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Zurück zum Pressearchiv Liberalisierung des Strommarktes

  RWE bietet gegen EnBW um spanischen Versorger Hidrocantábrico

Madrid/Essen - Spaniens Energieversorger Hidroelectrica del Cantábrico SA könnte bald unter deutsche Kontrolle geraten. Wie die Madrider Wirtschaftszeitung Expansión berichtet, bereitet RWE, Deutschlands Nummer eins beim Strom, eine Übernahme für diesen viertgrößten Anbieter von Strom und Gas vor. Mit den Aktionären bestehe bereits Kontakt, heißt es. Eine RWE-Sprecherin lehnte dazu aber jede Stellungnahme ab.

RWE wäre nicht der einzige Interessent. Erst letzte Woche hatte die spanische Wertpapierkommission CNMV ein Angebot der spanischen Ferroatlántico genehmigt, die mit der Energie Baden Württemberg AG (EnBW) bei Hidrocantábrico eine strategische Partnerschaft anstrebt. Ferroatlántico bietet 540 Mio. Euro für 25 Prozent der Hidricantábrico-Aktien, will aber diese unter Marktwert liegende Offerte für den Fall aufstocken, dass die Aktionäre von Hidrocantábrico auf ihre komplizierten Stimmrechte verzichten. Hidrocantábrico beschäftigt 1500 Mitarbeiter, betreibt zehn Prozent der spanischen Kraftwerke und kontrolliert acht Prozent des Marktes.

Eine Gegenofferte von RWE könnte gute Chancen haben. Schon einmal hatte Spaniens Regierung einen Einstiegsversuch von EnBW, hinter der die staatliche französische Electricité des France (EdF) steckt, blockiert. Ein französisches Staatsmonopol dürfe bei strategisch wichtigen Unternehmen in Spanien nicht einsteigen, hatte Ministerpräsident José María Aznar die Ablehnung begründet.

Auch über den Fall Hidrocantábrico hinaus stehen die Chancen der RWE AG günstig, in Spanien Fuß zu fassen. So will die Regierung die Fusion der beiden Marktführer Endesa-Iberdrola nur unter erheblichen Auflagen genehmigen, darunter der Verkauf großer Teile an ausländische Interessenten, unter denen immer wieder RWE genannt wird.

RWE-Chef Dietmar Kuhnt hatte zuvor mehrmals betont, auf dem europäischen Energiemarkt eine bedeutende Position erringen zu wollen. Das bedeutet nach seinem Verständnis mehrheitliche Übernahmen in Spanien, England und Italien. Frankreich scheidet dabei naturgemäß so lange aus, bis die EdF privatisiert wird. In Italien bieten sich mit der Entstaatlichung der Enel dagegen konkrete Chancen. Und in Großbritannien teilen sich gut 30 börsennotierte Energieversorger den Markt für Strom, Gas und Wasser. Erst kürzlich verdichteten sich Gerüchte, denen zufolge Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern Eon beim größten englischen Stromanbieter Powergen ein Übernahmeangebot vorbereitet. Aber auch Scottish Power liebäugelt dem Vernehmen nach mit einem Takeover bei Powergen.ute/wtm

Quelle: Welt, Die Wirtschaft 22.1.2001

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