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zurück zum 2001er Pressearchiv Hambach, Autobahn 4 Polnische Arbeiter verschweißen BoA-Kesselhaus Jede Naht wird dreimal geprüft Von Oliver Tripp Bergheim-Niederaußem. Durch kreisrunde Einstiegslöcher von 60 Zentimetern Durchmesser gelangt man in das Herzstück des BoA-Kraftwerks in Niederaußem: die Brennkammer. Noch haben die Schweißer, die Rohr um Rohr durch die Außenwand der Brennkammer führen und verschweißen, etwas Platz. Sie stehen auf Holzplanken in schmalen Gängen, kaum breiter als einen halben Meter, und absolvieren ihre funkensprühende Arbeit. Richtig eng wird es zum Schluss werden, wenn bis auf den letzten Winkel Rohre die etwa 50 Meter hohe Kammer anfüllen. Die Schweißer werden nur noch im Liegen oder Hocken arbeiten können. Eines Tages, wenn der BoA-Block in Betrieb ist, werden bis zu 100 Meter hohe Flammen im Innern den Kessels lodern. Dann herrschen am heutigen Arbeitsplatz der Schweißer Temperaturen um die 1000 Grad. Das Wasser in den Rohren wird unter Hochdruck auf 570 Grad erhitzt. Als Dampf treibt es später die Turbinen der Kraftwerks an. Es wird abgekühlt und noch einmal in den Kessel geführt werden, in den sogenannten "Zwischenüberhitzer", um ein weiteres Mal die Turbinen am Laufen zu halten. Schließlich gelangt der Dampf in den 200 Meter hohen Kühlturm, kondensiert zu Wasser - und der Kreislauf beginnt von neuem. Im Bereich des künftigen "Zwischenüberhitzers" ist die Arbeit für die 57 Arbeiter besonders anspruchsvoll. Sie schweißen dünnere Rohrleitungen ummantelt von stärkeren: Rohre in Rohren. Heißes Wasser und kälteres Wasser sollen in ihnen in gegensätzliche Richtungen fließen. Die Schweißnähte, die die polnischen Arbeiter Stunde um Stunde produzieren, müssen von bester Qualität sein. Ein Leck würde später zu großen Problemen führen, wenn der Kessel einmal gänzlich mit Rohren gefüllt ist. Der Brenner müsste abgeschaltet und im Dickicht der Rohre die undichte Stelle gesucht werden. Einmal in Betrieb genommen sind für die nächsten 40 Jahre Revisionsintervalle von vier Jahren vorgesehen. "Der Hersteller, Spezalisten vom RWE und der TÜV prüfen in diesem Bereich jede Schweißnaht gleich mehrfach, um die hohe Qualität zu gewährleisten", erläutert Fachbauleiter Michael Hoffmann. 93 000 Nähte sind es im Bereich des Kessels. Über 600 000 Schweißnähte an 2370 Kilometern Rohr sind es insgesamt in der "hochkomplizierten Kiste", wie Hoffmann den rund 167,5 Meter hohen Dampferzeuger schon mal nennt, den größten weltweit. Obwohl in Niederaußem nur hochqualifizierte Fachkräfte am Werk seien, seien etwa 1,5 Prozent der Schweißnähte fehlerhaft, sagt Hoffmann. Vier Wochen Luft im Terminplan habe man zu Beginn der Schweißarbeiten im September gezählt, im Verlauf von nur zwei Monaten hätten Reparaturarbeiten das Polster auf "null" schrumpfen lassen. Um weiter den Terminplan einhalten zu können, habe man jetzt, früher als geplant, auch auf der gegenüberliegenden Seite der Brennkammer mit den Schweißarbeiten begonnen. "Deutsche Facharbeiter sind für diese Arbeit in der benötigten Anzahl nicht zu bekommen", sagt Hoffmann. So arbeiten am BoA-Kessel überwiegend erfahrene Polen, die von Fremdfirmen für das Projekt engagiert wurden. Mit den Elektrikern und Rohrleitungsbauern sind zurzeit 900 Menschen im Dampferzeugerhaus beschäftigt. Zum 1. Mai 2002 soll das erste Feuer brennen. Um 950 Megawattstunden Strom zu erzeugen, werden dann acht Brenner in einer Stunde bis zu 810 Tonnen getrockneten Braunkohlenstaub in den Kessel blasen. Das ist etwa die Ladung von 33 Lastwagen. Quelle: Kölnische Rundschau 12/02/01
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