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zurück zum 2001er Pressearchiv Klimaschutz, Energiepolitik

Klimawandel
Erderwärmung bedroht 200 Millionen Menschen
Von Karsten Polke-Majewski

19. Feb. 2001 Klimaforscher des Internationalen Gremiums für den Klimawandel (IPCC) der Vereinten Nationen haben vor den Folgen des Klimawandels gewarnt. In einem Bericht zum Stand der Klimaerwärmung schreiben rund 900 beteiligte Wissenschaftler, bis zum Jahr 2100 würden die Weltmeere mindestens um 50 Zentimeter, vielleicht sogar um 95 Zentimeter ansteigen. Ein solcher Meeresspiegelanstieg würde rund 200 Millionen Menschen, die in tiefer gelegenen Küstenregionen leben, direkt bedrohen.

Besonders gefährdet sind einige Inselstaaten im Pazifik und das bevölkerungsreiche Bangladesh. Hier sterben schon heute jedes Jahr Tausende an den Folgen von Monsun-Stürmen und Überschwemmungen.

Erwärmung trifft vor allem arme Länder

Der Klimawandel wird vor allem arme Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika treffen, berichteten die Forscher. Schon heute mangele es rund 1,7 Milliarden Menschen an ausreichendem Trinkwasser. Vielerorts ist das Trinkwasser durch Krankheitserreger verseucht. Vor allem in Asien werden in den kommenden Jahrzehnten große Regionen so trocken werden, dass die Ernten regelmäßig bedroht sein werden, erwarten die Wissenschaftler.

Zudem würden viele Tier- und Pflanzenarten aussterben, weil sie nicht schnell genug auf die Veränderungen der Umgebung reagieren könnten. Besonders verwundbar gegenüber dem Klimawandel seien Ökosysteme, die sich nur langsam anpassen können, wie zum Beispiel Gletscher, Feuchtgebiete, Mangroven, Ökosysteme in der Arktis und den Gebirgen, aber auch die borealen und tropischen Wälder. Die Mehrzahl der Korallenriffe, die durch klimatische Schwankungen wie El Niño schon stark geschädigt seien, würden einen Temperaturanstieg von 2 Grad Celsius nicht überleben, fügten Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hinzu.

Arktiseis schmilzt

Der Bericht des IPCC, der in Genf vorgestellt wurde, ist der zweite Teil einer umfassenden Untersuchung des Klimawandels. Den ersten Teil hatten die Wissenschaftler im Januar in Shanghai vorgestellt, der dritte Teil soll in Ghana veröffentlicht werden. Darin sollen Vorschläge zur Reduzierung der die Atmosphäre aufheizenden Treibhausgase gemacht und die Kosten einer Veränderung der Energiepolitik auf der Welt berechnet werden. Wetterkatastrophen haben im vergangenen Jahr nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) mehr als 100 Milliarden Mark Schaden verursacht.

Viele klimatische Veränderungen, die der Bericht aufzählt, sind nach Meinung der Wissenschaftler schon heute zu sehen. In den Alpen sei ein starker Rückgang der Gletscher zu beobachten und auch das Eis der Arktis sei schon um rund 10 Prozent zurückgegangen. Immer öfter flögen Zugvögel nicht mehr in ihre angestammten Überwinterungsquartiere, sondern blieben in nördlicheren Regionen.

Menschlicher Einfluss nicht mehr zu übersehen

Die Klimaforscher betonten, trotz natürlicher Klimaschwankungen sei der menschliche Einfluss auf das Klima nicht mehr zu übersehen. Selbst die zurückhaltensten Modellrechnungen kommen auf eine durchschnittliche Erwärmungsrate von zwei Grad Celsius bis 2100. Diese Rate liegt deutlich über jenen Erwärmungen, die für jeweils hundert Jahre in den vergangenen 10.000 Jahren berechnet werden konnten.

"Kein Land kann es sich erlauben, die Veränderung seiner natürlichen Umgebung und die Folgen für die Menschen zu ignorieren", sagte der Sekretär der UN-Rahmenkonvention zur Klimaänderung, Michael Zammit Cutajar. Doch trotz der alarmierenden Ergebnisse des Berichts scheinen sich die Klimapolitiker der Welt nicht näher zu kommen. Nachdem im vergangenen Jahr die fünfte Klimakonferenz in Den Haag scheiterte und der niederländische Konferenzpräsident Jan Pronk die Fortsetzung der Treffen Ende Juni anberaumte, streiten sich Europäer und Amerikaner weiter um die Umsetzung des Kyoto-Protokolls, das den Ausstoß klimawirksamer Gase vermindern soll. Präsident George W. Bush bat Pronk gar um eine weitere Verschiebung der Konferenz, damit sich die amerikanischen Delegierten besser vorbereiten könnten.

Pronk nannte den Bericht angsteinflößend. Er unterstreiche die Notwendigkeit, beim nächsten Treffen der Konferenzteilnehmer zu klaren Ergebnis zu kommen, sagte der niederländische Umweltminister.

Einigung scheitert an Amerika

Den Haag war vor allem am Widerstand der Vereinigten Staaten gescheitert, die verlangt hatten, dass natürliche Kohlendioxydspeicher wie Wälder und Algenfelder in die Treibhausgasbilanz eines Landes einberechnet würden. Vor allem Deutschland hatte sich dagegen gewehrt und den unverhältnismäßig hohen Energieverbrauch der Amerikaner kritisiert. Ein Vermittlungsversuch im November in der kanadischen Hauptstadt Ottawa ist schon gescheitert.

Unterdessen forderte der Leiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, die Klimakonferenz zu einem Abschluss zu bringen. "Aber die Gespräche dürfen nicht um jeden Preis abgeschlossen werden, sondern um der Notwendigkeit willen, das Klima nachhaltig zu schützen. Alles andere würde Resignation auslösen. Die ökologische Glaubwürdigkeit muss erhalten bleiben. Schlupflöcher darf es keine geben. Erst, wenn das Protokoll in Kraft getreten ist, kann man darüber nachdenken, wie man es verbessert", sagte Töpfer FAZ.NET.

"Kernkraft keine Zukunftsenergie"

Der Idee, den Klimawandel durch die Nutzung von nuklearen Kraftwerken aufzuhalten, erteilte Töpfer eine Absage. "Die Kernkraft kann nicht die Zukunftsenergie sein, Besonders nicht für Entwicklungsländer. Man ist ja einmal davon ausgegangen, mit der Kernkraft seien die Energieprobleme der Welt gelöst. Aber heute wissen wir, dass das nicht stimmt. Wir müssen eine Zukunft ohne Kernenergie erfinden."

Allerdings warnte Töpfer davor, Umweltschutz mit radikalen Maßnahmen zu betreiben. Solange die Kernenergie genutzt werde, solle dazu die beste Technik angewendet werden. "Wenn man aus der Kernenergie aussteigen will, dann muss man bei den schlechtesten Kraftwerken anfangen. Dann muss Deutschland eben Strom aus besseren deutschen Kernkraftwerken für den Preis, der für Strom aus Temelin bezahlt wird, in die Tschechische Republik verkaufen, damit Temelin erst gar nicht angeschaltet wird", sagte Töpfer.

Quelle: FAZ.net 20/02/01

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