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zurück zum 2001er Pressearchiv Hambach, Autobahn 4 Effektivere Kraftwerke Das Ziel ist klar, der Weg ist steinig Von Ralph Jansen Bergheim - Die Bundesregierung will, dass die Energieversorger die so genannte "Kraft-Wärme-Kopplung", kurz KWK, weiter ausbauen. Wo Strom erzeugt wird, soll anfallende Wärme genutzt werden. So soll Kohlendioxyd eingespart, die Klimaschutzziele sollen erreicht werden. Das ist gemeinsames Ziel von SPD und Grünen. Umstritten hingegen ist auch in der Wirtschaft, wie man das Ziel erreichen kann. Das wurde auf der Podiumsdiskussion am Niederaußemer Kraftwerk deutlich, zu der Harald Könen, Kreisvorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen, eingeladen hatte. Während die Grünen eine Quotenregelung fordern, bevorzugen SPD und RWE ein Bündel von anderen Einsparregelungen, die die Wirtschaft freiwillig, aber unter Kontrolle, durchführen soll - doch nur dort, wo es rentabel ist. Die Ängste von Sozialdemokraten und RWE erläuterte Bundestagsabgeordneter KIaus Lennartz: Die Quote der Grünen sehe vor, dass zehn Prozent des in Deutschland verbrauchten Stromes aus KWK-Werken stammen muss. Bis 2010 soll sie auf 20 Prozent steigen. Das hätte aber laut Lennartz für die Braunkohle negative Auswirkungen: "Weil wir nicht genug solcher Kraftwerke haben, werden wir die Energie aus Holland importieren müssen. Dafür sollen dann unsere Unternehmen zahlen, und zwar jeden Preis. Denn sie sind ja verpflichtet, die Quote zu erfüllen." Der grüne Landtagsabgeordnete Reiner Priggen sieht das anders. Er appellierte an RWE, neue KWK-Techniken in der Braunkohlenregion anzusiedeln: "Wir wollen, dass alle Primärenergieträger gleich behandelt werden. Das ist die einzige Chance auf Dauer." Er warnte die RWE-Leute davor, einen "Abwehrkampf" zu führen, um die Großkraftwerke zu erhalten: "Da tun Sie sich keinen Gefallen." Dr. Johannes Lambertz, Spartenleiter Kraftwerke, und der designierte Arbeitsdirektor Gerd Spaniol betonten hingegen, dass mit der BoA-Technik ein weltweit führendes Verfahren in Niederaußem realisiert werde. Man plane bereits für den zweiten BoA-Standort im Revier. Spaniol: "Wir wissen, dass Gas-Strom billiger ist, aber dann sind unsere Arbeitsplätze weg." Er werde für den Erhalt der Braunkohle-Industrie kämpfen: "Notfalls auf der Straße." Allerdings räumte Kraftwerksdirektor Theo Tippkötter ein, dass die Nutzung des heißen Dampfes, der aus den Schloten quillt, nur sehr beschränkt möglich ist. Andererseits sei es unrentabel, die schwere Kohle weit zu transportieren, um Kraftwerke näher an Ballungszentren zu bringen. Der Wärmeausstoß des Kraftwerkes Niederaußem reicht, um weite Teile des Kreises komplett zu beheizen. Doch das ist nicht wirtschaftlich, auch weil kein Fernwärmenetz existiert. RWE äußerte deshalb den Wunsch an die Landesregierung, den Ausbau von Fernwärmenetzen zu subventionieren. Der Landtagsabgeordnete Hans Krings und Lennartz prangerten andererseits mit den RWE-Leuten an, dass die KWK-Quote Marktgesetze verletze. Schon das bestehende Gesetz habe große Schwächen, weil es die Stromproduktion der Stadtwerke subventioniere, selbst wenn die nur zu einem sehr kleinen Teil auch Fernwärme produzierten, so Lennartz. Darauf habe die ÖTV längst hingewiesen. Die Politik reagiere immer erst auf massiven Druck, kritisierte Gewerkschaftsmann Peter Lafos. Man solle das neue Gesetz nicht schon wieder mit der heißen Nadel stricken, sonst stünde nach kurzer Zeit die nächste Reform an - und das wäre für die nach Planungssicherheit lechzenden Braunköhler auch eine schlechte Nachricht. Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 10/02/01 |