"Total Energie Deutschland" -
Solaranlagen aus Brühl
Ein Traum wurde wahr: Mit der Sonne Radio hören
Von Manfred Theisen
Brühl. Er brachte den Mongolen das Radio und Warmwasser nach Kambodscha. David Mabille
macht's möglich, ist gerade mal 29 Jahre alt und arbeitet nach seiner Odyssee um den
Globus heute in Brühl. Die Leute im Erftkreis haben zwar schon lange Warmwasser und die
meisten Radio, aber ihr Strom kommt nur selten aus der Solarzelle. Deshalb ist Mabille da.
Der Leiter der "Total Energie" Deutschland hat im März 1999 in Köln in einem
winzigen Büro alleine angefangen. Nun ist die Deutschland-Filiale - eine von 20 weltweit
- schon 500 Quadratmeter groß und "wir stocken weiter auf", sagt der Techniker
der Firma Gerald Müller. "Ende Februar können wir hoffentlich schon auf 700
Quadratmeter ausbauen."
Auf Paterre stapeln sich schon die Solaranlagen, die sie von ihrer Muttergesellschaft
Total Energie in Lyon beziehen und in ganz Deutschland verkaufen. Der Laden brummt, so wie
zur Zeit der ganze Sektor der erneuerbaren Energien. Prominentestes Beispiel ist die
Bonner Aktiengesellschaft Solarworld, deren Anteile so begehrt sind wie früher jene der
Internet-Firmen.
"Grund ist das 100 000-Dächer-Programm der Bundesregierung", erklärt Mabille.
Satte 400 Prozent Zuwachs hat dem Brühler Ableger der französischen Firma der anhaltende
Boom gebracht. Und Marbille rechnet mit einem rasanten weiteren Auftrieb von Total Energie
Deuschland. Die Hermülheimer Straße 10 ist im Erftkreis mittlerweile in Sachen
Photovoltaik-Komplettlösungen eine gefragte Adresse.
"Die Kapazität der Produktion von Photovoltaikanlagen ist heute leider noch
niedrig", sagt Mabille. Doch das wird sich möglicherweise bald ändern, denn Total
Energie und andere Anbieter könnten preiswerter liefern, wenn sich die Nachfrage und
damit die Stückzahl in den kommenden Jahren erhöht.
"Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Photovoltaik-Anlagen",
erklärt Mabille und zeigt in seinem Büro auf das Foto eines Mongolen, der vor seiner
Hütte steht. "Das ist eine Insellösung wie sie in Gebieten sinnvoll ist, wo es noch
kein Stromnetz gibt. Wir haben viele solcher Anlagen gebaut." Dabei deutet er auf dem
Bild auf eine unscheinbare Solarplatte auf dem Dach der Hütte: "Sie produziert
soviel Energie, damit dieser Mann endlich seinen Traum wahr machen kann. Er wollte
nämlich unbedingt Radio hören."
Da es in Deutschland schon ein Stromnetz gibt, verkaufen die Photovoltaik-Haushalte ihren
selbstgemachten Strom an die örtlichen Stromversorger wie die Stadtwerke Brühl für 99
Pfennig die Kilowattstunde. Die Haushalte erhalten dann den Strom für den üblichen Preis
zurück. Müller rechnet: "Wenn jemand eine 30,4 Quadratmeter große Anlage auf
seinem Dach installiert, kostet ihn das etwa samt Arbeitsstunden 45 000 Mark. Wir
vermitteln dabei auch die Handwerker."
Da jeder, der sich eine Anlage aufs Dach setzt, ein günstiges Darlehen von Vater Staat
bekomme und seine Kilowatts teuer verkaufen könne, ist er nach etwa 18 Jahren im Plus und
hat ein ruhiges ökologisches Gewissen obendrein, meint Müller: "Und es gibt eine
Garantie von 20 Jahren auf die Solaranlagen. Sie halten aber etwa 25 bis 30 Jahre."
Bislang hat der Betrieb in Brühl fünf feste Angestellte. Doch die Sonne scheint über
dem Energiesektor so stark, dass es bald mehr sein könnten. Nähere Informationen rund um
das Thema Solar gibt das Ministerium für Wissenschaft und Forschung NRW, Völklinger
Straße 49, 40221 Düsseldorf, Telefon (02 21) 8 96 04, Fax (02 21) 8 96 45 14
www.mwf.nrw.de
Quelle: Kölnische Rundschau 18/01/01