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Recycling-Übernahme
Kartellamt
vereitelt Müll-Geschäft
Von Evelyn Binder
Köln - Das Bundeskartellamt hat in seinem Bestreben, einen übermächtigen
Müll-Konzern in Deutschland zu verhindern, die mehrheitliche Übernahme
der Kölner Interseroh durch die Rethmann AG gestoppt: Nachdem die
Kartellwächter Rethmann signalisiert hatten, dass sie die geplante - und
angemeldete - Aufstockung der 24,9-prozentigen Beteiligung an Interseroh
keinesfalls dulden würden, zog Rethmann die Anmeldung zurück und kam
damit einer Untersagungsverfügung zuvor. Weitaus schlimmer noch für
Rethmann: Das Entsorger-Imperium aus Selm muss seinen Interseroh-Anteil
noch dieses Jahr auf 15 Prozent zurückfahren.
Die Kartellwächter begründeten diese weit reichenden Verfügungen damit,
dass Interseroh bereits jetzt über eine marktbeherrschende Stellung bei
der flächendeckenden Entsorgung gewerblicher Abfälle verfüge. Durch den
Zusammenschluss mit Rethmann, einem der größten Wettbewerber in diesem
Bereich, wäre die marktbeherrschende Stellung wesentlich verstärkt
worden. Der gemeinsame Marktanteil, so Kartellamts-Sprecher Stefan
Siebert, hätte mehr als 50 Prozent betragen.
Im Gesamtmarkt der Abfall- und Recyclingwirtschaft in Deutschland sieht
sich RWE Umwelt mit einem Umsatz von vier Milliarden DM (Gesamtvolumen in
Deutschland: rund 70 Milliarden DM) als Marktführer vor Rethmann, der mit
seiner Entsorgungs AG im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden DM umsetzte.
Rethmann, zu dessen Gruppe unter anderem Saria Bio-Industries, ein
Verwerter von Schlachtabfällen, sowie der Logistikdienstleister Rhenus
gehören, zeigte sich gestern "nicht erfreut". Interseroh war
"nicht sehr überrascht" über den Einspruch des Kartellamts -
zumal das Amt bereits im vergangenen Jahr sowohl den angemeldeten
Zusammenschluss als auch die Minderheitsbeteiligung Rethmanns an
Interseroh abgemahnt hatte. Die Entscheidung sei daher abzusehen gewesen,
sagte eine Sprecherin.
Das Kartellamt will nun auch den zweiten Interseroh-Großaktionär, die
RWE Umwelt, dazu bewegen, seine Beteiligung zu reduzieren. Derzeit hält
das Unternehmen knapp 19 Prozent der Anteile an der Kölner
Entsorgungsfirma. Das Kartellamt will darauf dringen, dass die RWE Umwelt
rund vier Prozent abgibt. Im Zuge der Übernahme der VEW hatte die Gruppe
bereits sechs Prozent der Interseroh-Anteile, die von der VEW gehalten
wurden, abgegeben. RWE-Umwelt-Sprecher André Bauguitte sagte gestern, er
gehe davon aus, dass es "eine einvernehmliche Lösung geben
wird."
Quelle: Kölner
Stadt-Anzeiger Wirtschaft 24.1.2001
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