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Windanlage: Firma pocht auf die Räder

Von Horst Komuth

Erftstadt - Viele Bürger sind aufgebracht. Sie wollen die geplanten Windräder bei Lechenich und Erp verhindern. In einer Sondersitzung des Planungsausschusses, die von dem Vorsitzenden Albert Grarath einberufen wurde, machten sie ihrem Ärger Luft. Helmut Schroers, ein Sprecher der Bürgerinitiative gegen die Windräder, erntete frenetischen Beifall, als er sagte: "Niemand von uns wusste, in welcher Dimension diese Räder gebaut werden sollen." Die Leute seien viel zu spät informiert worden.

Schroers forderte die Verwaltung auf, Klage gegen die Bauvorhaben einzureichen. Erneut spendeten fast 120 Bürger im überfüllten Sitzungssaal des Liblarer Rathauses Beifall.

Der Lechenicher Dr. Walter Eggerath wies auf den Zeitdruck des Planungsausschusses hin, entweder im Februar (zum Ablauf der Frist für die Baugenehmigung) die Windräder zu genehmigen oder die Gefahr herauf zu beschwören, dass die Investoren die Stadt in Regress nehmen.

Daran ließ die Firma "WindWelt" aus Bonn, die bei Erp acht Windräder aufstellen will, keinen Zweifel. Das Unternehmen hatte seinen Juristen Dr. Guido Plassmeier in die Sitzung entsandt: "Wir werden den Rechtsanspruch, die Windräder aufstellen zu dürfen, mit allen Mitteln durchsetzen." Er bedauere "die Emotionen", die aufgekommen seien.

Diese Bemerkung brachte die Bürger erst richtig in Rage: "Wir sind das Volk", riefen sie. Dass Stadtverordnete nun argumentierten, sie hätten die Größe der Windräder nicht abschätzen können, wurde schon gar nicht akzeptiert. Ein Dirmerzheimer: "Man hätte nur in die Eifel fahren müssen. Dort stehen die Windräder doch herum. Sollen wir nun unsere ganze Heimat mit den Ungetümen zupflastern?"

Bürgermeister Ernst-Dieter Bösche versicherte, die Verwaltung habe sich um kein einziges Windrad bemüht. Aber die Bauwerke seien laut Baugesetzbuch nun mal "privilegierte Anlagen im Außenbereich". Im übrigen seien die Räder bei Mellerhöfe noch nicht beschlossen. Eine Stellungnahme der Wehrbereichsverwaltung stehe aus. Sollte sie Bedenken anmelden, werde Erftstadt die Baugenehmigung verweigern.

CDU-Fraktionschef Alfred Zerres sah weit mehr Gründe, Genehmigungen zu verweigern. Es lägen zu wenig Gutachten vor. Was geschehe, wenn 800 Liter Hydrauliköl pro Anlage ins Erdreich sickerten? Was sei mit elektromagnetischer Strahlung, was mit dem Wertverlust von Privatgrundstücken?

Auch die Finanzierung der Entsorgung sei unklar. Statt der von der Verwaltung errechneten 50.000 Mark Bankbürgschaft solle der Investor den dreifachen Preis pro Windrad hinterlegen. Überhöhte finanzielle Forderungen dürften nicht gestellt werden, sagte Bürgermeister Bösche. Er prüft nun die rechtlichen Möglichkeiten, doch noch einen Bebauungsplan aufzustellen. Nur dann sei noch eine formale Bürgerbeteiligung möglich. Bestenfalls könnte durch das neue Verfahren erreicht werden, weniger Räder mit geringerer Höhe zulassen zu müssen.

Auf Antrag der SPD, die sich mit den Grünen für die Anlagen aussprach, soll am Freitag, 2. Februar, 18 Uhr, in einer Sondersitzung des Rates in der Lechenicher Aula über die Bauanträge abgestimmt werden.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger 20/01/01

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