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Risse im Mauerwerk
Was ist unter dem letzten Fundament?

Von Regina Bappert

Bergheim. Zwei tiefe Gruben haben Dirk Schmitz und seine Kollegen am Fuß des Aachener Tores gegraben. Schon mehr als drei Meter sind sie in die Tiefe vorgestoßen. Das reicht noch nicht.

Dirk Schmitz hat den Auftrag, herauszufinden, was sich unter dem letzten Fundament des Aachener Tores befindet: nichts anderes als Kies - oder vielleicht auch Reste von Holzpfählen?

Der Archäologe von der Kölner Firma "Fundort" erläuterte gestern einer Abordnung der Stadtverwaltung und Vertretern von RWE Rheinbraun den Stand der Arbeiten.

Auch Bergheims Ortsvorsteher Axel Damerow und der Historiker Heinz Braschoß informierten sich vor Ort.

Schutt hat der Archäologe bislang vor allem gefunden. Bauschutt aus allen Jahrhunderten. Nichts anders hatte er erwartet.

Die oberste Schicht verweist auf den Asphaltbelag aus der Zeit, als noch täglich die Autos durchs Aachener Tor fuhren.

Darunter sind Rest der Bauarbeiten aus den zwanziger Jahren. Damals errichteten die Bergheimer den kleinen Tordurchbruch für die Fußgänger. Auch Aschereste sind zu erkennen.

Überreste eines Lagerfeuers oder eines Brandes? Jedenfalls noch nicht allzu lange her, denn die Spuren finden sich im oberen Drittel der Grubenwand.

Ganz unten wird es interessanter. Reste von Ziegeln und tonigem Lehm deuten darauf hin, dass Spuren der Baugrube des ersten Aachener Tores gefunden wurden.

"Leider sind wir nicht auf Scherben oder ähnliches datierendes Material gestoßen," bedauert der Archäologe.

Schäden wurden schon 1977 festgestellt

So ist schwer, einen Hinweis darauf zu finden, wann die Altvorderen den Grundstein für das allererste Aachener Tor gelegt haben.

Dirk Schmitz: "Wir wissen aus schriftlichen Quellen, dass das Aachener Tor im 14. Jahrhundert entstanden ist. Aber es wäre schön, wenn wir das auch mit archäologischen Mitteln nachweisen könnten."

Die Herren aus der Stadtverwaltung und von RWE Rheinbraun, die gestern die Ausgrabung besichtigten, interessen sich weniger für die heimatgeschichtlichen Erkenntnisse, die zu gewinnen sind.

Ihnen geht es in erster Linie um die Frage, wie die Risse zu erklären sind, die erstmals 1977 in dem Gemäuer festzustellen waren. Gibt es einen Zusammenhang mit den Tagebauen in der Umgebung oder nicht? Es könnte nämlich sein, dass das Fundament des Bauwerks auf Holzpfählen ruht.

Bei einem anderen alten Haus in der Fußgängerzone ist dies schon einmal festgestellt worden. Schließlich war die Erftaue im Mittelalter feuchtes und sumpfiges Gelände und damals dienten die Pfähle zur Stabilisierung der Bauwerke im schwammigen Grund.

So etwas kann Jahrhunderte gut gehen - wenn die Holzbalken immer schön nass bleiben. Kommen sie aber mit Luft in Berührung, etwa, weil der Grundwasserspiegel wegen des Tagebaues sinkt, fängt das Holz an zu faulen.

Das wäre eine mögliche Erklärung für die Risse im Aachener Tor. In diesem Fall müsste RWE Rheinbraun für die Sanierung des Gebäudes aufkommen.


Andererseits ist an dem Tor über die Jahrhunderte immer wieder gebaut worden. Kann gut sein, dass irgendwann dem ein oder anderen Bauherren ein Fehler unterlaufen ist.

So wies Dirk Schmitz gestern zum Beispiel darauf hin, dass ziemlich genau unter den stärksten Rissen ein dicker Brocken im Fundament fehlt.

"Das könnte möglicherweise eine Ursache für die Risse sein", sagte er vorsichtig. Festlegen will er sich auf keinen Fall:

"Ich bin Archäologe, wir dokumentieren genau, was wir hier finden. Für die Rückschlüsse sind andere zuständig."

"Das Funkenbiwak kann stattfinden"

Ganz andere Sorgen haben die Nachfahren der Wächter des mittelalterlichen Tores:

Die Karnevalsgesellschaft Bergheimer Torwache feiert an dem Gemäuer nämlich am Wochenende ihr Funkenbiwak und fürchtet, die Ausgrabungen könnte ihr närrischen Treiben behindern.

Ortsvorsteher Axel Damerow weist deshalb sehr deutlich darauf hin: "Das Funkenbiwak kann auf jeden Fall stattfinden." Das bestätigt auch Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung Sepp Schmidt-Linden:

"Entweder sind die Ausgrabungsarbeiten bis Samstag beendet oder die Gruben werden sicher abgedeckt."

Quelle: Kölnischer Rundschau 12/01/01

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