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"In Voißel bleibt Windradlärm weit unter Höchstgrenze"
"Majestätisch und ruhig!"

Von Christoph Heup

Voißel. Der neue Nachbar kam am Dienstagabend mit Blumen für die Ortsvorsteherin Bärbel Kremer und mit jeweils 2500 Mark für die Feuerwehr und den Bürgerverein nach Voißel: weil er in den kommenden 20 Jahren eine gute Nachbarschaft haben will für jene vier Windräder, die die Bonner Asbeck Immobilien und Kraftwerks-GmbH im April auf der Voißeler Heide aufstellt.

Ob die Nachbarschaft wirklich gut wird, dürfte sich erweisen, wenn sich die Flügel der 100-Meter-Riesen vom Typ Fuhrländer MD 70 drehen. Nach den negativen Erfahrungen, die die Kallmuther mit lärmenden Windrädern auf dem Ravelsberg machten, sind die Besorgnisse der Bürger in Voißel und Wallenthal nicht gerade gering. Für den Betreiber versuchte am Dienstagabend im gut gefüllten Dorfgemeinschaftshaus der Diplom-Meteorologe Thomas Klodt, die Befürchtungen der Anlieger zu zerstreuen.

Die 45 dB-Linie, die der Gesetzgeber in der TA Lärm als nächtliche Höchstgrenze für ein dörfliches Mischgebiet zulässt, wird Voißel (800 Meter von der nächsten Anlage entfernt) und Wallenthal (1260 Meter)nach Darstellung der Firma auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen nicht erreichen. Nur in einem abseits (südlich von Voißel) liegenden Anwesen würden 45 dB erreicht.

In Voißel, so die Zusage, liege die Obergrenze bei 39 dB, in Wallenthal bei 35 dB. Und selbst diese Werte, so Klodt, würden wohl nicht erreicht, da der Betreiber noch 3 dB zur Sicherheit eingerechnet habe.

Zum Vergleich: Straßenlärm schlägt mit 80 bis 90 dB zu Buche, normale Wohnungsgeräusche liegen bei 40 dB. Und selbst in stillen Eifeldörfern ist es nicht ganz ruhig. Die Grundbelastung liegt dort bei 35 bis 36 dB.

Allerdings machte der Kallmuther Ortsvorsteher Robert Ohlerth deutlich, dass ein paar Dezibel mehr oder weniger eine gravierende Rolle spielen. Bei drei Dezibel nach oben verdoppele sich der Lärm. In einem Dorf, in dem es vorher ruhig gewesen sei, würden 45 dB als störend empfunden. Gerade eben habe er in Kallmuth wieder 47 bis 48 dB gemessen. Ohlerth: "Das schlägt dann kräftig." Schallgutachten, wie es jetzt auch die Firma Asbeck vorlege, krankten daran, dass sie die topographischen Besonderheiten der Eifel außer acht ließen.

Definitiv sicherte Klodt zu, die Grenzen der TA Lärm nicht auszunutzen, sondern sich an die selbst gestellten Werte zu halten. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick erklärte, dass auch die Stadt auf die Einhaltung der im Bauantrag genannten Werte achten werde. Wobei die Stadt im Gegenteil zum Ravelsberg in der Voißeler Heide alleiniger Eigentümer sei. So könne die Stadt garantieren, dass es auch in Zukunft nicht mehr als vier Anlagen sein würden.

Auch sonst sieht Klodt keine Belästigungen der Bürger. Da es sich um sehr große Windräder handele, drehten sich die Flügel "majestätisch und ruhig", nicht so aufregend schnell wie bei kleinen "Luftquirlen".

Die Frage des CDU-Ratsherren Johannes Ley, ob auch bei Voißel wie in Kallmuth Anlagen älterer Bauart errichtet würden, verneinte Klodt: "Die Anlagen sind auf dem neuesten technischen Stand."

Vom Schattenschlag, den der Gesetzgeber auf 30 Stunden im Jahr und täglich auf 30 Minuten begrenzt, werden die Voißeler nach Darlegung des Meteorologen gar nicht berührt. In Wallenthal könne es im Februar/März und im September/Oktober jeweils zwischen 17 und 18 Uhr zu kurzzeitigem Schattenschlag kommen. Die Wallenthalerhöhe kann diesen im Hochsommer um 21 Uhr erleben.

Dafür, so Klodt, werden die Hochspannungsleitungen auf den Feldern vor Voißel verschwinden, da die KEV für den Park, der insgesamt 6 Megawatt Strom liefert, Erdkabel verlegt.

Auch die Gefahr durch Eiswurf sei bei diesen Anlagen nicht gegeben. Die Räder seien mit einem Mechanismus (Vibrationsalarm) ausgestattet, der sofort abschalte, wenn die Anlage durch Eisbildung an den Flügeln unrund laufe. In derartigen Fällen informierten die Windräder per SMS den Hersteller im Westerwald und den Betreiber in Bonn. Es könne nur vorkommen, dass Eisbrocken senkrecht hinabfielen, wie es auch unter Bäumen sei.

Klären will Klodt noch, ob eventuelle Farbwünsche der Voißeler für die Windräder berücksichtigt werden können. Mechernichs Stadtplaner Thomas Schiefer regte Grün für den Mast und Blau für Anlage und Flügel an, damit sich die Räder Landschaft und Himmel anpassen.

Quelle: Kölnische Rundschau Politik 25.1.2001

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