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Bagger 288
Wie ein Dampfer auf der Jungfernfahrt
Stählernes Ungetüm auf dem Weg nach Garzweiler

Von Anja Musick

Bergheim/Elsdorf - Wie der Bagger 288 im winterlichen Zwielicht mitten in der Landschaft da steht, könnte man ihn glatt für einen Ausflugsdampfer halten: So groß, so mächtig und mit so vielen Lichtern.

Tatsächlich hat die Auftaktveranstaltung zum Baggerumzug am Rand des Tagebaus Hambach bei Elsdorf fast etwas von einer Jungfernfahrt: Helmut Beißner, Betriebsdirektor des Tagebaus Garzweiler, bläst das Signalhorn und gibt einen Funkspruch an Baggerführer Ralf Schmitz weiter, die Bergmannskapelle beginnt zu spielen, und der 13 000 Tonnen schwere und 96 Meter hohe Koloss läuft mit lautem Getöse gemächlich vom Stapel.

Zeitgleich setzt sich der kleinere Bagger 259 ein paar Kilometer entfernt im Tagebau Bergheim in Bewegung.

Keine Demonstranten

Doch das Medieninteresse gilt am Samstagmorgen dem größeren Kollegen: Etliche Kamerateams sind da und halten drauf. Etwa auf Dr. Dieter Gärtner, Betriebsdirektor des Tagebaus Hambach, der unter anderem über die Vorteile der Baggermobilität spricht.

Elsdorfs Bürgermeister Harald Schröder appelliert an RWE Rheinbraun, die zu erwartenden Schäden in Feld und Flur möglichst gering zu halten und fordert potentielle Rheinbraun-Gegner auf, wenn sie denn demonstrieren wollten, dies doch moderat zu tun.

Doch diese Ansprache geht im hektischen Gedrängel irgendwie unter. Alle wollen raus aus dem Festzelt in den Matsch, den Bagger anfahren sehen. Demonstranten lassen sich eh nicht blicken.

Weil das Wetter schlecht ist und die Minusgrade bei den Menschen rote Nasen und klamme Finger verursachen, sind weniger Schaulustige erschienen als RWE Rheinbraun erwartet hat: Der eigens eingerichtete Parkplatz auf dem Gelände der Zuckerfabrik ist nicht zugeparkt.

Fast wie ein Dino

Familie Stumpf steht wie viele andere direkt an der Baggertrasse, nur wenige Meter von dem sich ächzend im Schritttempo vorwärts kämpfenden Ungetüm entfernt. Überall knirscht und knackt es, Wasser rinnt aus Fugen. Plötzlich spritzt jede Menge Dreck herunter und landet auf dem Anorak von Melvin (6). Der will jetzt nach Hause.

Vater Erik gibt sich Mühe, geht in die Knie und erklärt dem Sohn und seiner Tochter Vanessa (9) die Details. Für die interessiert der Maschinenbauingenieur sich nämlich sehr. "Unglaublich ist diese Technik, dieser Aufwand", schwärmt der Mann. "Gigantisch", meint seine Frau Brigitte und legt den Kopf in den Nacken. Die Familie ist aus Süddeutschland in den Erftkreis gezogen und seither mit den optischen Auswirkungen der Energiegewinnung konfrontiert.

Auch bei Sonnenfinsternis

"Man muss ja den Kindern die großen und spannenden Dinge in der Welt zeigen", findet das Paar. Deswegen sind sie damals im August 1999 auch "runter" gefahren, um die Sonnenfinsternis zu sehen, haben stundenlang im Stau gestanden.

Melvin jedenfalls hat nicht so viel für die Technik übrig, der Bagger 288 erinnert ihn vielmehr an einen Dinosaurier. "Nur dass die Dinos noch größer waren." Es regnet und regnet. "Natürlich kann man die Auswirkungen solcher Unternehmungen auf die Natur nicht gut heißen", sagt der Vater noch. Mittlerweile ist der Bagger ein paar Meter weiter, die Stumpfs stehen bis zu den Knöcheln im Matsch. "Jetzt ist Schluss mit lustig", heißt die Parole. "Ab nach Hause. Genug Bagger für heute."

Vielleicht gucken sie sich das Spektakel an, das für nächstes Wochenende angekündigt ist. Am Samstag, 10. Februar, wird die Autobahn 61 zwischen Bergheim und Bedburg ab 22 Uhr gesperrt. Dann müssen Bagger 288 und Bagger 259 rüber und werden sich auch begegnen. Schon jetzt stehen in der Nähe dieses Nadelöhrs überall Halteverbotsschilder und Hinweisschilder auf den Besucherparkplatz.

Die Kamerateams haben sich mittlerweile vor den riesigen Raupenrädern postiert. Von "Nervenkitzel" spricht Projektleiter Dr. Joachim Witzel, der dafür zu sorgen hat, dass in den kommenden zwei Wochen Bagger 288 pünktlich im Tagebau Garzweiler ankommt und Bagger 259 ohne Zwischenfälle nach Hambach reisen kann. Dazwischen liegen Bundesstraßen, Landstraßen, die Bahnlinie und die Erft.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 05/02/01

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