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Öko-Strom aus Chinaschilf

Doch zum Verbrennen im Heizkraftwerk ist die Pflanze viel zu schade

Von Grit Büttner

Hagenow - Am Flüsschen Sude in Mecklenburg-Vorpommern läuft die Mahd
bei Schnee und Eis auf vollen Touren. Meterhohe, dicke "Halme" werden
geschnitten und gebündelt, um letztlich aus ihnen Strom zu gewinnen.
Chinagras oder -schilf (lateinisch: Miscanthus) wird seit 1992 im
mecklenburgischen Kuhstorf bei Hagenow als nachwachsender Rohstoff
kultiviert und die Ernte alljährlich bei knackigem Frost eingefahren.
Die knapp zwei Hektar große private Plantage ist eine Seltenheit in
Norddeutschland.
Wilhelm de Vries ist der Herr des Kuhstorfer Graslands. Der 64-jährige
Chef der Agrargesellschaft "Griese Gegend" wollte das aus Asien
stammende Großgras eigentlich nicht zum Verbrennen anbauen. "Dafür ist
es viel zu schade", sagt er. "Chinaschilf ist ein wertvoller Bau- und
Dämmstoff, konnte sich bislang als biologische Alternative jedoch noch
nicht durchsetzen." Deshalb kann de Vries sein Gras nun schon das
zweite Jahr nicht mehr an Baufirmen, sondern nur noch zum Verfeuern ins
Biomasse-Heizkraftwerk Hagenow liefern. Er denkt bereits an die Aufgabe
des Bestandes, der mit acht verschiedenen Arten und mehr als 20
Varietäten doch "von großem Wert für die Wissenschaft sein kann".

"Schade ums Schilf", bedauert auch Günther Sothmann, Projektleiter
nachwachsende Rohstoffe bei der Firma Joki Haustechnik in Wittenberge.
Die Joki GmbH hatte eine Zeit lang Chinaschilf in Kuhstorf gekauft.
Doch nun sei das Lager voll, und die neu entwickelten Gras-Produkte
würden erst jetzt auf den Markt gebracht, sagt der Experte. Der Bedarf
und das Interesse daran seien aber riesengroß.

Chinaschilf ist eine genügsame Pflanze, weshalb das asiatische Gewächs
seit den dreißiger Jahren auf kleinen Flächen auch in Europa angebaut
wird. In Deutschland gedeiht es auf insgesamt 163 Hektar (1998).

Die größten Flächen haben Baden-Württemberg mit knapp 69 Hektar (ha),
Rheinland-Pfalz (40 ha), Bayern (21 ha), Sachsen (20 ha) und
Mecklenburg-Vorpommern (8 ha). Noch immer tüfteln Wissenschaftler,
Landwirte und Verarbeiter intensiv an Produkten aus Großgräsern. Die
Wittenberger Joki GmbH erfand beispielsweise Schmuck-Dachschindeln, die
steingedeckten Häusern einen "Reetlook" verleihen. Ein anderes Produkt
aus Chinaschilf und Hanf sind Dämmplatten, die gleichzeitig als
Putzträger dienen. Chinagras kann außerdem im Lehmbau als dämmender und
festigender Zuschlagstoff verwendet werden oder auch als Bindemittel
für Öl, das aus havarierten Tankern ins Meer gelaufen ist.

Quelle: Welt, Die Lokales 6.2.2001

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