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Bagger überqueren Autobahn
Eine Stimmung wie im Fußballstadion

Von Birgit Lehmann

Bergheim - "Mehr nach rechts, mehr nach rechts. Ja, jetzt lass laufen, so ist gut, so ist gut." Einweiser Birx ist voll im Stress. Der Mann mit dem weißen Helm auf dem Kopf und dem Funkgerät um den Hals läuft in dieser Nacht einige Dutzendmal wie ein Fußballspieler von einer Seite auf die andere.

Der Rheinbraun-Mitarbeiter muss dafür sorgen, dass die riesigen Bagger, die es in dieser Nacht über die Autobahn 61 zu manövrieren gilt, mit ihren zwölf Raupenfahrwerken in der Mitte der 60 Meter breiten Sandtrasse bleiben.

Weicht ein Bagger nur um wenige Zentimeter von seinem Kurs, geraten die Baggerführer in ihrem Führerhäuschen oben ins Schwitzen. Einen Kurvenradius von 270 Meter hat der "288", der größte Schaufelradbagger der Welt. Für die Zuschauer am Rand der Trasse ist das Ganze ein einzigartiges Schauspiel.

"Jetzt geht's los, jetzt geht's los", ertönt es zu Beginn des Überquerungsmanövers von jungen Männern, es herrscht Stimmung wie vor einem wichtigen Fußballspiel. Günter Huckenberg ist aus Düren zur nächtlichen Autobahnüberquerung hergekommen. Erst um elf habe er sich auf den Weg gemacht und mit viel Glück doch noch einen Platz in den ersten Reihen gefunden.

"Meine Frau hatte keine Lust", erklärt der 61-Jährige, doch er verfolgt das Spektakel seit Tagen. Mehrmals schon hat er gesehen, wie der Bagger über Land transportiert wurde. "Das ist schon eine technische Leistung" sagt er und stellt fachmännisch fest, dass der große Bagger Schwierigkeiten hat, die leicht ansteigende Sandrampe heraufzufahren. "Da muss er jetzt richtig ziehen."

Eine Antriebsleistung von 16 000 KW hat der größere der beiden Bagger, dennoch bewegt er sich nur mit einer Fahrgeschwindigkeit von zehn Meter pro Minute vorwärts.

Fast eine Stunde dauert es, bis der erste Bagger die Autobahn überquert hat, danach folgt der kleinere Bagger, der "256", der in einer Haltebucht auf der anderen Seite der Autobahn steht. Er hat um 3 Uhr die Überquerung geschafft. Die Aufräumarbeiten beginnen, der Sand wird von der Fahrbahn geräumt, gegen 11.30 Uhr am Sonntag wird die A 61 freigegeben.

Soviel Aufwand wie bei keinem Baggertransport zuvor, sagt Rheinbraun-Sprecher Guido Steffen andertags, habe man sich diesmal gemacht: Es wurde Wege abgesperrt, Besucherparkplätze ausgewiesen und die Besucher mit Bussen zur Baggertrasse gebracht.

Dennoch halten sich nicht alle an die vorgeschriebenen Wege. Auf den Feldern parken die Autos, Schaulustige laufen querfeldein über die Ackerflächen. Und auch Proteste hat es gegeben. Am Samstagnachmittag demonstrieren Tagebau-Gegner mit Transparenten gegen den Braunkohleabbau.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 19/02/01

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