Startseite von www.TagebauWeb.de Tagebau Hambach I   Autobahn 4    Bundesstraße 477   950MW Block Niederaußem  Hambacher Forst    Hambach Kohlebahn  Hambacher Leck  Grünes Bauernopfer  Hambach  Leserbriefe  Downloads   Aktuelle_Presse     Aktuelle Termine   Historie  Bilddokumentation   Stichwörter    Unsere Ziele  Umweltlinks 

 

Copyright lt. Quellennachweis Die Redaktion recherchiert nach eigenem Ermessen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit zu erheben, in den genannten Quellen.

zurück zur aktuellen Presse Garzweiler

Zwei Bagger wechseln das Revier

Bergheim – Es ist, als blickten sich die Stahlkolosse tief in die Augen. Beide richten ihre Scheinwerfer aufeinander, für einen Moment wird es ganz still. Dann klingt ein Grollen durch die Nacht, so laut, als müsste sich die Erde auftun. Braunkohlebagger 288 rollt an, macht sich im Schneckentempo von zehn Meter pro Minute auf den Weg über die Autobahn 61. Drüben wartet schon sein kleiner Bruder, Bagger 259. Auch er wird die Autobahn kreuzen.

Die Überquerung ist der Höhepunkt eines Schauspiels, das die Menschen im Rheinland in Atem hält. Zwei riesige Braunkohle-Bagger ziehen um, wechseln ihr Revier. Und wo immer sie auftauchen, sammeln sich die Schaulustigen in Scharen. Bagger 288 ist der größte der Welt, 240 mal 96 Meter, das heißt zweieinhalb Fußballfelder lang und eines hoch. 70 Mitarbeiter der Betreiberfirma RWE Rheinbraun haben die 15 Millionen teure Überlandfahrt vorbereitet. Dafür mussten ein Fluss umgeleitet, Hochspannungsleitungen abgehängt werden und in der Nacht zum Sonntag die Autobahn 14 Stunden lang gesperrt werden.

Seit Anfang Februar sind die Kolosse unterwegs. Schon zu Beginn kam der Zeitplan durcheinander. Der aufgeweichte Boden hielt dem Gewicht der Giganten nicht Stand, sie versanken im Schlamm. Doch die Panne hat die beiden noch populärer gemacht, und RWE nutzt die Faszination, die von den Maschinen auf die Menschen überspringt, um das ramponierte Image aufzupolieren.

Bagger 288 ist unterwegs von Hambach nach Garzweiler. Dort soll 2006 der Braunkohletagebau Garzweiler II starten, an dem beinahe das rot-grünes Regierungsbündnis in Nordrhein-Westfalen zerbrochen wäre. Lokale Bürgerinitiativen demonstrieren am Tag der Autobahnüberquerung gegen die Umsiedlung. Die Grünen ließen sich nicht sehen. Ihr energiepolitische Sprecher Reiner Priggen kritisiert den Transport aus der Ferne. Er sei enttäuscht, dass so viele Schaulustige dem großen Bagger ihre Ehre erwiesen. "Das ist doch ein Drachen, der die Heimat vieler Menschen zerstört."

Robin Mishra

Quelle: Süddeutsche Zeitung Vermischtes 19.2.2001

Seitenanfang