Erhalt der historischen und technischen Vergangenheit
Eine ,Straße der Braunkohle`?
Eine "Straße der Braunkohle"?
Von Wolfgang Mrziglod
Pulheim-Brauweiler. Straßen gibt es in der Region viele: große und kleine, wichtige und
unwichtige. Doch nun soll noch in den nächsten drei Jahren eine dazu kommen: Die
"Straße der Braunkohle" soll geschaffen werden, wie Landrat Werner Stump vor
den Teilnehmern des Colloquiums "Cöllnisch Umbra" am Freitag in der Brauweiler
Abtei erklärte.
Um das rheinische Braunkohlerevier als Denkmallandschaft und um den Erhalt wichtiger
Industriedenkmäler ging es bei der Veranstaltung, zu der der Erftkreis zusammen mit dem
Landschaftsverband Rheinland eingeladen hatte. Landesrat Gert Schönfeld zu Landrat Stump:
"Ich war erstaunt. Sie waren der erste Landrat in 15 Berufs- und Leidensjahren beim
Landschaftsverband, der uns kennt, auf uns zukommt und sagt ,Wir wollen etwas gemeinsam
machen`".
Dass die Erfassung der Kulturdenkmäler im Dunstkreis der Braunkohle durchaus ein
reizvolles, ja sogar ein lohnendes und bedeutsames Thema sein kann, darüber waren sich
alle einig, auch Christian Lögters, bei RWE Rheinbraun zuständig für die Abteilung
Liegenschaften und Umsiedlungen.
Er erinnerte an die Bemühungen seines Hauses, um die Umgestaltung von Schloss Paffendorf
und bemühte einen seiner früheren Mitarbeiter, den Brühler Juristen und Heimatforscher
Fritz Wündisch, der schon 1964 mahnte, dass ob der bevorstehenden Veränderungen und
Entwicklungen "Vergangenes nicht in Vergessenheit geraten" dürfe.
Wie es mit der Vergangenheit im Bereich des deutschen Braunkohleabbaus steht, das zeigten
die einzelnen Referate, in denen über die Bemühungen im Osten der Republik nach der
Wende berichtet wurde. Rainer Slotta, Chef des Bochumer Bergbaumuseums gab einen
Überblick über die gesamtdeutsche Situation und vergab dabei an Rheinbraun eine
schlechte Note: "Es wurde früher lieber verschrottet als erhalten. Bei einer
Nachfrage nach technischen Denkmälern im Jahre 1974 verwies die Rheinbraun lediglich auf
zwei ausrangierte Lokomotiven."
Andreas Ose stellte den Mitteldeutschen Umwelt- und Technikpark (MUT) in Zeitz und die
dort im Tagebau entstandene Kunststadt "Ferropolis" vor, deren Skyline
ausrangierte Großgeräte der Braunkohlegewinnung bilden.
Weitere Vorträge befassten sich mit den Grabungen im Braunkohlerevier, den
beachtenswerten und monumentalen Tagebaugroßgeräten im Rheinland, den Kraftwerken und
der Bedeutung der Eisenbahn bei der Erschließung der Braunkohle.
Beleuchtet wurden auch die Denkmale der Braunkohleindustrie in der Lausitz und die im
Osten bereits vorhandene "Straße der Braunkohle", die sich von Kemberg über
Bitterfeld, Leipzig sowie Zeitz und Merseburg bis nach Halle zieht.
Fragte der Hürther Stadtarchivar Manfred Faust in seinem Vortrag, ob es eine Zukunft für
die Geschichte der Braunkohle im Rheinland gäbe, so befasste sich Walter Buschmann vom
Rheinischen Amt für Denkmalpflege mit der Frechener Brikettfabrik Carl, ihrer
historischen Bedeutung und dem Stand der Erhaltungsbemühungen.
Buschmann entwickelte kein Szenario in leuchtend bunten Farben, er malte eher düstere
Wolken an den Erftkreishimmel. Denn nahezu alle Pläne, was mit der erhaltenswerten
Bausubstanz der vor sechs Jahren geschlossenen Fabrik geschehen könne, wurden im Laufe
der Zeit verworfen.
Von der Museumsidee hat man sich inzwischen in Frechen abgewendet, für Teile des
Komplexes liegt bereits bei Rheinbraun die Abbrucherlaubnis vor. Wie es weitergeht und was
aus dem Gebäude und den noch erhaltenen Maschinen wird, ist derzeit höchst ungewiss.
Quelle: Kölnische Rundschau 27/01/01