BEW-Chef Wilhelm Heikamp
Ein Global Player mit regionaler Bodenhaftung
Von Volker Kutscher
Wipperfürth. Die BEW (Bergische Energie- und Wasser-GmbH) weitet ihre Aktivitäten aus.
Noch in diesem Jahr möchte das regionale Versorgungsunternehmen mit Sitz in Wipperfürth
das Hückeswagener Stromnetz von den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken (RWE)
übernehmen. Der Konzessionsvertrag dort läuft zum 30. Juni aus. Ähnliches erhofft sich
der neue BEW-Chef Wilhelm Heikamp für Wermelskirchen, wo der Vertrag in eineinhalb Jahren
ausläuft. Derzeit hält die BEW 25 Prozent an den Stadtwerken Wermelskirchen, eine Fusion
ist angestrebt. Die Entscheidung darüber trifft aber der Wermelskirchener Stadtrat. Die
Mitarbeiterzahl der BEW (derzeit 65) wird durch Fusion und die Netzübernahme ebenfalls
steigen.
Bald auch in Hückeswagen Vollversorger
"Die Fusion mit Wermelskirchen soll nicht die letzte sein", gibt Heikamp die
Marschrichtung der nächsten Jahre vor. Langsames, stetiges Wachstum in der Region
"bis zu einer bestimmten, marktbedingten Größe" sei angestrebt, aber keine
unbegrenzte Expandierung, "sonst ist die Größe irgendwann nicht mehr
handlebar". Die BEW sei "ein Versorger im globalisierten Markt, aber mit
regionaler Haftung", meint der Geschäftsführer: "Ich kann auf die Bedürfnisse
der Bürger nur eingehen, wenn ich ihre Bedürfnisse kenne."
Mehr Einheitlichkeit im Flickenteppich
Die BEW möchte sich zu "einem regionalen Versorger im vollen Querverbund"
entwickeln, wie Heikamp sagt. Strom, Wasser und Gas liefert man bislang nur in
Wipperfürth, in Hückeswagen (bislang Gas und Wasser) wird die Vollversorgung in diesem
Jahr erreicht, in Kürten ist man Gaslieferant (Wasserversorgung angestrebt), in
Wermelskirchen indirekt (über die Stadtwerke-Beteiligung) Gas- und Wasserlieferant. In
diesem Flickenteppich strebt Heikamp eine größere Einheitlichkeit an, zu der die ersten
Schritte dieses Jahr gemacht werden. Als weitere Kommunen für die Stromversorgung böten
sich Radevormwald und Marienheide an, allein schon aus technischen Gründen:
"Wipperfürth, Hückeswagen, Radevormwald und Marienheide bilden eine
Netzeinheit", erklärt Heikamp, "das würde durchaus Sinn machen." Die
angekündigten Mega-Fusionen in unmittelbarer Nachbarschaft (die Ausweitung der Kölner
GEW zur GEW Rheinland) sieht der BEW-Chef mit Gelassenheit: "Das ist eine Entwicklung
in der Rheinschiene, von der wir originär nicht betroffen sind." Dass die BEW, die
zu drei Vierteln den Kommunen Wipperfürth und Hückeswagen gehört, eine ähnliche
Entwicklung nimmt oder von einem Riesen geschluckt wird, kann er sich nicht vorstellen:
"Es wäre nicht gut, wenn die BEW zu hundert Prozent einem anderen Versorger
gehört." Es sei wichtig, "dass die operativen Einheiten vor Ort erhalten
bleiben". Sonst sei die Gefahr groß, dass nur noch dividendenorientiertes Denken
zähle, "und das ist nicht mein Ding". Ein Unternehmen, gerade ein
Versorgungsunternehmen, habe nicht nur Gewinn zu machen, sondern trage auch Verantwortung.
Heikamp, der die BEW im Sommer vom langjährigen Geschäftsführer Dieter Daun übernahm,
sagt, er habe ein "sehr intaktes und ertragskräftiges Unternehmen" vorgefunden.
Im Bergischen sei er auf ähnliche Strukturen und eine ähnliche Mentalität wie in seiner
niederrheinischen Heimat gestoßen.
Zufrieden ist er mit dem Verlauf der Selbstablesung, um die die BEW ihre 35 000 Kunden in
diesem Jahr erstmals gebeten hatte. "Wir hatten 95 Prozent Rücklauf."
Ablesekarten mit genauer Erklärung von Gas-, Wasser- und Stromzähler wurden zum
Jahresende verteilt. Die Kunden seien da sehr kooperativ gewesen. "Das ist der Trend
der Zeit", sagt Heikamp über die Selbstablesung, die an seinem früheren
Arbeitsplatz in Dinslaken bereits seit längerem üblich sei.
"Vielleicht geht Gaspreis zum 1. Juli wieder runter"
In sein erstes Halbjahr als BEW-Chef fielen gleich zwei Gaspreiserhöhungen. Die
resultierten aus den gestiegenen Rohölpreisen und der Ölpreisanbindung des Gaspreises.
Dass die Ölpreise im Dezember wieder gesunken sind, merkten die Gaskunden am 1. Januar
jedoch nicht, im Gegenteil. "Das liegt daran, dass der jüngsten Preiserhöhung der
Durchschnittsölpreis der Monate März bis Oktober zu Grunde liegt", erklärt
Heikamp, "der Gaspreis hinkt immer ein paar Monate hinterher." Sind also
demnächst wieder sinkende Gaspreise zu erwarten? "Am 1. April wohl noch nicht, da
wird der Preis ungefähr gleich bleiben", schätzt der Geschäftsführer, "aber
vielleicht geht er zum 1. Juli und zum 1. Oktober wieder runter."
Quelle: Kölnsche Rundschau 11/01/01