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Zurück zum Pressearchiv Liberalisierung des Strommarktes Kartellamt mit Veag-Deal unzufrieden Das Kartellamt bezweifelt, dass die HEW den von der Behörde geforderten Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt garantieren kann. Dazu fehlten den HEW bei einem Marktanteil von unter fünf Prozent der ausreichende Zugang zu Endkunden, so der Kartellamtschef. Entscheidend stört das Kartellamt, dass die HEW nicht den Chemnitzer Energieversorger Envia mit übernommen haben. Mit seiner großen Verbreitung in den Ländern Brandenburg und Sachsen sei die Envia ein Garant für eine hohe Kundenzahl und damit für Wettbewerb, betonte Böge. Auch die angestrebte Übernahme der Berliner Bewag durch die HEW wäre im Sinne des Kartellamtes eine gesichertere Basis für ein Wettbewerbskonzept. Mitte Dezember haben die Hamburger den Zuschlag für Veag und Laubag bekommen, von denen sich RWE und Eon als Auflage ihrer Fusionen hatten trennen müssen. Gegenüber der Bundesregierung haben sich die HEW zur Abnahme von 50 Terrawattstunden Strom aus der Veag-Produktion verpflichtet. Die HEW müssen jetzt gegenüber dem Kartellamt nachweisen, dass sie genug Kunden haben, um den Veag-Strom absetzen zu können. Die Wettbewerbshüter wollen vermeiden, dass die HEW ihre bei Veag erzeugte Energie am Ende doch wieder über RWE oder Eon vermarkten lassen und damit eine Abhängigkeit eingehen müssen. Die Bewag würde eine derartige Kundenbasis bieten. Hier streiten aber noch HEW und Eon gegen den Mitbesitzer Southern Energy um die Vorherrschaft. Die Envia wiederum war bei dem Veag-Deal außen vor geblieben und gehört weiterhin zu RWE. Möglicherweise wird das Kartellamt nun den Verkauf der Envia doch fordern. HEW-Vorstandsprecher Manfred Timm steht unter Druck. Mit einem Ergebnis aus dem Schiedsverfahren um die Bewag rechnet Timm in "sechs bis acht Wochen", wie er der WELT sagte. Denkbar sei auch, dass man neu über einen Kauf der Envia nachdenken müsse. Dies sei auch eine Frage des Preises. Die HEW werden bereits für den Erwerb von Veag und Laubag einen Großteil ihrer Rücklagen von "vier bis fünf Milliarden Mark" aufzehren müssen. Analysten sehen die Finanzkraft der HEW damit erschöpft. Der HEW-Großaktionär Vattenfall aus Schweden werde den Kauf von Veag und Laubag "nicht mit einer einzigen Mark" mitfinanzieren, erklärte Timm zudem. Mit Blick auf die von ihm angestrebte vierte Kraft auf dem deutschen Strommarkt aus HEW, Veag, Laubag und Bewag droht Timm nun den Berlinern: "Die Bewag hat nur noch die Wahl, dabei zu sein oder unser Konkurrent zu werden. Und ich würde mir an Stelle der Bewag die Konkurrenz mit uns nicht wünschen." Man werde dann in Berlin "einmarschieren" und die Bewag angreifen. Bei der Bewag wiederum will man diese Äußerungen nicht kommentieren. "Das ist dann Wettbewerb", erklärte ein Sprecher lediglich. Bis Mitte 2002 hat die Bewag ohnehin die Option festgeschrieben, sich mit 25,1 Prozent an der Gruppe aus HEW, Veag und Laubag zu beteiligen. Quelle: Welt, Die Wirtschaft 11.1.2001 |