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Windpark "Voißeler Heide": Geringere
Geräuschemission
Von Manfred Lang
Mechernich-Voißel - Mit einem Geschenk von je 2500 Mark für die Feuerwehr und den
Bürgerverein Voißel stimmte der Diplom-Meteorologe Thomas Klodt die Bevölkerung am
Dienstagabend während einer Einwohnerversammlung auf den Bau von vier hundert Meter hohen
Windkraftanlagen in der Voißeler Heide ein.
Der Vertreter der Betreiberfirma "WindWelt, Asbeck Immobilien-und
Kraftwerks-GmbH", einer Tochter der Aktiengesellschaft "SolarWorld",
versprach den Voißelern "gutnachbarschaftliche Beziehungen für die nächsten 20
Jahre, denn so lange wollen wir die Windanlagen selbst betreiben".
Insgesamt investiert die Firma 14 Millionen Mark in den ursprünglich für acht Mühlen
konzipierten "Windpark Voißeler Heide". Auf Drängen von Bürgermeister Dr.
Hans-Peter Schick, der zu große Lärmbelästigung für ein Wohnhaus und zwei
Aussiedlerhöfe vermeiden wollte, werden im April nur noch vier Windanlagen mit je 1,5
Megawatt Leistung aufgestellt.
Die Bürger schienen beeindruckt von Klodts Konzept und allem Anschein nach auch von der
5000-Mark-Spende für die Dorfvereine. Nur einer, dem Klodt zweimal genaue Auskunft auf
detaillierte Fragen versagte, verließ wutschnaubend den Saal: "Wir werden keine
guten Nachbarn!"
An Warnungen vor den Versprechungen der Windmüller ließ es auch Robert Ohlerth, der
Ortsvorsteher von Kallmuth am Fuße des Windparks "Ravelsberg", nicht fehlen:
"Uns war in einer Prognose vorab eine Geräuschkulisse von 38,9 Dezibel versprochen
worden - ich habe heute bis zu 48 Dezibel gemessen." Wenn "WindWelt" den
Voißelern eine Lärmbelästigung von maximal 39,5 Dezibel verspreche, so Ohlerth, dann
ändere das nichts daran, dass eine Bundesverordnung ("TA Lärm") den
Windmüllern bis zu 45 Dezibel zugestehe. Ohlerth, der auch Vize-Bürgermeister der Stadt
Mechernich ist, meinte: "Wenn die 39,5 Dezibel nicht zwingend im Bebauungsplan
festgeschrieben werden, dann machen Sie nichts mehr, wenn es lauter wird."
Thomas Klodt weigerte sich, die hochmodernen Fuhrländer-Anlagen für die Voißeler Heide
mit den meisten der 14 auf dem "Ravelsberg" stehenden Windrädern zu
vergleichen: "Ich möchte mich nicht zu den Anlagen von Mitbewerbern äußern."
Fakt sei, dass die einzige Windmühle seiner Firma auf dem "Ravelsberg" eine
extrem leise drehende, getriebelose Anlage sei.
"Langsam-Dreher"
Die vier für Voißel geplanten Mühlen vom Typ "MD 70" des Westerwälder
Herstellers Fuhrländer (97 Meter hoch, 70 Meter Nabenhöhe, über 50 Meter
Rotor-Durchmesser) seien "extreme Langsam-Dreher". Das werde nicht nur für eine
weit niedrigere Geräuschkulisse sorgen, sondern auch für weniger Schlagschatten.
Klodt legte in der gut besuchten Bürgerversammlung sogar schon genaue Berechnungen für
die Uhr-und Jahreszeiten vor, in denen in den umliegenden Dörfern mit
"Hell-Dunkel-Effekten" zu rechnen sei (in Klammern die maximalen
Geräuschbelastungen): Voißel (39,5 Dezibel) kein Schlagschatten, Anwesen Schermann in
der Voißeler Heide (45 Dezibel) Schlagschatten von 9.30 bis 10 Uhr im Dezember/Januar,
Wallenthaler Höhe (39 Dezibel) 22 Minuten Schlagschatten im Sommer nach 21 Uhr,
Wallenthal (35 Dezibel) bis zu 18 Minuten Schlagschatten täglich während
unterschiedlicher Zeiten. Mit Schlagschatten am Morgen haben die Bewohner von Anstois und
Mastertmühle zu rechnen.
Klodt stimmte Ohlerth zu, dass drei Dezibel mehr exakt einer Geräuschverdoppelung
entsprechen. Allerdings müsse man sich vor Augen halten, dass eine Straße wie die B 266
einen Geräuschpegel von bis zu 100 Dezibel erzeuge. "WindWelt" habe Anlagen
ausgesucht, deren Rotorblätter verstellbar seien, so der Diplom-Meteorologe: "Damit
können wir den Geräuschpegel weiter drosseln, falls es zu laut wird."
Der Windpark "Voißeler Heide", so
dozierte Thomas Klodt, erspare der Umwelt jährlich einen Ausstoß von 13,6 Millionen
Kilogramm Kohlendioxyd und 20 Tonnen Schwefeldioxyd - oder aber 72 Kilo Atommüll.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger Lokales 24.1.2001
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