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zurück zu Stichwörter, Fragen & Antworten Front gegen Bergbaukonzerne Amazonas-Ureinwohner verstärken Widerstand gegen Zerstörung
ihres Lebensraums Ureinwohner der gesamten Amazonas-Region Südamerikas wollen
den Widerstand gegen die Zerstörung ihrer Umwelt intensivieren. In
mittlerweile neun Ländern protestieren sie gegen die Vernichtung ihres
Lebensraumes durch Ölförderung und Bergbau. Brennpunkt des Kampfes der
Amazonas-Indianer sind derzeit Ecuador, Bolivien und Brasilien, wo die
Exploration neuer Erdgas- und Ölvorkommen auf Hochtouren läuft. Dort befürchten
Indianerstämme großflächige Umweltschäden durch Erschließung, Ölförderung
und den Bau von Pipelines sowie Leckagen von Ölleitungen. »Die Ölkonzerne dringen in unsere Gebiete ein, als wären
sie dort zu Hause«, klagte Adolfo Shacay, Sprecher der Vereinigung der
Ureinwohnernationalitäten im Ecuadorianischen Amazonas (CONFENIAE) kürzlich
auf einem Treffen von Ureinwohnerorganisationen in Washington. Seine
Vereinigung arbeitet derzeit an einem Regelwerk, zu dessen Einhaltung sich
Konzerne verpflichten sollen, wenn sie in den Regenwäldern operieren. Auf den Bedürfnissen der Indianer vor allem nach unberührter
und ungestörter Natur als Lebensgrundlage werde regelmäßig
herumgetrampelt, bemängelt Shacay. Um die inzwischen existierenden
Ureinwohnerorganisationen machten die Firmen einen großen Bogen und
versuchten vielmehr, eine Gemeinschaft gegen die andere auszuspielen.
Allerdings hat gerade Shacays Organisation Anfang Juni in Ecuador eine herbe
Niederlage erlitten. Gegen alle Proteste hatte die Regierung die
Baugenehmigung für eine rund 500 Kilometer lange Ölpipeline erteilt. Das
etwa 1,1 Milliarden US-Dollar teure Projekt sei von nationalem Interesse, da
es dem Land erlaube, sein Ölproduktion zu verdoppeln, so die Begründung
aus Quito. Genau darin liegt nach Ansicht der Gegner zugleich das
Problem. Der auf den Pipelinebau folgende Explorations- und Förderboom wird
Teile des letzten ursprünglichen Regenwalds zerstören, den Ecuador noch
hat. Mit dem Urwald werden dann viele Indianerstämme ihre Lebensgrundlage
verlieren. »Die ganze Exploration findet ausschließlich in
Indianergebieten statt«, protestiert Luis Yanza, Vorsitzender des
ecuadorianischen Komitees für den Schutz des Amazonas. Gegen die Vorhaben
wollen zahlreiche Indianergemeinschaften klagen. Auch am Westrand des südamerikanischen Kontinents, in Französisch-Guayana
und in Suriname, formiert sich Widerstand gegen die Ausbeutung von Bodenschätzen
auf Indianerland. Dort ist es nicht Öl, sondern Gold, dem der Hunger der
Unternehmen gilt. Vor allem die Verseuchung durch Quecksilber, das in der
Goldgewinnung eingesetzt wird, ist dort zum Umwelt- und Gesundheitsproblem
geworden. Seit letzten Dezember läuft in Frankreich eine Klage von
Ureinwohnern gegen mehrere Unternehmen, denen sie vorwerfen, hemmungslos die
Umwelt zu zerstören und Quecksilber freizusetzen. »Quecksilber, das in die
Flüsse dringt, landet über die Fische wieder beim Menschen«, warnt
Jocelyn Therese von der Vereinigung Amerindischer Organisationen von Französisch-Guayana
(FOAG). Schwer betroffen sind nach Erkenntnissen der FOAG bereits die Stämme
der Wayana und der Emerillon. Deren Vergiftung durch Quecksilber bestätigt
sogar eine staatliche Untersuchung. Die Bergbautätigkeit wurde jedoch bis
heute nicht eingeschränkt. Statt dessen riet die lokale Verwaltung den
Indianern, keinen Fisch mehr zu essen. Auf dem Treffen in Washington in der letzten Juniwoche kündigten
die Vertreter von Indianerorganisationen aus neun Ländern Südamerikas
zudem an, die Folgen des Kyoto- Protokolls für die Ureinwohner untersuchen
zu wollen. Ihre besonderes Augenmerk gilt dabei dem Mechanismus zur »sauberen
Entwicklung«, der es Industrieländern ermöglichen soll,
Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern zu finanzieren und sich den
Umweltschutzeffekt teilweise gutzuschreiben. So warnt der Direktor der
US-Organisation »Amazon Alliance«, Johnson Cerda, davor, daß ein
Wildwuchs dieser Projekte vor allem wieder den Lebensraum der Indianer zu
schmälern drohe. Zur kommenden Klimakonferenz in Bonn wollen
Ureinwohnerorganisationen deshalb Vertreter entsenden. Quelle: Junge Welt Politik 5.7.2001
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