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Millionen-Projekt in Erftstadt: Ein Wald aus über 100 Windrädern?
CDU kündigt Widerstand an - Investor spricht von Schikanen - Regressanspruch angedroht

Von Horst Komuth

Erftstadt-Erp - In rund 1,5 Kilometer Entfernung von Erftstadt-Erp sollen gleich drei Windparks mit knapp hundert Meter hohen Anlagen gebaut werden. Acht Windräder sind auf Erftstädter Gebiet geplant, eine weitaus höhere Zahl ist auf den unmittelbar angrenzenden Flächen der benachbarten Gemeinden Weilerswist und Nörvenich zu erwarten. Das teilte die Verwaltung auf einer Bürgerversammlung in Erp mit.

An sonnigen Hochsommerabenden werden die Schatten der Windräder bis zum Erper Cordenhof reichen. Ansonsten sei kaum mit Beeinträchtigungen zu rechnen. Der vorherrschend südwestliche Wind werde die Geräusche der Anlagen am Ort vorbei wehen, sagt die Stadtverwaltung.

Werden alle Windparks (einschließlich der Anlagen in Zülpich) tatsächlich gebaut, recken sich 105 weiße Riesen rund ums südliche Erftstadt in den Himmel, befürchtet der Stadtverordnete Friedrich Schäfer aus dem benachbarten Niederberg. Das "Aufstellungsgesetz" für die Windanlagen müsse geändert werden.

Sonst sei die Zülpicher Börde nicht mehr wieder zu erkennen sein, warnt Albert Granrath, Vorsitzender des Erftstädter Planungsausschusses. Die Stadtverwaltung hofft, dass nicht alle 105 Windräder gebaut werden. Aber rechtlich verhindern ließen sie sich wohl nicht.

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden treffen sich am 15. Januar, um das Thema zu beraten. Die Energie wird in das RWE-Netz eingespeist. In Erp will die Bonner Firma "WindWelt" zehn Millionen Mark in acht Windräder mit einer Leistung von jeweils 600 Kilowatt investieren. Der Kreis als Landschaftsbehörde kassiert für den Erper Windpark 788 000 Mark.

Mit dem Geld soll der Eingriff in die Natur durch Pflanzung von Bäumen und Sträuchern ausgeglichen werden. Peter Overhoff, Leiter des Erftstädter Bauordnungsamtes ist optimistisch, dass der Betrag auf Erftstädter Gebiet investiert wird.

Eine Reihe von Erper Bürgern erklärten auf der Versammlung, sie fühlten sich übergangen. Alles sei entschieden - über die Köpfe der Betroffenen hinweg. Wer zahle, wenn die Anlagen sich nicht mehr rentierten und entsorgt werden müssten, wurde auf der Versammlung gefragt.

Die Stadtverwaltung fordert, dass die Investoren Bankbürgschaften hinterlegen müssen, bevor eine Baugenehmigung erteilt wird. Overhoff rechnet mit 50 000 Mark pro Windrad.

Einige Stadtverordnete, vor allem der CDU, wollen die Windräder nicht hinnehmen. Zumindest der Windpark nordwestlich von Lechenich (einer der beiden vorgesehenen Parks im Stadtgebiet) soll nicht ohne weiteres verwirklicht werden können. Granrath: "Da soll jetzt erst mal ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Und das kann dauern. Während der Zeit darf auf den Grundstücken nichts verändert werden."

Der Planungsausschuss könnte die Vorhaben der Windpark-Investoren ablehnen. Doch schwant Granrath in diesem Fall Unheil: "Wir möchten nicht regresspflichtig werden."

Von reiner Schikane spricht hingegen die Firma WindWelt. Sie kündigt an, bei einem Bebauungsplanverfahren ebenfalls sofort Regressanspruch zu erheben. Die Stadtverordneten würden in die Verantwortung genommen. Schadenersatz sei dann zu leisten.

Ein Jurist von WindWelt will im Planungsausschuss den Politikern ins Gewissen reden. Der Gemeindeversicherungsverband schrieb dem Bürgermeister inzwischen, er werde keinen Versicherungsschutz für Schadenersatzansprüche der Investoren übernehmen.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 12/01/01

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