) geführt wurde. "Wir müssen sowohl im Inland als auch im Ausland kräftig wachsen. Nur so sind wir in der Lage, uns dem Wettbewerb erfolgreich zu stellen, wobei es sich dabei teils um Konzerne mit erheblich höherem Unternehmenswert und entsprechendem Marktpotential handelt", gibt Kuhnt die Marschrichtung vor.

Die dazu nötigen Akquisitionen und Investitionen würden eine außerordentliche Inanspruchnahme der finanziellen Ressourcen bedeuten.

Konzern-Neuordnung

Die Konzern-Neuordnung sei mit der Deregulierung der Energiemärkte dringend notwendig geworden, betont der RWE-Chef. Neue Anbieter mit neuen Geschäftsansätzen, die sich auf bereits deregulierten Märkten wie Großbritannien, Skandinavien und USA erfolgreich herangebildet hätten, würden die Führungsposition von RWE in Deutschland gefährden. RWE werde viel kundenorientierter agieren müssen.

Zunehmend würden vom Markt Komplettservice und Bündelangebote von Gas, Wasser, Strom, Heizöl, Entsorgung und damit zusammenhängende Dienstleistungen bis zur Absicherung von Risiken, etwa bei Rohstoffpreisen verlangt.

"Uns ermöglichen diese Bündelangebote, die bestehende Kundenbasis etwa durch Cross Selling besser auszuschöpfen, neue Kunden zu gewinnen und einen höheren Kundennutzen zu bieten. Durch den Zugang zu den verschiedenen Energieträgern haben wir zudem die Möglichkeit zu Arbitrage und Risikohedging", hebt Kuhnt hervor.

Bisher hatte sich der Essener Konzern im wesentlichen durch Kostensenkungsmaßnahmen auf den Preisverfall bei Strom im ersten Jahr der Liberalisierung bei Produktion, Netz und Verteilung vorbereitet. Dabei zeichnet sich schon jetzt deutlich ab, daß die bis 2003 angepeilten 1,75 Mrd. DM Kostensenkungen in der Stromerzeugung nicht ausreichen werden. Weitergehende Programme sind deshalb in Arbeit. "Auf allen erfolgskritischen Stufen der Wertschöpfungskette werden wir wettbewerbsfähige Spitzenleistungen erbringen", gibt Kuhnt vor.

Die Konzentration des Handels - RWE ist schon größter Kohlenhändler der Welt – bei der Energie AG läßt einige Fragen offen. Im Kuhnt-Brief heißt es dazu: "Alle Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette im Energiebereich sind auf ihre Wettbewerbsfähigkeit stand alone zu prüfen und gegebenenfalls zu restrukturieren."

Was wird also demnächst aus Rheinbraun, wird die Tochter ebenfalls bei RWE Energie AG eingegliedert oder wird sie die Kraftwerke und Förderung in eigener Regie weiterführen? Wie paßt das Chemie-Geschäft von RWE-DEA in die neue Struktur? Wird es mittelfristig verkauft werden? Auf welche Weise werden die Aktivitäten im Upstream- und Downstream-Bereich im Geschäft mit Öl und Gas aufeinander abgestimmt bzw. für die Zukunft besser optimiert.

Die Restrukturierung dürfte auch Konsequenzen für die Holding haben. Deren Vorstand, in dem bisher die Vorsitzenden der operativen Töchter einen Sitz haben, dürfte wesentlich verkleinert werden, weil sowohl Hochtief als auch Heidelberger Druck wohl nur noch als "attraktive Finanzbeteiligungen" mit RWE-Aktienmehrheit geführt werden. Für eine neue Management-Holding bieten sich die Vorbildmodelle von Siemens oder Preussag an.

Quelle: Handelsblattt 14.5.1999

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Brandenburg und Sachsen bündeln ihre Energie

Fusion dreier Regionalversorger endgültig perfekt

Dresden (Eig. Ber./sm). Mit der Eintragung in das Dresdner Handelsregister ist die Fusion von drei ostdeutschen regionalen Energieversorgern zur Energie Sachsen Brandenburg AG (ESB) endgültig besiegelt. Das teilte das Unternehmen gestern mit. Damit entsteht nicht nur einer der größten Regionalversorger in Deutschland, die ESB steigt auch zum sechstgrößten Unternehmen in Ostdeutschland auf. Der neue Energiedienstleister geht aus dem Zusammenschluß von Energieversorgung Spree-Schwarze Elster AG (Essag/Cottbus), Energieversorgung Südsachsen AG (Evsag/Chemnitz) und Westsächsische Energie AG (Wesag/Markkleeberg bei Leipzig) hervor (die RUNDSCHAU berichtete).
Die ESB wird eigenen Angaben zufolge künftig etwa 2,2 Millionen Einwohner auf einer Fläche von 18 700 Quadratkilometern mit Strom, aber auch mit Wärme versorgen. Die jährliche Stromabgabe werde 13 Milliarden Kilowattstunden, der Jahresumsatz rund 2,5 Milliarden Mark betragen. Die Zahl der Mitarbeiter liege derzeit bei etwa 3400. Betriebsbedingte Kündigungen werde es durch die Fusion nicht geben, hieß es.

Wo der neue Regionalversorger künfig seinen Sitz haben wird, "ist noch nicht entschieden", erklärte der Cottbuser Sprecher Heinz-Dieter Walter auf RUNDSCHAU-Nachfrage.

Quelle: Lausitzer Rundschau 11.5.1999

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Strom könnte viel billiger sein

Freie Wahl der Versorger bisher nur Theorie

Rheinbreitbach (AP). Die neue Freiheit auf dem Telefonmarkt hat Millionen Bundesbürgern schon viel Geld erspart. Auch Strom könnte in Deutschland längst günstiger und womöglich umweltfreundlicher aus der Steckdose fließen. Das Startsignal für mehr Wettbewerb auf dem behäbigen Strommarkt ist schon abgefeuert: Nach dem neuen Energiegesetz vom April 1998 kann jeder Bürger seinen Stromanbieter beliebig wechseln und sich von einem Konkurrenten beliefern lassen. Rein theoretisch. De facto hat das in ganz Deutschland bisher nur eine einzige Privatkundin, eine Bundestagsabgeordnete der Grünen, gewagt, wie Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher erzählt.

Alle übrigen Millionen Haushalte zahlen weiterhin treu und brav den derzeitigen Preis ihres örtlichen Versorgers - etwa zwischen 30 und 38 Pfennig pro Kilowattstunde, wie der gemeinnützige Verein aus Rheinbreitbach bei Bonn vorrechnet. "Weit überhöht", kritisiert Peters. Solange die Kasse stimmt, ist kein Versorger an echtem Wettbewerb interessiert. Zum Vergleich: Auf Druck von Großkunden sind durchaus Rabatte drin. Wer will schon Großabnehmer an die Konkurrenz verlieren? Clevere Industriebetriebe haben für die gleiche Kilowattstunde längst Sonderkonditionen zwischen 13 und 18 Pfennig ausgehandelt. Die Masse macht's möglich.

Nach diesem Prinzip soll jetzt endlich auch um die Tarife für die große Masse der privaten Verbraucher gepokert werden. Und um umweltfreundlicheren Strom ohne Anteile aus Atommeilern. Daß Energie in Zukunft sicher noch teurer als bisher wird, sollte ein Ansporn sein, den Markt in Bewegung zu bringen.

Weil Otto-Normalbürger das Dickicht rund um den Strombezug kaum durchblickt, hat der Bund der Energieverbraucher nun den Kampf um Rabatte aufgenommen. In einem ersten Schritt wollen die Experten einen Nachlaß von zehn Prozent aushandeln - vorerst im Sammelbezug für die Vereinsmitglieder. Die Vorbereitungen

laufen schon auf Hochtouren. Ist dieser Anfang gemacht, soll das zähe Ringen weitergehen für eine möglichst breite Masse von Stromkunden, wie Peters betont. Je mehr Interessenten sich finden, desto größer kann der Druck auf die Energieversorger ausfallen.

Die Strompreise könnten seinen Berechnungen zufolge künftig auch für die Privathaushalte um 20 bis 30 Prozent niedriger ausfallen, das wären etwa 300 Mark mehr im

Geldbeutel des Einzelkunden pro Jahr. Alle "kleinen" Verbraucher zusammen könnten nach dieser Rechnung über 15 Milliarden Mark einsparen und womöglich noch den Bau neuer Solaranlagen fördern.

Wegezoll für Strom von der Konkurrenz

Wer allein für sein Recht auf freie Auswahl des Stromlieferanten kämpfen will, steht schnell vor riesigen Hürden. Ein neuer Anbieter ist sicher bald gefunden - aber der Strom muß noch durch die Leitungen des "alten" Unternehmens, also der Konkurrenz, bis ins Haus geschickt werden. Der Kunde wird dafür kräftig zur Kasse gebeten. "Ähnlich wie vor 150 Jahren bei einer Fahrt durch Deutschland jeder Fürst Zoll verlangte", erklärt Peters.

Kommt der "Saft" aus der Ferne, muß er meist durch mehrere fremde Stromnetze hindurch fließen - und der Kunde jedes Mal dafür berappen. Daß ein günstiger Grundpreis damit im Handumdrehen steigt, liegt auf der Hand. Ein Wechsel kann sich so nicht auszahlen. Dieses sogenannte Durchleitungsentgelt, das für Privatkunden etwa bei über elf Pfennig pro Kilowattstunden liegt, hebelt selbst zaghafte Ansätze von Wettbewerb de facto wieder aus. Die Gebühren für die Leitungsbenutzung sind zudem je nach Unternehmen unterschiedlich hoch, abhängig von Strommenge und teilweise auch von der Entfernung, wie Peters betont. Dieses verwirrende Preisgestrüpp macht auch jeden Vergleich von Stromtarifen so gut wie unmöglich.

Wer trotz aller Schwierigkeiten nicht klein beigeben möchte, sollte sich mit den übrigen Mietern seines Hauses oder der Wohnanlage zu einem Stromeinkaufsring zusammentun, schlägt Peters vor. Adressen von Anbietern, die Zusammenschlüssen von Haushalts- und Gewerbekunden eine Versorgung anbieten, seien beim Deutschen Industrie und Handelstag (DIHT) in Bonn, Fax: 0228 - 104 543 zu bekommen. Auch der Bund der Energieverbraucher bietet fachlichen Rat an. Die Unterstützung ist nur für Mitglieder kostenfrei. Informationen sind gegen Gebühr zu erhalten unter Telefon: 02224 / 9227-0.

Quelle: Rheinische Post 6.5.1999

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Strombroker drückt Energiepreise

Sachsens Gastronomen hoffen auf 20 Prozent Einsparungen


Leipzig (Eig. Bericht/A.T.). Der Hotel- und Gaststättenverband Sachsens will die Liberalisierung des deutschen Strom- und Gasmarktes nutzen, um für seine über 600 Mitgliedsbetriebe im Regierungsbezirk Leipzig günstigere Strompreise zu erzielen. Der Verband hat als Kooperationspartner den ersten Strombroker des Freistaates, die Kilowatthandel GmbH, ausgewählt. Dieser Energiemakler soll die Strom- und Gasnachfrage der Mitgliedsbetriebe in einer Einkaufsgemeinschaft bündeln und anschließend eine Preissenkung von mindestens 20 Prozent aushandeln. "Wir werden uns in den nächsten Tagen an die Wesag und an die Stadtwerke Leipzig wenden, denn sie versorgen den größten Teil der Mitgliedsbetriebe", kündigte Strombroker Christian Haase gestern an. Wenn bei den Gesprächen nicht die angestrebte 20prozentige Preissenkung erzielt werde, würden Verhandlungen mit günstigeren Strom- und Gasanbietern aufgenommen. Die Kilowatthandel GmbH betreut nach eigenen Angaben derzeit Einkaufsgemeinschaften in Schkeuditz, Borna, Delitzsch, Eilenburg, Böhlitz-Ehrenberg und anderen Städten um Leipzig. Neben dem Hauptbüro in der Messestadt ist die Gesellschaft seit Monatsbeginn auch mit Büros in Magdeburg und Stendal präsent (wir berichteten).

Quelle: Leipziger Volkszeitung 6.5.1999

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RWE sieht Kraftwerk Heimbach gefährdet

Heimbach. Für den höheren Aufwand, den der Wasserverband Eifel-Rur zur Reduzierung des Phospat-Gehaltes in der Urfttalsperre bei der Klärung von Abwasser betreiben muß, soll nun die RWE Energie AG zur Kasse gebeten werden. Als Nutzer eines Wasserkraftwerks am Fuße des Sees bei Heimbach soll der Stromkonzern einmalig 6,7 Millionen Mark und weitere 540 000 Mark pro Jahr zahlen.

Auf den Entwurf eines Erlasses aus der Bezirksregierung hat RWE inzwischen reagiert. Dr. Karl-Wilhelm Otto, beim Essener Energieriesen zuständiger Direktor für den Bereich regenerative Stromerzeugung, sagte gestern in einer Pressekonferenz, die RWE AG sei weder Verursacher noch Nutznießer der erforderlichen Maßnahmen. Die Forderung des Wasserverbandes besitze keine Rechtsgrundlage. Der RWE-Direktor kündigte für den Fall, daß sein Unternehmen zahlen muß, dratische Konsequenzen an: Das Kraftwerk Heimbach, eine Stromfabrik von musealer Qualität, die jährlich etwa 25 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, müßte geschlossen werden.

Der Wasserverband Eifel-Rur unternimmt bereits den zweiten Anlauf, die Kosten für erhöhten Aufwand bei der Klärung von Wasser bei Nutzern des Urftsees zu holen. In einem ersten Antrag an den RP, der abgelehnt wurde, war noch keine Adresse genannt worden. In dem jetzt betriebenen zweiten Verfahren ist jedoch RWE als Betreiber des Kraftwerks und Nutznießer des Urftsees benannt. Der WVER beruft sich dabei auf Paragraph 55 des Landeswassergesetzes. Dort ist festgelegt, daß Entschädigung zu leisten ist, wenn zugunsten eines Nutzers höhere Aufwendungen - etwa bei der Trinkwasseraufbereitung oder Abwasserklärung - zu leisten sind.

Dieser Passus des Landeswassergesetzes wurde nach Kenntnis der RWE-Sprecher bisher nie in praktische Forderungen umgesetzt. Im Falle des Urftsees und den damit verbundenen Ansprüchen des Wasserverbandes fehlt dem Begehren nach Ansicht des RWE jede Rechtsgrundlage. Dr. Otto: «Wir haben von den erforderlichen Mehraufwendungen keinerlei Nutzen, auch sind wir nicht Verursacher.»

Der Urftsee diene vor allem dem Hochwasserschutz, indirekt der Trinkwasserversorgung, und der Wasserregulierung im Unterlauf der Rur. Der Betrieb des Wasserkraftwerks sei lediglich ein Nebeneffekt. Dafür zahlt RWE an den WVER bereits 550 000 Mark jährlich.

Der Stromkonzern rechnet nicht damit, daß der Regierungspräsident dem Antrag der WVER stattgibt. Sollte es dennoch dazu kommen, wird die Schließung der Wasserkraftwerke in der Eifel angekündigt. Davon wären acht RWE-Mitarbeiter und weitere für die Instandsetzung betroffen. Der Sprecher des Konzerns sagte, die Forderungen würden zu einer Verteuerung der Stromproduktion um zwei Pfennig je Kilowattstunde führen. Damit sei man im Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig. Dr. Otto zeigte sich «irritiert» über das Vorgehen des Wasserverbandes.

Man habe den Antrag an den RP gestellt, ohne zuvor ein Wort mit RWE darüber zu sprechen. So gehe man nicht mit Partnern um. Vom Ausgang des Verfahrens hängt nicht nur die Zukunft des Kraftwerks Heimbach ab. Beim Stromversorger denkt man auch darüber nach, ob Instandsetzungsmaßnahmen am Wasserkraftwerk des Rursees noch zu vertreten sind. Dabei geht es um eine halbe Million Mark.

Quelle: Aachener-Zeitung 6.5.1999

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