Pressearchiv 1999
Liberalisierung des Strommarktes
Yello Strom will Ökosteuer selber tragen
dpa-afx KÖLN. Das Kölner Energie-Unternehmen Yello Strom,
eine Tochter der EnBW AG will die Ökosteuer, die ab 1. Januar 2000 um 0,5 Pfennig pro
Kilowattstunde erhöht wird, nicht an seine Kunden weitergeben, sondern selber tragen.
Damit werde der Yello-Preis "19/19 alles inklusive" auch für das Jahr 2000
gelten, berichtete das Unternehmen am Dienstag in Köln.
"19/19 alles inklusive" bestehe aus den
Verbrauchskosten von 19 Pfennig pro Kilowattstunde Strom und 19 DM Grundpreis im Monat.
Zusätzliche Kosten entstünden nicht.
HANDELSBLATT, Dienstag, 21. Dezember 1999
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Russland liefert Strom an Finnland
Offensive geplant
mbr MOSKAU. Russland Energiemonopolist RAO EES Rossii wird
der finnischen Elektrizitätsgesellschaft PVO Strom für 180 Mill. " liefern. Die
Firmen schlossen einen Vertrag, der für das Jahr 2000 die Einspeisung von 667 Mill.
Kilowattstunden und bis 2004 weitere 2,67 Mrd. kwh vorsieht.
EES verkauft bisher gerade 0,2 % seiner Produktion an
ausländische Staaten, die nicht der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) angehören.
Die früheren Sowjetrepubliken bekommen mit jährlich 603,8 Mrd. kwh 1,8 % des
Russenstroms.
EES-Chef Anatolij Tschubajs hatte angekündigt, offensiver
auf Europas Strommarkt zu drängen. So soll der so genannte Kohlekredit der Weltbank für
Russland mit dem Export von Elektrizität abgegolten werden. In Kasachstan hat das
Kraftwerk Ekibastuz als Begleichung eines 300 Mill. $ großen Teils der kasachischen
Stromschulden gegenüber Moskau übernommen.
Quelle: HANDELSBLATT 19. Dezember 1999
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Verhandlungspoker auch um Stadtwerke?
Deponiegebühren: Kommunen in Aufruhr
Kreis Düren. Seit die Nachrichten in das Wespennest Müll
gestoßen haben, hört das Brummen nicht mehr auf: Bürgermeister und Räte mucken auf. In
Düren bald vielleicht noch mehr, denn offenbar geht es auch um die Zukunft von
Stadtwerken und Betriebshof.
Die Bürgermeisterkonferenz hat jedenfalls eine
Arbeitsgruppe beschlossen, weil man mehr Fakten an die Hand bekommen will und sich nicht
nur auf den Kreis als Informanten verlassen mag.
Großes Ausmaß
Verhandelt wird vom Kreis, wie vom Landrat angekündigt.
Offenbar aber im weit größeren Ausmaß als die meisten Kommunalpolitiker ahnen. Neben
Landrat Wolfgang Spelthahn ist der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Düren,
Rolf Delhougne, dabei.
Diskutiert wird längst nicht mehr über die
Deponiegebühren und wie es mit Horm und der Deponiegesellschaft Düren (DDG) weiter gehen
soll.
Neues Gesamtkonzept
Es geht um viel mehr: Schon vor der Wahl hatte die CDU
keinen Hehl daraus gemacht, dass in Sachen Ver- und Entsorgung ein neues Gesamtkonzept her
müsse. Die Gründe: Zum einen die Entwicklung auf dem Müllmarkt, zum anderen die
Liberalisierung des Energiemarktes und die dadurch bestehende bundesweite Gefährdung für
Stadtwerke und ähnliche kommunale Einrichtungen.
Tradition reicht nicht
Einig sind sich die Experten, dass Stadtwerke mit nur
traditioneller Aufgabenstellung im neuen Haifischbecken Strom rettungslos verloren sind.
Abhängigkeiten und Beteiligungen machen es Verantwortlichen aber nicht leicht, sinnvoll
zu agieren: Vorschläge, sich verstärkt als Strom-Manager (Einkauf/Verkauf) zu
engagieren, werden abgeblockt.
Kein Wunder, denn die jeweiligen Versorger haben
verständlicherweise kein Interesse, dass möglicherweise blauer, gelber, grüner oder
sonstfarbiger Konkurrenz-Strom von den Partner-Stadtwerken vermarktet wird.
Ein "Sonderling"
Auch der Betriebshof Düren ist als Gesellschaft der Stadt
ein "Sonderling" im Kreisgebiet, da die übrigen Städte und Gemeinden die
Müllentsorgung Privatfirmen - zumeist Braun-Trienekens - anvertraut haben. Entfiele der
Anschlusszwang für die Kommunen, hätte Düren durch den Betriebshof keine
Schwierigkeiten, sich über Nacht für erheblich günstigere Entsorgungsmöglichkeiten zu
entscheiden.
Das Trienekens-Interesse für die komplette Übernahme
aller abfallwirtschaftlichen Tätigkeiten im Kreis ist bekannt (es gab bereits vor gut
einem Jahr ein Angebot) und ebenso verständlich.
Schlucken - zahlen
Nur wären damit für den Kreis und seine Kommunen,
insbesondere aber für die Gebührenzahler, nicht alle Probleme vom Tisch. Im Gegenteil:
Schon jetzt fällt es dem Anteilseigner Kreis schwer, die Kostenaufstellungen der DDG zu
kontrollieren und beeinflussen. Ist erst alles verscherbelt, darf man nur noch schlucken
und bezahlen. Das sollte im Interesse der Bürger keinesfalls vergessen werden, wenn auf
den ersten Blick stattliche Kaufangebote vorgelegt werden.
Wem das zu skeptisch klingt, der kann sich einmal am
Niederrhein umhorchen und dann entscheiden, ob das Viersen-Beispiel hier schule machen
soll.
Quelle: Aachener Nachrichten 16.12.1999
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Kraftwerksbetreiber bekommen
Wettbewerb zu spüren
KWR und KWL mit Umsatzverlusten
ef ZÜRICH. Die Schweizer Kraftwerk Laufenburg (KWL) und
die deutsche Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG (KWR) rechnen im Geschäftsjahr
1999/2000 (30.9.) mit Umsatzeinbußen um 20 %. Das Ergebnis könnte sogar bis zu 70 %
einbrechen. Für Sonderkunden mussten die Preise bereits um 50 % gesenkt werden, um diese
nicht an Wettbewerber zu verlieren. Doch auch für Gewerbe- und Tarifkunden waren
Preissenkungen nötig. Um gegen die Billiganbieter bestehen zu können, wurde die Marke
Natur- Energie Silber Strom aus 100 % Wasserkraft geschaffen.
KWR und KWL, die vor allem in Südbaden verankert sind,
arbeiten seit über einem Jahr quasi wie ein Konzern. Das operative Geschäft beider
Gesellschaften wurde in der Energiedienst GmbH zusammengefasst. Eine Fusion scheidet wegen
des hohen außerordentlichen Steueraufwandes jedoch aus.
Wegen des Preisdrucks sank der KWR-Umsatz um 9 % auf 258
Mill. DM. Der Verkauf der Beteiligung an der Energie Baden-Württemberg AG führte zu
einem außerordentlichen Gewinn vor Steuern von 365 Mill. DM. Damit verbesserte sich das
Unternehmensergebnis auf 236 (Vorjahr minus 21,1) Mill. DM. Die Aktionäre sollen deshalb
zusätzlich zur Dividende von 10 DM einen Bonus in gleicher Höhe erhalten.
Der KWL-Umsatz sank auf 263 (308) Mill. sfr. Das
Jahresergebnis verbesserte sich auf 42 (minus 18) Mill. sfr. Die Aktionäre sollen eine
unveränderte Dividende von 8 sfr erhalten.
Quelle: Handelsblatt 17.12.1999
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Schlag für den Markt
Die Vereinbarung der Energieverbände wurde gestern als Durchbruch zu mehr Wettbewerb auf
dem Strommarkt gefeiert. Das stimmt nur zum Teil. Es gibt zwar mit dem neuen
"Grundgesetz" des Strommarktes einige Vereinfachungen für den Handel und
Austausch von Kilowattstunden. Doch gleichzeitig gibt es neue, überflüssige Hindernisse
für den Wettbewerb. Die nutzen allein
den zwei künftigen Großkonzernen und Marktführern RWE-VEW und Veba-Viag und schmälern
die Chance von Newcomern auf dem Markt.
Eins steht fest: Mit der neuen Verbändevereinbarung ist der vom freien Wettbewerb
überzeugte Bundeswirtschaftsminister noch längst nicht da, wo er hin will.
Die willkürliche Aufteilung
Deutschlands in zwei Handelszonen passt zum Beispiel nur den Stromriesen RWE und Veba ins
Konzept: Weil sie auf beiden Seiten der
künstlichen Grenze aktiv sind, bleiben sie von der Strom-Maut befreit. Norddeutschen Klein- und Billiganbietern aber wird
das Geschäft mit süddeutschen Kunden vermiest. Ein Wettbewerbshindernis, das
Bundeskartellamt und EU nicht hinnehmen sollten. Auch die Behauptung des
Stadtwerke-Präsidenten Widder, die Kosten für den Wechsel des Stromanbieters müssten
künftig auf die Allgemeinheit umgelegt werden, soll letztlich nur verhindern, dass Kunden
den teuren Stadtwerken untreu werden. Dabei ist der Anbieterwechsel kein technischer,
sondern ein rein verwaltungsmäßiger Vorgang, der mit der Durchleitungsgebühr ohnehin
abgegolten ist. In das Grundgesetz des Strommarktes, scheint es, ist die Notwendigkeit der
Nachbesserung bereits festgeschrieben.
Quelle: Welt, Die 13.12.1999
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Wechsel des Stromanbieters wird einfacher
Frankfurt - Die deutsche Wirtschaft hat die entscheidenden
Weichen für mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt gestellt. Die neue, freiwillige
Verbändevereinbarung von Industrie und Energiewirtschaft gilt vom 1. Januar 2000 an und
soll den Aufwand beim Wechsel von Anbietern mindern, Tarife für die Durchleitung von
Konkurrenzstrom gerechter gestalten und Raum für niedrigere Endkundenpreise schaffen.
Die Nutzung der bestehenden Stromnetze wird künftig pauschaler betrachtet: Musste für
den Bezug von Fremdstrom bislang jeweils individuell ein entfernungsabhängiger
Durchleitungstarif an den Netzeigner gezahlt werden, fällt in Zukunft nur ein jährliches
Nutzungsentgelt - quasi als Eintrittsgeld - an. Die Jahrespauschale muss formal vom
wechselwilligen Kunden entrichtet werden, dieser kann sie aber an den neuen Anbieter
weiterreichen. Kraftwerke müssen kein Netznutzungsentgelt zahlen, was nach Darstellung
der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) unter anderem die Marktchancen
regenerativer Energien verbessert. Um trotz der Nutzungspauschale die Energieerzeugung in
räumlicher Nähe zum Abnehmer zu fördern, wird der Strommarkt künftig in zwei
Handelszonen - Nord und Süd - aufgeteilt. Der Energieaustausch zwischen diesen Zonen wird
mit einem Aufschlag von 0,25 Pfennig pro Kilowattstunde verrechnet, allerdings nur für
den Saldo der ausgetauschten Strommengen.
Um Privathaushalten den Anbieterwechsel zu vereinfachen, wurden so
genannte Lastprofile festgelegt, die einen Musterverbrauch simulieren und den Einbau
teurer Spezialzähler überflüssig machen.
Derzeit sind Streitigkeiten zwischen den Stromanbietern um die Durchleitung in die
Regionen ehemaliger Gebietsmonopolisten noch an der Tagesordnung. So soll das
Bundeskartellamt in einer mündlichen Anhörung am Mittwoch in Bonn entscheiden, zu
welchen Konditionen der Hamburger Stromanbieter Lichtblick künftig Strom an die Kunden
der Stadtwerke München liefern darf. "Wir rechnen fest damit", so
Lichtblick-Geschäftsführer Heiko von Tschischwitz, "dass uns durch das
Bundeskartellamt der Rücken gestärkt wird."
Quelle: Hamburger Abendblatt 14.12.1999
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Ökostrom bekommt sichere Basis
Fraktionen bringen am Donnerstag das Gesetz zur Förderung
erneuerbarer Energien in den Bundestag. Anteil von Wind, Sonne, Erdwärme & Co soll
sich innerhalb von zehn Jahren verdoppeln
Freiburg (taz) - Die Erzeuger umweltfreundlichen Stroms
können wieder verlässlich planen: Am Donnerstag wird der Bundestag über das
"Gesetz zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien"
beschließen. Es ersetzt das seit 1991 gültige, sehr erfolgreiche
Stromeinspeisungsgesetz, das nach der Öffnung des Strommarktes überarbeitet werden
musste.In den letzten Wochen gab es vor allem um die Höhe der Einspeisevergütung
Gerangel. Das für das Gesetz zuständige Bundeswirtschaftsministerium wollte eher etwas
weniger für die Kilowattstunde Ökostrom zugestehen, die Betreiber der Anlagen forderten
mehr. Nun zeigen aber alle Seiten Zufriedenheit mit der Vorlage.Gestern nach
Redaktionsschluss sollte der Entwurf des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) in den
Fraktionen von SPD und Bündnisgrünen abgesegnet werden. In dem neuen Gesetz formuliert
der Deutsche Bundestag das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung
bis zum Jahr 2010 zu verdoppeln. Dies geschieht, indem die Erzeuger von Ökostrom faire
Vergütungen und eine verlässliche Basis für Investitionen erhalten.So wird es für
Strom aus Windkraftanlagen in den ersten fünf Jahren 17,8 Pfennig je Kilowattstunde
geben. Je nach Güte des Standortes geht die Vergütung anschließend etwas zurück; sie
kann an guten Standorten bis auf 13,8 Pfennig sinken. Durchschnittliche Standorte werden
im Mittel ihrer Betriebszeit auf 16,46 Pfennig je Kilowattstunde kommen, durchschnittliche
Binnenlandstandorte werden 17,39 Pfennig erzielen. Mit dieser Differenzierung wird auch
den Einwänden der Europäischen Kommission Rechnung getragen, die an besonders
windgünstigen Standorten andernfalls eine Überförderung angemahnt hätte. Erstmals
erhalten auch die Planer von Offshore-Windparks die lange geforderte Rechtssicherheit: Der
Anwendungsbereich des Gesetzes reicht über die 12-Meilen-Zone im Küstenbereich
hinaus.Deutlich verbesserte Perspektiven schafft das Gesetz auch der Land- und
Forstwirtschaft mit einer stärkeren Unterstützung der Biomassenutzung. Landwirte, die
ihre Gülle zu Biogas vergären und damit Strom erzeugen, erhalten künftig 20 Pfennig je
Kilowattstunde, derzeit sind es nur knapp 15 Pfennig. Auch für Kraftwerke auf Basis
fester Biomasse (in erster Linie Holz) gibt es künftig den erhöhten Satz. Erst ab einer
elektrischen Leistung von mehr als 500 Kilowatt sinkt die Vergütung auf 18 Pfennig,
oberhalb von fünf bis maximal 20 Megawatt auf 17 Pfennig.Neu im Gesetz ist das Grubengas,
dessen Nutzung aus Gründen des Klimaschutzes forciert wird: Entweicht das Grubengas
(Methan) ungenutzt, heizt es die Erdatmosphäre stark auf, die energetische Nutzung
reduziert die Treibhauswirkung erheblich. Auch die Erdwärme ist künftig erstmals
vertreten: Für Anlagen bis zu 20 Megawatt beträgt die Mindestvergütung in Zukunft 17,5
Pfennig, für größere Anlagen 14 Pfennig je Kilowattstunde.Und schließlich gibt es auch
für die Solarenergie Perspektiven neuer Dimension. Für Solarstrom werden künftig
mindestens 99 Pfennig je Kilowattstunde vergütet, womit Solaranlagen eine nie dagewesene
Attraktivität erreichen werden. Da die anlaufende Massenproduktion die Kosten der
Solaranlagen kontinuierlich senken wird, wird dieser Betrag nur für Anlagen gelten, die
im Jahr 2000 ans Netz gehen. Für später gebaute Anlagen wird die Vergütung pro Jahr um
5 Prozent sinken. Allerdings wurde die Solarförderung gedeckelt: Sobald es in Deutschland
Solaranlagen mit insgesamt 350 Megawatt gibt - das ist fast sechsmal so viel, wie heute
installiert sind - soll das Gesetz überarbeitet werden. Das Gesetz geht durch den
Bundesrat, ist aber nicht zustimmungspflichtig. Zum 1. März soll es
in Kraft treten, dann aber auch Altanlagen betreffen.
Quelle: TAZ 14.12.1999
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Stromdurchleitung neu und einfacher
geregelt
Frankfurt/Main (dpa) - Die Durchleitung von Strom von einem
Energieversorger zum nächsten und dann weiter zu den Kunden wurde gestern neu geregelt.
Vertreter der Industrie und der Energiewirtschaft haben am Montag in Frankfurt eine neue
so genannte Verbändevereinbarung zur Nutzung der Stromnetze unterzeichnet. Nach Angaben
der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) wird damit der Handel mit Strom
deutlich einfacher. Künftig muss nicht mehr jede Lieferung einzeln berechnet werden. Es
wird nach so genannten Leistungsprofilen abgerechnet - der Durchschnittsverbrauch eines
Zweikinder- oder Rentnerhaushalts zum Beispiel. Dafür gibt es dann Pauschalgebühren für
die Nutzung der fremden Netze. Ein paar verkomplizierende Details konnten die
Stromversorger aber noch einbauen. So ist die Durchleitung zwar nicht mehr
entfernungsabhängig. Deutschlands Hochspannungsnetze werden aber in zwei Zonen
eingeteilt, Nord und Süd. Zone "Nord" umfasst die Übertragungsnetze von Veag,
PreussenElektra, VEW, HEW und Bewag; Zone "Süd" die Gebiete von EnBW, RWE und
Bayernwerk. Wer nach Saldierung Strom aus der anderen Handelszone bezieht, zahlt dafür
zusätzlich ein Transportentgelt von 0,25 Pfennig je Kilowattstunde. Für die ostdeutschen
Veag gibt es wegen der Garantie für die Braunkohleförderung Sonderregeln. Die Regelung
muss noch der Kartellbehörde in Berlin und dem EU-Wettbewerbskommissar Monti vorgelegt
werden.
Quelle: TAZ 14.12.1999
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Vereinbarung unterzeichnet
Kein Bürger ohne Strom
Anbieter garantieren Lieferung auch bei einem Wechsel
Frankfurt - Am 1. Januar beginnt in Deutschland eine "neue Zeitrechnung in der
Stromwirtschaft". Die Verbände der Strombranche und der Wirtschaft unterzeichneten
in Frankfurt im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller eine Vereinbarung,
die den Wettbewerb einen weiteren Schritt voranbringen soll. Nach zehnmonatigen
Verhandlungen wurde festgelegt, zu welchen Bedingungen der Handel mit Strom über die
bisherigen Grenzen der Stromversorger hinaus möglich ist.
Allerdings hat man sich dabei noch immer nicht darauf einigen können, welche Kosten für
Kleinkunden und Privathaushalte beim Wechsel des Anbieters anfallen. "Wir haben bis
zum Schluss versucht, das Thema noch unterzubringen", sagte der Präsident des
Verbandes kommunaler Unternehmen, Gerhard Widder. Man wolle nun abwarten, wie sich der
Markt entwickelt und dann Regelungen finden.
Bisher jedoch gibt es nach Einschätzung der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke
(VDEW) nur wenig Interesse bei Haushalten und Gewerbe, den Stromversorger zu wechseln.
Wirtschaftsminister Müller betonte jedoch, dass auch im freien Wettbewerb die Sicherheit
der Versorgung jederzeit gewährleistet werde. Es werde "nie ein Bürger ohne Strom
sein", weil es dafür eine Garantie der Anbieter gebe.
In der Verbändevereinbarung, die am 1. Januar in Kraft tritt und zwei Jahre gelten soll,
ist daher erst einmal geregelt, wie der Stromaustausch unter den Erzeugern und Lieferanten
erfolgen soll.
Dazu wird Deutschland in zwei "Versorgungsregionen" unterteilt, in Nord und
Süd. Die Region Nord umfasst die Übertragungsnetze von Veag, Preussenelektra, VEW, HEW
und Bewag, die Region Süd die Netze von Enbw, RWE und Bayernwerk. Wer per Saldo Strom aus
der anderen Handelszone bezieht, soll künftig 0,25 Pfennig je Kilowattstunde an
Transportkosten bezahlen. Dieser Preis gilt vorerst auch für Stromlieferungen aus dem
Ausland, bis eine europaweite Regelung gefunden wird.
Jeder Netzkunde wird ein jährliches Netzentgelt zahlen, wobei er die freie Wahl zwischen
den Versorgern hat oder auch Strom von mehreren Lieferanten beziehen kann. Ein
Verbraucher, der zum Beispiel von einem örtlichen Stadtwerk zu einem anderen Anbieter
wechselt, muss dann zwei Verträge unterzeichnen, einen für die Netznutzung und einen
für den Lieferanten.
"Damit wird der Verkauf von Strom außerhalb des angestammten Versorgungsgebiets
erheblich erleichtert", sagte VDEW-Präsident Heinz Klinger. Auch mache die Regelung
Strom zu einem börsenfähigen Produkt. Wichtig sei, dass künftig keine
entfernungsabhängigen Entgelte mehr berechnet werden, sondern es für die Nutzung fremder
Stromnetze nun pauschale Gebühren gebe. Damit müsse nicht mehr jede Durchleitung separat
und individuell verhandelt werden.
Der Bundeswirtschaftsminister zeigte sich zuversichtlich, dass die Vereinbarung von der
Brüsseler EU-Kommission genehmigt wird.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 14.12.1999
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Liberalisierung ist Chance für
erneuerbare Energie
Mit Ökostrom wird es erst richtig bunt
Aachen. "Bunter und billiger" Strom wird jetzt
zuhauf angepriesen. Strom aus erneuerbaren Energiequellen muss sich den Markt noch
erobern. Jetzt bieten auch die regionalen Stadtwerke Ökostrom an.
"Schicken Sie uns einfach den unterschriebenen
Vertrag, und wir kümmern uns um alles Weitere." Solche Sätze werden uns
Stromverbrauchern noch reichlich angedient in den nächsten Monaten. Alle möglichen
Produzenten, und es werden immer mehr, bieten nun "bunten" Strom an.
Preise und Konditionen
Wem das günstigste Angebot gerade recht ist und wem es
egal ist, ob der Strom aus Kohle- oder Atomkraftwerken kommt (wie bei Yello) oder aus
Wind- oder Solaranlagen, der braucht nur genau die Preise und Konditionen zu vergleichen.
Ein paar Informationen mehr verarbeiten muss, wer
prinzipiell "Ökostrom" bestellen will. Also Strom, der zumindest überwiegend
aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt wird: Wasser, Wind, Sonne, Biomasse,
Erdwärme.
"Ökostrom verdrängt Primärenergie"
Der Grundgedanke ist: "Ökostrom verdrängt
Primärenergie." Je mehr Ökostrom bestellt wird, desto geringer wird die Produktion
aus umweltbelastenden Quellen, desto mehr neue Ökokraftwerke müssen (und sollen) gebaut
werden.
Nicht zwingend teurer
Ökostrom an sich muss nicht teurer sein, der Aufpreis soll
überwiegend für den Bau neuer Anlagen verwandt werden. Der Ökostrom-Verbund
"energreen" zum Beispiel, an dem auch die Aachener Stadtwerke beteiligt sind,
sichert zu, mindestens 80 Prozent des Aufpreises (von acht Pfennig/Kilowattstunde) in die
Förderung neuer Anlagen zu investieren.
Strom ist faul
Wissen muss man ferner, dass Ökostromangebote
hauptsächlich "mengengleich" sind. Das heißt: Der Anbieter garantiert, dass
die insgesamt bestellte Menge Ökostrom hergestellt wird. Woher der Strom aus der
Steckdose tatsächlich kommt, ist Zufall. "Strom ist faul", sagt der Fachmann,
er sucht den Weg des geringsten Widerstands.
"Zeitgleiche Produktion"
Es gibt aber auch die Möglichkeit "zeitgleicher"
Produktion, die etwa Greenpeace künftig anbieten will. Dabei steht (Öko-)Strom genau
dann zur Verfügung, wenn er gebraucht wird. Das funktioniert bislang aber nur bei relativ
geringen Mengen aus nahegelegenen Kraftwerken, die mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten.
Dieser Strom ist auch im Grundpreis etwas teurer.
(Zu) viele Gütesiegel
Dass der Kunde überhaupt sicher genug sein kann, dass
Ökostrom in der insgesamt bestellten Menge produziert und nicht heimlich der
überschüssige Atomstrom abgesetzt wird, sollen Zertifikate garantieren. Tatsächlich
vergibt bislang nur der TÜV ein Zertifikat; andere von verschiedenen Öko-Vereinen oder
-Instituten sollen bald folgen.
Der TÜV prüft dabei im Prinzip nur, ob der Anbieter die
zugesagten Ökostrom-Kapazitäten hat, verpflichtet jedoch nicht unbedingt zum Bau neuer
Anlagen. Zertifikate der Öko-Institute werden die Anbieter auf Neuinvestitionen
festlegen. Noch sind solche Garantie-Label unübersichtlich und nicht aufeinander
abgestimmt. Es bahnt sich gar eine "Label-Schwemme" an, so die Fachzeitschrift
Photon.
Ohnehin haben sich bislang so wenig Kunden für Ökostrom
entschieden, dass nicht eine einziges Ökokraftwerk neu gebaut werden muss.
Quelle: Aachener Nachrichten 9.12.1999
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Blatzheim
droht Yello: Wir schalten ab
Energieversorger im Clinch
Rechnung nicht bezahlt - Stadtwerke wollen aber die 50 Kunden nicht ohne Strom lassen
Troisdorf - "Wenn Yello Strom nicht bezahlt, kündigen wir den Vertrag", machte
Peter Blatzheim, Geschäftsführer der Stadtwerke GmbH, gestern seinem Ärger Luft. Dann
könnte es Kunden des noch neuen Energieanbieters passieren, dass ihre Stromanschlüsse
abgeschaltet werden, weil die Yello Strom GmbH ihre Stromrechnungen bei den Stadtwerken
noch nicht bezahlt hat.
Nach der Öffnung des Strommarktes hat Yello Strom auch in Troisdorf Kunden gewonnen.
"Um die 50", so schätzt Blatzheim, seien es derzeit. Rund 34 000 Kunden
beziehen ihren Strom von den Stadtwerken. Da es für die Durchleitung des "gelben
Stroms" noch zu keinem Vertragsabschluss zwischen den Stadtwerken und dem
Energieanbieter gekommen ist, kauft Yello Strom die Energie zur Versorgung seiner Kunden
von den Stadtwerken. Dafür zahlt das Unternehmen nach Auskunft Blatzheims mehr, als es
seinen Kunden in Rechnung stellt.
Mit rund 1000 Mark steht der Anbieter bei den Stadtwerken in der Kreide. Am 20. Dezember
laufe die letzte Zahlungsfrist aus, so Blatzheim. Die Anschlüsse der Yello Strom Kunden
könnten dann abgeschaltet werden. "Wir lassen aber keinen über Weihnachten ohne
Strom", räumt der Stadtwerke-Chef ein. Dazu würden dann Lösungen gefunden.
Nichts gegen Wettbewerb
Dabei, darauf legt Blatzheim Wert, habe er nichts gegen die Liberalisierung des
Strommarktes oder gegen Yello Strom. "Vom Wettbewerb profitieren die Bürger und auch
die Stadtwerke." Die nächste Tarifsenkung für Troisdorf - es sind je nach
Strommenge, die abgenommen wird, zwischen vier und sieben Prozent - kündigte er gleich im
Anschluss an. Auch dieses sei eine Folge des Wettbewerbs auf dem Strommarkt.
Mit anderen Stromanbietern haben die Stadtwerke keine Schwierigkeiten. Die Verfahren
laufen reibungslos. Sogar ein Durchleitungsvertrag besteht schon. "Ich will diesen
Wettbewerb nicht behindern, aber es muss geregelt sein." Und das ist bei Yello Strom
seiner Meinung nach nicht der Fall. Es gebe außer dem Nichtbezahlen der Rechnungen auch
Durcheinander bei den Kundenlisten und ständig neue Ansprechpartner bei Yello Strom,
bemängelt er.
Schon Mitte November hatten die Stadtwerke sich schriftlich bei der Energie
Baden-Württemberg (EnBW), der Muttergesellschaft der Yello Strom GmbH, beschwert.
"Im Zuge der mit uns durchgeführten Abstimmungen zur Nutzung unseres Netzes haben
wir den Eindruck gewonnen, dass die internen Abläufe im Bereich Durchleitungsmanagemant
nur als chaotisch bezeichnet werden können", schrieben die Stadtwerke und listeten
im Anschluss ein Reihe von Missständen auf. Um Nachteile für die Kunden zu vermeiden,
habe man sich bereit erklärt, übergangsweise Strom an Yello zu liefern.
Verständnis für Ärger
"Wir sind liquide und zahlen unserer Rechnung", erklärte gestern Yello Strom
und EnBW Geschäftsführer Marco Demuth auf Anfrage des "Rhein-Sieg-Anzeiger".
"Ich verstehe seinen Ärger, er ist ein guter Kaufmann", kommentierte er
Blatzheims Äußerungen. Yello Strom sei noch dabei, sich zu organisieren, aber jeder Tag
sei eine neue Herausforderung. "Wir werden gut - aber es dauert noch."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 10.12.1999
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Energieriesen sind zum Erfolg verurteilt
Strom ist schwere Mitgift für die Hochzeit von Veba und Viag
ews/jsn DÜSSELDORF. Das Kerngeschäft Strom läuft für
die Veba AG, Düsseldorf, im ersten Jahr der Liberalisierung des Energiemarktes schlecht:
Beim Umsatz wird am Mittwoch für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 1999 ein
Minus von 5 %, beim Ergebnis sogar von 10 % ausgewiesen werden. Bei der Viag AG, München,
dem Fusionspartner der Veba, werden ebenfalls am Mittwoch Einbrüche der Stromsparte in
ähnlicher Größenordnung veröffentlicht. Dies erfuhr das Handelsblatt aus
Unternehmenskreisen. Die Branche leidet unter dem Preisverfall durch die Marktöffnung.
Deutschlands größter Stromanbieter, die Essener RWE Energie AG, hat bereits für das
Geschäftsjahr 1999/2000 (30.6.) einen Ausgabenstopp verfügt. Dieses "zusätzliche
Kostenmanagement" soll 30 % der geplanten Aufwendungen sparen.
Für den gesamten Veba-Konzern werden allerdings positive
Zahlen präsentiert. Umsatz und Ergebnis sind im zweistelligen Bereich gewachsen. Dazu
trugen aber drei Sonderfaktoren bei: Einmal wird erstmals die Chemietochter Degussa-Hüls
voll einbezogen, zum anderen kommen satte Buchgewinne aus dem Verkauf von Otelo und
Anteilen an Cable & Wireless von 1,7 Mrd. Euro hinzu. Drittens entfallen nun die
Verluste in der Telekommunikation.
Der geplante Verkauf von E-Plus an France Telecom zum Preis
von insgesamt 7,4 Mrd. Euro davon entfallen 3,6 Mrd. Euro auf RWE und 3,8 Mrd. Euro
auf Veba wirkt sich allerdings bislang nicht aus. Der US-Miteigentümer Bell South
(22,5 % Anteil) kann bis Ende 1999 über sein Vorkaufsrecht für die E-Plus-Anteile
entscheiden. Wie zu hören ist, prüft Bell South eine Kooperation mit der
Telefongesellschaft Koninklijke PTT Nederland NV (KPN) in Amsterdam.
Quelle: Handelsblatt 8.12.1999
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In nur sechs Monaten baute die
Bewag 2200 Stellen ab
Der Berliner Energieversorger Bewag streicht innerhalb
eines halben Jahres jede vierte Stelle. Ende Dezember wird das Unternehmen nur noch 6300
Beschäftigte und damit 2200 weniger haben als im Sommer, wie Vorstandsvorsitzender
Dietmar Winje mitteilte. Er betonte, dass man damit beim Stellenabbau schneller
vorangekommen sei als ursprünglich geplant. Bis Ende 2002 solle die Belegschaft um
weitere 1600 bis 1800 Beschäftigte geschrumpft werden.
Der durch den liberalisierten Energiemarkt verschärfte
Wettbewerb mache eine radikale Senkung der Kosten notwendig, sagte Winje. Die Bewag müsse
bis zum Jahr 2002 über eine Mrd. DM einsparen. Daher sei der Belegschaftsabbau
unumgänglich. Sollte die angestrebte Kostenreduzierung dadurch nicht voll erreicht
werden, gebe es weiterhin die Option einer Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich.
Darüber müsse dann aber noch mit den Sozialpartnern verhandelt werden.
Da der Personalabbau sozialverträglich
über Abfindungen und vorzeitigen Ruhestand erfolge, belaste er das Unternehmen zwar
zunächst allein in diesem Jahr mit gut 400 Mio. DM und bis zum Ende des Geschäftsjahres
im Juni 2000 mit insgesamt 750 Mio. DM, sagte Winje. Doch dies werde in den nächsten
Jahren durch eingesparte Lohnkosten mehr als aufgewogen. Würde man den radikalen
Stellenabbau nicht schon jetzt bei guter Ertragslage vornehmen, wäre man in zwei oder
drei Jahren nicht mehr zu einer sozialverträglichen Lösung in der Lage.
Der Bewag-Chef betonte, dass man mit den Schritten zum
Fitmachen des Unternehmens für den verschärften Wettbewerb "im Plan" liege.
Dazu gehörten die Preissenkungen für die Haushalte zum 1. November. In den seitdem
vergangenen knapp fünf Wochen hätten sich 0,3 Prozent (rund 5000 Haushalte) der etwa
zwei Millionen Kunden für den Tarif Ökopur mit Strom aus regenerativen Energien und 3,6
Prozent (knapp 80 000 Haushalte) für den Tarif Multiconnect mit Atomstrom entschieden.
Auch beim Aufbau einer Vertriebsstruktur mit einem markterfahrenen Partner für den
bundesweiten Stromverkauf sei man vorangekommen. Einzelheiten dazu werde man noch im
Dezember bekannt geben. Die Meldung der WELT über eine Kooperation mit Mobilcom wollte
Winje weder bestätigen noch dementieren.
Der Vorstandsvorsitzende bekräftigte sein Ziel, auch nach
der Deregulierung des Strommarkts in Deutschland mittelfristig einen Marktanteil von 80
Prozent in Berlin zu halten. Im gleichen Zeitraum wolle die Bewag ihren bundesweiten
Anteil von drei auf fünf Prozent erhöhen. Winje rechnet mit einem "guten operativen
Ergebnis", das eine Dividende auf Vorjahreshöhe von 1,10 DM ermögliche
Quelle: Welt Die, 3.12.1999
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Frankreich öffnet nun doch seinen
Strommarkt
Paris lenkt nach Einleitung eines EuGH-Verfahrens ein Differenzen in Brüssel um
erneuerbare Energien
sce BRÜSSEL. Frankreich hat sich nun doch zu einer raschen
Liberalisierung seines Strommarktes bereit erklärt. Nachdem die EU-Kommission Ende
November ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Regierung in Paris eingeleitet hatte,
verkündete am Donnerstag der für Energiefragen zuständige Staatssekretär Christian
Pierret in Brüssel, die französische Nationalversammlung werde das Gesetz zur Öffnung
des Strommarktes bis Mitte Februar verabschiedet haben. Unter dem wachsenden politischen
Druck der EU setzt Frankreich als vorletztes Mitgliedsland der Union die Binnenmarktregeln
für den Elektrizitätssektor um. Nur noch Luxemburg weigert sich, sein Netz zu öffnen.
Am Rande der Brüsseler Ministerratssitzung traten
Differenzen über die künftige Förderung von Öko-Strom zu Tage. Zum weiten Mal zog die
EU-Kommission einen Richtlinienentwurf zur Stärkung erneuerbarer Energien zurück. Die
zuständige Kommissarin Loyola De Palacio überbrachte dem Rat lediglich ein
Eckpunktepapier, das die Mitgliedsländer bis zum Januar bewerten sollen. Ursprünglich
wollte die Kommission eine verabschiedete Direktive präsentieren. Doch die Furcht vor
einer politischen Niederlage im Ministerrat veranlasste De Palacio, den Entwurf in letzter
Minute von der Tagesordnung zu streichen. Statt dessen sollen nun zunächst einmal die
Mitgliedsländer über geeignete Maßnahmen zur Anhebung der regenerativen Energien
diskutieren. In diplomatischen Kreisen war von einem bislang in der EU einmaligen Vorgang
die Rede.
Mit dem Thema Öko-Strom hatte sich bereits
die Vorgänger-Kommission die Finger verbrannt. Im Sommer letzten Jahres wollte die
Brüsseler Behörde verbindliche Mindestquoten für den Anteil von Strom aus Wind-, Solar-
und Wasserkraftanlagen einführen. Die Pläne provozierten den lauten Protest der
EU-Staaten, die keinen Eingriff in ihren nationalen Energiemix dulden wollten. Daraufhin
kam der Entwurf gar nicht erst ins Gesetzgebungsverfahren.
Die neuesten Vorschläge beinhalten die
Einführung einer gemeinschaftlichen Quote für den grünen Strom nur noch als Option. Im
Mittelpunkt steht die Aufforderung an die Länder, Diskriminierungen beim Zugang zum Netz
innerhalb von zehn Jahren zu beseitigen. Das im deutschen Stromeinspeisungsgesetz
vorgesehene Preisstützungssystem für Strom aus regenerativen Energieträgern soll
Bestand haben. Außerdem wird erwogen, dass Länder mit einem Öko-StromAnteil von 5
% Elektrizitätsanbietern aus Ländern mit einer geringeren Quote den Zugang zu ihren
Märkten verweigern dürfen.
Quelle: Handelsblatt 4.12.99
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Mobilcom
wird Stromhändler
Gemeinschaftsunternehmen mit Berlins Stromversorger Bewag - "Best Energy" plant
bundesweites Billigangebot
Hamburg - Der Telekom-Herausforderer Mobilcom AG steigt in
das Stromgeschäft ein. Wie die WELT am Donnerstag aus gut unterrichteten Kreisen in
Hamburg erfuhr, plant Mobilcom mit dem Berliner Stromversorger Bewag ein Joint Venture
unter dem Namen "Best Energy". Das Gemeinschaftsunternehmen, an dem beide
Konzerne jeweils 50 Prozent halten, soll am 9. Dezember in Hamburg der Öffentlichkeit
präsentiert werden. "Best Energy" wird Billig-Strom zunächst in ausgewählten
Test-Märkten wie Hamburg anbieten, und sich dann bundesweit ausbreiten. Branchenkreise
vermuten, dass es auch Paket-Angebote von Telefon- und Energiedienstleistungen geben wird.
Über die geplanten Tarife wurde zunächst noch nichts bekannt.
Mit der künftigen Vertriebsschiene im Telekom-Bereich wird
der fünftgrößte deutsche Stromkonzern Bewag erstmals bundesweit im Markt für
Haushaltskunden aktiv. In Branchenkreisen gilt Mobilcom - einer der größten Werte im
Börsensegment Neuer Markt - als idealer Vertriebspartner für das MDax-Unternehmen Bewag:
Während andere Stromanbieter ihren Vertrieb mit branchenfernen Unternehmen aufbauen -
etwa mit Supermarktketten oder Versandhäusern - bekomme die Bewag einen Vertriebspartner
der ebenso Erfahrung mit der leitungsgebundenen Versorgung wie mit der Abrechnung
zahlenmäßig großer Kundengruppen und deren Betreuung über Call-Center habe.
Quelle: Welt, Die 2.12.1999
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Frankreich öffnet nun doch seinen
Strommarkt
Paris lenkt nach Einleitung eines EuGH-Verfahrens ein Differenzen in Brüssel um
erneuerbare Energien
sce BRÜSSEL. Frankreich hat sich nun doch zu einer raschen
Liberalisierung seines Strommarktes bereit erklärt. Nachdem die EU-Kommission Ende
November ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Regierung in Paris eingeleitet hatte,
verkündete am Donnerstag der für Energiefragen zuständige Staatssekretär Christian
Pierret in Brüssel, die französische Nationalversammlung werde das Gesetz zur Öffnung
des Strommarktes bis Mitte Februar verabschiedet haben. Unter dem wachsenden politischen
Druck der EU setzt Frankreich als vorletztes Mitgliedsland der Union die Binnenmarktregeln
für den Elektrizitätssektor um. Nur noch Luxemburg weigert sich, sein Netz zu öffnen.
Am Rande der Brüsseler Ministerratssitzung traten
Differenzen über die künftige Förderung von Öko-Strom zu Tage. Zum weiten Mal zog die
EU-Kommission einen Richtlinienentwurf zur Stärkung erneuerbarer Energien zurück. Die
zuständige Kommissarin Loyola De Palacio überbrachte dem Rat lediglich ein
Eckpunktepapier, das die Mitgliedsländer bis zum Januar bewerten sollen. Ursprünglich
wollte die Kommission eine verabschiedete Direktive präsentieren. Doch die Furcht vor
einer politischen Niederlage im Ministerrat veranlasste De Palacio, den Entwurf in letzter
Minute von der Tagesordnung zu streichen. Statt dessen sollen nun zunächst einmal die
Mitgliedsländer über geeignete Maßnahmen zur Anhebung der regenerativen Energien
diskutieren. In diplomatischen Kreisen war von einem bislang in der EU einmaligen Vorgang
die Rede.
Mit dem Thema Öko-Strom hatte sich bereits die
Vorgänger-Kommission die Finger verbrannt. Im Sommer letzten Jahres wollte die Brüsseler
Behörde verbindliche Mindestquoten für den Anteil von Strom aus Wind-, Solar- und
Wasserkraftanlagen einführen. Die Pläne provozierten den lauten Protest der EU-Staaten,
die keinen Eingriff in ihren nationalen Energiemix dulden wollten. Daraufhin kam der
Entwurf gar nicht erst ins Gesetzgebungsverfahren.
Die neuesten Vorschläge beinhalten die Einführung einer
gemeinschaftlichen Quote für den grünen Strom nur noch als Option. Im Mittelpunkt steht
die Aufforderung an die Länder, Diskriminierungen beim Zugang zum Netz innerhalb von zehn
Jahren zu beseitigen. Das im deutschen Stromeinspeisungsgesetz vorgesehene
Preisstützungssystem für Strom aus regenerativen Energieträgern soll Bestand haben. Außerdem wird erwogen, dass Länder mit einem Öko-StromAnteil von
5 % Elektrizitätsanbietern aus Ländern mit einer geringeren Quote den Zugang zu ihren
Märkten verweigern dürfen.
Quelle: Handelsblatt 3.12.1999
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RWE, VEW und Steag planen
neue "Energie AG"
Bündelung von Kraftwerks-Kapazitäten
Essen (dpa/lnw) - Die Revierunternehmen RWE, VEW und die zum Ruhrkohle-Konzern gehörende
Steag planen nach Informationen der in Essen erscheinenden Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung
(NRZ) die Gründung einer gemeinsamen "Energie AG". Wie die Zeitung in ihrer
Freitagausgabe berichtet, soll das neue Unternehmen bereits im kommenden Jahr an den Start
gehen und in erster Linie die Kraftwerks-Kapazitäten bündeln. Sprecher der betroffenen
Unternehmen wollten die Informationen nicht bestätigen.
Bereits seit September werde über eine mögliche Kooperation mit der Steag gesprochen,
sagte RWE Energie-Sprecher Hermann Venghaus. Die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft
sei dabei jedoch "reine Spekulation". Es gehe vielmehr um eine Abstimmung des
Kraftwerks-Einsatzes. Es werde eine engere Zusammenarbeit geprüft, um die Kostensituation
zu verbessern, sagte Steag-Sprecher Martin Weber in Essen.
Der RWE-Konzern ist größter Abnehmer für Strom aus der Produktion des
Steinkohle-Kraftwerksparks der zum RAG-Konzern gehörenden Steag. Von einer
Gesamtproduktion der Steag im Jahr 1998 von 27,3 Milliarden Kilowattstunden (kWh) lieferte
das Unternehmen 12,4 Milliarden kWh an RWE und 8,2 Milliarden kWh an den Dortmunder
Nachbarn VEW AG. Die Energieunternehmen RWE und VEW wollen sich noch bis zum Jahresende
über einen Zusammenschluss einigen.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 3.12.1999
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RWE Energie drängt auf Europa-Markt
Handelsbüro in Amsterdam
adx ESSEN. Die RWE Energie AG drängt verstärkt auf den
europäischen Stromhandelsmarkt. Die hundertprozentiger Tochter RWE Energy Trading Limited
habe jetzt ein eigenes Handelsbüro in Hoofddorp bei Amsterdam eröffnet, teilte das
Unternehmen am Freitag mit. Ihm sollen noch in diesem Jahr weitere Vertretungen in Europa
folgen. Ziel sei die Präsenz in allen bedeutenden europäischen Wirtschaftszentren. Das
Handelsbüro in den Niederlanden, das durch ein Vertriebsteam ergänzt werden soll, will
an bereits erzielte Erfolge im niederländischen Strommarkt anknüpfen und die künftig
erforderliche Kundennähe sichern.
Auf dem Weg zu einem der führenden Energiedienstleister
Europas wolle sich RWE Energie bei allen wesentlichen Energieträgern, Kohle, Öl, Gas und
Strom, international stark positionieren, betonte RWE. Dazu sei im März dieses Jahres die
RWE Energy Trading Ltd. mit Sitz in London gegründet worden. Sie habe in diesen Tagen den
operativen Handel mit Strom und Erdgas in physischer und derivativer Form sowie anderen
Energiederivaten zur Preisabsicherung aufgenommen, teilte RWE Energie weiter mit. Das
Unternehmen erwartet, dass allein der physische Handel mit Strom in Westeuropa von jetzt
etwa 260 Terawattstunden (TWh) bis 2003 auf knapp 2.000 TWh klettert.
Quelle: Handelsblatt 27.11.1999
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Große Freiheit - aber nicht für
arme Schweine
Welche Farbe hat der Strom?
Wir sind ziemlich auf ihn angewiesen. Er fließt und
kriecht. Man kann ihn einschalten oder abschalten, umkehren, weiterleiten oder sperren. Er
bringt uns Licht und Wärme, läßt das Telefon klingeln, das Radio tönen und die
Mattscheibe flimmern. Den meisten hilft er beim Wäschewaschen und vielen beim
Geschirrspülen. Er strömt beinahe allgegenwärtig. Und endlich können wir wählen. Die
große Freiheit ist noch viel größer geworden.
Es steht uns frei, von wem wir den »Saft, der den
Organismus unserer Volkswirtschaft durchströmt«, wie die Energieversorger ihr Produkt
nennen, kaufen. Ein Produkt, von dem die genannten Vermarkter behaupten, es stünde erst
am Anfang seiner »Karriere«.
Jeder Bürger kann jetzt frei entscheiden, welchem
Saftverkäufer er mehr oder weniger von den meist sauer verdienten Märkern in den Rachen
schmeißen muß. Stromversorger oder Energieanbieter nennen sich die Saftverkäufer. Es
geht ihnen gut, jedenfalls den alten, auf die wir schon immer angewiesen wurden. Die neuen
möchten, daß es ihnen auch so gut geht. Deshalb bewerben sie uns.
Und auch die alten geben sich furchtbare Mühe. Nicht nur,
daß sie uns daran erinnern, wie verläßlich sie in der Vergangenheit waren, sie pochen
auf ihre vielen Investitionen in die Umwelt. Daß wir diese Investitionen ebenso bezahlt
haben wie ihre Gewinne, erwähnen die Selbstbeweihräucherer nicht. Immerhin senken sie
nun zähneknirschend die Preise.
Politiker reiben sich zufrieden die Hände und sind stolz
darauf, wieviel Gutes sie für uns wieder einmal getan haben und welcherlei zusätzliche
Freiheit sie uns zukünftig zuteil werden lassen. Wir sollen ihnen danken für soviel
Freiheit und die kommenden Preissenkungen. Damit wir nicht übermütig werden und weil sie
meinen, daß zuviel Vertrauen auch nicht gut ist, haben die Regierenden noch schnell
dafür gesorgt, daß jedes Mensch was für die Umwelt tun muß und eine Steuer
draufgelegt.
Und wir stehen nun da und werden in die Verantwortung
genommen. Nehmen wir das rote, das blaue oder das orange Produkt? Paßt der rote Strom zu
meiner Einrichtung? Sieht blauer Strom in meiner Leitung gut aus? Nachdem wir einen Teil
unserer Freizeit der Suche nach dem jeweils geeigneten Telefonanbieter widmen, dürfen wir
uns nun in einem anderen Teil um den richtigen Stromanbieter kümmern. Das nennt man
Eigenverantwortung, die gehört zur Freiheit und soll gefördert werden. Bei der
Entscheidung für den richtigen Saftverkäufer unterstützen uns diverse
Verbrauchervereine und Magazine. Wir werden aufgefordert, uns von unserer neuen Freiheit
nicht zuviel nehmen zu lassen, keine Knebelverträge abzuschließen und an die Umwelt zu
denken. Wer will schon ein Umweltschwein sein? Aber einige müssen. Das haben ja schon
Prinzen verkündet: Du mußt ein Schwein sein in dieser Welt. All die Armen, ob sie nun
BAföG, Sozialhilfe, eine kleine Rente beziehen oder ob sie ihre paar Mark vom Arbeitsamt
bekommen, die werden nun aufgefordert, sich zum Schweinsein zu bekennen. Von der BEWAG,
dem Berliner Altanbieter zum Beispiel.
»ÖkoPur« kostet Strom fast das Doppelte dessen, was der
gleiche Verein für den billigsten fordert. Von »ÖkoPur« wird behauptet, daß der Saft
garantiert zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, also aus Wind, Wasser
und Sonne. Beim billigeren Produkt handelt es sich um Mixstrom, zusammengekauft auf den
(undurchsichtigen) europäischen Märkten. Da kann natürlich nur der Preis, nicht aber
die Herkunft garantiert werden. Dafür kann man es noch billiger haben, wenn man sich ganz
freiwillig bindet, für 24 Monate. Dann ist es zwar mit der Freiheit wieder aus, aber das
ja ganz freiwillig.
Und nun wissen wir, warum Arme Schweine sein müssen. Weil
sie nämlich kein Geld haben für den teuren Strom und deshalb zu Schweinen gemacht
werden. Das befreit sie übrigens natürlich nicht von der Ökosteuer, die zahlen sie in
jedem Fall.
Zugegeben, es bleiben Fragen offen. Eine sei gestellt: Wie
kann dem reicheren Nachbarn eigentlich garantiert werden, daß sein teurer Ökostrom sich
nicht heimlich mit dem Mixstrom des armen Schweins mischt? Während er doch jahrelang
geackert hat, um sich endlich mal was leisten zu können und jetzt was für die Umwelt
tut, holt der Arme seine Kohle vom Sozialamt, kriegt den Strom billiger, und bei dem geht
das Licht auch an. Da könnte der reiche Nachbar doch glatt zum Schwein werden.
Quelle: Junge Welt 24.11.1999
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Fünf Mal war Clement am Rednerpult
Ökosteuer-Debatte im Landtag - Schlagabtausch mit CDU-Fraktionschef Meyer
Düsseldorf. Die Sondersitzung des NRW-Landtags zur Ökosteuer geriet vornehmlich zu einem
Rededuell zwischen CDU-Oppositionschef Laurenz Meyer und SPD-Ministerpräsident Wolfgang
Clement. Der Unionsmann eilte gleich sechs Mal ans Rednerpult. Der SPD-Regierungschef kam
auf immerhin fünf Beiträge. Der Tenor ihres Schlagabtauschs blieb stets der gleiche.
Während der Unionsmann Kompromiss als "Mogelpackung" bezeichnete, sprach
Clement von einem "politischen Glücksfall".
Am Ende der von der CDU-beantragten - teilweise turbulenten - Plenardebatte stimmte die
rot-grüne Parlamentsmehrheit die Forderung der Union nieder, die Reform im Bundesrat
abzulehnen.
"Freudenfeiern sind nicht angesagt", kritisierte Oppositionschef Meyer. Die
Gefahren für die Braunkohle und speziell für den Tagebau Garzweiler II seien keineswegs
ausgeräumt. "Für RWE ist Planungssicherheit nur dann gegeben,
wenn ausschließlich Kraftwerke begünstigt werden, die bis Ende März 2003 im
kommerziellen Dauerbetrieb sind und einen Jahresnutzungsgrad von 57,5 Prozent
erreichen." Gerade über den kommerziellen Dauerbetrieb und den Nutzungsgrad gebe es
in dem Kompromiss aber keine Zusicherung. Clement wies diese Argumentation als
nicht stichhaltig zurück und konterte: "Die erzielte Einigung mit Berlin bringt für
alle Seiten große Vorteile." Sie sichere die Zukunft der heimischen Kohle,
ermögliche den Bau eines hochmodernen Gaskraftwerkes in Mecklenburg-Vorpommern und bringe
überdies die erneuerbaren Energien voran. Damit liege die Bundesrepublik im europaweiten
Trend. Das sei wiederum eine wichtige Voraussetzung für einen fairen Wettbewerb in der
Europäischen Union.
Doch Meyer ließ nicht locker. Er hakte nach und verwies auf den
Brief des RWE-Vorstandschefs Dietmar Kuhnt an Clement. Darin hatte Kuhnt in der Tat
verlangt, dass bei der Ermittlung der Steuerfreiheit verbindlich auf den
Jahresnutzungsgrad der Kraftwerke abzustellen sei. Bei dieser Messmethode müssten
die meisten Gaskraftwerke einen um zwei bis drei Prozent höheren Wirkungsgrad erzielen
als im Gesetz vorgesehen. Meyers Folgerung: Da dies im Ökosteuergesetz nicht geregelt
sei, stimme Clements ganze Rechnung nicht. Clement habe die Beschäftigten in der
Braunkohle und den Kraftwerken "verraten und verkauft".
Das wollte Clement natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Die Messmethode würde nicht
im Gesetz geregelt, sondern in einem anschließenden Verwaltungsverfahren, konterte er.
Und dafür seien die Bundesministerien für Wirtschaft und Finanzen in Berlin zuständig.
Sehr zu Clements Missfallen sorgte seine grüne Umweltministerin Bärbel Höhn dafür,
dass Meyer sich bestätigt sah. Gefragt, wie denn die Messwerte festgestellt werden
sollten, ließ Höhn den CDU-Mann abblitzen: "Wir lassen uns doch nicht in die Karten
schauen."
Genau das befürchtet die CDU-Opposition. Deshalb wollte sie die Landesregierung zwingen,
Farbe zu bekennen. Bevor die Ökosteuer morgen in den Bundesrat kommt, sollte klargestellt
werden, welche Folgen das Gesetz ganz konkret für den Kohlebergbau in NRW haben wird. Die
Regierung blieb diese Antwort schuldig.
Quelle: Kölnische Rundschau 25/11/99
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Bevorzugt der Kompromiss Kohle-
oder Gaskraftwerke?
Ökosteuer
SPD und Grüne bieten unterschiedliche Interpretationen
Berlin - Die Absprache zur Ökosteuer zwischen Kanzler Gerhard Schröder und
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement ist sowohl von
Bundestagsabgeordneten der SPD als auch der Grünen begrüßt worden. Allerdings knüpften
SPD und Grüne daran unterschiedliche Erwartungen. Während die SPD die Zukunft der
Kohle-Nutzung als gesichert ansieht, rechnen die Grünen mit allmählich steigenden
Markt-Anteilen für Gas-Kraftwerke. Die Einigung wurde in einem Treffen des Kanzlers mit
Clement, Außenminister Joschka Fischer und Umweltminister Jürgen Trittin (beide Grüne)
erzielt. Hinzugezogen wurden unter anderen auch Bundeswirtschaftsminister Werner Müller
(parteilos), der künftige SPD-Generalsekretär Franz Müntefering und
Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch. Streitpunkt war die geplante Befreiung neuer
Gaskraftwerke mit einem Wirkungsgrad von mindestens 57,5 Prozent von der Mineralölsteuer.
Damit wird Gas bei der Stromerzeugung mit Kohle gleichgestellt, die auch von der
Mineralölsteuer befreit ist.
Umweltminister Trittin wertete den Kompromiss als Erfolg für seine Partei. Der Bau des in
Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) geplanten Kraftwerks sei gesichert. Die grüne
Fraktionschefin Kerstin Müller äußerte die Hoffnung, dass auf Grund der bis zum Jahr
2003 reichenden Steuerbefreiung für Strom-Erzeugung aus Gas ein solcher Kraftwerkstyp
"bald auch in Nordrhein-Westfalen gebaut werden kann". Derzeit ist in
Deutschland kein Gas-Kraftwerk in Betrieb. Kerstin Müller fügte hinzu: "Dann wird
sich zeigen, welcher Technik die Zukunft gehört." Gas-Kraftwerke erzielen nach
Experten-Ansicht einen weitaus höheren elektrischen Wirkungsgrad als Kohle-Kraftwerke.
Für die ungeschmälerte Kohle-Verstromung hatten sich vor allem SPD-Abgeordnete aus der
Rhein-Ruhr-Region ausgesprochen.
Der Darstellung auf Seiten der Grünen widersprach vehement der SPD-Abgeordnete Klaus
Lennartz (Erftkreis): "Der Kampf für die Kohle hat sich gelohnt. Jetzt ist sicher,
dass unsere rheinische Braunkohle nicht vom Gas verdrängt wird." Die Befristung der
Steuerfreiheit bis zum Jahr 2003 für eine Inbetriebnahme von Gas-Kraftwerken sei so knapp
bemessen, dass eine zweite Anlage - zusätzlich zu Lubmin - von einer solchen Regelung
nicht profitieren könne. Damit stiegen auch die Chancen für Garzweiler II.
Dazu wiederum merkte Kerstin Müller an, es bleibe "offen", ob Garzweiler II
realisiert werden könne. Einstweilen sei jedoch der Versuch des Strom-Konzerns RWE
gescheitert, "unter einem Vorwand die Ökosteuer zu Fall zu bringen".
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 24.11.1999
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Bergleute zeigen Erleichterung ohne
Euphorie
Revier begrüßt Ökosteuer-Kompromiss - Tiefes Misstrauen gegenüber den Grünen
Erftkreis. Der Kompromiss, nach dem hocheffiziente Gas- und
Dampfkraftwerke (GuD), die bis zum 31. März 2003 in Betrieb gehen, auf zehn Jahre
befristet von der Mineralölsteuer befreit werden, wird im rheinischen Revier allgemein
begrüßt. Der Jubel der Bergleute ist allerdings verhalten. "Was kommt als
nächstes?", heißt die bange Frage, die zugleich ein tiefes Misstrauen gegen den
"grünen Anteil" an der Bundes- und an der NRW-Landesregierung ausdrückt.
Mit wenigen Zeilen kommentiert die RWE AG die Einigung mit dem Gesetzgeber: "RWE
begrüßt, dass durch ein Artikelgesetz die steuerliche Begünstigung nach dem Gesetz zur
Fortführung der Öko-Steuerreform auf solche neue Gaskraftwerke begrenzt werden soll, die
zwischen dem 31. Dezember 1999 und dem 31. März 2003 in Dauerbetrieb gehen. Damit tritt
der befürchtete Wettbewerbsnachteil der Braunkohle nicht ein. RWE wird daher an den
geplanten Investitionen in der Braunkohle und an dem Kraftwerkserneuerungsprogramm wie
bisher festhalten."
Im Klartext also will der Konzern 20 Milliarden Mark in seine Braunkohlenkraftwerke
stecken und am Tagebau Garzweiler II festhalten. Damit ist für den
Rheinbraun-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Erwin Winkel "die Kuh vom Eis". Die
Verunsicherung bei den Kollegen allerdings sitze tief. "Solange Grüne
mitregieren", ergänzt sein Kollege im Tagebau Garzweiler, Helmut de Jong,
"müssen wir mit immer neuen Angriffen auf unsere Arbeitsplätze rechnen".
Einzig Ministerpräsident Wolfgang Clement, so beide übereinstimmend, gelte unter den
Bergleuten noch als verlässlicher Partner.
Dem Chef der Landesregierung wollen die Kumpel am Donnerstag, 25. November, in Frechen mit
einem Fackelzug danken. Um 17 Uhr formieren sich die Teilnehmer am Praktiker-Markt auf der
Dürener Straße, um 17.30 Uhr werden sie in Marsch gesetzt. Ihren Dank drücken sie auch
allen aus, die sich in den vergangenen Wochen solidarisch erklärt haben.
Fackelzug als Dank und als Warnung
Alle anderen, so Winkel, dürften die Demo als Warnung verstehen. Die für heute bis
Freitag angekündigte Mahnwache in Frechen am Klüttenbrunnen fällt aus. Abgesagt wurden
auch die Demonstrationen in Eschweiler und Grevenbroich, die am Donnerstagabend
stattfinden sollten.
Im politischen Raum sind vor allem die SPD-Repräsentanten im Erftkreis erleichtert, die
in den vergangenen Wochen einiges über sich ergehen lassen mussten. Die
Bundestagsabgeordnete Helga Kühn-Mengel, die der zweiten Stufe der Öko-Steuerreform in
ihrer ursprünglichen Fassung bereits zugestimmt hatte, ist ebenso froh über die erzielte
Einigung wie die Landtagsabgeordneten Edgar Moron und Hans Krings. "Durch diese
Entscheidung wird zugleich ein bedeutender Beitrag zum Klimaschutz durch Zubau an
Kraftwärmekopplung und erneuerbaren Energien sowie die umwelttechnische Erneuerung von
Großkraftwerken geleistet", schreibt Kühn-Mengel im Namen der gesamten
SPD-Bundestagsfraktion.
Mit "Clement hält Wort: Braunkohle gesichert" titeln Moron und Krings eine
gemeinsame Presseerklärung. Beide hoffen, dass nunmehr die Arbeitsplätze der Bergleute
wieder langfristig gesichert sind.
Die Kumpel sind jedoch nicht nur durch die Politik in Berlin und Düsseldorf angefressen.
Auch die Unternehmenspolitik in Essen lässt immer wieder aufhorchen. Bei jeder neuen
Nachricht von Umstrukturierungen innerhalb des Konzerns sorgen sich die Leute um ihre
Arbeitsplätze. Gestern noch musste Winkel bei einer Betriebsversammlung in Köln den
Mitarbeitern der Hauptverwaltung versichern, dass die geplante Fusion von RWE und VEW zwar
Veränderungen bringen werde, aber nicht zur Zerschlagung von Rheinbraun führe. Winkel
gegenüber der "Rundschau": "RWE-Chef Dietmar Kuhnt hat mir in einem
Gespräch am Sonntag sein Wort darauf gegeben, dass die Hauptverwaltung und die
Montanmitbestimmung von Rheinbraun erhalten bleiben."
Quelle: Kölnische Rundschau 24/11/99
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NRW wird der Ökosteuer zustimmen
Garzweiler II gesichert
RWE hält an Investitionen fest
Düsseldorf - Der nordrhein-westfälische
Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) wird im Bundesrat der umstrittenen Ökosteuer
zustimmen. Das ist das Ergebnis eines Verhandlungskompromisses, der in Berlin unter
Leitung von Bundeskanzler Gerhard Schröder zwischen Bundesregierung, Koalitionsfraktionen
und NRW-Landesregierung erzielt wurde. Daraufhin erklärte gestern der Energiekonzern
RWE-AG, er werde an den geplanten Investitionen für Garzweiler II und an dem
Kraftwerkserneuerungsprogramm in Höhe von 20 Milliarden Mark festhalten.
Mit der Einigung wurde ein Streit in der rot-grünen Koalition in NRW beigelegt.
Ursprünglich hatte Clement gedroht, im Bundesrat mit Nein gegen die Ökosteuer zu
stimmen, was gegen den Koalitionsvertrag verstoßen hätte.
Nach dem Kompromiss soll die steuerliche Begünstigung für Gaskraftwerke bis zum 31.
März 2003 befristet werden. Aufgrund der Befristung sieht RWE keinen Wettbewerbsnachteil
mehr für die Braunkohle. Die Steuerbefreiung wird auch nur für Gaskraftwerke mit einem
Wirkungsgrad von mehr als 57,5 Prozent gelten. Für diese Kraftwerke gilt dann eine
zehnjährige Freistellung von der Ökosteuer. Das könnte für ein Kraftwerksprojekt in
Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) gelten.
Der Ministerpräsident bewertete den Kompromiss als "ausserordentlichen Erfolg, der
aus dem Zufall eines Konflikts geboren worden" sei. Für die Arbeitnehmer im Braun-
und Steinkohlebereich habe er erreicht, was zu erreichen gewesen sei. Er gehe davon aus,
dass sich RWE an die Vereinbarungen halte.
NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) betonte, die Grünen seien beim Streit um die
Ökosteuer nicht eingeknickt. Das Gesetz werde im Bundesrat nicht geändert, und es werde
wie geplant steuerlich geförderte Gaskraftwerke geben. Sie bezeichnete das vereinbarte
Artikelgesetz als "Beschleunigungsgesetz", weil sich aufgrund der Frist nun
viele Unternehmen bemühen würden, von der Steuerbefreiung zu profitieren. Nach wie vor
gehe sie davon aus, dass Garzweiler nicht kommen werde, weil sich dies für RWE nicht
rechne.
Der CDU-Fraktionsvorsitzender Laurenz Meyer erklärte, Clement habe
sich nicht durchsetzen können. "Die Ökosteuer kommt. Mit der Befristung geht es nur
darum, über die Termine der Landtags- und Bundestagswahl zu kommen."
Die Gewerkschaft IGBCE begrüßte die Zusagen für den Braunkohletagebau Garzweiler II.
"Wir sind erleichtert, dass die Zukunftsplanungen für den Braunkohle-Tagebau und die
Kraftwerkserneuerung realisiert werden können," sagte IGBCE-Sprecher Christoph Meer.
Der Kompromiss sieht weiterhin die Förderung von "Ökostrom" vor. Solarstrom
soll künftig kostentragend ins Netz eingespeist und mit knapp einer Mark pro
Kilowattstunde vergütet werden. Mit Blick auf die gerade eröffnete Solarfabrik in
Gelsenkirchen nannte Clement diese Regelung außerordentlich wichtig für den Standort
NRW. Der Anteil der Kraft-Wärme-Koppelung an der Stromerzeugung soll in den nächsten
zehn Jahren von jetzt 14 auf 28 Prozent verdoppelt werden. Hiervon würden etliche
Stadtwerke in NRW profitieren.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 24/11/99
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Förderung von Ökostrom ist
langfristig gesichert
Entwurf zum Stromeinspeisungsgesetz fertig
Berlin - Das geplante Stromeinspeisungsgesetz wird nach
Informationen der WELT die privaten Verbraucher in den kommenden fünf Jahren lediglich
mit einem Betrag von 0,06 bis 0,1 Pfennig pro Kilowattstunde zusätzlich belasten. Damit
soll unter anderem eine ausreichende langfristige Förderung von Windenergie und anderer
regenerativer Energieformen sichergestellt werden.
In einem bisher unveröffentlichten Entwurf des
Bundeswirtschaftsministers Werner Müller (parteilos), der der WELT vorliegt, werden unter
anderem als mögliche durchschnittliche Einspeisevergütung für Windkraft 17 Pfennig pro
Kilowattstunde genannt. Betreibern von Windkraftanlagen soll eine Vergütung in dieser
Höhe über einen Zeitraum von 20 Jahren garantiert werden. Damit wäre eine wesentliche
Forderung der Windkraftindustrie erfüllt.
Die sich daraus ergebenden Mehrkosten sollen bundesweit auf
alle Stromverbraucher umgelegt werden. Indem die Vergütung über Fixpreise erfolgt und
von der Strompreisentwicklung abgekoppelt wird, stellt das Gesetz ein Signal an die
Finanzbranche dar, in erneuerbare Energien zu investieren.
Das neue Stromeinspeisungsgesetz soll am 1. März 2000 in
Kraft treten. Obwohl es in einigen Punkten noch deutliche Meinungsverschiedenheiten
zwischen dem Bundeswirtschaftsminister und den Fraktionen von SPD und Grünen über die
Modelle zur Vergütung von Windenergie gibt, soll der Entwurf am 1. Dezember das Kabinett
passieren. Die erste Lesung im Bundestag ist für den 16. Dezember vorgesehen.
Der Entwurf des Bundeswirtschaftsministeriums sieht im
Paragraf zwei ("Abnahme- und Vergütungspflicht") vor, dass die bisherige
Fünf-Prozent-Grenze bei der Förderung von Windkraftanlagen künftig wegfällt.
Netzbetreiber sollen damit verpflichtet werden, Ökostrom auch dann von privaten
Betreibern abzukaufen, wenn der Windkraftanteil mehr als fünf Prozent des regionalen
Strom-Mixes ausmacht. Auch dies entspricht der Forderung der Umweltverbände und
Ökostromproduzenten.
Gleichzeitig kommt der Paragraf 4.3 des Entwurfs einer
Forderung des Energiekonzerns Preussenelektra nach: Er sieht einen bundesweiten
Lastenausgleich bei der Vergütung der teureren Windenergie vor. Bislang musste der
norddeutsche Konzern die Kosten für den an der Küste erzeugten Windstrom allein tragen.
Indem die Vergütung über eine Laufzeit degressiv gestaltet ist, wird schließlich einer
Klage der EU-Kommission die Spitze abgebrochen, die in der Windkraftförderung bislang
eine unerlaubte Beihilfe sah. Offen gehalten wurde in dem Entwurf jedoch noch die weitere
Förderung der Solarenergie.
Quelle: Welt, Die 22.11.1999
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Für Monopolisten ist
auf dem deutschen Strommarkt kein Platz
Der deutsche Südwesten setzt die heimischen Stromkonzerne
mächtig unter Spannung. Aller Voraussicht nach steigt der Monopolist Electricite de
France (EdF) dort mit mindestens 25,1 Prozent bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW)
ein.
Die Vorgänge im Schwabenland lösen bei den anderen
Akteuren in der Republik diffuse Befürchtungen aus. Mit der EdF würde immerhin Europas
größter Stromerzeuger einen Fuß auf deutschen Boden setzen. Der Staatskonzern
produziert mehr Elektrizität als RWE, VEW, Preussenelektra und Bayernwerk zusammen.
Mit EdF dringt ein Anbieter auf den liberalisierten
deutschen Markt, in dessen eigenem Versorgungsgebiet der Wettbewerb fast vollständig
ausgeschaltet ist. Erst in der letzten Woche hat der Gesetzgeber in Paris erneut die
Liberalisierung des französischen Strommarktes hinausgezögert. Dabei hätte eine
entsprechende EU-Richtlinie schon bis zum 19. Februar 1999 in nationales Recht umgesetzt
werden sollen.
Doch eine Kommission aus Nationalversammlung und Senat
konnte sich noch immer nicht auf einen Gesetzesentwurf verständigen. Frühestens Ende
Februar 2000 wird nun wohl über die Marktöffnung beschlossen. Zunächst sollen lediglich
25 Prozent, ab dem Jahr 2003 dann 33 Prozent des Potenzials für die Konkurrenz
freigegeben werden.
Aggressive Expansionspolitik im Ausland und schleppende
Liberalisierung des Heimatmarktes: Beides verträgt sich schlecht miteinander. In Italien,
Spanien und den Niederlanden werden deshalb Stimmen laut, die einen Boykott für
französischen Importstrom fordern. Und auch die EU-Kommission will sich die
Abschottungspolitik nicht länger bieten lassen.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung des Landes
Baden-Württemberg, seine EnBW-Anteile an EdF zu verkaufen, höchst pikant.
Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) will am Donnerstag eine Regierungserklärung zum
Thema abgeben. Angesichts der aktuellen Entwicklung dürfte es ihm schwer fallen, die
Pro-EdF-Entscheidung zu begründen.
Doch es gibt auch noch einen hausgemachten Grund, weshalb
die deutschen Stromerzeuger von dem EdF-Engagement im Südwesten wenig begeistert sind.
Die Franzosen stellen 75 Prozent ihres Stroms in 55 Kernkraftwerken her. Bestehende
Überkapzitäten von mehr als 15 Prozent sollen dabei gezielt auf dem europäischen Markt
abgesetzt werden, unter anderem in der Bundesrepublik.
Damit käme französischer Atomstrom in Deutschland zum
Einsatz, während seine Erzeugung im Inland zugleich aus politischen Gründen massiv
behindert wird. Schon aus wettbewerblicher Sicht zeigt dieses Szenario, wie unüberlegt
die rot-grünen Atomausstiegspläne sind. Doch abgesehen von der ungenügenden
Marktöffnung der Franzosen und der fragwürdigen Energiepolitik der Bundesregierung ist
ein stärkeres Engagement ausländischer Unternehmen in Deutschland schon aus Sicht der
Verbraucher wünschenswert.
In Erscheinung getreten sind bereits die belgische
Tractebel, die amerikanische Southern Energy und die skandinavische Vattenfall. Alle drei
Gesellschaften haben angekündigt, ihre Geschäfte in Deutschland ausbauen zu wollen.
Damit könnte verhindert werden, dass der Markt künftig von einem Duopol aus den
Fusionspartnern RWE/VEW einerseits und Preussenelektra/Bayernwerk andererseits dominiert
wird. Die beiden Duopolisten, so hat das Kartellamt angeregt, sollten sich komplett aus
dem ostdeutsche Verbund Veag zugunsten der Ausländer zurückziehen. Doch ausgerechnet bei
Wirtschaftsminister Werner Müller scheint das Modell auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Um
die Stromkonzerne zu Konzessionen in Sachen Atomausstieg zu bewegen, will er ihnen
offenbar den Ausstieg aus der Veag ersparen. Aus Sicht des Wettbewerbs wäre eine solche
Entscheidung gegen ausländische Anteilseigner bei der Veag fatal.
Quelle: Die Welt 23/11/1999
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Der Staatskonzern Vattenfall steigt auf dem deutschen
Strommarkt ein und kauft
25,1 Prozent der Hamburgischen Electricitäts-Werke Aus Hamburg Sven-Michael Veit
Carl-Erik Nyquist ist hoch zufrieden. Gestern
unterzeichnete der Vorstandschef des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall im Hamburger
Rathaus einen 1,7 Milliarden Mark schweren Kaufvertrag über 25,1 Prozent der Anteile an
den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW). Zudem haben sich die Schweden ein
Vorkaufsrecht auf die letzten noch der Stadt gehörenden 25,1 Prozent und damit auf die
absolute Mehrheit beim Hamburger Atomkonzern gesichert.
Die HEW betreibt zusammen mit PreussenElektra (Preag) die
vier norddeutschen AKWs Stade, Brunsbüttel, Krümmel und Brokdorf. Nyquist hält die 1,7
Milliarden dennoch "für eine sehr gute Investition". Seit Jahren plant der
schwedische Staatskonzern den Sprung auf den Kontinent; der gestrige Einstieg in den
deutschen Strommarkt ist der erste große Schritt zur Umsetzung seiner
Expansionsstrategie.
Der größte skandinavische und fünftgrößte europäische
Stromkonzern ist entschlossen, so Nyquist, im Konkurrenzkampf um die Steckdosen der
Verbraucher südlich der Ostsee ein gewichtiges Wörtchen mitzusprechen. Dass die Gegner
RWE/VEW, Veba/Viag, EnBW/EDF und die ostdeutsche Veag den Schweden in Stromerzeugung,
Umsatz und Gewinn ebenbürtig sind, scheint Vattenfall keineswegs abzuschrecken.
Beim aktuellen Deal profitierten die Schweden von den
Bedenken der Wettbewerbshüter im Bundeskartellamt. Vattenfall bekam nicht zuletzt deshalb
den Vorzug vor den mitbietenden Stromkonzernen VEW (Dortmund) und der Veba-Tochter
PreussenElektra, weil diese gerade im deutschen Konzentrations-Monopoly tragende Rollen
spielen. Durch die geplante Fusion der Mischkonzerne Veba und Viag würden auch deren
hundertprozentige Töchter Preag und Bayernwerk zum zweitgrößten deutschen
Energieversorger verschmolzen werden. VEW und REW planen den Zusammenschluss zur Nummer 1
auf dem Strommarkt; an der Nummer 3 der Rangliste, Energie Baden-Württemberg (EnBW),
zeigt der französische Energiegigant EdF nachhaltiges Interesse.
Würden diese Fusionen abgeschlossen, würden diese drei
sowie die ostdeutsche Veag den deutschen Energiemarkt fast vollständig unter sich
aufteilen. Jetzt aber mischt mit Vattenfall ein fünfter Konkurrent mit, dem auch
weitergehende Gelüste im südlichen Ostseeraum und damit in Nordostdeutschland nachgesagt
werden.
Das Unternehmen "Wasserfall" begann 1909 mit
Wasserkraftwerken in Nordschweden. Inzwischen produziert es 50 Prozent seines Stroms in
Atommeilern. In den vergangenen drei Jahren hat Vattenfall diverse Beteiligungen an
Energieversorgern in den Niederlanden, Polen und den baltischen Staaten erworben sowie in
den skandinavischen Nachbarländern Dänemark, Norwegen und Finnland mächtig
hinzugekauft. Ein erster kleiner Brückenkopf in Deutschland ist seit 1997 die
75-prozentige Tochter Vasa Energy in Hamburg. Vasa will mit dem Bau von drei je 400
Megawatt leistenden hochmodernen Gas- und Dampfturbinenkraftwerken in Lubmin bei
Greifswald "dem Atomstrom die Preisführerschaft streitig machen", wie
Vasa-Sprecher Christian Gotthardt unverhohlen zugibt. Zwar sind die HEW nur die Nummer
sieben unter den deutschen Energieversorgern und damit ein kleinerer Fisch im
Haifischbecken des liberalisierten Strommarktes. Vattenfall aber baut auf die
"Erfahrungen", die auf dem bereits seit vier Jahren freigegebenen Markt in
Schweden gesammelt wurden: "Auf offenen Märkten", sagt Jørgen Anderson,
Aufsichtsratsvorsitzender von Vattenfall, "besitzen wir einen
Know-how-Vorsprung." Der Sozialdemokrat weiß, wovon er spricht: Als Energieminister
hat er Anfang der 90er-Jahre die Liberalisierung in Schweden konzipiert und durchgesetzt.
Quelle: TAZ 16.11.1999
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Berlin
will Clement entgegen kommen
Ökosteuer
Befristete Steuerbefreiung für Gaswerke?
Berlin/Düsseldorf - Im Ringen um die Ökosteuer will die Bundesregierung möglicherweise
NRW-Ministerpräsident Clement (SPD) entgegenkommen. Dessen Bekämpfung der Ökosteuer sei
zwar auf Unverständnis gestoßen, berichtet das Magazin "Focus". Doch solle Clement mit "einer weichen Lösung" geholfen werden,
indem die von ihm kritisierte Steuerbefreiung für Gaskraftwerke bis zum 31. März 2002
befristet werde. Weiter hieß es, die Koalition wolle einen Teil der
Ökosteuereinnahmen zur Etatsanierung verwenden.
An diesem Freitag befasst sich der Bundesrat mit der Ökosteuer. Die Grünen erwarten,
dass NRW das Gesetz nicht blockiert. Clement hatte eine befristete Steuerbefreiung für
Gas- und Dampfturbinenkraftwerken gefordert. Er sei zuversichtlich, dass der richtige
Ausweg gefunden werde, um weder die Investitionsentscheidung für das
Braunkohle-Tagebauprojekt Garzweiler II zu gefährden noch die versprochene Erneuerung des
Kraftwerksparks in NRW.
"Focus" zufolge hatte Clement der Ökosteuerreform und der steuerlichen
Begünstigung für Gaskraftwerke zunächst zugestimmt. Er habe SPD-Fraktionschef Struck
dafür am Abend der entscheidenden rot-grünen Koalitionsrunde in Berlin telefonisch
grünes Licht gegeben. Clement bestritt dies am Sonntag. Zur möglichen Befristung bis
2002 zitiert das Magazin den Energiekonzern RWE mit dem Satz: "Das gibt uns keine
Planungssicherheit für unsere geplanten Milliarden-Investitionen in
Braunkohlekraftwerke." Der Bundesverband Braunkohle warnte vor Steuerverlusten durch
die Ökosteuer. Im Falle der geplanten Steuerbegünstigungen entstünden der öffentlichen
Hand Einnahmeverluste in Höhe von 420 Millionen Mark je 1000 Megawatt-Gaskraftwerk.
Dass SPD und Grüne einen Teil der Ökosteuer zur Sanierung des Bundesetats verwenden
wollen, geht laut "Focus" aus dem Haushaltssanierungsgesetz hervor. Danach werde
Finanzminister Eichel in den nächsten zwei Jahren nur 70 Prozent der Mehreinnahmen von
15,6 Milliarden Mark an die Rentenversicherung weiterleiten. Mit 4,4 Milliarden aus dem
Steuerzuschlag auf Treibstoff und Strom könne er Löcher stopfen. (dpa, ap)
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 22.11.1999
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RWE dementiert Bericht über
Avanza-Einstellung
Strom
rtr FRANKFURT/M. Die Essener RWE Energie AG hat einen
Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" dementiert, wonach der Konzern die
Einstellung seiner erst vor drei Monaten mit großem Aufwand gestarteten Strommarke Avanza
erwägt. Die Meldung sei frei erfunden, sagte eine Sprecherin von RWE Energie.
"Avanza ist und bleibt der Markenstrom von RWE Energie." Es komme dem
Unternehmen nicht auf kurzfristige Effekte, sondern auf einen dauerhaften Erfolg an.
Der "Spiegel" berichtet in seiner am Montag
erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf Insider-Kreise, dass die Werbeschlacht, an der
sich neben RWE unter anderem auch Preussen Elektra, VEW und Energie Baden Württemberg
(Yello) beteiligten, offenbar wirkungslos verpufft sei.
Trotz Millionenausgaben zum Markenaufbau
von Avanza habe die Werbe-Erinnerung für das Produkt nach einer Infratest-Umfrage im
Oktober bei nur 7,3 % gelegen, spontan hätten sich nur knapp zwei Prozent der Befragten
an den Namen erinnern können. Bis auf Yello habe kaum ein Stromkonzern seither neue
Privatkunden gewinnen können, heiß es in dem Bericht weiter.
Quelle: Handelsblatt 22.11.1999
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EnBW begrüßt Vorentscheidung
des Landes für EdF
Aktionär OEW will Kooperationen mit den Franzosen
rtr KARLSRUHE. Die Energie Baden-Württemberg AG hat die
Entscheidung des Landes Baden-Württemberg begrüßt, über geplanten Verkauf seiner
EnBW-Anteile nur noch mit der Electricite de France (EdF) zu verhandeln. EnBW-Chef Gerhard
Goll erklärte am Mittwoch in Karlsruhe, von dieser Entscheidung profitierten viele, und
vor allem die Kunden. Die EnBW werde deutlich stärker und leistungsfähiger werden als
sie es jetzt schon sei. "Wir werden uns auch in Zukunft mit jedem Konkurrenten messen
lassen können", sagte er. Auch wenn sich der Wettbewerb nochmals verschärfen
sollte, werde EnBW stabil und verlässlich bleiben: "Niemand wird uns mehr umblasen
können."
Nach Golls Worten will der größte EnBW-Aktionär, der
Zweckverband der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW), eine enge Kooperation mit
der EdF eingehen. "Das Zusammenwirken dieser beiden Aktionäre sichert unsere
Zukunft, unser Wachstum, unsere Arbeitsplätze, den Wert unserer Aktien", erklärte
Goll. Nach Medienberichten verhandelt OEW mit der EdF für den Fall eines Einstiegs des
französischen Staatskonzerns bei EnBW über eine Aktionärsvereinbarung, die das
Zusammenlegen der Stimmrechte beinhalten könnte.
Die OEW hält nach früheren Angaben rund 34,5 % des
EnBW-Kapitals. Das Land Baden-Württemberg ist mit gut 25 % beteiligt und will diesen
Anteil abgeben. Unklar ist aber noch, ob das Land das gesamte Paket abgeben wird oder ob
bei einem Verkauf von EnBW-Anteilen an EdF 20 % aus den Händen des Landes und weitere
fünf Prozent von der Stadt Stuttgart kommen werden. Die EdF strebt nach früheren Angaben
einen EnBW-Anteil von etwa 25 % an. Für das gesamte Paket des Landes hat EdF nach Angaben
aus Branchenkreisen 4,7 Mrd. DM geboten sowie für den ebenfalls erwogenen Verkauf des
Anteils der Stadt Stuttgart von neun Prozent der EnBW-Anteile einen Vorschlag
unterbreitet.
Goll erklärte weiter, bereits die nächsten Wochen würden
zeigen, dass die Entscheidung des Lenkungsausschusses für den Anteilsverkauf, nur noch
mit EdF zu verhandeln, dem Unternehmen neuen Schub geben werde. Zum gebotenen Preis sagte
er, die Aktionäre könnten sich freuen, denn EnBW sei damit deutlich höher bewertet als
seine deutschen Wettbewerber. Goll betonte, dass sich EnBW zu seinem Standort in
Baden-Württemberg bekenne. "Mit unseren vielen kommunalen Aktionären bleiben wir
auch in der Zukunft ganz klar ein deutsches und vor allem ein baden-württembergisches
Unternehmen mit engsten Verbindungen zu den hiesigen Stadtwerken", sagte er.
Quelle: Handelsblatt 18.11.1999
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Was beim Wechsel des Stromversorgers zu beachten ist Von
Marc Brost
Mitte Oktober ging in Finsterwalde das Licht aus.
"Kein Scherz", titelte Bild, die Stadtwerke hätten abtrünnigen Kunden
"knallfrech den Strom abgedreht". Was wie der Auftakt einer Lokalposse anmutete,
wiederholte sich Wochen später in Cottbus. Auch dort gerieten die Stadtwerke in Verdacht,
den Kampf um Marktanteile im liberalisierten Strommarkt auf dem Rücken ihrer Kunden
auszutragen. Das Problem war beide Male gleich: Mehrere Privathaushalte hatten ihren alten
Vertrag mit den Stadtwerken gekündigt, um zum Billiganbieter Yello zu wechseln - der aber
konnte gar nicht liefern.
Kaum dass die Party auf dem deutschen Strommarkt richtig
begonnen hat, macht sich schon Katerstimmung breit. Zwar werben Anbieter wie Yello, RWE
oder das Bayernwerk in ganzseitigen Anzeigen kräftig um Kunden oder preisen ihre Erfolge
- Yello etwa verkündete kürzlich in großen Lettern, man habe bereits 100 000 Kunden
gewonnen. In wie viel privaten Steckdosen aber tatsächlich schon Strom eines neuen
Anbieters ankommt, kann derzeit niemand sagen.
Zu groß, klagen die neuen Wettbewerber, seien die
Hindernisse bei der Durchleitung ihrer Billigenergie durch das Leitungsnetz der ehemaligen
Monolisten. Zu groß, scheint es, ist aber auch die Angst der Kunden, bei einem Wechsel
des Lieferanten im Dunkeln zu sitzen. Zumindest für Letzteres besteht dabei gar kein
Anlass, betont Friedel Schubert, Leiter der Energieberatung bei der Arbeitsgemeinschaft
der Verbraucherverbände. "Der ehemalige Versorger steht immer in der Pflicht",
sagt der Experte - selbst wenn der neue Lieferant Pleite geht. Auch in Finsterwalde brennt
wieder Licht.
Wer nicht nur Geld, sondern auch Ärger sparen will, sollte
beim Wechsel ein paar Regeln beachten. "Auf keinen Fall den alten Vertrag kündigen,
bevor der neue Lieferant tatsächlich liefern kann", rät Verbraucherschützer
Schubert. Am besten überlässt man die Kündigung dem neuen Versorger, weil sich dieser
sowieso mit dem bisherigen Anbieter verständigen muss, etwa über die konkreten
Lieferbedingungen. Wechselwillige Privatkunden schicken ihrem neuen Stromanbieter also
lediglich den unterschriebenen Vertrag und eine Kopie ihrer letzten Stromrechnung. Alles
Weitere regeln die Unternehmen untereinander. Die Stromrechnung bekommt man dann vom neuen
Anbieter zugeschickt.
Wer sich im Tarifdschungel nicht verheddern will, sollte
seinen neuen Lieferanten mittels einer kleinen Checkliste auswählen:
- Die Laufzeit des neuen Vertrages sollte nicht länger als
drei Monate sein. "Die Preise werden vermutlich Anfang 2000 wieder in Bewegung
geraten", sagt Friedel Schubert.
- Wechselwillige sollten darauf achten, dass ihnen der
Bruttopreis genannt wird, also einschließlich der Kosten für die Durchleitung des Stroms
und der Konzessionsabgabe, die die Kommune kassiert.
- Der neue Versorger sollte einen festen Termin für den
Beginn der Stromversorgung nennen.
- Der neue Preis muss wirklich stimmen. Wer wenig
verbraucht, sollte auf einen niedrigen Grundpreis achten. Zudem sehen einige Tarife auch
Mindest- oder Höchstmengen vor.
Um bis zu 20 Prozent haben die Strompreise seit der
Liberalisierung des deutschen Marktes nachgegeben. Damit kostet der in der Herstellung
teurere "grüne" Ökostrom mittlerweile genauso viel, wie früher für die
reguläre "graue" Energie gezahlt werden musste. Wer mit dem Wechsel des
Lieferanten auch seinen ganz persönlichen Atomausstieg plant, sollte allerdings zwei
Dinge beachten: Zum einen muss der Strom tatsächlich aus erneuerbaren Quellen - wie
Sonne, Wind und Wasser - stammen. Zum anderen sollte der Anbieter - damit das Engagement
auch nachhaltig Wirkung zeigt - einen Teil der Erlöse in den Ausbau regenerativer
Energiequellen stecken.
Quelle: Die Zeit 46/99
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Bundesgerichtshof stärkt im Musterprozess die Kommunen
Karlsruhe (taz) - Gemeinden, die ihr Stromnetz übernehmen
wollen, können auf einen Preisnachlass hoffen. In einem Musterprozess hat gestern der
Kartellsenat des Bundesgerichtshofes im Sinne einer kaufwilligen Kommune entschieden.
Geklagt hatte die oberbayerische Gemeinde Kaufering (knapp
10.000 Einwohner), die bisher von den Lechwerken (RWE-Tochter) versorgt wurde. Als 1995
der Konzessionsvertrag auslief, wollte Kaufering die Stromversorgung selbst übernehmen.
Allerdings konnten sich Gemeinde und Stromversorger nicht über den Kaufpreis einigen. Die
Lechwerke pochten auf eine "Endschaftsklausel" im Konzessionsvertrag, wonach die
Gemeinde das Netz zum "Sachzeitwert" (Verkehrswert) hätte abnehmen müssen,
dieser hätte bei 8,44 Millionen Mark gelegen. Viel zu teuer, sagte die Gemeinde und bot
zwei bis drei Millionen Mark.
Der Streit landete vor Gericht, wobei in den ersten beiden
Instanzen die Lechwerke gewannen. Juristisch gesehen hatten sie es einfach, da sie nur auf
die Einhaltung des abgeschlossenen Vertrages pochen mussten. Außerdem konnten sie darauf
verweisen, dass der Sachzeitwert auch im Muster-Konzessionsvertrag des Landes Bayern
enthalten war.
Der BGH sah die Sache nun aber anders. Der Sachzeitwert sei
für die Berechnung des Netzwertes nur dann zulässig, wenn er den "Ertragswert"
des Netzes nicht deutlich übersteige. Die entscheidende Frage lautet nun, wie viel Geld
mit dem Kauferinger Netz in Zukunft verdient werden kann. Weil im derzeit recht
stürmischen Strommarkt auch der BGH darauf keine sichere Antwort wusste, verwies er die
Sache zurück an das Münchener Oberlandesgericht.
Kauferings Bürgermeister Klaus Bühler war mit der
Karlsruher Entscheidung sehr zufrieden. "Der Ertragswert wird sicher näher an
unserer Zahl liegen als an der der Lechwerke." Der Prozess der Gemeinde Kaufering
wurde mit Unterstützung des Verbands kommunaler Unternehmen als bundesweites
Musterverfahren geführt.
Quelle: TAZ 16.11.1999
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Schwedischer Konzern Vattenfall kauft der Stadt für 1,7
Milliarden Mark ein Viertel HEW ab und bekennt sich zum Atomausstieg Von Sven-Michael Veit
Es seien "harte Verhandlungen" gewesen, räumte
Jørgen Anderson ein, aber "sehr erfolgreiche". Die Hamburgischen
Electricitäts-Werke (HEW) würden "zur Plattform für die weiteren
Deutschland-Aktivitäten von Vattenfall werden".
Der Aufsichtsrats-Vorsitzende des staatlichen schwedischen
Energiekonzerns unterzeichnete gestern im Rathaus zusammen mit Bürgermeister Ortwin Runde
(SPD) einen Kaufvertrag über 25,1 Prozent städtischer HEW-Aktien. Mit 1,7 Milliarden
Mark läßt "Wasserfall", Europas Nummer 5 unter den Energieversorgern, sich den
strategischen Einstieg in den deutschen Strommarkt unerwartet viel kosten (Ausführlicher
Bericht Seite 8).
Für die Stadt bleiben dennoch nur 430 Millionen Mark zum
Stopfen des Haushaltslochs übrig. Sie hatte das Aktienpaket bereits 1997 bei der
Landesbank "geparkt" und vorab schon mal 1,27 Milliarden Mark eingestrichen.
Vattenfall und die Stadt, die nun noch 25,1 Prozent
HEW-Anteile besitzt (siehe Übersicht unten), haben darüber hinaus in einem umfangreichen
Vertragswerk ein Vorkaufsrecht der Schweden auf die restlichen städtischen Anteile zum
Garantiepreis von ebenfalls 1,7 Milliarden Mark festgeschrieben. Vereinbart wurde zudem
eine enge Kooperation. Beide Aktienpakete und damit die HEW-Mehrheit werden in eine
gemeinsame Holding eingebracht; Vattenfall erhält drei und Hamburg vier Sitze im
HEW-Aufsichtsrat, Bürgermeister Runde bleibt dessen Vorsitzender.
Ihr Abstimmungsverhalten wollen die beiden Partner eng
koordinieren. In unternehmerischen Fragen wird Vattenfall das Sagen haben, in
politisch-strategischen wie dem Atomausstieg hat die Stadt die Meinungsführerschaft. Die
Schweden, die ihren Strom je zur Hälfte durch Atommeiler und Wasserkraftwerke
produzieren, haben sich damit verpflichtet, so Runde, "den in der Satzung der HEW
festgelegten Ausstieg ausdrücklich zu unterstützen".
Diese Bereitschaft war denn auch einer der beiden
ausschlaggebenden Punkte für den rot-grünen Senat, seine Anteile an Vattenfall zu
verkaufen. Bis zuletzt hatte der zweite Mitbewerber, der Hannoveraner Energiemulti
PreußenElektra (Preag), in seinen Geboten finanziell mitgehalten. Die Preag, die zusammen
mit den HEW alle vier norddeutschen AKWs betreibt, gilt aber vor allem der GAL als
atomarer Hardliner. HEW-Chef Manfred Timm "begrüßte" denn auch gequält die
Senatsentscheidung. Er bekommt mit der Hamburger Vattenfall-Tochter Vasa Energy eine
Stiefschwester, die mit modernen Gas- und Dampfturbinenkraftwerken den Atomstromern
erklärtermaßen "den Kampf um die Preisführerschaft" angesagt hat.
Der zweite Aspekt bei der Verkaufsentscheidung ist die
Perspektive der wirtschaftlichen Kooperation. Auch der Hamburger Senat hat
zwischenzeitlich erkannt, dass vor allem der westliche Ostseeraum zwischen Hamburg,
Kopenhagen, Malmö und Berlin in den nächsten zwei Jahrzehnten zu einer der dynamischsten
Boom-Regionen der EU werden wird. Da kann es nicht schaden, gute Beziehungen mit dem
größten schwedischen Staatsunternehmen zu pflegen.
Quelle: TAZ 16.11.1999
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Stadtwerke Leipzig
beziehen künftig Strom aus Österreich
Bezugskonditionen des bisherigen Lieferanten VEAG, sind nicht mehr wettbewerbsfähig.
dpa BERLIN/LEIPZIG. Die Stadtwerke Leipzig GmbH (SWL), eine
der größten in Ostdeutschland, wollen künftig ihren Strom aus Österreich beziehen. Der
Wiener Verbund Konzern solle von Januar 2000 an Strom nach Sachsen liefern, teilte eine
Sprecherin der Stadtwerke am Dienstag mit und bestätigte einen Beitrag der Tageszeitung
"Die Welt" vom gleichen Tag. Die Bezugskonditionen des bisherigen Lieferanten,
der Vereinigten Energiewerke AG Berlin (VEAG) mit seinem Braunkohlestrom, seien nicht mehr
wettbewerbsfähig.
Die Österreicher bemühen sich seit einigen Monaten mit
erheblichem Marketingaufwand, in Deutschland Abnehmer zu finden. Bislang konnten erste
kleinere Betriebe in Bayern unter Vertrag genommen werden.
Die SWL GmbH, an der der Dortmunder VEW-Konzern indirekt
beteiligt ist, hat nach Angaben der Zeitung im vergangenen Jahr mit 1 540 Mitarbeitern 744
Mill. DM (380,4 Mill. Euro) umgesetzt. Im gleichen Zeitraum habe der Verbund-Konzern mit 4
100 Beschäftigten 20,6 Mrd. Schilling (1,49 Mrd. Euro) erlöst.
Quelle: Handelsblatt 16.11.1999
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Stuttgart gibt
französischer EdF bei EnBW-Verkauf den Vorzug
Landesregierung fordert Arbeitsplatzgarantien
afp STUTTGART. Der französische Staatskonzern EdF hat
beste Chancen, das Rennen um den Verkauf der Landesanteile an Energie Baden-Württemberg
(EnBW) zu gewinnen. Der so genannte Lenkungsausschuss unter Vorsitz von Ministerpräsident
Erwin Teufel (CDU) beschloss am Montag "konkrete Verhandlungen" mit EdF zu
führen. In den weiteren Gesprächen sollten nun die Details des Verkaufs geklärt werden,
hieß es in einer Erklärung der Stuttgarter Landesregierung. Damit kommt der zweite noch
verbliebene Bieter, die Essener RWE, vorerst nicht zum Zug. Ein RWE-Sprecher sagte der
Nachrichtenagentur AFP, das Ergebnis überrasche nicht. RWE wolle nun das weitere
Verfahren abwarten.
Die Landesregierung hatte ihren EnBW-Anteil in Höhe von
25,01 Prozent zum Verkauf ausgeschrieben. Aus Stuttgart hieß es am Montagabend, zwei
Gründe hätten nun den Ausschlag für die Entscheidung zu Gunsten von EdF gegeben:
Einerseits habe RWE im Gegensatz zu EdF, die 4,7 Milliarden Mark für den Anteil zahlen
will, keine konkrete Summe angeboten, andererseits drohten dem Essener Konzern
kartellrechtliche Verwicklungen im Fall eines Einstiegs bei dem süddeutschen Versorger.
Hintergrund ist der vorgehene Zusammenschluss der RWE mit der Dortmunder VEW. Das
Bundeskartellamt hatte am vergangenen Donnerstag die großen Stromkonzerne in Deutschland
vor einer zu starken Konzentration auf dem Energiemarkt und einem
verbraucherunfreundlichen "Duopol" gewarnt.
EdF, die mehr als vier Fünftel ihres Stroms in
Atomkraftwerken erzeugt, bekäme bei einem endgültigen Zuschlag erstmals weitgehend
ungehinderten Zugang zum deutschen Markt. Eine erneute Betrachtung der Kandidatur von RWE
kommt den Angaben zufolge nur bei einem Scheitern der Gespräche mit EdF in Betracht.
Der siebenköpfige Lenkungsausschuss, dem auch EnBW-Chef
Gerhard Goll angehört, steckte am Montagabend zugleich die Linie für die künftigen
Verhandlungen mit dem französischen Stromriesen ab. Demnach darf der Einstieg von EdF
nicht zur Aufgabe von Kraftwerksstandorten der EnBW führen. Gesondert wurden dabei die
Standorte Karlsruhe und Stuttgart genannt, wo die bisherigen Arbeitsplätze gesichert
werden sollten. Zudem solle EdF den deutschen Partner bei industriellen Beteiligungen,
Forschung und Entwicklung und bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder unterstützen.
Zudem forderte die Landesregierung "günstige Strompreise für die Unternehmen und
Haushalte" in Baden-Württemberg.
Quelle: Handelsblatt 16.11.1999
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Schweden vor Einstieg bei HEW
VEW zieht Gebot zurück - Kartellamt gegen Blockbildung
Hamburg - Offiziell gleicht das Rathaus derzeit einer
Auster: Schotten dicht und bloß nichts rauslassen, lautet die Losung im Regierungssitz
der Hansestadt. Schließlich laufen die Verhandlungen über den Verkauf des
25,1-prozentigen Aktienpakets der Hamburgischen Electricitäts-Werke auf Hochtouren, die
Entscheidung für den aus Sicht der Stadt geeignetsten Bewerber steht offenbar kurz bevor.
"Gerüchte über angebliche Favoriten sind aber reine Spekulation", so
Senatssprecher Ludwig Rademacher gegenüber dem Abendblatt. "Noch ist nichts
entschieden."
Nach Abendblatt-Informationen ist zumindest eine Vorentscheidung bereits gefallen. Denn
der Kreis der Kandidaten um das Aktienpaket an den HEW lichtet sich zusehends: "Wir
werden unsere Bewerbung nicht aufrecht erhalten", so Jochen Draht, Sprecher der VEW,
gegenüber dem Abendblatt. Der Dortmunder Energieversorger wolle sich ganz auf die
Fusionsgespräche mit der Essener RWE konzentrieren. "Aus kartellrechtlichen Gründen
scheint uns deswegen die Bewerbung um einen Einstieg bei den HEW wenig
aussichtsreich."
Gleiches gilt offenbar für PreussenElektra. "Keine Chance" habe die Bewerbung
der Hannoveraner Energietochter des Mischkonzerns Veba, wie ein Branchenkenner dem
Abendblatt bestätigt. "Das Kartellamt würde dafür kaum grünes Licht geben."
Der Hintergrund: PreussenElektra, das bereits 15,4 Prozent an den HEW hält, soll im Zuge
der Fusion von Veba und Viag mit der Viag-Tochter Bayernwerk verschmolzen werden. Die
Folge: Die von der Europäischen Union gerade eingeleitete Liberalisierung des deutschen
Strommarkts würde ausgebremst, die Branche von zwei großen Blöcken beherrscht: Veba und
Viag auf der einen, RWE und VEW auf der anderen Seite. Um die Fusion mit der Düsseldorfer
Veba nicht zu gefährden, hat die Viag jetzt sogar ihr Gebot um das äußerst begehrte,
zum Verkauf stehende Aktienpaket der Energie Baden-Württemberg (EnBw) zurückgezogen.
"Die anstehenden Verfahren sind extrem schwierig", so Kartellamts-Sprecher Eike
Sacksofsky gegenüber dem Abendblatt. "Klar ist aber, dass wir letztlich mehr als
zwei Gruppen brauchen, um den Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt
sicherzustellen." Als Favorit für den Einstieg bei EnBw gilt in Branchenkreisen nun
der französische Staatskonzern Electricite´ de France, der seit Jahren enge
Geschäftsbeziehungen zum Karlsruher Energie-Riesen unterhält. "Wir müssen zwar
jeden Einzelfall prüfen", so Kartellamts-Sprecher Sacksofsky. "Aber solange es
den Wettbewerb belebt, haben wir nichts gegen den Einstieg ausländischer Konkurrenten auf
den deutschen Strommarkt."
Das könnte wiederum heißen: Der Einstieg des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall, dem
größten Energiekonzern Skandinaviens, bei den HEW wird immer wahrscheinlicher.
"Für uns wäre eine Beteiligung an HEW ein wichtiger Brückenkopf für den Eintritt
in den deutschen Markt", untermauert Christian Gotthardt, Sprecher der
Vattenfall-Tochter Vasa, die Ambitionen der Schweden. "Gemeinsam könnten wir eine
gute Rolle auf dem deutschen Strommarkt spielen." Das Ziel der Schweden, die bereits
in allen Ostsee-Anrainerstaaten sowie in Tschechien und den Niederlanden aktiv sind:
Expansion gen Süden. Bisher ist Vattenfall HEW-Konkurrent, betreibt über die Tochter
Vasa Energy ein Blockheizkraftwerk, mit dem ein Wohngebiet in Farmsen versorgt wird.
"Die Bewerbung von Vattenfall hat durchaus Charme", heißt es dann auch hinter
vorgehaltener Hand im Rathaus über die Chancen der Schweden um das HEW-Paket, das die
Hansestadt derzeit noch bei der Hamburgischen Landesbank parkt. Und mit 1,2 Milliarden
Mark in den Büchern steht. Letztlich, so vermutet man in Branchenkreisen, habe das Pokern
im Rathaus vor allem einen Grund: "Die Stadt", so heißt es aus informierten
Kreisen gegenüber dem Abendblatt, "will alles tun, um sich den Preis für ihr
Aktienpaket nicht kaputtreden zu lassen."
Quelle: Hamburger Abendblatt 5.11.1999
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Zweikampf zwischen EdF und RWE um
EnBW-Anteil
Energie
rtr STUTTGART. Im Wettlauf um den Kauf von rund einem
Drittel der Aktien der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) zeichnet sich ein Zweikampf
zwischen der französischen EdF und dem Essener RWE-Konzern ab. Ein EdF-Sprecher sagte am
Mittwoch in Paris, sein Unternehmen habe ein Kaufangebot für das 25,01 % umfassende
Aktienpaket des Landes Baden-Württemberg an der EnBW abgegeben und zudem eine Lösung
für den neunprozentigen Anteil der Stadt Stuttgart an dem Karlsruher Energieunternehmen
vorgeschlagen. RWE hatte zuvor ein Angebot für den Landesanteil und das Paket der
Landeshauptstadt abgegeben. Andere Konzerne, die zuvor Interesse signalisiert hatten,
zogen sich zurück. Die Frist für die Abgabe von Geboten war am Dienstag ausgelaufen.
Der Sprecher der Electricité de France (EdF) sagte, sein
Unternehmen biete für eine Minderheitsbeteiligung und für eine Partnerschaft mit EnBW.
Einzelheiten des Angebots wie etwa den angebotenen Preis wollte er nicht nennen. Die EdF
hatte bereits im vergangenen Monat angekündigt, dass sie im Bieterwettbewerb um die EnBW
dabei sein werde. Firmenchef Francois Roussely hatte seinerzeit erklärt, er gehe davon
aus, dass eine Übernahme des Landesanteils wahrscheinlich ein wenig mehr als der
Stromkonzern London Electricity kosten werde, der bei seiner Übernahme durch EdF mit 13
Mrd. Franc (rund 3,9 Mrd. DM) bewertet worden sei.
Die EdF gilt in Branchenkreisen als Favorit und auch als
Wunschkandidat von EnBW selbst für den Zuschlag beim Verkauf des Landesanteils an dem
Karlsruher Energiekonzern. Die beiden Unternehmen kooperieren bereits seit vielen Jahren.
Gleichwohl hatte sich auch RWE zuversichtlich geäußert, den Zuschlag für sein Angebot
zu erhalten.
Andere Unternehmen, die zuvor ihr Interesse an einem
Einstieg bei EnBW signalisiert hatten, gaben kein endgültiges Kaufangebot mehr ab. So
erklärte der Münchener Viag-Konzern am Mittwoch, nicht für EnBW geboten zu haben, um
die angestrebte Fusion mit dem Energiekonzern Veba kartellrechtlich nicht zu gefährden.
Bereits am Dienstag hatte der US-Konzern TXU über seine britische Tochter Eastern Group
erklärten lassen, kein Angebot für den EnBW-Anteil abgegeben zu haben.
Mitte September hatte der Lenkungsausschuss für den
Verkauf des Landesanteils die Zahl der Kaufkandidaten in einer Vorauswahl auf vier
eingegrenzt: Neben EdF, RWE und der Viag-Tochter Bayernwerk war dies die Dortmunder VEW,
die zusammen mit der TXU-Tochter Eastern Group bieten wollte. VEW hatte nach der
Bekanntgabe der geplanten Fusionsverhandlungen mit RWE angekündigt, nicht mehr an EnBW
interessiert zu sein. Nach dem Ausscheiden von Viag und TXU selbst bleiben nunmehr nur
noch RWE und EdF als Interessenten übrig.
Die eingegangen Kaufangebote werden
nun von der vom Land beauftragten Investmentbank Dresdner Kleinwort Benson bewertet.
Am 15. November berät dann der Lenkungsausschuss für den Verkauf der Landesanteile über
die eingegangenen Gebote.
Quelle: Handelsblatt 4.11.1999
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RWE setzt Rotstift im Einkauf an
Ehrgeiziges Programm zur Kostensenkung - Ökostrom-Tarif fünf Pfennig teurer
Essen. Ein Pfennig weniger je Kilowattstunde kostet den Strom-Marktführer in Deutschland,
die RWE Energie AG, rund 1,4 Milliarden Mark Gewinn. Jetzt führt der Druck auf die
Strompreise bei RWE zu einer Art Lpez-Effekt: Der Energieriese
will vor allem im Einkauf die Kostenschraube anziehen. Maßnahmen zum Kostenmanagement
würden zeitlich vorgezogen und intensiviert, kündigte Vorstandsmitglied Heinz-Werner
Ufer in Essen an. Dabei spielten die Vorlieferanten, darunter nicht zuletzt die Kölner
Schwesterfirma Rheinbraun AG, eine entscheidende Rolle.
Nachdem bereits in den vergangenen sechs Jahren Kostensenkungen von 800 Millionen Euro
erreicht worden seien, sollten bis 2003/04 weitere 1,2 Milliarden eingespart werden - das
"ehrgeizigste Kostensenkungsprogramm unserer Unternehmensgeschichte". Dennoch
bleibe es dabei, dass der geplante Abbau von 4500 Arbeitsplätzen möglichst ohne
betriebsbedingte Kündigungen vollzogen werden solle.
Im laufenden Geschäftsjahr, das am 30. Juni endet, werde der Preisverfall trotz
erwarteter Mengensteigerungen einen Umsatzrückgang bringen. Bereits im abgelaufenen
Geschäftsjahr war der Umsatz um 5,1 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro gefallen, obgleich
der Stromverkauf um 2,2 Prozent auf 135,5 Milliarden Kilowattstunden (kWh) stieg. Von den
Preissenkungen profitierten bisher allerdings vor allem die größeren gewerblichen und
industriellen Kunden.
Doch der Preiskampf hat mit Macht bei den privaten Tarifkunden begonnen. Der Vorstand
versucht inzwischen, einen Boden ins Preis-Loch einzuziehen: Der Werbespruch "Sie
haben ein Recht auf den günstigsten Strom in Deutschland" wurde inzwischen auf das
auch rechtlich risikolose "Sie haben ein Recht auf günstigen Strom"
abgemildert. RWE-Energie-Chef Manfred Remmel konzedierte jetzt zugleich, dass RWE mit
seiner Strommarke "Avanza" nicht der billigste Anbieter (23,99 Pfennig je kWh)
sei. "Wir gehen ganz bewusst auf dieses Niveau und nicht darunter", weil tiefere
Preise betriebswirtschaftlich nicht zu rechtfertigen seien. Statt dessen "werden wir
beweisen, dass wir mehr können als nackten Strom liefern" - Dienstleistung und
Qualität rund um die Versorgung, heißt das RWE-Zauberwort. Mit Auskünften zur
Ausgestaltung hält sich das Unternehmen aber noch zurück. Der Preis scheint aber für
viele Kunden ein wichtiges Argument zu sein. RWE hat bisher nach eigenen Angaben 4000 neue
Kunden gewonnen.
Ein konkretes neues Angebot ist "Avanza Ökostrom", der fünf Pfennig teurer ist
als "Normalstrom". Dafür garantiert RWE die Herkunft aus Sonnen-, Wind- und
Wasserkraftwerken - mit TÜV-Zertifikat. Der Mehrerlös werde in neue Anlagen zur
Erzeugung regenerativer Energie investiert.
Noch vor Vollzug der geplanten Fusion mit dem Dortmunder Stromkonzern VEW ist RWE zu
weiteren Unternehmenskäufen bereit. "Für zehn bis 20 Milliarden Mark" sieht
Remmel "gute Einstiegschancen" auch in den Sparten Gas und Wasser. Bevorzugtes
Zielland dabei ist Großbritannien.
Quelle: Kölnische Rundschau 03/11/99
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Yello bezichtigt Stadtwerke des Rechtsbruchs / Zankapfel
ist Durchleitung
Auf dem Lausitzer Strommarkt wird mit immer härteren
Bandagen gekämpft. Neben den Kampf um Preise und Kunden tritt nun eine verbale Schlacht.
"Deutschlands verbraucherfeindlichster Energieversorger sitzt in Cottbus", ließ
die Yello Strom GmbH, eine Tochter des Stromgiganten Energieversorgung Baden-Württemberg
(EnBW), gestern die Öffentlichkeit wissen. Gemeint ist die Energieversorgung Cottbus
GmbH. Die Cottbuser Stadtwerke bedrohten Kunden, die zu anderen Versorgern gewechselt
seien, behauptet Yello. Als Antwort auf die Kündigung der Stromlieferung durch die
Stadtwerke sei Verbrauchern schriftlich angekündigt worden, dass ihre Versorgung
fristgerecht eingestellt, fremden Stromanbietern jedoch die Durchleitung verweigert werde.
"Unser Netz ist offen", hält Stadtwerke-Chef Eberhard Walter dagegen. Wer wie
Yello aber "mit uns nicht den Netzzugang und mit der Veag nicht die Stromdurchleitung
verhandelt hat", könne eben nicht ins Netz.
Tatsächlich haben eine ganze Reihe von
Billig-Stromanbietern in den letzten Monaten Kunden vertraglich gebunden, ohne dass klar
ist, ob und wie die eingegangenen Lieferverpflichtungen erfüllt werden (die RUNDSCHAU
berichtete). In Finsterwalde waren aus diesem Grund bei einigen Firmen bereits die Lichter
ausgegangen. Auch in Cottbus ist das nicht mehr ausgeschlossen.
Walter versichert allerdings, dass die Stadtwerke jedem
Kunden "vor dem Abdrehen noch einmal eine Chance geben, seine Entscheidung zu
überdenken". Auch dagegen polemisiert Yello: Das ist "grob
wettbewerbsfeindlich", wettert Geschäftsführer Michael Zerr und kündigt rechtliche
Schritte an. "Es handelt sich um einen klaren Fall von Erpressung. Sollte es wirklich
zur Stromsperre kommen, ist das ein massiver Rechtsbruch."
Sollte ein Verstoß gegen die Versorgungspflicht
nachgewiesen werden, drohe "dem Altmonopolisten der Entzug der
Versorgungslizenz", so Zerr.
Quelle: Lausitzer Rundschau 30.10.1999
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RWE will angeblich den
Konkurrenten VEW schlucken
Damit entstünde wiederum der größte deutsche
Stromkonzern
Hamburg (taz) - Die Stromkonzerne RWE und VEW wollen
fusionieren. Dies berichtet das Manager Magazin in seiner November-Ausgabe. Demnach
haben sich beide Unternehmen auf eine Verschmelzung zum 1. Januar verständigt.
Einzelheiten der Fusion stehen noch nicht fest, eventuell gibt es jedoch Genaueres am
Donnerstag nach einer Sitzung des VEW-Aufsichtsrates.
Durch den Zusammenschluss entsteht Deutschlands größter
Stromproduzent mit einer Jahresleistung von mehr als 150 Milliarden Kilowatt. Das
entspricht einem Marktanteil von etwa einem Drittel. RWE wird das Sagen haben, weil es
vier- bis fünfmal so viel wert ist als die VEW. Mit der RWE-VEW-Fusion würde eine
Entwicklung in Kapitalform gegossen, die faktisch längst vollzogen ist. Der Schein des
Wettbewerbs genügt offenbar, um das vollkommen unterbesetzte Kartellamt zu beruhigen.
Inzwischen wird hinter der schillernden, medialen
Wettbewerbsfassade der Markt radikal begradigt: Die angekündigte Fusion von Viag
(Bayernwerk) und Veba (PreussenElektra) bildet mit knapp 140 Milliarden Kilowattstunden
verkaufter Strommenge pro Jahr bislang die Spitze des Stromberges. Sie haben mit einem
weit verzweigten Netz von Beteiligungen und Kooperationsverträgen eine nahezu komplette
Nord-Süd-Schiene aufgebaut.
Daneben arbeitet seit längerem eine große
"nationale" Koalition daran, sich den deutschen Markt weitgehend in zwei Gruppen
aufzuteilen und gegen ausländische Wettbewerber abzuschotten: Die zweite Gruppe wollen
gerne RWE und VEW werden. Sie bewerben sich auch beide um die Energie Baden-Württemberg
(kurz EnBW, bekannt mit ihrer Strommarke Yello). Bei der EnBW will das Land
Baden-Württemberg seinen 25-Prozent-Anteil im November verkaufen. Das Haupteinflussgebiet
der zweiten Stromgruppe würde von Süd-Niedersachsen über Westfalen bis nach
Baden-Württemberg reichen.
Den Osten haben beiden Gruppen ebenfalls fest im Griff. Das
Nach-Wende-Kunstgebilde Vereinigte Energiewerke AG (Veag) deckt den ostdeutschen
Strombedarf weitgehend ab und macht den örtlichen Stadtwerken durch Dumpingpreise den
Garaus. Die Veag ist eine Gemeinschaftsfirma der großen deutschen Versorger.
Hauptaktionäre sind die beiden Großgruppen.
Quelle: TAZ 19.10.1999
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1 Pfennig für grünen Strom
Nur wenige Kunden wollen ökologischen Strom kaufen. Das
neue Produkt ist vielen zu teuer. Daher fordern die Produzenten nun weitere Subventionen
Von Hannes Koch
Die Adresse suggeriert Erfolg. Am Ballindamm in Hamburg
sitzen die Firmen der reichen Leute. Auch der Ökostromanbieter Lichtblick residiert in
bester Lage am Ufer der Binnenalster. Die Prognosen waren danach, als das Unternehmen im
April 1998 gegründet wurde. Doch eingetroffen ist davon bis heute nicht viel: "Wir
haben 350 Kunden", sagt Lichtblick-Sprecher Thilo Schröder. Eine Zahl, die weit
hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Die Liberalisierung des Strommarktes ist in vollem Gange.
Eine halbe Million Anfragen von Interessenten vermeldet Billiglieferant Yello. Die
Verbände der Stromwirtschaft haben sich gerade darauf geeinigt, bis zum 1. Januar 2000
die letzten Hindernisse zu beseitigen. Dann sollen endlich auch alle PrivatkundInnen ohne
große Probleme den Versorger wechseln können.
Doch für die Anbieter von umweltfreundlicher Energie ist
die Marktöffnung bisher keine Erfolgsstory. Auch die Naturstrom AG in Düsseldorf hatte
sich viel vorgenommen: 12.000 VerbraucherInnen wollte man bis zum Jahresende 1999
überzeugen, ihre alten Lieferanten zu verlassen und dem sauberen Saft eine Chance zu
geben. Weit gefehlt: Auf rund 1.200 beziffert Naturstrom-Vorstand Ralf Bischof die Zahl
der abgeschlossenen Verträge. Mehr als 3.000 werde man bis Silvester kaum erreichen.
"Wir bieten ein erklärungsbedürftiges Produkt
an", weiß Bischof inzwischen. Die Leute würden sich erkundigen, anfragen,
überlegen. Aber tatsächlich wechseln wollen die wenigsten. Alles in allem haben bis
heute nur einige tausend StromkundInnen den Sprung zu den bundesweit rund 40 Umweltfirmen
gewagt.
Dafür verantwortlich sind zumindest zum Teil die Preise
für Ökostrom. Der schnelle Blick auf die Kosten pro Kilowattstunde zeigt schlicht:
Umweltenergie ist teurer, teilweise empfindlich teurer als die Sonderangebote der
Konkurrenz. Bietet Yello seinen gelben Atomstrom für 19 Pfennig pro Kilowattstunde an,
verlangt mancher Alternativstromer mehr als 30 Pfennig. Die Differenz wird zwar hier und
da gemildert durch die geringeren Jahresgebühren. Und mit den vor der Liberalisierung
herrschenden alten Preisen können manche Umweltfirmen durchaus mithalten. Doch im harten
Preiskampf sind sie ziemlich chancenlos.
Preistreibend wirkt sich bei manchen Ökos aus, dass sie
ausschließlich regenerativ hergestellte Energie (Wind, Sonne, Biomasse, Wasser) anbieten
und die dafür notwendigen Kraftwerke erst jetzt extra errichten lassen. Anbieter wie
Lichtblick dagegen versuchen einen Kompromiss: Sie kaufen die Elektrizität einfach bei
schon existierenden Anlagen, nur 50 Prozent des Angebots wird regenerativ erzeugt.
Trotzdem sitzen die Ökostromer nun etwas blass in ihren
teuren Büros. Naturstrom-Chef Bischof sinniert über zusätzliche Finanzhilfen der
rot-grünen Regierung: "Man könnte den regenerativen Strom für fünf Jahre von der
Durchleitungsgebühr befreien". Das sind die Kosten, die ein Lieferant an die
Besitzer der Stromkabel (Stadtwerke, Großkonzerne wie RWE) zahlen muss, wenn er den Strom
zu den Verbrauchern schickt.
Um ein bis zwei Pfennig werde die Gebühr Anfang 2000
vermutlich reduziert, aber auf mehr könne sie keine Hoffnung machen, sagt die grüne
Energieexpertin Michaele Hustedt. Die Forderung nach der völligen Abschaffung der
Durchleitungsgebühr falle den Ökofirmen etwas spät ein, so Hustedt. Die Debatte sei
jetzt erst einmal beendet.
Für das Jahr 2001 allerdings stellt sie die Befreiung der
regenerativen Energie von der Ökosteuer in Aussicht. Das würde eine Bevorzugung um
weitere zwei bis vier Pfennige bedeuten. Doch während man sich bei den Ökostromern oft
über die schlechte Konjunktur beschwert, in der das Umweltthema derzeit stecke, fordert
die grüne Umweltpolitikerin die Alternativbetriebe auf, in die Offensive zu gehen.
"Wo blieb die Kampagne für grünen Strom, als Yello seinen gelben bewarb?",
fragt Hustedt. Wenn die neuen Ökofirmen nicht massiv in die Werbung um PrivatkundInnen
und Institutionen einstiegen, könnten sie auf dem Markt kaum Fuß fassen, befürchtet
Hustedt.
Bei den Ökoanbietern setzt man nun darauf, dass die
letzten Mauern der alten Strommonopole fallen. Als die Leute von Lichtblick sich vor
Wochen an die Stadtwerke München wandten, um einen von dessen bayrischen Kunden nun mit
preußischem Strom zu versorgen, sei von dort die Antwort gekommen: "Heuer geht des
nimmer". Das Stadtwerk habe auf Zeit gespielt, um ihren alten Kunden nicht zu
verlieren, berichtet ein Lichtblick-Mitarbeiter. So etwas wird ab 1. Januar nicht mehr
möglich sein. Dann muss der Kunde "hergegeben" werden.
Quelle: TAZ 19.10.1999
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Veag erwägt Abbau von 2.000 Stellen
Berlin (dpa) - Der unter Preisdruck geratene ostdeutsche
Stromversorger Veag will bis 2004 jede dritte Stelle streichen. Der Braunkohle-Verstromer
hätte dann noch 4.000 Beschäftigte. Das bestätigte ein Konzernsprecher gestern. Eine
Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Konzernbetriebsratschef Wilfried Schreck
erklärte, die Größenordnung sei intern mitgeteilt worden. Die Belegschaft wolle sich
gegen den Abbau wehren.
Quelle: TAZ 19.10.1999
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Müller freut sich über Strompreiskrieg
Minister gegen Schutzquoten für Stadtwerke - Frist für
Energiekonsens bis Jahresende
München - Bundeswirtschaftsminister Werner Müller hat
einen ungehinderten Wettbewerb auf dem Strommarkt gefordert und damit erneut den
Forderungen der Stadtwerke und Gewerkschaften widersprochen. "Nationale Quoten für
Kraft-Wärme-Kopplung, Braunkohle und erneuerbare Energien" sehe er kritisch, sagte
Müller am Dienstag auf dem Jahreskongress des Verbands der europäischen
Kraftwerksbetreiber in München.
Die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie forderte
demgegenüber auf ihrem Bundeskongress in Berlin gesetzlichen Schutz für Teile der
deutschen Energiewirtschaft: "Die Liberalisierung läuft falsch, wenn sie nur dazu
führt, dass aus Produzenten gut verdienende Stromhändler werden, die ihr Ware im Ausland
beziehen", sagte der Vorsitzende Hubertus Schmoldt.
Schmoldt bekannte sich zwar zu "einer Reformpolitik,
bei der auch die Gewerkschaften unbequeme Entscheidungen auf sich nehmen." Allerdings
erteilte er der Vorstellung Müllers von einem weitgehend unregulierten Strommarkt eine
Absage: Die Stromerzeugung aus ostdeutscher Braunkohle müsse über 2003 hinaus geschützt
werden, forderte Schmoldt.
Quelle: Welt, Die 12.10.1999
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RWE und VEW vor Fusion
zu größtem deutschen Stromerzeuger
Angeblich Zusammenschluss zum 1. Januar 2000
afp HAMBURG. Die Energiekonzerne RWE und VEW haben sich
nach Informationen des "manager magazins" auf eine Fusion zum größten
Stromerzeuger Deutschlands geeinigt. Die Vorstände beider Unternehmen hätten sich in
einem sogenannten Letter of Intent auf eine Verschmelzung zum 1. Januar 2000 verständigt,
meldete das Blatt am Dienstag vorab. Einzelheiten wie die Konzernstruktur und das
Umtauschverhältnis der Aktien sollen demnach bis Jahresende erarbeitet werden; die
Hauptversammlungen von RWE und VEW sollen dann bis Juni über den Verschmelzungsvertrag
abstimmen.
Nach Angaben der Zeitschrift kommen RWE und VEW gemeinsam
auf eine Jahresleistung von mehr als 150 Mrd. Kilowattstunden. Sie lägen damit noch vor
Veba und Viag, die ihre Fusion zur neuen Nummer Eins vor wenigen Wochen offiziell
angekündigt hatten. Veba/Viag mit den Stromtöchtern PreussenElektra und Bayernwerk
kommen demnach gemeinsam auf 137 Mrd. Kilowattstunden.
Ein RWE-Sprecher hatte vor zwei Wochen grundsätzliches
Interesse seines Hauses an der VEW bestätigt, an der der Essener Konzern bereits
beteiligt ist. Derzeit seien aber keine Anteile am Markt verfügbar; zudem habe der Erwerb
des ausgeschriebenen 25-prozentigen Landesanteils am Stromkonzern Energie
Baden-Württemberg (EnBW) derzeit oberste Priorität für die RWE, hatte der Sprecher
gesagt. Ein VEW-Sprecher hatte betont, sein Haus verfolge eigenständige Allianzpläne.
Die Dortmunder VEW Energie AG versorgt rund 5,5 Millionen
Menschen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit Strom, Gas oder Fernwärme. Das 1925
als Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen gegründete Unternehmen mit 4300 Mitarbeitern
erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,472 Mrd. DM (2,798 Mrd. Euro) und
gehört damit zu den großen überregionalen Stromversorgern in Deutschland.
An VEW sind Unternehmensangaben zufolge kommunale
Aktionäre um die Stadt Dortmund mit insgesamt 56,58 % beteiligt; ein Zehn-Prozent-Paket
hält seit der jüngsten Kapitalerhöhung die Westdeutsche Landesbank (WestLB). 24,69 %
liegen bei der EVG, in der Contigas, RWE Energie, Deutsche Bank und Allianz ihre Aktien
gebündelt haben. Die BI Industriebesitz und Beteiligungen der Viag-Töchter Bayernwerk
und der Isar-Amperwerke hat 12,1 %, die RWE Energie-Bayernwerk Beteiligungsverwaltung 1,95
%. 4,68 % an dem Unternehmen sind in Streubesitz.
Quelle: Handelsblatt 19.10.1999
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Keine
Angst vor Gelb
Stadtwerke Brühl Preissenkung zum 1. November
Brühl - "Der Strompreis verfällt in einem Maße, den
selbst Fachleute nicht mehr nachvollziehen können", sagt Herbert Schnorrenberg, Chef
der Brühler Stadtwerke und schüttelt den Kopf. "Auf Dauer aber kann niemand Strom
zu Preisen verkaufen, die unter den Kosten liegen", sagt er und macht deutlich, dass
auch in Brühl die Konkurrenz gelb ist und Yello heißt. Bange machen lässt sich der Chef
der Stadtwerke aber davon nicht. Schnorrenberg, der kaufmännische Betriebsleiter Erwin
Gardemann und der für Strom zuständige Manager Hans-Georg Wilhelm gingen gestern in die
Offensive und kündigten zum 1. November Preissenkungen um mehr als acht Prozent an.
Demnach soll die Kilowattstunde Haushaltsstrom von bisher
28,19 Pfennig um 2,32 auf 25,87 Pfennige fallen. Der durchschnittliche Haushalt mit 3000
Kilowattstunden spare damit pro Jahr 104 Mark. Bei einem Verbrauch von bis zu 2800
Kilowattstunden seien die Stadtwerke damit "preisgünstiger als Yello",
frohlockt Schnorrenberg. Günstig erscheine Yello doch nur, weil viele Kunden die
monatliche Grundgebühr außer Acht ließen. Und da kann Brühl gut mithalten - mit gerade
mal fünf Mark. Bei den Ein-Personen-Haushalten mit einem Verbrauch von um die 1600
Kilowatt jährlich liege der gelbe Konkurrent sogar "über allen anderen", so
Gardemann. Nur zehn Kunden hätten bisher den Wechsel zu Yello beantragt, von einem
Einbruch könne keine Rede sein.
Die Preise kann das Energieunternehmen senken, weil RWE,
der Hauptlieferant, seinerseits die Preise gedrückt hat. "Und das", so
Schnorrenberg, "geben wir an unsere Kunden weiter." Auch gewerbliche Abnehmer
zahlen weniger - fünf Pfennig pro Kilowattstunde und liegen damit bei 23,98 Pfennigen -
eine Senkung von 17,3 Prozent. Natürlich bleiben auch die Brühler von den Turbulenzen
auf dem Energiemarkt und von den "völlig ungebremst" fallenden Preisen nicht
verschont.
Dass die Werke auch in Zukunft mindestens eine Million Mark
jährlich in die Stadtkasse spülen, die Zeiten dürften vorbei sein. "Wir sind zwar
schlanker geworden", sagt Schnorrenberg, aber den sonst üblichen Millionengewinn
werden die Stadtwerke in diesem Jahr wohl erstmals knapp verfehlen, so die vorsichtige
Prognose. "Die Gewinne werden in Zukunft kleiner", so Gardemann. Die Konsequenz
sei, dass den Kommunen weniger Geld zur Verfügung stehe. Geld, mit dem in Brühl zum
Beispiel der Stadtbus finanziert wird. Neue Busse anzuschaffen, wie es im Rat diskutiert
wurde, sei nicht drin. Schnorrenberg: "Das schaffen wir nicht."
Klotz am Bein
Als Klotz am Bein erweist sich zunehmend das
Blockheizkraftwerk (BHKW) im Veba-Wohnwertpark. Dort wird neben Wärme auch Strom
produziert. Der aber ist teurer als der, den RWE liefert. Die Krux: "Je niedriger der
RWE-Strompreis ist, um so größer ist das Defizit bei der Fernwärme." Ein
derartiges Kraftwerk würde heute niemand mehr bauen. Die Fernwärme-Kunden im Wohnpark
sollen darunter aber nicht leiden.
Nach wie vor sei das BHKW umwelttechnisch ein Vorreiter, so
die Manager, aber wenn man nur Kapital im Sinn habe, so Hans-Georg Wilhelm, "dann
fällt der Umweltschutz weg". Allerdings nicht ganz. Denn auch die Stadtwerke bieten
Ökostrom im Paket zu 500 Kilowattstunden mit einem Aufschlag von neun Pfennigen an. Der
Strom komme aus Wasser-, Wind-und Photovoltaik-Anlagen des RWE - garantiert. Die erste
Kundin soll dem Vernehmen nach Umweltdezernentin Dr. Elisabeth Hacksein sein. Wer sich
informieren will, kann kostenlos bei den Stadtwerken anrufen: [TEL] 0800/ 79742437.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 15/10/'99
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HEW & Rewe stoppen ihre Strompläne
München - Bundeswirtschaftsminister Werner Müller hat
einen ungehinderten Wettbewerb auf dem Strommarkt gefordert. "Nationale Quoten für
Kraft-Wärme-Kopplung, Braunkohle und erneuerbare Energien" sehe er kritisch, sagte
Müller auf dem Jahreskongress des Verbands der europäischen Stromkonzerne (VGB) in
München. Er freue sich über den "Preiskrieg", weil er den Privatkunden und der
Wirtschaft nütze und Arbeitsplätze schaffe. Man könne nicht den
Wettbewerb in ganz Deutschland außer Kraft setzen, nur weil 15 Stadtwerke Probleme
hätten, sagte der parteilose Minister.
Der ursprünglich ab Mitte November von den Hamburgischen
Electricitäts-Werken (HEW) und der Kölner Rewe Zentral AG geplante bundesweite
Stromverkauf über das Filialnetz des Handelsunternehmens ist auf Eis gelegt worden. Eine
entsprechende Meldung des Energie-Informationsdienstes wurde von HEW-Sprecher Spitzmüller
bestätigt. "Wie haben uns zurückgezogen, da Haushaltskunden nur eine geringe
Wechselbereitschaft zeigen und zudem der Werbeaufwand sich für uns nicht rechnet."
Lediglich einen Werkstarif" für Rewe-Mitarbeiter soll es laut Spitzmüller in
Zukunft geben. (ap,EB)
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 13.10.1999
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RWE erwägt offenbar Einstieg bei
National Power
Zeitung berichtet von 23 Mrd. DM-Kaufpreis -
Energieversorger dementiert
rtr LONDON. Die deutsche RWE erwägt einem Bericht der
"Sunday Times" zufolge einen Einstieg bei dem britischen Energieversorger
National Power und bietet dafür umgerechnet 23 Mrd. DM. Beide Unternehmen seien in einem
frühen Stadium der Gespräche, wobei auch ein Scheitern noch möglich sei, berichtete die
britische Zeitung. Ein Sprecher der RWE sagte am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters,
er könne den Inhalt des Berichts nicht bestätigen. Die Zeitung berichtete weiter, RWE
wolle den Einstieg nur mit dem Einverständnis der National Power und biete 7,5 Mrd.
Pfund. Abhängig sei das Vorhaben auch von der britischen Regierung, die über eine
"Goldene Aktie" bei der National Power wichtige Unternehmensentscheidungen
blockieren könne.
In den vergangenen Wochen hatte es verstärkt Spekulationen
um Allianzen und Übernahmen in der Energiebranche gegeben, weil auch im Zuge der Öffnung
der Strommärkte nach Angaben von Analysten für die Unternehmen die Größe ein
wichtigerer Faktor werden wird. Vor wenigen Wochen erst hatten in Deutschland die Konzerne
Veba und Viag ihren Zusammenschluss angekündigt. Die RWE hatte darauf hin angekündigt,
trotz dieser Fusionspläne führender deutscher Stromversor-ger bleiben zu wollen. Um dies
sicher zu stellen, sei ein Budget für Investitionen von rund 30 Mrd. Euro geschaffen
worden, hatte der Konzern am Dienstag erklärt.
Quelle: Handelsblatt 11.10.1999
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RWE will mit spektakulären
Akquisitionen wachsen
Dividende wird in Essen auf 1 Euro je Stückaktie
aufgestockt
Auf dem Weg zum lupenreinen Multi-Energy-Konzern
präsentiert RWE einen guten Abschluss für das vergangene Geschäftsjahr. Der
Aufsichtsrat hat gestern die neue Holding-Struktur mit nur noch fünf statt vorher elf
Vorständen abgesegnet.
ews/jsn ESSEN. Von Kontinuität ist der Jahresabschluss
1998/99 (30.6.) der RWE AG, Essen, geprägt. Das Nettoergebnis wurde mit 15,1 %
Zuwachsrate auf 1,15 Mrd. Euro wieder zweistellig gesteigert. Dazu trugen neben einem
verbesserten betrieblichen Ergebnis auch Sondereffekte - wie der Verkauf der
Festnetztochter Otelo - bei. Damit konnte Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt seinem Titel
- Mr. Zehn Prozent gerecht werden. Der Konzernumsatz wuchs dagegen nur um 2,4 % auf 38,4
Mrd. Euro. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung vor, eine Dividende von
1 Euroje Stückaktie zu bezahlen. Im Vorjahr waren 0,87 Euro sowie ein Jubiläumsbonus von
0,05 Euro ausgeschüttet worden.
Der RWE-Konzern richtet sich nun ganz auf Energie und
energienahe Dienstleistungen (Multi/Energy und Multi Utility) aus. Dazu hat der
Aufsichtsrat gestern die Führungsstruktur beschlossen. Danach wird der Holding-Vorstand
von elf auf fünf Mitglieder verkleinert. Die Töchter Hochtief AG und Heidelberger Druck
AG werden nur noch als Finanzbeteiligungen geführt und stehen zur Disposition, auch wenn
es aktuell keinen Handlungsbedarf gibt. Das neue Ziel des Konzerns ist ehrgeizig: Bis 2010
soll die führende Position als größter privater Energieversorger auf dem Heimatmarkt
Europa ausgebaut werden.
Dazu wird ein Umsatz von 150 Mrd. DM - bisher knapp 21 Mrd.
DM - angepeilt. Die Zielsetzung entspricht einem Marktanteil zwischen 10 und 15 % auf dem
eine Billion DM schweren Markt. Dies ist aus innerem Wachstum nicht zu schaffen. Deshalb
will RWE jährlich mindestens 5 Mrd. DM für Akquisitionen in die Hand nehmen
(Handelsblatt vom 7.9.1999).
Schon in den nächsten Monaten soll ein großer Coup
erfolgen, hat RWE-Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt angedeutet, um die eklatanten
Schwächen bei Öl und Gas zu beheben: Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, wird schon
mit dem englischen Konkurrenten PowerGen plc geliebäugelt. PowerGen ist mit 55 Mrd.
Kilowattstunden (kWh) zweitgrößter britischer Stromversorger nach National Power mit 60
Mrd. kWh. Auf RWE Energie entfallen 138 Mrd. kWh, und im Verbund sind es insgesamt knapp
170 Mrd. kWh. Bei einer Eingliederung von PowerGen würde der sich anbahnende neue
Marktführer Veba/Viag (180 Mrd. kWh) wieder auf Rang zwei zurückfallen.
In Europa könnte RWE nach der Eléctricité de France, die
allerdings dann immer noch doppelt soviel absetzt, an dem zweitgrößten Anbieter, Enel
aus Italien, vorbeiziehen. PowerGen besitzt nicht zuletzt deshalb Charme, weil das
Unternehmen in den USA auch über Erdgasaktivitäten verfügt und weitere 10 Mrd. DM
Akquisitionen in Nordamerika plant. Die USA als weltweit größter Energiemarkt besitzen
auch für das Essener Unternehmen mit seinen Ambitionen in der Europa-Liga
Anziehungskraft. Ein Engagement im amerikanischen Markt setzt eine Kooperation voraus. So
hatte die Veba vergeblich eine Liaison mit dem US-Energieversorger Enron anvisiert.
Zudem gibt es Berührungspunkte in Deutschland. PowerGen
ist mit einem Drittel am ostdeutschen Braunkohleproduzenten Mibrag beteiligt. Der
RWE-Tochter Rheinbraun gehört die benachbarte, größere Laubag. Bei der nach der Fusion
von Veba und Viag anstehenden Neuordnung der ostdeutschen Energiewirtschaft könnte RWE
die Integration von Gewinnung und Verstromung der Braunkohle in eine Hand bekommen.
Kuhnt hat auch die Kriterien für die Sieger am
Energiemarkt 2010 vorgegeben. Dazu gehören Preisführerschaft, Optimierung des Vertriebs
und das ausgefeilte Management von Risiken. An diesen Zielen richtet sich die neue
Konzernorganisation mit den fünf Sparten aus: Vorstandsvorsitz (Dietmar Kuhnt), Finanzen
und Controlling (Klaus Sturany, der den zur Deutschen Bank wechselnden Clemens Börsig zum
1.12. ablöst), Personal und Recht (Jan Zilius), Konzern-Entwicklung und -Systeme (Richard
Klein) sowie Multi Energy und Multi Utility (Manfred Remmel). Mit Klein verbleibt der
letzte kommunale Vertreter im Spitzenmanagement des Konzerns.
Die übrigen Vorstandsmitglieder
Rudolf Schwan (bisher Ressort Außenbeziehungen), Thomas Geitner (Otelo wurde im Sommer
verkauft, Geitner wird noch bei E-Plus als Berater für Veba und RWE fungieren), Dieter
Dräger (RWE-DEA), Dieter Henning (Rheinbraun), Hartmut Mehdorn (wechselt von Heidelberger
Druck auf den Chefposten bei der Deutsche Bahn AG) und Hans-Peter Keitel (Hochtief)
scheiden einvernehmlich aus, heißt es.
Quelle: Handelsblatt 24.9.1999
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VEW plant kommunale Energie-Allianz
Neuer Strom-Riese entsteht
dpa DORTMUND - Der Dortmunder VEW-Konzern plant eine
kommunale Energie-Allianz als Gegengewicht zu den Strom-Konkurrenten Veba/Viag und RWE.
Mit der Gründung einer Deutschen EnergieUnion soll Stadtwerken im Preiswettbewerb eine
Alternative zu Notverkäufen und Stilllegungen geboten werden, berichtet die
«Süddeutsche Zeitung» (Freitagausgabe). Neben den Energieaktivitäten von VEW sollen
eine möglichst große Zahl kommunaler Energiebetriebe eingebracht werden. Mit von der
Partie soll auch die US-Gesellschaft Texas Utilities (Dallas) sein, die sich zusammen mit
VEW um die Beteiligungen von Baden-Württemberg und Stuttgart an der EnBW-Gruppe beworben
habe. VEW-Sprecher Jochen Draht bestätigte derartige Überlegungen. Die Identität und
Selbstständigkeit der teilnehmenden Unternehmen bleiben erhalten. Nach dem VEW-Konzept
sollen die jeweiligen Kommunen ihre Energiebeteiligungen bei der Deutschen EnergieUnion
einbringen und würden damit der Haupteigentümer der Allianz werden. Als Rechtsform sei
eine Aktiengesellschaft denkbar. Falls VEW bei EnBW und HEW zum Zuge komme, würden diese
Unternehmen in das Modell einbezogen. VEW ist nach eigenen Angaben in Deutschland bei
Strom Nummer sechs, bei den regionalen Gasverteilern Nummer eins und bei der Entsorgung
Nummer drei.
Quelle: Handelsblatt 24.9.1999
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Stadtwerke-Strom demnächst billiger
Kompromiss bei der Stromliberalisierung: Der Transport von
Energie aus kleinen Kraftwerken könnte finanziell bevorzugt werden
Berlin (taz) - Den Stadtwerken kann geholfen werden. In den
Verhandlungen über die Stromliberalisierung zeichnet sich ein Kompromiss ab, der die
kommunalen Energiebetriebe schützt, ohne den aufkeimenden Wettbewerb beim Strom allzu
sehr einzuschränken. Die grüne Bundestagsfraktion forderte gestern niedrigere
Durchleitungsgebühren für elektrische Energie aus den Kraftwerken der Städte. Das
würde Strom aus diesen Quellen gegenüber der Energie der Großkonzerne relativ
verbilligen und damit einen Kaufanreiz für die VerbraucherInnen darstellen.
Ähnliches schlägt Bundeswirtschaftsminister Werner
Müller (parteilos) vor. In einem Brief an die SPD-Fraktion spricht sich Müller für
"zusätzliche Erleichterungen für dezentrale Anlagen" aus. Müller zielt damit
auf die Verhandlungen um die neue Verbändevereinbarung, die unter anderem den Transport
des Stroms aus den Kraftwerken zu den privaten Haushalten regeln soll. Darüber
diskutieren gegenwärtig die Verbände der Industrie und der Stromwirtschaft. Besonders
die Vereinigung Kommunaler Unternehmen (VKU), die die Stadtwerke vertritt, die
Gewerkschaft ÖTV und die SPD-Fraktion fordern die Begünstigung der Städte, damit deren
Stromproduktion angesichts der Liberalisierung nicht untergeht.
Während Müller gestern mit der SPD-Fraktion diskutierte,
plädierte die grüne Energiespezialistin Michaele Hustedt für "geringere
Durchleitungsgebühren für Energie aus Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung" (KWK). Das
sind vornehmlich kleinere Kraftwerke in den Städten, die gleichzeitig Strom und
Fernwärme herstellen. Deren Energie ist teilweise teurer als der Saft, den die
Energiekonzerne wie RWE oder PreussenElektra aus ihren Großkraftwerken verkaufen. Würden
die KWK-Anlagen umstandslos dem neuen Preiskampf der Liberalisierung ausgesetzt, stünden
nach Ansicht der ÖTV mehrere zehntausend Jobs auf dem Spiel.
Der Durchleitungspreis macht in Zukunft ungefähr die
Hälfte der Kosten aus, den die PrivatverbraucherInnen bezahlen müssen, wenn sie ihren
Strom von einem beliebigen Energieversorger beziehen. Hustedt fordert, dass sich die
Verbände in ihrer Vereinbarung auf eine Abmilderung der Durchleitungskosten für
KWK-Strom um drei bis vier Pfennig einigen. Hustedts Argument: Die dezentralen Kraftwerken
sind für den Transport ihrer Energie zu den VerbaucherInnen nicht auf die
Hochspannungsleitungen angewiesen, die die großen Hersteller für die Energieverteilung
über weite Strecken errichtet haben. Deswegen sollen die Stadtwerke die Instandhaltung
dieser Netze auch nicht mitbezahlen müssen, so Hustedt.
Andere Maßnahmen zum Schutz der Stadtwerke sind noch
höchst umstritten. Grüne, SPD und Gewerkschaften fordern eine Quote für KWK-Strom. Die
würde festlegen, dass jeder Lieferant eine bestimmte Menge Stadtwerke-Strom verkaufen
müsste. Außerdem soll der KWK-Strom an einer eigenen Strombörse gehandelt werden, um
Druck in Richtung Effizienz und Preissenkung auszuüben. Besonders die Quote jedoch lehnt
Wirtschaftsminister Müller als unzulässige Beschränkung des Wettbewerbs ab.
Die Grünen fordern zusätzlich die Novellierung des
Stromeinspeisegesetzes noch in diesem Jahr, um Energie aus Kraft-Wärme-Kopplung und
umweltfreundlichen Quellen mit einer stabilen finanziellen Förderung auszustatten. Am
kommenden Montag tagt der Koalitionsausschuss zwischen SPD und Grünen unter anderem zum
Thema "Stromliberalisierung". Am selben Tag demonstrieren zehntausende
Beschäftigte der Stadtwerke in Berlin.
Quelle: TAZ 22.9.1999
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Bayern macht Weg für Veba/Viag-Fusion
frei
Aufsichtsräte tagen am Wochenende
rtr/um MÜNCHEN. Für die Fusion der Mischkonzerne Viag und
Veba ist offenbar eine wichtige Hürde aus dem Weg geräumt. Aus informierten Kreisen im
Umkreis der Verhandlungen verlautete am Mittwoch, Bayerns Ministerpräsident Edmund
Stoiber habe bei einem Spitzengespräch mit Veba-Chef Ulrich Hartmann und Viag-Chef
Wilhelm Simson Bayerns Zustimmung zur Fusion erklärt. Bayern werde rund 10 % seines
Viag-Anteils von 25,1 % an die Veba veräußern. Die Veba und Bayerns Staatskanzleichef
Erwin Huber erklärten allerdings, es gebe noch offene Fragen. Zuletzt war unter anderem
der Preis für dieses Paket umstritten.
Die Aufsichtsräte beider Firmen wollen am Sonntag über
die Fusion entscheiden. Am Montag sollen Einzelheiten offiziell vorgestellt werden.
Das Gespräch zwischen Stoiber, Simson und Hartmann am
Dienstag hatte den Angaben zufolge "einen sehr guten Verlauf genommen". Details
wurden jedoch keine bekannt. Angeblich soll Bayern für einen gut zehnprozentigen Teil
seiner Viag-Beteiligung bis zu 2,8 Mrd. DM kassieren, die für die bayerische
High-Tech-Offensive eingesetzt werden sollen. Der Entscheidung des Viag-Großaktionärs
Bayern kommt eine entscheidende Rolle für das Zustandekommen der Fusion zu. Die
Staatsregierung hatte wiederholt erklärt, sie spreche über ihren Viag-Anteil auch noch
mit anderen Interessenten. Vorgefühlt hatte neben dem französischen Energiekonzern EDF
die deutsch RWE.
In Unternehmenskreisen heißt es, das Land Bayern wolle
auch nach einer Fusion den politischen Einfluss auf die Kernenergiepolitik wahren. Wie
dies im Einzelnen geschehen soll, scheint allerdings noch offen zu sein.
Das Bundeskartellamt wollte erneut keine Stellung zu dem
geplanten Zusammenschluss nehmen. Das Vorhaben müsse erst angemeldet werden. Noch unklar
ist das Wertverhältnis der beiden Konzerne bei einer Fusion. In Branchenkreisen wird ein
Verhältnis von 35 zu 65 % zu Gunsten der Veba genannt, die auch umsatzmäßig erheblich
größer ist. Durch einen Zusammenschluss würde ein Konzern mit einem vorläufigen Umsatz
von über 130 Mrd. DM und gut 200 000 Mitarbeitern entstehen. Zugleich würde der Konzern
durch die Zusammenführung der Stromtöchter Bayernwerk und Preussen-Elektra zum größten
deutschen Stromanbieter aufrücken.
Quelle: Handelsblatt 23.9.1999
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Strompool für Mittelständler
Neuer Markt bringt große Preisnachlässe
Erftkreis. Rund 50 mittelständische
Unternehmen aus dem Erftkreis können demnächst mit günstigeren Strompreisen rechnen. In
ganz Deutschland, so eine Schätzung des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft
(BVMW), werden rund 2000 kleine und mittlere Unternehmen die Energie aus der Steckdose
bald zu Bedingungen beziehen, wie sie bisher Großkunden vorbehalten waren.
Hans-Otto Nowak, Sprecher des
BVMW-Kreisverbandes Erft, rechnet damit, dass sich jetzt weitere Betrieb bei ihm melden
werden, um dem Strompool beizutreten. Immerhin könne man so mindestens 35 Prozent der
Stromkosten sparen. In Einzelfällen seien sogar Nachlässe um 50 Prozent drin. Nowak:
"Ein Karosseriebetrieb mit drei bis vier Mitarbeitern kann da rund 1700 Mark im Jahr
sparen."
Die Kampfpreise auf dem liberalisierten
Strommarkt machen es möglich: Für den BVMW tätige Berater - wie etwa die in Köln und
Bergheim ansässige EBE Gesellschaft für Energieberatung mbH - verhandeln mit den
Stromlieferanten und handeln bundesweit gültige Rahmenabkommen für den Verband aus, und
der bietet seinen Mitgliedern die günstigen Bedingungen an. Die potenziellen Kunden sind
natürlich frei in ihrer Entscheidung, dem Strompool beizutreten oder auf eigene Faust mit
einem Anbieter zu verhandeln.
Welche Stromvertreiber den Zuschlag des
BVMW erhalten, wird im Detail noch nicht bekanntgegeben. Die Verträge seien aber
unterschriftsreif, sagt Nowak. Der BVMW-Strompool stelle kein Lockangebot dar, sondern
garantiere langfristig günstige Preise. Jürgen Menzel, der seit 25 Jahren
Großunternehmen in Sachen Energie berät und vor zehn Jahren die EBE gegründet hat,
sieht den Preisverfall mit gemischten Gefühlen: "Die Schattenseite ist, dass niemand
mehr angehalten wird, sparsam mit der Energie zu sein. Bei Rabatten bis zu 55 Prozent
gehen Großkonzerne sogar hin und bauen ihre betriebseigenen Anlagen zur Energiegewinnung
ab."
Quelle: Kölnische Rundschau 22/09/1999
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Im Netz der Monopole
Trotz Werberummels kommt der
Stromwettbewerb nicht in Schwung Von Marcus Brost und Fritz Vorholz
Nach dem kleinen Test war die Enttäuschung groß. Um die
Chancen ihrer "Aktion Stromwechsel" auszuloten, hatten die Umweltschützer von
Greenpeace in den vergangenen Wochen fleißig Briefe verschickt. Die Empfänger: regionale
Stromversorger aus dem gesamten Bundesgebiet. Inhalt der Schreiben: die Kündigung der
Lieferverträge von zehn Büros der Ökoaktivisten - fristgerecht zum 1. Oktober.
Mittlerweile ist klar, dass der vermeintlich einfache Wechsel des Stromlieferanten gar
nicht so einfach funktioniert: Mal verlangt das Stadtwerk den Einbau eines teuren
Extrazählers. Dann wiederum, moniert Greenpeace-Mann Jörg Feddern, wird darauf
gedrängt, sich "in Geduld zu üben". Nur "die wenigsten" der
angeschriebenen Energieversorger ließen ihre Kunden tatsächlich ziehen.
Am deutschen Strommarkt herrscht eine seltsame Situation.
Auf der einen Seite läuten vor allem die ehemaligen Monopolisten beinahe täglich neue
Preissenkungsrunden ein: Der Chef des Bayernwerks, Otto Majewski, legte einen
"Power-Tarif" für Private auf; RWE-Energie-Vorstand Manfed Remmel hat den Preis
für sein Angebot "Avanza" schnell noch um zwei Pfennig je Kilowattstunde
gedrückt; Yello-Strom, ein Ableger der Energie Baden-Württemberg (EnBW), wirbt mit
konkurrenzlosen 19 Pfennig je Kilowattstunde. Am Dienstag dieser Woche präsentierte
PreussenElektra seine neue Strommarke "Elektra Direkt". Selbst per Katalog soll
es bald günstigen Strom geben - wenn es nach den Werbestrategen des Versandhauses Quelle
geht. Es scheint, als sei auf dem einst abgeschotteten Energiemarkt nun Wettbewerb in
Reinkultur ausgebrochen.
Auf der anderen Seite beweist der Blick ins Kleingedruckte
das Gegenteil: Yello zum Beispiel liefert erst von November an; RWE rechnet damit, die
ersten Haushalte von Oktober an zu versorgen. Und gar nicht so sicher scheint, ob im
Herbst tatsächlich bundesweit jeder Privatkunde beliebig den Anbieter wechseln kann.
Der Wechsel zu einem neuen Anbieter klappt noch nicht
Das könnte am noch immer schwelenden Streit um die so
genannte Verbändevereinbarung scheitern. Die Neufassung des Gentlemen's Agreement, an der
Energieversorger, Kraftwerksbetreiber und Industrie derzeit basteln, soll nach dem Willen
von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller endlich auch für Privatkunden den
reibungslosen Wechsel des Stromlieferanten ermöglichen - und damit Wettbewerb am
Energiemarkt. Doch die Verhandlungen stocken (ZEIT Nr. 36/99). Zwar hofft der Minister
unverdrossen, dass die strittigen Punkte bis zum 28. September ausgeräumt sind - für
diesen Termin hat Müller die Verhandlungspartner zu einem Gespräch nach Berlin
eingeladen. Beim Verband der Deutschen Elektrizitätswirtschaft (VDEW), der Lobby der
Stromkonzerne, erwartet man allerdings eher, dass die alte, wenig praktikable
Vereinbarung, die Ende des Monats offiziell ausläuft, erst einmal weiter gelten wird.
Ob der ganzen Wettbewerbseuphorie wird zudem eines leicht
übersehen: Damit der Wechsel von Privatkunden zu einem neuen Anbieter reibunglos klappt,
sind so genannte Lastprofile nötig. Sie simulieren den im Tagesablauf schwankenden
Stromverbrauch genormter Kundengruppen und vereinfachen damit die Gebührenabrechnung
zwischen Netzbetreiber und neuem Lieferanten. Ohne diesen Maßstab für den Strompreis
verlangen einige der alten Versorger nämlich, wie im Fall der wechselwilligen
Greenpeace-Büros, den Einbau eines rund 1000 Mark teuren Extrazählers. Das Problem: Wann
die Lastprofile bundesweit vorliegen, ist weiter unklar. "Das kann", sagt
VDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard Meller, "Ende dieses oder auch Anfang nächsten
Jahres sein."
Für die jungen Anbieter am Energiemarkt sind fehlende
Lastprofile allerdings fatal, weil das Leitungsnetz weiter in der Hand der ehemaligen
Monopolisten bleibt. Ohne einen bundesweiten Maßstab für faire Preise müssen die
Stromrebellen mit jedem Netzbetreiber separat über die Lieferbedingungen verhandeln. Das
aber kostet wertvolle Zeit. "Nach der jetzigen Lage müssen wir jedes einzelne
Stadtwerk abklappern", ärgert sich Heiko von Tschischwitz, Geschäftsführer des
Hamburger Ökostrom-Anbieters Lichtblick.
Die Konzerne locken Kunden mit Durchhalteprämien
Für einen schnellen, bundesweiten Marktauftritt sieht es
damit düster aus. "Einige Stadtwerke", klagt von Tschischwitz, "wollen
erst dann über den Netzzugang verhandeln, wenn wir in ihrem Gebiet schon Verträge mit
Privatkunden abgeschlossen haben." Die potenziellen Kunden unterschreiben einen neuen
Liefervertrag freilich meist nur, wenn sie auch sicher sind, später den gewünschten
Strom zu erhalten. De facto kann Lichtblick daher erst in zwei Städten liefern: Hamburg
und Frankfurt.
Dieses Problem dürften die etablierten Stromkonzerne kaum
haben. Verweigert der Netzbetreiber die Durchleitung der Billigenergie, greifen die
ehemaligen Monopolisten kurzerhand in die eigene Kasse: Für jeden angefangenen Monat, in
dem neue Kunden weiter Strom vom alten Versorger beziehen, schreibt zum Beispiel RWE den
wechselwilligen Haushalten zehn Mark gut. Eine solche Durchhalteprämie aber, mutmaßt
Konkurrent von Tschischwitz, "kann sich nur leisten, wer jahrelang Monopolmargen
eingesammelt hat".
Schon heute befürchten Experten, dass der Wettbewerb auf
dem Energiemarkt vor allem jenen nutzt, die jahrzehntelang bereits vom Strommonopol
profitierten. Verzögert sich der bundesweite Marktauftritt der neuen Anbieter, haben die
großen Energiekonzerne den Kuchen längst unter sich aufgeteilt. Wenn es innerhalb der
nächsten sechs Monate nicht zu einer vernünftigen Wettbewerbsregelung kommt, werde es
"sehr viele junge Unternehmen bald nicht mehr geben", fürchtet Lichtblick-Chef
von Tschischwitz. Auch Greenpeace-Experte Jörg Feddern fordert "Wettbewerb unter
fairen Bedingungen". Sonst drohe "eine katastrophale Marktbereinigung".
Vielleicht hat die Katastrophe schon begonnen. Besonders
für die rund 570 Stadtwerke, die hierzulande Strom anbieten, geht die Ära der
Gemütlichkeit zu Ende. Gerade ihnen versuchen die großen Exmonopolisten Kunden abzujagen
und so am Ende die Margen zu kassieren, die bisher im Säckel der Gemeinden landeten. Zwar
wehren sich die kommunalen Betriebe nach Kräften. So wirbt ein Versorger von der
hessischen Bergstraße, die Bensheimer Gruppen-Gas- und Elektrizitätswerk AG (GGEW), mit
"supergünstigen Konditionen", Treuerabatten und Preisnachlässen für jene
Kunden, die gleichzeitig Strom und Gas bei dem kommunalen Unternehmen einkaufen. Von
"völlig neuen Paketleistungen zu Sparpreisen" schwärmt auch Felix Zimmermann,
Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Er rät seinen
Stadtwerken, sich mit Alles-inklusive-Angeboten die Konkurrenz vom Leib zu halten: Strom,
Gas, Wasser und Fernwärme aus einer Hand - mit diesem Pfund sollten die bisher oft genug
behäbigen und am Gängelband der Kommunalpolitiker geführten Betriebe wuchern. Auch
Zusammenarbeit untereinander sei eine Überlebensstrategie, meint der VKU-Funktionär. Die
Logik dabei: Weil die Stadtwerke meist keinen eigenen Strom verkaufen, sondern sich die
Edelenergie anderswo beschaffen müssen, können sie als Stromeinkäufer vom Wettbewerb
profitieren.
Dennoch erinnert der Optimismus des VKU-Funktionärs
Zimmermann an das bekannte Pfeifen im Walde. Brenzlig dürfte es vor allem für jene 390
Stadtwerke werden, die ihren Strom teilweise selbst erzeugen, prognostizierten Analysten
der Dresdner Bank bereits vor Monaten. Am Ende der Konzentrationswelle, heißt es in ihrer
Expertise, würden nur wenige große internationale Energiekonzerne die europäische
Stromwirtschaft dominieren. Der damit verbundene Rationalisierungsprozess wird hierzulande
nach Schätzung der Gewerkschaft ÖTV nicht nur rund 60 000 Arbeitsplätze kosten; im
reinen Preiswettbewerb auf dem Elektromarkt, fürchtet ÖTV-Energieexperte Reinhard
Klopfleisch, bleibt auch der Umweltschutz auf der Strecke.
In der Tat betreiben 64 Stadtwerke Anlagen, die nicht nur
Strom, sondern gleichzeitig Wärme zum Heizen produzieren. Bei diesem Verfahren -
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) genannt - wird der eingesetzte Brennstoff um bis zu 30 Prozent
besser genutzt als bei der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme. Entsprechend groß
ist die Menge an klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2), die der Erdatmosphäre erspart
wird. Nur: Die umweltverträgliche Stromerzeugung kann mit den Billigangeboten nicht
konkurrieren. In Duisburg fiel die erste KWK-Anlage, einst mit 80 Millionen Mark
Steuergeldern subventioniert, bereits dem Preiswettbewerb zum Opfer. "Wir können
unseren Strom nicht mehr verkaufen", klagt Stadtwerke-Chef Uwe Steckert.
Die Sorgen der Stadtwerker und Umweltschützer haben sich
mittlerweile auch Politiker zu Eigen gemacht. So drängt die SPD/CDU-Koalition in der
Stadt Berlin darauf, das Energiewirtschaftsgesetz, dessen Novellierung im Frühjahr 1998
erst die Voraussetzungen für den Preiskampf geschaffen hatte, erneut zu ändern. Die
Berliner Landespolitiker wollen jedem Stromanbieter vorschreiben, dass ein Mindestanteil
seines Stroms aus KWK-Anlagen kommen muss. Bereits Ende September soll das Ansinnen im
Bundesrat behandelt werden.
Noch heftiger rumort es in der SPD-Bundestagsfraktion.
Volker Jung, ihr energiepolitischer Sprecher, will dem "zügellosen und für
ökologische und beschäftigungspolitische Belange blinden Preiswettbewerb" nicht
länger tatenlos zusehen. Bei den Sozialdemokraten kursiert ein Gesetzentwurf, der nicht
nur eine Quote für KWK-Strom festschreiben will. Die Genossen drängen auch darauf, die
Gemeinden vor allzu schonungslosem Kampf um Stromkunden zu schützen und die
Kartellbehörden bei der Überwachung des strittigen Netzzugangs zu stärken. Wenn die
Fraktion Bundeskanzler Gerhard Schröder von ihrem Anliegen überzeugen kann, dürften die
Karten auf dem Strommarkt noch einmal neu gemischt werden.
Allerdings drängt die Zeit. Bleibt nämlich alles beim
Alten, schafft der Markt an der Politik vorbei sehr schnell Fakten. Für diesen Fall sieht
sich der Energiepolitiker Jung, der doch eigentlich den Wettbewerb gestalten will, bereits
"als gut bezahlten Spaziergänger an der Spree".
Quelle: Zeit 37/'99
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Preussenelektra steigt in den Ring
«Günstigerer Strom als alle
Wettbewerber» - Interesse an EnBW
BM/dpa Hannover - Nach dem
Marktführer RWE und anderen Stromkonzernen nimmt jetzt der Branchenzweite Preussenelektra
den Preiskampf um Privatkunden auf. Bundesweit können sich Privathaushalte ab 9.
September günstige Angebote für Strom der eigens dafür geschaffenen Marke «Elektra
Direkt» einholen. Die neuen Stromtarife gehörten zu den günstigsten in Deutschland,
sagte der Vorstandsvorsitzende Hans-Dieter Harig am Dienstag in Hannover.
Auf Dauer wolle Preussenelektra «den Strom günstiger
anbieten als alle anderen Wettbewerber.» Mit Elektra Direkt wolle Preussenelektra die
Zahl seiner Privatkunden deutlich steigern. Bisher hält das hannoversche Unternehmen mit
sieben Millionen Privatkunden einen Marktanteil von 17,8 Prozent.
Gleichzeitig kündigten
mehrere Regionalversorger der Preussenelektra wie die Schleswag (Rendsburg) und Avacon
(Helmstedt) am Dienstag erhebliche Preisnachlässe an. Das Elektra-Direkt-Angebot könne man
sowohl direkt bei der Preussenelektra als auch über seinen bisherigen Regionalversorger
beziehen, sofern er Partner der Preussenelektra sei.
Elektra Direkt wirbt mit den Tarifen «Single» und
«Family». Beim Single-Tarif zahlt ein Haushalt bei einem Verbrauch bis 1111
Kilowattstunden nur noch eine DM pro Tag, das heißt 365 DM pauschal. Ein monatlicher
Grundpreis entfällt. Jede weitere Kilowattstunde kostet 25,9 Pfennig. Beim Familientarif
zahlt der Kunde 13,90 DM Grundpreis monatlich und 21,9 Pfennig je Kilowattstunde. Bei
einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden seien dies knapp 890 DM, sagte Harig. Ein
Angebot für «grünen Strom» allein aus regenerativen Quellen gebe es vorerst nicht.
Der Preussenelektra-Vorstandsvorsitzende Harig teilte
weiter mit, man werde am Donnerstag mit Ablauf der Frist ein Angebot für den
25-Prozent-Anteil des Landes Baden-Württemberg an der EnBW abgeben. Nach dem Münchner
Viag-Konzern wird sich damit auch dessen möglicher Fusionspartner Veba am
Bieterwettstreit beim Konkurrenten Energie Baden Württemberg (EnBW) beteiligen;
Preussenelektra ist eine Veba-Tochter.
Als aussichtsreicher Kandidat für den Kauf galt bislang
der französische Konzern Electricite de France (EdF), Nummer eins der Branche in Europa.
Das Land Baden-Württemberg hofft auf einen Erlös von rund fünf Milliarden DM.
Quelle: Hamburger Morgenpost 08/09/'99
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Neue Runde im Preiskampf
Im Wettlauf um neue Privatkunden auf dem Strommarkt hat der
größte deutsche Energieversorger RWE eine neue Preisrunde eingeläutet. Auch
PreussenElektra kündigte einen bundesweiten Billigtarif an.
Essen/Hannover - Der Strompreis werde vom 1. November an
für alle Kunden um knapp zwei Pfennig auf künftig 23,99 Pfennig brutto je Kilowattstunde
gesenkt, teilte RWE mit. "Mit dieser Preissenkung setzt RWE Energie ihre Ende Juli
begonnene Wettbewerbsoffensive konsequent fort", sagte Vorstandschef Manfred Remmel.
Der Energiekonzern PreussenElektra, Tochter der mit Viag in
Fusionsverhandlungen stehenden Veba AG, kündigte eine eigene Strommarke an. Unter dem
Namen Elektradirekt werde von der kommenden Woche an allen Haushalten im Bundesgebiet ein
Tarif angeboten, der mit den Billig- angeboten anderer Stromverkäufer mithalten könne,
sagte Sprecherin Petra Uhlmann. Sie rechne nicht damit, dass die Strompreise so stark
fallen werden wie die für Telefonate, fügte sie hinzu.
Privatkunden müssen laut "Zeit" noch eine Weile
auf einen problemlosen Wechsel ihres Stromanbieters warten. Die für Ende September
anvisierte neue Verbändevereinbarung werde nicht rechtzeitig fertig. In ihr legen die
Energieversorger, Kraftwerksbetreiber und Industrie in Eigenregie die Regeln für die
Stromdurchleitung - das Herzstück des Wettbewerbs - fest. Die vielfach als
wettbewerbshemmend kritisierte alte Verbändevereinbarung läuft zum 30. September aus.
Ein Sprecher der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) bestätigte, dass die
Verbändevereinbarung nicht "in Gänze" zum Monatswechsel fertig wird. Alle
wichtigen "Rahmendaten" dürften dann aber stehen. Die VDEW bestätigte, dass
die für einen unkomplizierten Anbieterwechsel benötigten so genannten Lastprofile für
private Stromkunden frühestens im Jahr 2000 zur Verfügung stehen werden. Mit ihnen
lässt sich der im Tagesverlauf schwankende Stromverbrauch verschiedener Haushaltstypen
simulieren. So lässt sich der Einbau eines rund 1000 Mark teuren Extra-Stromzählers
vermeiden.
Quelle: Der Spiegel, 01. September 1999
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WLK und KWH reagieren
"erleichtert"
Einstweilige Verfügungen gegen Billigstromanbieter
Erkelenz. "Mit Erleichterung" haben die WLK und
die Kreiswerke Heinsberg (KWH) einstweilige Verfügungen gegen den Stromlieferanten Yello
Strom aufgenommen.
Die einstweiligen Verfügungen richten sich gegen die
werbliche Aussage von Yello Strom, Privatkunden könnten schnell ihren Stromlieferanten
wechseln, ohne dass hierfür entsprechende Regelungen oder gar Vereinbarungen zwischen den
Marktteilnehmern vorlägen. Diese wertete das Kölner Landgericht als Falschaussage.
"Vom Staatsmonopol"
Die Höhe der Yello-Strompreise wurde ebenfalls angemahnt,
da bei einem Kilowattstundenpreis von 0,19 DM pro kWh, alles inklusive, der Verdacht des
Preisdumpings bestehe.
"Es geht nicht an", so die Geschäftsleitung von
WLK und KWH, "dass sich einzelne Unternehmen Wettbewerbsvorteile dadurch verschaffen,
dass sie Strom in Ländern einkaufen, in denen die Energieversorgung immer noch vom
Staatsmonopol beherrscht wird".
Quelle: Aachener Nachrichten 24.8.1999
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Preiskampf zu Lasten der Umwelt?
Köln/Stuttgart - Der Deutsche Städtetag sieht wegen des
Preiskampfs auf dem Strommarkt Tausende von Arbeitsplätzen sowie die Existenz
umweltfreundlicher Energieträger gefährdet. Präsident Hajo Hoffmann forderte am
Dienstag in Köln die Bundesregierung dazu auf, umweltfreundliche Energien mit
Gesetzesänderungen zu schützen.
Umweltfreundlichen Stromerzeugungsanlagen der Stadtwerke
drohe die Stilllegung, weil die Preise für Strom aus umweltverträglichen dezentralen
Anlagen nicht mit den neuen Dumpingpreisen konkurrieren könnten, sagte Hoffmann.
Umweltschutzziele seien aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht mehr Inhalt der
Energieversorgung, denn hier bestimme ausschließlich der Preis.
Innerhalb eines Jahres sank der durchschnittliche
Strompreis für Großabnehmer im Westen um 13 Prozent auf netto 15,45 Pfennig je
Kilowattstunde, im Osten um zehn Prozent auf 17,17 Pfennig/kWh. Der Preiskampf in der
Elektrizitätswirtschaft findet vor dem Hintergrund erheblicher Unterschiede bei den
Stromerzeugungskosten statt. So schwanken die Erzeugungskosten für Strom bundesweit
zwischen 4,8 Pfennig je Kilowattstunde in Hessen und 7,8 Pf/ kWh in Ostdeutschland. Dies
geht aus Berechnungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung
(RWI) hervor.
Hintergrund dieser Entwicklung seien unter anderem
landespolitische Entscheidungen etwa für den Einsatz von Braunkohle bei der
Stromerzeugung, die regionale Wirtschaftsstruktur oder die Ausstattung mit Ressourcen, so
der Essener Wirtschaftsforscher Bernhard Hillebrand. In einem wettbewerblich organisierten
Markt könnten diese Unterschiede zum Problem werden. "Der Wettbewerb wird auf
regionale Besonderheiten und landespolitische Vorlieben keine Rücksicht nehmen", so
der Forscher. Dass er "mit solcher Brutalität kommt, haben die Unternehmen nicht
erwartet".
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 25.8.1999
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Versorger kalkulieren hart an der Grenze
Spielraum für weitere Tarifsenkung fast nur noch bei den
Durchleitungsgebühren
HANDELSBLATT, Dienstag, 24. August 1999
jög DÜSSELDORF. Die großen Energieversorger strömen mit
immer neuen Tarifen auf den Markt, zuerst RWE, dann Yello Strom, zuletzt Bayernwerk. Der
neue Wettbewerb bringt neue Preise und ein Durcheinander, das die Kunden erst einmal
durchschauen müssen. Nicht jedes auf den ersten Blick günstige Angebot bringt auch noch
nach einem Jahr die größten Einsparungen. Denn lange Vertragslaufzeiten bergen den
Nachteil in sich, dass Verbraucher nicht auf neue Preisstürze reagieren können.
So hat EnBW sein altes Angebot für Stammkunden erst
modifiziert, nachdem es in die Kritik geraten war. Die Vorwürfe richteten sich gegen die
Strategie, Stammkunden mit Verträgen zwischen 20 und 60 Monaten zu binden, aber durch das
Tochterunternehmen Yello Strom bundesweit günstigere Tarife anzubieten.
Das günstigste Angebot bei einem angenommenen Verbrauch
von 3500 Kilowattstunden im Jahr (entspricht einem Vier-Personen-Haushalt) macht Yello
Strom (19 DM monatl. + 19 Pf/kwh) mit einem Preis von 892,5 DM oder umgerechnet 25,5
Pfennigen pro Kilowattstunde. Allerdings wird dieser Tarif bei einem jährlichen
Grundpreis von 228 DM um so unrentabler, je niedriger der Stromverbrauch ist. Das
bedeutet, dass Single-Haushalte (1600 kwh/Jahr) besser mit den Angeboten bedient sind, die
eine niedrigere Grundgebühr ansetzen, wie beispielsweise das Power-Private-Angebot von
Bayernwerk (4,95 DM monatl. + 28,5 Pf/kwh).
Der Strompreis berechnet sich aus der Abgabenlast
(Mehrwert- und Energiesteuer sowie Konzessionsabgabe), den Durchleitungsgebühren und den
Kosten für die Stromerzeugung. Der VDEW berechnete im Januar bei einem Modellhaushalt,
der 3500 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, eine durchschnittliche Durchleitungsgebühr
von 11 Pfennigen. Hinzu kommt bei dem oben angenommenen Verbrauch die Energiesteuer von
zwei, die Konzessionabgabe in Höhe von vier und die Mehrwertsteuer zwischen vier und
fünf Pfennigen, was einer Abgabenlast von etwa 10 Pfennigen entspricht.
Durchleitungsgebühr (11 Pf) und Abgaben (10 Pf) verursachen also schon Kosten in Höhe
von 21 Pfennigen pro Kilowattstunde. Anbieter wie Yello Strom (3500 kwh: 25,5 Pf/kwh)
kalkulieren demnach "hart an der Grenze", wie es Manfred Horn, zuständig für
Energiefragen am Deutschen Institut für Wirtschaftsfragen (DIW), formuliert. "Die
kalkulierten Kosten liegen irgendwo zwischen Grenz- und Vollkosten", so Horn. Daher
könnten diese Unternehmen langfristig nur dann die Preise niedrig halten, wenn sie viele
Kunden gewinnen. Auf etwa acht bis zwölf Pfennige schätzt Horn die Vollkosten für ein
Kraftwerk, inklusive Abschreibung oder etwa Personalkosten. Bis auf zwei Pfennige geht der
Erzeugerpreis zurück, wenn nur mit Grenzkosten kalkuliert wird, also fast nur die
verwendeten Brennstoffe eingerechnet werden.
Eine Verringerung der Durchleitungsgebühren wäre eine
weitere Möglichkeit zur Kostenreduzierung. Doch darüber entscheidet erst am Ende des
Jahres die Verbändevereinbarung zwischen dem Verband Deutscher Elektrizitätswerke
(VDEW), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Vereinigung der
Industriellen Energie und Kraftwirtschaft (VIK).
Quelle: Handelsblatt 25.8.1999
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Yello Strom unterwirft sich nicht
Einstweilige Verfügung
Köln - Gelassen reagiert die Yello Strom GmbH auf die
einstweilige Verfügung des Landgerichts Köln, wonach der Anbieter seinen Firmennamen
nicht mehr verwenden darf. "Der Entscheidung lag die falsche Information zu Grunde,
Yello sei nicht in das Handelsregister eingetragen", erklärte Geschäftsführer
Michael Zerr. "Wir haben uns am Sitz unserer Konzernmutter in Karlsruhe und nicht in
Köln eintragen lassen, um zu verhindern, dass uns ein Wettbewerber unsere Idee
wegschnappt." Daher habe man Widerspruch gegen die Verfügung eingelegt, die auf
Antrag der GEW erlassen wurde. "Wir warten nun die mündliche Verhandlung ab."
Das Marketing-Konzept, Privatkunden "gelben
Strom" anzubieten, wirbelt den Markt durcheinander. Die GEW weigert sich bisher, den
Strom durchzuleiten und stößt damit bei Zerr auf Unverständnis: "Das ist
rechtswidrig." Doppelt rechtswidrig sei es, den wechselwilligen Kunden auch noch
damit zu drohen, den Strom abzustellen. "Unternehmen, die nicht richtig aufgestellt
sind, spielen defensiv", kommentierte Zerr.
"Wir werden unser Produkt offensiv nach vorne
bringen." Ungeachtet der Drohungen "garantiere" er den Kunden die
fristgerechte Lieferung von Yello Strom zum 1. November. Er habe die GEW am 13. August
gebeten, ihm ihre Bedingungen für die Durchleitung mitzuteilen. Nach den Gepflogenheiten
der Branche werde das Stadtwerk binnen zwei Wochen antworten. "Ich bin sicher, dass
wir dann durchleiten können." Schließlich versorge die Mutter bereits das Kölner
Kaufhaus Marks & Spencer ebenso mit Strom wie die Zanders Feinpapier AG.
Zur Kritik an der Herkunft der Energie erläuterte Zerr,
die Konzernmutter EnBW kaufe 20 bis 30 Prozent ihres Stroms im Ausland ein. Die Mehrheit
der Importe stammten aus schweizerischen und französischen Kernkraftwerken. "Doch
Yello wird nicht automatisch den Strom der Mutter kaufen", versicherte Zerr. "Es
gibt genügend deutschen Strom, um unseren Bedarf zu decken." Auch die GEW beziehe
über ihren Lieferanten RWE Strom aus Frankreich, fügte er hinzu und gab dem Wettbewerber
den Rat, die Kunden "nicht wie Leibeigene zu behandeln. Man muss sie jeden Tag neu
gewinnen."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 19.8.1999
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Strom vom Bayernwerk bundesweit
Preiskampf um Privatkunden
Vorstand warnt vor ruinösem Wettbewerb - Kritik am
französischen Markt
VERSCHLUNGEN wie der Tarifdschungel - Auch die Bayernwerke
bieten ihren Strom bundesweit an
München - Nicht mit voller Kraft will die Münchner
Bayernwerk AG am 1. September in den Preiskampf um den deutschen Strommarkt einsteigen.
Der drittgrößte deutsche Energieversorger senkt zwar seine Tarife, unterbietet jedoch
nicht den derzeit für 19 DM Grundgebühr und 19 Pfennig pro Kilowattstunde angebotenen
Yello-Strom. "Wir werden uns an diesem Spiel in dieser Form nicht beteiligen, um das
eigene Unternehmen nicht Stück für Stück zu ruinieren", sagte Bayernwerk-Chef Otto
Majewski gestern in München.
Das zur Viag-Gruppe gehörende Bayernwerk bietet zwar einen
niedrigeren Grundpreis (je nach Tarif 4,95 oder 17,95 DM), aber höhere Verbrauchskosten
mit 23 oder 28,5 Pfennig inklusive Steuern. Zu weiteren Preissenkungen sei der Stromriese
mit bundesweit elf Prozent Marktanteil jedoch bereit, wenn dies notwendig werde.
Beim Kampf um Kunden entscheide aber auch der Service und
die Vertragsgestaltung. Das Bayernwerk baue auf Dienstleistungen wie schnelle Hilfe im
Störfall oder Tipps für Stromeinsparungen per Kundenzeitschrift. Kündigungsfristen von
anfangs drei Monaten und danach nur vier Wochen sprächen obendrein für das eigene
Angebot. Andere Wettbewerber würden Stromkunden bis zu zwölf Monate an sich binden.
Auf Basis des bestehenden Kundenstamms von 2,2 Millionen
Abnehmern schmälere die Strompreissenkung den Umsatz um bis zu 200 Millionen DM, sagte
Majewski. Auch beim Ergebnis komme man im zweiten Halbjahr wohl verstärkt "unter
Druck": Bereits bis Mitte 1999 sei der Gewinn vor Steuern um 15 Prozent auf 1,8
Milliarden DM gesunken.
Da die Branche - so Majewski - nun auch bei Privatkunden
auf einen Verdrängungswettbewerb zu-steuere, könnten nur die Kostenführer überleben.
Und das müssten nicht unbedingt die größten Konzerne sein. Um zu sparen, baue das
Bayernwerk bis Mitte 2001 ohne betriebsbedingte Kündigungen 2000 Stellen ab. Ende 1998
waren bei dem Energieunternehmen noch 17 500 Menschen beschäftigt.
Wie Agenturen ergänzend melden, richtete Majewski heftige
Vorwürfe an die internationale Konkurrenz. Frankreich beispielsweise schirme sich
systematisch ab und wolle den Markt nur nach den Minimalvorgaben öffnen. Majewski:
"In diesen Ländern wird das Monopol soweit wie möglich verlängert, und
gleichzeitig wird mit Billigstrom der Markt jenseits der Grenze aufgerollt." Der
Kasseler Versorger EAM kündigte ebenfalls an, zum 1. September die Tarife zu senken. Das
günstigste Angebot liege bei 18 DM Grundpreis und 20 Pfennig pro Kilowattstunde, sagte
der EAM-Vorstandsvorsitzende Udo Cahn.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 18.8.1999
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»Tausende von
Arbeitsplätzen sind gestrichen worden«
Die Liberalisierung auf dem Strommarkt deckt die
Mißwirtschaft der Ex-Monopolisten auf
Der Strommarkt in Deutschland ist seit April 1998
liberalisiert. Das heißt theoretisch, jede und jeder kann Strom anbieten - bundesweit.
Die Stromgiganten, wie z.B. die Berliner Bewag, sind verpflichtet, die Leitungen ihrer
Stromnetze zur Verfügung zu stellen. Der bisherigen Ordnung, vor der Liberalisierung, lag
noch das Energiewirtschaftsgesetz aus der Zeit des Nationalsozialismus zugrunde, welches
ursprünglich auf die damalige Kriegswirtschaft ausgerichtet war. Dieses veraltete, der
Demokratie widersprechende Gesetz hat über Jahrzehnte eine zentralistische,
innovationshemmende und inneffiziente Monopolstruktur bei der Stromversorgung ermöglicht.
Die Monopolisten konnten ihre Preise dadurch künstlich hochhalten. Der Kunde wurde
gezwungen, da es keine Alternativen gab, den Strom bei »großen Versorgern« zu kaufen.
Erst die Energierichtlinie der Europäischen Union zog
marktwirtschaftliche Reformen im Energiebereich nach sich. Die CDU/CSU/FDP-Regierung
mußte daraufhin das Energiewirtschaftsgesetz »anpassen«. »Diese Reform ist auf halber
Strecke stehengeblieben«, meint Michaele Hustedt, die energiepolitische Sprecherin der
Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen. Sie spricht sich entschieden für die
Liberalisierung des Strommarktes aus und sieht »die entscheidende Bedingung für einen
fairen Wettbewerb« darin, daß die Netze der Ex-Monopolisten »neutral sein müssen«.
Während bei der Liberalisierung des
Telekommunikationsmarktes Einheitspreise für die Durchleitung und eine neutrale
Schlichtungsstelle für Konfliktfälle festgelegt wurden, haben die Stromgiganten dies
durch eine massive Lobbyarbeit bei der Bundesregierung zu Beginn der Liberalisierung
verhindert.
Der Gewinn liegt oft höher, als von den Monopolisten
behauptet wird, und der Strom wird mit veralteter und zu teurer Technik produziert. Das
erkennt man z. B. daran, daß die Stromgiganten wie die Bewag noch mit der
Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten. Als Folge hat Deutschland im Durchschnitt die
dritthöchsten Strompreise aller europäischen Länder.
Ähnlich sieht das der FDP-Sprecher Juhnke: »Es ist ein
wahnsinniger Erfolg für die Verbraucher«. Weiter sagt er: »An dem Preisrutsch könne
man erkennen, wieviel die Stromgiganten unrechtmäßig eingesackt haben.«
Die Liberalisierung des europäischen Strommarktes im
Februar diesen Jahres sollte endgültig den fairen Wettbewerb garantieren. Seitdem
drängen sich neue private Unternehmen auf dem Markt, die »Billigstrom« bei Kraftwerken
im In- und Ausland einkaufen und über die Netze der »Großen« verkaufen. Bisher
beschränkte sich dieses Angebot auf die Großverbraucher. Die Ares Energie AG Berlin und
die KaWatt AG aus Köln weiten ihren Verbraucherkreis nun auch im Privatkundenbereich aus.
Sie werden bei der Versorgung ihrer neuen Kunden von den Ex-Monopolisten massiv behindert.
Die Bewag Berlin verweigerte der Ares die Durchleitung ihres Stroms. Die Ares klagte
jedoch gegen den »Giganten« und bekam das Recht zur Benutzung eines Fünftels des
Netzes. Ares-Vorstand Andreas Rose bezeichnet es als »einen ersten Durchbruch mit
Signalwirkung«. Im Vergleich schneidet die Ares besser ab als der
Ex-Monopolist Bewag (Foto: ... von wegen Dienst für
Energie und Umwelt - vor allem um Geld geht's). Die Ares bietet zwei Tarife - für Privat-
und Industriekunden - und einen »Eco-Tarif« an. Im »Classic«-Tarif kostet eine
Kilowattstunde (kWh) 28 Pfennig. Der Preis für Großkunden beträgt 25,5 Pf/kWh.
Die Bewag läßt ihre Preise klettern und verlangt 34
Pf/kWh (vorher 31,7 Pf/kWh) für Privatkunden. Sie begründet diese Erhöhung mit »dem
erneuten Anstieg der im Strompreis enthaltenen Konzessionsabgabe und der im April neu
eingeführten Stromsteuer«. Die Stromsteuer, Teil der »Ökosteuer«, ist für
Großverbraucher niedriger als für Privatkunden. Der wirtschaftspolitische Sprecher der
Berliner SPD, Hermann Borghorst, meint dazu: »Da die Bewag gezwungen ist, ihre veraltete
Technik zu benutzen, mußten 3 800 Arbeitsplätze gestrichen werden, um wettbewerbsfähig
zu bleiben.«
Die KaWatt AG aus Köln, die auch bundesweit
»Billigstrom« anbieten will bzw. dies im Bereich der Großkunden in der Industrie und
Wirtschaft schon tut, ist im Bereich der Privatkunden noch in den Anfängen.
Vorstandsvorsitzender des im August 1998 gegründeten Unternehmens ist der Jungunternehmer
Robert H. Kyrion. Von ihm ist zu hören: »Hinter uns stehen bereits 450 Millionen
Kilowattstunden die wir an Großkunden verkaufen. Außerdem haben wir jetzt innerhalb
einer Woche 5 000 Aufträge von Privatkunden erhalten.« Das Ziel der KaWatt ist es, viele
Verbraucher zu einem »Strompool« zusammenzufassen, die dann als Großkunde gelten.
Der Kölner Stromkonzern GEW ist laut Pressesprecher Preuß
»ziemlich sauer« und wirft der KaWatt die »Darstellung unvollendeter Tatsachen« vor,
da die KaWatt noch nicht mit der GEW über die Durchleitung verhandelt habe, aber den
Kunden »15 Prozent billigeren Strom« verspricht. GEW-Aufsichtsratsmitglied Gerd Brust
(Grüne) hält dies für »absolut unmöglich«.
Die RWE Energie AG Essen, größter Stromanbieter in der
Bundesrepublik mit 2,3 Millionen. Verbrauchern, will ihre Privatkundenzahl verdoppeln. Das
Unternehmen betreibt eine Werbekampagne mit dem Slogan: »Sie haben ein Recht auf den
günstigsten Strom in Deutschland«. Die RWE bietet ihren Strom für 25,68 Pf/kWh an.
Die Versorgungs AG erwirkte nun ein Urteil gegen diesen
Werbespruch. Sie konnte nachweisen, daß sie einen Großteil der Braunschweiger Haushalte
billiger mit Strom versorgt. Das hiesige Landgericht entschied am letzten Mittwoch, daß
dies rechtswidrig sei, da »die RWE den Eindruck erwecke, überall der billigste Anbieter
zu sein«. Das Urteil bringt die RWE scheinbar nicht davon ab, die Niedrigpreisgarantie
aufrechtzuerhalten. Ein RWE- Sprecher: »Jeder Kunde, der uns nachweisen kann, daß er
woanders billigeren Strom bezieht, bekommt von uns ein noch günstigeres Angebot.«
In Frankfurt am Main kommt es zu massiven
»Störmanövern« des örtlichen Energieunternehmens Mainova beim Wechseln zu einem
anderen Anbieter. Einige Kunden wurden daran gehindert, zur Düsseldorfer Naturstrom AG
überzugehen. Die Mainova bestätigte, daß sie die Kunden nicht habe wechseln lassen,
nannte das aber ein »Mißverständnis«. »Natürlich könnten sie wechseln«.
Die Verbraucherzentralen warnen davor, den Anbieter zu
wechseln, da es »technische Probleme« geben kann. Damit kann eigentlich nur gemeint
sein, daß die »Versorger« androhen, sich welche einfallen zu lassen. Nur: Diese
Verbraucherzentralen sind von den Kommunen abhängig und handeln somit im Interesse der
Ex-Monopolisten.
Quelle: Junge Welt 8.8.1999
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Recht auf den günstigsten Strom
"Wattikan" will Zahl der Privatkunden verdoppeln
- Wettbewerb angeheizt
Essen - Nach dem Preisrutsch bei den Telefontarifen entlastet jetzt der Konkurrenzkampf
der Stromkonzerne die Geldbörsen der Verbraucher. Deutschlands größter Stromversorger,
die RWE Energie AG, will in den nächsten Jahren seinen Marktanteil bei den Privatkunden
von derzeit sechs Prozent verdoppeln und forciert dazu den Wettbewerb, kündigt Vorstand
Jürgen Kroneberg in Essen an. Derzeit versorgt das Unternehmen 2,3 Millionen Haushalte
mit Strom.
Ziel sei es nun, sich "als Preisführer im
Privatkunden-Segment" zu positionieren. In einer Werbekampagne lockt der Energieriese
daher seit einigen Tagen mit dem Slogan: "Sie haben ein Recht auf den günstigsten
Strom in Deutschland." Nahezu alle Haushalte außerhalb des angestammten
RWE-Versorgungsgebietes, "können durch einen Wechsel zu uns ihre Stromrechnung
senken", behauptet der Ex-Monopolist und verspricht: "Sollte ein Kunde in
Deutschland seriös belegen können, dass ihm ein günstigeres Angebot vorliegt, werden
wir ihm unseren Privat-Strom zu noch günstigeren Konditionen anbieten." 47 000
Kunden hätten sich daraufhin bereits nach den Konditionen erkundigt.
Das aggressive Angebot aus der Essener Konzernzentrale, das
bisher nicht gerade als Hort dynamischen Unternehmertums galt - Branchenspott:
"Wattikan" - sorgt nicht nur bei Verbrauchern für Aufsehen. Postwendend
kündigt das Bayernwerk, das zum Münchener Viag-Konzern gehört, seinerseits eine
Preissenkung an. "Das Angebot wird so günstig sein, dass keiner unserer Kunden
wechseln muss", erklärt Sprecher Erwin Haydn, ohne Details zu nennen. Damit
reagieren die früheren Gebiets-Monopolisten auch auf das Angebot der Ares AG aus Berlin,
die bundesweit Strom über die zu Rewe gehörenden Pro-Märkte anbietet.
Ares-Manager Andreas Rose beklagt die Strategien, mit denen
Stadtwerke und Versorger den Wettbewerb behindern. In Wernigerode im Harz hätte das
Stadtwerk einem wechselwilligen Kunden den Strom abklemmen wollen, erklärt Rose. Und der
baden-württembergische Versorger EnBW habe sich gegen die Stromdurchleitung gesperrt.
Doch auch den Kunden bereite die Wahlfreiheit noch Schwierigkeiten. "Der
Aufklärungsbedarf ist enorm. Viele können keine Stromrechnung lesen." Ares habe
bereits mit 70.000 Verbrauchern gesprochen, doch nur 7000 konnten als Kunden gewonnen
werden.
Von den Aktivitäten der kleinen und großen Rivalen lässt
sich Branchenprimus RWE nicht beirren. Bis zum Jahr 2010 strebt der Konzern einen Anteil
von zehn bis 15 Prozent auf dem europäischen Markt an, der dann ein Volumen von 1000
Milliarden DM haben soll, wie Vorstandschef Manfred Remmel vorrechnet. Bis dahin soll der
Umsatz auf 125 bis 130 Milliarden DM ansteigen.
Von diesen hochfliegenden Zielen ist man aber noch weit
entfernt: Im Geschäftsjahr 1998/99, das am 30. Juni endete, ging der Umsatz um fünf
Prozent auf rund 15,4 Milliarden DM zurück. Die Umsatzziele können daher nur über
Firmenkäufe erreicht werden, räumt Remmel ein. Dazu sollen jährlich fünf Milliarden DM
investiert werden. Das dürfte auch nötig sein, um der drei Mal so großen Electricité
de France Paroli bieten zu können. Denn deren Atomstrom soll konkurrenzlos billig sein.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 4.8.1999
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Achtung Hochspannung !
Junge Anbieter mischen den Markt der etablierten
Energieversorger auf
Der Rebell trägt Seitenscheitel und ein gebügeltes Hemd.
Unkonventionell ist allein die Einrichtung seines Büros: Arndt Rottenbacher werkelt
zwischen unverputzten Wänden. Wer im zementierten Strommarkt etwas bewegen will, darf
offensichtlich keine Energie verschwenden - schon gar nicht für Kleinigkeiten.
Im Wettbewerb um Watt und Volt zählt nur der große
Rabatt. Weil Rottenbacher und sein Bruder Claus das schneller als andere erkannten, gilt
ihre Ampere AG als Shooting-Star im liberalisierten Energiemarkt. Die Geschäftsidee der
Brüder ist einfach: Ampere fasst möglichst viele Stromkunden zusammen und sucht dann,
mit der geballten Nachfragemacht im Rücken, einen günstigeren Anbieter. Das Berliner
Abgeordnetenhaus etwa zapft seine Energie jetzt um 40 Prozent billiger. Und in
Baden-Württemberg, sagt Rottenbacher, sanken die regulären Strompreise für
Handwerksbetriebe dank Ampere um fast ein Fünftel. Einziger Wermutstropfen: Private
Haushalte bedienten die Brüder bisher nicht. Auch andere Anbieter vernachlässigten das
mühsame Massengeschäft.
Nun aber wird's auch für das große Heer der kleinen
Kunden spannend. Mit einem mannshohen Sparschwein und etwas kleineren Papptafeln -
Werbeslogan: "Strom bis zu 20 Prozent billiger" - buhlt die Ares-Energie in den
Läden der ProMarkt-Gruppe um Kundschaft. Die KaWatt AG aus Köln verspricht
Preissenkungen von 15 Prozent. Bei der Veba-Tochter PreussenElektra überlegt man, Strom
über Aral-Tankstellen zu verkaufen. Und in Bremen läuft ein Pilotprojekt der Stadtwerke,
bei dem die alten Stromzähler gegen neue Geräte mit Chip-Karte getauscht werden - die
Karte lädt man im Supermarkt oder beim Bäcker.
Hat der Wettbewerb erst richtig eingesetzt, dürften die
Preise für Private bis zu 20 Prozent nachgeben, schätzen die Energieexperten der
Unternehmensberatung Arthur D. Little. Der einzelne Haushalt spart damit mehr als 200 Mark
- jährlich. Geschätzte Mindereinnahmen für die Exmonopolisten: rund 10 Milliarden Mark.
Für die Kunden ist das ein gigantisches Sparpotenzial.
Anruf bei der Hotline des Newcomers Ares in Berlin. 28,5
Pfennig, sagt die Dame am Telefon, koste die Kilowattstunde Billigstrom - fast vier
Pfennig weniger, als einer Familie in Deutschland durchschnittlich berechnet wird (siehe
Tabelle auf der nächsten Seite). Wann denn Ares-Saft aus der Hamburger Steckdose fließe?
"Wir liefern ab August", lautet die Antwort. Kurze Pause. "Vereinzelt kann
es aber zu Verzögerungen kommen." Fast 10 000 Wechselwillige, sagt Ares-Gründer
Andreas Rose, habe sein Unternehmen schon gewonnen. Nicht alle Vertragsunterzeichner aber
bekommen sofort auch günstigeren Strom. Beispiel Berlin: In der Hauptstadt, räumt
Vorstandschef Rose ein, "liegen unsere Verträge vorerst auf Eis".
Um sich gegen die unliebsame Konkurrenz zu wehren, hat der
ehemalige Gebietsmonopolist Bewag zum vermeintlich letzten Mittel gegriffen: Der
Energieriese verweigert die Durchleitung des Billigstroms durchs eigene Netz. Eine
Abmahnung des Kartellamtes landete bereits Mitte Juni im Briefkasten der Bewag; jetzt,
sagen die Wettbewerbswächter, sei man "in der Phase der Entscheidungsfindung".
Ares-Chef Rose dagegen befindet sich in der Phase fortwährender Verhandlungen. Allein 70
Anträge auf Durchleitung hat der Unternehmer bis heute gestellt - und dabei mit jedem
Stromkonzern, aus dessen Gebiet ein Kunde wechseln wollte, separat verhandelt.
Der Teufel steckt im System. Denn anders als im
liberalisierten Telefonmarkt gibt es bei Strom mehr als nur einen ehemaligen Monopolisten,
durch dessen Netz die Billigware geliefert wird. Viele der rund 900 Energiekonzerne und
Stadtwerke haben aber fast anderthalb Jahre nach der Marktöffnung noch immer keine
Durchleitungsgebühr veröffentlicht - verschweigen also den Preis für die Nutzung ihres
Netzes. Für den Energieexperten Bernhard Weilharter liegt das wettbewerbsfeindliche
Verhalten nahe: "Einige Stadtwerke tun sich schwer mit marktgerechten Preisen",
sagt der Unternehmensberater von Arthur D. Little. So hätten in einer Untersuchung fast
40 Prozent der befragten Stromversorger zugegeben, im Geschäft mit den sogenannten
Massenkunden nicht einmal die eigene Gewinnspanne zu kennen.
Die Altmonopolisten werden vom Wettbewerb überrollt - und
geben das mittlerweile auch offen zu. "Wir hatten schon damit gerechnet, dass es
Übergangsfristen geben wird", sagt Eckhard Schulz, der stellvertretende
Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW). Außerdem sei
man davon ausgegangen, dass die Liberalisierung zunächst bei den Großkunden einsetzen
werde. Die Folge: In den Verhandlungen zur sogenannten Verbändevereinbarung, mit der bei
Öffnung des Marktes vor anderthalb Jahren die Spielregeln festgelegt wurden, blieben die
Industrievertreter unter sich. Heute müssen auch die Energiekonzerne einräumen, dass die
Vereinbarung für Privathaushalte kaum praktikabel ist.
Von 8 bis 18 Pfennig reicht nach Angaben der
Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) die Spanne der Durchleitungsgebühren,
die ein neuer Anbieter in seiner Kalkulation berücksichtigen muss. "In Skandinavien
ist dieser Preis erheblich niedriger", kritisiert AgV-Energieberater Friedel
Schubert. Dazu kommt noch die sogenannte Konzessionsabgabe: Je nach Größe von Stadt oder
Gemeinde können das mehr als vier Pfennig sein. Die Kommunen finanzieren mit diesen
Einnahmen potenzielle Verlustbringer wie die Straßenbahn oder das Hallenbad.
Verbraucherschützer warnen vor vermeintlichen Schnäppchen
Allem Abgabenwirrwarr zum Trotz: Bis in sechs Wochen will
die KaWatt AG "100 000 neue Kunden" gewonnen haben. Der Chef des Unternehmens,
Robert Kyrion, agiert dabei ähnlich wie die Stromrebellen von Ampere - der Kölner
Händler sammelt die Verbrauchsmengen wechselwilliger Privatkunden und verhandelt dann mit
potenziellen Lieferanten. "Bei uns brechen die Telefonleitungen zusammen",
jubelt Kyrion. Für die Verbraucher ist das nur gut: Je größer die Strommenge, die ein
Händler vertritt, desto größer auch die Chance auf niedrige Preise.
Die Verbraucherschützer warnen allerdings davor,
vorschnell auf vermeintliche Schnäppchen einzugehen. "Die Preise beginnen erst
langsam zu bröckeln", sagt AgV-Berater Schubert. Neue Verträge sollten deshalb
nicht länger als ein Jahr laufen. Dass auch die Altmonopolisten gern mit Laufzeit und
Rabatten jonglieren, zeigt das Beispiel Baden-Württemberg: Anfang Juni erhielten die 1,8
Millionen Privathaushalte und Betriebe freundliche Post von ihrem Energieversorger EnBW.
Wer sich bis zum 25. des Monats für einen Vertrag mit fünf Jahren Laufzeit entscheide -
ohne entsprechende Anpassung der Preise bei Tarifsenkungen -, erreiche "eine
Stromkostenverbilligung um mehr als zehn Prozent". Tatsächlich aber fiel der Rabatt
viel niedriger aus: Wenige Tage später, zum 1. Juli, drückte die EnBW nämlich auch
ihren Standardtarif - um bis zu 1,7 Prozent.
"Wir haben mittlerweile das Vierfache der Strommenge
dazugewonnen, die wir in unserem Stammgebiet verloren haben", sagt EnBW-Sprecher
Klaus Wertel. Beim viertgrößten deutschen Energieversorger gibt man sich optimistisch:
"Uns wird es gelingen, immer marktfähige Preise anzubieten", glaubt Wertel. Auf
der Strecke bleiben wohl die kleinen Stadtwerke. Ampere-Vorstand Rottenbacher, der
mittlerweile eine Strommenge vom Lieferumfang der Stadtwerke Celle hinter sich weiß, will
nicht ausschließen, dass einige Energieriesen im Verdrängungskampf bald Preise anbieten,
die unter den Kosten für Herstellung und Vertrieb liegen. Finanzieren ließe sich das
Dumpingangebot durch überhöhte Durchleitungsgebühren. Denn das Monopol über die Netze,
und damit über den Preis für dessen Nutzung, haben die Stromriesen schließlich immer
noch. Wenn im Wettbewerb aber nur die Großen überleben, könnten die Preise langfristig
auch wieder steigen, schätzt Strommakler Rottenbacher - allerdings nicht mehr auf das
heutige Niveau.
KaWatt-Chef Kyrion hofft unterdessen, "dass ab Herbst
alles leichter wird". Dann soll die neue Verbändevereinbarung stehen. Seit dem
Frühjahr verhandeln der VDEW, der Verband der Kraftwerksbetreiber (VIK) und der
Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) über die Neufassung des Vertragswerks. Die
Zielvorgabe ist klar: "Wir brauchen einfachere Regeln für die Durchleitung von
Strom", sagt VDEW-Funktionär Schulz.
Andauernde Verhandlungen kosten im hektischen
Alltagsgeschäft einfach zu viel Zeit. Ampere-Chef Rottenbacher fordert deshalb "eine
Regulierungsbehörde, die verbindliche Preise festlegt". Auf dem Telefonmarkt hat ein
solch strenges Gebührenregime den Wettbewerb schließlich erst richtig in Gang gebracht.
Der Bundeswirtschaftsminister dagegen hält von einer neuen Behörde nichts. Die künftige
Verbändevereinbarung müsse allerdings auch Privatkunden den Zugang zum Wettbewerb
erleichtern, diktierte Werner Müller den Verhandlungspartnern zuletzt ins Lastenheft.
Quelle: Die Zeit 02/08/99
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RWE löst Strompreisrunde für Private
aus
Essener Stromkonzern startet bundesweites Angebot im
Massengeschäft
ews ESSEN. Nun kommt Bewegung in die Strompreise für die
38 Millionen privaten Haushalte in Deutschland. Die Essener RWE Energie AG hat in einer
breit angelegten Werbekampagne angekündigt, dass sie zu einem Einheitstarif bundesweit
alle Haushalte beliefern will. Damit ist der Stromwettbewerb auch im Massengeschäft
eröffnet. Bisher hatten nur Industrie und Gewerbe von der Liberalisierung der Märkte
für leitungsgebundene Energien mit Preisreduzierungen von 20 bis 50 Prozent profitiert.
Unter dem Tarnnamen "Odenwald" hatte RWE seit
acht Monaten an dem Angebot "PrivatStrom" gearbeitet. Danach setzt sich der
angebotene Tarif aus einem monatlichen Grundpreis von 11,57 DM plus 25,87 Pfennig pro
Kilowattstunde inklusive Mehrwert- und Stromsteuer sowie Durchleitungskosten
zusammen. Der Kunde kann nach drei Monaten jederzeit zum Monatsende kündigen. Dieser
Preis gilt im Übrigen schon im bisherigen Versorgungsgebiet des größten deutschen
Stromerzeugers mit 2,3 Millionen Haushalten. Weitere 2,2 Millionen Kunden werden von RWE
indirekt über Beteiligungen an Regionalversorgern und Stadtwerken oder über
konzernunabhängige Verteilerunternehmen beliefert. Deren Tarife sind anders strukturiert
und meist höher. RWE ist bisher der zweitgünstigste Anbieter von Haushaltsstrom knapp
hinter der Veba- Tochter PreussenElektra.
Einige Konkurrenten haben sofort reagiert. So kündigte die
VEW AG in Dortmund an, dass sie von Oktober an in ihrem Stammgebiet 24,94 Pfennig
kassieren will, allerdings bei höherem Grundpreis. Damit werde ein Durchschnittshaushalt
um rund 100 DM pro Jahr entlastet. Die HEW in Hamburg will Mitte des Monats einen neuen
Tarif anbieten, nachdem sie den Preis schon vor einiger Zeit um einen Pfennig gesenkt
hatte. RWE berichtete unterdessen von großer Resonanz auf die Kampagne. Ein Call-Center,
bei dem potenzielle Kunden Fragen klären konnten, war am Freitag völlig überlastet.
Die Offensive auf dem Massenmarkt war in der Branche
erwartet worden, zumal sich abzeichnet, dass das Problem der Stromdurchleitung kurz vor
einer Lösung steht. So soll bei der Durchleitung durch Netze Dritter die
Entfernungskomponente entfallen.
Quelle: Handelsblatt Wirtschaft 2.8.1999
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Die Schweden mit dem spitzen Dolch
Neue ökologische Konkurrenz für Strommonopolist HEW.
Umweltbehörde plant für Herbst öffentliche Anhörung zur Wirtschaftlichkeit von
Gas-Kraftwerken
Den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW) droht ein
rasantes Bröckeln ihres bislang ungefährdeten Marktmonopols in der Hansestadt. Nicht nur
der Preiskampf auf dem Hamburger Strommarkt sorgt in den Vorstandsetagen der
Konzernzentrale in der City Nord für Sorgenfalten (taz berichtete gestern). Der
wahrscheinlich gefährlichste Konkurrent kommt aus Schweden: Der größte skandinavische
Energiekonzern Vattenfall AB drängt jetzt auf den Markt.
Seine Hamburger Tochter VASA Energy wird noch in diesem
Jahr mit dem Bau eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) in Mecklenburg-Vorpommern
beginnen. Spätestens Ende 2002 soll das Großkraftwerk Lubmin bei Greifswald mit 1200
Megawatt Leistung - vergleichbar dem HEW-Atommeiler Brokdorf - ans Netz gehen und Strom
auch nach Hamburg liefern, kündigte VASA-Sprecher Christian Gotthardt gegenüber der taz
an. Etwa eine Milliarde Mark will VASA investieren, so Gotthardt, denn an der
"Wirtschaftlichkeit" der GuD-Technologie könne es "keine Zweifel
geben".
Ironischerweise sieht sich VASA in dieser Einschätzung
ausgerechnet durch ein Gutachten der Berliner Unternehmensberater LBD und des Freiburger
Öko-Instituts über die "Wirtschaftlichkeit der HEW-Kernkraftwerke" bestätigt.
In dieser am 9. Juli vorgelegten Expertise im Auftrag der Hamburger Umweltbehörde waren
die Gutachter zu zwei vernichtenden Aussagen über die bisherige HEW-Geschäftspolitik
gekommen.
"Der kurzfristige Ausstieg aus der Kernernergie und
die Errichtung von GuD-Kraftwerken ist für die HEW mit deutlichen wirtschaftlichen
Vorteilen verbunden", resümierte Projektleiter Bernhard Lokau. Für die Alt-AKWs
Brunsbüttel und Stade sei "die kurzfristige Abschaltung aus wirtschaftlichen
Gründen" sogar "dringend zu empfehlen". Der Ersatz aller HEW-Atommeiler
durch moderne GuD-Kraftwerke würde die Stromproduktion von über zehn Pfennigen pro
Kilowattstunde (kWh) auf knapp vier Pfg/kWh verbilligen; zudem würde dem Konzern ein
Barwertgewinn von bis zu 470 Millionen Mark entstehen.
Mit dieser rein ökonomischen Argumentation hat das
Gutachten die HEW an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen. Denn laut Satzung ist die
noch zu 50,2 Prozent der Stadt Hamburg gehörende Aktiengesellschaft zum Ausstieg aus der
Atomkraft verpflichtet, "wenn dieser wirtschaftlich vertretbar ist".
Der grüne Umweltsenator Alexander Porschke hatte deshalb
bei der Präsentation der Expertise die HEW "zu einer ernsthaften Auseinandersetzung
mit diesem Gutachten" aufgefordert. Das aber wird noch dauern: "Wir arbeiten
daran", sagt HEW-Sprecher Mario Spitzmüller. Die Experten des Konzerns seien
"in sehr sorgfältigen Prüfungen" des Zahlenwerks begriffen. Nach einer ersten
Einschätzung bestehe der Verdacht, daß "die Atomkraft zu ungünstig und GuD zu
günstig berechnet" worden sei. Mit einer abschließenden Stellungnahme sei jedoch
erst "nach der Sommerpause" zu rechnen. Könnte gerade noch rechtzeitig sein.
Für den Herbst nämlich plant Porschke ein öffentliches Hearing über das Gutachten mit
dessen Verfassern, einer breiten Fachöffentlichkeit und "natürlich den HEW".
Christian Gotthardt von VASA hält die GuD-Expertise
"für einen spitzen Dolch". Denn der Wirtschaftlichkeitsnachweis, den sein
Unternehmen für überzeugend halte, würde "Diskussionen über Restlaufzeiten von
Atomkraftwerken überflüssig" machen. Mario Spitzmüller sieht das großzügig. Es
sei Mitbewerbern unbenommen, mit Gaskraftwerken "auf den Markt zu gehen und zu
schauen, ob sie sich behaupten können". Eine Argumentation, die Gotthardt fast
flapsig findet.
Es gebe nur "eine sehr begrenzte Anzahl möglicher
Standorte", sagt er. Außer einer Gas-Pipeline und ausreichend Kühlwasser ist auch
der direkte Anschluß an das Hochspannungsnetz Voraussetzung. Die meisten solcher
Standorte hätten sich die alteingesessenen Atomkonzerne längst gesichert, die HEW unter
anderem in Moorburg und in der Nähe des AKW Brunsbüttel. Es gebe da, weiß Gotthardt,
"eine Verweigerungshaltung, diese Wettbewerbern und dem Markt zur Verfügung zu
stellen".
Quelle: TAZ Lokales 26.7.1999
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HEW kappen Nordsee-Kabel
Wasserkraft-Strom zu teuer - Norwegischer Energiekonzern klagt auf Schadenersatz
Hamburg - Die Pläne für ein Stromkabel zwischen
Deutschland und Norwegen sind vorerst geplatzt. Über das 540 Kilometer lange Kabel sollte
von 2004 an Strom von Wasserkraftwerken an HEW und RWE geliefert werden. Doch diese
Energie ist den deutschen Unternehmen zu teuer. Bereits im Februar haben HEW und RWE
deshalb die Lieferverträge mit der Eurokraft, einem Zusammenschluß von 22 norwegischen
Wasserkraftwerken, gekündigt, wie jetzt bekannt wurde.
"Wir befinden uns im Jahr zwei des Stromwettbewerbs. Der Vertrag mit Eurokraft wurde
1995 abgeschlossen und stammt aus einer Zeit überwiegend monopolistisch geprägter
Energieanbieter", sagte HEW-Sprecher Mario Spitzmüller. Konkreter wollte er nicht
werden, doch nach Informationen des Abendblatts hätten die Norweger für einen Zeitraum
von 25 Jahren mehr als zehn Pfennig pro gelieferter Kilowattstunde Strom kassiert - ein
Betrag, der 1995 noch günstig erschien, nach dem Preisverfall infolge der Liberalisierung
des Energiemarktes jedoch zu hoch ist. Heute zahlen die Elektrizitätsunternehmen im
Einkauf höchstens vier Pfennig pro Kilowattstunde.
Mit dem Strom aus Wasserkraft wollten die HEW auch ihren Strommix zugunsten regenerativer
Energien verändern. Derzeit bezieht das Unternehmen bis zu drei Viertel seines Stroms aus
Kernkraftwerken. Das Norwegen-Projekt war deshalb in Hamburg zum Politikum geworden. Schon
zur Bürgerschaftswahl 1993 warb die SPD mit der Aussicht auf den Öko-Strom. Doch daraus
wird jetzt wohl nichts. HEW und RWE hätten zwar versucht, nachzuverhandeln, aber ohne
Erfolg.
Eurokraft klagt gegen die Kündigung. Die Norweger verlangen Schadenersatz für den
entgangenen Gewinn in Höhe von 663 Millionen Mark sowie zwölf Millionen Mark für
bereits getätigte Investitionen. RWE und HEW sehen keinen Anspruch auf verlorene Gewinne.
Jetzt muß ein Schiedsgericht schlichten.
Geplant war ein Doppelkabel (eines von HEW und RWE sowie eines von PreussenElektra) mit
jeweils 600 Megawatt Leistung zwischen Brunsbüttel und dem norwegischen Lista. Die HEW
hätten über dieses Kabel Strom bezogen, hätten aber auch in ihren Kraftwerken
produzierte Überkapazitäten nach Norwegen leiten können, um den Strom dort mit Hilfe
von Wasserkraft zu speichern und ihn in Zeiten höheren Energieverbrauchs in Hamburg
wieder zurückzuholen. "Gerade diese Doppelfunktion macht das Kabel
interessant", sagt Spitzmüller. Deshalb schließt er nicht aus, daß die 900
Millionen Mark teure Verbindung doch noch gebaut wird - "vielleicht mit anderen
Partnern." Was aus dem Kabel von PreussenElektra wird, ist offen. (stü)
Strommarkt
Monopoly
Auf den ersten Blick scheint das Scheitern des
Norwegen-Projekts der HEW unverständlich zu sein. Jetzt, da das Ende der Kernkraftwerke
in Deutschland absehbar ist, müßte sich der Konzern um langfristigen Ersatz kümmern,
statt einen Vertrag mit norwegischen Wasserkraftwerken zu kündigen.Aus wirtschaftlicher
Sicht ist das Handeln verständlich. In einer Zeit, in der durch die Liberalisierung des
Strommarktes die Preise immer weiter fallen, kann sich kein Unternehmen
Einkaufskonditionen leisten, die mehr als doppelt so hoch sind wie die Marktpreise. Die
Hamburger Kündigung dürfte deshalb nicht die einzige in einer Branche bleiben, in der
heute nichts mehr so ist, wie es einmal war.
Während der Verbraucher von der Liberalisierung durch sinkende Stromrechnungen
profitiert, dürfte die Ökologie unter dem Energie-Monopoly leiden. Denn während die
Konzerne zu Zeiten satter Monopolgewinne Ökostrom durch höhere Einkaufspreise
subventionierten, kann sich jetzt kein Unternehmen mehr einen Bonus für regenerative
Energien wie die Wasserkraft aus Norwegen leisten.
Strompreise im freien Fall
Überkapazitäten bis 2008 - Frankfurter Strombörse startet im nächsten Jahr
Frankfurt - Riesige Überkapazitäten lassen die
Strompreise wie Butter in der Sonne schmelzen. Die Betreiber der künftigen Frankfurter
Energiebörse schätzen allein in Nordwest-Europa die nicht ausgelasteten Kapazitäten auf
92 000 Megawatt. Dies ist mehr als die gesamte in Deutschland installierte
Kraftwerksleistung. Da der Verbrauch aber nur etwa um 1,3 Prozent jährlich zunimmt,
werden sich Angebot und Nachfrage selbst bei zügiger Schließung alter Kraftwerke erst
2008 ausgleichen, prognostizieren Experten.
Industrielle Großabnehmer haben sich die Öffnung des Strommarktes schon zunutze gemacht.
Ihren Lieferanten konnten sie Abschläge von bis zu 40 Prozent abringen. Bei den 43
Millionen Gewerbebetrieben und privaten Haushalten kommt der Preisrutsch aber nur langsam
an.
Ein Abbau der Überkapazitäten ist nicht zu erwarten. Denn der Stromverbrauch wächst
kaum noch. "Es werden einige Elektrizitätsanbieter auf der Strecke bleiben",
sagt Hans Schweickhardt von der Eurex-Terminbörse.
Wenn im nächsten Jahrzehnt Stromangebot und -nachfrage in etwa ausgeglichen sein werden
und damit die Phase sinkender Preise endet, schlägt erst die große Stunde der
Europäischen Energiebörse (EEX) in Frankfurt. Denn dort wird nicht in erster Linie
physisch verfügbarer Strom gehandelt, sondern vor allem Finanztransaktionen zur Milderung
der Preisausschläge. Erfahrungen aus den USA zeigen: Unkalkulierbare Einflüsse wie
Frost, fehlender oder zuviel Regen, Hitzewellen oder Konjunktur schlagen unmittelbar auf
den Verbrauch und damit die Strompreise durch - Sprünge von 15 Cent auf 7,5 Dollar pro
Kilowattstunde sind möglich.
Bereits im kommenden Jahr soll der Startschuß für die EEX fallen. Das
deutsch-schweizerische Projekt setzt dabei auf die großen Erfahrungen als weltgrößte
Terminbörse. Die Eurex mit täglich fast zwei Millionen Abschlüssen ist aus dem
Zusammenschluß der Deutschen Terminbörse (DTB) und der schweizerischen Terminbörse
hervorgegangen. Außer Strom könnten dort bald auch Erdgas und Erdöl gehandelt werden.
(dpa)
Quelle: Hamburger Abendblatt Wirtschaft
21.7.1999
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Geheime Gespräche?
E N E R G I E W I R T S C H A F T
Steht der deutsche Energiemarkt vor einer umfassenden Neuordnung? Angeblich führen die
Stromkonzerne Viag und RWE "Geheimgespräche" über einen Beteiligungstausch, um
ihren Einfluß auszuweiten und Kosten zu sparen. Die beiden Unternehmen dementierten
umgehend einen entsprechenden Bericht des "Stern".
München - "Im Hause Viag ist von Geheimgesprächen mit RWE nichts bekannt,
genausowenig von angeblichen Plänen, einen Beteiligungstausch durchzuführen",
erklärte ein Viag-Sprecher am Mittwoch. "Wir beteiligen uns nicht an
Spekulationen", hieß es bei RWE.
Laut "Stern" ist geplant, RWE Zugriff auf die gut
20prozentige Beteiligung der Viag an der VEW zu verschaffen, was RWE eine Sperrminorität
und erheblichen Einfluß auf die VEW sichern würde. Im Gegenzug solle die Viag
RWE-Anteile am ostdeutschen Stromversorger Veag erhalten, was ihr maßgeblichen Einfluß
auf die ostdeutsche Strombranche gäbe.
Zudem werde in der Stromwirtschaft "in aller
Stille" über einen Besitzerwechsel bei der Ruhrkohle AG (RAG) gesprochen, hieß es
im "Stern". Als Käufer sei die VEW im Gespräch. Diese könnte das
40-Prozent-Paket der Veba an der RAG übernehmen und dann zusammen mit Eigenanteilen auf
70 Prozent kommen. Derzeit liefen Gespräche mit dem Bonner Wirtschaftsminister Werner
Müller und Nordrhein-Westfalens Regierungschef Wolfgang Clement, um eine Zustimmung der
Politik zu einer solchen Transaktion bei der RAG zu erhalten. In Branchenkreisen war von
reinen "Spekulationen" ohne Basis die Rede. Die Viag erklärte dazu, sie führe
keine Gespräche mit Müller oder Clement über ein solches Thema.
Auch bei der Dortmunder VEW wies Sprecher Jochen Drath den
Bericht als "alte Spekulationen" zurück. "Da ist nichts dran", sagte
er. Zu dem in dem Bericht ebenfalls angesprochenen möglichen Besitzerwechsel unter den
Aktionären der Essener RAG AG erklärte Drath: "Als zweitgrößter Aktionär haben
wir viele Kooperationen mit der RAG. Es gibt aber keinen aktuellen
Entwicklungsstand".
Quelle: Spiegel 10.6.1999
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Kraftwerke - RWE und Wintershall
fs Essen/Hürth - Der Essener RWE-Konzern und die
BASF-Tochterfirma Wintershall verhandeln über intensivere Zusammenarbeit beim Bau und
Betrieb von Gas- und Dampfturbinenkraftwerken (GuD). Dabei handele es sich um eine
"milliardenschwere Kooperation", berichtet die "Berliner Zeitung". Die
Unternehmen betreiben bereits eine GuD-Anlage in Ludwigshafen, am Stammwerk der BASF. Auch
am BASF-Standort Antwerpen wird es ein gemeinsames GuD-Projekt geben. RWE baut zudem zur
Zeit für Opel Rüsselsheim, Bayer Dormagen und Hoechst in Frankfurt Gaskraftwerke.
Wintershall und der russische Erdgasgigant Gaszprom hatten 1993 die Wingas GmbH
gegründet, an der Gazprom mit 35 Prozent beteiligt ist. Wingas verlegte im vorigen Jahr
eine Gasleitung von Soest nach Aachen, die auch durch den Erfktreis führt. Demnach
könnte auch in Knapsack eine Kooperation von RWE und Wintershall Sinn machen.
Schon lange bevor RWE kürzlich verkündete, daß das Braunkohlekraftwerk Goldenberg in
Hürth-Knapsack spätestens 2003 abgestellt wird, hatte der Knapsacker Chemiepark
gefordert, RWE möge dort ein Gas-Kraftwerk errichten. Der Chemiepark verspricht sich
davon preiswertere Energie.
RWE hat eine solche Anlage in Knapsack bisher abgelehnt. "An dieser Position hat sich
nichts geändert", sagte gestern ein RWE-Sprecher auf Anfrage. Nach dem Abschalten
des Goldenberg-Werks soll das Berrenrather Rheinbraun-Kraftwerk bis auf weiteres Strom,
Prozeßdampf und Fernwärme liefern. Eine Zusammenarbeit mit dem britischen Energiekonzern
PowerGen, der eine Option besitzt zum Bau eines Gaskraftwerks auf dem Gelände des
Chemieparks, schließt RWE weiterhin aus.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 11/06/1999
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Spekulation um Neuordnung der
Energiebranche
Viag dementiert Geheimgespräche mit RWE VEW weiter an Ruhrkohle interessiert
Düsseldorf In der deutschen Energiebranche bahnt sich
eine umfassende Neuordnung an. Spekulationen im "Stern" über eine sich
anbahnende Verbindung zwischen RWE und Viag-Bayernwerk wurden zwar dementiert: "Es
gibt keine Geheimgespräche", sagte eine Viag-Sprecherin auf Anfrage.
Dennoch ist Bewegung in der Branche. Jeder rede mit jedem,
räumen Unternehmensprecher unisono ein. Denn der liberalisierte Energiemarkt zwingt zu
Zusammenschlüssen auch und gerade unter den marktbeherrschenden Verbundunternehmen von
Preussenelektra über RWE Energie, Viag-Bayernwerk und VEW bis zur äußerst
preisaggressiven EnBW in Baden.
Insoweit liegt eine Straffung oder Konzentration der
kleinen und größeren Energiebeteiligungen auf der Hand. Die Stromkonzerne könnten damit
ihren Einfluß, der mit dem Ende der Monopole ins Wanken geraten ist, wieder festigen. RWE
zum Beispiel will sein Stromgeschäft von derzeit 20 Mrd. DM binnen zehn Jahren mindestens
verdreifachen. Da reichen Marktzuwachsraten von ein bis zwei Prozent jährlich nicht aus.
Das funktioniert nur über Zukäufe, räumt auch Manfred Remmel ein, neuer Chef der RWE
Energie AG.
Aktuell in die Spekulation geraten ist auch einmal mehr
VEW. Hier könnte Revier-Rivale RWE durch Übernahme der bei Viag-Bayernwerk liegenden
20prozentigen Beteiligung womöglich eine Sperrminorität in die Hand bekommen,
befürchtet man in Dortmund. Im Gegenzug soll RWE den Bayern die Beteiligung an der Veag
überlassen, wie zuvor schon beim Aktientausch Thyssengas gegen Lechwerke.
"Wir sind kein Übernahmekandidat", hatte
VEW-Chef Gert Maichel erst Ende Mai abgewehrt, der größte britische Stromkonzern Eastern
Group plane den Aufkauf von VEW. Statt dessen scheint VEW, mit begierigem Blick auf die
immer attraktivere RAG Ruhrkohle AG, die Flucht nach vorn anzutreten und neben dem Plan,
bei EnBW einzusteigen, vor allem seine 30prozentige RAG-Beteiligung (dazu gehört die
Steag) zu einer Mehrheit ausbauen zu wollen. Dies ist ein alter Geheimplan des früheren
VEW-Chefs Fritz Ziegler. Nur: Die übrigen RAG-Aktionäre (Veba mit 40 Prozent,
Thyssen-Krupp mit 20 Prozent und die luxemburgische Arbed mit zehn Prozent) sind offenbar
anderer Meinung. Auch bei der Veba werden Gespräche dementiert. Erst vorgestern wurde
Firmenchef Ulrich Hartmann wieder zum RAG-Aufsichtsratsvorsitzenden gekürt. Im übrigen
hätte Veba für den Fall, daß die anderen RAG-Aktionäre an VEW verkaufen wollten, ein
Veto-Recht. Zudem müßten Bonn und die Regierung in Düsseldorf einen solchen Deal erst
akzeptieren. wtm.
Quelle: Die Welt 10/06/1999
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Stromrebell boykottiert Bewag und
kürzt Zahlung
Bundeskartellamt will Mitte Juni über
Durchleitungsverweigerung entscheiden
Der Berliner «Stromrebell» Kurt Markert macht seine vor
Monaten ausgesprochene Boykottdrohung gegen die Bewag wahr: Er hat jetzt die Stromrechnung
für seine Privatwohnung in Wilmersdorf auf eigene Faust um zehn Prozent gekürzt.
Gegenüber der Berliner Morgenpost sagte der 65jährige
frühere Abteilungsdirektor am Bundeskartellamt: «Ich bin gespannt, ob die Bewag jetzt
die Differenz einklagt.» Sie beträgt für die Monate Januar bis April 1999 zwar nur
23,50 Mark. Doch der spektakuläre Schritt des Professors könnte für den
Elektrizitätskonzern weitreichende Folgen haben.
Denn laut Markert kann jeder Berliner Stromkunde so handeln
wie er. «Früher durften solche Verfahren nur von der Kartellbehörde angestrengt
werden», sagt er. «Seit Jahresbeginn gibt aber Paragraph 19 Absatz 4 des geänderten
Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) jedermann das Recht, gegen den nunmehr
ausdrücklich verbotenen Mißbrauch einer marktbeherrschenden Stellung rechtlich
vorzugehen.» Nach Paragraph 134 des Bürgerlichen Gesetzbuches seien Rechtsgeschäfte,
die gegen das Mißbrauchsverbot verstoßen, sogar «nichtig».
Dazu Bewag-Sprecher Reinhard Heitzmann: «Die Bewag-Tarife
sind vom Senat genehmigt. Wir werden gegen Markert ein Mahnverfahren einleiten und
gegebenenfalls den nicht gezahlten Betrag gerichtlich einfordern.»
Der Professor ist, wie berichtet, seit dem 1. Mai zum
Essener Stromlieferanten RWE Energie übergewechselt. Dort zahlt er um 16 Prozent weniger
als bei der Bewag, obwohl diese bisher die Durchleitung von Strom von auswärts nach
Berlin blockiert.
Über die beim Bundeskartellamt seit zwei Monaten
anhängige Klage gegen die Durchleitungsverweigerung soll voraussichtlich Mitte Juni
verhandelt und dann entschieden werden.
An einer baldigen Klärung der Angelegenheit sind vor allem
Bewag-Konkurrenten wie RWE Energie und En Baden-Württemberg interessiert. Ihnen winken
bei einer Reihe von Firmen und Institutionen lukrative Aufträge. Diese potentielle
Kundschaft müßte jedoch Bewag-Lieferverträge, die am 1. Oktober auslaufen, vor dem 1.
Juli kündigen. Jetzt hängt alles davon ab, ob die Entscheidung der Kartellbehörde
rechtzeitig vor dem Stichtag fällt.
Quelle: Berliner Morgenpost 1.6.1999
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Düren
zieht Stecker beim Energiegesetz: Eilantrag soll Neuregelung verhindern
Marburg/Düren. Mit einem Eilantrag beim
Bundesverfassungsgericht wollen 13 Städte, darunter auch Düren, das Energiegesetz
stoppen. Wie das Marburger Anwaltsbüro Becker Büttner Held mitteilte, soll die
Liberalisierung des Wettbewerbs um die Tarifkunden bis zum August 2000 ausgesetzt werden.
In dieser Zeit soll aus Sicht der Städte eine «verfassungsmäßige Neuregelung des
Gesetzes» stattfinden.
Rechtsanwalt Peter Becker erwartet eine Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichts über den Eilantrag noch vor der Sommerpause. Die Städte
Cottbus, Elmshorn, Geesthacht, Kiel, Lebach, München, Neubrandenburg, Schwäbisch Hall,
Waldkirch und Walldorf hatten am 14. September 1998 Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz
erhoben. Düren, Norderstedt und Saarbrücken hatten sich dieser später angeschlossen.
Die Städte, die bis auf Lebach alle eigene Stadtwerke
betreiben, kritisieren, daß mit dem Gesetz lukrative Einzelkunden und ganze
Gewerbegebiete aus dem kommunalen Versorgungs- und Netzbereich herausgebrochen werden
könnten. Damit breche die wirtschaftliche Grundlage der allgemeinen Versorgung zusammen,
die die Stadtwerke mit einer Anschlußpflicht für jedermann und gleichen Tarifpreisen
für Haushalt, Gewerbe und Landwirtschaft gewährleisten müßten. Die Städte wollen
weiterhin ein Netzmonopol als Grundlage der allgemeinen Versorgung. Ein Handelsmonopol,
das Grundlage des Wettbewerbs sei, reklamiere man dagegen nicht.
Die Kommunen bemängeln das Fehlen eines Schutzes
ökologischer Stromerzeugung und Verteilung. Viele Stadtwerke hätten in den vergangenen
Jahren Heizkraftwerke gebaut, die von ihrer Auslegung her heute nicht mehr konkurrieren
könnten. Den Städten fehle künftig das Geld für regenerative Energieträger. Zur
kommunalen Daseinsvorsorge gehöre auch die Gewährleistung einer ökologischen
Versorgung.Aus ihrer Sicht hat der Gesetzgeber das Gebot der Chancengleichheit für die
Markteilnehmer verletzt. Die Verbändevereinbarung, die die Durchleitung von Strom regelt,
sei einseitig auf die Interessen der Verbund- und Regionalnetzbetreiber zugeschnitten.
Die Kommunen, die günstig Strom bei konkurrierenden
Anbietern einkaufen wollten, um ihren Kunden wettbewerbsfähige Preise zu bieten, müßten
an die Netzbetreiber zu hohe Entgelte bezahlen.Hinzu komme, daß die Stadtwerke von den
Vorversorgern an den langfristigen Lieferverträgen aus der Monopolzeit festgehalten
würden. Sie kämen so nicht in den Genuß günstiger Einkaufspreise. Trotz des Sieges der
Stadtwerke Waldshut-Tiengen vor dem Landgericht Mannheim seien sie im Streit um die
Verträge gezwungen, Rückstellungen zu bilden und könnten daher günstigere
Einkaufspreise nicht gleich an ihre Kunden weitergeben.
Ostdeutsche Städte monieren, daß sie wegen der
Braunkohleschutzklausel zugunsten des ostdeutschen Verbundunternehmens Veag und der
Regionalversorger nicht günstiger einkaufen könnten.Alle Städte rügen, daß der
Gesetzgeber im Gegensatz zu anderen EU-Staaten eine Übergangsregelung für einen
Übergang in den Wettbewerb unterlassen habe. Das bringe einen brutalen Wettbewerb.
Quelle: Aachener-Zeitung 1.6.1999
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Worthülse Ökostrom
Daß HEW und Shell jetzt Ökostrom anbieten, ist eine gute Sache. Zeigt es doch wieder
einmal, daß mehr Wettbewerb dem Kunden nur nützt. Denn nichts anderes als die politisch
gewollte Öffnung des Strommarktes und das deswegen bevorstehende Ende der Gebietsmonopole
ist der Grund dafür, daß sich auch die Branchenriesen bewegen und besser auf die
Wünsche ihrer Kunden einstellen müssen.Das bedeutet auch: Mehr Strom aus erneuerbaren
Energieträgern. Denn immer mehr Kunden wollen Ökostrom - also müssen sie ihn kriegen.
Sonst gehen sie zur Konkurrenz. Das haben auch Shell und HEW erkannt. Bauen auf
Kundenbindung durch sauberes Image - schließlich redet sich's leichter über Solarzellen
und Windräder als über Brent Spar und Atomtransporte. Und wollen so schnell wie möglich
Geschäft machen mit Ökostrom - bevor Greenpeace und Co es ihnen wegschnappen.
Dennoch kann es nicht allein an den Privathaushalten liegen, die Energiewende
einzuläuten. 80 Prozent des Energiebedarfs werden schließlich von der Industrie
verbraucht. Und solange die nicht in den Wandel einbezogen werden kann, bleibt die
Energiewende eine Worthülse. Ökostrom für Hamburg
Strom aus Wasser, Wind, Sonne und Biomasse - noch ist er teuer, doch er wird immer
beliebter. Der Kampf um den Energiemarkt der Zukunft hat begonnen.
Hamburg - Auf seine Post freut sich Holger Boje in diesen
Tagen ganz besonders. Erwartet der Hamburger Industriemeister doch ein Schreiben von den
Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) - mit seinem neuen Stromvertrag. Denn Boje
gehört zu den ersten der rund 200 Kunden von Newpower, der Ökostrom-Tochter von HEW und
Shell, die von heute an Strom aus erneuerbarer Energie anbietet. "Man kann nicht
immer nur gegen Atomstrom demonstrieren", so der 35jährige gegenüber dem
Abendblatt, "dafür zahle ich gern mehr."
Ökostrom aus Wasser- oder Windkraft, Biomasse und Solarenergie entwickelt sich immer mehr
zu einem marktfähigen Produkt. Der Kampf um die umweltbewußten Stromkunden ist bereits
in vollem Gange. Motor der Entwicklung ist die Liberalisierung des deutschen Strommarkts,
die es auch Privatkunden ermöglicht, ihren Stromlieferanten frei zu wählen. Offenbar
sind immer mehr Privathaushalte bereit, für ein reines Öko-Gewissen mehr zu bezahlen:
Wer bei Newpower unterzeichnet, zahlt einen Aufpreis von 9,2 Pfennig pro Kilowattstunde -
pro Monat im Schnitt rund 23 Mark mehr als bisher. Rund ein Drittel der Mehreinnahmen
wollen HEW und Shell in neue Wind- und Solaranlagen investieren. Erstes Projekt: zwei neue
Windräder für rund acht Millionen Mark, die im nächsten Jahr Strom für 2300 Haushalte
ins HEW-Netz einspeisen könnten. "Wir wollen Ökostrom marktfähig machen",
sagt Shell-Umweltvorstand Fritz Vahrenholt, "und bis Ende 2000 rund 9000 Kunden in
Hamburg gewinnen." Ein ehrgeiziges Ziel, denn die Konkurrenz ist groß: Rund 20
Firmen werden in Deutschland bis Ende des Jahres grünen Strom anbieten. Die Hamburger
Ökostrom Handels AG beliefert seit Februar "einige hundert Hamburger" für 36
Pfennig pro Kilowattstunde - inklusive einer Netzeinspeisungsgebühr von rund 10,6 Pfennig
an HEW. Der Strom kommt vor allem aus einer Windparkanlage in Francop und einem Hamburger
Blockheizkraftwerk.
"Wir könnten auf einen Schlag 4000 Kunden bedienen", so Ökostrom-Mitarbeiterin
Salka Böttcher. Zum 1. Juli will in der Hansestadt auch die Flensburger Nordstrom GmbH
grünen Strom liefern. "260 Kunden haben wir ", so Geschäftsführer Max
Johannsen. "Bei uns muß für Ökostrom keiner mehr bezahlen als bisher für
Atomstrom." Denn Johannsen setzt vor allem auf billigen Wasserstrom aus Norwegen.
Auch Greenpeace ist für rund 65 000 Ökostrom-Interessenten auf der Suche nach einem
geeigneten Lieferanten, hat seinen eigenen HEW-Vertrag zum 30. Juni gekündigt. Und will
nach einer Testphase in Hamburg zum 1. Oktober Kunden in ganz Deutschland Ökostrom
anbieten. Die Kooperation von Shell und HEW sei "wenig ambitioniert", so
Greenpeace-Stromexperte Sven Teske, "für zwei große Konzerne ein sehr kleiner
Schritt."
Zumal weder HEW noch Shell Kunden ihrer Öko-Tochter werden wollen. "Wir kaufen
Strom, wo er am billigsten ist", sagt HEW-Vorstand Hans-Joachim Reh. "Teurer
Ökostrom würde die Wettbewerbsfähigkeit gefährden." (men)
Grüner Strom für GAL und Sager
Die GAL setzt auf grünen Strom - nicht nur für sich,
sondern auch für die Behörden und die Bürger. "Wir werden uns dafür einsetzen,
daß die Hamburger Verwaltung auf grünen Strom wechselt", kündigte
GAL-Landesvorstandssprecher Peter Schaar an.
Noch ist grüner Strom etwas teurer als herkömmlicher. Den Wechsel kann sich nach den
Worten von Schaar aber "jeder Normalbürger leisten". Zweite Bürgermeisterin
Krista Sager ist zwar keine Normalbürgerin, bezieht privat dennoch von heute an grünen
Strom.
Den von HEW und Shell gegründeten Ökostrom-Anbieter Newpower bezeichnete Frau Sager als
"Mogelpackung", da die HEW sonst Atomstrom produzierten. Sie und ihr
Parteifreund Schaar bevorzugen die Ökostrom Handels AG, die einen Durchleitungsvertrag
mit den HEW hat. Die GAL-Führung stellt die Parteizentrale zum 1. Juli auf grünen Strom
um. (rup)
Quelle: Hamburger Abendblatt 1.6.1999
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Stromriesen schalten den Fernseher ab
Nach dem Verkauf von Otelo veräußern RWE und Veba jetzt
Fernsehkabelnetz an die Deutsche Bank. Die hat damit den ersehnten Einstieg ins Kabelnetz.
Mehr als 1.000 Stellen werden bei Otelo abgebaut
Berlin (taz) - Die Energieversorger RWE und Veba haben sich
mit Telecolumbus von einem weiteren Teil ihrer Telekommunikationssparte getrennt. Wie die
beiden Unternehmen gestern mitteilten, übernimmt das Deutsche-Bank-Unternehmen DB
Investor die Kabelnetz-Tochter für 1,45 Milliarden Mark. Veba-Sprecher Josef Melles sagte
gestern in Düsseldorf, durch den Verkauf hätten RWE und Veba "eine beachtliche
Wertsteigerung realisiert". In Zukunft wollten sich die beiden Unternehmen stärker
auf ihre Mobilfunkbeteiligungen, etwa bei e-plus, konzentrieren.
Der Verkauf von Telecolumbus, mit 1,7 Millionen Kunden
zweitgrößter Kabelnetzbetreiber in Deutschland, gilt als erster einer ganzen Reihe von
Kabelnetzverkäufen. Seit Wochen wird etwa darüber spekuliert, wer den Zuschlag für das
Kabelnetz der Deutschen Telekom bekommen wird, von dem sich der rosa Riese auf Druck von
EU-Wettbewerbshüter Karel van Miert trennen muß. Auch dafür erwägt die Deutsche Bank
nach Medienberichten in Allianz mit Software-Gigant Microsoft und Medienkonzern
Bertelsmann ein Angebot abzugeben (siehe taz vom 21. Mai).
Der Wettbewerb um die Fernsehnetze wird immer heftiger. Die
breitbandigen Kabel gelten als Datenautobahn von morgen und damit als Vertriebsweg für
zahlreiche Multimedia-Angebote wie etwa superschnelle Internetzugänge, Internetfernsehen
oder elektronische Bücher.
Die Deutsche Bank plant, die erworbenen
Telecolumbus-Leitungen mit weiteren Teilen des deutschen Kabelnetzes zusammenzuführen und
zu modernisieren, so gestern ihr Pressesprecher Roland Weichert. Auch einzelne Bereiche
des Telekom-Fernsehkabels kämen dafür in Frage. "Wir treten aber nur als
Finanzinvestor auf", sagte Weichert weiter, "vermarkten werden wir das Netz
zusammen mit einem industriellen Konsortium." Wer daran beteiligt sein werde, sei
aber noch ungewiß. Perspektivisch plane die Deutsche Bank, das Netz in drei bis fünf
Jahren weiterzuverkaufen.
Vor dem Verkauf des Kabelnetzes hatten RWE und Veba bereits
im April angekündigt, ihre Festnetz-Telefongesellschaft Otelo für 2,25 Milliarden Mark
an den Konkurrenten Mannesmann Arcor zu verkaufen. "Wir haben unsere selbstgesteckten
Ziele nicht erreicht", sagte Veba-Sprecher Weichert gestern. Für Veba habe sich das
Telekommunikations-Engagement aber trotzdem gelohnt. Den Investionen von rund 6,9
Milliarden Mark stünden mittlerweile Erlöse von 7 Milliarden Mark und mehrere Milliarden
als stille Reserven in Form von Mobilfunkbeteiligungen gegenüber.
Mannesmann Arcor plant jetzt, Otelo durch straffe
Rationalisierungsmaßnahmen zu sanieren. Arcor-Chef Harald Stöber kündigte gestern auf
einer Pressekonferenz in Köln an, mehr als 1.000 Arbeitsplätze bei Otelo zu streichen.
Bis zum Jahr 2001 will Stöber mit Otelo schwarze Zahlen schreiben, für 1999 erwartet er
für Arcor und die neue Tochter gemeinsam einen Umsatz von 3 Milliarden Mark. Durch die
Übernahme hat Arcor nach Einschätzung vieler Analysten seine Stellung als wichtigster
inländischer Telekom-Herausforderer gesichert.
Quelle: TAZ 27.5.1999
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VEW bleibt offen für strategische
Allianzen
Hauptversammlung schafft Mehrstimmrecht ab
ews DÜSSELDORF. Die deutschen Energieversorger befinden
sich in einem weitgehenden Restrukturierungsprozeß, der durch die Liberalisierung des
europäischen Marktes initiiert wurde. Auch die VEW AG, Dortmund, sechstgrößter
deutscher Stromproduzent mit einem Marktanteil von 8 %, viertgrößter beim Gas mit 10 %
und Nummer 3 in der Entsorgung, positioniert sich neu. Das erklärte der seit Januar
amtierende Vorstandschef Gert Maichel auf der Hauptversammlung. Ziel sei es, in Europa in
den Kerngeschäften unter die Top 10 zu kommen. "Wir wollen den entscheidenden
Durchbruch zu einer wettbewerbsfähigen Größe in Europa erreichen", so Maichel.
Strategische Allianzen würden in diesen Überlegungen eine
tragende Rolle spielen. Maichel betonte noch einmal, daß eine enge Zusammenarbeit mit der
Energie Baden-Württemberg (EnBW) angestrebt würde. Dies wäre eine Aktion unter gleichen
Partnern. Der Erwerb des 25,18 %-Landes-Pakets durch die großen der Branche, etwa
Bayernwerk oder Frankreichs EdF würde bedeuten, daß die EnBW von der Energielandkarte
verschwindet.
Die Hauptversammlung stimmte der Abschaffung der
Mehrstimmrechte der kommunalen Aktionäre einstimmig zu. Dazu wird das Kapital um nominal
25,23 Mill. DM für die Namensaktionäre erhöht. Diese bringen im Rahmen der
Kapitalerhöhung einen Anspruch auf eine Ausgleichszahlung von 36 DM je
Mehrstimmrechtsaktie ein und erhalten neue vinkulierte Namensaktien. Danach ändert sich
die Aktionärsstruktur etwas zugunsten der kommunalen Eigentümer, die nun 56,58 (vorher
55,5) % am Grundkapital halten.
Die EVG, in der Contigas, RWE Energie, Deutsche Bank und
Allianz ihre Aktien gebündelt haben, kommt nur auf 24,69 (25,3) %, die BI-Industriebesitz
und Beteiligungen, ein Pool von Bayernwerk und Isar-Amperwerke, reduziert sich auf 12,1
(12,4) %. Im Streubesitz befinden sich 4,68 (4,8) %, und 1,95 (2) % halten die RWE
Energie-Bayernwerk Beteiligungsverwaltung.
Quelle: Handelsblatt 28.5.1999
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Fünf Städte in einem Boot
Stadtwerke: Mit neuen Partnern kleine Strompreise
exp Düsseldorf - Hoffnungsschimmer für die Düsseldorfer Stadtwerke
mit ihren 3200 Mitarbeitern. Vorstandschef Karl-Heinz Lause hat seit heute nach zähen
Verhandlungen endlich ein paar Verbündete im Kampf ums Überleben des städtischen
Tochterunternehmens gefunden. Denn seit der Liberalisierung des Energiemarktes vor einem
Jahr jagen die großen Stromkonzerne den kleinen Stadtwerken mit Niedrig-Strompreisen
zunehmend Kunden ab (EXPRESS berichtete).
Auf der heutigen vertraulichen Sitzung trifft Lause die Chefs der Stadtwerke Neuss,
Krefeld, Remscheid und Hilden. Gemeinsam wollen sie künftig Strom anbieten - zu Preisen,
die dem zu erwartenden harten Wettbewerb mit den Energiegiganten standhalten können. Ein
Insider: "Schon bald wird es hier zugehen wie auf dem Telefonmarkt - die Großen
machen mit Dumpingpreisen die Kleinen kaputt."
Die Düsseldorfer Stadtwerke mit einer Stromproduktion von 4,1 Milliarden Kilowatt würden
durch den Verbund mit den neuen Partner auf rund sieben Milliarden Kilowatt kommen. 12,5
Milliarden Kilowatt wären es nach den ursprünglichen Plänen gewesen, einen Großverbund
zu schmieden mit Leverkusen, Neuss, Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach, Moers,
Remscheid, Wuppertal. Doch Duisburg (2,1 Milliarden Kw) und Wuppertal (2,3 Milliarden Kw)
zeigten Lause die kalte Schulter. Die übrigen kleinen Stadtwerke gingen ebenfalls auf
Distanz.
Bei den Düsseldorfer Stadtwerken ist man enttäuscht. Aus der Chefetage verlautete:
"Vor der Kommunalwahl will keiner von den Großen mit uns ins Boot. Alle haben Angst,
daß es nach dem Zusammenschluß durch Rationalisierungseffekte zu einem Verlust von rund
30 Prozent der Arbeitsplätze kommen könnte."
Ein Politiker in Duisburg nennt andere Gründe: "Im Überlebenskampf hilft uns auch
kein Zusammenschluß der Zwerge. Wir müssen uns mit den Riesen auf dem Energiemarkt
arrangieren, dürfen nicht auf Konfrontation gehen." Düsseldorfs
Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Otto-Christiansen vorsichtig: "Ich setze auf Einsicht
und Verhandlungen. Mehr will ich zur Zeit nicht sagen."
Quelle: Express (Köln, Düsseldorf) 20.5.1999
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Wenn der Strommann zweimal klingelt
Die Deregulierung auf dem Strommarkt zeigt erste Folgen: Ein Broker vermittelt im Internet
billige Tarife für Strom und Gas. Greenpeace ruft zum Wechsel auf politisch korrekten
Ökostrom auf.
Strom zum Schnäppchenpreis - was bisher für große Unternehmen recht war, ist seit dem
liberalisierten Strommarkt auch für kleine Firmen und Privatkunden billig. Die Firmen
Kilowatthandel GmbH - Sachsens erster Energiebroker - und die Firma
www.virtuelles-kaufhaus.de organisieren bis zu 20 Prozent günstigeren Strom - auch für
Privathaushalte. Das Prinzip ist ganz einfach: Interessenten können sich über die
Domäne www.billiger-strom.de für sogenannte Einkaufsgemeinschaften anmelden. Der
Strombroker holt das beste Angebot für diese Einkaufsgemeinschaft ein - für die großen
Mengen gibt es außerdem noch Rabatt. Bis zu einem Fünftel weniger zahlt dann die Firma
oder der normale Haushalt - eine Familie kann so demnächst bis zu 500 Mark im Jahr
sparen. Leider gilt das Angebot zur Zeit nur für Abnehmer von mindestens 5000 kWh. Daher
ist es vor allem für kleine Industriebetriebe oder Wohnungsbaugesellschaften interessant.
"Aber spätestens in einem Jahr können wir den Billigstrom auch für Privatkunden
einkaufen", sagt Strombroker Christian Haase. Schon jetzt können sie sich dafür
vormerken lassen.
Seit dem 1. April letzten Jahres gilt der Wettbewerb auf
dem deutschen Strommarkt. Die großen Versorger haben ihr Monopol verloren, private
Anbieter drängen auf den Markt. Ähnlich wie beim Telefonmarkt haben die Großunternehmen
zwar immer noch die Stromnetze in der Hand. Sie stellen sie den Konkurrenten zur
Verfügung, die wiederum für den durchgeleiteten Strom eine bestimmte Gebühr zahlen
müssen. Doch anders als auf dem Telefonmarkt haben die Privathaushalte bisher von der
Liberalisierung des deutschen Strommarkts noch nicht profitiert. Theoretisch darf sich
zwar jeder Kunde aussuchen, von welchem Energieversorger und zu welchem Preis er seinen
Strom bezieht. Praktisch hat sich die neue Stromfreiheit aber noch nicht durchgesetzt.
Dabei gibt es durchaus auch für Privatleute schon neue
Freiheiten: Wer beispielsweise keine Lust mehr auf Atomstrom hat, kann den privaten
Ausstieg wagen: so wie Timm Krägenow aus Hamburg. Der 32jährige ist einer der ersten
Stromkunden in Deutschland, die konsequent auf Ökostrom setzen. Sein Kühlschrank und
sein Herd laufen seit zwei Monaten mit Energie aus einer Windkraftanlage.
"Seinen" Strom erzeugen die Windräder im Windpark Francop, acht Kilometer von
seiner Stadtwohnung entfernt. Die Ökostrom Handels AG in Hamburg kümmert sich um die
Lieferung. Für die Durchleitung des Stroms muß Timm Krägenow den Hamburgischen
Electricitäts-Werken 10,5 Pfennig pro Kilowattstunde zahlen. "Das ist immer noch zu
teuer", so Krägenow, "insgesamt wird sich meine Stromrechnung so um 10 bis 20
Prozent erhöhen." Doch diesen Preis ist ihm der Ökostrom wert.
Neun Monate lang mußte der umweltbewußte Krägenow
kämpfen, bis er den Windstrom nutzen konnte. Denn der Netzbetreiber HEW ließ erst nach
zähem Ringen die Ökoenergie durch sein Stromnetz. Sie ließen sich immer neue
Forderungen einfallen, um den Anbieterwechsel schwierig zu machen, meint Krägenow. So
bauten die Elektrizitätswerke in seine Wohnung einen 2000 Mark teuren
Computer-Stromzähler ein, der jede Viertelstunde den exakten Stromverbrauch ermittelt und
sonst nur für Industriekunden üblich ist. "Ich habe gesagt, wenn das nötig ist,
dann bezahle ich das auch", erinnert sich Krägenow. "Ich wollte so schnell wie
möglich wechseln und den HEW keinen Vorwand für weitere Verzögerungen bieten. Aber der
Industriestromzähler war natürlich teurer Unsinn." Das haben inzwischen auch die
HEW eingesehen und den teuren Computerzähler wieder ausgebaut. Privathaushalte, die ihren
Stromanbieter wechseln, können künftig ihren normalen Stromzähler behalten. Sowieso
wird der Wechsel eines Stromanbieters demnächst schneller möglich sein. "In wenigen
Jahren herrscht auf dem Strommarkt für Privatleute der gleiche Wettbewerb wie heute auf
dem Telefonmarkt", glaubt Windstrom-Pionier Krägenow, "dann werden auch die
Preise für Ökostrom auf das Niveau der normalen Haushaltsstrompreise sinken."
Timm Krägenow wird nicht allein bleiben. Seit Ende August
letzten Jahres wendet sich Greenpeace mit der Aktion Stromwechsel an alle Stromkunden. Die
Umweltorganisation ruft dazu auf, von dem neuen Recht Gebrauch zu machen und zu einem
umweltfreundlichen Stromversorger zu wechseln. Für die Ökoaktivisten ist eine saubere
Stromerzeugung sowohl klimafreundlich als auch atomstromfrei. Durch einen Strommix, der je
zur Hälfte aus regenerativen Energien und effizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf
Gasbasis erzeugt wird, kann eine Vollversorgung sichergestellt werden. Seit Ende August 98
haben sich mehr als 60.000 Haushalte aus dem gesamten Bundesgebiet zum
"Stromwechsel" bereit erklärt. Greenpeace sucht derzeit einen Partner, der die
Versorgung der Stromkunden nach ökologischen Kriterien übernimmt.
Quelle: Spiegel 19.5.1999
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Electricité de France
Atomstrom drängt nach Deutschland
KÖLN/FRANKFURT A. M. (dpa/fr). Der Staatskonzern
Electricité de France (EdF) will unter Einsatz seiner riesigen Finanzkraft die eigene
Stellung in Europa ausbauen und auch massiv in den deutschen Strommarkt einsteigen.
"Mindestens 15 Milliarden Mark werden wir in den nächsten Jahren außerhalb
Frankreichs investieren", sagt Vorstandschef François Roussely dem Magazin Capital.
Dabei stehe Deutschland "ganz oben auf unserer Einkaufsliste, und wir wären sehr an
der EnBW interessiert".
An der aus der Fusion der Energie-Versorgung Schwaben
(Stuttgart) und dem Badenwerk (Karlsruhe) hervorgegangenen Energie Baden-Württemberg
(EnBW) ist das Land Baden-Württemberg mit 25,2 Prozent beteiligt. Dieses Paket steht zur
Disposition und erfreut sich vieler Interessenten. Zu ihnen gehört auch das Bayernwerk
respektive deren Muttergesellschaft Viag und der Dormtunder Konzern VEW. Die Chancen der
Bayern auf einen Zuschlag werden in der Branche freilich als nicht sehr hoch
eingeschätzt. EdF will für die Viertel-Beteiligung angeblich fünf Milliarden Mark
bieten.
Der französische Konzern wird sich nach Aussage seines
Chefs an der europäischen und deutschen Strombörse beteiligen und mit Kampfpreisen den
überwiegend aus Kernkraftwerken stammenden französischen Strom nach Deutschland liefern.
"Die Zeit des Kartells unter den Stromanbietern ist vorbei. Wir beliefern die
deutsche Industrie bald direkt, wenn sie Angebote haben will."
Gemeinsam mit Partnern diesseits des Rheins möchte
Roussely auch das deutsch-französische Projekt des Europäischen Druckwasserreaktors EPR
vorantreiben. "Die deutsche Energiewirtschaft braucht wie wir eine neue Reaktorlinie,
wenn wir die jetzigen Meiler ab 2010 langsam ausmustern." Die Pilotanlage werde nach
seiner Einschätzung in Frankreich stehen. Danach wolle EdF "mit den deutschen
Betreibern von Kernkraftwerken in Mitteleuropa neue Reaktoren aufbauen". Auch ein
Export nach China sei denkbar.
Nach der aktuellen Übersicht der Vereinigung Deutscher
Elektrizitätswerke wurden im vergangenen Jahr von Kernkraftwerken in den EU-Ländern 808
Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Das waren 35 Prozent der gesamten erzeugten
Elektrizität. Spitzenreiter mit einem Anteil von 76 Prozent war Frankreich vor Belgien
und Schweden.
Quelle: Frankfurter Rundschau 17.5.1999
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Franzosen sind ¸¸sehr an der
EnBW interessiert''
EdF-Chef: Ohne den Sprung zum östlichen Nachbarn verpassen
wir den Sprung zum Global Player
Stuttgart - Der führende europäische Stromanbieter
Electricité de France (EdF) will sich an der Energie Baden-Württemberg (EnBW)
beteiligen.
Längst waren die Franzosen als Interessenten im Gespräch,
aber erst jetzt gab es von dort eine Bestätigung: EdF-Chef François Roussely erklärte
in einem Interview mit der Zeitschrift ¸¸Capital'': ¸¸Deutschland steht ganz oben auf
unserer Einkaufsliste, und wir wären sehr an der EnBW interessiert.'' Die EdF wolle in
den nächsten Jahren mindestens 15 Mrd. DM außerhalb Frankreichs investieren. Roussely:
¸¸Entweder wir verkaufen den Strom über die Grenzen hinweg, oder wir beteiligen uns an
ausländischen Unternehmen, um dort im Energiegeschäft mitzumischen.'' Roussely ergänzte
im Hinblick auf den deutschen Markt, auf dem EdF bisher nur mit Niederlassungen präsent
ist: ¸¸Wenn wir nicht schnell den Sprung zum östlichen Nachbarn schaffen, verpassen wir
den Sprung zum Global Player.'' Eine Zahl, wieviel EdF für den EnBW-Landesanteil von gut
25 Prozent zahlen will, nannte Roussely nicht. Zur Spekulation, es handele sich um fünf
Mrd. DM, war keine Bestätigung zu erhalten. EdF soll allerdings angedeutet haben, jedes
Angebot von Mitkonkurrenten überbieten zu wollen.
Strom könne die EdF auch ohne die EnBW loswerden, sagte
Roussely gegenüber ¸¸Capital''. Aber: ¸¸Wir können viel vom Know-how der Karlsruher
Kollegen lernen. Sie kennen den Markt und die Stadtwerke. Sie preschen bundesweit voran.
Vorstandschef Gerhard Goll und sein Team haben mich mit ihrem dynamischen Marketing
beeindruckt.'' Außerdem bestehe bereits eine Zusammenarbeit. EnBW sei an zwei
EdF-Kernkraftwerken beteiligt, außerdem betrieben die Unternehmen gemeinsam
Wasserkraftwerke. Roussely stellt sich vor, mit EnBW für die gesamte Region
Gemeinschaftsangebote zu entwickeln. Nach seiner Meinung würden _Hunderte Unternehmen von
deutsch-französischen Strompaketen profitieren.
Eine Beteiligung von EnBW an EdF im Gegenzug stehe aber
nicht zur Diskussion. Die Franzosen könnten sich andere Möglichkeiten denken, mit denen
die Karlsruher in die EdF-Aktivitäten integriert werden könnten. Roussely: ¸¸Wir
könnten EnBW einen Teil unserer Beteiligung an den Stadtwerken in Straßburg anbieten und
mit ihnen weitere Gemeinschaftskraftwerke bauen.''
Der EdF-Chef denkt - über die Beteiligung an EnBW hinaus -
an die Weiterentwicklung eines neuen, besonders sicheren Reaktors, der als EPR (European
Pressurised Reactor) in der Planung ist. Roussely sieht auch bei anderen deutschen
Unternehmen wie RWE und Siemens ¸¸ein extrem hohes Interesse'', den EPR voranzutreiben.
¸¸Die deutsche Energiewirtschaft braucht wie wir eine neue Reaktorlinie, wenn wir die
jetzigen Meiler ab 2010 langsam ausmustern'', sagte Roussely. Er glaubt an eine
Pilotanlage in Frankreich. Ansonsten könne er sich vorstellen, gemeinsam mit deutschen
Betreibern von Kernkraftwerken neue Reaktoren in Mitteleurpa aufzubauen. Auch Exporte nach
China seien eine Option. Rousselys Vorstellung ist, beim EPR ¸¸Perfektion zu
erreichen'', weil die Betreiber der Kernkraftwerke beider Länder und die Erbauer der
Anlagen, Framatome und Siemens, an dem Projekt gemeinsam arbeiteten und dabei von beiden
nationalen Sicherheitsbehörden kontrolliert würden.
Quelle: Stuttgarter Nachrichten 18.5.1999
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RWE setzt ganz auf Energie
Konzern vor tiefgreifender Umstrukturierung - Vorstandschef
Kuhnt schreibt an Aufsichtsräte
mig Essen/Köln. Der Essener RWE-Konzern steht vor einem
tiefgreifenden unternehmerischen Umbau. Dies kündigt Vorstandschef Dietmar Kuhnt in einem
Brief an die 20 Mitglieder des Aufsichtsrates an. RWE-Sprecher Dieter Schweer bestätigte
gegenüber der Rundschau die Existenz "einer Information für die
Aufsichtsräte". In dem Schreiben heißt es, das Unternehmen wolle sich künftig auf
den Kernbereich Energie und energienahe Dienstleistungen konzentrieren, wie das
Düsseldorfer "Handelsblatt" berichtet, dem das Schreiben nach eigenen Angaben
vorliegt. Der Handel mit Strom, Kohle, Öl, Gas und Wasser werde bei der RWE Energie AG
angesiedelt, die somit die zentrale Position im Konzern einnehmen soll.
Damit wendet sich fünftgrößte deutsche Industriekonzern
von der bisherigen Streuung seiner Aktivitäten ab. Er gliedert sich heute, unter dem Dach
der Holding RWE AG, in die Sparten Stromerzeugung (RWE Energie), Bergbau und Rohstoffe
(Rheinbraun), Mineralöl und Chemie (RWE-Dea), RWE Entsorgung, Bau (Hochtief) sowie
Maschinen- und Anlagenbau samt Telekommunikation (u.a. Heidelberger Druck, Lahmeyer,
Rheinelektra, Telliance). Von dieser in den vergangenen rund zwölf Jahren aufgebauten
Struktur verabschiedet sich der Konzern nach dem Willen des Vorstandschefs. Offiziell
bestätigt RWE nur, das Unternehmen befinde sich "am Ende eines tiefgreifenden
Strategieprozesses", doch seien "personelle und organisatorische Konsequenzen
noch nicht gezogen" worden.
Auslöser des Schwenks ist offenkundig die Liberalisierung
der Energiemärkte und die damit einhergehenden erwarteten weiteren Preissenkungen, die
RWE trotz der bereits erreichten Kostenreduktion zu einer grundsätzlichen Neuorientierung
zwingen. Im Geschäftsjahr 1997/98 (30. Juni) stagnierte der Umsatz des Konzerns mit 146
000 Mitarbeitern bei knapp 73 Milliarden Mark; trotz herber Verluste vor allem in der
Telekommunikation und der Entsorgung wurde mit 1,4 Milliarden Mark ein um zehn Prozent
erhöhter Überschuß ausgewiesen.
Ziel der "Zukunftsgruppe", wie sie sich in ihrer
Werbung nennt, sei nun, durch kräftiges Wachstum im In- und Ausland eine führende
Position auf dem europäischen Energiemarkt mit einem Marktanteil von 15 Prozent zu
erreichen - bei einem Marktvolumen, das für 2010 auf eine Billion Mark geschätzt werde.
Die Bündelung der Versorgung mit einem Rundum-Service aus einer Hand soll den Weg dahin
ebnen. Dazu müßten auf der einen Seite umfangreiche Investitionen in Anlagen und
Firmenkäufe vorgenommen werden, auf der anderen Seite ergeben sich erhebliche
Konsequenzen für die bestehenden Beteiligungen. So stellt sich die Frage, ob und in
welcher Rolle, etwa als reine Finanzbeteiligung, die nicht in dieses Bild passenden
Bereiche wie Chemie, Bau oder Maschinenbau unter dem Konzern-Dach verbleiben.
Für den künftigen Kernbereich Energie gelte, daß
"alle Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette" auf ihre
Wettbewerbfähigkeit "zu prüfen und gegebenenfalls zu restrukturieren" seien,
zitiert das "Handelsblatt" aus dem Kuhnt-Brief. Wettbewerbsfähig müßten alle
Töchter auch in einer Rechnung außerhalb des Konzernverbunds ("stand alone")
sein. Der Energiehandel ist bisher bei der Kölner Rheinbraun AG angesiedelt, die - mit
der Mehrheit am US-Steinkohleerzeuger Consol - bereits jetzt auch weltgrößter
Steinkohle-Händler ist. Bisher agieren der Kraftwerksbetreiber RWE Energie und der
Kohleförderer und -händler Rheinbraun als Schwestergesellschaften, doch scheint
fraglich, ob diese Struktur bei einer Konzentration des Handels auf RWE Energie weiter als
sinnvoll betrachtet wird - auch wenn Meldungen über eine angebliche Zusammenlegung von
Rheinbraun und RWE noch diese Woche von Unternehmenssprechern rundweg als
"Quatsch" und "frei erfunden" abgetan wurden.
Quelle: Kölnische Rundschau 14.5.1999
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RAG kauft Kohleaktivitäten von Cyprus
Amax
rtr ESSEN. Der Essener Energie- und Technologiekonzern RAG
AG erwirbt für rund 2 Mrd. DM die verbliebenen Kohleaktivitäten der US-amerikanischen
Cyprus Amax Minerals Co. Mit dem Erwerb werde eine Jahresförderung von 62 Millionen
Tonnen "hochwertiger" Steinkohle übernommen, teilte ein RAG-Sprecher am Freitag
in Essen mit. Dies sei eine deutlich höhere Tonnage als die gesamte deutsche
Jahresförderung, die 44 Millionen Tonnen betrage. Nähere Einzelheiten nannte der
Firmensprecher nicht, verwies aber auf eine Pressekonferenz am kommenden Montag.
Cyprus Amax gilt den Angaben zufolge als der drittgrößte
Kohle-Produzent in den USA nach der Peabody Group und der zur RWE AG gehörenden Consol
Coal. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Cyprus Amax, der die US-Kraftwirtschaft
beliefert, von einem Teil ihrer Kohleaktivitäten getrennt.
Der RAG-Konzern hatte 1997 bei etwa 96 000 Mitarbeitern
einem Umsatz von rund 25 Mrd. DM und einen Jahresüberschuß von 251 Mill. DM
erwirtschaftet.
Quelle: Handelsblatt 16.5.1999
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RWE sucht das Heil im Energiehandel
Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt kündigt
Aufsichtsräten grundlegende Konzernumstrukturierung an
Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt kündigt
Aufsichtsräten grundlegende Konzernumstrukturierung an
Zurück zum Kerngeschäft Energie - das ist die
Zukunftsvision bei RWE. Aber das Geschäft wird auf den Kopf gestellt. Der Handel, nicht
mehr die Produktion, wird im Zentrum stehen, und das Unternehmen wird auf dessen
Bedürfnisse ausgerichtet.
DÜSSELDORF. Es ist genau ein Jahrzehnt her, daß sich die
1898 gegründete Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG in RWE AG, Essen,
umbenannt hatte, um zu demonstrieren, daß der Konzern mehr war als nur Stromproduzent.
Damals war gerade die Umwelt das große gesellschaftliche Thema, das auch wirtschaftlichen
Erfolg versprach.
Das RWE-Engagement in dieser Sparte wurde euphorisch
gefeiert, heute ist es ein Sanierungsfall und Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt hat
vorgegeben, daß spätestens in zwei Jahren die Restrukturierung positive Erfolge zeigen
muß. Als Occasion hatte der damalige RWE-Chef Friedhelm Gieske 1988 die Deutsche Texaco
(heute RWE-DEA) für 2,2 Mrd. DM übernommen und damit das Öl- und Chemiegeschäft
hereingeholt. 1990 wurde dann die Aktienmehrheit an der Hochtief AG, an der RWE schon seit
1926 beteiligt war, erworben.
Nach der Liberalisierung, die die Energiemärkte in
Deutschland und Europa mächtig durcheinander wirbelt, soll der Konzern nun wieder
umgekrempelt und schleunigst ganz auf das Kerngeschäft Energie und energienahe
Dienstleistungen ausgerichtet werden.
Dabei wird der Handel mit Strom, Gas, Wasser, Öl und Kohle
im Vordergrund stehen und bei der RWE Energie AG konzentriert werden. Um diesen Kern
ranken sich "ergänzende Arbeitsgebiete", die die Kriterien selbständige
Marktbehauptung, finanzielle Autarkie und unternehmerische Führung erfüllen müssen,
heißt es in einem Kuhnt-Brief an die 20 Aufsichtsratsmitglieder, der dem Handelsblatt
vorliegt.
Führende Marktposition auf dem europäischen Energiemarkt
Ziel der neuen Konzernvision soll die führende
Marktposition auf dem europäischen Energiemarkt sein. Experten erwarten dafür im Jahr
2010 ein Marktvolumen von 1 Billion DM. RWE will daran mindestens 15 Prozent Anteil
erreichen.
"Durch konsequente Ausrichtung an den
Kundenbedürfnissen werden wir im zusammenwachsenden europäischen Energiemarkt einer der
führenden Anbieter von Energie und energienahen Services (Multi Energy/Multi Utility)
sein und diese Position auch international ausbauen", schreibt Kuhnt weiter. Dazu
müßten die in den verschiedenen Unternehmensbereichen angesiedelten Kompetenzen
gebündelt werden.
Der Vorstand sei am Ende eines intensiven
Strategieprozesses, personelle und organisatorische Entscheidungen seien aber noch nicht
getroffen worden, lautet dazu die offizielle RWE-Sprachregelung. Weitere Stellungnahmen
werden nicht abgegeben. Denn erst soll der Aufsichtsrat, der am 24. Juni tagt,
ausführlich über die Ergebnisse der Vorstandssitzungen vom 17. April und 10. Mai
informiert werden, wie es im Schreiben weiter heißt.
Aus dem Brief geht allerdings hervor, daß die intensive
Strategiediskussion in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Friedel Neuber
(WestLB) geführt wurde. "Wir müssen sowohl im Inland als auch im Ausland kräftig
wachsen. Nur so sind wir in der Lage, uns dem Wettbewerb erfolgreich zu stellen, wobei es
sich dabei teils um Konzerne mit erheblich höherem Unternehmenswert und entsprechendem
Marktpotential handelt", gibt Kuhnt die Marschrichtung vor.
Die dazu nötigen Akquisitionen und Investitionen würden
eine außerordentliche Inanspruchnahme der finanziellen Ressourcen bedeuten.
Konzern-Neuordnung
Die Konzern-Neuordnung sei mit der Deregulierung der
Energiemärkte dringend notwendig geworden, betont der RWE-Chef. Neue Anbieter mit neuen
Geschäftsansätzen, die sich auf bereits deregulierten Märkten wie Großbritannien,
Skandinavien und USA erfolgreich herangebildet hätten, würden die Führungsposition von
RWE in Deutschland gefährden. RWE werde viel kundenorientierter agieren müssen.
Zunehmend würden vom Markt Komplettservice und
Bündelangebote von Gas, Wasser, Strom, Heizöl, Entsorgung und damit zusammenhängende
Dienstleistungen bis zur Absicherung von Risiken, etwa bei Rohstoffpreisen verlangt.
"Uns ermöglichen diese Bündelangebote, die
bestehende Kundenbasis etwa durch Cross Selling besser auszuschöpfen, neue Kunden zu
gewinnen und einen höheren Kundennutzen zu bieten. Durch den Zugang zu den verschiedenen
Energieträgern haben wir zudem die Möglichkeit zu Arbitrage und Risikohedging",
hebt Kuhnt hervor.
Bisher hatte sich der Essener Konzern im wesentlichen durch
Kostensenkungsmaßnahmen auf den Preisverfall bei Strom im ersten Jahr der Liberalisierung
bei Produktion, Netz und Verteilung vorbereitet. Dabei zeichnet sich schon jetzt deutlich
ab, daß die bis 2003 angepeilten 1,75 Mrd. DM Kostensenkungen in der Stromerzeugung nicht
ausreichen werden. Weitergehende Programme sind deshalb in Arbeit. "Auf allen
erfolgskritischen Stufen der Wertschöpfungskette werden wir wettbewerbsfähige
Spitzenleistungen erbringen", gibt Kuhnt vor.
Die Konzentration des Handels - RWE ist schon größter
Kohlenhändler der Welt bei der Energie AG läßt einige Fragen offen. Im
Kuhnt-Brief heißt es dazu: "Alle Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette im
Energiebereich sind auf ihre Wettbewerbsfähigkeit stand alone zu prüfen und
gegebenenfalls zu restrukturieren."
Was wird also demnächst aus Rheinbraun, wird die Tochter
ebenfalls bei RWE Energie AG eingegliedert oder wird sie die Kraftwerke und Förderung in
eigener Regie weiterführen? Wie paßt das Chemie-Geschäft von RWE-DEA in die neue
Struktur? Wird es mittelfristig verkauft werden? Auf welche Weise werden die Aktivitäten
im Upstream- und Downstream-Bereich im Geschäft mit Öl und Gas aufeinander abgestimmt
bzw. für die Zukunft besser optimiert.
Die Restrukturierung dürfte auch Konsequenzen für die
Holding haben. Deren Vorstand, in dem bisher die Vorsitzenden der operativen Töchter
einen Sitz haben, dürfte wesentlich verkleinert werden, weil sowohl Hochtief als auch
Heidelberger Druck wohl nur noch als "attraktive Finanzbeteiligungen" mit
RWE-Aktienmehrheit geführt werden. Für eine neue Management-Holding bieten sich die
Vorbildmodelle von Siemens oder Preussag an.
Quelle: Handelsblattt 14.5.1999
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Brandenburg und Sachsen bündeln ihre
Energie
Fusion dreier Regionalversorger endgültig perfekt
Dresden (Eig. Ber./sm). Mit der Eintragung in das Dresdner
Handelsregister ist die Fusion von drei ostdeutschen regionalen Energieversorgern zur
Energie Sachsen Brandenburg AG (ESB) endgültig besiegelt. Das teilte das Unternehmen
gestern mit. Damit entsteht nicht nur einer der größten Regionalversorger in
Deutschland, die ESB steigt auch zum sechstgrößten Unternehmen in Ostdeutschland auf.
Der neue Energiedienstleister geht aus dem Zusammenschluß von Energieversorgung
Spree-Schwarze Elster AG (Essag/Cottbus), Energieversorgung Südsachsen AG
(Evsag/Chemnitz) und Westsächsische Energie AG (Wesag/Markkleeberg bei Leipzig) hervor
(die RUNDSCHAU berichtete).
Die ESB wird eigenen Angaben zufolge künftig etwa 2,2 Millionen Einwohner auf einer
Fläche von 18 700 Quadratkilometern mit Strom, aber auch mit Wärme versorgen. Die
jährliche Stromabgabe werde 13 Milliarden Kilowattstunden, der Jahresumsatz rund 2,5
Milliarden Mark betragen. Die Zahl der Mitarbeiter liege derzeit bei etwa 3400.
Betriebsbedingte Kündigungen werde es durch die Fusion nicht geben, hieß es.
Wo der neue Regionalversorger künfig seinen Sitz haben
wird, "ist noch nicht entschieden", erklärte der Cottbuser Sprecher
Heinz-Dieter Walter auf RUNDSCHAU-Nachfrage.
Quelle: Lausitzer Rundschau 11.5.1999
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Strom könnte viel billiger sein
Freie Wahl der Versorger bisher nur Theorie
Rheinbreitbach (AP). Die neue Freiheit auf dem Telefonmarkt
hat Millionen Bundesbürgern schon viel Geld erspart. Auch Strom könnte in Deutschland
längst günstiger und womöglich umweltfreundlicher aus der Steckdose fließen. Das
Startsignal für mehr Wettbewerb auf dem behäbigen Strommarkt ist schon abgefeuert: Nach
dem neuen Energiegesetz vom April 1998 kann jeder Bürger seinen Stromanbieter beliebig
wechseln und sich von einem Konkurrenten beliefern lassen. Rein theoretisch. De facto hat
das in ganz Deutschland bisher nur eine einzige Privatkundin, eine Bundestagsabgeordnete
der Grünen, gewagt, wie Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher erzählt.
Alle übrigen Millionen Haushalte zahlen weiterhin treu und
brav den derzeitigen Preis ihres örtlichen Versorgers - etwa zwischen 30 und 38 Pfennig
pro Kilowattstunde, wie der gemeinnützige Verein aus Rheinbreitbach bei Bonn vorrechnet.
"Weit überhöht", kritisiert Peters. Solange die Kasse stimmt, ist kein
Versorger an echtem Wettbewerb interessiert. Zum Vergleich: Auf Druck von Großkunden sind
durchaus Rabatte drin. Wer will schon Großabnehmer an die Konkurrenz verlieren? Clevere
Industriebetriebe haben für die gleiche Kilowattstunde längst Sonderkonditionen zwischen
13 und 18 Pfennig ausgehandelt. Die Masse macht's möglich.
Nach diesem Prinzip soll jetzt endlich auch um die Tarife
für die große Masse der privaten Verbraucher gepokert werden. Und um
umweltfreundlicheren Strom ohne Anteile aus Atommeilern. Daß Energie in Zukunft sicher
noch teurer als bisher wird, sollte ein Ansporn sein, den Markt in Bewegung zu bringen.
Weil Otto-Normalbürger das Dickicht rund um den Strombezug
kaum durchblickt, hat der Bund der Energieverbraucher nun den Kampf um Rabatte
aufgenommen. In einem ersten Schritt wollen die Experten einen Nachlaß von zehn Prozent
aushandeln - vorerst im Sammelbezug für die Vereinsmitglieder. Die Vorbereitungen
laufen schon auf Hochtouren. Ist dieser Anfang gemacht,
soll das zähe Ringen weitergehen für eine möglichst breite Masse von Stromkunden, wie
Peters betont. Je mehr Interessenten sich finden, desto größer kann der Druck auf die
Energieversorger ausfallen.
Die Strompreise könnten seinen Berechnungen zufolge
künftig auch für die Privathaushalte um 20 bis 30 Prozent niedriger ausfallen, das
wären etwa 300 Mark mehr im
Geldbeutel des Einzelkunden pro Jahr. Alle
"kleinen" Verbraucher zusammen könnten nach dieser Rechnung über 15 Milliarden
Mark einsparen und womöglich noch den Bau neuer Solaranlagen fördern.
Wegezoll für Strom von der Konkurrenz
Wer allein für sein Recht auf freie Auswahl des
Stromlieferanten kämpfen will, steht schnell vor riesigen Hürden. Ein neuer Anbieter ist
sicher bald gefunden - aber der Strom muß noch durch die Leitungen des "alten"
Unternehmens, also der Konkurrenz, bis ins Haus geschickt werden. Der Kunde wird dafür
kräftig zur Kasse gebeten. "Ähnlich wie vor 150 Jahren bei einer Fahrt durch
Deutschland jeder Fürst Zoll verlangte", erklärt Peters.
Kommt der "Saft" aus der Ferne, muß er meist
durch mehrere fremde Stromnetze hindurch fließen - und der Kunde jedes Mal dafür
berappen. Daß ein günstiger Grundpreis damit im Handumdrehen steigt, liegt auf der Hand.
Ein Wechsel kann sich so nicht auszahlen. Dieses sogenannte Durchleitungsentgelt, das für
Privatkunden etwa bei über elf Pfennig pro Kilowattstunden liegt, hebelt selbst zaghafte
Ansätze von Wettbewerb de facto wieder aus. Die Gebühren für die Leitungsbenutzung sind
zudem je nach Unternehmen unterschiedlich hoch, abhängig von Strommenge und teilweise
auch von der Entfernung, wie Peters betont. Dieses verwirrende Preisgestrüpp macht auch
jeden Vergleich von Stromtarifen so gut wie unmöglich.
Wer trotz aller Schwierigkeiten nicht klein beigeben
möchte, sollte sich mit den übrigen Mietern seines Hauses oder der Wohnanlage zu einem
Stromeinkaufsring zusammentun, schlägt Peters vor. Adressen von Anbietern, die
Zusammenschlüssen von Haushalts- und Gewerbekunden eine Versorgung anbieten, seien beim
Deutschen Industrie und Handelstag (DIHT) in Bonn, Fax: 0228 - 104 543 zu bekommen. Auch
der Bund der Energieverbraucher bietet fachlichen Rat an. Die Unterstützung ist nur für
Mitglieder kostenfrei. Informationen sind gegen Gebühr zu erhalten unter Telefon: 02224 /
9227-0.
Quelle: Rheinische Post 6.5.1999
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Strombroker drückt Energiepreise
Sachsens Gastronomen hoffen auf 20 Prozent Einsparungen
Leipzig (Eig. Bericht/A.T.). Der Hotel- und Gaststättenverband Sachsens will die
Liberalisierung des deutschen Strom- und Gasmarktes nutzen, um für seine über 600
Mitgliedsbetriebe im Regierungsbezirk Leipzig günstigere Strompreise zu erzielen. Der
Verband hat als Kooperationspartner den ersten Strombroker des Freistaates, die
Kilowatthandel GmbH, ausgewählt. Dieser Energiemakler soll die Strom- und Gasnachfrage
der Mitgliedsbetriebe in einer Einkaufsgemeinschaft bündeln und anschließend eine
Preissenkung von mindestens 20 Prozent aushandeln. "Wir werden uns in den nächsten
Tagen an die Wesag und an die Stadtwerke Leipzig wenden, denn sie versorgen den größten
Teil der Mitgliedsbetriebe", kündigte Strombroker Christian Haase gestern an. Wenn
bei den Gesprächen nicht die angestrebte 20prozentige Preissenkung erzielt werde, würden
Verhandlungen mit günstigeren Strom- und Gasanbietern aufgenommen. Die Kilowatthandel
GmbH betreut nach eigenen Angaben derzeit Einkaufsgemeinschaften in Schkeuditz, Borna,
Delitzsch, Eilenburg, Böhlitz-Ehrenberg und anderen Städten um Leipzig. Neben dem
Hauptbüro in der Messestadt ist die Gesellschaft seit Monatsbeginn auch mit Büros in
Magdeburg und Stendal präsent (wir berichteten).
Quelle: Leipziger Volkszeitung 6.5.1999
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RWE sieht Kraftwerk Heimbach gefährdet
Heimbach. Für den höheren Aufwand, den der Wasserverband
Eifel-Rur zur Reduzierung des Phospat-Gehaltes in der Urfttalsperre bei der Klärung von
Abwasser betreiben muß, soll nun die RWE Energie AG zur Kasse gebeten werden. Als Nutzer
eines Wasserkraftwerks am Fuße des Sees bei Heimbach soll der Stromkonzern einmalig 6,7
Millionen Mark und weitere 540 000 Mark pro Jahr zahlen.
Auf den Entwurf eines Erlasses aus der Bezirksregierung hat
RWE inzwischen reagiert. Dr. Karl-Wilhelm Otto, beim Essener Energieriesen zuständiger
Direktor für den Bereich regenerative Stromerzeugung, sagte gestern in einer
Pressekonferenz, die RWE AG sei weder Verursacher noch Nutznießer der erforderlichen
Maßnahmen. Die Forderung des Wasserverbandes besitze keine Rechtsgrundlage. Der
RWE-Direktor kündigte für den Fall, daß sein Unternehmen zahlen muß, dratische
Konsequenzen an: Das Kraftwerk Heimbach, eine Stromfabrik von musealer Qualität, die
jährlich etwa 25 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, müßte geschlossen werden.
Der Wasserverband Eifel-Rur unternimmt bereits den zweiten
Anlauf, die Kosten für erhöhten Aufwand bei der Klärung von Wasser bei Nutzern des
Urftsees zu holen. In einem ersten Antrag an den RP, der abgelehnt wurde, war noch keine
Adresse genannt worden. In dem jetzt betriebenen zweiten Verfahren ist jedoch RWE als
Betreiber des Kraftwerks und Nutznießer des Urftsees benannt. Der WVER beruft sich dabei
auf Paragraph 55 des Landeswassergesetzes. Dort ist festgelegt, daß Entschädigung zu
leisten ist, wenn zugunsten eines Nutzers höhere Aufwendungen - etwa bei der
Trinkwasseraufbereitung oder Abwasserklärung - zu leisten sind.
Dieser Passus des Landeswassergesetzes wurde nach Kenntnis
der RWE-Sprecher bisher nie in praktische Forderungen umgesetzt. Im Falle des Urftsees und
den damit verbundenen Ansprüchen des Wasserverbandes fehlt dem Begehren nach Ansicht des
RWE jede Rechtsgrundlage. Dr. Otto: «Wir haben von den erforderlichen Mehraufwendungen
keinerlei Nutzen, auch sind wir nicht Verursacher.»
Der Urftsee diene vor allem dem Hochwasserschutz, indirekt
der Trinkwasserversorgung, und der Wasserregulierung im Unterlauf der Rur. Der Betrieb des
Wasserkraftwerks sei lediglich ein Nebeneffekt. Dafür zahlt RWE an den WVER bereits 550
000 Mark jährlich.
Der Stromkonzern rechnet nicht damit, daß der
Regierungspräsident dem Antrag der WVER stattgibt. Sollte es dennoch dazu kommen, wird
die Schließung der Wasserkraftwerke in der Eifel angekündigt. Davon wären acht
RWE-Mitarbeiter und weitere für die Instandsetzung betroffen. Der Sprecher des Konzerns
sagte, die Forderungen würden zu einer Verteuerung der Stromproduktion um zwei Pfennig je
Kilowattstunde führen. Damit sei man im Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig. Dr. Otto
zeigte sich «irritiert» über das Vorgehen des Wasserverbandes.
Man habe den Antrag an den RP gestellt, ohne zuvor ein Wort
mit RWE darüber zu sprechen. So gehe man nicht mit Partnern um. Vom Ausgang des
Verfahrens hängt nicht nur die Zukunft des Kraftwerks Heimbach ab. Beim Stromversorger
denkt man auch darüber nach, ob Instandsetzungsmaßnahmen am Wasserkraftwerk des Rursees
noch zu vertreten sind. Dabei geht es um eine halbe Million Mark.
Quelle: Aachener-Zeitung 6.5.1999
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