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Zurück zum Pressearchiv Liberalisierung des  Strommarktes 

Brüssel hegt Bedenken gegen EdF-Einstieg bei EnBW

Eon offenbar an britischer Power-Gen interessiert

Hamburg/Brüssel - Der Einstieg des französischen Stromkonzerns Electricité de France (EdF) bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW) stößt auf Hindernisse bei der Europäischen Union. Der Brüsseler Wettbewerbskommissar Mario Monti habe in einer "vorläufigen Einschätzung" Bedenken angemeldet, berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe. Für den 15. Januar ist ein Treffen der Konzerne mit den EU-Wettbewerbshütern in Brüssel geplant.

Am 16. Januar läuft die Frist ab, bis zu der EdF und EnBW Konzessionen anbieten können, die die EU-Kommission bei ihrer Entscheidung berücksichtigen muss. Die vertiefte Prüfung ("Phase zwei") endet nach Informationen aus der EU-Kommission am 16. Februar: Bis dahin müsse Brüssel eine Entscheidung treffen. Bereits im Oktober hatte die Kommission schwere Wettbewerbsbedenken geltend gemacht, da mit der Transaktion ein potenzieller Wettbewerber in Frankreich wegfalle.

Probleme sieht Monti, weil die staatliche EdF ihr faktisches Monopol in Frankreich mit Hilfe der EnBW zementieren könnte. Die EnBW hätte dank ihrer Nähe zu Frankreich beste Voraussetzungen für ein Vordringen in den Nachbarmarkt. Der Zusammenschluss sei "mit dem Gemeinsamen Markt unvereinbar", weil mit ihm "ein wirksamer Wettbewerb" in Frankreich "erheblich behindert werde", schreibt Monti laut "Spiegel". "Durch den Erwerb von EnBW ist EdF ganz generell in Frankreich besser vor Konkurrenz geschützt." In Deutschland würde die Stärkung der EnBW durch die EdF den Wettbewerb dagegen fördern.

Am 20. Dezember war der Kauf der 25,01-prozentigen EnBW-Beteiligung des Landes Baden-Württemberg durch die Electricité de France Gegenstand einer Anhörung bei der EU-Kommission gewesen. Dabei forderte der EnBW-Konkurrent Eon laut "Spiegel", die EdF müsse als Ausgleich für den Einstieg bei den Karlsruhern bis zu 15 Prozent ihres Stromabsatzes verkaufen. Die EdF mahnte die Kommission, das Tempo der Marktöffnung in Frankreich nicht über den Umweg der Fusionskontrolle beschleunigen zu wollen.

Die EdF betreibt im Elsass zwei Atomkraftwerke und grenzt mit ihrem Versorgungsgebiet an Baden-Württemberg. Deutsche Kritiker des EdF-Einstiegs beim Karlsruher Stromversorger befürchten auch, die neue Allianz könne Überkapazitäten der 57 Atomkraftwerke in Frankreich als billigen Yello-Strom in deutsche Steckdosen leiten. Die Yello Strom GmbH in Köln ist ein Tochterunternehmen der EnBW.
Unterdessen ist offenbar Eon nicht passiv geblieben: Der Düsseldorfer Energieversorger strebt einem Zeitungsbericht zufolge möglicherweise eine Übernahme des britischen Konkurrenten Power-Gen an. Es werde erwartet, dass Eon dazu bald inoffiziell an Power-Gen herantreten werde, berichtet die britische "Sunday Business" unter Berufung auf Investment Banker. Diese hielten ein Zusammengehen beider Unternehmen noch bis zum Jahresende für möglich. Bei Eon war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Dem Bericht zufolge ist Power-Gen-Chairman Ed Wallis allerdings gegen einen Zusammenschluss auf kurze Sicht. Bislang galt Wallis mehr an der Verfolgung seiner Ziele in den USA interessiert, wo Power-Gen kürzlich den Versorger LGE Electricity für 3,2 Mrd. Dollar (rund 6,5 Mrd. DM) übernommen hatte. Die britische Regierung hatte kurz vor Weihnachten mitgeteilt, dass sie auf Bitte von Power-Gen ihren mit einem besonderen Vetorecht verbundenen Anteil an dem Unternehmen zurückgegeben habe. DW

Quelle: Welt, Die Wirtschaft 8.1.2001

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