Das Aachener Tor: Die schiefen Türme von Bergheim
Von Regina Bappert
Bergheim. Zwei Löcher haben die Archäologen am Fuß des Aachener Tores gegraben. Bis zu
drei Meter tief haben sie in die Erde geguckt und dabei interessante Einblicke gewonnen.
"Die Haupterkenntnis ist: Das Aachener Tor steht nicht auf Pfählen",
erläuterte Baudezernent Albert Willems gestern auf Anfrage. Dieses Ergebnis habe ihn
erleichtert. "Meine große Sorge war, dass das Tor eines Tages einfach wegsacken
könnte."
Kommt man von außen auf das Tor zu, stehe der linke Turm des historischen Gebäudes
offenbar auf solidem Kiesgrund. Allerdings: "Es sieht so aus, als stehe der rechte
Turm auf Schluff und Lehm. Wenn der trocken wird, senkt sich der Boden." Es könne
sein, so Baudezernent Willems, dass die festgestellten Risse im linken Turm durch eine
leichte Schieflage des Aachener Tores verursacht wurden. Albert Willems:
"Ursprünglich hatte ich vermutet, das Gebäude wäre etwas nach links gekippt, weil
im linken Turm die Risse sind. Aber nun sieht es so aus, als wäre es nach rechts
gekippt."
Jetzt sind die Bodengutachter dran
Nach den Archäologen müssen nun natürlich die Bodengutachter an
die Arbeit. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Grundwasserabsenkungen für den
Braunkohlenbergbau und den schiefen Türmen des Wahrzeichens von Bergheim? "Da
spekuliere ich nicht, das müssen die Fachleute klären", sagte der Bergheimer
Baudezernent. Zu laut solle man jedenfalls jetzt noch nicht nach Rheinbraun rufen.
"Sagen wir mal so: Im 14. Jahrhundert haben die Jungs das Tor ins Moor gesetzt. 1955
begannen die Grundwasserabsenkungen für den Tagebau. Die Zeit dazwischen gab es ja auch
noch. Da ist ja auch etwas passiert", gab Willems zu bedenken.
Alle Jahrhunderte haben ihre Spuren im Boden am Fuße des Aachener Tores hinterlassen.
Durch die Ausgrabungen sind die Chancen gestiegen, genauer herauszufinden, wann das
Aachener Tor gebaut worden ist. Bisher gibt es lediglich literarische Quellen, in denen
geschrieben steht, das Tor sei im 14.Jahrhundet gebaut worden. "Nun haben die
Archäologen Scherben oder so etwas ähnliches gefunden. Damit können sie wahrscheinlich
herausfinden, wann das Fundament errichtet wurde", freut sich Willems schon auf neue
Erkenntnise. Wenn es nach dem Baudezernenten geht, sollen alle Bergheimer noch ausreichend
Gelegenheit bekommen, sich die Spuren der Vergangenheit im Erdreich genauer anzusehen. Der
Leiter der Abteilung Hochbau, Peter Hötte, habe vorgeschlagen, die Grube am linken Turm,
in der die verschiedenen Bodenschichten gut zu erkennen sind, nicht zuzuschütten, sondern
mit einer Glasplatte abzudecken.
Willems: "Ich finde, das ist eine faszinierende Idee. Wir prüfen zurzeit, wie wir
das machen können." Das Ganze müsse natürlich mit dem Landeskonservator abgestimmt
werden, statische Berechnungen seien erforderlich und Überlegungen, wie das Erdreich
abzustützten sei. "Später könnte man auch noch eine Tafel mit Erklärungen
anbringen, damit die Leute auch verstehen, was es in der Grube alles zu sehen gibt",
stellt sich der Baudezernent vor.
Gestern Nachmittag wurde das Loch zunächst einmal wieder mit Kies zugeschüttet. Willems:
"Das ist aus Sicherheitsgründen erforderlich. Es ist aber kein großer Aufwand, den
Kies später wieder herauszuholen."
Quelle: Kölnische Rundschau Lokales 24.1.2001